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MMufferTageblatt für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter Da, Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Anzeigenpreis: dieLgejpaiteneRaumzelle 2V Doldpfennig, die 4 gefpuitene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold» Pfennig, die -'i gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 400 Goldpfennig. Acchweijungsgedndr 20 Goldpfennig. Do» geschriedeneErscheinungs. tage und PlaSvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wtlsdruff Nr. b derücksichtigi. Anzeige». annahmebisvorm.lOUHr l a! ^ür di- Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radaltan,pruch --lischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen-utg-gcu. Nationale Tageszeitung für die -Landwirtschaft/ L«Ä7u^«s^ »P,"g. 'SPolt^ftL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ea^-m^m z-ll- höherer Gewalt, Kricg od-, sonstiger Betriebsstörungen besteht de^An?pmch °u"Är?7g »er Zeitung oder Kürzung de» Bezug »preise». Rücksendung erngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Nr,225. 85 Jahrgang. Ttl«gr.»Adr.: .«mtrbiau« WiisÄkAff«Drerdev Postscheck: Dretlcn 2S4V Sonnabend, den 25 September 1926 Spanien für Deutschlands Kolonialansprüche. Der ossiziöse „Debate" kommenlieN Vie von A:^>emaun vor vor deutschen Kolonie in Gens gehaltene schreibt dabei: Deutschland habe unbestreitbar ein aus ein Kolonialmandat. Deutschland mit seiner "UMc Machtstellung und seiner kulturellen Bedeutung scf ej>,I^ Möglichkeit einer kolonialen Expansion besitzen. Das tej, e ürage der Gerechtigkeit und der politischen Notwendig- Milliardenträume. „Wenn die Könige bauen, so haben die Kärrner zu tun," sagt ein gutes altes Sprichwort. Aber nun, da Stresemann, Briand und Chamberlain den Genfer See wieder hinter sich gelassen haben, wissen ihre im Völkerbundpalast zurückgebliebenen Gehilfen mitsamt den Vertretern der vielen kleineren und mittleren Staaten mit dem Arbeitsstoff, der ihnen verblieben ist, im Augen blick nichts Rechtes anzufangen. Kein Wunder, die großen Kanonen sind fort und das Publikum macht kein Hehl daraus, daß es danach für die Arbeit der Zurückgebliebenen kein sonderliches Interesse mehr aufbringt. Ist das Nachlassen der Aufmerksamkeit vielleicht auch darauf zurückzuführen, daß in den Aus schüssen, die allerhand Fragen für die Vollversammlung Noch spruchreif machen sollen, sich eine an Gereiztheit grenzende Nervosität unter den Delegierten geltend macht? Da kracht, in dem einen, der Franzose mit dem Norweger Zusammen, was um so weniger unbemerkt bleibt, als bei diesem unerfreulichen Zwiegespräch der sonst überall hoch verehrte Frithjof Nansen beteiligt ist; im Abrüstungs ausschuß zieht der amerikanische Vertreter vom Leder, um die ungemein lässige Art, wie die Arbeiten dieser Körper schaft bisher hingeschleppt worden sind, mit beinahe schon erfrischender Deutlichkeit zu brandmarken; und zuletzt kom men sogar zwei ostländische Staaten und legen gegen die Abmachungen der Großmächte über den Artikel 16 des Völkerbundpaktes ausdrückliche Verwahrung ein. Nach Möglichkeit sucht man den Mantel internationaler Nächstenliebe über diese nicht ganz unbedrohlichen An zeichen erster Zwietracht zu decken. Damit wird man aber auf die Dauer nur unter der Voraussetzung Erfolg haben, daß die großen, die wesentlichen, die für die ganze Zukunft des Völkerbundes wirklich ausschlaggebenden Aufgaben, die ihm mit der Aufnahme Deutsch- Iands unweigerlich gestellt sind, nun auch endlich voran- kommen, daß mau nach den schönen Reden, die in Genf gehalten wurden, nun auch an die praktische Arbeit geht, die' ihre „Gesamtlösung" erfordert. Mit bloßem geduldi- gcm Abwarten allein ist natürlich nichts getan. Die neuen Milliardenbeträge, mit denen die Welt befreiungspläne Genfer Ursprungs verknüpft werden, schlagen an unser Ohr, ohne sonderlichen Eindruck zu machen: wir sind bei all unserer Armut in die Milliarden wirtschaft der Nachkriegszeit „hineingeschliddert" — um ein berühmt gewordenes Wort zu gebrauchen — und stoßen uns gar nicht mehr im geringsten an der Vielheit der Nullen, die sich jetzt sofort einzufinden pflegen, so oft von irgendwelcher Begleichung von Völkerrechnungen ge sprochen wird. Vorzeitige Ausgabe von ein bis zwei Mil- isenbahnöbligationen zugunsten der swon Valuta? Nach vierundzwanzig Stunden lvaltiqer Irrtum ""«er Mann, daß hier ein sehr ge- sei. Viermal zwei, im ganzen also acht Milliarden seien in Thoiry abgemacht NX«--,-,, es die Franzosen unter keinen Umständen machen. Schließlich haben wir neben den Verpflichtungen aus dem Dawes-Plan auch noch einige heimische Obliegenheiten zu erfüllen. Die Aufwendungen für die Erwerbslosen verschlingen, obwohl deren Zahl seit mehreren Wochen ständig zurückgeht, immer noch ganz ge waltige Summen, und die lauten Klagen, die man jetzt auf dem Deutschen Städtetag in Stettin über die jämmer liche Lage der stcidtlschen Finanzverwaltungen gehört hat, sind auch nicht aus der leeren Luft gegriffen. Schon wenn das Reich ein Haus ankaufen will, weil es angeblich in seiner eigenen Wohnungsnot nicht mehr ein noch aus weiß, erhebt sich allenthalben lebhafter Widerspruch. Und wenn Behörden zusammengeleat Beamte entlassen oder in den Ruhestand versetzt werden sollen, geht Unwille durch die Reihen. Ein Blick nach dem Frankreich des Herrn PoincarS hinüber zeigt, daß dort jetzt in noch anderem Maßstabe abgebaut wird. Zu vielen Hunderten werden durch einfache Regierungsverordnun gen Gerichte beseitigt, seit undenklichen Zeiten bestehende Verwaltungsbehörden eingezogen und unzählige Spar maßnahmen getroffen, die wirklich zu Buche jchlagen. Das Volk läßt sich diese Eingriffe in bestehende Rechte und Zustände vorläufig noch ruhig gefallen, weil es einsieht, daß sie notwendig sind, wenn der Frank nicht abermals ms Bodenlose stürzen soll. Um so weniger werden die Franzosen danach aber uns neue Zahlungen od^ Leistungen auferlcgen wollen, die der kaum erreichten Sta bilität der deutschen Währung den Garaus machen mußten. Dr. Sy. vr. Stresemanns Politik gebilligt. Vas keichsksbinett einmütig Mr vr. Stresemann. Der Bericht über Thoiry. Das Neichskabinett trat am Freitag unter dem Vor- s sitz des Reichskanzlers Dr. Marx zu einer Sitzung zu sammen, um den Bericht des Reichsaußenministers Dr. ! Stresemann über die Politik der deutschen Delegation in l Genf entgegenzunehmen. Am Schlüsse der Beratung , wurde folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: „In der unter Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Marx abgehaltenen Sitzung des Reichskabinetts er stattete der Reichsminister des Auswärtigen Dr. Stresemann Bericht über die Tätigkeit der deutschen Delegation auf der Völkerbundversammlung in Genf. Das Kabinett stimmte der Haltung der l deutschen Vertreter zu und sprach dem Reichsminister Dr. Stresemann sowie den übrigen Mitgliedern der Delegation für die geleistete Arbeit seinen besten Dank aus. Anschließend berichtete Dr. Stresemann über den Inhalt seiner Verhandlungen mit dem französischen Minister des Auswärtigen Briand zur Frage des deutsch-französischen Ausgleichs. Das Kabinett billigte einstimmig und grundsätzlich diese Verhandlungen, zu deren Wei- tersührung ein aus den in Betracht kommenden Ressortministern bestehender Ausschuß gebildet wurde, i der dem Kabinett Bericht erstatten soll." : über den Verlauf dieser wichtigen Kabinettssitzung j wird im einzelnen noch bekannt, daß nach einer Begrü- j ßuugsansprache durch den Kanzler an den Reichsaußen- ' Minister Dr. Stresemann dieser einen ausführlichen Be richt über die Genfer Verhandlungen gab, in dessen Mit telpunkt seine Besprechung mit Briand in Thoiry stand. Zusammenfassend hat der Minister festgestellt, daß in Thoiry lediglich über ein allgemeines politisches Pro gramm für die anzustrebende endgültige deutsch-franzö sische Verständigung gesprochen worden ist. Dr. Strese mann wies auch aus die Erklärung Briands hin, daß das französische Kabinett auch nach Thoiry in seinen Ent schlüssen völlig frei sei, und stellte hierzu ergän zend fest, daß selbstverständlich für die Reichsregierung die Sachlage mithin die gleiche sei. Irgendwelche bindenden Abmachungen sind demgemäß in Thoiry zwischen Stresemann und Briand nicht ge troffen worden. . Aus dem Komplex der Einzelfragen, auf die der Minister bei seiner Berichterstattung einging, sei dw Frage der Mobilisierung der E i s e n b a h n o b l r g a - tioncn erwähnt. Stresemann konnte darauf Hinweisen, daß bedauerlicherweise in der Öffentlichkeit von einem Kaufpreis von 8 Milliarden für die Be freiung dcrbesetztenGeSiete gesprochen worden sei und daß, wie zu erwarten war, diese Version von einer gewissen Pariser Presse willig übernommen worden sei. Der Mlmstcr vertrat unter Zustimmung des Kabinetts m dieser Frage die Auffassung, daß die Zahlenfrage ledig-, üch eme Sachverstöndigenfrage ist, die sehr eingehender^ Reßortberatungen und Besprechungen zwischen den Kabi- , netten bedarf. Die in die Debatte geworfene Snmme von i 8 Milliarden Mark kann, das stellte Stresemann ausdrttck- > Uch fest, selbstverständlich niemals in Frage kommen, eine ! Mehrbelastung des Reiches über die Dawes- Lasten hinaus wird niemals zu akzeptiere« sei«, z Alle Vereinbarungen über eine Mobilisierung eines Teiles der Eisenbahnobligationen können nur in einem Rahmen z gehalten sein, der für Deutschland praktisch keine finan- j ziclle Mehrbelastung seiner Reparations-Verpflichtungen s »aök silb riebt. Am Schluß der Kabinettssitzung nahm Reichskanzler Marx noch einmal Gelegenheit, dem Außenminister namens der Reichsregierung für seine Bemühungen um die weitere Entspannung der deutsch-französischen Be ziehungen, die die endgültige Befreiung der deutschen Grenzgebiete im Westen bringen soll, herzlichst zu danken. Im übrigen hat das Reichskabinett den Außenminister mit der Fortführung der in Gens und Thoiry eingelei- teten Verhandlungen betraut. Ihm werden noch der Reichsminister der Finanzen und der Neichswirtschafts- ministcr in den kommenden Verhandlungen in den Fra gen zur Seite stehen, die in das Gebiet dieser Ministerien fallen. * NWn MW BnhMNW Mil MWM. Brüssel, 24. Srptember. Die belgische Regierung steht den deutsch-französischen Verhandlungen nicht ungünstig gegenüber, wünscht aber, daß gleichzeitig auch deutsch-belgische Verhandlungen geführt werden. In Brüsseler Kreisen spricht man schon von einer bevorstehenden Unterredung Stresemanns mit Dandervelde. Die belgischen Blätter betonen in ihren Ausfüh rungen, daß eventuelle Verträge niemals in englandfeindlichem Sinne abgeschlossen werden dürften. Ser „AM" md Lie MWmzrkmsm»z. Paris, 24. September. Der Temps befaßt sich unter dem Titel: „Sicherheit und Abrüstung" mit den Genfer Be sprechungen und betont, daß man sich von der ins Auge gefaßte» Abrüstungskonferenz nicht eine vollkommene und endgültige Lösung des Problems versprechen solle. Man scheint auf ver schiedenen Seiten zu befürchten, schreibt das Blatt, daß die Kon trolle zu keinem Ergebnis sichren werde. Dies wäre jedoch nur eine Frage der Opposition, wöbe, man allerdings zugeben müsse, daß die ganzen internationalen Abmachungen zwecklos wären, wenn man nicht über die Möglichkeit verfügen könnte, nachzu- prüsen, ob die Unterzeichner des Vertrages tatsächlich gewissen haft ihre Verpflichtungen einhielten. Es muffe jedoch jeder Staat selbst angcben, was er als Minimum sür seine Sicherheit als nötig erachte. Es muffe daher die Besprechung solcher Fragen nicht nur vom ollMmeineu Gesichtspunkte aus behandelt werden. Die gegenwärtige günstige Atmosphäre in Europa müßte sür diese Verhandlungen ausgenutzt werden. Es sei daher schwer zu ver stehen, daß die Mächte, welche nicht aushörien, den kontinen talen Staaten die Abrüstung zu empfehlen, indem sie dieselbe als imperialistisch bezeichneten, sich auf keine entscheidenden Schritte einließen und alles in Frage stellen wellten. Die von dem amerikanischen Delegierten in der vorbereitenden AL- rüstungskommiffivn emgenE-mene Haltung und die des englischen Delegierten seien in dieser Hinsicht in ganz besonderem Maße entscheidend. Regierungskrise jn polen. Warschau, 25. September. Wie zu erwarten war, ist die Regierungstrise noch am Freitag zum Ausbruch gekommen. Die Rechtsparteien Haden es vorgezogcn, einem Kampf mit Pilsudski selbst aus dem Wege zu gehen und haben ihren Vor stoß gegen den Minister des Innern Mlodzianowski und den Unterrichtsminister Snikowsli gerichtet. Zum Schluß der Scjm- sitzung wurden zwei Mißtrausanträge gegen diese beiden Mini ster eingercichi, die mit 176 gegen 82 bezw. 158 gegen 82 Stim men angenommen wurden. Darauf wurde der Sejm auf Sonn abend vertagt. Die Leiden Minister reichten sofort ihre Rück- tnttsgefuche ein. Das Kabinett trat gegen 11,30 Uhr zu einer Sitzung zusammen. Es wird allgemein angenommen, daß sich das Kabinett mit den beiden Ministern solidarisch erklären und dem Präsidenten der Republik das Rücktrittsgesuch des Gesamt- ministeriums überreichen wird. ReichswohniWsMuna im Jahre 1927 Wieviel Wohnungsnchende gibt es in Deutschland? Der Ausschuß für Siedlungs- und Wohnungswesen des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates behandelte den Entwurf eines Gesetzes über die Reichswohnunqszähluno ,m ^ahre 1927 und die Feststellung der Zahl der Wohnung- suchenden. Der Gesetzentwurf sieht für das Jahr 1927 die Vor nahme einer Wohnungszählung in allen denjenigen Ge meinden des Deutschen Reiches, mit Ausnabme des Saar- gebietes, vor, deren Wohnbevölkerung Lei der Volks zählung vom 16. Juni 1925 2000 oder mehr Einwohnei betrug. Die Landesregierungen können bestimmen, daß die Zählung beim Vorliegcn besonderer Verhältnisse auch aus Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern erstreckt wird und in Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern unterbleibt, salls ge dies nicht für erforderlich erachten. Die statistischen Aufnahmen werden von den Landes- regierungen bewirkt und durchgeführt an Hand von Grundstückslisten und Wohnungskartcn, die von den Grundstückseigentümern oder deren Vertretern auszufüllen sind Ferner sieht der Entwurf eine Ermächtigung des Neichsarbeitsministers vor, über die Anlage und Führung von Verzeichnissen der Wohnung suchenden lWohnungslisten. Wohnungskarreien) in den Gemeinde- behörden, insbesondere über dre Voraussetzungen der Ein tragung und über deren Geltungsdauer Vorschriften zu erlassen. Der Ausschuß stimmte dem Grundgedanken deS Ge setzes, soweit er dir Wohnungszählung behandelt, ein mütig zu. Jedoch war man der Ansicht, daß sich d i e Zählung auf alle Wohnungen erstrecken m üsse , und beschloß daher mit allen gegen eine Stimme, dir einschränkenden Zusätze zu streichen. Ein Antrag, die Bestimmung über Anlegung von Listen der Wohnung- suchcnden zu streichen, wurde mit 6 gegen lO Stimmen ab gelehnt. Dem Gesetzentwurf wurde sodann gegen eine Stimme zugestimmt. Für die Beratung des Fragebogens, der der Zählung zugrunde gelegt werden soll, wurde ein Arbeitsaussch: eingesetzt.