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MMufserTageblatt Da, Wilsdruffer Tageblatt euthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupttnannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats z« Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Raffen. für Lüraertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gejpalteneNaurnzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfcnnig. Aachweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Bor- geschriebene Erscheinung«- - tage und Platzvorschriften werde« nach Mö,lichkkil Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b d-rürkfichtigt. Anzeigen. an»aff»c di« norm. IdUhr — — : 2 Mr die Süchtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch rrlischt, wen« der Betrag dnrch Klage eingezoge« werden muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Mi.WW.1L!!.' Wochenblatt für Wilsdruff ». Umgeg«d »««»-.LdA Rr.20L. 85 Jahrgans Leiegr Adr .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden L«40 Sonnabend,den 28.August 1S26 Heraus aus dem Dunkel. Die Eisenbahnunfälle folgen einander, aber sie gleicher sich nicht. Den kleinen Missetäter, der auf einer Berlinei Vorortstrecke gernmnmal den Anblick einer netten geräusch vollen Entgleisung auf den Stahlschienen genießen wollte hat man wohl rasch ermittelt und dem Arm der strafender Gerechtigkeit überliefert. Doch die furchtbare Katastrophi des Berlin—Kölner D-Zuges in Leiferde ist heute noch in das gleiche unheimliche Dunkel gehüllt, das die Tragik dieses Falles von vornherein so außerordentlich eindrucksvoll erscheinen ließ. Man hat eine für deutsche Verhältnisse ganz unge wöhnlich hohe Belohnung auf die Entdeckung des Täters ausgesetzt, man hat eine förmliche Armee von Kriminal beamten verschiedener Gattungen vorgeschickt und ist gewiß aus der empörten Bevölkerung heraus mit freiwilligen Spürarbeiten nach Kräften unterstützt worden — und hat bisher doch keine der vorgenommenen Verhaftungen auf rechterhalten können. Außer törichten anonymen Briefen ist eigentlich, je länger die Untersuchung andauert, eher eine A b n a h m e als eine Vermehrung von Verdachts momenten zu verzeichnen; manches, was der Reichs bahnverwaltung zunächst als wichtiger Fingerzeig für die Annahme eines verbrecherischen Anschlages diente, hat sich bei näherer Prüfung als unverdächtig erwiesen, und man hat jetzt Wohl kaum noch die Hoffnung, der Wahr heit jemals auf den Grund zu kommen. Einzig und allein einige auf jeden Fall ganz radikale Leute sind auch in diesem Falle ihrer Sache völlig sicher. Die Reichsbahn direktion gehört auf die Anklagebank, schreien sie; sie ist es, welche die einundzwanzig Todesopfer von Leiferde auf dem Gewissen hat. Andere Menschen sind weniger eilfertig mit Spruch und Urteil; allenfalls verlangen sie eine ver stärkte Kontrollarbeit bei der Reichseisenbahn durch Reichstag und R e i ch s r e g i e r u n g, die ja im Ge folge der Dawes-Belastung auf einen wesentlichen Teil ihres Einflusses gegenüber der selbständig gewor denen Spitzenleitung unseres Verkehrsnetzes verzichten mußten Nun, es kann uns immerhin einigen Trost be reiten daß auch andere Länder, wo fremde Machthaber weder in Verkehrs- noch in anderen innerstaatlichen Fragen bisher etwas zu sagen haben, von mehr oder weniger schweren Eisenbahukatastrophen nicht verschont bleiben. Insbesondere vergeht in Frankreich kaum ein Tag ohne Unglücksfälle dieser Art. Für s i e wenigstens kann Herr Poincarö fein östliches Grenzland nicht ver antwortlich machen. —. -r- Aber als patentierter Retter des Vaterlandes, der Poincarö in seinen eigenen Augen wenigstens nun ein- mal ist, hat er die Welt noch rasch, bevor sie sich in Genf zu neuer Friedensarbeit zusammcnfinden soll, vor einer Einsturzgefahr gerettet. Nicht viel hätte gefehlt, und Deutschland wären zu dem freund- Archen Verhältnis zurückgekehrt, in dem sie vor "umer gestanden hatten. Verständige Männer einen Strich unter die Ver- g?" mou^! dw deutschen Grenzgebiete, ore mau uns 1918 ganz unbegründeter- und ganz nn- nöttgerwerse genommen hatte, wieder ihrem rechtmäßigen Eigentümer zuruckgebeu und durch ein zweckmäßiges finanzielles Arrangement eine materielle Verknüpfung hüben und drüben herbeiführen, unter der man hätte schiedlich-fnedttch leben und leben lassen können Ein wahres Friedenswerk solcher Art aber ist nicht nach dem Sinn des gegenwärtigen französischen Ministerpräsiden ten. Wäre Briand nicht gestürzt worden, Eupen und Malmedy waren aller Wahrscheinlichkeit nach heute schon wieder em Bestandteil des Deutschen Reiches. Vor dem großen Pomcare aber, der ja Ministerpräsident und sonst „nur" noch Fmanzmunster ist, ist der französische Außenminister sozusagen spurlos von der Bildfläche ver schwunden. Die alten, in früheren Zeiten bestens be währten Treiber beherrschen wieder so gut wie allmächtig das Feld und sie rechnen dabei so sehr auf die vornehme, verschwiegene Art der deutschen Diplomatie, daß sie, um Deutschland auch bei dieser Gelegenheit wieder vor der Welt ins Unrecht zu setzen, vor gröblichster Entstellung der Wahrheit nicht zurückschttcken. Es paßt vortrefflich zu diesem System eurer aus wärtigen Politik, das von einem neuen Geist auch nicht die leiseste Einwirkung verrät, daß die P 0 l e n sich nun schon seit drei Monaten gegen den Spruch eines rnter- nationalen Schiedsgerichts, der im Haag zu ihren un- gunsten ergangen ist, auf beiden Ohren völlig taub stellen. Sie sollen die widerrechtlich beschlagnahmten oberschlesi schen Stickstoffwerke von Ch 0 rz 0 w an Deutschland zu- rückgeben, lassen aber deutsche Vorstellungen, die deswegen an sie ergangen sind, vollkommen unbeachtet, als wäre es überhaupt unter ihrer Würde, sich um solcher Dinge willen mit einer fremden Negierung herumzuschlagen. Die veutsche Langmut ist gewiß nahezu unerschöpflich, aber schließlich wird man ja doch Wohl uns einmal Erklärun gen darüber geben müssen, wie wir zu unserem Recht .vmmen sollen, wenn es den bösen Nachbarn nicht ge- Mllt, sich der Autorität eines internationalen Schiedsge richts auch durch Erfüllung des ergangenen Richter- vruttchlanäs Vertretung in Senk. doWafier v. Hoesch in Verlin. ! Die Studienkom Mission. Der deutsche Botschafter in Paris, von Hoesch, ist Freitag zu Besprechungen über den ihm erteilten Auftrag zur Vertretung Deutschlands bei der zweiten Sitzung der Studienkommission für die Frage der Zusammensetzung des Völkerbundrats in Berlin eingetrosfen. Bei den Erwägungen über die Zusammensetzung der deutschen Delegation für Genf war auch die Zuziehung von Parlamentariern, und zwar ohne Rück sicht auf die Stellung ihrer Partei zu der jetzigen Reichsregierung, in Betracht gezogen worden. Tatsächlich hat die Regierung bereits Schritte in oieser Richtung getan, wie aus einer Veröffentlichung der deutschnationalen Pressestelle in Berlin hervorgeht. Deuischnaiwnale Absage. Nach Mitteilung hat der Reichsaußenminister vel der Deutschnationalen Vollspartei um ihr Einverständnis zur Berufung ihres Mitgliedes, des Professors Hoetzfch, in die zu bildende Genfer Delegation ersucht. Der Partei- Vorsitzende hat namens der Parteileitung in einem Dank schreiben an den Minister der Befürchtung Ausdruck ge geben, daß eine Zuziehung von Parlamentariern zu der Genfer Konferenz einer geschlossenen Führung der Reichs- Politik Schwierigkeiten bereiten könnte. Angesichts der Unsicherheit-der gegenwärtigen poli tischen Lage, die für Deutschland allein schon durch die SLichworte „Besatzungs- und Entwaffnungssrage" ge kennzeichnet wird, und angesichts der unklaren Stellung, die den Parteivertretern in der Konferenz auch hinsichtlich ihrer Entschl Unfreiheit und ihres Einflusses zufültt, har er in Übereinstimmung mit Herrn Professor Hoetzfch ge beten, von der Berufung des Professors Hoetzfch in dir jetzt zu bildende Genfer Delegation absehen zu wollen. Ergänzend wird dazu bemerkt, daß die Deutfchnatio- nale Volkspartei die Locarno- und Völkerbundpolitik der letzten Zeit nicht billigt, insbesondere auch nicht, daß man bei der immer noch ungeklärten und unbefriedigenden Lage der Verhandlungen über Besatzung und Entwaff- nungskontrolle vorbehaltlos in den Völkerbund eintritt. Doch ist sie gewillt, wenn der Eintritt gegen ihren Wider spruch vollzogen sein wird, au der daraus sich ergebenden deutschen Politik und ihrer Vertretung im Völkerbund sachlich mitzuarbeiten. Vorläufig könne sie, da sie nicht Mitglied der Regierung sei, nicht die Verantwortung für ein 'Wirken eines ihrer Mitglieder im Sinve der Regie rung in Genf tragen. * Tanger, das Sorgenkind. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele graph" meldet, daß die sPanis che Regierung das Memorandum, das am Mittwoch Mussolini über Tanger überreicht woiden war, nunmehr auch London und Paris mitgeteilt habe. Das Memorandum lege die Gründe dar, weshalb Spanien mit der gegenwärtigen Verwaltung Tangers unzufrieden ist. Es wird festge- ftellt. daß die Trennung Tangers von der spanischen Zone die Freiheit und Sicherheit seiner Armee uns Verwal tung beeinträchtige und das; eine spanische Kontrolle über Tanger die Neutralität der Enklave nicht schwächen, son dern stärken würde. Die einzige in Tanger erscheinende französische Tageszeitung hat in spanischer Sprache einen heftigen Angriff auf die spanische Regierung veröffentlicht mit einem Hinweis, daß die eingeborene Bevölkerung nie mals eine spanische Herrschaft über die Tangerzone an nehmen würde, fowie mit einer Aufforderung an alle Einwohner Tangers, sich den Vorschlägen für den Ein schluß Tangers in das spanische Protektorat zu wider setzen. Der Artikel hat in der spanischen Kolonie große Erregung hervorgerufen. * Beschlüsse des Genfer Minderhettenkongreffes. Der Kongreß der europäischen nationalen Minder heiten in Genf nahm nach längerer Debatte einen Antrag Deutsch-Ungarns an, der sich gegen die wirtschaftliche Be nachteiligung der Minderheiten in ihren Staaten richtet. Die Resolution schert praktische Gleich st ellung mit den Angehörigen der Mehrheit und Rücksichtnahme aus die kulturellen Bedürfnisse der Minderheiten sowie Be strafung der Aufforderung zum Boykott. Um alle diese Forderungen wirklich durchzuführett, hält der Kongreß für nötig 1. die Schaffung genau detaillierter Normen in allen wirtschaftlichen Vorschriften des Staates, 2. eine an gemessene Beteiligung der Nationalitäten (Minderheiten) in der Leitung staatlicher und offizieller ökonomischer Körperschaften und Unternehmungen, 3. den Ausbau eines wirtschaftlichen Rechtsschutzes. Russisch-französische Verhandlungen. Paris, 28. August. Nach Blättermeldungen aus Moskau beabsichtigt der Außenminister Tschitscherin, bereits in den näch sten Tagen nach Paris zu kommen, um mit Briand Verhandlun gen zu führen. Die Verhandlungen über die französisch-russische Schuldenregelung sollen Mitte Oktober wieder ausgenommen werden. Man nimmt an, daß Botschafter Bekvwski im Auftrage der Sowjetregierung der französischen Negierung einen Betrag von 65 Millionen Eoldsranlen bieten wird. Vor einem erfolgreichen Abschluß der deutsch japanischen Handelsvertragsver- handiungen. Berlin, 27. August. Amtlich wird mitgeteitt: Nachdem durch Abschluß eines Abkommens zwischen der I. G. Farben industrie und Japan über die Behandlung der deutschen Farben- einfuhr die Hauptschwicrigkett der deutsch-japanischen Handels vertragsverhandlungen beseitigt ist, besteht auf Men Seiten der Wunsch, die Verhandlungen über den Handelsvertrag nunmehr baldmöglichst zu Ende zu führen. Da hierzu noch eingehende Besprechungen mit den beteiligten Stellen notwendig sind, wird der deutsche Botschafter in Tokio, Dr. Solf, im September in Ber lin eintresfen, um über den gegenwärtigen Stand der Verhand lungen mündlich zu berichten und die Grundlagen für die Wetter führung der Verhandlungen zu erörtern. Meüer kntwsttnungsforäerurigrn? Drei yeue Entenienoten. Ein Berliner Abendblatt berichtet aus Paris, die Botfchafterkonferenz der Enten re habe am 17. August drei neue Entwaffnungsnoten an die deutsche Negierung gerichtet. Die erste Note enthalte, wie es weiter heißt, eine Beschwerde über die militärische Tätigkeit von Verbänden in Deutschland unter Bezugnahme aus oie Berichte der Interalliierten Militärkontrollkommis- non und auf deutsche Pressenachrichten. Die Botschafter konferenz verlange Erlaß ganz klarer gesetzlicher Bestim mungen gegen diese Tätigkeit. - Die zweite Note vermittele die Beschwerde, daß die Forderung der Interalliierten Militärkontrollkommission m bezug auf die u n g c s e tz l i ch e E i n st e l l u n g von Nannschaften in die Reichswehr nicht befolgt wurde. Die Verfügung des Reichswehrminitterimns. Pruches unterzuordnen. Sollen wir nun etwa nach Genf gehen und eine Klage gegen Polen einreichen, als erste Betätigung nach unserer bevorstehenden Aufnahme in den Bund der Nationen? Dann würden wir sehr bald zu hören bekommen,-daß der Völkerbund für diesen Streitfall leider nicht zuständig sei; und selbst wenn er irgendeinen Versuch unternehmen sollte, um uns zu unserem Recht zu verhelfen, wer bürgt dafür, daß Polen vann vor Genf größeren Respekt an den Tag legt als vor oem Haag? Dr. Sy. 1 my orc Einstellungen m me Nercyswcyr, die nicht dem ; Wehrgesetz ^entsprechen, verboten seien, wird als unge- § -lügend bchbichnet. In der dritten Note werde Beschwerde geführt, daß ; n der Erledigung der von der Interalliierten Militär- sntrollkommission beanstandeten Punkte hinsichtlich der Entwaffnung durch Verschleppung absichtlich Schwierigkeiten gemacht würden. Die Botschafterkonferenz fordert, daß den Anord- iungen der Interalliierten MiliLärkontroltkommission so- ort entsprochen werden müsse. * Kerne deutschen Unterseeboote. Die „Chicago Tribune" hatte berichtet, die Entwafs- rungskommission habe die Aufmerksamkeit der Entente- kegierung auf die angebliche Tatsache gelenkt, daß Deutsch- and einen gewissen Typ von U-Booten für sich in Holland bauen lasse, und zwar in Amsterdam und an der Zchelde. Die erwähnten Mächte hätten die deutsche Re- zierung um eine Erklärung ersucht. Die deutsche Rsgie- ung dementiert diese Meldung kategorisch. Sie erklärt, veder würden die Boote gebaut noch habe die Entente Erklärungen gefordert. 68 Opfer der Grubenlalastrophe m Pennsylvan len. Newy 0 rk. Bei der Grubenkatastrophe in Pennsylvanien sind 68 Bergleute ums Leben gekommen. 30 Leichen sind bis her geborgen.