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MsdmfferTageblatt Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »dvttsvrsffer TLKed!««" rrschei»1 täglich nach«. 5 Uhr für bi» 4a». Be-«T»pr«iv: Br- Adelung in A« »«fchSftsfteLe »d den Au»g«vesteLe« L MK. i« Monat, bei ZnfteLnKU d«»ch Vie Boten 2,30 Mk., bet Poftbestellnng Wochenblatt für Wilsdruff ». Umgegend entgegen. I» Falle dSherer Gewalt, Krieg oder sonftiger Betrirdoftürnngr« besteht kein AnfV^rtz anf Lesern», S« 2«trm, »der KürMNg der De,sgrprrts«r. — Nüchsrsdrörg eingriandr« SchrtststLebe erfolgt nnr, wen« Vorw deilteHt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. A»zUgs«prU»: die8gefpalt.ne A«»»teiLtLüD,ldpfeunitz, die 4 «eipllUeueZtile der amtllchcnBekanniM.chunge»4v^»Id. pseuaig, dir : ,-spalten« «ckla»«^u- i» i-ltl'chen Teile lüv «vir.pscnnis. Rach»eiI«»,,L«diIdr M ivoldpseani,. »«» r-schri-ben-Erschcinnn,»- . tage und Pi.»»»rs«!>M« werde» na» MSglichdeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 -'rrü-Lsichtig! An,eise» r»»-d»- di, »ar», ld Ui,, —— u Fir die «ichtigkei, ld« such A«nr»s »d-rmtueUen Lnjcizc» «deine«,wen wie de n- »-i-nue. Jeder «nbaiuuetpruch erlisch,, wenn »er «elr», »«ch «l»,eet»^j»,«n »erde» ar»d »derder «»sanageder«»nk-r, ,-rti. LqU,cn nehwe» all« Bermitil»»,,stelle» c»,,»^«. Wilsdruffer Tsgrblatl euthLlt die «utliche» Beka»»iu»«lchu»ge« der Auüshauptmsuuschaff Weitze», be > Amtsgerichts uud Stadtrat» zu Wilsdruff, Forftrentamts Thar-radt, Fi»a»ja»t« Raffe». Nr. 147 — 85 Jahrgang. L-Iegr.-Adr.: .»mtSblart- MNsdrirff-Dre«idSN Sonnabead,26 Juni 1826 DostsLtS: Dresden 2640 >8 Notzeiten. Wir haben den Scheitelpunkt des Jahres wieder ein mal überschritten — unter Donner und Blitz, unter Wol kenbrüchen und Hagelschauern. Das war gerade keine festliche Begleitmusik zu dieser Mittsommernacht, von der aus das Zeitenrad wieder abwärts zu rollen beginnt nach den ewigen Gesetzen des Weltalls. Eben hatten wir uns von den Aufregungen des Schlußkampfes um den Volks entscheid etwas erholt, als das gewaltige Rumoren in der Natur anhub, bei dem es schien, als wenn wieder einmal alle Mächte des Himmels und der Hölle aus diese arme Erde losgelassen wären, um uns zu bedeuten, daß cs zwischen Sonne, Mond und Sternen doch auch noch andere Sorgen und Gefahren gibt als diese zum Teil sogar nur eingebildeten Ängste, um derentwillen wir uns in Deutschland nun schon seit Jahren in unbrüderlichem Wüten zerfleischen. Weite Strecken des Reiches sind von Hochwasser überflutet. In den am ärgsten betrof fenen Gebieten gilt die Heuernte als vernichtet, und wieder stad inniitten des mühevollen Ringens um Brot und Milch und Fleisch tausend fleißige Bauernhände zu un freiwilligem Feiern verurteilt, weil sich gegen die Ge walten der Natur auch mit vereinten Menschenkräften zu nächst nicht aufkommen läßt. Notrufe schallen durch das Land und wieder wird der Staat um Hilfe angerufen für die beklagenswerte Bevölkerung, die, statt nun allgemach die Früchte der in der ersten Jahreshälfte geleisteten Ar beit reifen zu sehen, ein Bild der Verwüstung, des Jam mers, der Hoffnungslosigkeit vor Augen hat. * Der Staat und immer wieder der Staat! überall soll er cinspringen mit seinen Mitteln und Krediten, zum Mindesten da, wo unverschuldete Not zum Him mel schreit. Aber das erste Wort, das der Reichskanzler Dr. Marx nach der Abweisung des Enteignungs- entwurfes vor dem Reichstag verlauten lies;, klang auch Nicht Viel anders als ein verzweifelter Notschrei: Die Mittel des Reiches sind erschöpft, wir haben keine Mög lichkeit mehr, neue Lasten auf uns zu nehmen. Also- Länder, die Gemeinden? Ach Gott, auch da sieht es nicht anders aus; überall hört man von leeren Kasten, von mehr oder weniger großen Lochern m der Etatswirtichast, Von sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben, — man stümpert vorwärts, von Monat zu Monat, und selbst Preußen, der größte unter den deutschen Brüdern, Nellt bei allem Willen zum Optimismus doch nur sein "effzit langsam, aber sicher immer höher ansteigen. Aber es nützt alles nichts: wo die Not am größten, muß die stützende Hand der Gemeinschaft am nächsten sein — wenn auch andere Hilfsbedürftige, die ohne diese Hochwasser schäden vielleicht noch wenigstens bis zu einem gewissen Grade hätten unterstützt werden können, wieder einmal auf spätere, auf bessere Zeiten vertröstet werden müssen. * Bis zu ihnen werden sich auch die vielen Notleidenden gedulden müssen, die die Quelle ihres gegenwärtigen Elends nicht in Ereignissen von heute und gestern, son dern in der einen großen Katastrophe zu suchen haben, die der Verlust des Weltkrieges für uns alle bedeutet hat: in dem Zusammenbruch der deutschen Währung. Wieviele Hoffnungen klammerten sich noch bis in die letzten Tage an die Arbeit, die besonders für diesen Zweck gegründete Organisationen ausbrachten, um wenigstens den alten, aus der Vorkriegszeit stammenden Reichsbanknoten noch nachträglich zu einer gewissen Anerkennung und Auf wertung zu verhelfen. Es hat ihnen alles nichts genutzt, ob wohl auch für ihre Rechtsauffassung namhafte Juristen eintraten, die ja schließlich von diesen ebenso schwierigen wie bedeutungsvollen Fragen etwas verstehen mußten. Aber das Reichsgericht hat gegen sie entschieden, und so werden auch die berühmten rot oder blau gestem pelten Tausendmarkscheine in die Waschkörbe wandern j können, in denen hier und da noch immer die gloriosen Milliarden-Papierberge als trübselige Erinnerung an den Jammer der Nachkriegsjahre aufbewahrt werden. Ob aber der Versuch des Reichsgerichts, die Verlierer in diesem Fall auf die wahre Ursache ihres Unglücks hinzu- >veisen, nämlich auf den „Druck äußerer Verhältnisse", durch den die Rechte des Reiches gegenüber der Neichs- bank nach verschiedenen Richtungen hin eingeschränkt wer den mußten, Erfolg Haden wird? Die Hindernisse, um unzweifelhaft geschehenes Unrecht wieder gutzumachen, siegen nicht in diesen oder jenen innerdeutschen Verhält nissen, nicht an dem Mangel an gutem Willen, an Gerech tigkeitssinn, sondern, das betont das Reichsgericht aus drücklich in seinen Urteilsgründen, in den außenpoli tischen Bindungen, die Deutschland mit dem Londoner Abkommen übernehmen mußte — in demselben Abkom men, dessen Ablehnung der damalige Außenminister, letzige Reichsgerichtspräsident Dr. Simons -auf sich, Uehmen wollte, das uns dann aber trotzdem durch dis An drohung sofortigen Einmarsches in deutsches Gebiet auf gezwungen wurde. * Der Zusammenhang ist so klar, daß sich daran wirk- üch nicht drehen und deuteln läßt. Für die allge meine Inflation möchte man aber heute noch diese oder jene Einzelpartei oder gar diesen oder jenen ein- ielnen Menschen verantwortlich machen. Mit aller Ge- Nammdmehe imä LlerwMungLn» Dis Hochwafferverheemngen. Die Hiobsposten vom Hochwasser mehren sich von Tag zu Tag. Im Magdeburger Gebiet sind die Ver heerungen furchtbar. In vielen Orten stehen alle Gärten und Gehöfte vollständig unter Wasser. Die Eisen bahndämme der Strecke Magdeburg—Berlin schienen eine Zeitlang bedroht zu sein, da sie nur noch wenig aus den Fluten emporragten. Bei Jerichow wurde ein Deich in Länge von 500 Metern überflutet. In der Altmark und Priegnitz sind die Folgen der Hochwasserkatastrophe ganz unübersehbar. Mehrere Personen, die von Ler schnell hercinbrechendcn Kata strophe überrascht wurden, sollen ertrunken sein; auch viel Vieh, das nicht rechtzeitig geborgen werden konnte, ist in den Fluten umgekommen. 10VV0 Morgen Ernte vernichtet Magdeburg, 25. Iui. In Altmark und Priegnitz gehen täglich schwere Gewitter mit wolkenbruchartigen Regengüssen nie der und machen die Folgen der Hochwasserkatastrophe unüber sehbar. Die Slcpemh hat die Ufer kilometerweit überschwemmt und gegen 10 OVO Morgen Roggen-, Kartoffel- und Heuernte vernichtet. Bei Dargardt ertrank ein Wanderbursche in der Löck nitz, bei Seedorf der Besitzer Wendt. Durchbruch bei Schwedt. Dem gewaltigen Andrang der Wafsermassen in der Oder hat der große Oderdamm in dsm Königsberger Kreise, unweit von Schwedt und Niedersaatheu, nicht mehr standhalten können. Der Deich wurde in einer Breite von 100 Metern durchbrochen. Inzwischen hat sich die Durch- bruchsteke wesentlich erweitert. Der Kreis Königsberg- Hat wohl am schwersten unter den Wirkungen des Hoch wassers zn leiden gehabt; seine Bewohner haben jetzt die Behörden um eine Uuterstiitzungsaktion ersucht. Beson ders schwer sind auch die Verheerungen, die das Hoch wasser !M Warthe- und Netzebruch angerichtet hat. Man schnei mit den, Bersten des großen Warthrdammes bei Zu diesen Nachrichten aus dem östlichen Deutschland kommen Unglüüsbotschaften vom Rhein, aus dem west lichen Algäu und aus den Alpen, wo viele Userschutz- banten durchbrochen und beschädigt wurden. Die Heu ernte in der Steiermark ist zum großen Teil ver nichtet. Dis.Flüsse hinab schwimmen viele Tierreichs». Tue preußische Staatsregterung holt dauernd Berichte aus allen in Frage kommenden Landesteilcn ein und wird, sobald die Gesamtlage zu übersehen ist, eine staat - liche Hilfsaktion einleiten, die um so notwendiger erscheint, als die Verwaltungen mancher kleinen Gemein den aus Mangel an Geld nicht wissen, wie sie der Kata strophe begegnen sollen. Opfer des Hochwassers in Mexiko. Bei der Überflutung der Stadt Leon im mexikanischen Staate Guanajuato infolge eines Dammbruches spülte ein 2^ Meter hoher Wasserfall Häuser, Menschen und Vieh fort. Die Zahl der bei der Katastrophe umgekommenen Personen ist vorläufig nicht zu ermitteln, wird aber auf Tausende geschätzt. Die Bahngleisc, selbst an den höchst- gelcgsnen Punkten Leon s, stehen einen Meter unter Wasser, so das? es unmöglich ist, Lebensmittel dorthin zu schassen. Die jetzt 60 999 Einwohner zählende Stadt wurde am 18. Juni 1888 von einer ähnlichen Katastrophe heim- gesucht, wobei 200 Personen umkamen und 2009 Häuser zerstört wurden ebsmbtkIM Im iiittekbsur über M Verübungen;u vußlsml. Eigener Fernspr.chdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 25. Juni. Sir Austen Chamberlain ergriff heute im Unterhaus das Wort zu der angeküudigten Erklärung über die ruffisch-britischen Beziehungen. Auf die Vorstellungen aus konservativen Reihen über die Geheimarbeit der Sowjetagenten in England erklärte Chamberlain, die britische Regierung habe allerdings ernstlich Grund zu Beschwerden über die Tätigkeit der Sowjetagenten und muffe außerdem feststellen, daß keine Veran lassung vorliege, neue Verhandlungen mit den Russen über Han dels- und andere Verträge einzuleiten, solange nicht die Svwjet- regstrung sich dazu bequeme, den bestehenden Abmachungen nach zukommen. Trotzdem wolle die britische Regierung nicht ohne weiteres alle Beziehungen abbrechen und sei nach wie vor bereit, Verhandlungen in jeder Weise zu erleichtern. Ein offener Bruch würde die Möglichkeiten von Unruhen und gar Revolution im eigenen Lande vermehren und die schon an sich unsichere Lage in Europa um ein weiteres GesahremnomeM bereichern. — Die Rede Chamberlains wurde von selten der Arbeiterpartei mit steigender Erregung begleitet und es kam schließlich zu lärmen den Protesten, so daß die Sitzung geschloffen werden mußte. Walt sollen wir in eine neue Auswertungskampagne hin- eingedrüngt werden, um von Grund aus neu aufzubauen, was die Gesetze von 1923 nur sehr stückweise und nur sehr unvollkommen in Ordnung zu bringen suchten. Wenn man sich entschließen könnte, nach dsr Belehrung durch das Reichsgericht die leidige Schuldsrags von den Erörterun gen fernzuhalten, würde sich gewiß eher ein gangbarer Weg finden lassen, auf dem wenigstens die schlimmsten Folgewirkungen der damaligen Regelung beseitigt wer den könnten. Hat doch soeben auch das Kammerge - richt ein Unrecht, das die Stadt Berlin gegenüber den Besitzern der von ihr übernommenen Obligationen der Großen Berliner Straßenbahn begehen wollte, verhindert, , indem es die beabsichtigte Aufwertung nach den niedrige ren Sätzen der öffentlichen Anleihen, statt nach den höheren der Jndustrieobligationen, als unzulässig feststeüte. Dr. Sy. Das AchAeion aus der Zosel Korso, das einstmals von Kaiser Wilhelm ll. erworben wurde und nunmehr in ein Spielkasino umgewandelt werden soll, ist Gegenstand eines Rechtsstreites zwischen dem ehemaligen Kaiser und dem Reichsentschädigungs amt. Das verstehend im Bilde wiedergegebene Achilleion hat einen angeblichen Friedenswert von 2>L Millionen Goldmark. Die griechische Regierung beschlagnahmte es als feindliches Eigentum und der Kaiser beansprucht da für Ersatz vom Neichsentschädigungsamt. Er hat jetzt such Einspruch erhoben gegen die von der griechischen Ne ¬ gierung mit emer Anzahl italienischer Geschäftsleute ge führten Verhandlungen zwecks Umwandlung des Schlosses zu einer Spielhölle. Die Vertreter Wilhelms II. begründen den Einspruch damit, daß der Kaiser noch immer Besitzer des Achilleions sei. Die griechische Regierung weigert sich, den Protest auzuerkenuen, und sagt, daß sie berechtigt gewesen sei, das Achilleioft während des Krieges als feindlichen Besitz entschädigungslos zu enteignen. Neue Änderungen im Absta-ongSgeseß. Zugeständnisse an Deutschnationale und Sozialdemokraten Bei den FreitagsSeratnngcn des Rechtsausschussrs über das Fürstenabfindungsgesetz wurden wieder einige Änderungen des Regierungsentwurfcs vorgenommen. So erhielt vor allem der 8 10 eine andere Fassung, der die Entschädigung für die aus dem Vermögen des Fürsten- haus?s dem Lande znzusprecheuden Theater, Schlösser, Parkanlagen, Kunstanlagen usw. regelt. Auf deutschnatio nalen Einspruch hin erhielt der Paragraph eine dahin gehende Einschränkung, das? die Enteignung sich aus die Kunstschütze beschränken soll, die bereits vor der Staats umwälzung von 1918 der öffentlichen Besichtigung frei- gegeben waren. Bei 8 12, der bestimmt, daß die Vertei lung der Streitmasse nach Billigkeit erfolgen soll, bean tragten die Sozialdemokraten einen Zusatz, wonach die Garantie einer angemessenen Lebenshaltung für die Fürsten auf die jetzt lebenden Mitglieder der Fürsten häuser beschränkt werden soll. Dieser sozialdemokratische Antrag fand auch bei den Negicrungsparteicn Zustim mung. Im übrigen wurden bei der Wciterberatung, die bis 8 1? des Negierungsentwurfes gediehen ist, alle Ab- iinderungsanträge abgelehnt. Auch außerhalb des Rechtsausschusses werden die Be sprechungen über die Verabschiedung des Fürstenabfin dungsgesetzes zwischen den Parteiführern eifrig fort gesetzt. Dabei wird vor allem die sozialdemokratische For derung erörtert, bereits abgeschlossene Vergleiche nicht , mir, wie das Gesetz es vorsieht, auf gemeinfamen Antrag eines Fürsten und eines Landes dem Sonder-, gerickt zur nochmaliaen Überprüfung zuweiseu zu dürfens sondern eine solche Nachprüfung auch auf einseitigen An trag eines Landes zuzulasssn. Von den Führern der bürgerlichen Parteien wird hervorgehoben, daß diese so zialdemokratische Forderung iin Reichstag außer-