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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Naumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- pfennig, die 3 gespaltene Redlamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rechweisungsgebühr 20 Goldpsennig. Vor- geschriedene Grscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit AekNsPkemek: Am1 2RUHvkUn 91k. b berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm. 10 Uhr > > - - , , > Für Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder NabaNanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oderder Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das .Wilsdruffer Tag-blutt- erscheint täglich nuchm. 5 Uhr für den 4°n» Ta^ der s-schäst-st-ll° und den Ausgabestellen 2 Mb. im Manat, b°. Zustellung durch Baten 2, b°W°^llung !sPfg.Äl.P°1.°nstalt-n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PhL'7/L°"Z^B°: ft-llu7g"n Im Falle häherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Be-n-b-stS^ug-n besteh^ der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitzen, des Amtsgerichts «nd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. !«S Nr 173—85 Jahrgang rei»gr.-«dr.: .Amtsblatt- Mil«drNff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 DiLNStag, 27 Juli 1N26 Zwischen zwei Völkern. Eine sehr interessante Mitteilung kommt aus dem ! Elsaß: in Schlettstadt hat der Stadtrat beschlossen, alle nach dem Waffenstillstand den Straßen gegebenen franzö sischen Namen abzuschaffen und durch die früheren deut schen Namen zu ersetzen. Dort wie in anderen elsässischen Städten hatte man ja, als 1918 die „Befreier" einrückten, nichts Eiligeres zu tun, als eine ganze Reihe von Straßen nach französischen Generalen oder französischen Schlacht orten umzubenennen, überall tauchte der Name der Ge nerale Foch und Joffre auf, wurde in Reims und Verdun verewigt — aber auch die Franzosen selbst sorgten dafür, daß die alten deutschen Namen verschwanden, genau so, wie ja auch die deutschen Denkmäler überall im Elsaß, selbst auf den Schlachtfeldern von 1870, zerstört wurden. 47 Jahre hindurch hat man alljährlich den Statuen des Elsasses und Lohringens in Paris Huldigungen darge bracht, bis sich das Sehnen 1918 erfüllte, bis die „uner lösten Provinzen" an Frankreich kamen, — aber man ist dieses Geschenkes nicht recht froh geworden. In Frank reich bezeichnet man den Lothringer als „tSts oarräs", zu deutsch als Querkopf, und die Dickköpfe haben nun auch unter französischer Herrschaft bewiesen, daß sie genau so starrsinnig geblieben sind, wie sie es unter deutscher Herrschaft waren. Der Beschluß von Schlettstadt bedeutet geradezu einen offenen Konflikt. Schon seit Monaten geht der unver hüllte Kampf zwischen der Pariser zentralistischen Regierung und den Autonomisten im Elsaß. Die meisten der Protestler und Eigenbrötler, die wir aus der deutschen Zeit her kennen, wenden sich jetzt mit großer Schärfe gegen die Französierungspolitik von Paris, wollen sich das Eigenleben des Elsasses nicht ersticken lassen. In diesem Lande ringen aufs heftigste deutsches Volkstum gegen französische Propaganda. Wir Wollen nicht vergessen, daß im Elsaß erst unter Napo- ckeonUI. die Hinneigung nach Frankreich in das Volk hin eindrang, daß dieses Land 180 Jahre hindurch fast ab solut deutsch dachte und fühlte, bis es durch die Fürsorge tätigkeit der Pariser Regierung gewonnen wurde. Man hat sich in Frankreich getäuscht über die Tiefe der franzofenfreundlichen Bewegung im Elsaß, die ja be sonders dadurch gestärkt wurde, daß dieses Land ganz !besonders unter dem Kriege zu leiden hatte, weil es un mittelbarer Kriegsschauplatz war. Da kamen die Franzosen als Erlöser aus diesem Leiden und wurden als solche gefeiert. Doch als es nun wieder Alltag wurde, da wollte das Elsaß nicht einfach zur französischen Pro vinz werden, während man doch in Paris glaubte, daß das Elsaß nichts heißer ersehne, als französisch zu werden. Frankreich ist das Land des Zentralismus, Paris ist alles, die Provinzen sind nichts, sind nur Verwaltungsbezirke ohne Eigenleben. Ein anderes kam dazu: das ist das Verhältnis von Kirche und Staat, wie es in Frankreich seit Anfang des 20. Jahrhunderts bestand und nun auch auf Las Elsaß übertragen werden sollte. Bekannt ist, daß auch in neuester Zeit wieder einmal ein besonders heftiger Konflikt mit dem Vatikan ausgebrochen ist, und infolgedessen war eine der Quellen, die zu der jetzigen Autonomiebewegung führten, die Ein führung der antikirchlichen französischen Gesetzgebung im Elsaß. Bezeichnend ist, daß in dieser Bewegung daher die katholischen Geistlichen eine sehr erhebliche Rolle spielen, wie sie übrigens in der deutfchen Zeit gleichfalls politisch führend gewesen sind. Hinzu kommt noch der Reflex gewisser Bewegungen in Frankreich, die mau als sogenannten „Regionalismus" bezeichnet und die eine stärkere Betonung des Eigen lebens der Provinzen im Auge haben. Diese Bewegung grundsätzlicher Art hat auch in der Deputiertenkammer recht zahlreiche Befürworter gefunden, und dabei ist es gerade die Linke, die diese Bestrebungen unterstützt. Das haben sich die Elsässer zunutze gemacht und daher für die Autonomiebcwegung in der Kammer manche Unterstützung gefunden. Die Stärke dieser Bewegung ist so erheblich, daß von den Franzosen gar nicht mehr geleugnet wird unch bereits zu scharfen G e g e n m a ß n a h m e n geführt hat. Aufrufe sind erschienen, die eine elsässische Heimatbewegung proklamierten, Zeitungen, wie B. die in Zabern erscheinende „Zukunft", haben sich in den Dienst dieser Sache gestellt. Von französischer Seite wurden, wo es nur irgend möglich war, jene Beamten deutscher Abstammung, die sich an dieser Bewegung be teiligten, disziplinarisch bestraft. Dieses Land hat eben das Schicksal zwischen zwei Kulturen gestellt, zwischen zwei Völker, und hat diefes Schicksal als eine Aufgabe be trachtet. Jetzt zeigt sich die herbe Seite dieser Bestimmung. Gegen Deutschland hat man sich gewehrt, jetzt muß man sich auch gegen Frankreich wehren. * Sas Manifest desSeimatbundes fur Maß-Loihrimen In einem Manifest, das der Heimatbund für Elsaß- Lothringen verteilen läßt, heißt es nach einer Depesche des „Journal" aus Straßburg u. a.: Elsaß-Lothringen den Elsässern und Lothringern! Andernfalls würden wir nur noch als Fremde in unserem eigenen Lande betrachtet RMM muß M selbst Helsen! poincares Ganiemngspläne. Vorläufig keine Frank st abilisierung. Ministerpräsident Poincaro hat fortlaufend Beratun gen im Finanzministerium über die neuen Finanzpläne der Negierung. An Einzelheiten wird über diese Pläne jetzt bekannt, daß die Regierung eine Erweiterung des Budgets um vier bis fünf Milliarden Frank beantragen wird. Dieser Betrag soll zur Ausgleichung des Budgets sowie zur Amortisierung der Schulden verwendet werden. Weiter wird die Regierung von der Kammer die Voll macht verlangen, auf dem Verordnungswege weitere Ein schränkungsmaßnahmen der öffentlichen Verwaltung durchzusühren. Es wird darauf hingewiesen, daß es sich hierbei nicht um Spezialvollmachten für die Regierung handeln könne, wie sie Caillaux gefordert habe. Ferner wird die Regierung der Kammer die Ratifizierung des englisch - französischen Schuldenabkommens Vorschlägen. Das amerikanisch-französische Schuldenabkommen wird jedoch von der Regierung zunächst gar nicht erwähnt werden. Im Gegensatz zu den Finanzplänen Caillaux' wird in den Plänen der Regierung eine sofortige Stabilisierung des Franken nicht vorge sehen sein. Der Ministerpräsident steht aus dem Stand punkt, die in den letzten Tagen cingetrctene Besserung des Frankkurses werde eine Fortsetzung erfahren, auch ohne daß die Finanzpläne der Negierung von der Kammer an genommen worden feien. Nach den letzten Vereinbarungen zwischen der Bank von Frankreich und dem Finanz ministerium steht der Regierung ein weiterer Betrag von 3ü Millionen Dollar auS der Morgan-Anleihe zur Frank stützung zur Verfügung. Ferner wird der Regierung die Absicht zugeschrieüen, Kreditvcrhandlungen mit der hollän dischen und der englische» Negierung aufzunchmen. Aus der Umgebung des Ministerpräsidenten wird darauf hingewieseu, daß in den neuen Finanzplänen in keiner Weise von einem Moratorium oder einer fofortigen Konsolidierung die Rede sei. Die Regierung sei bestrebt. werden, unsere Sprache, unser Geist, unsere Gewohn heiten und selbst unsere Architektur bewerfen die große Verschiedenheit zwischen dem französischen und dem elsaß- lothringischen Volke. Der parieiiag der Wirtschastspariei. Die Partei das Zünglein an der Wage im Reichstag. In Görlitz begann der sechste öffentliche Parteitag der Reichspartei des Deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspariei). Zahlreiche Parlamentarier, darunter auch Abgeordnete aus Österreich und den sudetendeutschcn Ländern, sowie Delegierte aus allen Teilen des Deutschen Reiches hatten sich eingefunden. Der Parteivorsitzende, Reichstagsabgeord neter Drewitz-Berlin, nahm bald nach der Eröffnung des Parteitages das Wort zu einem Vortrag über das Thema Deutschlands Wiederaufbau in wirtschaftlicher, kultureller und nationaler Beziehung. Der Redner wies darauf hin, daß die Reichspartei seit ungefähr 1^ Jahren im Reichstag eine Fraktion geworden sei und als Zünglein an der Wage ausschlaggebende Bedeutung gehabt habe. Der Wiederaufstieg Deutschlands sei nicht möglich ohne einen zahlungsfähigen Mittelstand. Wenn es Deutschland nicht gelinge, das deutsche Volk vom Ausland in wirtschaft licher Beziehung unabhängig zu machen, würden wir die Fesseln des Versailler Vertrages nie abschütteln können. Der Redner forderte dann die Aufhebung der staatlichen Zwangswirtschaft. Nicht soziale Fürsorge, sondern nur Belebung der Wirtschaft könne helfen, und diese Belebung könne nur eintreten, wenn die Zwangswirtschaft und die übergroße steuerliche Belastung beseitigt seien. Besonders scharf wandte sich der Redner gegen die Um satzsteuer; an Stelle der vielen Steuerarten von heute müsse eine Einheitssteuer treten, dann werde auch der teure Verwaltuugsapparat verkleinert werden. Weiter be handelte der Redner die Stellung der Partei zur heutigen Staatsform. Die Deutsche Wirtfchaftspartei, so betonte er, stehe auf dem Boden der Weimarer Verfassung, ohne dabei anzuerkenuen, daß dieser Staat das Ideal sei; zu erstreben sei ein wirklicher Volksstaat. Zu erstreben sei ferner die Arbeitsdien st pslicht. Erst wenn alle wirtschaft lichen Nöte beseitigt seien, könnte man sieb auch einmal darüber streiten, welche Flagge die richtige sei, denn es komme nicht aus die Farben 'an, sondern auf den Fahnenträger, der die Flagge hochzuhalten habe. Nach der Rede des Parteivorsitzen den behandelte Neichstagsabgeordneter Prof. Dr. Bredt-Marburg das Thema des deutschen Wiederausbaus von der nationalen und kulturellen Sette. Die Mittelstandspartei, erklärte er, sei eine noch lunge Partei, für die eln Zusammenschluß mit irgendeiner anderen Partei in dieser Stunde nicht in Frage kommen könne. Das Streben müsse daraus gerichtet sein, die führende Partei in einem großen Bürgerblock, der auf dem Boden des Privateigentums und der Privatwirtschaft stehe, zu werden. Die Wirtschaftspartei müsse den gesunden Gedanken einer Änderung der Weimarer Verfassung er halten, namentlich den Gedanken, aus dem Parlamen tarismus herauszukommen. Was die Flaggenfrage «naebe, so sei mit einer Volksabstimmung der Flaaaenktrei» durch eine Politik des Vertrauens die ausgewanderten Ka pitalien wieder zurückzuführen, ferner werde eine Neuaus gabe von Bonds der nationalen Verteidigung zu erreichen fein, wodurch die Negierung die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt bekäme. - H i Reorganisation der französischen Amee. Eine Rede Fochs. Aus einem Bankett anläßlich des Kongresses der fran zösischen Reserveoffiziere in Lille hat Marschall Foch eine Rede über die Organisation der künftigen französischen Armee gehalten und darin folgende Grundsätze aufgestellt: 1. Das Friedensheer wird viel kleinere Effektiv bestände besitzen als 1914, die Zahl der Armeekorps wird verringert werden, größte Sparsamkeit soll Platz greifen. 2. Das Kriegsheer wird sämtliche Hilfsquellen der Nation einsetzen und dadurch an Bedeutung gewinnen. Die Truppen der Friedenszeit werden durch Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve verstärkt. 3. Sowohl das Kriegs- wie das Friedensheer werden eine den militärischen Bedingungen immer mehr und besser angepaßte vervollkommnete Waffe besitzen. Das Kriegsheer wird seinen Hauptwert durch die Reserve, ihre Quantität und Qualität erreichen. »- Belgische Sparerlaffe. Wie Pariser Blätter aus Brüssel melden, veröffentlicht der belgische Staatsanzeiger eine Reihe von Erlassen, dar unter 1. Schließung der Gaststätten um 1 Uhr nachts; bei Übertretung ist eine Geldstrafe bis zu 1000 Frank vorgesehen, 2. die Regelung der Kohlen ausfuhr, die dem Arbeitsminister überlassen werden soll; es sollen auch Höchstpreise für die Verkäufe im Innern festgesetzt werden. Die Erlasse sehen weiter einen Kosten aufschlag für Hotelrechnungen vor, ferner das Verbot, zwischen 2,30 und 6,30 Uhr nachmittags Mahlzeiten zu, verabreichen. in keiner Weise zu lösen. Die schwarz-weiß-rote Handelsflagge müsse geschützt werden. Der Red ner setzte sich "dann sehr warm für denAnschlutzgedanken ein und wies daraus hin, daß sich die Wirtschaftspartei nicht, auf das jetzige Deutschland zu beschränken brauche, sie müsse' vielmehr an das gesamte Deutschtum Mitteleuropas denken, an den Zusammenschluß mit den Deutschen in Österreich, der Tschechoslowakei und Polen. Er begrüßte darauf die anwesenden österreichischen Vertreter sowie die beiden Abgeordneten des Prager Parlaments und betonte, daß der internationale Zusammenschluß vollzogen fei. Sinowjew kaligesteltt. Maßregeln gegen die Opposition in Moskau. Das Zentralkomitee der Kommunisti schen Partei der Sowjetunion beschäftigte sich in seiner letzten Vollsitzung mit einer Reihe wichtiger Fra gen des staatlichen und wirtschaftlichen Wiederaufbaues und des innerparteilichen Lebens. Es wurde ein Referat der Zentralkontrollkommission über Fälle von Übertretun gen der Beschlüsse srüherer Kongresse, die die Wahrung der Einheit der Partei betrafen, verlesen. Nachdem man festgestellt hatte, daß zu den Übertretern auch einige füh rende Parteimitglieder gehörten, faßte man folgenden Beschluß: Sinowjew wird von seinem Posten als Mitglied des Politischen Bureaus des Zentralkomitees entfernt und durch den Volkskommissar für Verkehrswesen, Rudsu- tak, ersetzt. Da Sinowjew auch aus anderen Ämtern abberufen wird, verliert er seine Stellung in der Kom munistischen Internationale. Aus der Zahl der Kan didaten des Zentralkomitees wird auch Laschewitsch ausgeschlossen. Nach diesen Beschlüssen besteht das Politische Bureaus aus folgenden Mitgliedern: Stalin, Rhkow, Bucharin,' Tomski, Kalinin, Molotow, Rudsutak und Trotzki. Die Vollversammlung billigte die Tätigkeit des Politischen Bureaus und der Delegation der Kommunistischen Partei der Sowjetunion im Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale. Die Versammlung beschloß, die nächste ordentliche Parteikonferenz für die erste Hälfte des Ok tobers einzubernsen. Maffensrkrankung von Mairosen. 141 leichtere Fleischvergiftungen. Wie aus Wilhelmshaven gemeldet wird, sind auf dem Linienschiff „Hannover" mehr als 100 Matrosen an Ver giftungserscheinungen erkrankt. Als Ursache wird ver dorbenes Fleisch angenommen. Die Polizei hat eine Untersuchung eingeleitet. Nach einer weiteren Meldung beträgt die Zahl der wegen Vergiftungserscheinungen ins Marinelazareit eingelieferten Matrosen 141. Es Hande-r