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MMuffer Tageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gefpaltene Aaumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachweisungsgebühr 20 Goldpfennig. Vor- geschriebene Erscheinungs- tage und Platzvorschriften Eden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b berücksichtig!. Anzeigen, annahmebisvorm.10Uhr ' — —> - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch rrlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Fandwirtschast, Da, .Wilsdruffer Tageblatt- erscheint täglich nachm. S Uhr sür den gen. Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Postbestellung L MK. zuzüglich Abtrag- .. gebühr. Einzelnummern löPfg. All-Postanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PostbotenundunsercBus- träger und Beschäflsftellrn 7s— , nehmen zu jeder Zeit Bc. stcllungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Kem Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr 185 85 Jahrgang. Telegn-Sdr.: .Amtrblatt« Wilsdruff-Dread e« Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 10. August 1S2S Mißlungener Zigersprung. Clemenceau, der „Tiger", wie ihn die Freunds und auch, in versteckter Bewunderung, die Gegner nennen — mit diesem Mann, mit der Nennung dieses Namens taucht alles aus, was eines jeden Deutschen Herz seit Jahren erfüllt. Er war ein Deutschenhasser, als 1871 die Kommune Paris durchraste und am Eisenwall des deut schen Heeres zerbrach; er hat das Wort von dem „Nie mals davon sprechen, immer daran denken" geprägt, er, der Linksradikale, er, der — französischste Franzose trotz dem. Und im Weltkrieg ist er es gewesen, der sein er schöpftes Land zusammenriß zu neuem Widerstand, bis er in Versailles die Frucht pflücken konnte. Er ist der eigentliche Vater des „Friedens" von Ver sailles, er war der führende, alles fordernde Kopf der „großen Vier". Wäre es ganz nach ihm gegangen, fo wäre Deutschland ein wüstes, armseliges Chaos, wo es „20 Millionen zuviel" gab. Der wilde fünfzigjährige Haß blendete ihm die Augen. Schmerzlich genug mag er es empfunden haben, daß endlich an die Stelle brutal-nackter Gewalt eine feste Vereinbarung trat, für die auch andere Mächte garantierten. Gewiß war der Londoner Pakt für Frankreich sehr wertvoll; denn den größeren Teil der deutschen Zahlungen erhält ja dieses Land. Und nun trotz Sieg und trotz des „lliS Loobo tout" (Der Deutsche bezahlt alles) die Wirtschafts- und Finanzkrise, der Wäh rungszusammenbruch und die „Hartherzigkeit" der ehemali gen Kriegsgenossen, namentlich Amerikas, das von Frank reich zurückgezahlt erhalten will auf Heller und Pfennig, was es einst im „Kampf sür Freiheit und Zivilisation, für Demokratie und Humanität" geliehen hat. Clemenceau hat nun einen sentimentalen Bries an den amerikanischen Präsidenten Coolidge geschrie ben und ihn darauf verwiesen, wie furchtbar gerade Frankreich gelitten habe an Gut und Blut. Und nun solle, sich Frankreich anch noch verkaufen, gleich als ob diese Kriegsschuld eine ganz gewöhnliche Kassaangelegenheit Wäre, die reguliert werden müsse wie eine Handelsschuld. „Kommen Sie in unsere Dörfer und lesen Sie die unend liche Liste unserer Toten — dann vergleichen wir, wenn Sic wollen." Was er verlangt, ist nichts anderes als Streichung der französischen Schuld an Amerika, zum mindesten allerweitestes Entgegen kommen. Der Sprung des „Tigers" ist mißlungen. Für den Amerikaner war der Krieg ein Geschäft, ist die Regulier rung der Kriegsschulden nur Geschäft, wobei man an Sentimentalitäten ebensowenig denkt wie im Krieg. Auch wenn cs sich dabei um den Bundesgenossen von einst han delt. Der amerikanische Präsident hat ebenso umgehend wie schroff und eindeutig geantwortet: Die Schuldenrege lung ist da, denn das diese betreffende Washingtoner Ab kommen ist vom Amerikanischen Senat und Repräsen tantenhaus genehmigt, jetzt warte man nur noch auf die Ratifikation auch durch die Französische Kammer. Die Diskussion sei geschlossen; es habe gar keinen Zweck, darüber zu reden. Clemenceau hatte aufgestöhnt, die fran zösischen Kassen seren leer — ihm wird aus Amerika ge antwortet, daß Frankreich keinen Dollar an Anleihe er halten werde, bis dw Ratifizierung vollzogen sei. Aus London hort man das gleiche. Und am schmerzlichsten lNüH für.' Elenieneedu sein, zu vernehmen, dnjz die noi- wendige Schlußfolgerung aus der Schaffung und der Durchführung des Dawes-Planes die sei, daß nun auch Frankreich seine Schulden voll und ganz bezahlen müsse. Amerika besteht auf seinem Schuldschein; Geschält bleibt Geschäft und - um cm bekanntes Wort zh zj-! tieren „Blut ist ^ar dicker w,e Wasser", aber das Geld ist doch noch ein ganzes Ende dicker als Blut. Und daran ist der „Tiger" abgeprallt. Die Hafienilaffung von Haas, Fischer und Reuler. Auf Beschluß der Beschwerdekammer. Der Polizeipräsident von Magdeburg erließ Montag mittag folgende amtliche Mitteilung: „Die heute vormit tag um 8 Uhr zusammengetretene Spruchkammer hat um 12 Uhr mittags die sofortige Haftentlassung des Direktors Haas, des Kaufmanns Fischer und des Chauffeurs Reuter beschlossen. Die Genannten wurden sofort m Freiheit gesetzt." Die Beschwerdekammer hatte von 8 bis 12 Uhr be raten. Da inzwischen noch weiteres wichtiges Material hinzugekommen war, erschien die Beweiskette zur Ent lassung des Haas auch ohne das Geständnis des Schröder geschlossen und dis Unschuld der auf Schröders Aussagen hin Verhafteten Haas, Fischer und Reuter erwiesen. Gegen 1 Uhr verließen Rudolf Haas, Fischer und Reuter das Untersuchungsgefängnis. Die Nachricht von der Auf hebung der Haft hatte sich in Magdeburg schnell verbreitet. Hunderte von Menschen hatten sich vor dem Tor des Gerichtsgefängnisscs angesammelt und als die Freige lassenen erschienen, begrüßten viele sie durch Zurusc. Dem Vernehmen nach steht dis Wiederverhafinng der Braut des Hauptbeschuldigtcn Schröder. Hildegard Götze, MM Schrill bei de« EMtemchte«. Wegen Abbaues der Besatzung. Die deutsche Regierung hat in L o n d o n, B rü s s el, Rom und Washington Abschriften des kürzlich vom deutschen Botschafter in Paris, v. Hoesch, dem franzö sischen Außenminister Briand unterbreiteten deut schen Memorandums überreichen lassen. Es wer den in diesem Memorandum noch einmal die Ansprüche auf Herabsetzung der alliierten Rheintruppen geltend gemacht. Das Memorandum verlangt, daß die Herabsetzung der Stärke der alliierten Rheinarmeen von 85 0 0 0 auf 50000 Mann der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund vorausgehen, zum mindesten aber gleichzeitig stattfinden müsse. Ferner werden die Alliierten ersucht, die Rheinlandgarnisonen nach Herabsetzung der Truppen stärke in mehreren großen Zentren zu konzentrieren und nicht, wie bisher, über das ganze Land zu verteilen, mit anderen Worten: die Besetzung unsichtbarer zu machen. Freiherr L a n g w e r t h v. S i m m e r n, der als deutscher Delegierter der alliierten Rheinlandkommifsion in Koblenz beigegcben ist, hat der Rheinlandkommission die deutschen Vorschläge auseinandcrgesetzt. Es wird von den maßgebenden Stellen hierzu aus drücklich bemerkt, daß es sich nicht um neue diplo -' malische Schritte handelt, sondern eben nur um' eine Abschrift bereits früher geäußerter deutscher Wünsche in der Besatzungsfrage. Katastrophaler Eindruck des Clemenceau- Briefes in Amerika ! Neuyork, 10. August. Die gesamte amerikanische Presse fährt fort, die Sensation des Clemenceau-Brieses Mszunutzen und läßt die Tatsache erkennen, daß die gereizte Stimmung gegen über Frankreich durch den Brief nicht unwesentlich verschärft worden ist. Die Washingtoner Berichterstatter Ler Neuyorker Presse übertreffen sich gegenseitig in Angriffen gegen Clemenceau. Washington, so heißt es u. a. erinnere daran, daß Frankreich bis her keinen Nickel zurückdezahlt Habs. Präsident Coolidge erhalte aus allen Teilen des Landes Berge von Briefen, in denen die Regierung der Vereinigten Staaten ausgesordert werde, in der Schuldenfrage keinesfalls nachMgeben. In Washington frage man sich erstaunt, wer wohl Clemenceau den Rat gegeben habe, ein derartiges Schriftstück zu verfassen. Der Brief sei im ganzen ein Stück belustigender Unverfrorenheit. Die deutschfeindliche Presse, anscheinend in der Absicht, die verheerende Wirkung des Clemen ceau-Briefes abzuschwächen, bringt erneut Sensationsartikel über die deutsche „Kriegsrüstung". Evening Post schreibt gegen. Seeckt und erklärt, der neue angebetete „Darling" -er alten preußischen „Kriegsmaschine" schaffe in der Reichswehr insgeheim eine neue Armeee, in -er „je-er -en Marschallstab im Tornister trage". Die Kontrollkommission sei viel zu nachgiebig gegenüber Seeckt. In Deutschland wisse man überall, welche Macht v. Seeckt besitze. Die Alliierten täten gescheiter, weniger Proteste zur Kriegs- fchuldfrage loszulassen und statt dessen bester auf Seeckt und seine Armee aufzupasten. * Der Frank M wieder. - SWdembkmineu nicht nor de» Ferien Paris, 10. August. Die jüngste parlamentarische Lage hin sichtlich der Ratifizierung des Schuldenabkommens, die durch den Bries Clemenceaus kompliziert worden ist, hat zu einem neuen Anziehen der Devisen geführt. Das Pfund, das bereits einen Kurs von 153 Franken notieren mußte, stieg heute auf 167, der Dollar auf 34,23. In -er Kammerkommission für auswärtige An gelegenheiten teilte Franklin Bouillon, der Präsident -er Kom mission, mit, daß sowohl Poinc are wie auch Mairn ihm- die Ver sicherung gegeben hätten, die Regierung werde vor den Ferien keine Kammerdebatte über die Schuldfrage verlangen. Im üb rigen bliebe eg den zuständigen Kommissionen überlasten, welche Prozedur sie für die Prüfung der Frage einzuschlagen wünschten. Eim englisches U -Boot gesunken London, 10. August. Wie die englische Admiralität be kannt gibt, ist das Unterseeboot H. 29 gestern nachmittag in De vonport bei der Rückkehr von einer Kreuzungsfahrt gesunken. Das Schicksal der 22 Mann starken Besatzung ist noch ungewiß. t Drussnfchlachien. Neue Kämpfe mit Frankreichs Gegnern in Syrien. Aus B 'E^ete der französische offizielle Dienst am letzten Son.tag, daß m Syrien über hundert auf- tändische Drusen getötet worden seien, darunter der Lcheich vou Nadjal. C^ müssen also noch immer heftige -rümpfe zwisaM C^^osen und Drusen stattfinden. Dem aufständischen Reiterooik rst anscheinend in seinen zer- lüftcten Bergen vorläufig nicht viel arizutun. Kaum ein die vor einigen Tagen entlassen wurde, in Frage. Es sollen sich neue Verdachtsmomente ergeben haben. Sie soll die Annonce aufgesetzt haben, die Schröder im Magdeburger Generalanzeiger veröffentlichte und in der Helling aufgefordert worden war, seine Kaution mitzu bringen. Kommt Entschädigung in Krage? Im Strafverfahren freigesprochene oder durch Be schluß des Gerichts außer Verfolgung gesetzte Personen können nach dem Reichsgesetz vom 14. Juli 1904 sür erlit tene Untersuchungshaft Entschädigung aus der Staatskasse verlangen, wenn das Verfahren ihre Un schuld ergeben oder dargetan hat, daß gegen sie ein begründeter Verdacht nicht vorliegt. Gegen stand des dem Verhafteten zu leistenden Ersatzes ist der für ihn durch die Untersuchungshaft entstandene Ver- mögensschaden. Ein Schmerzensgeld, also eine Entschädi gung wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, kann nicht beansprucht werden. Der Anspruch richtet sich gegen die Staatskasse, d. h. soweit es sich nicht um das Reichsgericht handelt, gegen den Landesjustizfiskus. Wird der Verhaftete sreige- spräche», so hat das Gericht gleichzeitig mit dem Ur teil oder Beschluß durch besonderen Beschluß über die Entschädigungspflicht Bestimmung zu treffen. Dieser Be schluß stellt nur die grundsätzliche Verpflichtung dar. Auf Gruud des Beschlusses muß danu der unschuldig Ver haftete binueu sechs Monaten durch Antrag bei der Staatsanwaltschaft seinen Anspruch geltend machen und beziffern, über den Antrag entscheidet die oberste Landes- iustizverwaltungsbehörde, also in Preußen das Justiz- A'"'Arinm. Gegen die Entscheidung ist Berufung auf Rechtswege zulässig; es muß danu binnen einer Aus- o'^von drei Monaten nach Zustellung Klage bei erhoben werden. Die Klage wird in gegen den preußischen Justizfiskus, ver- * Oberstaatsanwaltschaft beim Oberlandes- gencht c--s Bezirks. ' ' ' > gweisei, oay aynncy uns rm Fretyeitslampse Marokkos sei Einsetzung der modernsten Kriegsmittel und scharfer ßlockade schließlich der größte Widerstandsgeist ermatten nuß — aber dazu ist dann ein solcher Aufwand an Trup pen und Kriegsmaterial nötig, daß es sich kaum lohnen mrfte. Es ist ein seltsames syrisch-arabisches Mischvolk, ne Drusen, mit etwas jüdischem Einschlag, und ganz igenartig in der Entwickelung. Die vielen Eroberungen, >ie das Ländchen erlebt hat, zeigen sich in der Religion im deutlichsten. Diese ist eine Mischung von moham- nedanischen (und zwar schiitischen) und christlichen (aber tark mystischen) Dogmen, dazu kommen noch Neste von iraltem Sonnen- und Mondknltus. Auch an die Seelen- vanderung glauben sie, doch ist als Grundidee immerhin üe Einheit Gottes zu erkennen. Dem Ausländer gelten ne Drusen meist als Mohammedaner, was nur bedingt richtig ist. Die Frauen haben eine sehr geachtete Stellung und bewegen sich, im Gegensatz zu den Türkinnen, äußerst frei. Sonst haben die Drusen viele Tugenden primitiver Völker, sie sind gastfrei, höflich, fleißig; freilich halten sie rs auch für keine Sünde, Fremde zu betrügen. Blutrache ist gang und gäbe. Der Name „Drusen" soll von einem islamitischen Mis sionar namens Derasie herstammen, der um das Jahr 1000 im Auftrage des Kalifen von Bagdad ihnen etwas Mo- hammedanismus beibrachte. Fünf Jahrhunderte später wurden sie den Türken untertan und tributpflichtig, will sagen: dem Namen nach, denn der Tribut wurde nie ver langt und nie gezahlt. Ein späterer Emir trat sogar zum Christentum über, was aber das Volk weiter nicht beein flußte. Es ist eigenartig, daß ein Volk von solcher reli giösen Toleranz trotz alledem stets im Kampfe stand mit ven benachbarten „Andersgläubigen", vor allem den christ lichen Maroniten. Im Jahre 1860 schlachteten die Drusen etwa sechshundert Maroniten ab, die unter ihnen wohnten. Man führte das schon damals auf französische Treibe reien zurück, Frankreich beanspruchte ja längst Einfluß in Syrien, gründete Schulen, Kirchen, Klöster. Schließ lich mischten sich die Großmächte' ein, und der Libanon, das hauptsächliche Drusenland, schied aus den unmittel baren reintürkischen Staaten aus, zugunsten der fran zösischen Ansprüche. Im Weltkriege betätigten sich vie Drusen als Feinde der Türken, obwohl sie unter der englischen BlockadeHßchwer litten; einige Tausende sielen der Hungersnot zum Opfer! Merkwürdigerweise aber zeigte» sie auch etwas Wohlwollen für die deutschen Trup pen im Lande, und als Liman von Sanders im September 1918 der Übermacht weichen mußte, übernahm der Drusenscheich die Verpflichtung, daß die Eisenbahn nördlich und südlich von Damaskus nicht zerstört würde, ireilich acaen aute Bc^abluna. aber er dielt dock» Wort!