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ftgeu Ermittelungen der Kriminalpolizei scheint es sich um einen Randmord zu handeln. Drei Selbstmord; in einer Nacht in einem Dorfe. InObernitz haben sich in einer Nacht nicht weniger als drei jugendliche Personen entleibt. Der 18jährigs Tischler lehrling Fritz Schnappauf und die 19jährige Dienstmagd Irma Dürfte unterhielten seit einiger Zeit ein Liebesver hältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Aus diesem Grunde suchten und fanden die beiden jungen Leute den Tod aus den Schienen. Ferner erschoß sich der 21 Jahre alte Tischlerlehrling Wilhelm Wehle in der gleichen Nacht in seinem Bett mit einer Doppelflinte. In einem zurückge- lafsenen Brief gibt er Schwermut als Ursache seines Selbstmordes an. Blutiger Streit in der Kirche. In einer Pariser Kirche gerieten während des Gottesdienstes zwei Spanie rinnen in Streit und gingen unter lautem Geschrei auf einander los. Dabei wurde eins von beiden durch einen Dolchstoß ihrer Gegnerin schwer verletzt. Sie konnten nur mit Mühe auseinandergebracht und aus der Kirche ent fernt werden. Waldbrand in Algier. Aus dem Departement Con stantine (Algier) an der Mittelmeerküste werden riesige Waldbrände gemeldet, durch die bereits hunderttausend? Hektar Waldbestände vernichtet worden sind. Telegraphen- und Telephonleitungen sind zerstört worden und in der Nähe liegende Ortschaften sind bedroht. In einem Dorfe, das vom Feuer ergriffen wurde, sind drei Personen in den Flammen umgelommen. Ermordung eines französischen Konsuls in China. Der französische Konsul in Lungtschau, Robert, ist auf einer Automobilfahrt von Räubern getötet worden. Ein den Konful begleitender Franzose und der anamitische Chauffeur konnten sich retten. Die chinesischen Behörden haben ein Bataillon zur Verfolgung der Räuberr entsandt. überfall auf Weiße in Neu-Pommern. Nach Privat meldungen aus Rabaul ist in Rakats (Neu-Pommern) eine Expedition, die sich nach den Goldfeldern der Insel begeben wollte, von Eingeborenen überfallen worden. Drei Teilnehmer der Expedition wurden getötet, wäh rend ein anderer vermißt wird, zwei konnten sich durch die Flucht retten. Es ist eine Strasexpedition nach Rakats entsandt worden. Bunte Tageschronik. Berlin. Max Halbe ist von der Sektion der Dichtkunst an der Preußischen Akademie der Künste zum Mitglied gewählt worden. Er hat die Wahl angenommen. P"As. In Toulouse wollte ein Postauto an einem mit sieben Personen besetzten Wagen vorbcifahren, stieß jedoch mit diesem zusammen. Durch den Zusammenstoß wurde der Wagen in den Abgrund gestürzt, wobei vier Personen gerötet wurden. Reval. Mehrere Beamte des Revaler Hafenzollamtes wurden verhaftet, weil sie für Revaler Kaufleute die Ein fuhrzölle niedrig berechneten. Belgrad. Die Belgrader Polizei verhaftete einen Mann namens Siegfried Weiß, der in Lübeck Unterschlagungen begangen und auf dessen Ergreifung die deutsche Polizei eure Belohnung von 2000 Mark ausgesetzt hatte. Weiß reiste mit einem falschen Paß. Zan Kiepura, der neuentdeckte polnische Tenor, der in Wien über schwenglich gefeiert wurde und dieser Tage auch in ruagnofen mehr als zweifelhaft war, von der Anklage des Be truges freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens werden der Staatskasse auferlegt. Der Staatsanwalt hatte sechs Monate Gefängnis beantragt. Ein Wilderer wegen Mordes zum Tode verurteilt. Das Kreisgericht in Neulitiheim Mähren) hat den 23jährigen Fabrikarbeiter Jaroslavs Zgarba wegen Mordes zum Tode durch den Strang verurteilt. Zgarba war am 3V. April von dem Forstadjunkten Friedrich Sanch beim Wildern überrasch! worden und hatte diesen erschossen. 312 000 Mark Geldstrafe. Der 30 Jahre alte Kaufmann Paul Cziechla aus Tilsit, der bei der Verschiebung von 261)00 Liter Transitspiritus Hilfe geleistet hat, wurde wegen Hinterziehung des Branntweinmonopolausgleichs zu 312 000 Mark Geldstrafe verurteilt. Deutschland (Berlin) singt. Er wurde vielfach als „zweiter Caruso" bezeichnet. Wus dem GerichLssaal. Ein Urteil wegen Beleidigung des Reichsbankpräsidcntcn. Vor der Strafabtcilung Ils des Hamburger Amtsgerichts waren der Student und Schriftsteller Johannes L a n g ans Magdeburg uud der Redakteur Walter Hanck aus Altona wegen verleumderischer Beleidigungen des Reichsbankpräsiden- ten Dr. Schacht angckkagt. Sie hatten eine sreiwirtschaftliche Zeitung herausgegcben, die am 20. April d. I. in einer Ver sammlung des freiwirtschaftlichen Bundes als Flugblatt ver teilt Worden ist und verschiedene gegen Dr. Schacht gerichtete Artikel enthielt. Das Urteil gegen Hnnü lautete auf WO Marl Geldstrafe und gegen Lang auf zwei Wochen Gefängnis. c Ein Mörder zum Tode verurteilt. Das Anhaltischc Schwurgericht verurteilte den 58jährigen Schlosser Christoph Schröder aus Dessau, der am 1. September dieses Jahres die verwitwete Frau Jänsch, mit der er ein Verhältnis unter hielt, durch zahlreiche Messerstiche in die Brust und in den Unterleib getötet hatte, zum Tode. Der Angeklagte behauptete zwar, er Habs die Frau in der Erregung nach einem Wort wechsel erstochen, die Tatsache jedoch, daß er sich vorher ein großes Schlächtermesser von Bekannten geliehen und die Frau aufgefordert hatte, den Schleifstein zum Scharfmachen dieses Messers zu drehen, war für das Gericht maßgebend, daZ Todesurteil zu fällen. Ein Hamburger Wunderdoktor freigcsprochen. Der Ham- vurger Wunderdoktor Buchholz wurde, trotzdem die Beweis aufnahme bis zuletzt ergeben hat, daß der Wert seiner Haar- <. fremd lebten sie nebsneln- Sinne waren ruhig geworden fr ander her. Jeder ging lühi, hosUch und verbindlich war ihr EMp-a..)-'» - Jetzt war Ullas neuester Sport, un Laboratorium der Fabrik des Kommerzienrats Lezius^ bei dem sie früher Angestellte gewesen, täglich einige Stunden zu arbeiten. „Ich mutz Beschäftigung haben, Werner, sonst komme ich einfach um!" hatte sie gesagt, worauf er ruhig erwiderte: „Gibt dir dein Haus nicht genügend Beschäftigung, wenn du nur willst — und meme Patienten?" Sie schauderte ein wenig zusammen. „Du kennst meine Abneigung gegen kranke Leute, Werner, dagegen komme ich nicht an! Du hast überdies in den Sprechstunden deine Assistentin — da bin ich ja sowieso überflüssig! — Und der Haushalt —?" Sie wiegte mit einem malitiösen Lächeln den Kops hin und her — „Sol! ich mich in die Küche stellen oder an das Waschfaß?" Unwillig zog er die Brauen zusammen. „Sei nicht kindisch, Ul!a, du weißt genau, wie ich es meine." „Meine Chemie macht mir Freude, und es ist mir sehr angenehm, meine Kenntnisse zu erweitern. Die Leziusse, besonders der alte Herr, waren so ausnehmend liebens würdig, daß es direkt ungezogen gewesen wäre, das freund liche Anerbieten nicht anzunehmen, in ihrem Labo zu arbeiten." Werner Eckardt war schon an verschiedene kapriziöse Einfälle seiner Frau gewöhnt, jo daß ihn dieser letzte auch nicht weiter überraschte — sie mutzte ja stets etwas Beson deres haben und tat letzten Endes immer, was sie wollte - ein Widerspruch Hütte nur Szenen hervorgerufen - und schließlich wäre ein solcher in diesem Falle vielleicht kleinlich gewesen. Und so war es gekommen, daß Ulla fast täglich einige Stunden im Laboratorium arbeitete — in einem sie sehr gut kleidenden weißen Kittel. Es schien beinahe, daß durch ihre Beschäftigung die Spannung zwischen ihr und Werner ein wenig gemildert wurde. Lebhaft und angeregt plauderte sie bei Tische von ihrer Tätigkeit: es gab Rede und Gegenrede. // "" . 30. Fortsetzung. . (Nachdruck verboten.) „Hast du Sehnsucht nach ihr?" fragte er leise. „Ja Werner, jeden Tag) eine Tochter wäre nur nicht lieber!"' entgegnete sie ruhig. „Nur sie allein tonnte uy um mich haben) sie weiß, wie ich es gewöhnt, bin und kennt alles in meinem Haushalt. Doch das ist mir ta genommen!" ... , „Wie geht es ihr und Karlo? Man hort ,o gar nichts mehr von ihnen." Mit einem sprechenden Blick sah ihn die Mutter an. „Wundert dich das?" fragten ihn ihre blauen guten Augen. Er errötete — nein, es brauchte ihn wirklich nicht zu wundern. Der Gedanke an das Geschwisierpaar war immer peinlich für ihn) w er gehandelt, handelt kein wahrer Freund! Er schämte sich — er konnte sich nicht mehr vor sich selbst betrügen und entschuldigen. Die Mutter hielt ihm ein Bündclchen Briefe entgegen — „Elisabeths Briefe, aus denen du ersiehst, daß es beiden sehr gut geht." Und Werner sah die klaren, einfachen Schriftzüge Eli sabeths, die so ganz ihre klare, einfache Art Wiedergaben; er durchflog ihre Briefe und gewann aus ihnen Einblick in ihr Leben in Wilhelmshall, das voller Arbeit und stiller Freuden war. Mit weich liebevoller Teilnahme sie auf alles einging, was der Mutter wichtig war — — aber keine Frage nach ihm und seiner Frau! Er empfand doch sine kleine Enttäuschung darüber) denn zu sehr hatte sie ihn verwöhnt, und ihre reiche Herzensgute war ihm immer mehr zur Erkenntnis gekommen, je mehr er Ullas Ober- ilächlichkeit und Selbstsucht erfaßte. Sie beide patzten durchaus nicht zusammen; ihr Cha rakter hatte ihm eine schwere Enttäuschung bereitet. Seine Spis? und Spsri. Die Deutsche Meisterschaft im Gewichtheben hat in den Schlußkämpfen um den Titel des Deutschen Athletik- Verbandes von 1891 in Essen die Kraftsportabteilung des M. T. B. München 1860 mit 3470 Punkten vor Siegsried- Dortmund 3325 P., S. Vg. Ost-Berlin 3225 P. und No land-Hamburg 3200 P gewonnen. Das Bcrbr-t sportlicher Bercmsialttmgen am Busstag ist in Baden durch dis Polizeidirektion Mannheim trotz der Vorstellungen und Anträge des Vorstandes des Rhein bezirks im Süddeutschen Fußballverband aufrechterhalten worden. Einen Wintersportärztekursus veranstaltet der Lan desverband Thüringen des Deutschen Ärztebundes zur Förderung der Leibesübungen vom 3. bis 9. Januar sür Ärzte aus dem ganzen Reich in Oberhos. . Prenzel—Antonowitsch kämpsen am 13. November im Rahmen des Berussboxkampftages in der Dortmunder Westsalenhalle. Ein Kunsttnrnenmannschaftskampf München—Ulm —Muttgart wird zwischen dem M. T. V. München, dem D. V. Ulm und dem M. T. V. Stuttgart zum drittenmal am 7. November in Stuttgart ausgetragen. — Der Kunst- turneuwettkampf Mannheim—Psörzheim—Karlsruhe der drei Gaue in Karlsruhe wurde von der Mannheimer Mannschaft mit 489 Punkten vor Pforzheim 466 Punkte und Karlsrnhe 428 Punkte gewonnen. Tas Fußballstädtespiel Paris—London in Paris gewannen die Einheimischen 3:2. — Wacker-München wurde in München von einer Prager Amateurmannschaft mit 2:1 geschlagen. — Ein Städtespiel Forst—Guben findet am 17. November in Guben statt. Tas Chikagoer Sechstagerennen gewann die Mann schaft Petri—Lands 103 Punkte mit vier Runden Vor- spcnng vor Beeckman—Winter und fünf Runden vor Mac Namara—Goossens. Zurückgelegt wurden 3861.6 Kilometer. Gaugruppe „Elbtal" der D. T. Laut Bekanntmachung der Gaugruppe haben sämtliche Spie ler bei Gesellschafts- oder Pflichtspielen das rote D.-T.-Abzeichen an der linken Brustseite der Spielkleidung zu tragen. Nichtbefol- gen kann mit EpielauMluß bestraft werden. Vermischtes. ... Der Marschkönig. (Philipp Sousas 70. GeLurts- rag.) Es gab eine Zeit, in der jeder, der etwas auf musi kalische Bildung hielt, die „Washington Post" singen, Pfeifen oder tanzen mußte. Man hatte damals einen eigenen „Wafhington-Post-Tanz" erfunden und er wurde in allen Ballsälen der zivilisierten Welt abgeschritten. Der Mann aber, der die weltbekannte Washington-Post-Marsch melodie geschaffen bat, ist Job» Philipp Sousa, der am 6. November seinen 70. Geburtstag feiert. Wie wir Mitteleuropäer in Johann Strauß unseren Walzer- könig hatten, so sehen die Amerikaner in Philipp Sousa ihren Marschkönig. Sousa hat nämlich außer der Washington-Post noch ein paar hundert andere Märsche komponiert und viele von ihnen haben auch bei uns besten Klang. Sousa, der in seiner Jugend ein „Wunder kind" war und schon mit 11 Jahren als Violinvirtuose auftrat, ist als reiferer Mann mit einer eigenen Kapelle vurch die ganze Welt gereist uud bei dieser Gelegenheit auch iu Deutschland gewesen. Fesselnder Lateinunterricht. Latein ist eine ebenso hübsche wie wichtige Sache, aber unsere Schuljungen wollen das nicht immer einsehen, weshalb sie daun eine schlechte Lateinnote bekommen uno sitzenbleiben. Viele Pädagogen behaupten allerdings, daß an dem häufig mangelnden Interesse am Latein eher die Herren Lehrer als die Herren Schüler schuld seien: die Lehrer wissen den Unterricht nicht interessant genug zu gestalten. Jiw Amerika haben sie das jetzt erkannt und darum geben sie'; vort jetzt „fesselnden Lateinunterricht". Man erzählt z. B.; oen Schuljungen auf Lateinisch, daß Präsident Coolidge ver nene Cincinnatns sei, weil er auch von einer Farm weg zur Führung eines Volkes berufen wurde. Dann übersetzt man die amerikanische Nationalhymne in die Sprache, die der selige Cicero so klassisch gesprochen hat, ^der man spielt Fußball mit lateinischen Zurusen. Es, gibt auch lateiuischen Anschauungsunterricht: Cäsars, von allen Untertertianern gefürchteter, „Gallischer Krieg" wird als Film auch den verstocktesten Gemütern verständlich gemacht, und die technischen Leistungen der alten Römer; werden so genau wie möglich Praktisch wicdergegeben. Man läßt z. B. Cäsars Rheiubrncke von den Jungen noch einmal bauen. Manchmal veranstaltet man Feste in Toga und mit „Sklavenbediennng". Kurz, es ist ein reizendes Latein in Operettenform und alle Schüler bekommen gute Noten. Frankreich zu verlausen. Bei einem großen Pariser Antiquitätenhändler erschien kürzlich ein reicher Ameri kaner und sagte: „Ich möchte ein altes französisches Schloß kaufen." — „In welcher Gegend und in welcher Preislage darf es sein?" fragte der Händler. — Das ist ganz einerlei. Ich will es mitnehmen." Der.Antiquitätenmann sah den Dankes entgeistert an, worauf dieser gemächlich erklärte: „Jawohl, ich werde das alte Schloß mitnehmen und es bei Newyork mit allem Komfort der Neuzeit, mit Lift und Garage, wieder auf bauen'" Und dieses Geschäft wurde tatsächlich gemacht: der Händler hat dem Amerikaner das Schloß Courcelles an der Straße von Mans nach La Fleche verschafft und der Herr vou drüben läßt es jetzt „abmontieren" und jeden Stern numerieren, um das zerlegte Haus in Doüarika mit allen Schikanen wieder anfstellen zu lassen. Ein Mit arbeiter des „Journal" meint, daß man demnächst viel leicht auch die Türme von Notre-Dame verkaufen werde, und daß dann eines Tages ein Antiquitätenhändler annoncieren wird: „Ganz Frankreich auf Abbruch zu verkaufen! Schönes Reiseandenken!" Und es kommt sicher ein Herr aus Cincinnati, der es kaust und beim Weggehen so nebenbei sagt: „Verschnüren Sie es gut. Ich will es als Gepäck aufgeben!" Heitere ÄmschE. Sicherheit. Die Mutter sitzt am Strande und ruft ihrem Jungen, der im Wasser herumplätschert, zu: „Julius, ich habe dir schon hundertmal gesagt, du sollst nicht so weit ins Wasser gehen." — „Aber sichst du nicht," fragt Julius, „daß Papa miudcstens zwei Kilometer weit draußen ist?" — „Das weiß ich, mein Junge, aber dein Vater ist versichert!" Der Hochzeitstag. In der Fröhsuurspciuse eiznyit Häns chen seinem Schullanrcrnvcn Felix: "Heute ist meiner Mutter ihr Hochzcitsma." "So? sagt r!,elix, „Meme Mutter ist schon seit mehreren Jahren verheiratet." Das prächtige Bild. Mann: „Ich habe mein Bild machen laßen. Wie gefallt es dir?" Frau: „Prächtig; wenn du ihm nur ein bißchen mehr glichest!" Ulla wollte den Gatten ganz arglos und unbefangen erhalten. Er wußte nicht, daß, wenn sie von „den Lsziugen sprach, sie immer nur den einen meinte, und daß zwilchen ihr und diesem Manne ein geheimes Einverständnis oe- stand — daß aus dem koketten Spiel Ernst geworden war. Gerhard Lezius war ganz in Ullas Bann; sie hatte verstanden, seine Leidenschaft zu wecken und zu schüren, daß er an nichts weiter dachte, als diese schöne Frau für 'ich zu gewinnen! Was er selbst gleich den anderen Damen und Herrsn im Laboratorium, anfangs mehr für Spielerei und Laune einer verwöhnten Dame gehalten, worüber er im geheimen überlegen gelächelt, das war wirklich ein ernster Arbeits wille und eine Arbeitstüchtigkeit, die man im Laboratorium neben ihrer Schönheit allgemein und ehrlich bewundern mutzte. Oester blieb Ulla zum Tee in der Villa des Kommer zienrats, um ein halbes Stündchen noch mit den alten Herrschaften zu verplaudern, denen die Anwesenheit imer geistvollen, anregenden Frau eine angenehme Unter brechung ihres stillen Lebens war — und dann — ja, dann kam die Viertelstunde, der Gerhard den ganzen Tag mit brennender Sehnsucht entgegensieberte. Er begleitete Ulla zum Ausgang; unweit des Eardc- robenraumes in einer Ecke der Diete, hinter einer großen Palmengruppe, war ein gar lauschiges, verschwiegenes Eckchen, und dort durfte er sie in die Arme nehmen - durfte sie küssen! Als es zum ersten Male geschah, baß er, hingerissen von ihrem Reiz, betört durch ihre raffinierte Koketterie, es gewagt, sie in heißer, toller Leidenschaft zu küssen, was Ne einen Augenblick wie in seliger Hingabe und Selbstver- gessenheit geduldet — war sie am nächsten Tage fortge- blieben; vergebens wartete er noch zwei Tage — er tele phonierte: sie war nicht zu sprechen. Unruhe, Ängst er faßten ihn — hatte seine allerdings mehr als große Keck heit sie so ernstlich verstimmt —? Er konnte es nicht glau ben. Sollte er sich so getäuscht haben? Er verstand doch sonst mit Frauen umzugehen, hatte stets gewußt, wie weit er gehen durfte (Fortsetzung folgt.)