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Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespaiteneRaumzelle20 Goldpfennig, die i gc spaltenc Zcile der amtlichen Dekonnunachungen 40Gold pfennig, die 3 gespaltene Aek?amezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungsgerühr LO Goldpsennig. Dor- geschriedeneErscheinungs- . tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit ? p k 6 LV I Amt WlIs!'^Uss Nv. b ? erücksichtigi." Anzeigen annahme bis vorm. 10 Uhr —>- - ——— — Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabat'.anjpruch rrlischt, wenn derBetragdurch Klage eingezogenwerdcnmuß oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigcnnehmen «lle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, 15^'. All" P^tanstalien Wochsnblatt für Wilsdruff u. Umgegend PostbotenundunscreAlls- träger und Geschäftsstellen - - ' ' 7"" zu ,cder L>elr Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksenoung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr.164 — 85.JahrMSW. Telrgr.-Ndr.: .Amtsblatt' MiLsÄrWff-Dresden Postscheck: Dressen 2840 Freitag, den 16. Juli 1926 ArbettsbeledaNung ämed clas l^eied. politische Bannmeile. Von einer Persönlichkeit, der die Zusammenfassung aller bürgerlichen politisch interessierten Kreise am Herzen liegt, wird uns geschrieben: Man hatte sich die Sache so nett gedacht: man geht nach Norderney oder in die Alpen und verlebt dort „piooul usAotiis", fern allen Ministergeschästen, seine Ferienzeit. Aber ein deutscher Minister denkt und — die lenkt. In die Ferien hinein hat die Inter alliierte Militärkontrollkommission nun allerhand Beratungsstoff geworfen, und so ganz mit den Politischen Ferien ist das deutsche Volk Wohl auch nicht einverstanden. Die Wellen des Volksentschei des ziehen noch immer ihre Kreise, und es war nur eine Reaktion darauf, daß sich Bestrebungen geltend machten, die einem Zusammenschluß der Dcutschnatio- nalen und der Deutschen Volkspartei das Wort redeten. In der Presse scheint diese Diskussion be endet zu sein, aber man soll nicht glauben, daß das gleiche auch in den Kreisen der Anhänger dieser beiden Parteien der Fall ist. Da dient es vielleicht zu einer gewissen Klä rung der Diskussion, wenn man auf Ausführungen hin weist, dis der deutschvolksparteiliche Abgeordnete Dr. v o n Campe, der Vorsitzende der preußischen Landtags fraktion dieser Partei, in der Kölnischen Zeitung gemacht hat und die er in 13 Punkte zusammensaßt, Punkte, die er als eine „parteipolitische Bannmeile" bezeichnet, also als Erwägungen, die außerhalb der Diskussion stehen. Er stellt sich vor allem in der Frage der Staatsform auf den Standpunkt, daß der Streit über Republik oder Monarchie zurzeit nur ent- fchieden werden kann durch eiue Revolution, die uns aber nur völlige Entkräftung bringen würde. Ebenso soll die Weimarer Verfassung als Grundlage unseres Staatslebeus angenommen werden, ohne das; dies eins sachliche Verständigung über diese oder jene Veränderung ausschiießen solle. Demgegenüber solle man aber A ch tung vor unserer groß":: Vergangenheit haben, vor den Männern, denen wir sie zu verdanken haben. Freilich müsse der ewige Streit um das Einst und Jetzt ausgeschaltet werden. Ausgeschaltet, werden müsse vor allem die Person des Reichspräsiwenten, an » den sich der politische Streit nicht heranwagen dürfe. Was k die Flaggenfrage anbetresse, so ist, nach Ansicht k Campes, eine Regelung dieser Strsssirags vor allem : unter dem Gesichtspunkt zu treffen, daß die schließliche : Entscheidung loyal von allen Deutschen anerkannt wird. - Die Kriegs schuldfrage soll innerpolitisch über- z Haupt Ausscheiden. Bei ihrer Beurteilung hat lediglich j das Interesse des Vaterlandes zu entscheiden. Vielleicht ist die brennendste Frage bei unseren inner- : politischen Auseinandersetzungen der Streit zwischen De - j mokratie und Parlamentarismus. Dr. von i Campe stellt sich auf den Standpunkt, daß mau erst ein- « mal den Nachweis erbringen müsse, daß auch heute schon j der Aufbau unseres Staates ohne Verwirrung auf anderer ; Grundlage als demokratisch-parlamentarischer durchführ- ! bar sm; das verhindere natürlich nicht die theoretische Aus- - einandersetzung über die beste Staatsform. Und als letzt- j innerpolrnsche Frage behandelt er das Aufwertungs- ! Problem; das soll kein Problem mehr sein, sondern ' eine rss pmioata eure erledigte Angelegenheit, ebenso wie ? die Fürstenabfindung, sobald eine Rechtsgrundlage ge funden worden ist. In der äußeren Politik meint Dr. von Campe es als notwendig hinstellen zu müssen, die durch Genf und o c a r n o geschaffenen Tatsachen anzuerkennen, wobei er allerdings nicht sagt, was es für Tatsachen sind. Hier- ! bei sinnet er einem Einbruch in die politische Bannmeile i fesche. es ist zu bedauern, daß der sogenannte j B-gnsf der Locarnopolitik keine nähere Präzision erfährt, ' gerade in einem Augenblick, in dem durch we Not-- der Interalliierten Kontrollkommission dieser Begriff beson- - ders umstritten sein wird. Darin kann man' Herrn von ! Campe aber wohl recht geben, daß der Gedanke, Ver- - lorenes durch Krieg wiederzubekommen, heute in diskutabel ist und deswegen auch rn öffentlichen Reden usw. uicht berührt werden sollte. Teilen wird man mit j ihm auch die Ansicht, daß auf dem Gebiete der aus- : wärtigen Politik sich die öffentliche Erörterung weiteste Zurückhaltung aufzuerlegen hat, wenn ste ohne ^nhiung j mit der verantwortlichen Leitung erfolgt, daß man ach ver der Behandlung auswärtiger Fragen weitgehendste Zu- rückhaltung auferlcgen soll, weil gerade die B e h a » d - lung auswärtiger Streitfragen fernab von jeder innerpolitischen Beurteilung erfolgen soll. Leider sind wir zu diesem für jeden Engländer und jeden Fran zosen selbstverständlichen Standpunkt noch nicht durch- gcdrungcn. Diese „politische Bannmeile" des Herrn von Campe wird sicher nicht ganz unumstritten bleiben, aber es ist ein A n s a n g. Ein Anfang dafür, daß in der Politik De monstrationen überhaupt zu nichts führen können, daß vielmehr, um zu einer Verständigung zu gelangen, in diesem Bannkreis lediglich eins ruhige Auseinande r - ietzung, eiue Diskussion »erstattet sein darf. Kampf gegen die MMoßM. - Eine Arbeitsanleihe von 200 Millionen, i Die Arbeitslosigkeit in Deutschland-ist nach wie vor ms größte innerpolitische Sorgenkind der Neichsregie- ! mng. Der Reichstag hat kurz vor seine» Großen Ferien s ein umfangreiches A r b e i t s b e s ch a f f u n g s p r o - i zra m m aufgestellt, zu dessen Durchführung die Neichs- regiernng nunmehr neben den Mitteln, die aus Steueru fließen, auch eine innere Anleihe aufnehmen will, seren Betrag 200 Millionen Reichsmark übersteigen soll. Aus diesen Mitteln sollen Reichsbahn, Reichs- s o st und W a s s e r st r a ß e n v e r w a l t n n g reichlich gespeist werden, so daß die mit diesen Unternehmungen verwandten Industriegebiete wieder Arbeitsausträge in größerem Umfang erhalten. Auch das Baugewerbe wird in erheblicherem Naße bei der Vergebung von Arbeit bedacht werden, sinter anderem soll der Wohnungsbau stark ge fördert werden. Das Reich will in Verbindung mit )cn Ländern ein festes Bauprogramm für dir Nächsten Fahre festlegen und daneben auch dis Förderung von kindlichen Siedlungen betreiben. Für den verstärkten bau von Landarbeitcrwohnungen sind dreißig Millionen Mark noch für dieses Etatsjayr ausgesetzt worden. Dabei vird auch die Frage der ausländischen Saisonarbeiter an- zcschnittcn werden. Die Zahl dieser in Deutschland be- indlichcn ausländischen Arbeiter beziffert sich ans etwa ZOO OVO gegen 860 voo vor dem Kriege. Besonders zu be- ouen ist hierbei, daß es sich bei den hier in Frage kom- ncudcn ausländischcn Industriearbeiter um 70 Prozent )cntichstä»nnige handelt: Österreicher, Baltikumer und Ocntsche aus Tschechien. Durch die Förderung der lüuv- ichcu SicdlungSünuten soll erreicht werden, daß ans möa- ichst rc'bnngSlosc Art die polnischen Saisonarbeiter ins dem Reichsgebiet abgeschobcn werden können. Wie von unterrichteter Seite erklärt wird, könne die Negierung in derBeziehung der Arbeitsbeschaffung natür- sch nicht ins Uferlose planen. Wenn die Negierung von Drei Ministerreden. Die deutsche Reichseinheil. — O st Preußens S te l l n n g i m R e i ch. — S t a a t n n d W t r t s ch a f t. Während seines nunmehr abgeschlossenen Besuches im nördliche» Rheinland hielt Reichskanzler Dr. Marx im Kreishaus zu Cleve und iin Landratsamt Mörs bedeutsame politische Reden, In Cleve warnte er vor allen weiteren A u f w e r t n n g s b c st r e b u n g e n, die böse Folgen haben könnten. Wenn unsere Währung noch einmal ins Gleiten gerate, daun sei es ans mit dem deutschen Volk, dann gebe es keine Rettung mehr. In Mörs betonte der Kanzler die unerschütterliche Absicht der Reichsregierung, Deutschland aus den gcgeuwärtigen Schwierigkeiten hcrauszuführen. Die Regelung stoße aber auf große Hindernisse, wenn sie so geschehe» solle, daß alle Berufsstände sich zufrieden erklären könnten. „Unsere Wirtschaft," so fuhr der Reichskanzler fort, „unsere Berufsstände befinden sich in einer äußerst trauri gen Lage, in erster Linie dadurch, daß wir den Krieg ver loren haben. Wir haben aber durch den Zrvang der Not gelernt, Lasten zu tragen. Tas hat im Auslande die Über zeugung begründet, daß das deutsche Volkseinen Aufstieg will und bereit ist, bis an die Grenze des Erträglichen Lasten zu tragen. Und die jetzige Regierung ist gewillt, das zn erfüllen, was sie versprochen hat. Dazu gehört die Überzeugung der Pflichterfüllung und die Not wendigkeit, dafür zu sorgen, daß die Einheit des Reiches gewahrt wird." Am Schluß betonte der Kanzler, daß wir in diesen Schicksalsjahren vorwärtsgekommen sind und uns auch in Zukunft nicht niederringen lassen werden. Wenn wir »ns in wahrer Staatsgesinnnng zusammenschließen, wer de» wir auch kommc»de schwierige Jahre überwinden. Eine Rede von nicht minder großer Bedeutung hielt wif der Reichsratsfahrt durch Ostpreußen in Tilsit der Neichsmnenminister Dr. Külz. Er sprach über das Verhältnis O st Preuße ns zum Reiche uud erklärte, daß nichts verkehrter sei, als wenn man diesseits oder jenseits der Grenzen glauben wolle, Deutschland habe Ostpreußen, dem infolge seiner jetzigen insularen Lage schwere Wunden geschlagen worden seien, innerlich schon abgeschrieben. Im Gegenteil: das Reich und Prenße» würde» mit alle» Mitteln dahin stre ben, daß wirtschaftlich, kulturell uud bevöl- kerungsmäßig der Osten das bleibe, was er seit vielen Hunderten von Jahren sei: deutsches Land! i Den Kundgebungen des Reichskanzlers und des Reichsinnenministers fügt sich als dritte Ministerrede ein Vortrag an, den in der Gesellschaft für Handel, Industrie uud Wissenschaften in Frankfurt a. M. der brer viSperigen Praxis, nur aus steuerlichen Mitteln Hilfe M leisten, abgewichc» sei und nun den Weg ver Finanzie- mng der Arbeiten durch Anleihen beschreiten wolle, so sei ie immerhin an den innere» Geldmarkt gebunden. Man öuuc nicht die gesamten Mittel und auch nicht auslän- ästhe Anleihen ausschließlich für Arbeitsbeschaffung in Anspruch nehmen. Es »küßten auch für den etwaigen pätcren Anleihebedarf der Industrie Kanäle des Geld- «cdarfs noch offenbleibem Was die Regierung wolle, >as sei. eine wesentliche Senkung der Arbeitslosenziffer» n erreichen. , Vorschläge des ReichsVirLschastsrais. » Der Wirtschafts- und finanzpolitische Ausschuß beS f Sorläufigen Neichswirtschaftsrates hat in seiner jüngsten : sitznna ausführlich das Problem der produktiven Er- i verbslosenfürsorge behandelt. Das Arbeitsproblem ist j mrch eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit allein nicht ! nchr zu lösen. Die Beschafsnng produktiver Arbeit in - Deutschland ist durchaus möglich. Die Kultivierung un- ' zeheurer Mengen von Ödland, die Schaffung von Woh- ! kmngen, der Bau vou Kanäle» »nd Automobilstraßen, dis : Nutzbarmachung von Wasserkräften für die Elektrizitüts- f Versorgung, die Elektrisierung der Bahnen, der Bau von - Schnellbahnen stellen Arbeiten dar, die unmittelbar in Angriff gerrommen werden können. Freilich dürfen diese Arbeiten nicht in der Art der viel zn kostspieligen Not- standsarbeitcn durchgefubrt werden. Aus der großen Zahl der Arbitslose» lassen sich ohne Schwierigkeiten mehrere hunderttausend für die erwähnten Arbeiten voll geeignete Arbeitskräfte herausfinden und als normale Arbeiter ver wenden. Auch wsun sich auf diese Welke nur et» oder ein Viertel der vorhandenen Arbeitslosen beschäfti ge» ließe, würden große wirtschaftliche Werte geschaffen werden, die um so mehr ins Gewicht fallen, als bei der Beschränkung auf die reine Arbeitslosen unterstützung große Geldsummen ohne Gegenleistung her gegeben werde». Der Ausschuß empfiehlt der Reichsregie- cuug driugeud die Beschreitung des angezeichneten Weges. .preußische Finanzminister Dr. Höpker-Aschoff über „Wirtschaft und Finanzen" gehalten hat. Der Minister erörterte eingehend die Beziehungen des Staates zur Wirtschaft und betonte, daß der Staat allein der Wirtschaft nicht über die Krise hinweghelfen könne, in der sie sich heute befinde. Er könne ihr wohl die Über windung der Krise erleichtern, aber letzten Endes müsse die Wirtschaft sich selbst helfen. Es werde ihr nichts an deres übrigbleiben, als die Nationalisierung durchzu- s führen, und dieser Weg müsse unbedingt, ähnlich wie bei i der Stabilisierung der Währung, zu Ende gegangen wer- ! werden. ! Ore LLrieilsvottsireckung in Smyrna. Dreizehn Personen gehängt. In Smyrna wurde das über 15 Personen, die an der Verschwörung gegen Mustapha Kemal Pascha beteiligt gewesen sein sollen, verhängte Todesurteil an dreizehn Angeklagten fast unmittelbar nach der Urteils verkündung vollstreckt; bei den anderen beiden Verurteilten i ist die Vollstreckung noch nicht erfolgt. Die Angeklagten : wurden nachts 2 Uhr durch den Strang vom Leben zum i Tode befördert, und zwar öffentlich an jener Stelle der ! Stadt, wo das Attentat stattfinden sollte. Die Exekution wurde durch einen Zigeuner ausgeführt. Gendarmerie hatte das ganze Viertel um den Konak, vor dem die bei den ehemaligen Minister und General Ruschdi aufgehängt wurden, abgesperrt. Die Leichen der Gehängten blieben einen halben Tag lang zur allgemeinen Besichtigung am Galgen. An jedem Galgen war ein Schild angebracht mit der Inschrift: „Dieser Mann ist durch das unabhängige Ge richt zum Tode verurteilt worden. Er ist verhaftet wor den, weil er versucht hatte, unseren Präsidenten, Kemal Pascha, den Ritter der Ehre der Türkei, zu ermorden." Die Verurteilten sprachen kein Wort; nur H u r s ch i d, der heiteren Sinnes in den Tod ging, hielt eine kurze Ansprache, in der er erklärte, daß er in einen: Lande, wo keine Freiheit herrsche, nicht länger leben wolle. NerreuM-schVcherischeSsndMmlrag. Auf dem Prinzip der Meistbegünstigung aufgebaut. Der in Bern unterzeichnete deutsch-schweizerische Handelsvertrag gilt erst nach Genehmigung durch die Par- lameute uud tritt einen Monat »ach den: Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft. Der Vertrag ist auf drei Jahre abgeschlossen worden. Der Vertragstext schließt sich im wesentlichen an den deuLsch-schwcizerischcn Handelsvertrag vom Jahre 1891 an und ift ans dein Vrinziv der M e i st b c a ü n <t i -