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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,'°?L«'SÄS Wochenblatt,°r - Umg-g-nd tt-grr und Dkschaft-strll-n —— s^leo oder sonstig-r Bctrikbrstörungkn besteh, kein Anspruch aus Li-ierung -in°-,°ud.er Schriftstücke ersolg, „ur, wenn P°rw bUli-^ für Äürgertum, Beamte, Angeftellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespaltcneRaumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold- Pfennig, die 3 gespaltene Sieklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Sicchweisungsgedühr 20 Goldpsennig. Dor- geschriedencErscheinungs- tage und Platzvorschriftrn werden nach MSglichkci». Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. p d-rilckstchtigt. Anzeigen, annahme bis vorm.10Uhr > —— — ' Für die Siichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises, — nucuicnou»» , ^,^»4.» Klageeingezogenwerdenmuß oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts nnd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Lelegr.-Adr.: .Amtsblatt' Nr iso. 85 Jahrgang Wilsdruff-Dreade» Posts» <r Dresden 2640 Montag, den 16 August 1926 Eupen-Malmedy. Es ist nur ein kleines Land, diese beiden früheren Preußischen Kreise Eupen und Malmedy, die wir 1919 Belgien hingeben mußten. Die „Großen Vier", die in Versailles die neuen Grenzen gezogen haben, wollten hier einmal, weil es anscheinend gegen Deutschland ausschlagen würde, das Selbstbestimmungsrecht der Völker in Anwen dung bringen. Man glaubte in Versailles nämlich, daß diese Kreise von Wallonen, also von Franzosen verwandten, bewohnt würden, die es hellauf begrüßen würden, zu Belgien zu kommen. Die Belgier selbst wer den es etwas genauer gewußt haben, wie es bestellt war, Ak'w ms.die von dem Versailler Vertrag vorgeschriebene Volksabstimmung veranstaltet wurde, arrangierten das die belgischen Besatzungsbehörden in der Form, daß nur alle diejenigen ihre Stimme abzugeben hatten, diegegen den Anschluß an Belgien waren. Natürlich wußte jeder mann, was das zu bedeuten hatte; hatten doch die Be satzungsbehörden auch dafür gesorgt, daß Deutschgesinnte in großen Massen schon vor der Abstimmung des Landes verwiesen wurden. Man kann also wirklich nicht davon sprechen, daß hier eine unbeeinflußte Volksabstimmung stattgefunden hat. Uns hat unser Protest natürlich nichts genutzt und wir mußten schließlich uns dem fügen, daß auch diese Abtretung deutschen Gebietes geschah. Nun sind plötzlich die ausländischen Blätter voll von Nachrichten über wirkliche oder angebliche Verhandlungen, die, vorläufig inoffizieller Natur, zwischen Deutsch land und Belgien spielen und die auf eine Rück gabe von Eupen und Malmedy an Deutschland abzielen sollen. Sehr erbaut sind nämlich die Belgier nicht über den „Gewinn", den sie damals gemacht haben. Die beiden maßgebenden Parteien in Belgien, nämlich die Katholiken und die Sozialdemokraten, sind sich darüber Völlig einig. Man spricht da von dem „aus der Geschichte bekannten Pferd von Troja", das Belgien in seine Mauern gezogen habe. Die Bevölkerung sei noch genau so deutsch wie vor dem Kriege. Das Amüsanteste ist vielleicht, daß der Vertreter Eupen-Malmedys in der Bel gischen Kammer, der Abgeordnete Weiß, weder flämisch noch französisch kann und daher den Kammerpräsidenten um Übersendung der Parlamentsdrucksachen in deut scher Sprache erftrchte! Das Antwerpener Organ der Sozialdemokratie mutz zugeben: „die Bevölkerung Eupen- Malmedys ist deutsch, so deutsch wie in allen anderen Teilen Deutschlands; die Eupener fühlen sich bei uns in der Fremde und sie bleiben Deutsche auch in der Fremde." Kompliziert wird die ganze Angelegenheit auch noch des wegen, weil ja Belgien es mit einem anderen, aber ge radezu unlösbaren innerpolitischeu Problem zu tun hat, der Flainenfrage, und es ist bezeichnend, daß es ge rade belgische Flamen gewesen sind, von denen auf den Nechtsbruch der Belgier bei der Volksabstimmung und bei den sonstigen Gewalthandlungen in Eupen-MalmedH hin- gewicsen wurde. Vertrag von Locarno, der ja allerdings bis- Rechtskraft erhalten hat, garantiert von 'will ,in i Grenzziehung im Westen. Bel- D c-tt'.w mcnn Vv^ eine Rückgabe mit sich reden n-n Malmedv bereit erklären würden, Eupen Maunedy zuruckzu k a n f e n. Bekanntlicb lieacn in den Kellern der Belgischen Nationalbank rund sechs Millia r d e n deutschen Papiergeldes, das während der Besetzung Belgiens durch die deutschen Truppen von dem deutschen ^^algouvernement ausgegeben wurde und das nach der belgischen Behörden von diesen zu pari aufgekauft worden war, d. h. also zu 1,25 Frank für eine Mark. Zu den früheren deutschen Verpflichtungen hatte nun auch die gehört, diese Summe dem belgischen Staat wieder zuruckzuerstatten, eine Verpflichtung die be sonders deswegen so überaus unsinnig war, weil die Übernahme des deutschen Papiergeldes durch den bel gischen Staat ohne fede Priftung des Besitzursprunges er- folgte, wodurch üaturlich Rwftnspcknlati^ hervorge rufen wurden und deutsches Papiergeld, namentlich in Holland, der benachbarten Rhelnprovmz usw., zahllose Ausläufer fand, die mit ihren frlscherworbenen Schätzen 'ÄÄlaien eilten. Mit der Neuordnung der gesamten K-MlingsverpM durch den Dawes- deuftchen Zahl Zahlungsverpflichtung Plan, die j e d e natürlich auch die belgische Deutschlands ausschloß, ist nu w->se-- Staat der ja Forderung hinfällig gcworp n und A. ^aa oer^a augenblicklich alles daransetzt, seine ^myrung z , bereu, würde es vielleicht nicht angern seM, wenn 'hm gegen die Rückgabe von Eupen-Malmedy dE wurden. Selbstverständlich käme hierfür — selbst m oem Fall, daß wir es tun wollten und tun könnten eine Summe von sechs Milliarden längst nicht in Frage, Ein englisches Blatt will wissen, daß die belgische Negie rung bei einem solchen Entgegenkommen Deutschlands, nun eine neue Volksabstimmung veranstalten würde, über deren Resultat sie sich offenbar weiter gar keinen Illusionen hingibt: diese würde eine überwälti gende Entscheidung für Deutschland ergeben. dc» Einsicht, daß die damalige Wegnahme der bci- erleiew"^ gegen den Willen der Bevölkerung verstieß, bei stps Deutschen aber nun wieder unsere Position daß Deun^,erhaudlnngcn; denn in Belgien fürchtet man, sehr bald nach seinem Eintritt in den Völkerbund diese ganze Frage Eupen-Malmedy an- GesMMMMlW Md BegMiWW Verständigung mit Schien und Rußland. In den letzten Tagen ist es gelungen, über die Rechts läge deutscher Neichsangehöriger sowohl mit der Sowjet union wie mit Belgien Abkommen zu erzielen, nach denen sowohl die in Rußland gefangengehultenen Studenten Kindermann und Wolscht sreigelassen wie die in Belgien verurteilten Reinhardt, Klein, Graber t und Riebke der über sie verhängten Todesstrafe ledig gesprochen werden. — Der Katt Graff. Wie bekannt, wurde in H a in b o r n in der Nacht vom 22. zum 23. März 1922 der belgische Leutnant Graff ge tötet. Durch Urteil vom 27. Januar 1923 erkannte das Kriegsgericht der BeMungsarmee gegen vier Angeklagte, nämlich Reinhardt, Klein, Grabert und Riebke, auf Todes strafe. Im Januar 1923 bezichtigten sich die drei deutschen Polizeibeamten Engeler, Kaws und Schwirrat vor den deutschen Behörden des Mordes an dem Leutnant Graff. Das Schwurgericht in Stettin verurteilte durch Spruch vom 8. Juli 1924 Kaws und Engeler zum Tode und sprach Schwirrat frei. Es ergab sich also, daß zwei von Gerichten der beiden Staaten erlassene Urteile für ein und dasselbe Verbrechen verschiedene Personen verurteilt hatten. Aus Grund eines im November 1923 zwischen der deutschen und der belgischen Negierung geschlossenen Abkommens wurde die Nachprüfung einer aus den Mit gliedern des deutsch-belgischen Gemischten Schiedsge richtes zusammengesetzten Kommission übertragen. Das Gutachten dieser Kommission ist den Regierungen jetzt zu gcgangen. Es ist nach Stimmenmehrheit erstattet und ein gehend begründete Es kommt zu solgendem Schlüsse: Im Gegensatz zu der von den belgischen Militärgerichten ge troffenen Entscheidung ist das Verbrechen von Kaws und Engeler begangen worden. Diese haben in Be gleitung von Schwirrat die Straßenbahn bestiegen, in der sich der Leutnant Graff befand, und die Schüsse abgegeben, von denen einer den belgischen Offizier tödlich ge troffen hat. Angesichts dieser Schlußfolgerung der internationalen Juristenkommission hat der belgische König Reinhardt und Genossen begnadigt. Die deutsche Regierung hat der belgischen Regierung die Versicherung gegeben, daß sie über die gerechte Sühne des Verbrechens wachen werde, dessen Kaws und Engeler durch das Stettiner Schwurgericht für schuldig erklärt worden sind. Freilassung der befischen Siudenien in Rußland. Die Neichsregie ung hat ihre Zustimmung zu einem Begnadigungsakt gegeben, aus Grund dessen der seinerzeit im großen Leipziger Kommunistenprozeß zum Tode verurteilte und dann zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigte russische Kommunist Skobelewski sreige lassen und aus dem Reichsgebiet ausgewiesen wird. Dieser Begnadigungsakt wird auf russischer Seite da durch erwidert, daß vierzehn Deutsche, die im vergan genen Jahre in Moskau abgeurteilt worden sind, darunter die beiden zum Tode verurteilten deutschen Studenten Kindermann und Wolscht, sreige- geben werden. Gerüchtweise verlautet, daß die russische Regierung die Absicht gehabt habe, das Todesurteil an den verur teilten Deutschen vollstrecken zn lasten. schneiden wurde. „Wir haben wahrlich Sorgen um die Einheit in unserem Lande genug, ohne daß wir noch eine Brutstätte der Unzufriedenheit an der deutschen Grenze fortbestehen lassen," schrieb resigniert ein Antwerpener Blatt. 50000 Deutsche warten auf die Rückkehr nach Deutschland! Es wäre zu wünschen, daß wir einen Weg für ihre Rückkehr fänden, was aber natürlich nur unter Wahrung der deutschen Ehre und des deutschen Rechts standpunktes geschehen darf. M Mem, Saar und Pfalz. Große Kundgebung in Köln. Am 14. und 15. August fand in Köln eine groß« Kundgebung des Rheins, der Pfalz und der Saar statt Daran beteiligt waren der Reichsverband der Rhein länder, der Bund der Saarvereine, der Verein bei Pfälzer, sowie die Rheinische Frauenliga, die sich ir dem Westausschuß von Rhein, Pfalz und Saar zu eine: Arbeitsgemeinschaft zusammengefunden haben. Schor am Freitag abend fand ein Begrüßungskommers statt Am folgenden Tage begann mittags im Rahmen der Tagung des Westausschusses in der Aula der Kölner Universität eine Vortragsreihe, und zwar sprachen Pros Dr. Schulte-Bonn über das Thema „Die Stellunc des Rheins in der Geschichte", Dr. Freiin v. Hertlins über „Die rheinischen Frauen und die Besetzung" und Staatsoberarchivar Dr. Pfeiffer aus Speyer über „Di« Pfalz am Rhein und ihr Schicksal als Grenzland". Nachmittags veranstatteten der Bund der Saar- Vereine im Rudolfsaal eine Vortragsreihe. Nach einer Begrüßung durch den Vorsitzenden des Bundes der Saarvereine, Oberlandesgerichtsrat Anders-Naumburg sprach das Mitglied des saarländischen Landesrats Ka- ryus über die Bevorzugung der französischen Belang« rm Saargebiet durch die Regierungskommission: Kom merzienrat Dr. F. Röchling berichtete über die Kämpf« oer Genfer Saardelegation und betonte dabei den Wil- ren der Saarbevölkerung, sich unter keinen Umständen auf die Dauer vom deutschen Vaterlande trennen zu einem Vortrag des Landesratsmitglieb Kratz über die wirtschaftliche und soziale Not der Ar beitnehmer des Saargebiets behandelte Pfarrer Dr Schlich, Saarbrücken, den Gedanken der „Saarunion" Er erklärte dabei die Saar-Autonomie für eine Maske. UM das Saargebiet Frankreich in die Arme zu trei ben. Den Abschluß der sich hieran anschließenden Aus sprache bildete die Annahme von zwei Entschließungen. In der ersten Entschließung wendet sich der Bund erneut an alle Völker mit dem warnenden Hinweis aus das Unrecht, das an der Saar noch immer andauert und aus die Gefahren für den Weltfrieden, die sich darau entwickeln können. Der Wille des Saarvolkes, unter der deutschen Regierung zu bleiben, lasse sich trotz der gro ben Wahllügen nicht bezweifeln und stehe heute so fest wie fe. Die Deutsche, die preußische und die bayeri sche Regierung werden ermahnt, furchtlos für die Recht« und die Wohlfahrt des Saarvolkes einzutreten. Der Völkerbund und die französische Regierung werden er mahnt, es ernsthafter und genauer mit den treuhände rischen Pflichten zu nehmen. Die Entschließung wende« sich alsdann an das Volk an der Saar mit der Mahnunc zur Einigkeit und schließt: Zurück zum deutschen Vw terlande. Wir geloben Treue um Treue. In der zweiten Entschließung über die Notlag« der Bevölkerung des Saargebietes heißt es u. a.: Di« Franzosen lassen das Saarvolk für seine treue deutsche Gesinnung, aus der es nie ein Hehl gemacht hat, schwer büßen. Alle Klagen, Beschwerden und Notschrei« verhallen ungehört. Wir erwarten nunmehr, daß der Völkerbund alsbald in Erwägungen darüber eintritt, wie eine schnelle Lösung des Saarproblems im Sinn« der Volkswohlfahrt, des Rechts der Bevölkerung des Saargebietes erfolgen kann. Das ArSMVeschaffungsprogramm. Ergänzung des Kanalbauprogramms. Neber die Beratungen des Reichskabinetts zum Arbeitsbeschaffungsprogramm werden noch Einzelheiten mitgeteilt. Danach ist noch eine Einigung über wert volle Ergänzungen des Kanalbauprogramms er zielt worden. Besonders erfreulich ist, daß nunmehr mit dem Bau des Staubeckens von Ottmachau gerechnet werden kann, das für den schlesischen Arbeitsmarkt wie für die Regulierung der Wasserverhältnisse der Oder gleich Wichtig ist. Auch vorbereitende Arbeiten in der Frage einer Kanalverbindung zwischen dem Wurmrevier und dem Rhein sollen ausgesührt werden. In der produktiven Erwerbsiosenfürsorge wird ein Erlaß des Reichsarbeitsministers weiter- gehende Erleichterungen bringen. In der Frage der sogenannten Ausgesteuerten, d. h. derjenigen Per sonen, deren Erwerbslosenunterstützung durch Ablauf der gesetzlichen Höchstdauer von einem Jahr zu Ende gegangen ist, hat schon vor der Kabinettssitzung eine Einigung der beteiligten Reichsressorts stattgefundcn. Die Gemeinden sollen finanziell instand gesetzt werden, den Ausgesteuerten eine der Erwerbslosenfürsorge gleichwertige Unterstützung zuzuwenden. Ferner wird veranlaßt, daß im Zusammenwirken von Arbeitsnach weis und Fürsorgeverband bedrohte Versicherungsan wartschaften langfristig Erwerbsloser vor dem Ver fall bewahrt werden. Eine Erweiterung des Wohnungsvauprogramms ist dadurch erzielt worden, daß auch die preußische Staatsregierung der Durchführung eines zusätzlichen Wohnungsbauprogramms zugestimmt hat. Das Reich gewährt denjenigen Ländern, die, wie Preußen und eine ganze Reihe anderer Länder, mit