Volltext Seite (XML)
Für eine Politik Kes Frick« mk Ker WWW Die Verschwörung irr Spanien. Gegenmaßnahmen der Regierung. Alessandro Lerroux, der Chef der Republikanischen Partei, ist verhaftet und in das große Madrider Gefängnis zur Verfügung des Militärgerichts gebracht worden. Seine Inhaftierung erfolgte vermutlich deshalb, weil in den letzten Tagen eine Abschrift eines Lerronx zugeschrie- benen Brieses zirkulierte, der nach dem baldigen Sturz der jetzigen Regierung eine jakobinische Diktatur und Strafen ankündigte. Gleichzeitig wurden die Nniverst- tätsprofessoren Giralt und Marti Jara verhaftet. Es handelt sich um ein über ganz Spanien, hauptsäch lich Barcelona und Madrid, verzweigtes Komplott zum Sturze der Diktatur und Monarchie und Errichtung einer föderalistischen Republik in Spanien, als deren Präsident Blasco Ibanez genannt wird. Lerroux sollte die Minister- Präsidentschaft übernehmen. Der Reichspräsident erwiderte u. a. mit folgenden Worten: Herr Botschafter! Ich habe die Ehre, aus den Händen Eurer Exzellenz das Schreiben entgegenzunehmen, durch das Seine Majestät König Georg V. Sie als Königlich Großbritannischen außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter bei mir beglaubigt. Ich bitte Sie, der Dolmetsch meines aufrichtigen Dankes für die freundlichen Wünsche zu sein, die Seine Majestät für das Gedeihen Deutschlands in Seinem Hand schreiben auszusprcchcn die Güte hatte, und Ihrem Hohen Souverän zu versichern, daß ich diese Wünsche aufrichtig erwidere. Die große Aufgabe, die der Lösung immer noch harrt, ist der Wiederaufbau und die dauernde Sicherung des FriedensEuropas. Ich hoffe mit Ihnen, daß die Vertrags von Locarno und Deutsch lands Eintritt in den Völkerbund Etappen auf dem Wege zu diesem Ziele sein mögen und daß Ihre Erwartung auf einen neuen Abschnitt in der Geschichte sich erfüllen werde. Die Zusicherung Ihrer persönlichen Mitarbeit an diesem Werk nehme ich dankbar entgegen. Zugleich gebe ich auch der Hoffnung Ausdruck, daß alle Mächte auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet verständnisvoll Zusammen arbeiten, geleitet von dem Geiste des Entgegenkommens und der Rücksichtnahme auf die Erfordernisse des natio nalen und wirtschaftlichen Lebens der einzelnen Völker. Eure Exzellenz wollen versichert sein, daß Sie bei mir und der Neichsregierung stets jede Unterstützung zur Förderung Ihrer Mission finden werden. Es wird uns eine Freude sein, Ihnen die Erfüllung der mit Ihrem hohen Amt verbundenen Ausgaben in jeder Weise zu er leichtern. Im Namen des Deutschen Reiches heiße ich Sie, Herr Botschafter, herzlich willkommen. Hieran schloß sich eine Unterhaltung, in deren Verlauf der Botschafter dem Reichspräsidenten einiac Mitglieder der Botschaft vorstellte. Griechenland für die Republik. Ruhiger Verlauf der Wahlen. Unter großen Sicherheitsmaßnahmen haben in ganz Griechenland Neuwahlen für die Kammer stattgefun den. Diese Wahlen stellen einen Versuch des gegenwärtig an der Spitze des Landes stehenden Generals Kondylis dar, das diktatorische Regime des von ihm gestürzten Ge nerals Pangalos zu liquidieren und dem Land wieder eine verfassungsmäßige Regierung zu geben. Der Wahl kampf spielte sich in der Hauptsache zwischen Anhängern des Königsgedankens und Republikanern ab, ging also zu gleicher Zeit auch um die Staatssorm. Die Wahlen sind im ganzen Lande in vollkommener Ordnung und völliger Ruhe verlaufen. Die Wahlbeteili gung war außerordentlich stark. Nach einer amtlichen Mitteilung hat der republikanische Block bei den Wahlen 65 Prozent aller Sitze im Parlament erobert. Die Mehrheit der Wähler hat sich also für die jetzt bestehende republikanische Staatsform ausgesprochen, Ministerpräsident Kondylis richtete an die Volks menge eine Ansprache, in der er das griechische Volk zu dem Sieg der Republikaner beglückwünschte. „Da wir wußten," sagte Kondylis, „daß dieser Kampf der end gültige und entscheidende für das Regime sein wird, hatten wir den Monarchisten jede Möglichkeit gegeben, ihre Agitation frei zu entfalten. Sie haben davon denn auch umfassenden Gebrauch gemacht. Aber jetzt, nachdem das Volk seinen Urteilsspruch gefällt hat, werden wir in Zu kunft nicht mehr erlauben, daß noch jemand die FragedesNegimewechselsaufwirft." Kon- dylis schloß mit den Worten: „Es wird von Ihnen ab- hängen, ob unser großer Führer Venizelos in das Land zurück gerufen werden soll." für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaitenr Raumzeile 20 Goldpfcnnig, die Lgcfpalter-eAeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- pfrunig, die Zerspaltene Rrdlamezeilr im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Äachweifungsgri'Ühr 20 Goldpfennig. Dor- Das Arbeiiszeiigeseh. Besprechungen in der Reichskanzlei. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers und unter Be teiligung der Reichsminister Dr. Brauns, Dr. Curtius, Dr. Krohne und Haslinde fand in der Reichskanzlei mit den Vertretern der deutschen Arbeitgeberverbände eine ein gehende Aussprache über den Entwurf des Arbeitsschutz gesetzes, namentlich über die Frage der Arbeitszeit, statt. Von der Reichsregierung wurde darauf hingewiesen, daß sie vor eigener Entschließung besonderen Wert darauf legt, die überaus bedeutungsvollen wirtschaftlichen und sozial politischen Probleme in eingehenden Aussprachen mit den Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer einer Klärung näherzubringen. Seitens der Vertreter der Wirtschaft wurde unter Be tonung des Willens, zur befriedigenden Lösung der Arbeitszeitfrage beitragen zu wollen, darauf hingewiesen, daß bei der Regelung der Arbeftszeitfrage auf die noch keineswegs gesicherte allgemeine Wirt schaftslage sowie auf die besonderen Verhältnisse in den einzelnen Wirtschaftszweigen entsprechende Rücksicht genommen werden müsse. Der Reichskanzler hat die Stellungnahme der Reichs regierung Vorbehalten. Voischaster Lindsay bei Hindenburg: Versicherung gegenseitiger Hilfe. Der Reichspräsident hat den neuernannten Königlich Großbritannischen Botschafter Sir Ronald Lindsay zur Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens empfan gen. An dem Empfange nahmen außer den Herren der Umgebung des Reichspräsidenten der Reichsminister des Auswärtigen, Dr. Stresemann, und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Dr. von Schubert, teil. Der Bot schafter hielt eine Ansprache, in der er u. a. sagte: Herr Reichspräsident! Ich bin glücklich, daß ich dazu ausersehen worden bin, Seine Majestät in diesem großen Lande zu vertreten, und bin auch besonders glücklich dar über, daß ich meine Obliegenheiten in dem gegenwärtigen verheißungsvollen Augenblick übernehme, wo die herz lichen Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien eine friedliche und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern verheißen. Mit der Unterzeichnung der Verträge von Locarno und mit dem Eintritt Deutschlanads in die Brüderschaft der Nationen eröffnet sich ein neuer Abschnitt der internationalen Geschichte und wir dürfen einer Zeit ununterbrochener Versöhnung und stetig zu nehmender Sicherheit entgegensetzen. Es wird mein Be streben sein, die Politik des Friedens und der Versöhnung, soweit cs an mir liegt, zu fördern und ich werde mich dieser Aufgabe mit aller meiner Kraft widmen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß ich während meiner Amtszeit in der Lage sei« werde, mit Sympathie die weitere Ent wicklung von Deutschlands Wohlergehen zu verfolgen. Ich kann nur hoffen, daß die nie mangelnde Gefällig keit und der gute Wille, den Eure Exzellenz, die Minister, die Beamten und die Bevölkerung des Reichs in so reich lichem Maße Lord d'Abernon haben zugute kommen lassen, auch auf mich übertraaen werden möcüten. Garibaldis Geständnis. Neuer englisch-französischer Protest. Die Affäre des von der französischen Polizei in Ge wahrsam genommenen faschistischen Spitzels Garibaldi hält die französische Öffentlichkeit weiter in Spannung. Die Pariser Polizei hat Garibaldi mehreren Verhören unterworfen und ihn dem von ihm für ein Mussolini- Attentat gedungenen Italiener Scivoli gegenübcrgestellt. Wie der „Petit Paristen" mitteilt, hat Garibaldi einge standen, 400 000 Lire erhalten zu haben, um als Ageut des bisherigen italienischen Ministers des Innern in Frank reich zu wirken. Wie Garibaldi betonte, sollte er nicht Lockspitzeldienste tun, sondern nur dem italienischen Innen ministerium Informationen zugehen lassen. Garibaldi hat bei seinem Verhör weiter zugegeben, in der Zeit vom 14. bis 18. Oktober in Paris gewesen zu sein und mit höheren italienischen Polizeibeamtcn eine lange Unterredung gehabt zu haben. In dieser Be sprechung wurde beschlossen, daß Scivoli nach Italien Neue Sesugniffe für Mfsvlinis Polizei. Amtsenthebung von Verwaltungsbeamten. Rock, italienischen Blättermeldungen ist die italienisch« Polftei mit neuen Machtbefugnissen ausgestattet worden. D-! LLd-, w"-d sich -uch ,-EhM -NM-Id-» und M aeaebenensalls der Polizei persönlich vorstellen muffen. Jeder, der einem Ausländer das Eigetttum oder nießung von Immobilien einraumt, versuchtet der Polizei hiervon Mitteilung zu machen. Tue Präfekten er halten die Befugnis, im Interesse der Sicherheit des Landes A u s l ä n d e r n den A u f e n t h a l t m Gemein den und Ortschaften z n v e r b i e t e n, die für die Landes verteidigung wesentlich sind. Die Präfekten sind befugt, aus den Grenzgemeinden die Ausländer auszuweisen und Versuche solcher Ausländer, die Grenze zu überschreiten, zurückzuweisen. Endlich werden die Präfekten im ganzen Lande ermächtigt, Ausländer zwangsweise an die Grenze befördern zu lassen. Der „Teuere" meldet, daß eine Reihe von Präfekturen und Quästurcn statt mit Beamten mit Faschisten besetzt .,?ven sollen. Wie „Giornale d'Jtalia" aus Turin be ultet. wurden 13 Provinzialräte von dem dortigen Prä- Nalionale Tageszeitung für die -Landwirtschaft/ L-a ----- L-,. B«,ug,preik: Bei Abbolun, in -«i SS'S l-r» Umz-gmd "M" Ml«-r nnd »«schSsi»fteLe« —7— - jirtra-dk- s-mst-e" B-tri«d»stSr»»,e» besteh! »et, Anspruch aus Lieserun, B^»»«e» entsegen. 2« ,^alle höherer Rüchs-»d„n, ei»,esand ter echriststick» erfol,! n»r, we», Porr» «eilte,!. Krisengefahr. Von einem parlamentarischen Mitarbeiter wird unS geschrieben: Es ist an und für sich gleichgültig, was der dauernden Regierungskrise zugrunde liegt; daß sich aber Vorgänge^ wie sie sich am Montag im Reichstag abspielten, täglich wiederholen können, ist durch die Abstimmung über di« Erwsrbslosenfürsorge als erstes Beispiel bewiesen Wordew Die parlamentarische Grundlage der Regierung iß eine Minderheit; geht die Opposition einmal zusammen, so erleidet die Negierung ohne weiteres eine Niederlage, das ist nun geschehen. Die S o z i a l d e m o k r a t i e hatte gestellt, die in ihren finanziellen Folgen über hlnausgingen, was die Regierung zu bewilligen enh schloffen war. Nun stimmten die Deutschnatio^ Na! en, die ja gleichfalls in der Opposition find, für dft sozialdemokratischen Anträge; die Regierung blieb mst ihren Vorschlägen in der Minderheit. Den Zweck dieses deutschnationalen Vorgehens hat der Vorsitzende der Fraktion, GrafWestarp.in seinen Ausführungen nach der Abstimmung dargelegt: die Rechte will eine Ent scheidung, will die Regierung zwingen, sich für rechts oder links zu entscheiden. Jedes parlamentarisch« Mittel soll für diesen Zweck verwendet werden, eine un zweideutige Stellungnahme der Regierung herbeizuführen. Ausdrücklich hatte der Reichsarbeftsminister Dr. Brauns erklärt, daß die sozialdemokratischen Anträg« für die Regierung nicht annehmbar seien; nach der Ab- 'stimmung hat er diese Erklärung in der Vollversammlung des Reichstages wiederholt. Das bedeutet noch keine Re gierungskrise. Der Zweck des deutschnationalen Vor- gehens war nicht Sturz des Kabinetts, sondern fordert eine Entscheidung über diekünftige politische Haltung ^es Kabinetts. Man spricht auf der Rechten die Ansicht aus, daß die Sozialdemokratie ihre Anträge gar nicht ernst "*^ne, sie seien eingebracht, obwohl man ganz genau wisse, daß sie doch nicht angenommen würden, weil die Deutsch- Mattonalen doch gegen sie stimmen, sie zusammen mit den Regierungsparteien zu Fall bringen würden. So ist das bisher mehrfach geschehen und es bedeutete daher eine große Überraschung, als nun die Rechte für die sozial demokratischen Anträge stimmte. Natürlich zeigt dieses Vorgehen, daß sich die Dinge innenpolitisch zugespitzt haben. Während die Deutsch nationalen auf ihrem Kölner Parteitag noch erklärt Hattens daß sie bereit seien, mit der jetzigen Regierungskoalftion zu arbeiten, wenn man ihnen einen entsprechenden Ein fluß einräumen würde, hat fich die Lage jetzt geändert, nachdem der Reichskanzler seine bekannte Rede in Erfurt gehalten hat. Von Verhandlungen über die Große Koa lition im Reich verlautete aber nichts und die Anträge der Sozialdemokratie wurden ausdrücklich als unannehm- , Damit ist nun die Sozialdemokratie derartwe Entscheidung gestellt, grundsätzlich auf denwg w1r?Mb^ dentag wird sehr bald eine zweite Probe aufs Erempel §em, da die Regierungsparteien hinsichtlich der achtstün digen Arbeitszeit ein absolutes Verbot längerer Beschäf tigung ablehnen — oder dem Druck von links nachgeben muffen. Das Ganze soll also ein parlamentarisches Manöver zur Klärung der Lage sein. Die Deutschnationalen haben betont, daß sie — trotz der Annahme der sozialdemokra tischen Anträge — die darin vorgeschlagenen Sätze für die Erwerbslosenfursorge für viel zu hoch halten. Sie glauben haben, daß die Negierung nun ent sprechende Beschlusse fassen muß. Die Regierung siebt aui »ner r» schmalen Plattform. Die Notwendigkeit rück naher, sich nach einer Verbreiterung in irgendewer Riw tung umzusehen - mit anderen Worten die Re"chsr7gT rung braucht eure feste Mehrheit, um die sprießlich weiterführen zu können. Geschäfte er- geschriebene Erscheinung»- tage und Platzvorschnst« werden nach Möglichkeit s V kL A kl: Ami V berücksichtigt. Anzeigen annahme di» vsrrn. 1V Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen Übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabalranjpruch erlischt, wenn der Betrag durch «urngen rnrgegen» — RüLLfenonag erugefarrorer Vcgriflflu« erfvigr nur, wen» Porto oernear. Klage eingrzoge» werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen» Wir Aeitunu oder Kürzung des Bezugs»* — —»^„-diatt enthält die amtlichen Bekmmtmachrmge« der Vmtshanptmanuschast Meißen, de» Amtsgerichts und Stadtrats z» Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. MUS . .. . . - - - selten ihres Amtes enthoben. Drei davon sind Kommu nisten, die übrigen Sozialisten. In den Wandelgängen der Kammer hat sich wieder ein Zwischenfall ereignet. Der faschistische Abgeordnete Stavace fordert den sozialistischen Abgeordneten Bocconi auf, das Parlament zu verlassen. Als dieser Einwendun- gen erhob, o h r f e i g t er ihn und befördert ihn mit Ge- wall aus dem Gebäude. Ne 263. — 85. Jahrgang Telegr Ndr „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Mittwoch, den 10. November 1826