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Wilsdruffer Tageblatt für Mmertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzelle 20 Goldpfenniy, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- pfennia, die 3 gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Dor- aeschriebene Lrscheinungs- tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. ß berücksichtigt. annabmebisvorm.10Uhr — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch rrlischt, wenn der Betrag durch KlageeingczogenwerdenmußoderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen, i Amtsgerichts und Stadlrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den gen» Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2MK. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 MK.> bei Postbestellung 2 Mk. zuzüglich Abtrag- ,. — gebühr. Einzelnummern 15Pfg. Alle Postanstalten Wochenblatt für Wllsokuff u. Umgegend Postboten und unsere Aus träger und Geschäftsstellen — —' . nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Nr 161 — 85 Jahrgang. Leltgr.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Dienstag, den 13. Juli 1926 Sie MsesexOfisn in Amerika. 16 Munitionsdepots in die Lust geflogen. 200 Millionen Dollar' Schaden, zwei Städte vernichtet. Die Marinemunitionsdepots am See Lake Denmark sind in die Luft geflogen. Die erste Explosion erfolgte in folge eines Blitzschlags. Zur Hilfeleistung herangezogcue Truppen versuchten vergeblich an den Unglücksort herauf »»kommen. Dis Splitter der zu vielen Hunderten explo dierenden Granaten und Torpedos suchten die ganze Um liegend heim. Die Landstraßen sind mit Fliehenden über füllt, die zunächst annahmen, daß es sich um ein Erdbeben handelte. In Notlazaretten sind Hunderte von Verwun deten verbunden worden. Die »inliegenden Hospitäler sind Drohende Kalipreiserhöhung. Von einem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter wird ins geschrieben: Darüber sind sich die Kaliindustriellen klar, daß eine Preiserhöhung auf Kali sine sehr .kitzlige" Sache ist: nan sollte nicht die Preise in einem Augenblick herauf- etzcn wollen, in dem die wirtschaftliche Lage der Abnehmer kreise eine sehr schlechte ist, wie das zurzeit doch mit der Landwirtschaft bestellt ist. Gewiß, der Kalipreis steht noch anter dem Vorkriegspreisniveau, während die Preise für vic anderen Arten von Düngemitteln gegenüber 1913 eine entsprechende Steigerung erfahren haben; gewiß ist die Rentabilität der Kaliindustrie jetzt keine große mehr, erscheint vielmehr, nach den Mitteilungen des Vorsitzenden des Kalisyndilatcs, schwer bedroht — bc-' sonders, weil die Kosten für die Stillegung von zwei hundert Schächten sehr erhebliche sind —, aber der Rück gang des Kaliverbrauchs ist es gewesen, der jetzt die Unrentabilität verursacht hat. Das Ausland jedenfalls hat ein großes Vertrauen zu einem neuen Aufblühen lin kerer Kaliindustrie; denn es ist ja dem Syndikat gelungen, eine sehr große Anleihe zu guten Bedingungen auf dem englischen Geldmarkt zu erhalten. über das Auslandsgeschäft selbst hat sich das Syndikat jetzt mit der Hauptkonkurrenz, den jetzigen Be sitzern der elsässischen Kalifclver, soeben geeinigt, was Preishöhe und Absatzgebietsverteilung anbelangt. Leider sind aber die Abbauverhältnisse in diesen früher deutschen Gruben derart günstige, die Förderungsmöglichkeiten der art gute, vor allem aber das Kali selbst von derart hervor ragender Qualität, daß die Franzosen eine Preisherauf setzung nicht nötig haben, eine solche Preiserhöhung für das deutsche Exportkali also gar nicht durchgesetzt werden kann. Es müßte also bei einer Preissteigerung nur für den deutschen Inland kalivcrvrauch bleiben. Nun besteht in der deutschen Kaliindustrie ein stilles, aber erbittertes Ringen zwischen dem Winters- Hall-Konzern auf der einen, dem „Antiblock" auf der anderen Seite, der aber vorläufig noch die relative Mehr heit der „Quoten", also der Tausendstelsätze bei der Pro duktion hat. Das ist auch ein Kampf zweier ver schiedener Richtungen, indem die dem Antiblock angehörenden Unternehmungen sich auf den Standpunkt stellen: Wir produzieren vor allem Kali und der Preis hierfür ist so zu stellen, daß diese Produktion rentabel ist. Hingegen legt der Wintershall-Konzern ebenso großes Gewicht auf die Verarbeitung der Nebe n Produkte, um auf diese Weise eine Gesamt rentabilität der Kali industrie zu erzielen. Ob man also auf dieser Seite so unbedingt einverstanden sein wird mit einer Preisherauf setzung, erscheint zweifelhaft; ganz bestimmt ist man es nicht bei dem dritten, zwar kleinen, aber doch den Aus schlag gebenden Gumpcl-Konzern, der hauptsächlich Groß bankkapital vertritt und daher einer nun möglichen Ab- satzvcrmindcrung besonders ungern entgegensehen würde. Wirtschaftlich liegen die Dinge nun so, daß die Kali industrie nicht nur mit dem toten Gewicht der stillgclegten Schächte belastet ist, sondern daß außerdem in noch ar beitenden Schachten ungefähr das Dreifache des Bedarfs gefördert werden könnte, sie also bei der jetzigen Pro duktionsmenge langst nicht voll ausgenutzt, also gewisser maßen unrentabel sind. Dawes-Belastung, Aufwctrungs- bestimmungen, hohe Steuern und schwere soziale Lasten machen die Situation noch unbefriedigender. Aber nun euren ^.etl der -asten a ufdieSchulternderLand- wrrtjchaft abwälzen zu wollen, wäre zwar mög- das Kalisyndikat besitzt ja das Monopol —, doch auch recht unvorsichtig, würde gerade ^uland noch mehr vermindern, zumal die Landwirtschaft auf eine wesentliche d b lanch>i>tim- Reichshilfe nicht übermäßig stark rechnet, die Kalian c h außerdem nicht für eine Finanzierung der Dünaemittel- aktion benutzt würde, sondern lediglich dazu, die inneren Verhältnisse der Kaliindustrie selbst zu regeln. Man soll sich die Sache also doch noch etwas über legen; außerdem hat ja auch der Reichskalirat ei» Wort mitzusprechen. MrMrter AM Wi General n. SM. Berlin, 12. Juli. Die Verhandlungen, die fortlaufend zwischen der Interalliierten Kontrollkommission und dem Reichs- tömnüssar für die Abrüstungsfragen, dem General v. Pawels, geführt werden, haben jetzt zu einer neuen Bejchwerdenote an dasReichswehrministerium geführt. Es handelt sich dabei nicht um eine Note der Botschasterkonferenz, die über das Auswärtige Amt hätte gehen müssen, vielmehr sind im Verlaufe der Verhandlungen zwischen der zuständigen interalliierten und den zuständigen deut schen Stellen zahlreiche ähnliche Noten gewechselt worden. Bei der neuen Note scheint es sich um Beschwerden über die leitende Stellung des Generals von Seeckt in der Reichswehr, weiter um den Reichswehretat und um angebliche Verstöße gegen die Muni- Lionsbestimm-ungen des Versailler Vertrages zu handeln. Aber diese Fragen werden weiter auf dem Verhandlungswege geklärt werden müssen. Es scheint, daß die Interalliierte Ko n - trollkommission, da ihre Amtszeit mit dem Eintritt Deutschlands in den Völ - bund beendet seinsoll,noch einmal Au st rengungen macht, die Notwendigkeit einer ständige» Abrüstungskontrolle nachzuweisen. Uebcr die Einzelheiten des interalliierten Vorstoßes, der jetzt in der erwähnten Note an das Reichswehrministerium Aus druck gefunden hat, meldet die Deutsche Tageszeitung noch aus Brüssel: Unter Bezugahme auf den Erlaß über die Kommandoge walt der Reichswehr vom September 1919 und auf die Ver- . fügung des Reichspräsidenten vom Januar dieses Jahres soll ! die deutsche Regierung ersucht worden sein, die Stellung eines Ge- ueralinspektors der Truppen zu schassen und einen der beiden Reichswehrgruppenkommändcure gleichzeitig zum Generalinfpek- tor zu ernennen. Dadurch würde einer der beiden Gruppenkom mandeure im Range über den General Seeckt gestellt werden, dem somit die einheitliche Leitung der Reichswehr entzogen wäre. Auch hat die Militärkontrollkommission von Marschall Foch An weisung erhalten, ihr besonderes Augenmerk auf die in letzter Zeit von einem Teil der deutschen Presse gemeldeten Waffen- und Mu ¬ nitionsfunde in Deutschland zu richten und von der deutschen Re gierung Aufklärungen zu fordern. Der „Panzerkreuzer Potemkin" für das ganze Reich verboten. Berlin, 12. Juli. Die Filmprüfungsstelle hat sich heute nachmittag auf den Protest hin, der von den Regierungen Bayerns, Württembergs, Thüringens, Hessens und Mecklenburgs eingebracht worden ist, erneut mit der Aufführug des Films „Panzerkreuzer Potemkin" beschäftigt und nach fünfstündiger Verhandlung das Verbot der Aufführung für das ganze Reich ausgesprochen. Das englisch-französische Schuldenab kommen unterzeichnet. London, 12. Juli. Caillaux und Churchill sind über die Konsolidierung der französischen Schulden betreffenden Punkte zu einem vollkommenen Einvernehmen gelangt. Das endgültige Abkommen ist von beiden Ministern im Namen ihrer Regierungen unterzeichnet worden. Der Text des Abkommens wird morgen abend veröffentlicht werden. Im Unterhause erklärte Churchill auf eine Anfrage über den Besuch Caillaux, er hoffe, im Büro des Unterhauses morgen die die französischen Schulden betreffen den Dokumente niederlegen zu können. London, 12. Juli. Pressevertretern gegenüber erklärte Caillaux: Das Abkommen ist unterzeichnet, das ist alles, was ich mitteilen kann. Auf Befragen sagte er noch, er werde morgen vormittag 9 Uhr im Flugzeug nach Paris zurückkehren, da er um 12 Uhr an einem Frühstück im Kriegsministerium teilnehme» wolle, bei dem die Generale der französischen Armee anwesend sein würden. Er hoffe, daß das, was erreicht worden sei, günstig auf den Frank einwirken werde. Er sei aber, wie er achselzuckend hinzufügte, nicht Herr und Meister über die Börse. Caillaux be tonte weiter Churchills Liebenswürdigkeit und sagte, er sei so angenehm berührt von dem Ergebnis seines Besuches, wie das nur möglich sei, wenn man etwas unterzeichnet habe, was an und für sich nicht sehr angenehm sei. überfüllt. Die ganze Gegend gleicht einem Schlachtfeld. Tie Zahl der Toten wird vorläufig aus 4, die der Vermißten auf 25 angegeben. Verletzt wurden über 200 Personen. Die Bewertung der vernichteten Arsenal-' bauten, Wohnhäuser und Munition wird auf über 100 Millionen Dollar geschätzt. 300 Gebäude sind in die Luft geflogen, zwei kleinere Städte, Mount Hope und Hibernia, sind vollständig vernichtet. " Der Llmfang der Katastrophe. Die Sachverständigen nehmen an, daß dis Spreng stoffexplosionen noch mindestens drei Tage fortdauern werden. Die ganze Gegend ist durch starke Militärketten, .abgesperrt und den Einwohnern verboten worden, in die geräumten Dörfer zurückzukehren, da die Explosionen noch" ununterbrochen andauern. Ein Brigadegeneral verglich! die Unglücksstätte mit dem Trommelfeuer vorn Verdun. Das Zentrum der Unglücksstells, wo der die Explosionen verursachende Blitz einschlug, bildet ein Niesentrichter von 100 Fuß Länge, 40 Fuß breite und 30 Fuß Tiese. Bisher sind 16 Magazine teils ausge brannt, teils in die Luft geflogen. Man hörte abwechselnd Donnerschläge und Maschinengewehrgeknatter. Die Lösch arbeiten sind völlig unmöglich, da man nicht näher als bis auf eine halbe Meile herankommen kann. Der Wind trieb das Feuer zunächst auf das Picatinharsenal zu, wo 40 000 Pfund Dynamit lagern; plötzlich schlug der Wind um, so daß das Arsenal vorläufig außer Gefahr ist. Das ganze abgesperrte Gelände ist mit Granattrichtern und Baum stämmen übersät. Die völlig vernichtete Kommandantur überragt unversehrt die Fahnenstange mit der amerika nischen Flagge. Die Unglücksstells liegt in einem Tal, das von 300 Meter hohen Bergen umrahmt ist. Der Kriegs- und der Marinemiuister besichtigten das Gelände und er- llärlen, künftig würden die Magazine nicht wieder so sucht zusammengelegt werden. Die Gegend gleicht einem r tappengebiet: überall sieht man Truppen, Pfadfinder, ^"Mtater und Flüchtlinge. Die ungeheure Panik unter der Menge legt sich nur sehr langsam. Derbisherige Schaden wird auf ungefähr 200 Mill io-, nen Dollar geschätzt. „Ms cm der Westfront Die an der Unglücksstätte gemachten Flugzeugauf- nahmen des zwer Meilen langen und eins Meile breiten Arsenalgebiets gleichen Kriegsbildern von der Westfront während heftigster Beschießung. Die stark gemauerten Be- tongebäude erinnern an die Forts von Lüttich nach ihrer Einnahme. Ein riesiger, 30 Meter langer und 10 Meter tiefer Sprengtrichter zeigt die Stelle an, wo das Magazin voller Tierbomben gestanden hat. Dutzende von qualmen den Gebäuden entsenden jeden Augenvua kracyenve uns heulende Geschosse. Ein Betreten des Arsenalgeländes ist zurzeit unmöglich und selbst die weitere Umgebung noch gefährdet. Die Verwüstung ist unbeschreiblich. Am schlimmsten mitgenommen wurden die Ortschaften süd lich und östlich des Arsenals. In Rockaway hoben sich die Dächer vieler Häuser infolge des Luftdruckes und fielen in bizarr verdrehtem Zustande auf die Gebäude zurück und machten diese unbewohnbar, so daß dort wie auch anderwärts die Einwohner im Freien kampieren. Völlig geräumt sind sechs Ortschaften. Abschluß der II. Deutschen Kampf spiele in Köln. Eine Rede des Reichskanzlers Marx. Beim Abschluß der leichtathletischen Wettkämpfe hielt Reichskanzler Marx folgende Rede: „Deutsche Männer und deutsche Frauen, Freunde des Sports, namentlich euch, die ihr als Sieger dieser II. Deutschen Kampfspiele versammelt seid, euch die herzlichsten Grüße des Herrn Reichspräsidenten zu übermitteln, habe ich die hohe Ehre. Der Herr Reichspräsident hat in besonders lebhafter und herzlicher Weise mit mir das Programm dieser Woche be sprochen und mir ausdrücklich sein Bedauern übermittelt, saß infolge dringender Pflichten, die ihn in Berlin zu- cückhalten, es ihm zu seinem Bedauern nicht möglich wäre, in diesen schönen Tagen am deutschen Rhein zu sein. Wir haben schwere Jahre hinter uns, schwere Sorgen der Gegenwart liegen auf uns. Aber die Zukunft erstrahlt in schönem Licht; wir haben eine Jugend, auf die wir uns verlassen können. Der deutsche Name gewinnt von Tag zu Tag mehr an Ansehen und Achtung in der ganzen Welt. Abgesehen von vielem anderen sind namentlich in ocn letzten Wochen und Monaten unsere Sportsleute da bei, den Ruhm Deutschlands in edlem Sport der Leibes übungen im schönsten Sinne des Wortes im Auslande zn heben. Allen sei Dank, die mitgewirkt haben, im Auslande den Gedanken zu vertiefen, es lebt noch das alte, treue, gute, kräftige, gesunde, ideale deutsche Volk. Es ist nicht niederzukriegen. Gott fei Dank, die Welt hat es nötig. Die deutsche Nation hat eine Pflicht zu erfüllen, nament lich im Herzen Europas, bei ihrer ganzen eigentümlichen Lage. Wir, die wir die schönen früheren Jahre erlebt, die trauernden Herzens die unseligen Jahre des Weltkrieges durchlebt haben, wir sehen jetzt hoffnungsvoll nnd freudig unsere Jugend dastehen, nicht mehr irgendwie durch so ziale, wirtschaftliche und Standesunterschiede voneinan der getrennt, sondern einig, die Gesundheitspflege, den Sport zu üben. Alles tritt zurück, und hier, wo die Sie-