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Aushebung einer Geheimbrennerei. In dem Ort« Hohenneuendorf bei Berlin wurde in der Villa des Kaufmanns Karl Schnabel eine Geheimbrennerei durch Beamte des Zollfahndungsdienstes ausgehoben. Iw Keller der Villa war eine mit den modernsten Vorrich tungen versehene Spritbrennerei eingerichtet worden, iv der vergällter Spiritus entgällt wurde. Angeblich sind in der Brennerei auf diese Weise 15 060 Liter Sprit gewon nen worden, durch dessen Erzeugung das Reich um 70 000 Mark geschädigt worden ist. Schnabel und sein« Frau wurden verhaftet und in das Untersuchungsge fängnis eingeliefert. Ein Ehrenmal für die Gefallenen der Kameruner Schutztruppe. In Frankfurt a. d. O. fand die feierlich« Weihe eines Ehrenmals für die Gefallenen der Kame runer Schutztruppe statt. Aus diesem Anlast hatten sich führende Persönlichkeiten der ehemaligen Schutztruppen' formationen in der Oderstadt eingefunden. Das Denk mal ist ein einfacher Marmorblock, auf dem die Zahl der in Kamerun während des Weltkrieges gefallenen Helder verzeichnet ist. 400-Jahr-Feier der Reformation in Flensburg. Zw Erinnerung an die Einführung der Reformation ir Flensburg vor vierhundert Jahren fanden am Sonniw große Feierlichkeiten statt. Eingeleitet wurden sie durch Gottesdienste, bei denen unter gewaltiger Beteiligung ds Bevölkerung an allen Kirchen Gedächtnistafeln einge mauert wurden. Anschließend fand auf dem festliö illuminierten Vordermarkt eine große Kundgebung statt bei der Hauptpastor Kähler eine Ansprache hielt. An Abend brachte das Stadttheater als Festvorstellung Lien Hardts „Luther auf der Wartburg" zur Aufführung. Dampserzusammenstoß in der Elbmündung. De« Hamburger Dampfer „Wiedau", mit Stückgütern naä Bristol unterwegs, ist in der Nähe von Altenbruch mi! dem in Ballast von England auskommenden englischer Dampfer „Fleetwing" zusammengestoßen. Die „Wiedau! ist stark beschädigt zurückgekehrt und ist an die Norder- Werft gelegt worden. Der Dampfer „Fleetwing", der ar der Steuerbordseile in der Nähe des Fockmastes getroffer wurde, ist schwer beschädigt zur Werst von Blohm u. Vos geschleppt worden. Aus Existeuzsorgen in den Tod. Der 57jährige Kon zertmeister des Landestheaters in Linz, Edmund Hopf hat sich aus gekränktem Ehrgeiz und aus Furcht vor seiner weiteren Existenz in der Donau ertränkt. Er gehörte sei.' 33 Jahren dem genannten Theater an, und die Direktor! legte ihm nahe, seine Stelle einer jüngeren Kraft zu über lassen. Die Steuerveranlagung des ehemaligen Kaisers Steuerbeamte haben Doorn besucht und dort längere Kon ferenzen gehabt. Man nimmt an, daß dieser Besuch mi! der neuen Steuerveranlagung in Verbindung steht, die auf Grund des neuen Einkommens, das sich aus dem Ab kommen zwischen dem preußischen Staat und dem Exkaiser ergibt, erforderlich ist. Bei früheren Verhandlungen über die Steuerveranlagung des Exkaisers hatten sich erhebliche Schwierigkeiten sowohl bei den staatlichen wie bei den Gemeindesteuern ergeben. Eine endgültige Entscheidung War erst in diesem Jahr getroffen worden. Unwetter in Paris. In Paris herrschte ein schweres Unwetter. Der Sturm hat starken Materialschaden an gerichtet. Im Bois de Boulogne wurden zahlreiche Bäume entwurzelt. Die meisten Telegraphen- und Tele phonverbindungen mit der Provinz und dem Ausland sind unterbrochen oder gestört. Auch aus der Provinz werden schwere Unwetter gemeldet. Feuer in einem französischen Bergwerk. Wie Hava-t aus St. Etienne meldet, ist in dem Stollen des Berg- j Werkes Guillemin in der Nähe von Rive-de-Gier ein« Feuersbrunst ausgebrochen. Man hofft jedoch, durch Errichtung von Wällen die Ausbreitung des Feuers zu Verbindern. Ein Rechtsanwalt vergiftet. Im Stadthause von Palermo ist der angesehene Rechtsanwalt Palmieri während eines Gesprächs mit dem Richter zusammenge brochen und nach wenigen Minuten gestorben. DieÄrzü haben Vergiftung durch Strychnin festgestellt. Der Rechts anwalt hat noch den Verdacht äußern können, daß er da heim vergiftet worden sei. Er war Junggeselle und wohnte mit seinen beiden Brüdern zusammen. Eine katholische Kirche in die Luft gesprengt. Nach Meldungen aus San Franzisko ist dort die katholische Kirche Peter und Paul einige Minuten vor der Früh messe in die Luft geflogen. Menschen sind nicht umgekom- men. Es ist dies das dritte Attentat. Die Polizei nimmt an, daß es sich um die Tat eines religiösen Fana tikers handelt. Bunte Tageschronik Leipzig. In Waltersdorf bei Groß-Schönau in Sachsen ist ein ISjühriger Fleischerlehrling tödlich verunglückt, als er beim Teschingschießen ausrntsche und das 6-Millimeter- Geschoß eines Teschings ihn oberhalb der linken Schläfe in den Kopf traf. Hannover. Generalleutnant von Kramsta ist hier im Alter von 74 Jahren gestorben. Als Generalmajor pensioniert, wurde er im Kriege wieder aktiv und erstürmte als Komman deur eines Landsturm-Infanterieregiments Nowo-Georgiewsk. Zuletzt kommandierte er die 93. Division. Darmstadt. Die Lackierhalle der Eisenbahnwerkstatt in Darmstadt wurde durch ein Großfeuer vernichtet. In der Halle wurden 40 neu aufgearbeitete Eisenbahnwagen vernichtet. Trellcborg. Hier wurde ein von den Deutschen aus Dank barkeit für die schwedische Liebestätigkeil gestifteter Denk stein enthüllt. Paris. Der Schnellzug Calais—Paris streifte bei Cler mont den letzten Wegen des Zuges Paris—Lille und riß ihn der Länge nach aus. Zwei Reisende wurden getötet, vier zehn verletzt. Aus vem Genchtssaal. Der Khedive von Ägypten vom Reichsgericht verurteilt. Ein originelles Khedivestückchen hat das Reichsgericht be schäftigt. Abbas II., der bekannte Khedive von Ägypten, mutzte von zehn deutschen Seeleuten, die er in Kiel für seine Lustjacht geheuert hatte, aus Nachzahlung der Heuer verklagt werden. Nachdem der Khedive mit Lohnzahlungen im Rückstände ge blieben war und auch wegen schlechter, vertragswidriger Be handlung der deutschen Schisfsleute Klagen laut geworden waren, wurde der Kapitän der Jacht, Graf von der Recke, wegen seines Eintretens für die Besatzung entlassen. Als der Kapitän im Piräus, dem Hasen Athens, in einer frühen Morgenstunde Abschied nahm, brachten die deutschen Seeleute ein dreifaches Hurra aus ihn aus. Das erschreckte den Khediven so, daß er die deutschen Seeleute von seiner Privatpolizei verhaften ließ. Sodann wurde den Leuten eine Verzichterklärung auf alle Ansprüche abgepretzt. Auf die Klage der Seeleute ist der Khedive trotzdem zur Zahlung von Lohn und Schadenersatz verurteilt worden. Das Reichsgericht hat dieses Urteil des Oberlandesgerichts Kiel bestätigt. 11 Angeklagte zu 96 Jahren Zuchthaus verurteilt. Vor dem Schwurgericht in Trier hatten sich zehn Männer und eine Frau zu verantworten, die den Wirt Augustin am Pfingst montag 1920 nach einem Wirtshausstrei überfallen und in bestialischer Weise abgeschlachtet hatten. Neun Angeklagte wurden nach zehntägiger Verhandlung zu 10 bis 15 Jahren Zuchthaus, zusammen zu 96 Jahren Zuchthaus, verurteilt. Zur öffentlichen Hinrichtung verurteilt. Das Schwur gericht in Douai hat nach achttägiger Verhandlung die 61- jährige Witwe eines Notars, Marie Lefsbvre, wegen Mordes zum Tode und zur Hinrichtung auf einem öffentlichen Platz in Lille verurteilt. Frau Lefsbvre hatte ihre Schwiegertochter, die Gattin eines Notars, nach fünfzehnmonatiger Ehe auf einer Spazierfahrt, an der auch der Gatte, also auch der eigene Sohn, tcilnahm, durch zwei Revolverschüssc getötet. Ournen, Sport uns Spiel Sternfahrt des Allgemeinen Deutschen Automobil klubs. An der anläßlich der Deutschen Automobil- und Motorradausstellung 1926 vom Allgemeinen Deutschen Automobilklub, München, nach der Reichshauptstadt aus geschriebenen Fernfahrt hatten sich nicht weniger als 700 Automobilisten aus allen Teilen des Reiches beteiligt. Außerordentlich schlechtes Wetter und schlechte Straßen- oerhältnisse haben dazu beigetragen, daß die Teilnehmer von Pannen nicht verschont blieben. Etwa 400 Wagen und 200 Motorräder haben die Neichshauptstadt bis zur festgesetzten Zeit erreicht. Abschluß des Dortmunder Reit- und Fahrturniers. Das die diesjähriae Turniersportsaison abschließende neuntägige Herbst, Reit- und Fahrturnier des Reichsver- bandes^für Zucht und Prüfung deutschen Warmblutes sand seinen Abschluß. Es muß in sportlicher wie auch — angesichts des Massenbesuches der letzten vier Tage — in ciiinosoi in 6er l-öwenapotbske Alle Lockungen slnä bestimmt vorrrn>8 Lrsnüwunüsn. Lkinosol trocknet sie unck bellt «i« schnell. VersuchspackunA 60 kU. m o Apotheken unck vrokorieo. fIhr TiichhUar Dr. Gerhard Lezius, der altere Sohn des Kommerzienrats Lezius, von dem sie wahrend ihrer Tätigkeit belfer Firma Lezius öfter hatte sprechen hören; doch Gelegenheit, ihn kennen zu lernen, war nicht gewesen, da er sich längere Zeit im Ausland aufgehalten hatte. Vor ganz kurzer Zeit war er nun dauernd nach Haufe gekommen, um demnächst mit seinem Bruder die Fabrik zu übernehmen, da der alte, etwas leidende Herr sich gern zur Ruhe setzen wollte — das erzählte er ihr im Laufe des Gesprächs er seufzte dabei leicht auf — „ganz nach meinem Wunsch ist es nicht, Gnädigste, denn es gefiel mir draußen recht gut! Ich hatte außerdem eine größere Reife nach Südamerika geplant — daraus kann nun — wenig stens vorläufig nichts mehr werden —" „Nun, Ihr Herr Bruder könnte doch für diese Zeit auch allein " Dr. Lezius schüttelte den Kopf — „es geht nicht, meme Gnädigste! Ja, wenn wir unsern Dr. Schwarz noch hier hätten, diesen eminent tüchtigen Menschen! Aber der sitzt auf unserer Fabrik in Wilhelmshall! Für meinen Bruder allein wird der Betrieb hier zuviel! Er muß mehr im Kontor sein und sich um das Kaufmännische kümmern, während mein Feld das Labo ist " Er erzählte, angeregt durch ihre Fragen und ihr auf merksames Zuhören, ohne zu ahnen, daß Ulla zum Teil schon Bescheid wußte in seinen Familienverhültnissen — bis sie lächelnd sagte — „nun, ich meine, Ihr mit allem Raffi nement eingerichtetes neues Laboratorium ist doch ein er träglicher Aufenthalt —" und sie gab eine so eingehende Beschreibung, daß er sie erstaunt fragend ansah kennen Gnädigste denn unser Labo?" Wieder ein geheimnisvolles Lächeln — „Ihr Herr Bruder, Dr. Arno Lezius, hatte seinerzeit der Assistentin seines Dr. Schwarz, dem Fräulein Dr. Ulla Morandis, ein glänzendes Zeugnis ausgestellt —" „Aber meine Gnädigste, was hat denn diese Assistentin mit Ihrer Kenntnis unseres Labo zu tun?" „O sehr viel, Herr Doktor! Diese erwähnte Assistentin sitzt nämlich neben Ihnen " entgegnete Ulla schalk haft. 26. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Er sah sie an — ernst, verwundert, traurig — er wollte etwas sagen, unterließ es jedoch, um keinen Zwist und un nötigen Wortwechsel bei Ullas leichter Erregbarkeit yer- vorzurufen, wozu es ganz sicher gekommen wäre — denn ihre herzlose, gleichgültige Antwort hatte ihn, der nicht ohne Sorgen von der Mutter heimgekommen, tief ver stimmt. . . Schweigend ging er ins Schlafzimmer, sich umzuziehen. Als er das Frackhemd angezogen hatte und es zuknöpfen wollte, fehlte ein Knopf. Es machte ihn nervös und un willig. Oester schon war vorgekommen, was bei der Mutter ganz unmöglich gewesen — seine Wäsche war nicht so in Ordnung, wie er wohl hätte erwarten dürfen. Als Ulla kam, voller Ungeduld, um zu sehen, wie weit er war, machte er ihr Vorwürfe „Ich bin nicht dein Dienstmädchen!" mar ihre gereizte Erwiderung. „Das verlange ich auch nicht! Wohl aber verlange ich von dir als Hausfrau, dafür Sorge zu tragen, daß meine Wäsche nachgesehen wird." Ulla konnte keinen Tadel vertragen; heftig erwiderte sie; ein Wort gab das andere, und beider bemächtigte sich eine tiefgehende Verstimmung, der man nicht Herr werden konnte. Schweigend fuhren sie zu Geheimrats — trotzig und verstockt lehnte Ulla in der Ecke des Kraftwagens und Werner fühlte sich durchaus nicht veranlaßt, den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun! So schnell wie Ulla konnte er die Verstimmung nicht überwinden: sie ging den ganzen Abend mit ihm. während seine Frau beim Betreten der Gesellfchaftsräume wie mit einem Zauberfchlage eine an dere wurde — ganz lächelnde Liebenswürdigkeit, Heiter keit, Frohsinn lagen auf ihrem schönen Gesicht, und bald war sie wieder die gefeiertste der Damen. finanzieller Hinsicht als ein glänzender Erfolg bezeichnet werden. Der letzte Tag brachte noch als wichtigste Prü fungen die Große Olympiadereitprüsung für Reit- iferde, die Wolffs „Gimpel" unter O.M. Stensbeck gewann, und das Jagdspringen um den Großen Preis von Dort- mund, in dem im Gesamtergebnis Speyers und Spillners „Baron III" unter W. Spillner siegte. Das internationale Drei-Stunden-Nennen, das am Sonntag im Berliner Sportpalast stattfand, wurde von der Mannschaft Tietz—Buschenhagen 32 P. mit einer Runde Vorsprung vor Faudet—Choury 60 P-, Kohl- Stolz 15 P., Koch—Miethe 14 P. gewonnen. Zurückge legt wurden 123,840 Kilometer. Hahn und Fricke muß ten infolge eines Sturzes ausscheiden. . Die verbandsosfenen Schwimmwettkämpfe in Görlitz brachten bei guter Beteiligung mehrere neue Bahnrekorde, so von der deutschen Meisterin Lotte Leh mann im 100-Meter-Freistilschwimmen mit 1:14,5, von Uberschär im 100-Meter-Herrenfreistil, die er in einem Vorgabeschwimmen gegen Frl. Lehmann schwamm, mit 1:5,3, im 100-Meter-Brustschwimmen von Götsch- Dresden mit 1:15. Die Berufsboxkämpfe in Koblenz, die vor etwa 5000 Zuschauern zum Austrag kamen, brachten im ein leitenden Kampf einen Punktsieg des Kölners Ensel über den Belgier Sips. Der deutsche Mittelgewichtsmeister Domgörgen war dem Belgier Brysseels so stark über legen, daß dieser in der zweiten Runde aufgab. Dagegen konnte der Koblenzer Häser nur einen ganz knappen Punktsieg gegen Dulws-Antwerpen herausholen. Futzballänderkamps Deutschland—Holland 3 : 2. Der zehnte Füßballänderkampf Deutschland—Holland fand in Amsterdam bei stürmischem, regnerischem Wetter vor etwa 30 000 Zuschauer im Amsterdamer Stadion statt. Beide Mannschaften traten in der angekündigten Aufstel lung an. In äußerst interessantem und aufregendem Spiel, in dem sich beide Mannschaften als ziemlich gleichwertig erwiesen, konnte die deutsche Elf einen 3:2 (2:1) Sieg erringen. Vermischtes. Schimmel nur noch als Paukerpferde zulässig. Der Zchimmel ist im Heer als unbrauchbar.erkannt. Seit I922 wird er bei der Kavallerie abgestößen, seit der stemonrierung des Jahres 1924 nicht mehr den Truppen! geliefert. Dieser Erkenntnis widerspräche es, wenn Ofsi- ,iere Schimmel als eigene Pferde in planmäßige Offizier- iferdesiellen einstellen würden. Dies gilt auch für Schwarz-, Rot- und Blauschimmel. Eine Verfügung des sieichswehrministeriums erklärt deshalb den Ankauf von Schimmeln zum eigenen Wiederersatz durch die Truppe >ls unstatthaft. Als einzige Ausnahme kommt ihre Ver wendung als Paukerpferde in Betracht. Verschließbare Gepäcknetze. Eine österreichische Ge sellschaft beschäftigt sich mit dem Plan, verschließbare Ge-! päcknetze in die Eisenbahnabteile einbauen zu lassen and ! »ie Schlüsse! zu einem billigen Preise zu vermieten. Viele Leute gehen, obwohl sie dem Verhungern nahe sind, nur! varnm nicht in den Speisewagen, weil sie überzeugt sind, Pütz in ihrer Abwesenheit ihr Handkoffer erbrochen wer den oder daß ans einer Zwischenstation der Dieb mit ihr» verschwinden könnte. Darum eben wollen dis Sster- relcher das Gepäck unter Drahtnetzen festbinden und durch Sicherheitsschlösser vor fahrenden Einbrechern bewahren. Warnung an Dicke. Der Pariser Arzt Dr. Natter hat zehn Jahre seines Lebens dem Studium der Langlebigkeit zewidmet und herausbekommen, daß dicke Menschen nur selten hundert Jahre alt werden. Der Bauch ist der Mör der des Menschen. Die Hundertjährigen, die es gibt, sind fast alle mager wie Hopfenstöcke und haben nur die Haut ruf den Knochen. Dafür haben sie aber Energie und Lebensfreude. Es kann also jedem, der das Bestreben hat, aas hundertste Lebensjahr zu erreichen und dann als Bild in die Zeitung zu kommen, nur empfohlen werden, wenig zu essen, noch weniger zu trinken, gar nicht zu rauchen, viel zu arbeiten, nicht nach besonderer Diät zu leben Körper äußerlich und innerlich wird nicht jeder, der nach vielem Rezept lebt, sofort hnn- vert Satire alt werden, aber wenn bei dem Menschen über haupt eine Möglichkeit für ein so langes Leben vorhanden ist, kann er es nur auf die angegebene Weise schassen. ES fragt sich allerdings, ob es wünschenswert ist, ein so hohes/ Alter zu erreichen, wenn man das nur durch Entbehrun-' gen bewerkstelligen kann. Vor Ueberrajchung fiel ihm das Monokel aus dem Auge; fein hübsches Gesicht trug in diesem Augenblicke einen nichts weniger als geistreichen Ausdruck: verblüfft starrte er Ulla an, die ihn fragte: «Warum, halten Sie das für unmöglich?" .. , daß ich fähig wäre, einen solchen Posten auszu füllen —?" mit einem schelmischen Blick streifte sie ihn — „Ihr Herr Bruder war anderer Ansicht, wie sein mir aus gestelltes Zeugnis beweist! Und auf meinen jelbsterwor- benen Doktortitel bin ich sehr stolz —" Er war ein wenig rot geworden. „Sie mißverstehen mich durchaus, Gnädigste — — aber: so darf ich eigentlich wohl gar nicht sagen Frau Doktor oder Frau Kollegin — nein, nein, das alles paßt nicht für Sie, ich bin in diesem Falle wirklich um eine Anrede ver legen ich bewundere Sie und kann es immer noch nicht so recht glauben, daß Sie, nein, wenn man Sie ansteht; zum Verwöhntwerden sind Sie geschaffen, nicht aber für derartige Männerarbeit! Gnädigste hatten das ja auch schließlich eingesehen und das Labo mit der Ehe ver tauscht —" < Die Tafel war längst vorüber; in Gruppen hatten sich die Gäste verteilt; doch Dr. Gerhard Lezius war an der Seite seiner Tischdame geblieben; er hatte ein» lauschige Ecke in der kleinen geschloffenen Veranda nebest dem Eß zimmer ausfindig gemacht und in Beschlag gelegt, und während die Herren im Rauchzimmer spielten, und während etwas musiziert wurde und einzelne jung« Paare tanzten, saß er bei einem Glase Sekt neben Ulla. Graziös lehnte sie in ihrem breiten Korbsessel und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Während sein Blick bewundernd auf ihren schmalen Füßen mit den feinen Fesseln ruhte, beob achtete sie ihn. Er war ein fescher, eleganter Mann, groß, mit schwarzem Haar und braunen Augen. Zahlreiche Schmisse in dem hübschen, bartlosen Gesicht verrieten den ehemaligen Korpsstudenten. Er war so ganz anders als sein nüchterner etwas spießbürgerlicher Bruder, der kaum Augen für sie gehabt, und wer weiß, wenn er damals zu Haufe gewesen wie dann das Geschick gespielt (Fortsetzung folgt.)