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trafen. Fiehn wurde schwer verletzt in das Krankenhaus eingeliefert, Marks später von einer Streife des Reiter regiments verhaftet. Grund zu der Tat soll Rache sein, weil Fiehn Marks wegen eines Vergehens zur Anzeige gebracht hatte. ^Zugentgleisung in Österreich. In der Nähe von Salzburg, bei der Haltestelle Aich, entgleiste infolge Überschreitung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit ein Schnellzug. Der Lokomotivführer war auf der Stelle tot. Zwei Personen wurden verletzt. Der Materialschaden ist bedeutend. Weitere Bergstürze im Kanton Wallis. Im Kanton Wallis, wo jüngst eine Gletscherhöhle einstürzte und die Wasser- und Schuttmassen eine Überschwemmung der Rhone hervorgerufen haben, haben sich an der Einsturz stelle weitere große Erdmassen in Bewegnng gesetzt. Sie haben an der Simplonbahnlinie einen Viadukt verschüttet und eine Eisenbahnbrücke fortgerissen. Dank der Umsicht eines Bahnbeamten konnte ein Schnellzug, der von Mai land nach Lausanne fuhr, gerade noch vor dem Viadukt zum Stillstand gebracht werden. In dem Badeort Lavey mußten das Hotelgebäude und die Bäder geräumt wer den, da sie von der Gefahr des Verschüttetwerdens be droht werden. Feuer auf einem Landgut Briands. In einem dem französischen Außenminister Briand gehörenden land wirtschaftlichen Besitz in Cocherel ist Feuer ausgebrochen, das die Scheune einäscherte. Getreidevorräte im Werte von 100 000 Frank wurden vernichtet. Der Schaden an den Gebäuden wird auf 40 000 Frank geschätzt. Im Alter von 112 Jahren verstorben. In Dellys bei Algier ist dieser Tage eine 112 Jahre alte Witwe nach einer nur 36stündigen Krankheit gestorben. Es war die einzige Krankheit, die die Frau im Lause ihres langen Lebens gehabt hat. Die alte Dame hatte mehrere Kinder, von denen das letzte vor fünf Jahren im Alter von 81 Jahren gestorben ist. Eisenbahnunglück in Pennsylvania. Ein Schnellzug der New-Jersey-Central-Eisenbahn stieß bei Bethle hem (Pennsylvania) mit drei Wagen eines Zuges der Lehightaleisenbahn zusammen. Ein Personenwagen des Lehightalzuges wurde umgeworsen. Von den Reisenden, die sich darin befanden, wurden yeun getötet und 35 verletzt. , Taifun an der Südküste Chinas. In Macao, an der Südküste Chinas, wütete ein Taifun. Zahlreiche Fischer barken, die sich auf See befanden, sind nicht zurückgekehrt, j Man befürchtet, daß die meisten von ihnen untergegangen ; und zahlreiche Menschen umgekommen sind. Der an der s Küste angerichtetc Schaden ist unbedeutend. Bunte Tageschronik. Berlin. Aus dem Fahrdamm einer Straße des Berliner Westens sind zwei Autos durch Feuer vernichtet wor den. Das Feuer entstand durch ausgelaufenes Benzin, in das ein Passant ein brenuendes.Streichholz geworfen hatte. Aarau. In Obcr-Erlinsbach sind 62 leichte Fälle von j Paratnphus sestgestcllt worden. Die Ursache der Erkran- i kungen war der Genuß von verdorbenem Fleisch. Warschau. Der Student Zablokitzkt, der unlängst bet hellichtem Tage im Zentrum der Stadl aus ein Bankgeschäft einen Überfall unternahm, wurde vom Ausnahmegericht zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Batavia. Wie aus Soerabaja berichtet wird, hat Dr. Heberlein in der Landschaft Madiola, wo früher bereits Zchädel- fragmente gefunden worden sind, jetzt einen vollständigen Schädel des Urmenschen gesunden. Spiel und Sport. Hindenburg Protektor der Deutschen Automobil. ausstellung. Reichspräsident von Hindenburg hat sick bereit erklärt, das Protektorat über die Deutsche Anter mobil- und Mowrradausstellung Berlin 1926 zu über, nehmen. Die Eröffnung der Ausstellung findet an 29. Oktober statt. Preustenspielc um die Schlagballmcisterschaft. Dü in Berlin-Schöneberg durchgeführte Endrunde um dii Preußenmeisterschaft im Schlagball für höhere Schulen zu der aus Essen, Frankfurt a. d. O., Königsberg, Weser- münde, Breslau und Ütersen die besten Mannschaften de; Vorrunden zusammengekommen waren, endete bei der Vollanstalten mit dem Siege der Königsberger Oberreal schule mit 293 Punkten. Bei den Realanstalten holte du Ausbauschule Ütersen die Meisterschaft. Diener verteidigt seinen Titel nicht. Der deutsch« Schwergewichtsmeister Franz Diener, der bekanntlich w Amerika einige Kämpfe austragt, hat erklärt, daß er seinen Titel am 15. Oktober gegen Breitenstrüter nicht verteidigen werde, da er drüben noch zwei Engagements zu erfüllen habe. Es sollen nunmehr am 15. Oktober Breitensträter und der Münchener Ludwig Haymann um den Titel boxen. Den deutschen Rekord im Kugelstoßen, den eben erst Brechenmacher auf 14,52 Meter stellte, hat der deutsche Meister Schröder-Dortmund bei Leichtathletikwett- kämpfen in Höhr aus 14,62 Meter verbessert. Das Fußballänderspiel Deutschland—Tschechoslo wakei der Arbeitersportler in Tetschen-Bodenbach endete mit einem 4 :1-Siege der Tschechoslowaken. Um die Weltmeisterschaft im Schachspiel. Der Welt meister Capablanca hat die Herausforderung Aljechins angenommen, aber die Prioritätsansprüche Nimzowitschs festgestellt. Capablanca will beide Wettkämpfe hinter einander spielen. Da aber Nimzowitsch bisher kein Geld zur Finanzierung aufbrachte, verlangt Capablancca ein Reugeld von 500 Dollar. Sollte dies nicht sofort ge leistet werden, tritt er zuerst gegen Aljechin an, der in Buenos Aires Interessenten gefunden hat, die die er forderlichen 10 000 Dollar aufbringen wollen, so daß ein Weltmeisterschaftskampf Aljechin—Capablanca für Ende 1927 in Buenos Aires zu erwarten ist. Der Deutsche Fußballmeister geschlagen. Sensa tionen im süddeutschen Fußball bildeten die 0 :3-Nieder- lage des Deutschen Fußballmeisters S. Vg. Fürth durch S. V. Nürnberg und der 3 :1-Sieg von Wacker-München über den süddeutschen Meister Bayern. Kongresse und Verfammtungen. Verbandslag der Preußischen Polizeiveamten. Der vierte ordentliche Verbandstag des Verbandes Preußischer Polizei beamten nahm am 27. September in Berlin seinen Anfang. Als Vertreter des preußischen Innenministeriums war Negie- rungsrat Dr. Kopp erschienen. An der Tagung nahmen zahl reiche Delegierte aus allen Teilen Deutschlands und aus dem Auslande teil. Tagung des Allgemeinen Evangelischen Protestantischen Missionsvereins. In Speyer wurde unter zahlreicher Be teiligung die Jahresversammlung des Allgemeinen Evange lischen Protestantischen Missionsvcreins (Ostasienmission) er öffnet. Zu der Tagung waren zahlreiche Gäste aus dex Schweiz, aus dem Elsaß und Deutschösterreich einaettoffm< - Hus Sem SrriÄlslasi z ^»«»«»»»»«»»««»»»«««»«»«««I,,«,« «»««»«««» »«»«»»«»» »»«»»-»»^ Eine wegen schlechten Kochens geschiedene Ehe. Der Apothekenbesitzer Lucien Forgot in Paris klagte.gegen seine Ehefrau Madeleine Forgot auf Scheidung, während diese Widerklage erhob und eine hohe Rente als Geschädigte wegen Zerstörung des Ehclebens forderte. Das Paar hatte 15 Jahre in vorbildlichem Frieden gelebt. Das Paar hatte Herr Forgot an einem schweren Magenkatarrh und der Arzt konstatierte, daß die Ursache der Erkrankung eine qualitativ schleckte Eruährung sei, besonders aber die Zutaten beim Kochen minderwertige Feite gewesen sind. Da der Apotheker feine Mahlzeiten ausschließlich daheim einuahm, forderte er die Gattin auf. Wandel im Kochregime eintreten zu lassen. Seine Ehefrau aeriet aber ob dieser Zumutung in Harnisch, es regnete Schelle und alles blieb im Haushalt beim alten. Herr Forgot, um sein Wohlbefinden besorgt, verließ eines Tages sein Domizil, zog zu einer alten lieben Bekannten, wo er anfkebte, und strengte die Scheidungsklage an. Das Ge richt erkannte die Gattin als allein schuldigen Teil, da ihr Gatte nur ihrem schlechten Kochen sein Magenleiden zu ver danken habe und er deshalb gezwungen wurde, sich ander wärts betreuen zu lassen. Berusungsprozeß Kußmann—Knoll. Bei der Zeugenver nehmung im Berufnngsprozeß Kußmann—Knoll, die beschul digt werden, Akten aus der Barmat-Uutersuchung entfernt oder deren Inhalt der Presse mitgeteilt zu haben, war besonders bemerkenswert die Vernehmung des früheren Staatsanwalts und jetzigen Landgerichtsrals Peltzer. Er erklärte, daß er im parlamentarischen Untersuchungsausschuß und auch vom Kammergerichl in die Rolle eines Mitangeklagten gedrängt worden sei, bestritt aber, sich irgendwie schuldig gemacht zu haben, als er dem jetzigen Angeklagten Knoll eine wichtige Denk schrift zur Einsichtnahme überließ. Generalstaatsanwalt Lin dow crbob Bedenken gegen die Vereidigung des Zeugen, da dieser der Milbeleiligung bei einer Aktenbeseitigung verdächtig gewesen sei. Das Gericht erklärte nach längerer Beratung, daß LandaericlNsrai Power aus formalen Gründen nicht vcr- OüiiiOsol Alle Packungen sinä SN jELiS »HSULSPVlkSKe gebört cklnosol. Verlangen Lis kostenlose UrosLlmre in Apotheken unck Drogerien. bestimmt vorrätig in 6er l.öcvengpotbeke eidlgt werden könne; diese Entscheidung laste jedoch keinerlei Rückschlüsse aus die Glauhwürdigkeit des Zeugen zu. Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Der Post- aushelser Wilhelm Warnke aus Hamburg hatte sich wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Sprengstoffverbrechens und un befugten Waffenbesitzes vor dem Strafsenat des Reichsgerichtes zu verantworten. Der Angeklagte wurde beschuldigt, im Jahre 1923 in Güstrow In Mecklenburg Ter rorgruppen gebildet zu haben. Außerdem soll er Waffen aus Berlin nach Mecklenburg gebracht haben. Warnke wohnte län gere Zeit bei seinem Binder, dem Landtagsabgeordneten Warnke in Güstrow, der bereits in einem früheren Verfahren wegen der gleichen Straftat zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt worden war. Nach elfstündiger Sitzung wurde das Urteil verkündet. Der Angeklagte wurde zu osnem Jahr sechs Monaten Zuchthaus und -zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt. Sechs Monate und die Geldstrafe werden aus die Unter suchungshaft angerechnet. Vermischtes. Geftmdheitsplakute werden seit einiger Zeit vom deutschen Roten Kreuz in großer Zahl veröffentlicht und verteilt. Die Texte der einzelnen Plakate lauten: „Ich will von der Mama gestillt werden! Das schmeckt und be kommt!" — „Reine Lust — gesunder Schlas!" — „Putzest ou nicht die Zähne, gibt es manche Träne!" — „Lesewut und schlechtes Licht taugt für Augen und Rücken nicht!" — „Luft und Sonne, Kinderwomre!" — „Gebrauche nach dem Schwamm Bürste und Kamm!" — „Von den dicken Feder kissen will das Strampelkind nichts wissen!" — „Halte dir dein Kind gesund, küß es niemals aus den Mund!" Man wird zugeben, daß die Gesinnung in diesen beachtens werten Lehren durchweg gut ist; die Verse aber erscheinen uns etwas zu kurz und bündig: das Kind wird z. B. nicht recht wissen, warum es manche Träne gibt, wenn es sich nicht die Zähne putzt, und ob es sich dabei um nach folgende Haus oder Zahnschmerzen handelt. kuncttunk-progrsmm Rnndsunk Leipzig -Welle 452), Dressen (Welle 2S4) Wochentags: 10: WirNchatt S ll.45: Melier. D 12: Mittags- n un! D 12.55: Nauener Zeit. D 1.15: Börse, Presfe D 2 45' Wutfchatt. D 3—4: Vädagog. Rundlunk Deutsche Welle 1300 S 3.25: Berl. Devisen, Prov.-Börfe. D 4.30 u. 5.30: Konzerr ves Leivz. Funkorch. S S: Börse .Wirtschaft. S Anfchi. an die Abend veranstaltung: Preise, Svorl etc. Pädagog. Rundfunk Königswusterhansen (Welle 130V) WockentügliK von 8.30 abends ab brmqt dis Deutsche Welte auch das Berliner Rundfunkprogramm, Sonntags das ganze Programm. Höllischer: Reise 8: Uebertr. aus Donnerstag, 3ü. Sept. 4.30: Dresd. Funkorchester. s 6.30: Auswertung. T 6.45: Steuer D 7: Prof. Sigerift: „Medizin und Naturwisfenfchaft". D 7.30: Musikschriftstelisr Smigeiski: „Opern- chekte' <2 8: Sinsoniskonzert. Dir.: Alfred Szendrei. Sollst: Professor Marleau (Violine). Berlioz: Ouo. „Dis Vehmrichter". — Dvorak: Violinkonzert A-moll. — Rich. Strauß: Don Quüote. Fantast. Variationen. S Ad 10.30: Funkstille. Königswusterkauien. Donnerstag. 30. Sept. 2.30: Neue Küchen- rinrichtungen und deren Snsteme. D 3: Prof. Amlei und Oberschul lehrer Westermann: Einheitskurzschrift. S 3.30: Lektor Vilma Mönlleberg: Ausfassung oder Erfassen. D 4: Dieselbe: Mittel des des Ausdruckes. D 4.30: Aus dem Zentrallnstiiut Berichtes <26: Landwirt Blum-Krefeld: Jnteresiensraqen der Klein landwirtschaft. <2 6.30: DwI.-Handslslehrer Wieq: Volkswirtschai!- liche Fragen für junge Kaufleute. D 7: Mihail Wittels: Di- frühen Sonaten Beethovens. S 7.30: Arthur durch China. 2. Das revolutionäre Kanton. S Leipzig. Sinfonie-Konzert. Berlin Welle S04. 571. - Stettin Welle 241. Sleichbleibendr Tageseinteilung von Montag bis Sonnabend Vorm. 10.10: Kleinhandelspreise * lü.15: Tagesnach- sichten I, Wetterdienst, -i- 1100—12.58: Schallplattenmujik. — NaLm. 12.20: Vorbörz «Sonnabends 11.30» * 1255: Zeit- jeichen. -i- 1.15: Lagesnachrichten II, Wetterdienst -s 2.20: Linsenbertcht (Sonnabends 1.20). * 8.10: Landwtuschafts- törse, Zeitangabe. * 8.30—4.55: Schallplattenmusil * An schließend an das Nachmitlagskonzert: Ratschläge fürs Haus. — Theater und Filmdienft. 4- 6.00: Zeitangabe. Reklarno, Theater * Anschließend an dte Abendveranstallunq: Tages nackrickten ur. Wetterbertckt, Zeitangabe, Theater, Sport. . Donnerstag, 3». September. Berlin Welle 504. 571. 12.00: Die Viertelstunde f. d. Landwirt. * 4.00: Studienrat Dr. A.John; Wanderfahrten durch das Heilige Land l2. Teil» * 4.3L bis 6.00: Nachmitlagskonzert d Berl.Funkkap *6.15: Prot. Dr. Franz Ludwig Hörtb vor, der Staotsoper: Einführung zu der Übertragung aus der Swalsoper * 6.45: Inhaltsangabe und Personenverzeichnis zu der Übertragung aus der Staatsover. » 7.00: Übertragung aus der Staatsoper: „Tristan und Isolde" von N Waaner * Anscktteßend Tanzmusik ^amft/snwman von von //anrkern. i 40 Auch sie ging hinaus, und das war den Damen sehr unangenehm, denn wenn Frau Schulte auch keine gebildete Frau war, so gab sie doch immer mit vollen Händen und wenn der Verein alle Jahre große Summen für wohltätige Dinge ausgeben konnte und sich alle Damen im Glanze dieser Summen sonnen konnten, so flossen diese doch fast ausschließlich aus der Kasse der Frau Schulte, die dabei ganz bescheiden im Hintergründe blieb und nicht einmal ihren Namen genannt wissen wollte, denn sie war merk würdigerweise wohltätig aus gutem Herzen und nicht, um sich damit groß zu prahlen. Fran Höfer lief darum hinterher: „Aber meine liebe Frau Schulte, wie können Sie nur!" Doch diese hatte bereits die Tür zugeknaltt und ging ihrer Wege. Rita war in schnellen Schritten und hoch erhobenen Hauptes aus dem Hause getreten, aber kaum war sie jetzt allein, als jäh ein Rückschlag über ihr Empfinden kam. Was war geschehen! Was hatte sie getan! Da waren sie ja, die furchtbaren Schatten der Vergangenheit, vor denen sie gezittert und die sie in den letzten Jahren schon fast vergessen glaubte! Da war es ia. das entsetzliche Gespenst! Und nun war alles vorbei. Ja, sie hatte einen Augenblick den Triumph genossen, den bösen Zungen die Wahrheit zu sagen, aber damit hatte sie auch für immer zwischen sich und ihnen das Tischtuch zerschnitten. Ihr war es ja gleich. Im Gegenteil. Sie verachtete die Klatschbasen, die keine Ahnung hatten von dem, was sie gelitten, von der Arbeit, durch die sie sich langsam von Stufe zu Stufe empor gerungen. Ihr war es fast eine Erleichterung, daß es nun Klar heit geworden zwischen ihr und Frau Dora mit ihrer giftigen Zunge. Aber Ekkehard? Was würde Ekkehard sagen? Würde es ihm nicht schaden? Ihrem guten, lieben Mann? Fast war es ihr lieb, daß er heute verreist war und sie Zeit hatte, ruhig zu iverden, bis sie ihm gegenübertrat. Sie ging an ihrem Hause vorbei. Sie wollte jetzt auch der Mutter Wüllner nicht unter die Augen treten. Ihr war, als habe sie sich eine schwere Schuld aufgeladen den beiden Menschen gegenüber, die sie so innig liebte. Sie ging am Ufer des Rheins entlang. Da stand eine einsame Bank und auf diese setzte sie sich, um nachzudenken, was nun geschehen sollte. Sie lehnte den Kops auf die Hand und konnte es nicht verhindern, daß die Tränen aus ihren Augen strömten. Da legte sich eine Hand auf ihre Schulter. „Aber liebe Frau Doktor!" Rita fuhr auf und sah erschrocken in das Gesicht der Frau Schulte. Sie wußte nicht, was die Frau, die eigent lich nie ein Wort gesprochen hatte, von ihr wollte, und sagte bitter: „Sie sind mir nachgekommen, Frau Schulte?" „Ja, aber nicht so, wie Sie denken. Es hat mir gleich nicht gefallen, was die Damen da sprachen, nachdem Sie uns aber die Meinung gesagt haben, sehe ich ein, daß das eine Gemeinheit war, wie man Sie behandelt hat. Das habe ich den Damen auch gesagt und bin aus dem Verein ausgetreten." Rita wurde immer erstaunter. ,^Sie sind um meinetwegen ausgetreten?" „Gewiß doch. Jetzt habe ich die erst erkannt. Ich bin 'ne ganz einfache Frau. Mit mir würden die erst recht nicht verkehren. Mich haben sie nur gern, weil sie meine Groschen haben wollen. Sie hätten sehen sollen, wie Frau Höfer hinter mir hergelaufen kam. Aber das gibt's nicht. Wenn ich wohl tun will, kann ich's auch allein. Und da sah ich Sie hier enttanggehen und dachte, wenn ich auch man 'ne ganz ungebildete Frau bin und Ihnen an mir nichts liegen wird, vielleicht tut's Ihnen doch wohl, daß ich Sie verstanden und daß ich zu Ihnen gehalten habe." „Frau Schulte, das ist nett von Ihnen." „Nun machen Sie aber kein so unglückliches Gesicht, liebe-Frau Doktor. Sie und Ihr Mann sind in der ganzen Gegend beliebt, und das ist ja alles weiter nichts als der pure, blasse Neid, weil Sie eben so rasch vorwärts ge kommen sind. Wissen Sie, was ich tun würde! Ich würde sagen, die können mir alle was pusten! Was wollen Sie junge, nette Frau mit den alten giftigen Weibern! Und wissen Sie was? Schlucken Sie es runter und sagen Ihrem Mann gar nichts davon. Sie haben Ihr Sana- toriuntz und Ihr Mann seine gute Praxis, und jeder ver nünftige Mensch weiß, was und wer Sie sind. Und wenn Sie tausendmal als Kind im Zirkus kopfüber geschossen sind — davon versteh' ich nichts — jetzt sind Sie unsere liebe Frau Doktor und unser guter Engel und wir haben Sie lieb. So, das wollte ich Ihnen.sagen und nun wischen Sie Ihre Tränen ab und gehen zu Ihrer kleinen Tochter, die wird Sie schon wieder vergnügt machen." (Fortsetzung folgt.)