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k Neue» au» aller Welt 1 _ Stand der Typhuserkrankungcn in Hannover. Seit Sonnabend vormittag sind aus den Krankenhäusern 35 Personen als gesund entlassen und 31 Erkrankte neu aus genommen worden, während acht Personen gestorben sind. Die Gesamtzahl der kranken und thphusverdächtigen Personen beträgt 1703, die der Gestorbenen 176. — Nach Meldungen aus Thorn ist im polnischen Korridor eine Typhusepidemie ausgebrochen. Im Könitzer Kreis sind 44 Typhuserkrankungen festgestekt worden. Die Be hörden haben alle Maßnahmen getroffen, um ein übcr- greifen der Epidemie aus deutsches bzw. Danziger Gebiet zu verhindern. Lustmord an einem Knaben. Der 8jährige Sohn des Bergmanns Langkau aus Herten bei Buer, der seit Freitag abend verschwunden war, wurde in einer Waldschneise auf dem Bauche liegend, die Knie an den Leib gezogen und die Hände tics ins Gras gekrallt, er mordet ausgesunden. Neben der Leiche steckte ein ver rostetes, über und über mit Blut besudeltes Brotmesser. Die Leiche wies einen tiefen Schnitt durch den Hals auf, der so stark ausgeftthrt war, das? der Kopf fast bis zur Wirbelsäule durchgeschnitten war. Der Knabe ist am Freitag nachmittag in Begleitung eines etwa 40jährigen Mannes im Hertener Busch gesehen worden. Als Täter "kommt ein alter Mann in Frage, der sich bereits in Haft befindet. . Der Selbstmord im Kino. Ein aufregender Vor fall spielte sich in Berlin im Ufa-Palast am Zoo ab. Nach Schluß der letzten Vorführung des Polizeifilms -Sei« großer Fall" stürzte im Rang ein junger Mann ins Foyer hinaus, zog einen Revolver aus der Tasche und jagte sich eine Kugel in den Kops. Blutüberströmt brach er zusammen. Ein sosort herbeigerusener Arzt des Ret Lungsamtes konnte nur noch den Tod feststellen. _ Freiherr von Schlicht -j-. Der unter dem Pseudonym „Freiherr von Schlicht" über Deutschlands Grenzen hin aus bekannte Schriftsteller Graf Wolf Baudissin wurde in Wcincar tot in seinem Schlafzimmer aufgefunden. Es wird vermutet, daß der Graf, der in zerrütteten Verhält nissen lebte, Gift genommen hat. Ein Kinderheim von Schülern zerstört. Die beiden 12jährigeu Schüler Hofschild und Backmann aus Lübeck brachen in das unbewohnte Kindererholungsheim „Tan nenheim." inWolgast ein. Sie verwüsteten die Räume, verunreinigten die Einrichtung und Kochgeschirre des Heims, zerschnitten Betten und Decken und steckten das Haus in Brand. Das Feuer konnte von der Feuerwehr gelöscht werden. Die Schüler, die ihre Tat eingestanden haben, wurden einer Erziehungsanstalt überwiesen. Alpcnflug eines Leichtflugzeuges. Der Münchener Doktor Werner v. Langsdorfs hat mit einem Begleiter in einem Leichtflugzeug von Bamberg aus die Alpen über flogen und seinen Flug bis nach Rom fortgesetzt. Die 1620 Kilometer lange Flugstrecke wurde in 14 Stunden und 20 Minuten bewältigt. , Im Spiel erschossen. In Gelsenkirchen spielten drei Knaben. Aus Scherz warf ein ISjühriger Knabe einem 16jährigen Freunde eine Pistole zu. Die Pistole entlud sich und die Kugel ging dem 16jährigen Knaben in den Hals und führte den sofortigen Tod herbei. — Durch einen Zufall gerettet. Ein Königsberger Landwirt wurde dadurch gerettet, daß er den Schlüssel seiner Taschenuhr verlor. Als er nach dem Schlüssel suchte, erblickte er unter dem Sofa einen fremden Mann, den er nach heftigem Kampf mit Hilfe seiner Angehörigen über wältigte und der dann als der langgesuchte Einbrecher und Mörder Bergmann entlarvt wurde. - Ein Klub von Giftmischerinnen. Die Belgrader Kriminalpolizei verhaftete in einer kleinen jugoslawischen Stadt die Mitglieder der Frauenvereiniguug „Lucretia", die in Wirklichkeit ein Klub von Giftmischerinnen. war. Zweck des Bundes war die Beseitigung unangenehmer Ehemänner, deren sechs in letzter Zeit unter sehr eigen tümlichen Umständen gestorben waren. Die Polizei grub die Leichen aus und stellte bei zweien Vergiftung fest. 22 000 Deserteure in Amerika. Kürzlich hat die New- Yorker Polizei eine Untersuchung eingeleitet zwecks Fest stellung der Zahl der Ausländer, die es verstanden hatten, Einaana in das Land zu finden, nachdem sie von den Schissen desertiert waren. Nach dieser Untersuchung ist die Zahl dieser Leute auf 22 000 zu schätzen. Ihnen allen droht die Deportation, vorausgesetzt, daß man sie findet. Bunte Tageschronit. Berlin. Durch den preußischen Innenminister Severing wurde in der Berliner Universität die 4. Preußische Polizei woche eröffnet. Berlin. In der Polizeiunterkunst der Prinz-Friedrich- Karl-Siraße erschoß sich der 22 jährige Wachtmeister Rudolf Grabowitz von der ll. Bereitschaft Prenzlauer Berg. Das Motiv ist in wirtschaftlichen Verhältnissen zu suchen. Hanau. In der Hohen Rhön ging ein orkanartiger Ge wi tt er sturm nieder, der von Schneegestöber und Hagel schlag begleitet war. Die hohen Bergkuppen der Rhön sind in ein winterliches Kleid gehüllt. Innsbruck. Bei Seefeld in Tirol stürzte bei dem Ver such einer Notlandung der Flieger Haff aus 40 Meter Höhe ab. Haff und sein Fluggast wurden schwer verletzt. Die Maschine wurde zertrümmert. Das Rathaus unter dem Waffertunu. Soeben wurde in der Gemeinde Neuenhager bei Berlin das neue Rathaus ciugeweiht. Unser Bilk zeigt den in mehr als einer Beziehung merkwürdiger Neubau, der Rathaus und Wasserturm in fick vereinigt. Er erinnert im Äußeren an ein Hochhaus nacl amerikanischer Art und bildet jedenfalls eine Neuheit ir der Ausführung kommunaler Dienstgebäude. sind nunmehr die' einzigen in beiden Abteilungen, die noch keinen Punktverlust erlitten haben. In Süddeutsch land endete die interessante Punktebegegnung des Deut schen Meisters SVg. Fürth mit dem,Süddeutschen Meister Bayern-München mit einem 4 :0-Sieg der Fürther. Der 1. FC. Nürnberg schlug Schwaben-Augsburg 11:0. In Württemberg-Baden war Karlsruher FV. 2:0-Sieger gegen Stuttgarter Kickers, VfB. Stuttgart 3:1-Sieger gegen SC. Freiburg; im Mainbezirk führen die Kickers- Offenbach nach dem 2:1-Sieg über Viktoria-Aschaffenburg vor dem 0:0 spielenden Rot-Weiß-Frankfurt und FSV. Frankfurt. Das Nugbyrepräsentativspiel Norddeutschland gegen Brandenburg. -rtteideutschlanp am Sonntag in Berlin- Charlottenburg gewann der Norden mit 27 :15 (11 :0). 8p. Deutsche Meisterschaft im 50-Kilometer-Gehen. Die ' auf einer zehn Kilometer laugen Strecke durch die Straßen Neuköllns ausgetragene Deutsche Meisterschaft 1926 im 50-Kilometer-Gehen hat der Erfurter Hähnel in 4:37:39,5 vor dem Verteidiger der Meisterschaft Siewert- Neukölln gewonnen. Der Nadstödtekainpf Berlin-Stettin der Aistn^,^ auf der Stettiner Radrennbahn wurde im Gesamt ergebnis von Berlin mit 76,5 Punkten gegen Stettin 45,5 Punkte gewonnen. Die Berufsfahrer bestritten ein 1000- - Meter-Fahren, das Lorenz vor Buschenhagen gewann. Lorenz gewann auch ein Ausscheidungsprämienfahren und ein Zweisitzervorgabefahren zusammen mit Buschenhagen. Im ADAC.-Feldbergrenncn im Taunus, das der Gau lila veranstaltete, fuhr Kimpel-Ludwigshafen (Bu gatti) mit 5 :18,3 die schnellste Zeit des Tages und unter bot die bisherige im Vorjahre von Heusser-Kleinschmal- kalden ausgestellte Höchstzeit ganz erheblich. Die beste Zeit der Motorräder fuhr Hyronimus-Erlangen (Ermag) mit 6:11. Der Goldporal von Breslau (100-Kilometer-Dauer- reunen) wurde am Sonntag vor 12 000 Zuschauern von Feja in 1:92 :10 vor Krupkat, Thomas, Sawall, Saldow- und dem Franzosen Maronnier gewonnen. Arbeiter und Angestellte. Hamburg. (Der Hamburger Verkehrs streik Vermieden.) Eine Urabstimmung der Hamburger Ver kehrsarbeiter entschied über die nach stundenlangen Verhand lungen vor dem Hamburger Schlichter erreichte Vereinbarung, nach der die tariflichen Löhne bis zum 31. März weiter in Kraft bleiben und einige Angestelltenkategorien eine Monatssahrizu- lage von zwei Mark erhalten sollen. Die Ablehnung der Ver einbarung erfolgte mit zu geringer Mehrheit, um den Streik beschluß herbeizuführen. Bremen. (Kein Hafenarbeiter streik in Bre men.) Die Urabstimmung der Hafenarbeiter in Bremen er gab mit überwältigender Mehrheit den Beschluß auf unbe hinderte Fortführung der Ladungsarbeiten. Oslo. (Beendigung des Streiks in ,°er Osloer Papierindustrie.) Der seit langem?Aeycnde Konflikt in der Papierindustrie ist zum .«ftommem Die hauptsächlichsten Streitpunkte sollen durch . veiMchwes Schiedsgericht geregelt werden. Die Arve: nd sofort wieder ausgenommen. ^vermischtes. Spiel uns Spott. Aufmarsch der Schupo auf der Avus. Am Sonntag fand anläßlich der Großen Berliner Polizeiausstellung aus der Avusbahn ein großer Polizeiausmarsch statt. Auf der festlich geschmückten Ehrentribüne hatten sich Innenminister Severing, Polizeipräsident Grzesinski und Vize polizeipräsident Friedensburg sowie zahlreiche aus ländische Gäste versammelt. Eine Schupohundertschaft zu Pferde eröffnete den Vorbeimarsch unter Klängen von Schupo- und Gendarmeriekapellen. Es folgten in buntem Wechsel Schupohundertschasten in Uniform, im leichten Sportdreß, Schupo als Ruderer, als Boxer, als Faust ballspieler, Läufer, Ringkämpfer sowie Kriminalisten mit Polizeihunden usw. Der Vorbeimarsch dauerte eine Stunde. Der Fußball am Sonntag brachte in Berl^ Meisterschaftsvorentscheidungcn in bewen ' Der Berliner Meister Hertha «SC gewann gegen E Rornst'ia 1'0 (0'0). In der Abteilung lr schlug ttNWN-Ob. Viktoria 89 4-i Die beide» siegreichen Vereine Stndienstiftung des deutschen Volkes für Abiturien ten. Die Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft hat den Einreichungstermin für Gesuche um Aufnahme in die Studienstiftung des deutschen Volkes für Abiturien ten, die im Sommersemester 1927 das akademische Studium beginnen wollen, auf den 1. November 1926 festgesetzt. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst einer Bekannt machung des Wissenschaftsministers entnimmt, kommen in Frage nur Bewerbungen von wissenschaftlich aus nahmsweise tüchtigen und begabten, menschlich wertvollen Abiturienten aller Stände, denen die Mittel zum Studium fehlen. Nur wirklich erstklassige Gesuche haben Aussicht auf Berücksichtigung durch die Studienstiftung. Die Ein reichung der Gesuche kann nur durch die Schulleitungen der höheren Lehranstalten erfolgen. Frühere Einsendung als zuw letzten Termin ist dringend erwünscht. Zu st-N einlaufende Gesuche werden unter keinen Umständen be rücksichtigt. Die Entscheidung über die Gesuche erfolgt voraussichtlich Anfang März 1927. Vordrucke für die Ge suche werden auf Anforderung von der Studienstiftung des deutschen Volkes (Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e. V.), Dresden-A. 24, Kaitzerstraße 2, an die höheren Lehranstalten übersandt. famr/renroman von > von //anL^e/n. 49 Wir Menschen sind nun einmal Spielbälle, die hin und her geschleudert werde«. Mancher glaubt durch Zu fall, der Türke nimmt an, daß unser Leben vorher im ewigen Buch verzeichnet steht, und der fromme Christ, daß ein persönlicher Gott uns leitet. Jedenfalls soll und darf niemand verzagen oder sich verbittern lassen, wie Sie es taten, solange er gesund und jung ist und ihm ein treuer Kamerad zur Seite steht, wie Ihr Gatte es Ihnen ist und Sie ihm. , Wie schön sagt Shakespeare in „Romeo und Julia": „Und all dies Leiden dient In Zukunft uns zu süßerem Geschwätz." Menschenschicksale und Weltgeschichte lassen sich mit Recht erst von rückwärts beurteilen, und was wir in unserer Kurzsichtigkeit als Unglück betrachten, entpuppt sich in Wirklichkeit erst hinterher als unser größtes Glück. Aller dings ist es leider auch manchmal umgekehrt. Drum soll man Fatalist sein und die Dinge nehmen, wie sie eben kommen, ohne sich allzusehr darüber aufzuregen. Wie's trefft, so trefft's, sagte der Bauer, als ihm die Mistgabel an die Nase flog." Nita streckte ihm hie Hand entgegen. „Sie sollen zufrieden mit mir sein, es ist mir, als sei ich seit gestern ein ganz anderer Mensch geworden." wo sie war, wenn sie nur ihren Liebling bei sich hatte. in die Augen. (Fortsetzuna folgt.) geachtet hätten, an dem Gitter, das sie von der Straße trennte. Ekkehard hatte sehr viel zu tun und erlebte die Freude, von verschiedensten Seiten, an die er gar nicht gedacht hätte, unter anderem auch von Geheimrat Sodenberg, warme Glückwünsche zu seiner neuen Stellung zu be kommen. Dann kam vr. Schäfer, bezog ein leeres. Zimmer im Sanatorium und wurde von Ekkehard auch in die Landpraxis, die den jungen Arzt ungern scheiden sah, eingeführt. Inzwischen war Rita dabei, alles zum Umzug zu rüsten, und wenn sie die Gardine« von den Fenstern nehmen^ ließ und die Räume, in denen ihr junges Glück die ersten schönen Stunden erlebt hatte, nun kahl und unwirtlich aussahen, oder wenn sie des Nachts wach in ihrem Bett lag und sich sagte, daß sie das Rauschen des Rheinstrom-s nun bald nicht mehr hören würde, wenn sie durch den Garten ging und die Obstbäume ihr die Knospe« entgegen streckten, und sie daran dachte, daß sie die Blüte nicht mehr schauen lvürde, dann wurde ihr manchmal doch recht weich um das Herz und die Tränen wollten ihr kommen, aber dann dachte sie an Or. Stürmers Worte, und wenn Ekke hard sie fragend ansah, lachte sie ihm entgegen und sah in die Zukunft. Dann kam der Tag rascher, als sie gedacht, wo der Möbelwagen davonschwankte und sie zum letzten Male von all den Stätten Abschied nahmen, die ihnen fünf, Jahre so lieb und vertraut gewesen, und beide« war traurig zu Sinn. Aber die kleine Rita lachte und jauchzte, wie sie mit den Eltern in die Eisenbahy stieg, und Frau Wüllner verstand es, ihre Aufmerksamkeit völlig auf das Kind zu lenken, und wie sie wieder an sich selbst dachten, da 'waren sie längst ein gut Stück rheinaufwärts, und die Berge lachten im Hellen Sonnenschein, und sic schauten einander Draußen kam eben Frau Höfer vorüber und sah gerade, wie vr. Stürmer die Hand der jungen Fran drückte und ihr warm in die Augen sah. Ein boshaftes, vielsagendes Lächeln spielte um ihre Lippen. Rita hatte es wohl gesehen, aber sie wandte sich nicht ab, sondern schaute ihr groß und voll in die Augen, daß die andere vor diesem reinen freien Blick nicht standhielt, sonder« verlegen wurde und sich abwendete. Emen Gruß hatten sie sowieso seit jenem Tage nicht gewechselt. Am Nachmittage fuhren Ekkehard und vr. Stürmer zusammen in die Stadt. „Es ist schauderhaft. So oft ich zu dir komme, müssen wir miteinander bei Notaren und Justizräten herum gondeln und Zeitungsnotizen in die Welt schicken! So! Nun ist alles geordnet. Heut ist der fünfzehnte April. Am ersten Mai wird in Badenweiler die Sommersaison er öffnet und bis dahin muß ich nach Freiburg übergesiedelt sein, du dein Amt bei mir und vr. Schäfer dann das seine hier angetreten haben. Ihr beide seit fein dran. Ihr könnt das Kofferpacken euren Frauen überlassen und ich armer Junggeselle mutz es selber beaufsichtigen und habe noch nicht einmal in Freiburg eine Wohnung. Wenn ich keine finde, sehe ich mich schon im Asyl für Obdachlose. Du, den Schäfer schicke ich dir schon in acht Tagen. Er kann im Hotel wohnen, aber du sollst ihn erst ein bißchen einführen. So, Kinder, nun noch einmal eine Buddel Rheinwein in der Laube am Rhein, dann folgt ein Will kommenstrunk in echtem Schwarzwälder auf meinem Balkon, und der ist auch nicht von Pappe." Schon am nächsten Tage begann ein großes Packen. ! Auch Frau Wüllner sah sofort ein, daß vr. Stürmers An- > gebot ei« großes Glück war, und erklärte sich sofort bereit, Sie waren inzwischen durch den Garten aufwärts Unit ihnen zu gehen. Ihr ganzes Herz hing ja an der gegangen und standen nun, ohne daß sie auf den Weg I kleinen Enkelin, und so war es ihr ziemlich gleichgültig.