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I Wilsdruffer Tageblatt I 2. Bl. Nr. 261 Sonnabend, 28 August 1926 Alles wagen. Mag Ans das Leben auch durch Stürme treiben. Und unser starkes Hoffen oft zerschlagen, Wir müssen immer wieder alles wagen Und dürfen nicht am Wege liegen bleiben. Sonst wird uns nie ein ganzes Werk erstehen, Und viele Kräfte, die in uns noch warten, Sind Blumen gleich in einem schlechten Garten, Die vor der besten Zeit zugrunde gehen. So mannigfaltig sind des Lebens Gassen, Ob wir uns dorthin oder dahin wenden Wir werden immer auch ein Ziel erreichen; Wenn wir mit ganzer Kraft die Sehnsucht fassen, Von innen unser Wollen vorwärts senden Und ängstlich nicht vor jedem Sturme weichen. Franz Cingia. Oie Sünde -es Dorübergehens. Luc. 10, 31: Und da er ihn sah, ging er vorüber. Vom barmherzigen Samariter handelt das Evange lium der Woche. Es ist immer bezeichnend: wenn ich im Religionsunterricht frage „Wer hat in diesem Gleichnis zuerst gesündigt?" dann bekomme ich säst immer die Ant wort: „der Priester." An die Räuber denken die Kinder fast nie. Ihr gesunder Sinn empfindet die Art des Priesters und des Leviten, die erbarmungslos vorüber gehen, ohne zu helfen, als besonders abscheulich. Wir Er wachsene haben dieses gesunde Empfinden nicht mehr so. Uber solche Taten, wie die der Räuber, können wir uns gar nicht genug entrüsten; aber wenn unsere Bekannten oder wir selbst uns so verhalten wie der Priester und der- Levit, dabei findet man kaum etwas. Wie oft kann man hören: Ich habe niemand etwas weggenommen, ich habe nichts Unrechtes getan. Und damit, glaubt man, ist alles in bester Ordnung. Wir sollten uns statt dessen lieber be sinnen, wie oft wir das Rechte, das Notwendige nicht getan haben. Frage dich heute einmal, mein Leser, ob es nicht auch von dir so manches Mal bat heißen müssen: „da er ihn sah, ging er vorüber". Wie hart und erbarmungs los gehen selbst sonst ordentliche Leute an der Angst und Not anderer vorbei! „Das kann mir keiner verdenken — es tut mir ja leid, aber. . ." aber: du gehst vorüber! Und damit handelst du vor Gott genau so schlecht wie ein Dieb oder ein Räuber oder ein Mörder, denn dein Sinn ist derselbe wie ihrer. Nicht? So paß auf: Warum über fallen die Räuber? Weil sie nur an sich denken und dar über Gott und den Mitmenschen vergessen. Warum hilft man nicht? Weil man nur an sich denkt und Gottes Gebot und der anderen Not darüber vergißt. Es geschieht viel weniger Sünde durch das Schlechte, das getan, als durch das Gute, das nicht getan wird. Du — geh' nicht vorüber! U. H. P. DLeirich von Bern. Tbeoverichs des Großen Todestag vor 1400 Fahren. Durch das ganze Mittelalter zieht sich ein Sagen kreis, dessen Mittelpunkt Dietrich von Bern ist. Dieser sagenhafte Dietrich von Bern — womit nicht die schweize rische Bundeshauptstadt Bern, sondern die Stadt Vero - n a gemeint ist — ist der historische Ostgotenkönig Theo- derich (got. Thiudaxeiks, d. i. Volksfürst) derGroße, deßen Todestag sich am 30. August zum 1400. mal fahrt. Die vielen Kriege und Siege Thcoderichs, der 454 geboren wurde und seine großen Erfolge in Friedens zeiten — Ackerbau, Handel und Gewerbe wie Kunst und Wissenschaft zeigten unter seiner Regierungszeit eins neue Blüte — sollen hier nickt einzeln äufgezählt werden. Thomas Hiiglins Connenflug ig Noinan von Karl Gauch el. „Und wenn auch, Liebster, ich glaube doch an dich, halte doch ZU dir, muner, alle Tage, alle Jahre, selbst in Schande und Not!" Tief erschüttert trank seine wunde Seele diesen Trost dann aber erzählte er in schlichten Worten seine Unterredung mit Laband und dessen Urteil über seinen Fall. Da blühte wieder dis fröhliche Zuversicht in ihr auf, und uni so fester hielt sie ihn umschlungen und fand aus tiefster Brust linde, sanfte Worte des Bedauerns und des Mitleids, durchmischt mit jähen Freudenausbruchen über die rosig lachende Zu kunft. Arm in Arm wie ein Brautpaar zogen sie durch "die menschenleeren Straßen Vonns dem Bahnhöfe zu, standen zu sammen in der weiten Halle, umbraust, vom aufgeregten Gewirr der Reisenden, mit glänzenden, lachenden Augen und glühenden Wangen, und sahen nur sich allein. Donnernd fuhr der Kölner Schnellzug ein, und knapp vor ihren Füßen entstieg Hans Westermann dem Abteil. Jähes Erblassen fuhr über sein Gesicht, wildes Erröten flammte über das ihrige. Daun hatte er sich gefaßt. Korrekt grüßend zog er den Hut und schritt wortlos und ohne sich noch einmal umzusehen, an ihnen vorbei durch die Bahnsteigsperre. Sie folgten ihm mit den Blicken und eure tiefe Be fangenheit lag über sie ausgegossen. Als sie dann aber allein miteinander im Abteil des Lokalzuges saßen, der sie über die Rheinbrücke zum anderen Ufer führte, da mar doch nichts anderes mehr in ihnen als das tiefe beglückende Vewußnem ihrer Liebe. Kein Suchen und Tasten war mehr in ihnen, kein Zagen und überlegen; mit einem tiefen, beseligenden Wissen erfüllte es sie. Diese Liebe, das war das große, unabänderliche Fatum ihres Lebens; das hatte so kommen müssen von Anbeginn an. Und jetzt war es da. Schweigend hielten sie sich umschlungen mit geschlossenen Augen und lauschten angehaltenen Atems nach innen hinein. Und das war ein Singen und Jubeln in ihnen, leise wie aus dämmern den Märchenfernen, sie aber kannten das Lied und nickten einander zu. Und es hieß: „Das Glück der Liebe." „ ..Da beugte sich Thomas Hüglin über Käthe Mostlers und sah sie an, mit einem tiefen, ernsten und heiligen m, ne aber schaute zu ihm auf und lächelte heiter: „Jetzt ; In Ravenna, dem „Raven" der Sage, wurde er in - einem noch erhaltenen großartigen Mausoleum beigesetzt. In der Sage gilt als sein Geburtsort Meran. Die Sage nahm, die geschichtlichen Verhältnisse umkehrend, an, daß Dietrich, wie Theoderich hier heißt, aus seinem Erbland Italien vertrieben wurde, mit seinen Mannen, namentlich dem alten Hildebrand, bei Etzel gastliche Aufnahme fand und sich mit des Hunnenkönigs Hilse nach vielen Jahren wieder in Besitz seines Reiches setzte. Die geschichtliche Belagerung.Ravennas durch Theoderich lebt in der „Nabenschlacht" sort. Im Nibelungenlied erscheint Dietrich als Verbannter an Etzels Hose; nur ihm gelingt es, des grimmen Hagen Herr zu werden. Dietrich ist zugleich der weichherzigste, friedfertigste und der stärkste, gewaltigste aller deutschen Sagenhelden; im „Rosengarten" besiegt er sogar den Franken Siegfried. Um das Jahr 1000 schon sangen die niederdeutschen Ammern von ihm. Unter den mittelhoch deutschen Gedichten, die ihn seiern, seien noch genannt: „Ecken Ausfahrt", „Sigenot" und „Laurin". Hermann Löns. Zur Wiederkehr seines Geburtstages am 29. August. Am 26. September 1914 ist Hermann Löns, der Dichter, Jäger und Wanderer, bei Reims gefallen. „Nun haben sie mich auch angebleit!" — das fallen seine letzten Worte gewesen sein, die Worte des echten Jägersmannes. Es war ausrichtige Trauer in Deutschland, als in den ersten Tagen des Ok tobers die Nachricht von diesem Tode durch sickerte, denn die Löns- Gemeinde war groß md ist seither noch viel größer geworden. Ju gend und Alter ergötzen sich in gleicher Weise an den Naturschilderungen und an den köstlichen Tiergeschichten, an den Jagdschilderungen und Plaudereien, an den Gedichten und Roma nen des Unvergeßlichen. An diesem 29- August hätte Löus seinen 60. Geburtstag feiern kön nen. Als ältestes von vierzehn Kindern eines falen nach dem Osten Deutschlands gekommen war, wurde er am 29. August 1866 zu Kulm in Westpreußen geboren. Löns hat seine Studien nie vollendet: zwischen Philo sophie, Medizin und Mathematik hin und her schwankend, gab er schließlich alles auf und wurde Redakteur; Kaisers lautern, Gera, Bückeburg, Hannover sind die Stationen seiner journalistischen Lausbahn. Als Freiwilliger zog er am 3. September 1914 gen Westen und drei Wochen später schon war er ein stiller Mann. Ein stattliches Lebenswerk ist es, das der Dichterund Schriftsteller Löns hinterlassen hat. Aus dem Wietzer Berg bei Müden, einer der schönsten Heidegegenden, wurde im September 1921 dem Dichter ein Denkmal gesetzt, das aus einem viereckigen konischen Würfel aus Feldstcinen, ve» ein gewaltiger Findling krönt, besteht. i Politik»« IkunÄHu t / Schundliteratur und Film. Der Gesetzentwurf gegen die Verbreitung von Schund- und Schmutzschriften, der zurzeit im Reichsmi nisterium des Innern vorbereitet wird, soll in Erweite rung seiner ursprünglichen Fassung auch Bestimmungen erhalten, die es ermöglichen, gegen bedenkliche Filme vor zugehen. Aus diese Weise soll die Arbeit der Filmprü fungsstellen erleichtert und eingeschränkt werden, indem die gesetzlichen Bestimmungen voll vornherein einen Rahrüen darstellen, dessen Nichtbeachtung ein Verbot des Laufbildes auch ohne Protest einer Landesregierung nach sich zieht. Gerüchte um Severing. Die Bergisch-Märkische Zeitung und die Deutsche Zeitung bringen Mitteilungen eines gewissen Sch. über angebliche Verfehlungen des preußischen Innenministers Severing, die in Annahme von Geschenken, Spekulations gewinnen und dergleichen bestehen sollen! Von Severing befreundeter Seite werden die Mitteilungen entschieden bestritten. Ihr Urheber heiße Schlichting, wohne in Nauen, habe eine Zeitlang im Hause Severings verkehrt und ver sucht, dessen Einsluß auszunutzcn. Als ihm das nicht ge lungen sei, habe er sich aus Rache mit Severinas Gegnern in Verbindung gesetzt. Der FemeauSschust. - - - Die Tagesordnung der ersten Sitzung des preußischen Femeausschusses am 14. September sieht eine öffentliche und eine nichtöffentliche Sitzung vor. In der öffentlichen Sitzung foll außer der Verlesung von Eingängen das Ergebnis der Beweisaufnahme im Falle Jahnke be sprochen werden, in der nichtöffentlichen soll dann hier über Beschluß gefaßt und außerdem von einem Beauf tragten des Justizministeriums ein Bericht über den Stand des Ermittlungsverfahrens gegen Ahlemann, Wulle Und Kube entgegengenommen werden. Protest des Stahlhelms. Der stellvertretende Bundesführer des Stahlhelms, Bund der Frontsoldaten, Duesterberg, hat an den preußi schen Minister des Innern, Severing, ein Protestschreiben gegen den Erlaß des Regierungspräsidenten Grützner ge richtet, der seinen Beamten die Zugehörigkeit zum Stahl helm verbietet. Deutsche Lokomotiven für Ägypten. Die Übernahme von 15 durch die ägyptische Eisen bahnverwaltung in Deutschland bestellten Lokomotiven ist zur völligen Zufriedenheit der Auftraggeber ausge fallen. Die Maschinen haben bei den Probefahrten eine Maximalgeschwindigkeit von 100 Kilometer pro Stunde bei sehr geringem Brennstoffverbrauch erreicht. Außer dem entspricht die Konstruktion allen modernen tech nischen Anforderungen. Infolge dieser Erfahrungen be steht in Ägypten die Absicht, bei der Vergebung neuer Aufträge die deutsche Lokomotivindustrie wieder ernst haft in Konkurrenz zu ziehen. Syrien. Neue Kämpfe? Nach englischen Nachrichten aus Bei- rut steht ein neuer schwerer Augrifs der Syrier bevor. Der Sultan Atrasch hat eine Proklamation veröffentlicht, in der alle Männer von mehr als 20 Jahren den Befehl erhalten, sich den syrischen Truppen anzuschließcn. Wer der Aufforderung nicht Folge leistet, fetzt sich schwersten Bcstrasungeu aus. In der Proklamation heißt es seiner, ;daß die neue syrische Armee so stark sein werde, daß die (französischen Truppen ihr nicht widerstehen könnten. Die Syrier hätten alsdann die Möglichkeit, die volle Unab hängigkeit Syriens zu erkämpfen. Aus Zn- und Ausland. Berlin. In Taormina wurde der V.nteroffiz. Nicolaus Nein verhaftet, der verdüchtia ist, an vor Ermordung des Feldwebels Wilms im Jahre 1923 beteiligt zu, sein. Brüssel. Hier finden zurzeit zwischen Deutschland und Belgien Verhandlungen zur Regelung des Verfahrens bei Ausweisungen von Angehörigen des einen Staats aus dem Gebiet des anderen Staates statt. Der deutschen Dele gation gehört anch der deutsche Gesandte in Brüssel an. Man rechnet damit, daß die Verhandlungen Ende dieser Woche be endet werden können. Paris. Wie „Petit Parisien" meldet, soll der GeläNde- gewinu am ersten Tage der französischen Operationen in Marokko aus einer Breite von 15 Kilometern vier bis sünf Kilometer Tiefe betragen. Paris. Wie „Chicago Tribune" aus Lissabon meldet, haben die portugiesischen Behörden eine Strafexpeditiou 'gegen did Aufständischen von Angola ausgerüstet. bin ich dein sür immer, Tommy!" Er suchte ihre Lippen und küßte sie andächtig. Das war wie ein Schwur und sollte auch einer sein. Und hieß: „Ich will dich auf Händen tragen alle Tage meines Lebens!" Durch die Tage Thomas Hüglins ging die Arbeit mit ehernem Schritt. Bald war er draußen auf dem Werk, wo es galt, die liegengebliebene Arbeit von Wochen nachzu holen, bald war er drüben in Vonn, wo er gemeinsam mit Laband all die Berechnungen, Anträge, Erläuterungen auf stellte, mit denen der Kommerzienrat in der im November stattfindenden Generalversammlung der Aktionäre der Louis- Ferdinand-Hütte die Erweiterung des Eesamtunternehmens nach der geplanten Seite hin begründen und befürworten wollte; bald war er auf dem Flugplätze, wo die gelegentlichen Besuche interessierter Kreise seine Anwesenheit in der Halle des „Sturmgesells" dringend erforderlich machten. Und zwischendurch gab es immer noch ein Stündchen, wo er ver schwiegen und verstohlen mit Käthe zusammentras, damit in allem Unrast der Tage doch auch das Herz zu seinem Rechte komme. Sie waren beide miteinander übereingekommen, ihre Liebe so lange als Geheimnis zu bewahren, bis das neue Werk in Betrieb gesetzt und Thomas seine Stelle als Direktor angetreten haben würde. Laband wußte um ihren Plan, hatte ihn gutgeheißen und versprochen, im geeigneten Moment als Hüglins Freiwerber bei dem alten Moseler einzutreten. In seinem äußeren Verhältnis zu Westermann hatte Thomas Hüglin keine Änderung cintreten lassen. Der kame radschaftliche Ton war zwischen ihnen fast ganz geschwunden, aber Hüglin versah nach wie vor seine dienstlichen Obliegen heiten mit peinlichster Gewissenhaftigkeit, und der Doktor ingenieur war zu korrekt, um seine persönliche Stellung zu seinem nächsten Untergebenen auf den geschäftlichen Verkehr abfärben zu lassen, überdies war ja auch eine Änderung des Verhältnisses nur noch eine Frage der Zeit. Da sollte ein Ereignis sintreten, welches die ruhige Lage der Dinge unbedingt verschieben mußte und das wie tolle Wirbel alle dabei Beteiligten in sein Zentrum riß. Auf einer Europafahrt begriffen, war der Verein amerikanischer Inge nieure aus einem eigens für diese Zwecke gecharterten Lloyd- dampfer in Hamburg gelandet und hatte sich nach einem Besuch der Reichshauptstadt nach dem Westen begeben, ein mal, um dem rheinisch-westfälischen Jndustriebczirk einen Be- such abzustatten, dann aber auch, um einer überaus herzlich gehaltenen Einladung der rheinischen Kollegen zu einer Rhein fahrt zu folgen. Zum Empfange der ausländischen Gäste waren umfangreiche Vorkehrungen getroffen, die geselligen Veranstaltungen sollten in großem festlichen Rahmen vor sich gehen, und Thomas Hüglin, der in den Festausschuß ge wählt worden war, während man den Direktor Dr.-Jng. Hans Westermann mit in den Repräsentantenausschuß gezogen hatte, trug die Last des verantwortungsvollen Amtes mit heiterster Unbekümmertheit. Die Flut hochgehender Tage kam heran. Der feierliche Empfangsakt im hohen Gürzenichsaale in Köln bildete den hochgestimmten Auftakt zu einer Reihe harmonisch verlaufender Ehrungen. Bei köstlichem Oktoberweiter fand die stolze Rhein- fahrt statt, an den sieben Bergen vorbei, Koblenz entgegen. Und den Weg, den die drei eleganten Salondampfer der Rheinschiffahrtsgesellschaft machten, bezeichneten flatternde Fahnentücher rechts und links des Stromes, und in das rauschende Spiel der Schiffsiapellen hinein dröhnte der dumpfe Knall der Böllerschüsse, der rheinischen „Katzeköpp". Dann war Koblenz erreicht. Der prunkhaste Saal des Rissen- fürstenhofs, dessen hohe Fenster hinaus auf den schönsten Strom Deutschlands führten und am jenseitigen Ufer die trutzig sich reckenden Festungsmauern des Oberchrenbreitsteins vor den Augen der Festtcilnehmer erstehen ließen, vereinte die Schar der Gäste mit den Gastgebern zum fröhlichen Festmahl. Am Abend sollte dann eine festliche Beleuchtung der Rheinufer und der Festung stattsinden. ' Es war nach der Suppe, als Thomas Hüglin sich erhob, mit ragender Siegfriedsgestalt, der der elegante Frgckanzug so gut stand, heiter und stolz die leuchtenden Blicke über die langen Reihen der hufeisenförmig gedeckten Tafel schweifen ließ und mit schwunghafter Rede die fremden Gäste in ihrer Muttersprache begrüßte. Wie ein zündender Funke ging es von seinen Worten aus; man fühlte sie aus einem offenen, ehrlichen Herzen kommen, und darum fanden sie c^lch wieder offene freudig schlagende Herzen. Sie wurden zu einem Band, das sich unsichtbar um die Gäste schlang, um diese Abkömmlinge der alten Germanen, die in jahrhundertelanger Trennung so wesensverschieden und einander fremd geworden waren. Jetzt unter dem Hauche der freundlichen, herzlichen Worte des Festredners überbrückte sich diese Kluft, es gab ein leichteres Herüber und Hinüber, und immer höher gingen bald die Wogen festlicher Begeisterung. (Fortsetzung folgt.)