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Wilsdruffer Tageblatt 2 Blatt. Nr. 158. Freitag, de« S. Juli 1926 Die stillen Wege Auf stillen Wegen holde Blumen blüh'n, In stillen Nächten goldne Sterne glüh'n, In stillen Stunden träumt es sich so schön Von stillen Wäldern und von Bergeshöh'n. Auf stillen Wegen schwingt das Menschcnherz Sich über Erdenleiden himmelwärts, Drum soll dich Gottes Odem sanft umweh'n, Mußt du hienieden stille Wege geh'n. Frieda Nier. s Politik llunälUu z Ablösung der öffentlichen Anleihe«. Der Neichssinanzminister erläßt nunmehr diezweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Ablösung öffentlicher Anleihen. Der größte Teil der Länderanleihen ist bereits von der ersten Durchführungsverordnung erfaßt, soweit sie den Reichsanleihen gleichgestellt waren. Die Ablösung des Nestes der Läuderanleihen sowie die Ablösung der Mark anleihen der Gemeinden und Gemeindeverbände wird so weit vorbereitet, daß die Landesbehörden die Fristen hier für festsetzen können. Ausgenommen in dieses Verfahren sind auch die Anleihen der Religionsgesellschaften, der Sparkassen und Giroverbände und der Bankanstalten der Provinzen. Für die Geltendmachung von Rückwirkungs ansprüchen und Ansprüchen auf solche Stücke, die schon wegen Kündigung oder Auslosung einer Bank übergeben sind, ist die Frist in der Verordnung festgelegt. Alle An sprüche aus diesem Grunde, aber nur solche, sind bis zum 31. August bei den betreffenden Banken geltend zu machen. Neichstagsabgeordnete auf der „Gesolei". Zum Besuch der ^Gesolei" weilten 120 Reichstags abgeordnete in Düsseldorf. Nach einer Begrüßungs rede des Oberbürgermeisters Dr. Lehr sprach der Zen trumsabgeordnete von Guärard namens des Reichs tages den Dank für den freundlichen Empfang aus. Auf die noch nicht befreiten Gebiete hinweisend, erklärte der Redner: „Wir alle wissen, daß der Kampf noch nicht be endet ist. Die Rheinländer wie alle anderen Deutschen wollen diesen Kampf siegreich zu Ende führen. Was uns hierhergeführt hat, war der Ruf des Werkes, auf dessen Boden wir stehen, ein Stück deutscher Vergangenheit, ein Stück deutschen Geistes, ein Stück deutscher Zukunft." Polen. . Pilsudfkis wachsende Macht. Auf Grund eines Mi- nisterratsbeschlusses wurde dem Kriegsminister Marschall Pilsudski in seiner Eigenschaft als Generalinspek teur der Armee das Schloß Belvedere samt seinen aus- aedebnten Parkanlage« als Sitz zuaewiesen. Hiermit tritt die Machtstellung Pilsudfkis auch äußerlich in Erschei nung. Das bei der Mai-Revolution stark umkämpfte Schloß Belvedere ist seit Begründung der Republik Polen stets der Sitz des Staatsoberhauptes gewesen. Als Ge neralinspekteur der Armee wird Pilsudski im Kriegsfalls oberster Chef des polnischen Heerwesens. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Der Rcichstagspräsident Löbe und seine Gattin feierten am 9. Juli ihre silberne Hochzeit. Am gleichen Tage konnten die Eltern der Frau Löbe ihre goldene Hochzeit feiern. Berlin. Ministerialrat Dr. Amelunxen ist zum Re gierungspräsidenten von Münster ernannt worden. Leipzig. Das vor zwei Jahren vom Oberreichsanwall gegen den ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Zcigner eingelcitete Hochverratsverfahrcn ist jetzt ans Grund des letzten Amnestiegesetzes eingestellt worden. München. Der Geschäftsordnungsausschuß des Bayerischen Landtages gab mit 12 gegett 7 Stimmen seine Genehmigung zur Strafvoll st reckung gegen den nationalsozialistischen Abgeordneten Streicher, der vier Monate Gefängnis zu verbüßen hat. München. Der nationalsozialistische Abgeordnete Streicher Wurde im Wandelgang des Landtages von dem sozialdemo kratischen Abgeordneten Bauer, den er durch einen Zeitungs artikel beleidigt hatte, mehrercmal geohrfeigt. Hamburg. Dr. Cuno lud den Newyorker Oberbürger meister Walker mit Gattin ein, an dem Stapellaus des Hapagdampfers „Newyor k" im Oktober als Taufpate teilzu nehmen. Walker will die Einladung in Erwägung ziehen. London. Nach einer bisher unbestätigten Meldung au^ Rabat ist im Bezirk von Targuis eine spanische Militär abteilung von den Rifleuten in einen Hinterhalt gelockt worden. Die Spanier sollen 40 Mannverloren haben. Charlotte von Schiller-Lengefeld. Zur 100. Wiederkehr ihres Todestages am 9. Juli. Die Charlotten spielten in Schillers Leben eine große Rolle. In Bauerbach bei Meiningen, wo er nach der sensationellen Aufführung der „Räuber" und nach der Vollendung des „Fiesko" ein Asyl gefunden hatte, ent brannte er in Liebe für Charlotte von Wolzogen, die Tochter seiner Gönnerin und mütterlicken Freundin Frau von Wolzogen. Es war eine schwärmerische Jünglings liebe, die rasch wieder verebbte. Weit ernster waren die Beziehungen zu Charlotte von Kalb, geborene Marschalki von Ostheim, die, einem Offizier vermählt, dem jungen! Dichter zugetan war, später aber eine ebenso schwärme-^ rische Neigung für Jean Paul faßte. Schillers Schicksal wurde dann eine dritte Charlotte: kurzweg Lotte von Lengefeld, die er durch Wil helm von Wolzogen, einen Jugendfreund von der Karls schule, kennengelernt hatte. Um der Familie Lenge-, seid, die ihm von Tag zn Tag teurer wurde, nahe bleiben zu können, nahm Schiller 1788 seine Wohnung in Volkstedt bei Rudolstadt. Sein Herz geriet jedoch bald in, einen schweren Zwiespalt. Das Ziel seiner Herzenssehn-! sucht, das er in einem Briefe an Körner bekannt hatte: „Ich sehne mich nach einer bürgerlichen und häuslichen! Existenz," schien nämlich anfangs nicht Charlotte, son dern Karoline von Lengefeld zu sein (sie hat später, nach einer unglücklichen Ehe mit dem rudolstädtischen Ge-! heimrat von Beulwitz Schillers bereits erwähnten Freund! Wilhelm von Wolzogen geheiratet). Nach bänglichem Schwanken erst entschied sich sein Herz für die jüngere Schwester. Lotte war nicht schön, aber sie erschien dem Dichter anziehend und zeigte, wie es in einem seiner Briefe heißt, „Bekanntschaft mit der neueren Literatur, Empfindung und Geist". Bei einem Besuch im Bade Lauchstädt kam es zwischen den beiden zur Herzens erschließung. Am 22. Februar 1790 wurde das Paar in dem Kirchlein des Dorfes Wenigenjcna bei Jena getraut. Charlotte wurde für Schiller eine treue Gattin, die in allen Lebenslagen — und es gab deren in ihrer kurzen Ehe sehr schwere, hcrvorgerufen durch materielle Schwierigkeiten und durch Schillers Siechtum, das zu seinem frühen Tode führte — ihm tapfer zur Seite stand. Aus der Ehe sind vier Kinder hervorgegangen: zwei Söhne, Karl und Ernst, und zwei Töchter, Karoline und Emilie. Karl von Schiller stars 1857, sein einziger Sohn, Schillers Enkel, 1877, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Die Ehe Ernst von Schillers blieb kinderlos, ebenso die Ehe der Karoline von Schiller. Dagegen leben noch Nachkommen von Schillers jüngster Tochter Emilie, die den bayerischen Freiherrn von Gleichen-Rußwurm geheiratet hatte. Ihr Enkel und Schillers Urenkel Alexander Freiherr von Gleichen-Ruß wurm ist ein bekannter Schriftsteller. Charlotte von Schiller, die in der Literaturgeschichte als Charlotte von Lengefeld weiterlebt, hat ein Älter von 60 Jahren erreicht: sie hat ihren Gatten um 21 Jahre überlebt und starb am 9. Juli 1826 - Neue» au» aller wett 1 . Rußland ans der Leipziger Herbstmesse vertreten. Tue vowjetregierung hat beschlossen, an der Leipziger Herbst nesse teilzunehmen. Sie wird über einen eigenen Pa- nllon verfügen, in dem sämtliche Exportwaren, besonders staphtha, Erz und Rauchwaren, zur Ausstellung gelangen verden. Neben den hierfür in Betracht kommenden russi- chen Gesellschaften werden voraussichtlich auch eine An- ahl Wirtschafts- und Jndustrievertreter sowie der Leiter >er russischen Messe in Nishnij-Nowgorod, Maschilew, zum Sesuch der Messe in Leipzig eintreffen. ; Ein Eiscnbahnräuber erschaffen. Beim Plündern >on Eisenbahnwagen wurden auf dem Lauvtbabnbof in Die Hilfslehrerstelle wurde von den nachgenannten Lehrkräften verwaltet: 1890—1891: Otto Ehrhardt aus Hainichen, z. Zt. Lehrer in Coswig; 1891—1894: Paul Thomas aus Wehrsdorf bei Sohland, z. Zt. Kirchschullehrer in Mochau; 1894—1897: Emil Hennig aus Lockwitz, z. Zt. Lehrer in Dippelsdorf; 1897—1898: Richard Sommer aus Mühlhausen in Thüringen, z. Zt. Lehrer in Zwickau; 1898—1901: Georg Berthold aus Steyermühle Siebenlehn, z. Zt. Lehrer in Leipzig; 1901—1903: Max Frenzel aus Kleinzschachwitz, z. Zt. Leiter der Berufsschule in Kötzschenbroda 1903—1907: Oskar Mäthner aus Dresden, z. Zt. Lehrer in Ottendorf-Montzdorf; 1907—4909: Robert Grimm aus Leipzig, z. Zt. Lehrer in Ebersbach bei Döbeln; 1909—1911: Rudolf Merkel aus Radeburg, z. Zt. Lehrer in Oschatz; 1911—1944: Kurt Krauspe aus Liebschütz, gefallen 1917; 1914—1917: Hans Haselbach aus Weinböhla, z. Zt. Lehrer in Trebanitz; 1919—1931: Herbert Günther aus Leuben bei Lommatzsch, z. Zt. Lehrer in Leipzig; ab 1921: Adolph Francke aus Meißen. Im Herbst des Jahres 1897 wurde auf den Anbau, dessen glattes Dach sehr schadhaft geworden war, ein Stockwerk aufgesetzt und dem alten Hause entsprechend hochgeführt, so daß das Schulhaus wieder eine Zierde des Ortes geworden ist. Möge es für die Schulgemeinde eine Quelle des Segens bleiben! * Als Schluß der Nachrichten über die Schule und als Nachtrag zum Aufsatz über die Kapelle mögen die näheren Angaben über die Ablösung der an das Pfarr- und SchE" zu zu entrichtenden Naturalien bilden. Von Sachsdorf erhielt der Pfarrer zu Wewiropp zu Weihnachten von 28 Besitzern ein halbes Brot, der Schulmeister zu Weistropp ebenfalls; der Besitzer von Nr. 8 hatte jedem ein ganzes Brot zu geben. Die Brote mußten hausbacken sein. Pfarrer und Schulmeister ließen ste holen, brauchten stdoch nicht öfter als einmal darnach zu schicken. Es mußte ein Brot sein, deren zwölf aus einem Dresdnischen Scheffel gebacken wurden. Der Weistropper Schulmeister empfing von den Besitzern auch noch jedes Quartal (Vierteljahr) ein Brot. Der Geistliche erhielt also 14>L Brote, während der Schulmeister 70 Brote einschließlich der Weihnachtsbrote empfing. Die letzteren wurden nicht als halbe, sondern als ganze Brote geliefert. Sachsdorfs Besitzer waren in zwei Gruppen geteilt: zur ersten gehörten die Inhaber folgender Brandkataster-Nummern: 2, 29, 4, 3, 6, 8, 5, 10, 9, 11, 12, 13, 33, 34. Die zweite Abteilung bildeten die Besitzer von Nr. 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 24, 25, 27, 28, 26. Jeder hatte, wie die folgende Kedersicht zeigen wird, an den Pfarrer und den Schulmeister zu Weihnachten je 14 Brot zu lie- - fern. Dieses Weihnachtsbrot (ein ganzes Brot) reichten die Besitzer der ersten Abteilung dem Pfarrer in den Jahren mit ungerader Jahreszahl, während es der Schulmeister von den zur zweiten Abteilung gehörigen Besitzern empfing. In den Jahren mit gerader Zahl war es umgekehrt. Die Zahl der Weihnachtsbrote aus der ganzen Parochie betrug für Pfarrer und Schulmeister je 3714. Während Sachs dorf zur Besoldung des Schulmeisters in Weistropp noch Getreidegarben zu reichen batte und zwar das eine Jahr 34 Korngarben und 16 Hafergarben, das andere „Were Heimat" — Beilage zm MKLnfstt Ti-eMt. „1. Da das Schulgeld jährlich auf die durchschnittliche Anzahl von 43 Kindern 64 Thlr. 1 Gr. 114 Pfg- ergab, der Ertrag vom Singumgange 6 Thlr. gerechnet wurde, der Wandeltisch nebst freier Wäsche auf höchstens 50 Thlr. geschätzt ward, so wurde >das Fixum der Schulstelle 120 Thlr. gesetzt einschließlich des Ertrages vom Singumgange. Für das Läuten und Abhalten der Wochcnbetstunden wurden unbe schadet des Fixums 9 Thlr. 12 Gr. ausgesetzt. 2. (unwesentlich.) 3. Die Schulklaffe hat folgende Einnahmen: a. Jeder Hausgenosse zahlt in dieselbe beim Einziehen in den Ort 1 Thlr. b. Es zahlt jeder Hausgenosse in dieselbe Kaffe jährlich 1 Thlr. 18 Gr. an Stelle der in Wegfall kommenden Hausgenoffen-Steuer. Der Hauswirt hat für Zahlung beider Beiträge zu haften. c. Von den 11 Er. 8 Pfg. Gemeinde-Lehngeld, welches bei Besitzveränderungen von je Hundert Thlr. gezahlt wird, fließen 4 Gr. von jedem Hundert Thlr. in die Schulkaffe. d. Die Schulkollekte beim Fastenbeten fällt auch der Schulkasse zu. 4. Das aus diese Weise nicht zu Deckende des Gehalts, sowie die Ausgaben für Heizung der Schulstube und für die sonstigen Bedürfnisse sollen zu einem Dritt teil nach den Baustätten mit Ausschluß der beiden, den Erben Hohlfelds (Nr. 33), und Oehmichen (Nr. 34) gehörigen Mühlen, also von 18 Bauern, 10 Gärtnern und 4 Häuslern, zu zwei Drittteilen nach den Hufen mit Ausschluß der Häusler durch Anlagen aufgebracht werden. Zur Heizung der Schulstube werden 6 Tonnen Steinkohlenschiefer, 10 Schock hartes Reißig, 1 Klafter weiches Scheitholz oder nach des Lehrers Wahl 10 Thlr. gewährt. In beiden Fällen aber wird ihm unentgeltliche Anfuhre des Heizungs materials von feiten der 15 Anspanner und unentgeltliche Vorrichtung desselben durch Gartner, Häusler und Mühlcnbesitzer verwilligt." Es mögen noch die Namen der ersten Schulvorsteher Sachsdorfs genannt wer den: Johann Paul Hillig, Johann Gotthelf Zschoche und Johann Gottfried Pietzsch. 1838 wurde auch eine Schulbibliothek begründet. Sie zählte 1844 58 Bücher, 1856 bestand sie aus 106 Nummern. Leider hat sie in späterer Zeit sich nicht guter Fürsorge erfreut und ist verloren gegangen. Ein späterer Inhaber der Schulstelle hat aus Erträgen von Kinderkonzerten wieder eine stattliche Bücherei angelegt, auf gleiche Weise auch ein Harmonium geschafft. Um ein klares Bild von den Einnahmen und Ausgaben für Schulzwecke in jener Zeit zu geben, fei die Schulkaffenrechnung von 1845 angeführt: „Einnahme: Thlr. Gr. Pfg- baarer Bestand von 1844 4 24 9 an Anlagen 42 8 1 an Schulgeld 68 22 — an Lohngeld 5 — —- bei Taufen, Hochzeiten, Trauungen und Leichen 12 .— 5 an Anlagen vom Rittergute Klipphausen" 10 — —. 142 26 4 " Im Jahre 1838 hatte die König!. Kreißdirektion dem Antrag der Gerichtsherrschaft zu Klipphausen auf Trennung des Rittergutes vom Schulverbandc Nöhrsdorf Ge nehmigung erteilt. 76 73