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MsdmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespattene Naumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- dre 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Aechweisungsgebühr 20 Goldpfennig. Vor- werd«, nach Möglicher Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. ß b«acksichW°ÄnN«^ annahmebisvorm.ro Uhr !-!- u Mr die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nabatranfpruch rrlischt, wenn der Betrag durch - 2 u , KlageeingezogenwerdenmutzoderderAuftraggeberinKonkursgerät. AnzeigennehmenalleVermittlungsstellenentgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nassen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ . . -r Ukr «ir den v-n» Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in b-i 7.^ d°.°n 2,b0 Mk, d°^°stb^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^oten^ndun^ srr.2O8. — 85 JshLga«8 Teiegr .Adr. .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Montag, den 6. September 1S2« vr. Silverbergs ^orleblage in vresäen Spaniens Ablage in 8ent im Volke berufen: das deutsche Unternehmertum im weitesten Sinne gedacht und die deutsche Arbeiterschaft. Kein Teil hat es bis jetzt dem anderen leicht gemacht, zu einer aufbauenden Zusammenarbeit zu gelangen, sicher nicht die politische Ver tretung der Arbeiterschaft und ihre Exponenten, die für sich alle Anerkennung verlangten, aber verkannten, daß sie ohne kräftiges, auf guter Tradition beruhendes Unternehmertum nichts sind. Manches haben die Organisationen der Arbeiter-- schäft erreicht. Aber eines haben sie nie gekonnt und werdest sie nie können: „Arbeit schaffen". Das kann nur das Unter nehmertum, das eine geistig und körperlich gesunde Arbeiter- sckakt binter lick Weik." Kündigung des Tangerabkommens. Der englische Außenminister Chamberlain und der französische Außenminister Briand in Genf erhielten ein Antwortstelcgramm von Primo de Rivera, in hem es heißt, er nähme mit tiefer Bewegung von denan ihm ge richteten Worten Kenntnis. Seine politische Meinung sei cs, den Anregungen unverzüglich zu folgen, wenn er es nicht für seine Pflicht hielte, über das Prestige dieses alten ruhmreichen und vielgeliebten Spaniens zu wachen. Spanien werde, wenn es diesen Anregungen folgte, auf eine seiner Würde nicht entsprechende Stufe hcrabgedrülkt werden, daher müsse es den Ausweg in einer wü r - digen Enthaltung suchen. Palacios, der Spanien im Studienausschutz für die Zusammensetzung des Völkerbundrates vertreten hat, reiste nach Paris ab, von wo er sich wieder auf seinen Gesandtenposten in Brüssel begibt. Der Korrespondent des „Journal des Döüats" in San Sebastian will aus sicherer Quelle milteilen können, daß die spanische Regierung mit der italienischen bereits die Kündigung des Langer st atus und auch diejenige des französisch-spanschen Vertrages von 1912 ins Auge gefaßt habe. Memel und Saar in Genf. Beschwerde des Memellandes. In der zweiten öffentlichen Sitzung des Völkervund- rates kamen eine Beschwerde des Memelländc- scheu Landtages gegen die litauische Regierung und der Bericht der ständigen Mandatskommission des Völker bundes über diese Angelegenheit zur Besprechung. Briand, Chamberlain und Benesch fanden es bedenklich, daß die Mandatskommission von Litauen dis Beantwortung eines ausführlichen Fragebogens verlangt und Bittsteller aus dem .Memelland vernommen habe. Der Vizepräsident der Kommission, van Rees, erklärte demgegenüber, daß nach dem Völkerbundstatut die Man datskommission in der Auswahl ihrer Mittel vollständig frei sei. Briand, Chamberlain und Benesch versicherten daraus, daß sie der Kommission keinerlei Vorwurf hätten machen wollen. - über die Beschwerden des Saargebiets, die geforderte Zurückziehung der französischen Truppen usw., soll erst später, vorairssichtlich nach der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund, verhandelt werden. Infolge der Ver tagung der Angelegenheit ist die in Genf wellende Saar delegation vorläufig wieder abgereist. Die republikanische Presse der Vereinigten Staaten verbreitet in großer Aufmachung eine Erklärung des Weißen Hauses, wonach Coolidge entschlossen sei, die Durchführung des Luftflottenprogramms und den Bau von Kreuzern und Tauchbooten zu beschleunigen, wenn die Genfer Abrüstungskonfe renz erfolglos bleiben sollte. Der Präsident habe die Teilnahme amerikanischer Delegierter an dieser Konferenz nur zugegeben, um den Friedenswillen der Vereinigten Staaten kundzutun. rri,e nm-r soure erzielt werden können. Der Völkerbund rat nahm alsdann noch die von der Studienkommission vorgeschlagene bekannte Resolution Lord Robert Cecils an und beschloß, sie dem spanischen Vertreter im Völker bundrat zu übermitteln. Der deutsche Ministerialdirektor Dr. Gaus, der von Gens nach Berlin zurückgekehrt ist, hat sofort dem Reichs außenminister Dr. Stresemann einen ausführlichen Bericht über die Arbeiten der Studienkommission gege ben. Dr. Stresemann hat, mit Rücksicht auf die heutige Rückkehr des juristischen Sachwalters, seine Dresdner Reise aufgegeben. Wahrscheinlich wird Anfang der Woche das Reichskabinctt zusammentreten, um vor Abreise der deutschen Delegation nach Gens die allgemeine Lage noch einmal zu besprechen. Dresdener Ln-ustrieiagung. Von besonderer Seite wird uns zu den wichtigen Ver handlungen des Reichsverbandes der Deutschen Jndustrii noch geschrieben: Die alljährliche Generalversammlung des Reichsver- bandes der Deutschen Industrie gehört schon seit langem zu den wichtigsten öffentlichen Kundgebungen. Dies drückt sich schon dadurch aus, daß die für unsere innen- und außenpolitische Betätigung wichtigsten Minister dabei nicht nur erscheinen, sondern auch Programmreden haltew Von einer ganz besonderen Bedeutung war die diesmalig« Tagung in Dresden, weil wir gewissermaßen an einem Wendepunkt der gesamten deutschen Wirtschaftspolitil stehen. Reichsaußenminister Dr. Stresemann hatte selbst ein Referat angekündigt. Er mußte aber im letzten Augenblick absagen, weil die ganze Entwicklung in Genf alle Pläne über den Haufen geworfen hat. So konnte Ministerialdirektor D r. Gaus erst am Sonnabend in Berlin über die Genfer Vorgänge berichten. Da ist es begreiflich, daß der Außenminister in Berlin blieb. Sind doch gerade wegen Genf schnelle Entschlüsse der Reichs regierung notwendig. Weshalb keine Stunde verloren werden darf. Diese schnelle Entschlußfassung liegt auch im Interesse der deutschen Industrie, die mit am meisten unter der Ungewißheit der Lage leidet, in die Genf dies mal eine Klärung bringen muß. Bei der gedrückten Wirtschaftslage nicht nur in Deutschland kann es nicht wundernehmen, wenn der ganze Ton der Dresdener Verhandlungen nicht sehr ge hoben klang. Das bewies gleich die Eröffnungsansprache des Professors Dr. Duisberg, der von langen Aus landsreisen zurückgekehrt ist und auf Grund seiner in der Heimat gewonnenen neuen Eindrücke die Lage in Deutschland als trübe bezeichnete. Er meinte sogar, daß sich in der Zeit seiner Abwesenheit die Lebenshaltung des deutschen Volkes eher verschlimmert als gebessert habe. Reichsfinanzminister D r. Reinhold wies zu Beginn seiner Rede gleich auf die wirklichen Ursachen der trost losen Zustände hin, in denen das zweite Kabinett Luther sie Regierung angetreten habe. Diese Lage sei genug zekennzeichnet gewesen durch dis zwei Millionen unter- stützungsberechtigter Arbeitsloser und durch die an nähernd zweitausend Konkursein einem Monat. Als den Schuldigen bezeichnete er mit Recht den wirtschaftlich unsinnigen sogenannten Friedensschluß, der in ganz Europa einen langandaucrnden wirtschaftlichen Nieder gang verursachte. Auch der Dawcs-Lasten gedachte der Minister. Er nahm dabei an, daß angesichts der allge meinen katastrophalen Wirtschaftslage die Welt von sich aus die Beseitigung dieser Lasten verlangen werde. Mit in den Mittelpunkt der Heilmittel gegen die Nöte der Zeit stellte der Reichsfinanzminister äußerste Spar- samkeit aus allen Gebieten, und er will löblicherweise da mit in seinem eigenen Ressort zuerst ansangen. Auf einen anderen Weg verwies Professor Duisberg, der auf die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern aufmerksam machte, da nur gemeinsame Arbeit die drohenden Gefahren bannen könne. Dieses Thema spann dann in einem spä teren Stadium der Tagung das Verbandsmitglied Gene raldirektor Dr. Silverberg fort, der sich be sonders über die Stellung des industriellen Unternehmer tums zur Arbeiterschaft verbreitete. Seine Rede wird noch lauge die Öffentlichkeit beschäftigen. Der Redner verlanate die Wiederheranziehung der Sozi- Genfer Zustimmung zu VeMMands EmiM. Sonnabend nahm der Völkerbundrat in Genf auf Antrag des japanischen Vertreters nach dem Bericht über dce Arbeiten der Studienkommission folgende Resolu tion an: Der Bericht der Studienkommission für die Nats- frage wird gebilligt. Der Rat beschließt infolgedessen Grund der Ermächtigung des Artikels 4 des Polkerbundpaktes a) die Ernennung Deutschlands zum ständigen Mitglied des Nates vom Augenblick seines Ein trittes in den Völkerbund an, b) die Erhöhung der Zahl der nichtständigen Sitze auf neun. Der Rat empfiehlt der Versammlung die Genehmigung dieser Entschließung. Der Nat empfiehlt der Versammlung, die Anträge in wohlwollende Erwägung zu ziehen, die von der Studren- kommifsron über den Wahlmodus der nichtständigen Ratsmitgliedcr und die Regelung ihrer Mandatsdauer gemacht worden sind. Durch diese Resolution ist die offizielle Zu stimmung zu Deutschlands Eintritt in den Völkerbund erklärt. Der schwedische Ratsdelegierte erklärte, daß Schweden sich freie Hand Vorbehalte für den Fall, daß durch diesen Plan eine Lösung der gegenwärtigen Nats- Meknehmettum und Arbeiter-Hall Heranziehung der Sozialdemokratie verlangt. Ein Augenblick höchster Spannung entstand aus de: großen Jndustrictagung zu Dresden, als Generaldirektoi Dr. Silverberg, der rheinische Großindustrielle, besser > Namen seinerzeit namentlich gemeinsam mit dem des ver storbenen Hugo Stinnes' viel genannt wurde, auf die zu künftige Stellung des deutschen Unternehmertums zur deut fchen Arbeiterschaft und der durch diese gebildeten Sozial- demokratie zu sprechen kam. Dr. Silverberg, der als einer dei engsten Gesinnungsgenossen von Hugo Stiunes galt, forderte ziemlich deutlich den Eintritt der Sozialdemokratie in die Reichsrcgierung und Zusammenarbeit zwischen Unternehmer- tum und Arbeiterschaft als Vorbedingungen für den Wieder aufbau Deutschlands. Dr. Silverberg betonte zunächst, in der Besitzschichtunt, stelle das Eigentum an der Arbeitskraft einen besonders zu behandelnden Komplex dar. Der Redner fuhr fort: „Dabc! mutz ich die Auffassung von der Hand weisen, als wenn ich damit lediglich die Handarbeit meinte; im Gegenteil, ich will damit alle diejenigen Individuen zusammenfassen, im weitesten Sinne gedacht, die durch Verwertung und in Betätigung ihrer körperlichen und geistigen Arbeit ein aus dieser fließendes Einkommen ziehen. Bei uns in Deutschland, wo Weite Kreise mehr oder weniger an einer starken Überschätzung des organisatorischen Gedankens leiden, drückt sich diese um fassende Auffassung auch schließlich darin aus, daß fast allö Berufe, sogar die öffentlichen Beamten, sich gewerkschaftlich organisiert haben. Ich möchte glauben, daß manch einer hier bei dem Druck von unten und der Stimmung gefolgt ist, die nun einmal bei uns als Auswirkung der Revolution ge herrscht hat, und daß manch einer heute mit Abstand aus dieser- Überspannung des Organisationsgedankens herausmöchte. Wie dem aber anch sei, es mutz rückhaltlos dankbar aner kannt werden, daß die alten Gewerkschaften, soweit sie über einen alten Stamm gewerkschaftlich geschulter und disziplinierter Mitglieder und charakterfester Führer verfügen — ich nenne hier, ihn und uns ehrend, den Namen L c g i e n — sich große Verdienste dadurch erworben haben, daß sic ernst lich mitwirkten, die revolutionäre Bewegung von den Arbeiter und Soldatenräten wieder zu einer geordneten Staatsver waltung zu führen. Dankbar sei auch an dieser Stelle und in diesem Zusammenhang des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert gedacht." Der Redner wandte sich weiter gegen Überorganisation sowohl bei Arbeitnehmern wie bei Arbeitgebern, sprach von dem richtigen Verhältnis, das beide Teile inuehaltcn müßten, und wies auf die Wege hin, die nach seiner Meinung in Zu kunft gegangen werden müßten. Regierung und «Sozialdemokratie. Mehrzahl der deutschen Arbeiterschaft in der Sozialdemo kratie, elne - liuderheit in der Zentrumspartei, ihre politische Vertretung findet. Nicht nur dem Unternehmertum erwachsen aus dieser Lage besondere Schwierigkeiten; sie entstehen min destens in demselben Umfange für die Zentrumspartei, so lange die Sozialdemokratie Oppositionspartei ist. Deshalb ist es eine auf die Dauer in höchstem Maße attgcmcinpolitisch und wirtschaftspolitisch unerträgliche und schädigende Lage, wenn eine große Partei wie die Sozialdemokratie in einer im deutschen Parlamentarismus mehr oder weniger verant- wortnngsfreicn Opposition steht. Man sagte einmal, cs kann nicht gegen die Arbeiterschaft regiert werden. Das ist nicht richtig, es muß heißen: cs kann nicht ohne die Arbeiterschaft regiert werden, und wenn das richtig ist, muß man den Mut zur Konseqenz haben, cs soll nicht ohne die Sozialdemo kratie, in der die überwiegende Mehrheit der deutschen Ar beiterschaft ihre politische Vertretung sieht, regiert werden. Die deutsche Sozialdemokratie muß zur verantwortlichen Mit^ keran. Sie wird auch als Partei zugrunde gehen, Ne sich nicht hierzu entschließt. Dazu ist von unserem ^» i»m!utt aus Vorauf daß die wzmle Demokratie a„Sd-n L°»-°nz„ beherrschen und zu führen. Baden der Wenn eine soziale Demokratie sich so f immer Tatsachen stellt, den radikalen Doktrinarismus und die immer Zerstörende, nie aufbauende Politik der ^*"7 w , Walt ablehnt, wird sie zusammen mit dem Untcrnehme.tum und unter seiner Führung Deutschland und die deutsche schäft wieder zu Erfolgen und zur Blüte führen." Zum Schluß betonte Dr. Silverberg: „Ich glaube hier feststellen zu dürfen, daß das industrielle Unternehmer tum sich zu der Erkenntnis durchgerungen hat, daß das Heil für Deutschland und Deutschlands Wirtschaft nur in der ver trauensvollen Kooperation mit der deutschen Arbeiterschaft darauf fußend, auch weite Kreise des deutschen runa Unternehmertums den Mut zu der Schlußfolge- tun« die politische Mitarbeit und Mitverantwor- Wir hc,- , ozialdemokratischen Partei angcstrebt werden muß. Dazu sinv Deutschland zusammen viel wieder aufzubauen, n erster Linie die beiden aufstrebenden Schichten