Volltext Seite (XML)
s KunMunk-programm - Nunvsunk Leipzig (Welle 452), Dressen -Weile 294) Wochentags: 10: Wirtschaft. S 11.45: Wetter. S 12: Mittags- musik. D 12.55: Nauener Zett. S 1.15: Börse, Presfe. D 2.45: Wirtschaft S 3-4: Päday. Rundfunk Deutsche Weite 1300. D 3.25: Bert. Devisen, Prod.-Börse. D 4.3Ü u. 5.30: Komerk des Leim. Funkorch. S 6: Börse, Wiclschaft. D Anschl. an die Abend-, Veranstaltung: Preise, Sport usw. Päsagog. R«nv?unk Königswnsieryattscn (Welle 1300) Wochentäglich von 8.30 abends ab bringt die Deutsche Wette auch das Berliner Rund-uÄnroaramm. Sonntags von oorm. 11.30—L und abends von 8 Uhr ab. Sonnabend, 3g. Ott. 4.30: Dresd. ffunkkap. Etinka: Oun. Das Leben für den Zar., — Rachmaninoff: Pretude. — Tschaikowsky: Zant. „Eugen Onegin". — Misha Elman: Violin-Solo „Canto ilmorow ' — Wille: „Satfanka", russische Lieder und Tänze. -Leuschner: „Wotgageister". D 6.15: Funkbastelstunde. S 6.30: Wie bleiben wir gesund? T 6.45: Regierungsamtmann Schäfer: ver Ausgleich aus dem Arbeitsmarkt. S 7.15: Geh. Iustizrat Walde: Vom kommenden Strafrecht. S 8: Von Berlin aus dem Plenarsaal des Reichstags: Dichter-Abend des Verbandes Deutscher Mähler: Eerhart Hauptmann liest aus eig. Werken. „Baubo" aus dem unveröffentl. Epos „Till Eulenspiegel"). „Kentaurenrilt". 3 10: Bunter Abend. Mitw.: Marimiliane Schuetter <Ees.), Zranciscus Nagler liest aus eig. Werken. Th. Blumer lKIao.), Prof. Lhartofitar (Gitarre). Nagter: „Das Schulfest" aus „Die Oorfheimat". Vier Lieder für Sopran. — Chartof'Iar: Stücke ür Eitarre — Nagler: „Das Sängerfest". Vier Lieder für -opran. — Chartoiilar: Stücke für Gitarre. Königswusterhausen. Sonnabend. 30. Okt. 3: Prof. Dr. llmsel, Oberlehrer Westermann: Einheitskurzschrift. S 3.30: Hed- oig Stieve: Die Arbeit der Kreisfürsorgerin. Q 4: Prof. Dr. Ing. c. h. Toussaint: Ingenieure und Techniker i. d. Metallindustrie, d 4.30: Das Neueste aus der pädagogischen Zeitschriftenlileralur. 3 5: v. Wilamowih-Moellendorff: Das antike Lustspiel. T 5.30: Prof. Mackowsky: Romantischer Ausklang der Bautäkigkcit in Perlin und Potsdam. D 6: Prof. Dr. Ing. Laudien: Die Elektro- Ileinmolore. D 6.30: Prof. Dr. Adrion: Bösartige Gewächse n der Mundhöhle. D 1: Dr. Mersmann: Die deutsche Oper von Nozart bi, Schrecker. D 7.30: Prof. Dr. Richter: Strömungen d. nodernen deutschen Li eraturgeschichte. D 8.30: Uebertr. a. Berlin Herrenhaus): „Gerhart Hauptmann". Gleichbleibende Tageseinteilung von Montag bis Sonnabend. Berlin Welle 504, 571. — Stettin Welle 241. Vorm. 10.10: Kleinhandelspreise. * 1015: Tagesnach richten I, Wetterdienst, 4- 11.00—12.50: Schallplaitenmusik. * Nachm. 12.20: Vorbörse (Sonnabends 11.30). 4° 12.55: Zeit zeichen. * 1.15: Tagesnachrichten l!. Wetterdienst. * 2.20: Börsenbericht (Sonnabends 1.20). 4- 3.10: Landwirtschafts- börse, Zeitangabe. 4- 3.30—4.55: Schallplaitenmusik. 4- An- schließend an das Nachmittagskonzert: Ratschläge fürs Haus — Theater- und Filmdtenst. 4- Anschließend an die Abendver anstaltung: Tagcsnachrichten UI, Wetterbericht, Zeitangabe, Theater, Sport. Sonnabend, 30. Oktober. Berlin Welle 504, 571. 12.00—1.10: Übertragung der Jahresfeier der Deutschen Hochschule für Politik aus der Alten Bau-Akademie, Schinkel- play 6. Vortragsfolge: 1. Begrüßung der Festteilnehmer durch Staatsminister Dr. Drews. 2. Ansprache des Reichsministers des Innern Dr. Külz. 3. Bericht des Herrn Oberreg.-Rats z. D. Dr. Simons, Direktor der Deutschen Hochschule für Politik, über die Tätigkeit der Hochschule. 4. Fcstvortrag Geheimrat Professor Dr. Mendelssohn-Bartholdy: Vom Berus des Diplo maten. 4- 4.00: R. Stnrm: Schasst wohlfeile künstlerische Sportpreise. 4- 4.30—6.00: Fröhlicher Nachmittag. Mitwir kende: Pros. Dr. C. Fries (Vortrag), Alice Hcchy (Sopran), Wolfgang Zilzer (Couplets), Walter Ruff, Karl Schubert, Arthur Weidner (Fagott), Julie Leipziger-Stettenyetm (Rezi tation), Am Bechsteinflügel: Theodor Mackeben, Berliner Funkkapelle. 4- 6.30: Paul Markwald-Caro: Die Volks- und privatwirtschaftliche Bedeutung des Sparens. 4- 7.00: Pros.' O. Colson: L'invasion de Paris (in franz. Sprache). 4- 7.25: Dr. med. Alfred Beyer, Ministerialrat im preuß. Ministerium für Volkswohlsahrt: Lebenstüchtigkeil und Lebenserfolg (Ob jektives und subjektives Leben). 4- 8.00: Übertragung aus deni Plenarsaal des Reichstages: Gerhart Hauptmann liest aus eigenen Werken. 1. Baubo, 2. Kentaurenritt (Aus dem unver öffentlichten Epos .Till Eulenspiegel". 4- 10.30—12.30: Tanz musik. Vermischtes. Der letzte Nachkomme Florian Geyers. In Harlem (Holland) starb im Alter von 73 Jahren der Rentner- Ludwig Geher, der letzte männliche Nachkomme des großen Bauernführers Florian Geyer, der mit seinen Leuten, der gefürchteten „Schwarzen Schar", in fast alle Kämpfe des Bauernkrieges von 1525 verwickelt war. Florian Geyer, der aus dem fränkischen Geschlecht derer von Geyersberg stammte und im Juni 1525 in der Nähe von Schloß Lim burg von seinem Schwager, Wilhelm von Grumbach, über fallen und aetötet wurde, ist bekanntlich durch Gerbart Gereimte Zeitbilder. Von Gotthilf. Von all den sportlichen Turnieren, Die uns die neue Zeit beschert, Erscheint mir das beim „Grand mit Vieren" Als ganz besonders preisenswert. Der ganzen Welt sei es verkündet: Es haben voller Mut und Kraft Sich wack're Männer, eng verbündet, Zu großen Skaten aufgerafft. Sie sitzen, heißt's, an vierzig Tischen, In Treue fest, in Groß-B erlin , Wo sie mit Ernst die Karten mischen Und ihre „ält'sten Jungen" zieh'n. Hier geht's mit „Abern" nicht und „Wennen" So lasch wie in der Politik, Denn Farbe mußt du hier bekennen — Da hilft kein Beten und kein Trick. Von Zeit zu Zeit und hin und wieder Klingt's feierlich: „Wer spielt denn aus?" Dann fällt voll Wucht ein Trümpflein nieder, Das geht noch übers Schellendaus. Der Fachmann sieht's mit Kennermienen, Doch halb verblödet sehn's die Lai'n, Und manchmal hört man: „Herz bedienen!" Und: „Kiebitz, bitte, stille sein!" Und wenn es heißt: „Sie müssen stechen!" Und: „Sie sind Schneider!" und: „Ich paß'!", So glaubst du, daß sie Rotwelsch sprechen, Und fragst besorgt: „Was ist denn das?" O frage hier nicht nach Belangen Und warum dies und das passiert, Du wirst hier, bist du unbefangen, Schön eingeseift und gleich rasiert. Begnüg' mit dem dich, was die Presse Erzählt von manchem guten Schnitt Ans dem Berliner Skatkongresse Und sag': „Gottlob, ich spiel' nicht mit!" yaupunanns „Florian Geyer- auch eme merarycye Be rühmtheit geworden. Auch andere haben ihn und seine Taten dramatisch behandelt oder ihn zum Romanhelden gemacht. Der jetzt in Holland verstorbene Ludwig Geyer lebte früher als Lederfabrikant in seiner württembergischen Heimat. Nachdem er in der Inflation den größten Teil seines Vermögens verloren hatte und seine Fabrik und sein Haus hatte verkaufen müssen, verlegte er seinen Wohn sitz nach Harlem, wo mehrere seiner Töchter verheiratet waren. Die älteste Tochter ist die Gattin eines bekannten Leipziger Kommerzienrats; sie führt den Vornamen Eli sabeth, getreu den Überlieferungen des Geschlechts, nach denen alle ältesten Töchter aus dem Hause derer von Geyersberg Elisabeth heißen sollten. — In Windsor spukt cs. Windsor ist hauptsächlich be kannt durch die „lustigen Weiber", die es, nach dem seligen Shakespeare, dort geben soll, und außerdem dadurch, daß sie selige Königin Viktoria von England, die aber durch aus kein allzu lustiges Weib war, in dem Schlosse daselbst sich sehr gern von den Mühen und Sorgen des Regierens erholte. In diesem Schlosse aber spukt es — nicht erst seit heute und gestern, sondern schon seit langem. Nur daß man es jetzt erst wieder einwandfrei festgestellt hat, ^o daß sich bereits die Spiritisten der Sache angenommen haben, am mit dem Geist von Windsor in nähere Verbindung )u trcrcn. Wie es im ehemaligen Berliner Schloß eine ,Weiße Frau" gab, die von Zeit zu Zeit dort umher- wandelt" und alle Hofdamen in Angst versetzte, so gibt es s auch in Windsor ein weibliches Gespenst, und Kenner be- k jaupten, daß es die aus Schillers „Maria Stuart" allge- ! nein bekannte Königin Elisabeth sei. Ein Kaufmann mit < >em gefährlichen Namen Browning hat den Geist der Königin kürzlich ganz deutlich gesehen: die verstorbene Königin sah blutjung aus, trug Nonnentracht und stand luf ihres Schlosses Zinnen, um sich die Gegend anzusehen. Zn früheren Jahren halten diesen selben Geist schon ein Äardeosfizier, ein Hosbeamter und ein Wachtposten ge- chen — also lauter glaubwürdige Leute, so daß die Ge- chickte uubcdinat wabr sein muk. Parmioie Clicnvayxtamgropye. Den Reifenden eines Eisenbahnzuges, der von Karlsbad nach Eger suhr, war dieser Tage eine neckische Überraschung beschieden. Zwischen Neusattl und Falkenau verspürten sie plötzlich einen heftigen Ruck, worauf die Fahrt sich allmählich ver langsamte, bis der Zug aus offener Strecke stehenblieb. Natürlich eilte alles entsetzt an die Fenster, da man glaubte, daß ein Eisenbahnunglück geschehen sei, aber die Reisenden mußten bald zu ihrem Erstaunen konstatieren, daß ihr Zug eigentlich kein Zug mehr war, sondern nur noch ein Zug teilchen. Der vordere Teil des Zuges hatte sich nämlich selbständig gemacht und war, nachdem er die lästigen Hin teren Wagen abgehalftert hatte, fröhlich und wohlgemut und mit der Geschwindigkeit eines Expreßzuges gen Fal kenau gedampft. Die zurückgebliebenen Reifenden der in Gedanken stehengebliebenen letzten Wagen riefen ihm freundliche und harte Worte nach, aber er hörte nicht auf sie, sondern tollte immer weiter. In Falkenau erst be merkte der Zugführer, daß seine Wagen nicht stimmten. Er zählte sie mit Hilfe des ganzen Bahnhofspersonals ein- und das andremal nach und glaubte, obwohl das alles sich nicht um Mitternacht, sondern zur Mittagszeit abspielte, an einen unheimlichen Geisterspuk. Schließlich entschloß man sich, auf der zurückgelegten Strcke nach den verloren gegangenen Wagen und Passagieren zu suchen, und eine halbe Stunde später brachte man sie hochvefrievig« »nd im Triumph nach Falkenau. MMg nach Wkänill, Limbach, SIMentlein, Lai äer grsßrn LmMch, lseinrlmg, öiebemein, stoben. Am 29. Juni 1890 unternahm die Sektion Dresden des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz, die sich ausnahmsweise einmal nicht auf die sächsische Schweiz, sondern vielmehr auf das Niederland, und zwar, wie schon oben kurz angedeutet, aus die Gegend zwischen Wilsdruff und Nossen erstreckte. Man verließ Dresden mit dem früh 6,55 Uhr abgehenden Zuge und stieg in Potfchappel auf die Sekundärbahn nach Wilsdruff über, die außer dem Viadukt bei Hermsdorf nichts besonderes bietet, bis Kesselsdorf ziemlich stark steigt und endlich, das Schlachtfeld vom 15. Dezember 1745 rechts liegen lastend, längs der Grum bach er Straße sich hinziehend nach 50 Minuten Fahrtdauer Wilsdruff erreicht. Wilsdruff selbst machte einen äußerst nüchternen Eindruck, wozu wohl auch der sanft herniederrieseinde, alles Grau in Grau malende Regen beitragen mochte. Die Häuser, welche den viereckigen Marktplatz umstanden, lehnten müde eins aus dem anderen, wie eine Reihe eingeschlafener Menschen, die ihre Köpfe auf des Nachbars Schullern sinken lasten, und grüne Bäume, die anderswo den Eindruck kleiner Städte, welche sonst weiter keine Umgebung aufzuweisen haben, so freund lich machen, gab es hier auch nicht; nur an der dem Gasthof zum Löwen, gegenüber liegenden Seite des Marktplatzes kümmerten sich vor einem Hause ein paar be schattende Gewächse fort, die man bei bescheidenen Ansprüchen vielleicht für Bäume hätte halten können. Im Gasthof zum Löwen wurde des emgetretenen Regens wegen notgedrungen zwei Stunden Halt gemacht, dann klärte sich das Wetter auf und man setzte die Wanderung fort. Der Weg führte zunächst durch die sogenannte „Struth" nach Blankenstein. Limbach ließ man rechts liegen. Strmt, Strödt, der im Niederland sehr häufig vorkommt, ist ein deutsches mittelalterliches Wort und bedeutet so viel wie Strauch, Gebüsch, Platz mit Gebüsch, Dickicht, Wald in besonders sumpfiger und nasser Gegend. „In der struote," Waldname bei Straßburg; in der strüt, hessische Urkunden. Vergleiche auch strüz, 'Gewoge, Flut (Unstrut). Ein Struter oder Ströter war ein Wegelagerer oder Strauchdieb. Derartige „Struthen-Gchvlze" bestehen nur aus Laubhvlz, meist Haselnußsträuchern und haben nur ganz geringe räumliche Ausdehnung. Auf dem Wege nach dem Dorfe Blankenstein selbst gab es nach links hübsche Blicke auf den Landberg bei Mohorn, auch ragte die Halsbrückener große Este, die erst vor wenig Wochen vollendet, im Vorblick auf. Weiter passierte man das große Kirchdorf Helbigsdorf, Steinbach blieb links liegen. Ehemals muß die ganze, jetzt reich mit Geldern angebaute Gegend mit tiefem Wald bestanden gewesen sein, wenig stens geht dies aus einer Notiz in Möllers Chronik von Freiberg hervor, worin es heißt: „Den 26 August» 1038 ist Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu Sachsen von der Jagd bei Steinbach abends unversehens neben Ihren Hochfürstlichen Durchlauchten Hertzog Johann Georgen, Chur Printze, und Herzog Augusto, Ertzbischoff zu Halle in die Stadt kommen und in des Oberhütten Verwalters Hause abgetreten." Gegen 1-12 Ahr erreichte man Blankenstein und nahm daselbst im Dvrf- wirtshaus einen einfachen Imbiß ein. Im Orte sollten sich noch die Ruinen einer früheren Burg befinden, indessen waren von einer solchen nur noch ganz wenige, vhnwsst der Kirche aus dem Rücken eines vorspringenden Berges gelegene Trümmer zu entdecken, die kaum der Mühe des Aufsuchens lohnten, wenn auch die ganze Art der einstigen Burganlage ziemlich genau aus den noch deutlich vorhandenen Gräben und Wällen festzustellen war. Das hindert aber nicht, daß sich bei den Anwohnern der dortigen Gegend die Legende von einem geheimen Gang, der nach dem Schlosse zu Reinsberg hinüberführen soll, und von einem vergrabenen Schatze sorterbt, und daß zur Hebung dieses Schatzes sich hin und wieder Leute einsinden, die mit Hacke und Spaten danach suchen. So erzählte wenigstens der Wirt, welcher uns zu den wenigen Aeberiesten der einstigen Burg begleitete. Den Abstieg, der durch hohes Unterholz ziemlich erschwer- war, ram man von hier aus hinab in das Tai der großen Triebicke, welche als Triebischbach im Tharandter Walde entspringt und nach einem etwa 38 Kilometer langen Laufe als Triebisch bei Meißen in die Elbe geht. Dem Laufe des Baches, der sich durch saftig grüne Wiesen und zwischen dichtbewaldeten Hängen hinschlängelt, folgte man auswärts etwa 20 Minuten lang und bog dann bei einem von rechts hereinkommen den Wässerchen in ein Seitental ein, bas nach dem Dorfe Neukirchen führte. Der Weitermarsch erlitt aber insofern eine Unterbrechung, als der Bauer, dem das Begehen dieses Weges augenscheinlich nicht paßte, das Fenster öffnete und mit den Bemerkung, „daß hier kein Weg ginge," die Benutzung desselben verbot. Indesten machte ihm der Führer klar, daß hier wohl ein Weg sei, denn er sei auf der vom Staate herausgegebenen Karte ausdrücklich verzeichnet, und wenn er Späne mache, so werde man sich beim Königlichen Ministerium beschweren. Au) dieses Argument hin schlug der Bauer das Fenster zu und man zog unbehelligt weiter. Die hohe Straße zwischen Neukirchen und dem folgenden Reinsberg bietet eine herrliche Rundsicht. Man steht den Tharandter Wald sich am Horizont hindehnen, sieht die Gisteste der Muldener Schmelzhütten, die hochgelegene Kirche von Conradsdorf und die Türme von Freiberg, den Colmberg bei Oschatz und die weite Ebene in der Nossener und Roßweiner Gegend. Die große Halsbrücker Este, kaum eine Stunde Wegs entfernt, lag zum Greifen nahe. Die Dimensionen der Este sind aber auch kolossal. Ihre Höhe beträgt 140 Meter, die Grundfläche 12 Meter im Quadrat. Der Sockel ist 10 Meter im Quadrat. Unterer Durch messer im Lichte 5,15 Meter, oberer Durchmesser 2)4 Meter. Die untere Mauer- stärko ist 1,05 Meter, die obere 0I5 Meter. An Ziegeln wurden gebraucht 1 080 000 Stück. Um 3 Uhr nachmittags kam man nach Reinsberg und besuchte hier zunächst das Schloß. Schloß und Ort Reinsberg besitzen eine ebenso anmutige als frucht bare Umgebung und liegen in einem reizenden Tale, das von den klaren Wellen der Bvbritzsch durchschnitten und mit dicht bewaldeten Hängen umgeben, die lieblichsten Ansichten darbietet. Schloß Reinsberg ist ein altes, vormals durch Gräben und starke Ringmauern geschütztes, auf einem schroffen Felsen der Do'britzschusers auf- getü rmles Gebäude, welches früher ein gewaltiger Wartturm überragte, indessen sind von der einstigen Ritterburg wohl nur noch die Grundmauern übig geblieben. Das gegenwärtige Schloß ist erst nach dem 30sährigen Kriege wieder ausgebaut wor den, während desselben wurde es zum Teil ausgebrannt, zum Teil zerstört. Die Zugbrücke wurde später durch eine zweibogigs steinerne Brücke ersetzt, von welcher man einen interessanten Blick m den dicht mit Epheu bewachsenen Graben hat. Außerdem führt noch eine zweite Brücke von der Talseite aus in das Schloß. In dessen ist die alte ehrwürdige Burg trotz ihres drohenden Ansehens im Innern sehr wohnlich eingerichtet. Die frühesten Besitzer des Schlosses und Rittergues Reinsberg waren die Herren von Reinsberg, deren Geschlecht schon im 13. Jahrhundert beträchtliche