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MMusserTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatr" erscheint täglich nackm. 5 Uhr sür den gen- Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Voten 2,30 Mir., der Postbestcllung 2 Mk. zuzüglich Abtrag- . , . gcbühr. Einzelnummern ISPfg. AllcPostanftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PoftdotenundunIcrcAiis- ttäger und Geschäftsstellen ! - nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Licscrung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolg! nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzcile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. 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Schon wieder ist die Zahl der Erwerbslosen in Ber lin in der letzten Woche um mehrere Tausend gestiegen und ist mit ihren über 270 000 Personen nicht weniger als ruf das Siebenfache der Zahl des Juni vergangenenJahres geklettert. Im Juli 1925 schwoll die Zahl der Erwerbs losen auch ungeheuer an, aber die Gesamtlage ist un günstiger als im Vorjahr. Die Dinge lägen ja noch schlimmer, wenn nicht infolge des englischen Kohlenar beiterstreiks die deutsche Koylenindnstris wieder stärker beschäftigt wäre. Sie konnte nicht bloß eine Reihe von Kündigungen rückgängig machen, sondern auch Tausenden von entlassenen Bergleuten wieder Beschäftigung geben. Auf der anderen Seite haben aber in diesem Jahre Landwirtschaft und Baugewerbe längst nicht die Massen von Arbeitslosen aufnebmen können, die sonst in diesen Saisongewerben Unterkunft fanden. Namentlich die Landwirtschaft spart angesichts der Notlage, in der sie sich befindet, an Arbeitskräften, wo fic kann, ^.as Bau gewerbe beschränkt sich in der Hauptsache auf Reparaturen und die Baukredite sind vom Reich und von den Ländern zu spät bewilligt worden, als daß sie noch im laufenden .Jahre eine wesentliche Belebung des Baumarktss gebracht hätten. Trotz dieser vermehrten Kredite sind im Jahre 1926 die Bauvorhaben im ganzen bedeutend niedriger als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Vor einer Passivität der deutschen Handelsbilanz im Juni hat uns auch nur der englische Wirtschaftskampf bewahrt, der uns namentlich auf dem Gebiete der Rohstoffe eine stärkere Ausfuhr er möglichte. So werden die Prophezeiungen nur leider allzu recht behalten, die davon sprechen, daß wir auf ab sehbare Zeit mit einer Zahl von mindestens 1^L Mil lionen Erwerbslosen rechnen müssen. Dazu kommen die Hunderttausende von Kurzarbeitern, so daß einschließlich der Unterstützungsüerechtigten mindestens der fünfzehnte Teil des deutschen Volkes aus den Geldern der öffent lichen Unterstützungskassen ernährt werden muß. Die soeben gelungene endgültige Vereinbarung über den Nussenkredit wird nun allerdings doch von nicht unwesentlicher Bedeutung für eine gewisse Belebung, namentlich der Schwerindustrie, sein. Gerade aber von dem wirtschaftlichen Zustand unserer Schlüsselin dustrien wird die Erwerbslosenziffer maßgebend beein flußt; stellen doch beispielsweise in Berlin die Unter stützungsempfänger 11Lider Gesamtzahl im Reiche, während die Bevölkerung Berlins nur 6,4 der Gesamt bevölkerung des Reiches beträgt. Das illustriert wieder einmal die Tatsache, daß sich der Großteil der Arbeits losen in den größeren Städten zusammendrängt. Und das bedeutet natürlich auch eine politische Gefahr. Dr. Stresemann hat am Sonntag in Han nover gerade darauf wieder hingewiesen, daß inner- Politische Erschütterungen in Deutschland jetzt weniger am Platze sind denn je, weil sie im schärfsten Gegensatz stehen würden zu der fortschreitenden außenpolitischen Festi gung, die der Außenminister gegenüber den Vorgängen der früheren Jahre feststellt. Diese Festigung sei vor allem aus der einen Tatsache ersichtlich, daß der Völker bund 1919 von einem Eintritt Deutschlands nichts habe wissen wollen, während er jetzt sogar scharfe Auseinander setzungen mit solchen Nationen, die ihm angehören, nicht gescheut habe, nur um den deutschen Beitritt zu ermög lichen. Stresemann stellt auch des weiteren fest, daß zweifellos auch eins innerpolitische Stärkung seit jenen Zeiten der Nachrevolutionsjahre erfolgt sei; daß das deutsche Volk sozusagen zn sich selbst wieder Zutrauen gefaßt habe, und er verweist in diesem Zusammenhang uns das Wiederaufleben des Sparfinnes, in dem s dieses Vertrauen des Volkes zu seiner Währung zum i Ausdruck kommt, — fernab von jenem Verzweiflungs- tcmmel der Inflationszeit - Mit diesen innerpollüfchen Ausführungen hat Dr. Stresemann zweifellos recht und recht auch mit dem Wunsche nach einer fortschreitenden innerpolitischsn Konsolidierung. Er begegnet mit diesem Wunsche auch einein gleiche Gedanken entwiüelnoen .cufrus, een die „Arbeitsgemeinschaft" des Staatsrats veröffentlicht und der die Unterschriften ihrer beiden Vorsitzenden, des Freiherrn von Gahl, also eines Deutschnationalen, und des Deutschvolksparteilers Dr. Jarres, trägt. Gegen über den drohenden Gefahren der wirtschaftlichen Zukunft empfiehlt der Aufruf ein Zusammengehen aller staatser- haltendcn Gruppen politischen oder wirtschaftlichen Charakters. Eine EnischLießung des Zenimms. Wirths Rückkehr zur Z e ntr u m s s r a k t i o n. Der Reichstagsausschuß der deutschen ZentrumZpartei Nat unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Marx zu einer mßerordentlichcn Sitzung zusammen, an der zahlreiche her- °orragendc Zcntrumsparlamentarier teilnahmen. Minister präsident a. D. Siegerwald hielt ein Referat über me politischen Tagesfragen, wobei er als Hauptproblem die ".Men der Fürstenabfindung und der Zölle be- „A"ete. Das Zentrum werde nach wie vor für seine Aur- oorinA Eintreten, daß die A u s e i n a n d e r s e tz n n g mit den ' '"Uaen reaierende» Fürltenbäusern auf rcichsaesetzlübem vir Stabilisierung Lies kranken. SachöMMgenbericht Wer die Arankenkrise. Deutsch-französische Zusammenarbeit? Der Bericht des Sachverständigenausschusses über eine Sanierung der Frankwährung ist jetzt veröffentlicht wor ben. Danach soll die Frankstabilisierung in drei Etappen erfolgen, und zwar: 1. Vorstabilisierung, 2. tatsächliche Stabilisierung, 3. legale Stabilisierung. Die tatsächliche Stabilisierung kann erst nach Ergreifung fol gender Maßnahmen durchgeführt werden: 1. Ausgleichung des Budgets, 2. Ausgleich des Schatzamtes, 3. endgültige Regelung der auswärtigen Schulden, 4. Einschränkung des Wirtschaftslebens der Ration und 5. Schaffung einer Dsvisenmasse und eines Goldbestandes zur Garantierung des Geldnotenumlaufes. Die Stabilisierung wird als höchste und wichtigste Aufgabe bezeichnet, der alle anderen Maßnahmen untergeordnet werden sollen. Der Zeitpunkt für die Stabilisierung ist, nach dem Sach oerständigenbericht, gekommen, sobald die fünf obener wähnten Maßnahmen zur Ausführung gelangt sind. Über den Satz, zu dem stabilisiert werden soll, läßt sich etwas Bestimmtes noch nicht sagen. Er läßt sich ungefähr aus der Angleichung der französischen Devisenkurse an die In dexziffern berechnen. Die Mittel zur Stabilisierung sind entweder durch den Goldbestand der Emissionsbank oder Wege geregelt werden müsse. Bei den Zöllen handele "es'sich darum, einen Ausgleich zwischen den bisherigen niedrigen und den autonomen Sätzen zu finden. Da man leider an nehmen müsse, daß in der nächsten Zeit die Arbeitslosigkeit noch «»halte, müsse man die Produktion für die Erwerbslosen- särsorgc mehr als bisher in den Vordergrund stellen. Hier- Gebiete in Betracht: Landwirr- schkst, Elsenlndusiiie und Baugeiverbe. über innerparteiliche prägen äußerte sich Stcgerwald dahin, daß sich das Zentrum weder nach rechts noch nach links ziehen lassen dürfe. Es sei bereit, mit allen Parteien Politik zu treiben, die die Ztaatsnotwendigkeiten anerkennen und in diesem Sinne han deln. Die Große Koalition erscheine wohl zurzeit als das Richtige. Die Haltung, die die Sozialdemokratie ein genommen habe, sei nicht besonders verheißungsvoll. Reichstagsabgeordncter Wirth tritt wieder in Lie Zenttumssraktion ein. In orr daraus folgenden Aussprache wurde u. a. eine Änderung des Wahlsystems bzw. die Beseitigung der schematischen Listenwahl gewünscht, da durch die Listen wahl zu wenig führende Männer ins Parlament kämen. Die Aussprache führte, wie wir hören, in allen erörterten Fragen zur vollen Einmütigkeit. Auch die in der Frage des Volksentscheids über die Fürstenenteignung entstandenen Zweifel und Meinungsverschiedenheiten wurden ausge glichen. Die Haltung der Reichstagsfraltion wurde einmütig gebilligt. Das Hauptergebnis der Tagung war, daß Reichs kanzler a. D. Dr. Wirth auf Grund von Verhandlungen, die während der Tagung von den leitenden Partciinstanzen mit «hin geführt wurden, seine Bereitwilligkeit erklärte, der Reich St agsfraktion nunmehr wieder bei- zntreten und der Partei seine volle Arbeitskraft und Per sönlichkeit wieder zur Verfügung zu stellen. Am Schluß der Tagung wurde eine an die Zentrums partei im Lande gerichtete Kundgebung angenommen. Die Zentrumsfraktion, so heißt es in dem Aufruf, wird ihr Ziel nach dem Scheitern der bisherigen Verhandlungen über die Fürstenabfindung für eine gerechte Regelung der Ab findung Weiter verfolgen. Zur Bekämpfung der Arbeits losigkeit fordert die Zentrumspartei Arbeitsbeschaffung, die Bekätnpfung der Arbeitslosigkeit soll mit größeren Mitteln in neuen Formen und auf breiterer Grundlage als bisher durchgesührt werden. Am Schluß der Kundgebung wird der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund verlangt und darauf hingewiesen, daß eine weit ausschauende und der Not unseres Volkes gerecht werdende Politik nur möglich ist, wenn allen Bestrebungen eutgegengetreten wird, Welchs die verfassungs gemäße Grundlage und den republikanischeit Charakter un seres Volkes antastcn und gefährden. durch auswärtige Kredite gegeben, die die Regierung oder die Bank aufnehmen kann. Die Kredite müssen'sich zum mindesten auf 200 Millionen Dollar belaufen. Die „Chicago Tribune" weiß über eine angeblich deutsch-französische Zusammenarbeit aus dem Divisenmarkt zu berichten. Sie teilt mit, daß Dr. Schacht sich nach Paris begeben werde, um mit der Regierung zu verhandeln. Auch der deutsche Wirtschafts- Minister habe erklärt, es werde gut für Deutschland sein, sich an der Stützung des Franken zu beteiligen. Hierzu wird von unterrichteter Seite darauf hinge wiesen, daß die Meldungen der „Chicago Tribune" über ein Zusammenarbeiten zwischen der deutschen und der französischen Regierung zur Stabilisierung des Franken den Tatsachen nicht entsprechen. Wenn auch die Reichs- bank grundsätzlich bereit sein sollte, an einer Sanierung des französischen Franken mitzuwirken, so dürsten die Mo dalitäten eines derartigen Zusammenarbeitens vorläufig noch kaum fcstzulegen sein, da hierbei eine Reihe politischer und wirtschaftlicher Faktoren Mitwirken, die gegenwärtig noch nicht zu übersehen sind. In erster Linie ist jedenfalls die Stabilisierung des Franken eine französische Ange legenheit. Soweit dies eine Frage des europäischen Wie deraufbaues ist, wird es vor allem Aufgabe Amerikas und Englands sein, hierbei mitzuwirken. Eine Mitarbeit Deutschlands dürfte in Anbetracht der Dawes-Lasten und der gesamten wirtschaftlichen Notlage des Reiches Wohl erst an letzter Stelle in Frage kommen. Das Anwefter im Reiche. Überschwemmungen, Flurschäden und Verkehrsstörungen. Im Bezirk Magdeburg. Wie die Reichsbahndirektion Magdeburg mit- teilt, haben die Wolkenbrüche am Sonntag im Bezirk der Kelchsbahndirektion Magdeburg verschiedene Eiscnbahn- strecken mehr oder weniger beschädigt. An der Haltestelle für dre Elsenbahnwerkstät'-marbeiter in Salbke ist der Bahnhof vollkommen über chwemmt. In der Nähe des Bahnhofs ereignete sich durch die Wucht der Wasfermassen ein Dammrutsch, so daß die Strecke Magdeburg—Halle bzw. Güstin unfahrbar wurde und für unbestimmte Zett gesperrt werden mußte. Auch Magdeburg und Umgebung wurden durch die Wolkenbrüche schwer heimgesucht. In zahlreichen Stadtteilen wurden Häuser unterspült; mehrere Häuser mußten als gefährdet geräumt werden. Besonders schwer sind diesmal auch die Flurschäden, von denen wert-' Volle Felder und Gärten die sonst hochwasserfrei sind, be troffen wurden. ' In Südthüringen. Uber Südthüringen ging ein wolkenbruchartiger Regen nieder. Die Felder sind auf weite Strecken über schwemmt, und der Straßenbahnverkehr ist in vielen Orten unterbrochen. Auf den Straßen und Feldern wurdet großer Schaden durch die herabströmenden Wassermassen hervorgerufen. Das Jtztal steht vollständig unter Wasser. Infolge des noch steigenden Hochwassers wurde in Ko - bürg eine Schule geschlossen, da der ganze nördliche! Stadtteil überschwemmt ist. Besonders stark ist der Wasser-s zufluß des Sulztals, wo ebenfalls ein Wolkenbruch nieder- gegangen ist. Die Bahnstrecke Koburg—Rodach ist unter brochen, da der Damm an einer Stelle wcggespült ist. Bn der Donau. über Passau und Umgebung ging ebenfalls ein schweres Unwetter nieder. Durch einen Wolkenbruch von etwa dreiviertelstündiger Dauer sind namentlich im Mühl tal und in Lindental riesige Schäden durch die zu reißen den Strömen angeschwollenen Bäche entstanden. In Lin dental wurde ein Haus zum Einsturz gebracht und dabei die 28jährige Tochter des Besitzers von den Fluten fort gerissen. Verschiedene anders Häuser mußten geräumt werden und wurden stark beschädigt. Auch Brücken wur- edn fortgerissen und die Straßen zum Teil zerstört. Jin Mühltal haben die reißenden Wassermasfen gleichfalls große Verwüstungen angerichtet. An den Rettungs-' arbeiten beteiligten sich Feuerwehr und Reichswehr. über Hechingen (Hohenzollern) ging ein Wolken bruch, begleitet von heftigem Hagelschlag, nieder. Inner halb kurzer Zeit waren die Straßen in Hechingen zum Teil meiertief überschwemmt. Feuerwehr und Gendar merie wurden alarmiert. Die Straße Hechingen—Ba lingen stand unter Wasser und war längere Zeit für den Verkehr gesperrt. Zahlreiche Autos blieben in dem Wasser auf der Strecke liegen. Die gesamte Ernte in dem be troffenen Gebiet ist entweder durch den Hagel oder durch die Überschwemmung vernichtet. Schnelle Reichshilfe für Hochwassernot. Das Reichsministerim» des Innern hat zur schnellen Hilfe für di- Opfer der Hochwasserkata strotzhen der letzten Wochen drei Millionen Mark bereitgc test», deren ^»crtel- lrmg durch die Länder erfolgt.