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Neuer aur s»er Welt Nusyevung einer Eeyeimbrennerei. Das Zollfahn dungsamt hob eine geheime Spritbrennerei in Berlin- Lichtenberg aus. überraschend drangen Beamte nachts in das Haus ein und beschlagnahmten große Mengen von Branntwein und Brennereigeräten. Der Besitzer der Brennerei, der Greim heißt, wurde verhaftet. Zwei Todesopfer einer Gasvergiftung. Als ein Polizeiwachtmeister aus Leipzig-Lößnig aus dem Nacht dienst hsimkehrte, fand er seine Familie durch Gas ver giftet vor. Den Bemühungen der Ärzte gelang es, drei Kinder wieder ins Leben zürüÄzurusen. Bei der Mutter und dem jüngsten Kinde blieben die Wiederbelebungsver suche erfolglos. Als Ursache des Unglücks wird 'Unvor sichtigkeit angenommen. Opfer der Ostscestürme. Die Stürme auf der Ostsee haben wieder verschiedene Opfer gefordert. So kenterte im Jasmunder Bodden bei einer Regenbö ein Fischerboot. Die beiden Insassen, der Fischer Nickel und sein 14jähriger Sohn aus Neuhof auf Rügen, sind ertrunken. Zwei Bade gäste des Ostseebades Carlshagen, der Ingenieur Georg Samler und ein Herr Krasemann, beide aus Chemnitz, unternahmen eine Paddelbootfahrt. Sie wollten um den Peenemünder Haken fahren. Beide sind nicht zurückgekehrt und es muß deshalb mit Bestimmtheit angenommen werden, daß sie ertrunken sind. Tragischer Tod eines kleinen Kindes. Auf dem Heim wege aus der Verwahranstalt geriet inZellan der Mosel ein Kind unter eine Straßenwalze, die ihm ein Bein ab- fuhr. Damit jedoch nicht genug, wollte es das Unglück, daß das noch am Boden liegende Kind wenige Augenblicke später von einem Kraftwagen überfahren wurde. Es war sofort tot. Radiovorführungen in österreichischen Zügen. Auf der Eisenbahnstrecke Wien—Graz ist probeweise die zur Einführung gelangende Neuerung von Nadiovorträgen im rollenden Eisenbahnzuge vorgeführt worden. Die Ver suche hatten ein so gutes Ergebnis, daß vom 1. September ab auf den Strecken Wien—Villach und Wien—Salzburg das reisende Publikum gegen Entrichtung von einem Schil ling pro Stunde an dem Unterhaltungsrundfunk teil nehmen kann. - Unglück bei einem Autorennen. In Boulogne-sur- Mer ereignete sich kurz nach Beginn eines Autorennens rin schwerer Unfall. Ein englischer Wagen fuhr mit 120 Kilometer Geschwindigkeit in einer Kurve gegen einen 8aum und wurde zertrümmert. Der Führer war sofort tot. Außerdem wurden ein Zuschauer getötet und mehrere mdere Personen, darunter zwei Polizisten, schwer verletzt. Ein weiblicher Einbrccherführer in London. Wieder stnmal hält eine gerissene Einbrecherbande unter einem veiblichen Anführer die Londoner Öffentlichkeit in Er regung. Trotz aller Bemühungen ist es der Polizei nicht gelungen, der Verbrecher, die die unglaublichsten Raub- jüge und Überfälle auf dem Kerbholz haben, habhaft zu Verden. Die Anführerin wird als besonders hübsch und elegant geschildert und scheint eine fachmännisch ausge bildete Diebin zu sein, denn durch ihre Kniffe konnte sich die Bande immer wieder dem Zugriffs der Behörden ent ziehen. Ein englischer Regierungsbeamtcr als Einbrecher. Fn London wurde ein Regierungsbeamter verhaftet, der die Stunden, in denen man das zweite Frühstück ein zunehmen pflegt, dazu benutzte, um in unbewachten Woh- imngen wertvolle Kunstgegenstände zu stehlen, da er von einer fanatischen Sammelwut besessen ist. Er gestand, in den letzten Jahren etwa 200 Diebstähle begangen zu haben. Die Polizei fand bei der Haussuchung eine mit den kost barsten Kunstwerken ausgestattete Wohnung vor. Junte Tageschronit. Weimar. Durch ein gewaltiges Schadenfeuer wurden in Merkendorf bei Zeulenroda die drei größten Bauerngehöfte des Ortes mit allen ihren Anwesen und Nebengebäuden ein te äschert. Die großen Erntevorräte wurden vernichtet, kllles landwirtschaftliche Inventar, einige Stück Großvieh und diel Kleinvieh fielen dem Feuer zum Opfer. Es wird Brand- tittuna vermutet. > Hannover. Der Vater des Oberpräsidenten Noske ist im 89. Lebensjahre gestorben. Der alte Herr lebte, seit Ober- Präsident Noske in Hannover ist, in dessen Hause. . Königsberg. Der Chef der Marineleitung, Admiral genker, der gegenwärtig in Königsberg weilt, hat am Skagerrakdenkmal einen Kranz niedergelegt. New Orleans. Durch einen Orkan wurden nach den bis herigen Feststellungen zwei Personen getötet und Schaden im Gebäuden und der Ernte angerichtet, der auf eine Million Dollar geschätzt wird. Es wird befürchtet, daß noch mehr Menschen dem Sturm zum Opfer gefallen sind. Newyork. In Ost-Louisiana hat ein Rlesen orkan ungeheuren Schaden angerichtet. Ganze Ortschaften wurden verwüstet, wobei mehrere Menschen getötet wurden. Ein Ex- hretzzug wurde durch die Gewalt des Sturmes aus den Schie nen geworfen. Der angerichtete Schaden beträgt über eine Million Dollar. Sieben Getreideschober verbrannt. In Mettenheim bei Worms sind auf einem Acker in der nächsten Nähe des Ortes sieben Getreideschober, die mit^zum Dreschen be stimmten Getreide angefüllt waren, in Brand geraten. Das gesamte Getreide wurde innerhalb einer kurzen Zeit ein Raub der Flammen und konnte trotz eifriger Bemühungen nicht mehr gerettet werden, so daß der entstandene Schaden recht bedeutend ist. Den Umständen nach zu urteilen, muß Brandstiftung angenommen werden. Ein Schoner mit Mann und Maus untergegangen. An der Küste von Sable Island wurden Trümmer des neuschottländischen Fischerschoners „Sadie Knickle" ge funden. Dadurch wird das Gerücht vom Untergang dieses Schiffes und seiner 22 Mann starken Besatzung während des Sturmes vom 13. August bestätigt. Man nimmt an, daß über 50 Mann mit den damals verunglückten Schiffen untergegangen sind. .. Ein Irrsinniger schießt in Chikago auf Pasianten. Ein mit einem Gewehr bewaffneter Irrsinniger schoß in einem Wutanfall auf dem Bahnhof der Jllinoisbahn in Chikago auf die Menschenmenge. Er tötete zwei Personen und verletzte drei. Er wurde darauf von einem Kauf mann erschossen. i .I 94 Personen ertrunken. Auf dem Flusse Megna in Brrtisch-Jndien schlug eine Barke, in der sich etwa 100 Inder befanden, um. Sämtliche Passagiers stürzten in den Strom. Es sind nur sechs gerettet worden. Was wir- in Griechenland? Eine neue Verschwörung. Die griechische Regierung ist einer Verschwörung aus die Spur gekommen, die unter Führung des früheren Marinekommandanten Kolialexis die Absicht hatte, Pan galos aus dem Gefängnis zu befreien und mit Flug zeug ins Ausland zu schaffen. General Kondylis hat deshalb den früheren Diktator in der Nacht zum Donners-' tag in das alte türkische Gefängnis auf der Inf el Kreta schaffen lassen. Die dortige Bevölkerung ist durchaus gegen Pangalos gestimmt, so daß Kondylis die größte Sicherheit für die Festhaltung Pangalos' geboten erscheint. General Plastiras. Der griechische oberste Kriegsrat hat über die Ent-, fernung jener Offiziere aus der Armee beraten, die die Diktatur Pangalos unterstützten. Oberst Zervas, der frühere Mitarbeiter Pangalos', der auch beim jetzigen Um sturz auf Seiten Kondylis' eine führende Rolle spielt, hat sein militärisches Kommando niedergelegt, da sich in der Armee heftige Stimmen gegen ihn erhoben hatten. MtenMer stiel' UnlugsMter? Die Untersuchung des Eisenbahnattentats bei Leiferde ist bisher ergebnislos verlaufen. Zwar Wer ren noch ein paar Spuren verfolgt, aber es läßt sich noch licht sagen, ob sich darauf ein positives Resultat ergeben Datieren nelanHlen un wlizei in Hildesheim Zuschriften eines Mannes, der sich ils „Ultor" (zu.deutsch Nächer) bezeichnet uuv anglbt, Sisenbahnattentate in größerem Umfange organisieren ZU- vollen: auch die letzten versuchten Attentate seien auf eine Veranlassung erfolgt. Man weiß noch nicht, ob es ich um groben Unfug oder die Tat eines Irrsinnigen rändelt. Das erste dieser Schreiben zeigt unser Bild. Thoms HMs SonnenM 2g Roman von Karl Gauch el. Nur zwei Menschen an dieser Tafel hatten dafür nicht Auge und Ohr. Hans Westermann saß stumm und kühl auf seinem Platz am Quertische. Kein Auge verwandte er von dem Redner, und wie dem so glänzend die Worte vom Munde flossen, wie dem mit den Augen die Herzen zuflogen von Amerikas freien Töchtern und Rheinlands lieblichen Elfen, da zog ein bisher nicht gekanntes Gefühl des Neides in des Einsamen Herz, und voll grimmiger Bitterkeit fragte er sich: „Wer ist der, daß er Sieger bleibt, wo immer er hinkommt? Was hat er vor dir voraus? Ist er ein solch außergewöhn licher Mensch, wie ihn schließlich jedes Jahrhundert nur ein mal hervorbringt? Oder ist es nur ein Scharlatan, dem ein unerhörtes Glück blindlings zugeflossen ist?" Aber er fand keine Antwort; nur daß die bitteren Fragen immer tiefer, immer schmerzlicher bohrten und stachen. Da fuhr er aus tiefem Sinnen empor, berührt von dem leisen Klang einer ausländischen Zunge. Einer der Gäste, sein Nachbar zur Linken, hatte sich zu ihm gebeugt und fragte mit neugierigem Forschen in dem kühlen, scharf markierten Gesicht. „Wer ist der Mann, der da hält die Rede?" Liebenswürdig gab ihm Westermann Bescheid. Einen Moment sah der andere sinnend vor sich. Dann mit einem kaltprüfenden Blick in den grauen Augen, die Person des Redners überfliegend, fragte er weiter: „Well, ist das der Ueglin, der gewesen ist vor einige Jahrs in Amerika? Ich meine als Ingenieur in Nsuyork." — Neu gierig geworden, bejahte Hans und stellte dann seinerseits die Frage: „Kennen Sie Herrn Hüglin denn von früher?" — Der Amerikaner lachte kurz auf, ein seltsam trockenes, unange nehmes Lachest, „lnckeeck", sagte er halblaut, „er war da ein Kollege von mir, bei demselben Werk, wissen Sie, bis er dann rvas x>ut in prison. Aber er hat sich gemacht, wie ich sehe. Kaum glaublich für deutsche Verhältnisse." Noch ganz verblüfft, schüttelte er immer wieder still den Kopf. Hans Westermann saß wie erstarrt; kaum glaubte er seinen Ohren trauen zu dürfen. Endlich wandte er sich wieder an seinen Nachbar: „Was sagten Sie soeben, Herr, Herr — der Thomas Hüglin habe drüben — in Amerika, meine ich — eine Gefängnisstrafe verbüßt?" — Erstaunt sah der Aus länder ihn an. Dann nickte er gleichgültig mit dem Kopf. „Well, -neu, Mr. Westermann, zwei Jahre hat er gehabt!" „Und dürste ich Sie höflichst um nähere Informationen bitten, Mr. Robinson; die-Sache ist von höchster Wichtig keit für mich!" Wieder nickte der andere. Und während er sich mit einem saftigen Stück Pute versah und sein Elas ge mütlich zum Füllen herüberhielt, erzählte er in breiter Be haglichkeit dem atemlos Lauschenden die Geschichte jenes tragischen Unglücksfalles und seiner Folgen für den deutschen Ingenieur. Direktor Westermann saß wie von schweren Träumen umfangen. Er hörte den Klang der durcheinanderwehenden Stimmen, er hörte die rauschenden Weisen der Tafelmusik und dachte doch nur immer an das eine, das Neue, das Nicht geahnte: „Aus dem Gefängnis kam sein Feind; er hatte im Gefängnis gesessen!" Wie im Kreise liefen seine Gedanken herum um diesen Satz, als sei das etwas so ganz Unglaub liches, Unfaßbares. Und diesem Manne, dessen ganze Lebens sphäre auf das Korrekte, Peinliche gerichtet war, dessen Gedankenwelt und Tatendrang nicht hinaus konnte über die studentischen Ehrbegkiffe, der außergewöhnliche Zugeständnisse zu machen vermochte, in diesem Manne erwachte mit einem Male ein wilder, grimmiger Zorn auf den anderen. Einen Betrüger nannte er ihn bei sich, einen ehrlosen Schurken, und es schien ihm die heiligste Pflicht zu sein, ihn zu entlarven, ihn auszuweisen aus jenem Kreise von Ehrenmännern, in den er ihn, einem verlogenen Ehrenwort glaubend, selbst vor einigen Monaten eingeführt hatte. Und noch ein anderes Gefühl wurde in ihm wach, als er an Käthe Moseler dachte. Ein weiches, süßwehes Gefühl einer aufs neue keimenden Hoffnung. Unmöglich dünkte es ihm, daß das Mädchen unter diesen Umständen ein Leben an der Seite Hüglins sich noch wünschen könne, und das ver waiste, trauernde Herz würde sich leichter wohl als zuvor der ehrerbietigen Werbung des Freundes, des Vetters, öffnen. Westermanns Blick streifte über die Tafel hinüber dem anderen Ende zu, wo Thomas Hüglin heiter und voll liebenswürdiger Unbefangenheit mit einem alten, weißbärtigen Herrn, einem Deutschamerikaner, plauderte. Er sah das leb hafte Interesse Mr. Winters für seinen Nebenbuhler; er sah, wie dieser in Fachkreisen als unwidersprochene Autorität an gesehene und hochgeehrte Greis dem jüngeren Manne gegen über ganz aus seiner vornehm-kühlen Reserve herausging. Da faßte ihn der Zorn mit wilder Gewalt, so daß er aufstand und mit einem steifen Kopfnicken nach rechts und links den festlichen Raum verließ. Er mochte, er konnte nicht mehr mit dem anderen, dem Sträfling, wie er ihn verächtlich nannte, an ein und demselben Tische sitzen. Inzwischen hatte Thomas Hüglin, von all diesen Be gebenheiten nichts ahnend, voller Freude ein altes Freund schaftsband wieder angeknüpft, das aus den Jahren des Kampfes und der Not ihm verblieben war als eine ver söhnende und milder stimmende Erinnerung. Und was er während des Festmahles aus dem Munde Mr. Winters erfuhr, war nur dazu angetan, sein jauchzendes Elücksgefühl noch zu heben und zu beleben. Das kam ja fast einer volk- ständigen Genugtuung gleich. In den Southampton Works, eben jenen Werken, wo ihn damals das Unglück ereilt hatte, war im verflossenen Jahre ein neuer, noch folgenschwererer Betriebsunfall ge schehen. Die angestellten Erhebungen hatten ergeben, daß nicht die beteiligten Ingenieure, sondern die Gesellschaft ganz allein an diesem wie auch an dem früheren Unglücke die Schuld trage. Allen dahinzielenden Vorschlägen zum Trotz, Vor schlägen, die schon seinerzeit von Hüglin ausgegangen waren, hatte die Gesellschaft die Wahrnehmung und Einrichtung der erforderlichen Vorsichtsmaßregeln immer wieder auf die kange Bank geschoben, bis dann endlich das Entsetzliche sich zum zweiten Male ereignete. Und anknüpfend an das Ergebnis dieses zweiten Prozesses gab Mr. Winter während seiner Unterredung mit Thomas seiner unverhohlenen Überzeugung Ausdruck, daß ein anzustrebendes Wiederaufnahmeverfahren mit einer glänzenden Rechtfertigung und Genugtuung für Hüglin enden müsse, eine Ansicht, der die umsitzenden Ameri kaner voll und ganz zustimmten. Endlich war die Tafel aufgehoben worden, die Damen hatten sich für kurze Zeit in die anschließenden Salons zu rückgezogen, Likör und Kaffee wurden angeboten, und die Herren standen in zwanglosen Gruppen rauchend und plau dernd beieinander. Thomas Hüglin lehnte mit dem Rücken gegen eines der Fenster und erklärte einigen amerikanischen Bekannten und vor allem auch Mr. Winter das Prinzip seiner Flugmaschine. Da schlenderte, beide Hände gemächlich in den Hosen taschen vergrabend, eine Upmann zwischen den Lippen, zwin kernden Auges Mr. Robinson heran. Das hart und klobig geschnittene Gesicht in freundliche Falten legend, nickte er dem Chef-Ingenieur der Louis-Ferdinand-Hütte vertraulich zu: „Horv, dir. DeMn. Hove äc> ^ou cko? Vsr^ well?'' Fortsetzung folgt.)