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I Wilsdruffer Tageblatt I I 2 Blatt. Nr. 159. Sonnabend 10.1«tt 192« I 27) Fahrten ins Kriegsgebiet sind jetzt eine beliebte kttraktion für die zahllosen Ausländer, die das valuta- schwache Frankreich zurzeit überfluten; von Ostende, Krüssel, Paris; Reims und noch vielen anderen Orten ans werden tägliche Autorundfahrten durch die Schlachtfelder unternommen, an denen sich namentlich die Engländer und Amerikaner massenhaft beteiligen; sie sind auch die Haupt- Käufer der Kriegsandenken, die überall zum Verkauf ange- ioten werden. An der Küste merkt man Zeebrügge und Ostende heute )en überstandenen Krieg nicht mehr an, aber gleich westlich eon Ostende hat der Krieg deutliche Spuren hinterlassen, überall stehen in regelmäßigen Abständen noch die schweren Betonbunker, die die deutschen Strandbatterien beherberg- ien; Middelkerke weist noch so manche Häuserruine auf und Westende merkt man es an, daß es aus einem einzigen Trümmerhaufen neu erstanden bzw. im Entstehen be- zriffen ist. Dann weiter südlich das GebietderFlandern- fchl achten. Wenn man von Ostende dorthin fährt, uimmt man zunächst nichts Auffälliges wahr. Später steht man ab und zu mal die Trümmer eines nicht wieder mfgebauten Hauses und bald ist man mitten drin in jenem Stolze Herzen. Roman von Alfred Sas se n. (Nachdruck verboten.) Der deutsche Kriegersricdhos bei Berru (Reims). Neblet, dessen Ortsnamen wir Deutschen noch heute nicht shne Schaudern nennen können, denn dort sind Ströme deutschen Blutes geflossen. Es geht durch Dixmuyden, West-Roosebeke, Poelkapelle, Langemarck, Ypern, überall ist zähe Wiederaufbauarbeit geleistet worden und aus ir ostlosen Trümmerfeldern sind schmucke neue Dörfer entstanden. Nur den hohen Baumbestand, der sonst für das flandrische Landschaftsbild charakteristisch ist, hat der K lieg wegrasiert. Auch der Userkanal, um den so heiß gestritten wurde, ist nicht wiedererstanden, halb zugeschüttet und voller Trümmer liegt er da. überall sind vitz Eisenbetonunterstände stehengeblieben, man konnte ja bekanntlich in Flandern wegen des Grundwassers keine tiefen Unterstände bauen. Weniger gut wiederaufgebaut als die Ypernfront ist die Gegend um St. Quentin und Reims, in beiden Städten find noch heute zahllose Häuserruinen beredte Zeugen des Weltkrieges. Die erschütterndsten Zeugen des großen Völkerringens sind aber dievielenKriegerfriedhöfe hinter der -hemaligcn Front. In Flandern kann man stellenweise hinter den englischen Linien alle 200 bis 300 Meter einen Gefallenenfricdhof antreffen. Diese englischen Friedhöfe sind geradezu inustergülti g. Die Gänge, die ja nur selten betreten werden, sind mit kurzgcschorenem Rasen bedeckt, auf allen Gräbern findet man blühende Blumen und jedes Grab hat seinen Stein, auf dem man den Namen, das Regiment, den Todestag und meist auch noch einen frommen Spruch liest. Aus allem erkennt mau liebevolle Sorgfalt, und namentlich das hohe Holzkreuz, das jeden englischen Friedhof überragt, verleiht ser Stätte etwas ungemein Weihevolles. Die französischen Gefallenensriedhöse sehen weniger erhebend aus: nüchtern und kahl stehen meist die niedrigen vor: „Uno tcy stütze Sich ooch fort — eben um deinet- und meinetwillen!" „Heinz I" schrie die Komtesse auf und wankte zu einem Stuhl, auf den sie wie gebrochen niedersank. Mechanisch murmelte sie: „Nun ist ja wohl alles aus —" „Ja," versetzte Heinz dumpf. „Noch heute reise ich ab, um mich der Behörde zu stellen. Leben Sie wohl!" Ehe er jedoch die Türe erreicht hatte, wurde sie von draußen aufgerissen, und Lucie erschien auf der Schwelle. Ihr hübsches Gesichtchen sah verweint aus, das Haar flatterte ihr wirr und zerzaust um die Stirn. Sie kreischte beim Anblick des jungen Mannes auf: „Ah, du — du Mörder I" Es sah aus, als wolle sie wie eine Wildkatze ihm an den Hals springen, um ihn zu würgen. Er erwiderte jedoch kein. Wort auf ihre fürchterliche Anklage. Festgeschlossen lagen seine Lippen aufeinander. Jetzt hatten Luciens sprühende Augen die zusammen- gesunkene Gestalt der Komtesse erblickt. Mit einem Ruck machte sie sich von den Händen des jungen Mannes los und eilte auf Klementine zu, die sich langsam erhob. «Gnädiges Fräulein," flehte das an allen Gliedern erzitternde junge Ding, „Sie haben mir ja gesagt, wenn ich einmal Nat und Hilfe brauche, möge ich zu Ihnen kommen. Vor Axels Tür steht ein Diener und will mich nicht zu ihm lassen." Gedämpften Tones, in heiß aufwallendem Mitleid, fragte die Komtesse: „Wissen Sie auch —?" »Daß er tot ist," vollendete Lucie aufschluchzend. „Gehört hab' ich's I Aber bevor ich ihn nicht gesehen habe, kann ich's nicht glauben." Sie fuhr sich mit den ümgern durch das Haar. „Mein Axel tot, der mich Pestern noch geküßt hat, der gestern noch so lustig lachte j Und heute — nein, nein, ich kann's nicht glauben!" Ihr Schluchzen wurde immer wilder. Sie warf siä vor dem Sofa auf die Knie nieder und preßte den Kop, in die Polster. „Axel! Ax—el!" wimmerte sie in herzzer schneidenden Tonen. „O, mein Gott! O, mein Gott!" ! Klementine trat zu ihr und sagte weich: „Fassen Sie sich —!" Nach einer Weile hob Lucie den Kopf, ohne jedoch vom Boden aufzustehen. Ihre Tränen flossen fort, schwere, Helle Tropfen, die das schmerzverzogene Gesichtchen völlig überschwemmten. „Ich Hape ja immer gezittert," schluchzte die ge brochene süße Kinderstimme, „daß ich ihn bald verlieren würde. Aber doch nicht so! Wer konnte an so etwas denken! ... Ich wußte, daß er heiraten wollte. O, ich bad' ibn keiner aeaönnt. Auch Ihnen nicht," sah sie zu Iu der Heimat. In der trauten Heimat weil' ich wieder, In der Gegend, mir so wohlbekannt, Ist es nicht, als tönten Kinderlieber Mir im Herzen Ms dem Iugendland? And die Blutendolden mir zu Füßen, Die erblühen rings in Sommerpracht, Mich mit ihrer Farbenschönheit grüßen, Flüstern: „Hat uns Gott nicht schön gemacht? Wie die Jugendfreunde und Verwandten Liebreich reichen ihre treue Hand, Sind die schweren Jahre, die entschwanden, Schon vergeßen an dem Heimatstrand Feierlich die Glocken nun erklingen, Mit dem altverlrauten hehren Klang Sie in meine Seele mächtig dringen, Aus der Ewigkeit ein frommer Sang. Heimatstimmen lieblich mich geleiten Durch die Lebensbahn, die vor mir liegt Heimatlicht und Frieden still sich breiten Bis das ew'ge Licht die Welt besiegt! Frieda Nier. „Nichts will ich nichts kann ich," rief Heinz, sich ab- vendend von ihren heimlich aufstrahlenden Augen. „Weiß ch denn, ob ich ,e auch nur einen Sonnenblick meiner alten zreudigkest wiederfinde? Ob ich nicht ein menschenscheuer, grillenhafter Mensch werde, der —" „Werden Sie es an meiner Seite, Heinz! Ich will mmer eE Üiose bereu halten, um damit hell und duftig n Ihre Grämlichkeit hmeinzuleuchten Nein, nein, Sie haben keine. Ihr Herz ft starker als Ihr Kopf. Ach, Sie lieben mich ja auch —" Jetzt brach es heiß und stürmisch aus dem jungen ' Nann hervor: Ich liebe Sie — jawohl! Und eben um ueser Liebe willen sage ich nein. Sie ist zu groß, als daß öu ertragen vermöchte, nachdem ch Sie einmal am Herzen gehalten. Jetzt kann ich viel- eicht noch überwinden - später würde ich es nich mehr ' können. Denn eine solche neue Enttäuschung drücke si-ber Mine Kraft für immer Und ich fürchte mich^ namenlosen Dede, die sich dann auf mich herabsenken -nürde .... Das entsetzliche Gefühl, das heute über mich kam als der Unglückliche sterbend unter meiner Kugel zu- ämmenbrach — es würde wiederkommen — nur stärker, nur allumfassender und ich würde es nie, nie wieder ibschütteln können. Es wäre, als trüge ich das ganze Leben eine Leiche mit mir herum — die Leiche eines Glückes, nach dem ich wider besseres Wissen griff —" Die Komtesse ließ ihn seine schreckliche Phantasie nicht veiterspinnen. Mit starker, klarer Stimme sagte sie: „Aus all Ihren Worten, Heinz, habe ich nur das eine herausgehört: daß sie eine Enttäuschung nicht zu ertragen vermöchten, nach» WM Sie mich einmal am Herzen gehalten. Nun wohl, Zhnen diese Enttäuschung zu ersparen, steht bei mir. Und ch — ich vertraue meiner Kraft, denn die gewaltigste Triebfeder wohnt ihr inne. Also, Heinz, um deinet- und meinetwillen — da du mich dazu zwingst" — sie breitete sie Arme aus, ihre Augen leuchteten sonnenhell — „sieh, ich werfe mich an deine Brust, du kannst mich nicht fort» itoßen l" Einen Augenblick lang schloß Heinz die Augen, im des Zaubers. Dann aber riß er sich heftig los Koki zurück. Seine Brust keuchte, wie dunkelglühende brannten seine tiefeingesunkenen Augen. -owstchen seinen verzerrten Lippen drängte es sich her- Vom Wetter. Jeremias 5, 24: ... der uns Frührcgen und Spatregeu zu rechter Zeit gibt. Sommer war's. Wir gingen langsam durch die Fel- jung, eben genesen von schwerer Kranheit, gefährdet noch auf lange. Neben mir ging ein lieber alter Mann. Seit über fünfundzwanzig Jahren hatte er keinen gesunden Tag mehr gehabt, nicht er und nicht seine Lebensgefährtin. Und fünf Kinder hatten sie nacheinander begraben. Wir gingen so dahin und im Gespräch war Plötzlich eine schmerzliche Erinnerung ausgetaucht. Er war stumm geworden. Dann blieb er stehen. „Sieh, hier sing früher mein Feld an. Hier haben wir oft gestanden, die Nachbarn und ich, und haben zum Himmel gesehen und gesagt: wenn's jetzt nicht bald regnet, vertrocknet alles; und ein andermal: wenn jetzt nicht bald die Sonne durchkommt, verfault alles. Aber wenn dann der Herbst da war, dann hatte der da oben doch alles recht gemacht." Er machte eine Pause, dann fuhr er fort: „Gewiß, manch mal war die Ernte geringer, aber dann auch wieder desto besser. Wenn ich alles so in allem nehme: er hat gut für uns gesorgt." Wieder machte er eine Pause, dann sah er mich an. „Du bist jung und hast viel Schweres früh er lebt. Laß dich nicht unterkriegcn. Regen und Sonnen schein, es kommt alles aus derselben Hand. Wenn wir auch nicht immer verstehen, warum jetzt so und dann so — er bat doch immer recht. Immer." Das war. vor dreißig Jahren. Sonne und Regen ist seitdem über mein Leben gegangen. Manchmal war uns sehr bange. Aber wenn ich zurückschaue: gerade die schweren Stunden möchte ich um keinen Preis missen. Auch sie sind voll Segen gewesen — gerade sie. Hab' Dank, Henie noch, du lieber Alter! Du hast mich gelehrt, sie recht zu tragen durch dein Wort: „Schließlick hat Er da oben doch alles recht gemacht." Ja, „Er hat doch immer recht!" L. H. P. Kriegergräber in Frankreich. Wie sieht es heute im ehemaligen Kriegsgebiet in Frankreich aus? Das möchten viele, die selbst mit draußen varen, gern wissen, aber auch andere, die liebe Angehörige m französischer Erde ruhen haben, von deren Gräbern sie Lichts Genaues wissen. in der Regel weißen Holzkreuze da, ost haben die Ange hörigen auf den Gräbern Dauerkränze aus Blech und buntem Glas nicbergelegt. Und die deutschen Gefallenenfriedhöfe in Frankreich? Dre ehedem vielfach zerstreut, bzw. in kleineren Gruppen liegenden deutschen Gräber, besonders solche, die sich auf französischen Gemeiudefriedhöfen befanden, sind in den letzten Jahren, Wohl ziemlich ausnahmslos, auf großen, Sammelfriedhöfen vereinigt, die dem Friedensvcrtrag ge-i mäß von den Franzosen unterhalten werden. Den größten Sammelfriedhof dieser Art sah ich öst lich von Reims bei Berru. 1650 deutsche Einzelgräber lagen hier auf knappstem Raum nebeneinander, die ein-, fachen schwarzen Holzkreuze tragen nur eine Nummer'^ und den Vatersnamen des Gefallenen, manchmal auch! noch die Regimentsnummer. Der gemeinsame niedrige Grabhügel besteht aus kahlem Lehm, keine Blume, kein Grashalm, nicht einmal Unkraut wächst daraus. Zwei- französische Veteranen verwalten den Friedhof und sie! scheinen sich darauf zu beschränken, jeglichen Pflanzen-! wuchs zu verhindern. Im Hintergrund ist ein großes» Massengrab unbekannter deutscher Sol daten, nicht einmal die Zahl der dort liegenden ist der-! zeichnet. Pflanzenausschmückung durch die Angehörigen ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Erlaubnis des zu ständigen französischen Etappeuoffiziers gestattet. So, ruhen unsere Helden in Feindesland in trostloser Nüch ternheit. Hoffentlich gelingt es den im Gange befindlichen Verhandlungen, hier bald eine Besserung durchzuführen, damit nicht das Gefühl genährt wird, daß die Feind schaft unserer ehemaligen Gegner noch über das Grab Hinausreichell soll. F. O. i politische HunMchsu j Neue Beschlüsse des Reichsrates. Iu der letzten Sitzung des Neichsrates wurde eine zroße Anzahl von Vorlagen zur Kenntnis genommen. Der Einspruch Preußens wegen Verletzung der ver fassungsmäßigen Rechte des Reichsrates anläßlich der § I a g g e n v e r o r d n u n g wurde durch die vom Neichs- nnenminister Dr. Külz abgegebene Erklärung für er ledigt erklärt. Dr. Külz hatte im Ausschuß erklärt, es liege der Neichsregierung fern, die verfassungsmäßigen Rechte des Reichstages zu schmälern. Er sei dafür, daß oer Reichsrat zu allen wichtigen Beratungen über das Verhältnis des Reiches und der Länder und bei allen wichtigen innen- und außenpolitischen Fragen hinzuge zogen werde. Zum Schluß stimmte der Neichsrat einer Vorlage über die Prägung neuer Silbermün - zen zu. Es sollen 30 Millionen Mark in Einmark-und 20 Millionen Mark in Zweimarkstücken geprägt werden. Vor der Aufklärung eines politischen Mordes Der Mord, dem der linlssozialistische bayerische Land- wgsabgcornete Gareis im Juni 1921 zum Opfer fiel, scheint jetzt seiner Ausklärung entgegenzugehen. Im Ok tober 1920 fand man das Dienstmädchen Maria Sand- meier im Forstenricder Park bei München erdrosselt aus. Sie war ermordet worden, weil sie gedroht hatte, verborgene Waffcnlager dem Entwaffnungskommissar an zuzeigen. Als Mörder wurde der Leutnant Schwei kart, der dem Freikorps „Oberland" in Innsbruck ange hörte, ermittelt. Er entfloh damals, kam aber wenige Tage später nach München zurück. Am Tage nach seiner Rückkehr wurde Gareis, der als Abgeordneter die Auf deckung des Mordverbrechens an der Sandmeier eifrig betrieb, auf der Straße ersckossen. Schwcikart konnte vor kurzem verhaftet werden und ist jetzt in München in Unter suchungshaft. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Ncichsinncnmimster Dr. Külz begab sich nach Weimar, um an der Besichtigung des Waldgcländes bei Berka durch den Rcichsralsausschuß für Errichtung eines Ehren Hai ns teilzunehmcn. oer Komtesse aus. „Und nun gehört er auch keiner an deren ! Das tröstet mich ein wenig! Er ist mit meinem Kuß auf den Lippen gestorben! Keine andere hat ihn nach mir geküßt." Ein paar Sekunden lang war ein wildes Leuchten auf ihrem Antlitz. Jäh erlosch es aber wieder. Sie fuhr mit dem Tuch über die verfinsterten Züge und stand schwerfällig auf. Wie in erwachter Scham flüsterte sie vor sich hin: „Bin ich schlecht! Schlecht — ja!" „Es ist wohl nur natürlich, daß Sie so denken," sagte die Komtesse mühsam, während ein scheuer Blick aus ihren Augen Heinz streifte, der regungslos, halb abge- wendet, in der Nähe der Tür verharrte. Lucie beugte sich plötzlich auf Klemenkinens Hand nieder. „Nicht wahr," bat sie, „ich darf ihn sehen? Ich will mich nur noch einmal über ihn werfen! Ihn noch einmal küssen I... Er wacht ja nicht auf. Aber ich möchte ihm doch noch einmal die süßen Schmeichelnamen ins Ohr flüstern, die er so gern hörte." Und als stünde sie schon an der geliebten Leiche, hauchte sie liebkosend vor sich hin in die leere Luft: „Axel! Du — du Schönster! Lieb- ling du! Ein—zi—ger!" Auf eininal stieß sie einen wilden Schrei aus und jammerte laut: „Tot! Tot!" Die Komtesse schloß sie schwesterlich tröstend in die Arme, zugleich wendete sie sich an Lotte, die soeben ein- getreten war, und sagte zu ihr: „Liebe Lotte, Fräulein Lucie möchte gern —" „Ich weiß," fiel die Angeredete ein. „Die Frau Gräfin hat bis jetzt am Lager des Toten gebetet. Ich habe sie eben zurück in ihr Zimmer geleitet." Wie es die Komtesse getan, legte auch sie einfach den Arm um Luciens Schulter und sagte in weichem Mitleid: „Kommen Sie, armes Kind —" l „Ich — danke — Ihnen," flüsterte Lucie erstickt. Im Borüberschreiten warf Lotte einen bang fragenden Blick auf Heinz, der es jedoch vermied, sie anzusehen, dann schaute sie rasch über die Schuster zur Komtesse zurück, die ihr aber auch mit den Augen auswich. Lottens Fuß stockte, sie hatte sichtlich eine Frage auf den Lippen, dann ging sie doch stumm hinaus, mit einem leichten Kopfschütteln der Selbstberuhigung . . . Heinz machte Miene, den beiden Hinausgegangenen zu folgen. Noch einmal stellte sich Klementine ihm enl- gegen. Voll unbeschreiblicher Innigkeit sagte sie: „Die arme Lucie weiß, daß er nicht aufwacht, aber sie sagt ihm doch noch einmal all die süßen Schmeichelnamen, die er so gern hörte... Sie spricht mit ihrem gestorbenen Glück... Es ist ihr letzter Trost. Ich kann es mir denken. So zu