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Wilsdruffer Tageblatt : 13.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192610138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19261013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19261013
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-13
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 13.10.1926
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aber wieder entlassen Wörden sei. Es handle sich um einen durchaus anständigen Man». Er habe darauf gefragt, warum er in Untersuchungshaft war und ob dis Sache jetzt in Ordnung sei. Darauf sei ihm gesagt worden, die Sache sei erledigt. Er darf sich frei bewegen und der Mann ist anständig. Die Sache sei damit für ihn erledigt gewesen. Weiter betonte Herzog Ludwig, daß ihm nichts davon bekannt war, das; Schweickhardi in eine politische Mordsache verwickelt war. Abg. Mittelmann machte die Feststellung, daß nicht der leiseste Verdacht auf dem vernommenen Zeugen ruht. Dies ausdrücklich auszu- sprechen, sei ihm eine Genugtuung. Hierauf wurde der aus Loudon wieder zurückgckehrte wichtigste Zeuge, Rechts anwalt Dr. Gademann, der frühere juristische Berater in der Laudesleitung der Einwohnerwehr-, vernommen. Einlei tend bemerkte der Vorsitzende, daß sich der Ausschuß später darüber schlüssig werden müsse, in welchem Umfange ein Zeug- nisverweigcrnngsrecht des Zeugen Gademann bestehe. Der Zeuge gab Aufschluß über seine Stellung zu den amtlichen Stellen und unterschrieb, daß im Falle des Zusam-Mordes seinerzeit ein neues Gesahrenmoment hinsichtlich der Waffen bergung vorgelegen habe. Durch ununterbrochene Frage stellung versuchte nun der Vorsitzende, Einzelheiten und Gründe der Fahrt der Augsburger Staatsanwälte zum Justizministe rium in München zu klären. Aus wiederholte Fragen des Vor sitzenden, was er mit dem früheren Justizminister Roth be sprochen habe, erklärte der Zeuge, sich daraus nicht mehr genau erinnern zu können. Die Besprechung sei sehr kurz gewesen und sei sozusagen zwischen Tür und Angel geführt worden. Auf der Fahri nach München habe er mit den beiden Staatsanwälten nur ganz wenig gesprochen. Den Rest der Sitzung füllte die Vernehmung des wegen versuchten Landesverrats zu vierzehn Jahren Zuchthaus verur teilten Pracher aus. Der letzte berichtete über seine Be ziehungen zu Dobner und anderen Personen, die mit Waffen- schiebuugcn zu tun hatten. Dabei schilderte er auch die Vor gänge des Telephongespräches, das von ihm mit dem Polizei kommissar Glaser geführt wurde, aus dem er entnommen haben will, daß Glaser Mitwisser des Mordversuches san Dobner gewesen sei. Aus eine eingehende Befragung durch den Vorsitzenden machte Pracher bezüglich des Telephonge- .spräches mit Glaser recht widerspruchsvolle Angaben. Major Buchrucker klagt. Die Schweigepflicht gegen die Reichswehr. Der Femeausschuß des Preußischen Landtages gibt jetzt die in nichtöffentlicher Sitzung gegebene Begründung des Küstriner Putschführers Major Buchrucker bekannt, mit der Buchrucker seine Aussagen über die Vorgänge des Jahres 1923 verweigert hat. Nach der Erklärung, daß er sich durch das Schweigegebot des Küstriner Gerichtes gebunden fühle und außerdem der Reichswehr gegenüber zum Schweigen ver pflichtet sei, sagte Buchrucker u. a.: „Wenn diese Bindungen beseitigt sind, dann werde ich nur in öffentlicher Sitzung aussagen. Der Grund ist folgender: In meinem Prozeß habe ich die Verantwortung für alles ' aus mich genommen und diese Rolle bis heute beibehalten. Ich habe aber inzwischen erfahren, daß einige beteiligte Offiziere und der Reichswehrministcr cs damit nicht genug sein ließen, sondern mich unter Bezug auf die geheime Gerichtsverhandlung mit ehrenrührigen Vorwürfen bedacht haben, ohne mich zu hören. Alle Wege zu einer gütlichen Bereinigung sind mir durch den Reichswehrminister versperrt. Ich bin jetzt ge nötigt, durch gerichtliche Mittel Klarstellung zu erzwin gen. Ich habe gegen meine Beleidiger, soweit sie nicht durch den ß 193 des Reichsstrafgesetzbuches geschützt sind, Beleidi gungsklagen und gegen den Obersten v. Bock außerdem eine Anzeige wegen Meineides beziehungsweise wissent lich falscher dienstlicher Meldung erstatten müssen. Ich Hosse ferner, durch einen in Vorbereitung befindlichen Antrag aus Wiederaufnahme des Verfahrens eine Klarstellung meiner Handlungsweise zu erreichen. Ich empfehle Ihnen, meine Damen und Herren, die Prozesse zu verfolgen und zu bewirken .daß sie öffentlich stattfinden. -„Fort mit Browning- und Reitpeitschen!/' Minister Dr. Bell im besetzten Gebiet. Auf seiner Informationsreise durch das besetzte Go biet stattete Reichsminister Dr. Bell der Stadt Mainz einen Besuch ab. In einer mehrstündigen Besprechung nahm der Minister die ihm von den Vertretern der Be hörden, Wirtschastsverbände, Arbeitnehmerorganisationen usw. vorgetragenen Wünsche des besetzten hessischen Ge bietes entgegen. Dr. Bell betonte ausdrücklich, daß im Reichskabinett über die Fortführung der Außenpolitik die einmütige Auffassung herrsche, daß die Außenpolitik mn im Geiste der Versöhnung geführt werden könne, wenn auch selbstverständlich gefordert werden müsse, daß Deutschland im Völkerbunde in allen Fragen, nicht nur in den theoretischen, sondern auch in den praktischen, als gleichberechtigter Partner betrachtet werde. Nach Locarno und Genf sei die Aufrechterhaltung der Besetzung nicht mehr berechtigt. Die Forderung Briands: „Fort mit den Kanonen!" müsse dahin erweitert werden: „Fort mit den Brownings, fort mit den R e i t p e i t s ch e n, f o r t m i t d e r B c s a tz u n g!" Der Minister gab der Hoffnung Ausdruck, das; dieser Appell an Frankreich nicht ungehört verhalle und die angebahnte Verständigung durch die Beseitigung der Besatzung die Krönung erhalte. Dr. Bell teilte ferner mit, daß die Negierung ihr Augenmerk auf die Wiederherstellung des Domes zu Mainz richten würde, damit er zu Pfingsten 1927 neu erstehen werde. Sie SlurmverwSstungen. In der Nordsee. Der schwedische Dampfer „Esther" ist aus See nach Cuxhaven zurückgekehrt. Die Wellen haben die Kom- .höllig verschoben. Einen ähnlichen Unfall erlitt der zurückgekehrte Dampfer „Egeria" im Skagerrak, dem die Kommandobrücke von der See völlig zerschlagen wurde. Der Kapitän erlitt mehrere Nippenbrüche und mußte ins Krankenhaus übergeführt werden. Der eng lische ^ampser „Athen", der von „Port Wellington" als in Seenot gemeldet wurde, ist inzwischen gesunken, die Be satzung wurde von „Port Wellington" übernommen. Der Schoner „Regulus , der seine Masten einbüßte, treibt im Skagerrak und erbittet dringend Schlepperhilfe. Dem Hamburger Dampfer „Hermann Bonelamp" wurde seine Holzladung über Bord gespult. Auf Helgoland. Gewaltigen Schaden hat die Sturmflut auf Helgoland angerichtet. Die Düne hat überall so schwer gelitten, daß sie einer neuen starken Sturmflut kaum standhalten dürfte. Die Landungsbrücke war ganz überflutet und wurde an verschiedenen Stellen stark beschädigt, ebenso das Bollwerk am Hauptstrand. Das Gelände vm: der neu erbauten geo- wgywen vmsiail wurde von den Wellen fortgenssen. Auf der Düne wurden über 100 Badekarren fortgerissen und fortgespült. Einen schweren Verlust erlitten die Helgo länder Hummerfischer, die alle ihre Hummerkörbe, 2000 Stück an der Zahl, durch die Flut verloren. Die hohe nördliche Kugelkelte der Düne ist zur Hälfte verschwunden. Zwischen Brunsbüttelkoog und Freiburg kenterte auf der Elbe im Sturm eine von einem Schlepper gezogene Schute. Die beiden Begleiter ertranken; ihre Leichen wurden geborgen. Auf der Insel Sylt ist einer der Funk türme eingestürzt, die den Verkehr nach Buenos Aires vermitteln. An der holländischen Küste. Der Sturm hat eine große Reihe von Opfern gefor dert. Ein Heringsfänger mit 13 Mann an Bord ist im Sturm mit Mann und Maus untergegangen. Einige der Leichen wurden bereits angespült, doch konnte man das Schiff trotz langen Suchens bisher nicht finden. Ein an derer Heringsfänger „Theodor" aus Vlaardingen ist eben falls dem Sturm zum Opfer gefallen. Zwölf Mann der Besatzung kamen in den Wellen um. Weiter wird ge meldet, daß der polnische Dampfer „Wisla" bei Terschelling strandete. Zwei Mann der Besatzung wurden durch die Wellen über Bord geworfen und ertränken. Die übrigen' konnten von einem Schlepper gerettet werden. Der Sturm war so heftig, daß das Leuchtschiff „Terschellinger Bank", von seinem Ankerplatz losgerisssn wurde. Nach großen' Anstrengungen gelang es, das schwerbeschädigte Schiff in den Hafen von Nieuwe Diep einzuschleppen. In Den Helder erreichte der Sturm eine Stärke von 32 Sekunden metern, die höchste Ziffer, die jemals an diesen Platz ver zeichnet worden ist. In Groningen ereignete sich ein eigen artiger und folgenschwerer Unglücksfall. Durch das heftige Sturmwetter wurden auf dem Heerenweg mehrere Bäume" entwurzelt, von denen einer auf ein gerade vorüberfahren-' des Privatautomobil fiel; das Auto wurde schwer be schädigt. Von den fünf Insassen wurden zwei Damen und ein Herr schwer und zwei Herren leicht verletzt. Letzte MeMungen - Vermischte Drahtnachrichten vom 12. Oktober. Großfeuer in Ricdöschingen. < Donaueschingen. Bei einem in der Gemeinde Riedöschin- gen ausgebrochenen Brand wurden 12 Anwesen eingeäschert. Alle Futtervorräte und Gerätschaften sielen den Klammen zum Opfer, während das Vieh gerettet werden konnte. Als Ursache wird Brandstiftung vermutet. Unter dem Verdacht der Brandstiftung wurde bereits eine Person verhaftet. Ein polnisch-russischer Sicherheitspakt? z Warschau. Blättermeldungen zufolge hat das polnische- Außenamt energische Schritte eingeleitet, um eine Klärung der außenpolitischen Lage und soweit wie möglich eine Beschleuni gung der Verständigung mit Sowjetrußland zu erreichen. Diese Verständigung soll in der Unterzeichnung eines Nichtangriffs paktes lSicherheitspaktes) mit Moskau seine Verwirklichung finden. Gleichzeitig findet zur Vorbereitung des Abschlusses eines solchen Paktes ein reger Meinungsaustausch mit den Randstaaten stall. Schweres Eisenbahnunglück bei Lyon. Pari S. Bei vcr Einlavrt in den Bahnyof von LPVN stieß der Mailänder ExpreUng mit einem Personcnzug zu; jammen. Die Lokvmoiive und der Kohlenwagen des Expretz-- znges entgleisten, die beiden letzten Wagen des Personen zuges wurden beschädigt. Ein Reisender wurde getötet, 25 zum Teil schwer verletzt. Der Unfall sott auf Bruch der Achse der Schnellzugtokomotive zurückzuführen sein. Englische Arbeiterpartei und der Brrgarbeiterstreik. London. Die Konferenz der Arbeiterpartei in Margate nahm mit überwältigender Mehrheit eine Entschließung an, in der die Bergarbeiter zu ihrem gewaltigen Kampf beglück wünscht werden und der Regierung der Vorwurf gemacht Wird, daß sie sich den Wünschen der Bergwerksbesitzer unter ordne. In der Entschließung heißt es weiter, die einzige Lösung des gegenwärtigen Problems sei die Nationalisierung des Bergbaus gemäß den vom Bergarbeiterverband vorge schlagenen, Richtlinien. Die letzte Sitzung. M Dresden, 12. Ostober. Die heutige Sitzung des Land tages, die seine letzte sein soll, wurde durch längere Erklärungen eingeleitet. Abg. Wirth (ASoz.) gab eine solche gegen den Abg. Liebmann ab, der in der letzten Sitzung die altsozialistischen Re- Sierungsmltglieder verdächtigt hatte. Eine Erklärung des Abg. Dr. Beutler (DN.) und eine Gegenerklärung -des Wolksbildungs- ministers Dr. Kaiser beschäftigten sich mit dem bekannten Falle -des Assistenzarztes Dr. Dieter an der Leipziger Universitäts- Augenklinik. Die Kommunisten schickten gleich zwei Redner vor, um -gegen die heute bekannt gewordenen polizeilichen Maßnahmen für -die Wahlkämpfe Stellung zu nehmen. Den Wunsch, einen -diesbezüglichen Antrag noch heute zu verhandeln, fand keine Er füllung. Große Heiterkeit erregte ein Schreiben des Abg. Gün ther, -in -dem er mitteilt, -daß er -der Reichspartei des deutschen Mittelstandes beigetreten sei und -diese -im Landtag — der Heuke auseinandergeht — vertreten. Dann wurde -dem Hause der Bericht -des Untersuchungsausschusses zur ^Nachprüfung der von der säch sischen Regierung im 'Jahre 19-25 erteilten Aufträge von Klein pflaster vorgele-gt. Abg. -Grellmann (DN.) vertrat als Bericht erstatter die Ausschußmindecheik mit dem Standpunkt, es sei der Beweis erbracht, daß die -damalige Vergebung von Staaksauf- trägen eine schwere finanzielle Schädigung -des Staates -dar stelle. Abg. Dr. Hartwig stellte als Vertreter -der Aus-schußmehr- h-eit fest, daß Unkorrektheiten und Verfehlungen von Beamten bei -der Vergebung der Aufträge nicht vorliegen und daß auch keine finanzielle Schädigung -des Staates emgetreten sei. -Finanz minister Dr. Dehne verteidigte energisch -die Maßnahmen der Re gierung, seines 'Amtsvorgängers und stellte fest, daß die.Unter suchung auch nicht -den Schatten eines Beweises für die Beschul-di- gun-g erbracht habe, daß irgendeine -Unlauterkeit vorgekommen sei. Nach längerer Aussprache wurde der Bericht -der AussHußmehr- heit zustimmend zur -Kenntnis genommen. Nachdem der seinem natürlichen Ende entgegengehende Landtag noch diese letzten Lebenszeichen gegeben hatte, nahm -sein Pulsschlag merklich ab- Mehrere Etatkapitel und -die Vorlagen, die über 9 Mttl-wnen Reichsmark für Maßnahmen zur Milderung der -Erwerbslosigkeit vorsehen, wurde teils ohne wesentliche Aussprache angenommen. Nach längeren Ausführungen der Abgg. -Graupe (LS.), -Glom bitza (Komm.), Voigt (DVP.) und Langhorst (AS.) werden die Vorlagen und Anträge entsprechend den Ausschußanträgen ge nehmigt. Angenommen wird u. a. ein Minderheitsantrag Graupe Menke, die Regierung zu ersuchen, bei -der Reichsregierung schleu nigst -darauf hinzuwirken, daß -durch Erlaß einer Notverordnung -der Achtstundentag wieder eingeführt werde. Sodann gibt Abg. Liebmann eine längere Gegenerklärung auf die zu Beginn -der Sitzung vom Abg. Wirth gemachten Ausführungen ab. Ein An trag Dr. Blüher (DVP.) auf Zuweisung von Reichsmitteln an Länder und Gemeinden zur Behebung der Arbeitslosigkeit wird einstimmig angenommen. Annahme findet -auch -der Antrag Blüher auf Vorlegung einer Vorlage über Maßnahmen zur Be hebung -der Arbeitslosigkeit, ferner ein deutschvolksparteilicher An trag aus Einführung günstigerer Beförderungsverhältnisse bei verschiedenen Beamtengruppen und ein Antrag Schnirsch (AS.) und Claus (Dem.) auf Durchführung der Fünftelung der Be amten im Verhältnisse von 2 :2:1 in den neuen Haushaltplan. Endlich wird ein kommunistischer Antrag auf Ueberführung sämt licher Beamter der Gruppe 1 und 2 der Besoldun-gsordnung nach Gruppe 3 abgelehnt. Präsident Winkler teilt mit, daß ver mutlich die heutige Sitzung die letzte des Landtages sein werde. Wenn es nicht unbedingt nötig sei, werde keine weitere Sitzung einberufen werden. Er dankt allen, die gewillt waren, zum Wichle des Staates und der Bevölkerung zu arbeiten, ferner den Be amten des Landtages, der Presse und den Regierungsvertretern für ihre Mitarbeit. Er hoffe, so schließt -er, daß, wenn der nächste Landtag hier zusammentreten werde, er nach dem System ar beiten wird: Alles für das Volk und in jeder Beziehung für -das gesamte Volk. „Ich Hosse, daß -der nächste Landtag arbeiten wird nach dem -System: Wie fein und lieblich ist -es, wenn Brü der einträchtig beieinander wohnen." (Heiterkeit.) Dr. Blüher dankt dem Präsidenten, durch dessen -Geschäftsführung es möglich gewesen sei, die geleistete Arbeit zu vollbringen. — Schluß der Sitzung 7,30 Ahr. i Kus unserer vermal ) Wilsdruff, am 13. Oktober 1926. Merkblatt für den 11. Oktober. Sonnenaufgang 6" » Mondaufgaug 2' N. Sonnenuntergang 5" ii Mondunlergang 1O'°N. 1806 Sieg Napoleons I. über die Preußen und Sachsen bei Jena und Auerstedt. — 1813 Eiuleitung zur Schlacht ber Leipzig. Hagebutten. Wenn -die Hagebutten, Hambutten, Hageputze, Hahnbutten oder wie die Früchte der Hecken- und Hagerose i-n den einzelnen -Gegenden heißen -mögen, rotglänzend an den Sträuchern hängen, dann hat sich die Sonne schon tiefer gesenkt, und -der Winter steht bald vor der Tür. Die Hagerose hat schon frühzeitig bei -den alten nordischen Völkern eine volkstümliche Bedeutung ge wonnen. Bei diesen alten Völkern waren die Hagerose und ihre Früchte dem Feuergeist Loki geweiht. Als -dann das Christentum aufkam, entstand über diesen Strauch eine Sage, die noch -heule weiterlebt. Danach soll die Hagerose ein Gewächs -des Teufels sein, und Teufelsgewächs wird sie noch heute vielfach genannt. Als Gott den Teufel aus dem Himmel stieß, ließ dieser einen Dornenstrauch wachsen, den er als -Leiter benutzen -wollte, -UM wieder in den Himmel zu kommen. Gott jedoch machte einen -Strich durch diese Rechnung des Teufels und ließ die Dornen gerle -nicht so hoch steigen, so daß auch der Teufel nicht wieder in den Himmel konnte. Nach einer anderen allen Sage soll sich der Verräter Judas -in einem Dornenstrauch erhängt haben, die Hagebutte wird daher in manchen Gegenden auch Iudasbeere genannt. Wachsen an unserer Hagerose nur rote Hage-butten, so gibt es in Ostasien und in Zentralasien -auch wilde Rosen, die ties- schwarze Hagebutten hervorbringen. In unseren botanischen Gär ten lassen sich öfter solche tiefschwarze Hagebutten bewundern. In Norddeutschland bleibt -die Hoge-butte vielfach an den Sträu chern hängen, dagegen wird sie in Süddeutschland und auch in anderen Ländergebielen eingesammelt. Frauen und Kinder ziehen hinaus zum Ein-sammeln der Iudasbeercn, die in mancherlei Weise in der Küche benutzt werden. Besonders zum Würzen der Speisen wird die Hagebutte häufig verwendet, in manchen Gegenden wird auch ein Hagebutten-Likör hergestellt. Das Ein- nehmen von derartigen Früchten gilt als ein gutes Mittel gegen Nierenleiden und gegen Wurmkrankheiten, und tatsächlich hat auch die Hagebutte verschiedene Säuren, die dem Körper sehr zuträg ich sind. * Der Elternrat hielt gestern abend unter Leitung des Herrn Tischlermeister Heeger in der Schule eine öffentliche Sitzung ab. Die Elternschaft war so gut wie nicht erschienen, konnte es aber auch gar nicht, weil außer den Elternratsmitgliedern und der Lehrerschaft niemand um das Stattfinden wußte. An-begreif- licherwei-se hat der Stadttat die Notwendigkeit öffentlicher Be kanntmachung nicht anerkannt. Der Elternrat war einhellig der Meinung, daß er ruhig schlafen gehen könnte, wenn seine Arbeit so gering bewertet werde. In einer der letzten Sitzungen war -beschlossen worden, beim Stadtrate die Einführung des Werk unterrichtes ab Ostern 1927 zu beantragen und um die baldige Herrichtung des Ketterraumes zu -bitten. Da in der Sache bis her nichts geschehen ist, soll auf Antrag Zjchoke der Rat erneut um sofortige Heizb-arkeit -des Raumes ersucht werden, zumal jetzt die Milchabgabe an die Kinder eingestellt werden muhte, da es gesundheitlich nicht zu verantworten war, die kalte Milch in einem unheizbaren Raume -an -die Kinder zu verabreichen. Anschließend hielt Fräulein Lehrerin Prell einen Vortrag über ,-Eigensinn, Jähzorn und Trotz des Kindes". Rach allgemeinen Erläuterungen der Aufgaben der Erziehung und Behandlung Per vier Temperamente bezeichnete die Vortragende cholerische Kinder als besonders für Eigensinn, Trotz und Jähzorn veran lagt. Für diese -durchaus natürlichen Erscheinungen könne den Eltern kein Vorwurf gemacht werden. Ihre Pflicht sei es frei lich, durch taktvolle bewußte Erziehung sie allmählich zu über winden. Mit Liebe und -Güte, -Wahrung elterlicher Autorität und schließlich auch Strenge müsse der -kranke, gekränkte, widerstrebende eigene Wille des Kindes in die richtige Dahn ge lenkt werden. Sofortige Strafe bei Eigenfinnsszenen sei verkehrt, noch verkehrter freilich mitleidiges Trösten. Gegen die Reizbar keit der Nerven bei körperlich -schwachen Kindern sei Ablenkung und Tisfatmung vorzügliches Hilfsmittel. Dem Trotz liege viel fach ein -seelischer He-mmungszustand zugrunde, -dem oft durch ein Scherzwort, in frühester Jugend mit Strenge begegnet werden -müsse. Aebergroße Liebe und Schwäche der Eltern habe schon oft groß Herzeleid gebracht. Eine Ämstellung der Erziehung fei im Pubertäts alter der Kinder nötig. Da -gelte es für die Eltern, sich mehr als Freund, Berater, Vertrauter zu fühlen und -in weiser Voraussicht den Gedanken und dem Eigenleben des Kin des -das Ziel zu weisen. Die Ausführungen fanden Interesse
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