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Musser Tageblatt Aar WU»druffer Tagetlatt e«thäU die amtliche« Bekmmlmachtm-e« der A»tt»ha»pt»a»«sch»ft Weiße», de» Umtsgerichts «»d Stadtrat» z» Wilsdruff, Forstreutamt» Tharaudt, Fiuauzamt« Rosse». für LürgertuM/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Su^eigeNPrei»: die8gespa!trv<M«»»-eUrS0G»ldpfen«ig, die 4 Gespaltene Zeile der s»tttcheLBrkan»t»,achL»se«4«G»rd» pfensiG, dir 3 gespaltene Neklamereil« i« textlichen Teile IVO Goldpfenuig. Acch»eis»»s»aedLhr 20 DoldpfenniG. B*r» ilcschriedeneErscheinung»« da „ tage und PIatz»prsrd-ist« «erden nach MSglichkeil Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 drrL^ficht^t. »Udets«- annahme di» v»r».1VUHr - — > — FLr die ^ichtigdät d« durch Fernrns Lderneittelten Anzeigen Übernehmer» u»ir deine Garantie. Jeder Aadattanspruch erlischt, »r»» der Betrag deaoch Klage«inge-sg« »erde» »ntz »de» der Auftraggeberin Konkurs ze»Lt. Anzeigen nehme» alle DermiLtln»,»stellen entgehn. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »?LB!Äi.»Lü Wochwbl.« s»r WU-druff », Umgrgeod Nr 151 85 Jahrgang. Tei,gr «de: .«mtrblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Donnerstag den 1. Juli 1828 !> Gesundung? Gleichzeitig endeten soeben zwei von den Monster prozessen, die doch nichts anderes waren als ein Teil der großen Sanierungskrise nach Wiederherstellung unserer Währung. Prozesse, die allerdings ihre besondere Seite darin hatten, daß Beamte des Reiches oder eines der deutschen Länder hineingezogen waren und es sich dabei nicht nur um mehr oder weniger komplizierte Schiebun gen zwischen Privatpersonen handelte. So ist in dem Sprit Weberprozeß zur höchsten Strafe nicht jener Mann verurteilt worden, der diesem Prozeß den Namen gab, sondern der Kriminalkommissar P e t e r s, der die Betrügereien gegen die Reichsmonopol verwaltung durch Bestechung und Begünstigung ermög lichte. Man weiß, daß gerade der Vorsitzende der ver handelnden Kammer in Berlin-Moabit, der Landgerichts direktor Dr. Schultze, auf dem Standpunkt steht, derjenige Beamte, der sich bestechen läßt, ist härter zu bestrafen als der Bestechende. Mit allen Mitteln, ohne vor den schärf sten zurückzuschrecken, ohne Rücksicht auf Amt und Ansehen muß der Staat durch seine Organe dafür sorgen, daß das jenige saniert wird, was krank geworden ist, krank unter dem Pesthauch der Inflation, die leider auch an solchen Stellen unheilvoll gewirkt hat, wo Unbestechlichkeit und Sauberkeit selbstverständliche Tradition waren. Im Bericht des Generalagenten für die Reparations zahlungen ist ja leider hingewiesen worden auf die Durch stechereien und Betrügereien, die sich im Geschäftsbereich der Reichsmonopolverwaltung abgespielt haben, dabei aber angedeutet, es sei zu hoffen, daß die Verhältnisse bald besser werden würden. Dazu werden die strengen Urteile des Gerichts gewiß beitragen. Aber immer wird eine Ge fahr in derartigen Wirtschaftsbetrieben liegen, die vom Reich ganz oder teilweise abhängig sind und unter kauf männischen Gesichtspunkten arbeiten sollen. Manches, was auch eine strenge Moral dem Kaufmann nachsehen kann, ist bei einem Beamten nicht zu dulden, Noch unerquicklicher war ja, was in den monate langen Verhandlungen des Kutisker-Prozesses zutage gefördert wurde. Fünf Jahre Zuchthaus und vier Millionen Mark Geldstrafe hat das Gericht über diesen Mann verhängt, der den Preußischen Staat um die drei fache Summe schädigte. Nicht absichtliches Verschulden, wohl aber eine grenzenlose Fahrlässigkeit hat ihm das er möglicht. Den Beamten der Seehandlung waren er und der Schieberkreis um ihn turmhoch überlegen, weil die See handlung von der Angst um die Jnflationsverluste fast besinnungslos geworden zu sein schien. Durch einen Zu fall ward das erste Glied dieser Kette gefunden und ein Sumpf zeigte sich, der immer größeren Umfang annahm. Typisch all' diese Gestalten, mit denen die Welle der In flation uns überschwemmt hat; Leute, die kaum deutsch sprechen können, die kaum imstande sind, ihren Namen unter die Schieberwechsel zu setzen, haben einen wirtschaft lichen Einfluß weittragendster Art gehabt. Eins der vielen trüben Kapitel in der Geschichte der deutschen Inflation ist damit zu Ende, mag auch etwa die Berufungsverhandlung die Seiten dieses Kapitels noch einmal durchblättern lassen. Was aber namentlich die Ku- tisker-Asfäre so außerordentlich verbitternd macht, das ist die Tatsache, daß es diesen Hyänen am deutschen Volks körper dank ihrer Gerissenheit gut ging, während weite wirtschaftliche Kreise von einer Bergeslast von Sorgen und Nöten bedrückt wurden, es heute noch sind oder zu grunde gingen. Wir mußten jetzt durch diesen Sumpf hindurch, mußten ihn erst trockenlegen lassen, um wieder festen Boden zu gewinnen. , Line deutsch-polnische Vereinbarung. Die Handhabung von Ausweisungsmaßregeln. Zwischen den deutschen und den polnischen Behörden ist eine Vereinbarung getroffen worden, nach der die Hand habung von Ausweisungsmaßregeln und die Versagung der Aufenthaltsgenehmigung im gegenseitigen Eiüver- ständnis geregelt wird. Der wesentliche Inhalt der Ver einbarung ist der, daß im Bereiche des oberschle- fischen Abstimmungsgebietes Ausweisungen polnischer Staatsangehöriger aus dem deutschen Reichs gebiet und deutscher Neichsangehöriger aus dem polnischen Staatsgebiet nur auf Grund gerichtlicher Bestrafungen schwerwiegender Art, auf Grund der Inanspruchnahme der öffentlichen Armenpflege oder staatsfeindlicher Betätigung vorgenommen werden sollen. Der Ausweisung wird gleichgestellt die Versagung der Aufenthaltsgenehmigung an solche Personen, die länger als ein Jahr im anderen Teil des Abstimmungsgebietes ungehindert gewohnt haben. Auch soll die Ausführung einer Ausweisung auf gehoben werden, wenn die betroffenen Personen Beschei nigungen beibringen, daß zwecks Aufklärung des der Aus weisung zugrunde liegenden Tatbestandes Verhandlungen zwischen der Regierung oder der Woiwodschaft mit dem polnischen oder deutschen Generalkonsul schweben. End lich sollen Aus- und Wiedcreinreisesichtvermerke allen den jenigen Personen gewährt werden, die mindestens ein halbes Jahr ununterbrochen im polnischen oder deutschen Teile des Abstimmungsgebietes gewohnt haben. Frankreich WertrM die WWW. MilMMt Grotesken in Gens. Genf, 30. Juni. Die Franzosen setzen jedem Bemühen, Klarheit in die vollständig verwickelten Verhältnisse der Militär- unterkommission der Abrüstungsvorkonferenz zu bringen, stärksten Widerstand entgegen. Die deutsche Delegation stellte gestern end lich den Antrag, folgende Frage zu beantworten: Sind die aus- gebildeten Reserven und das Kriegsmaterial vergleichbar oder nicht? Die Franzosen suchten der Beantwortung auf verschiedenste Art auszuweichen. Erst nachdem die deutschen Vertreter aus ihrer Dringlichkeit bestanden hatten, kam es zu einer Abstimmung, wo bei sich Deutschland, England, Holland und Amerika einer Mehr heit von 15 Stimmen gegenübersahen, die es ablehnten, die ausgebildete Reserve und das Material als Kriterium des Ver gleiches Men zu lassen. Unter Führung von Frankreich sind in Genf ganz absurde Beschlüsse zustande gekommen und es war un möglich, greifbare Vorarbeit für die beabsichtigte Abrüstungskon ferenz zu leisten. Frankreich hat seine Sabotageabsichten für die Abröstungen voll und ganz durchzusetzen vermocht. Nach den angenommenen Beschlüssen ergaben sich u. a. folgende Grotesken: Für die französische Abrüstung kämen nur 70 000 Kaders Unter offiziere und Offiziere und 50 000 Mann in Frage. Von 375 000 - Mann, die Frankreich einzieht, hätten nur 125 000, also ein ! Drittel als ausgebildete Mannschaften zu gelten. Demnach hätte ; das vollständig abgerüstete Deutschland mehr vergleichbares und abrüstungsfähiges Militär aufzuweisen, als das bis an die Zähne l bewaffnete und übermilitarisierte Frankreich. Für Deutschland - wird seine aus 100 000 Mann bestehende Reichswehr und seine ! Schutzpolizei als ausgebildetes Militär angerechtnet. Für Frank- i reich käme einzig die Friedensarmee in Betracht und davon nur ' die ausgebildeten, d. h. mehr als zwölf Monate im Dienst stehen- z den Bestände. Bei der 1^ jährigen Dienstzeit will Frankreich ! bloß ein Drittel als ausgebildet gelten lasten. Aehnlich steht es in den übrigen Unterkommisfionen. j Z Ein völkischer Antrng zur Lösung des Flaggenstreites Berlin, 30. Juni. Im Reichstag ist folgender völkischer I Antrag eingegangen: „Für die Dauer des Vertrages von Ver- j sailles ist die Flagge des Deutschen Reiches schwarz. Die end- j gültige Flagge des Deutschen Reiches ist die Fahne, unter der der ! Befreiungskampf durchgeführt wird." ! Oie Hochwasserschäden. Steuererleichterungen für die Geschädigten. Während aus Mecklenburg wachsende Hoch wasserschäden gemeldet werden und die Lage dort als äußerst trostlos bezeichnet werden muß, ist für Witten berge die größte Gefahr überwunden, da die Elbe dort fällt. Noch immer aber sind Deiche gefährdet und an mehreren Stellen wurden wieder Dämme durch brochen, so daß das dahinterliegende Land überflutet wurde. Im Stettiner Odertal gelang es, den Schutzdeich bei Gartz zu halten. Die Gefahr gilt hier als behoben. Anläßlich der katastrophalen Überschwemmungen, die besonders der Landwirtschaft ganz erheblichen Schaden zugefügt haben, hat der preußische Finanzminister den zuständigen Stellen die allgemeinen Anordnungen über Steuererleichterungen in Erinnerung ge bracht, damit die wirtschaftliche Not der von der Über schwemmung Betroffenen auch steuerlich berücksichtigt werde. Die preußischen Katasterämter sind angewiesen, zunächst durch Stundung und Niederschlagung der am 15. August 1926 fälligen Vierteljahrsrate der Grundvermögens st euer zu helfen und im Be nehmen mit den Gemeinde- und Gutsvorstehern von Amts wegen diejenigen Steuerschuldner sestzustellen, die nach Maßgabe ihres Schadens für die Stundung und Nie derschlagung in Betracht kommen. Inwieweit hierüber hinaus Steuererleichterungen erforderlich sind, kann erst später festgestellt werden, wenn der durch die Überschwem mung angerichtete Schaden sich übersehen läßt. ImMuch der Donau del AWiu. Eigener Fernsprechdienst de» „Wilsdruffer Tageblattes", Belgrad, 30. Juni. Die Donau hat den Damm bei i Apatin durchbrochen und überflutet das ganze Gebiet. Aus allen ! Teilen des Landes sind Truppenabteilungen telegraphisch zur j Hilfeleistung gerufen worden. Die Regierung hat den Austra^ : gegeben, die am- meisten gefährdete Stadt Zombor zu räumen. Der Regen dauert an. Man befürchtet, daß die Katastrophe sich noch schlimmer auswachsen wird. j SWHnges Jubiläum des Reichsgesundheitsamtes, Ein Glückwunsch des Reichspräsidenten. Ans Anlaß des 50jährigen Bestehens des Reichs- gesundheitsamts hielt der Reichsminister des Innern, Dr. Külz, in der Festsitzung, die in Gegenwart von Mit gliedern der Reichsregierung, der Vertreter der Länder- regierungen und der medizinischen Wissenschaft und Praxis in Berlin abgehalten wurde, eine Rede, in der er einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Reichs gesundheitsamts gab, seine Verdienste um die Erhaltung der Volksgesundheit hervorhob und schließlich den wegen i Erreichung der Altersgrenze ans seinem Amt scheidenden Präsidenten des Reichsgesundheitsamtes, Dr. Bumm, Der neue Präsident des ReichsgcsundheitSamteS, Dr. Hamel, zeterte, vesien Name zur alle Zetten mit den, Neichsgesund- heitsamt verbunden bleiben wird. Der Arbeit des Reichs gesundheitsamts, die in Zukunft umfangreicher »nd schwieriger als bisher sein werde, möchte er als Inschrift setzen: Gesundheit ist das Lebcnsglück des Menschen und der Menschheit. Ter neue Prä sident des Reichsgesundhcitsamts, Dr. Hamel, wird demnächst die Amtsgeschäfte übernehmen. Reichspräsident von Hindenburg bat dem Neichsgesundheitsamt zur Feier seines 50jährigen Be liebens seinen Gruß entboten. In dem Schreiben svricht er weiterhin den Wunsch aus, daß es, seiner großen Ver antwortung eingedenk, stets zielbewutzt und erfolgreich für die Gesundheit unseres Volkes und damit für das Wohl und die Zukunft des Vaterlandes Weiterarbeiten möge. * Ehrungen für das ReichsgesundheitZlNNt. Berlin. Das Reichsgesundheitsamt wurde aus Anlaß seines Jubiläums Gegenstand mannigfacher Ehrungen. Von feiten der Universitäten München und Gießen und der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurden Ehrun gen in Form von Promotionen zu Ehrendoktoren und von Ernennungen zu Ehrenmitgliedern sowie Glückwunsch- adressen überbracht. Prof, Uhlenhuth überreichte mit Glück wünschen Ehrenurkunden der Universitäten Heidelberg »nd Freiburg. Das Deutsche Rote Kreuz verlieh dem Präsidenten und einigen Mitgliedern des Amts seine Ehrenzeichen, Ferner wurde eine „Franz-Bumm-Stiftuug" ins Leben gerufen, deren eigentlicher Zweck darin bestehen soll, die Beamten des Reicksgesundheitsamts in ihren wissenschaftlichen Zielen, aber auch in Fällen einer dringenden wirtschaftlichen Not lage, für die Reichsmittel nicht zur Verfügung stehen, zu unterstützen. Die Stadt Berlin widmete eine Gedenktafel für das Haus Luisenstraße 57 zur Erinnerung an die erste Arbeitsstätte des Reichsgesundheitsamts, wo auch Robel*. Koch den Tuberkelbazillus entdeckt hat. Schweres Erdbeben auf Sumatra. Erdstöße in Kalifornien. Das Erdbeben auf der Insel Sumatra war weit schwerer, als anfangs angenommen worden war. Im Distrikt Padang wurden durch Erdverschiebungen grosH Verheerungen angerichtet. Telegraphen- und Telephonvcr-. bindungen wurden unterbrochen, die Eisenbahnlinien und , die großen Vcrkchrsstraßcn zerstört. Die Stadt Padang- ' Pandjong und mehrere größere Ortschaften des Ober landes wurden größtenteils verwüstet. In Padang-Pand- jong sind fast alle Gebäude cingestürzt. über 100 Per - f sonen, darunter auch ein Europäer, wurden getötet,^ und viele wurden verletzt. In Soengeiboeloe zählte mar, 17 Tote, in Solok 15. j Erdstöße wurden bei dem letzten Erdbeben auch in § Kalifornien verspürt. JnSantaBarbara, das bekanntlich wiederholt, zuletzt gerade vor einem Jahre, von einem Erdbeben heimgcsucht wurde, wurden die Telc- phonleitungen beschädigt und Straßenbahnwagen aus den k Schienen geworfen. Ein Kind wurde durch einen beraü- I stürzenden Schornstein aetötet. !