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Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gcspalteneRaumzeile20 Goldpfcnnig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichenVelnmntmachungen 40Gold- pfennig, die 3 gespaltene Acklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungsgcbühr 20 Goldpfennig. Vor- geichriebeneTrscheinungs- rage und Platzvorschriften werden nach Moglrchken ^erNlvrechb^: Amt WllsdvNff Nk. b berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm. 10 Uhr - —— >> > > - -- -- Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatlanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,, , „ ,. . - 5 Ubr für den gen» Tag. 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Man hatte geglaubt, daß er, der mit Caillaux über die französischen Schulden an Amerika ver handelt hatte, zu dem Zweck nach Europa und Frankreich gefahren ist, um dort die ergebnislos gebliebenen Ver handlungen mit Frankreich fortzusetzen. Jetzt kommt aber die überraschende Nachricht aus London, daß in Paris der Plan zur Sprache gebracht worden sei, eine inter nationale Schuldenkonferenz zu Ende dieses Jahres einzuberufen, an der England, Frankreich, Italien, Amerika, Belgien und Deutschland teilnehmen sollen. Vor allem soll auf dieser Konferenz die Erfüllungsmög lichkeit des Dawes-Planes überprüft werden, wobei festgestellt werden soll, ob nicht eine Revision seiner Bestimmungen eine Notwendigkeit ist. Bekanntlich setzt der Dawes-Plan hinsichtlich der deut schen Zahlungen am 1. September d. I. mit voller Wirk samkeit ein; die Atempause ist zu Ende, die man uns in diesem Plane gegönnt hat, um Deutschlands Wirtschaft reparationszahlungsfähig zu machen. Die Nutz nießer dieses Planes, vor allem also Frankreich, werden sich jetzt klar darüber werden müssen, ob sich die Hoffnungen, die sie an diesen Plan geknüpft haben, nun auch verwirk lichen können. Die deutsche Wirtschaft sieht in ihrem augen blicklichen Zustand nicht danach aus, ab 1. September d. I. nun zu so erheblichen Zahlungen veranlaßt werden zu können, wie sie der Dawes-Plan vorsieht. Er hat ja die deutschen Zahlungsverpflichtungen sozu sagen internationalisiert, hat die Summe von allein 11 Milliarden Aktien der Deutschen Reichsbahn- gesellschaft und 5 Milliarden deutscher Jndustrieobliga- tionenschuld in die Hände der Entente gelegt, — was liegt da näher, als vast man nun versucht, dem notleidenden Frank mit Hilfe dieser deutschen Schuldverschreibungen auszuhelfen. Der amerikanische Präsident Coolidge hat seinem Staatssekretär Mellon den Auftrag gegeben, sich sofort mit den europäischen Staatsmännern in Ver bindung zu setzen zwecks Aussprache über die Finanzlage der Länder, die im Kriege am meisten gelitten haben. Auch m Amerika mehren sich ja die Stimmen, die es als eine' Absurdität betrachten, daß nicht bloß die jetzt lebenden Ge schlechter, die den Krieg miterlebt und miterduldet haben, die Kosten dieses Krieges an den alleinigen Sieger, näm lich Amerika, bezahlen sollen, sondern daß unter dieser ^ast auch die kommenden Geschlechter seufzen müssen. Aber vielleicht ist das alles nur selbstverschuldet; an ders kann man es sich sonst nicht erklären, wenn auf eine Mirage hin im englischen Unterhause der Minister des "-^artigen, Chamberlain, erklärt, man habe der Küchen Negierung keinerlei Zusage gegeben, daß die Aobl " il s t r u p p e n im Rheinland auf die .deutschen Garnisontruppen vor dem Krieg vcr- A werden. Damit hat Chamberlain eine Eie Mitteiluu? erschlagen, die ganz Deutschland an »-raanaenen geknüpft hat, die feit dem September ^vuo gemach?^^^ don der deutschen Delegation in Lo- ,^aen" Ns sind. Eine der ersten „Rückwir- ^.ua der Stärke sollte eine erhebliche Verminde- diese Hoffn»» ^^"^""llstruppen im Rheinland schon überhaupt nicht "w Zerstoben. Verträgt sich dem Geist von Locarno, s? Hemden Gebietes mit man jetzt diese Besatzung E ff/'« Hohn auf ihn, daß ^nen Stärke erhält. Es wirkt Aer ursprünglich vorge- ur Een Stunde der liberal^ L- ' " Witz, daß fast M -V Lr,°. T-„.sch>°»d zum -s M» LA" bundes geworden fest auf der Grunds völliger Gleichberechtigung behandelt werden, «nd^ pp hoffe dast die im vergangenen Marz anläßlich des Eintritts Deutschlands gemachten Mißgriffe sich nicht alZ verhang ^ Aber wie wenig letzten Endes aus eme Äußerung zu geben ist, das beweist am besten d'e Lobpreis Lord Grey hinsichtlich der Politik des letzMn eMl.s^ Außenministers ausbricht: sie Ziele darauf , s)- lands Eintritt in den Völkerbund vorzuver^ England wird verstatten, daß wir Deutsche dar , i derer Meinung sind, daß wir Deutsche nämlich , es hätte nur eines englischen Machtwortes bedurft, » die verfahrene Situation damals in Genf mit einem Schlage zu entwirren. Gerade die Frage der Besatzungs truppen ist für uns Deutsche das A und O der ganzen uns gegenüber befolgten Politik in der Entente, und die jetzige Erklärung Chamberlains ist weit bezeichnender, weit deut licher als die verlegene Entschuldigung, die er neulich seinem Urteil über die deutsche Entwaffnung hinter herschickte. Wir wollen uns nicht in einen Optimismus hinein- begeben, zu dem irgendeine Veranlassung gar nicht vor liegt; uns gegenüber befolgt die Entente immer noch die alte Machtpolitik, die Politik des Befehlens, die Politik der Ausnutzung ihres Sieges. veutteManäs koloniale keltrebungen. Kolomaimandaie sm Deutschland? Eine englische Stimme. Heißer denn je lebt im deutschen Volke der Wunsch, wieder in den Besitz von Kolonien zu gelangen, die ihm der Versailler Vertrag entrissen hat. Erst vor kurzem hat Reichsinnenminister Dr. Külz betont, daß eine Bedin gung für Deutschlands Aufstieg der Besitz von Kolonien sei. Diese kolonialen Wünsche finden nunmehr auch im Ausland ein Echo. Die konservative Londoner „Times" kommen an hervorragender Stelle auf die kolonialen Be strebungen Deutschlands zu sprechen, die im jetzigen Augenblick um so wichtiger erscheinen, als, so meint das Blatt, Deutschland als baldiges Mitglied des Völker bundes seinen kolonialen Wünschen besonderen Nachdruck verleihen wird. ' Das Blatt fährt dann fort: Die Annahme, daß man Deutschland bestimmt versprochen habe, nach seiner Auf nahme in den Völkerbund ihm ein Kolonialmandat zur Verfügung zu stellen, sei nicht richtig. Im Augenblick fei auch lein Kolonialmandat frei. Die Mächte, die die schwere Verantwortung von Völkerbundmandaten übernehmen, hätten dies nur unter der Bedingung getan, das? sie die ihnen übertragenen Kolonialmandate nur im Falle schlechter Verwaltung oder auf eigenen Wunsch dem Völkerbund Zurückzugeben brauchten. Als Mitglied des Völkerbundes würde Deutschland natürlich wie auch alle anderen prominenten Völkerüundmitglicder zur Bcr- waltung eines frciwerdenden Mandats berechtigt sein. Aus Grund der gegenwärtigen Methode könnte aber Deutschland nach seiner Aufnahme sich nnr an der allgemeinen Kontrolle des Völkerbundes über seine Mandate beteiligen. Die praktischen Erfahrun gen der s r ü h e r e n G o n v e r n e u r e d e r d e n t s ch e n Kolonien könnten dabei zum Vorteil der ständigen Mandatskommission des Völkerbundes verwendet werden. Insbesondere scheine man in Deutschland über den allgemeinen Entwicklungsprozeß Ostafrikas beunruhigt zu sein. Solche Protektorate, heißt es im Programm der Ar beitsgemeinschaft, dürften nicht mit anderen Territorien zu Verwaltungszwecken verbunden werden. Es stehe aber fest, fo sagt das englische Blatt, daß die englische Verwal tung aller ostafrikanischen Territorien durchaus im Geiste der Völkerbundmandate durchgeführt werde. Vor allen Dingen möchte man aber, wie die „Times" betonen, ver meiden, über die Frage dieser ehemaligen deutschen Ko lonialmandate mit Deutschland eine Kontro verse zu beginnen. Hierfür lägen auch gar keine Gründe vor. Den früheren deutschen Ansiedlern sei es kürzlich erlaubt worden, nach Kamerun und Ostafrika zu rückzukehren, und sie scheinen durchaus mit der englischen Verwaltung zufrieden zu fein. Eine politische Durch dringung der ehemaligen deutschen Kolonien zum Zwecke der Unterminierung Der ehemaligen Mandatsautorttal würde natürlich von der englischen Regierung nicht ge stattet werden. Andererseits stehe aber natürlich Deutsch land die Tür zu seinen ehemaligen Kolonien offen. Wichtige Beratungen im russischen Autzenkommissariat. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Moskau, 29. Juli. In Moskau hat heute eine wichtige politische Beratung im Autzenkommissariat stattgefunden, an der sich auch die russischen Gesandten im Auslande beteiligten. Auf dem Programm der Tagesordnung standen Beratungen über die politische Lage in Westeuropa, die Umorganisierung der Sowjet gesandtschaften im Auslande im. Zusammenhang mit der neuen Sparsamkeitspolitik und schließlich die Beratungen über die Ga- rantieverhandlungen mit -en baltischen Staaten. Um de« neuen Oberkommissar in Syrien Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 29. Juli. Es scheint nunmehr endgültig festzu stehen, -atz -er bisherige Oberkommissar für Syrien De Iouvenel nicht mehr nach Syrien zurücklehren wird. Man nimmt jetzt an, daß der gegenwärtige kommandierende General in Syrien Gamelin zum- Oberkommissar ernannt wird. Als Nachfolger des bisherigen Botschafters in Angora, des jetzigen Ministers Sar- raut, wird der bekannte Abgeordnete Franklin Bouillon genannt. 3 Frachtschiffe gesunken. — 54 Personen ertrunken. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neu york, 30. Juli. Nicht weit von San Domingo (Haiti) sind drei Frachtschiffe gesunken. Bei dem Untergang der Schiffe verloren 54 Personen das Leben. Das Amendement der Völkerbunds satzungen über die Regeln der Wahl der nichtständigen Ratsmitglieder in Kraft Eig-ner Fcrnsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 3V. Juli. Der neu ernannte spanische Gesandte in Bern hat gestern im Völkerbundssekretariat die Ratifikations urkunden zum Amendement des Artikels 4 der Satzung über reicht. Alle Ratsmitglie-er und die Mehrheit der Bundesmit- gliedrr haben nunmehr das Amendement anerkannt. Es ist daher gestern in Kraft getreten. Es lautet: Die Versammlung bestimmt mit Zweidrittelmehrheit die Regeln für die Wahl der nichtstän digen Natsmitglieder und zwar besonders die Dauer des Man dats und die Bedingungen der Wiederwählbarkeit. Oie MparaiLsnsliefemngsn Lm Juni. Höher als im Monat vorher. Zahl und Wert der im Juni mit Frankreich abgeschlossenen Verträge auf Reparationslieferungen sind nicht unbedeutend höher als im Vormonat. Insgesamt wurden 225 Verträge im Werte von 15,9 Millionen Reichsmark genehmigt. Damit erhöht sich für Frankreich der Wert der seit dem Inkrafttreten des Dawes-Planes ab geschlossenen Verträge auf insgesamt 277,5 Mil lionen Reichsmark. Die Anzahl der genehmigten belgischen Verträge hat sich auf der Höhe des Vormonats gehalten. Nach Ab zug von sieben Annullierungsverträgen stellt sich im Be richtsmonat der Wert der genehmigten Verträge auf 1,6 Millionen Reichsmark. Der Gesamtwert der seit dem Inkrafttreten des Dawes-Planes genehmigten belgischen Erträge beläuft sich auf 62 Millionen Reichs- Dr. Schacht über die alten Tausendmarlscheine. O."', '^Nche Erklärungen vor Gericht. , dcr^?Mung des ReichsbankpräsiSenlen Dr. Schach! h" Scköneb^n^Ee Preuschkat vor dem Schosien- geruht . 8 zu verantworten. Der Angeklagte, cher Letter der sogenannten Reichsbankgläubiger ist, lM e an . . ,S cj,,,, offene Postkarte geschrieben Darin ' großem and ganzen soll Dr. Schacht als Reichsbanakprw wch« iwelgenommen werden, daß erde», Standpunkt d" /VN anberirachcn Reichsbank vertritt, W^nn es sein muß, NUt erdre steten Lügen." Es war darauf Straf antrag gestellt Norden und we Staatsanwaltschaft hatte öffent liche Beleidigungsklage erhoben. , „ Vom Gericht war als einzigem Zeuge Neichsbaukprasidcni Dr. Schacht geladen worden. Dieser machte zw" Male vor der Offentlichkött nähere Angaben, welche Bcwanotnis es mit den noch im Umlauf befindlichen alten Tauscndmark- scheinen habe. Es haben davon vier Emissionen stattgefunden, die erste belief sich auf 520 Millionen Mark und ist bis aus 119 000 Mark in die Kasse der Reichsbank zurückgewandert. Die beiden nächsten Emissionen beliefen sich ans 937 Millionen und 500 Millionen Mark; sie sind restlos cingezogen und ver nichtet worden. Die vierte und letzte Emission hatte die Höhe von 136 Milliarden Mark, und die Ausgabe dieser Scheine erfolgte bis in die schwerste Inflationszeit. Der Druck erfolgte auf den alten Platten und sämtliche Scheine aus dieser Zeit tragen ebenfalls das Datum vom November 1910. Das Schöffengericht Schoneberg stellte sich auf den Stand punkt dcs Staatsanwalts, daß der Wahrheitsbeweis voll kommen mißlnngen sei. Das Urteil lautete gegen den Angeklagten wegen öffentlicher Beleidigung aus 500 Mark Geldstrafe oder für je 10 Mark einen Tag Gefängnis. LLnweiier und Wasserschaden. Überschwemmungskatastrophe in Nordkorea. Der Norden Koreas wurde von verheerenden Über schwemmungen heimgesucht. Nach Berichten aus Tokio wurden sieben Personen getötet und 70 verwundet, wäh rend noch weitere 80 vermißt werden. 1300 Häuser wur den zerstört. Bei einem Erdrutsch, der durch Wolken brüche verursacht wurde, kamen 36 Personen ums Leben, 170 wurden verletzt, über 100 Bewohner werden noch ver mißt und mehr als 1000 sind obdachlos; drei Dörfer wur den zerstört. Unwetter in Norditalien. über Norditalien ist wiederum ein starkes Gewitter Niedergegangen. In Genua ist durch ein starkes Gewitter die elektrische Leitung zerstört worden, so daß die gesamte Stadt über eine Stunde ohne Licht blieb. In einigen Straßen war der Sturm so heftig, daß der Fußgänger verkehr unmöglich war. In der Nähe von Turin ist ein starkes Hagelwetter niedergegangen. Die Felder waren mit einer 25 Zentimeter hohen Eisdecke bedeckt. Die Tem peratur ist stark gesunken.