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Wilsdruffer Tageblatt : 29.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192606291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19260629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19260629
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-29
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 29.06.1926
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deuteten. Der Vorstand des Landesausschusses des Sächsischen Kleinhandels wird beauftragt, sich bei den zuständigen Stellen für eine unverzügliche zeitgemäste Aenderung der Reichsgewerbe- vrdnung einzusetzen. An die Kundgebung schloss sich eine Vor standssitzung des Gaues Sachsen im Verband der Handelsschutz- und Rabattsparvereine Deutschlands an. Wiederschensseier ehemaliger Kriegsgefangener in Bautzen. Zu einer machtvollen Kundgebung echter Kameradschaft gestaltete sich die Gautagung der ehemaligen Kriegsgefangenen vom Gau Mitteldeutschland der Reichsvereinigung, die vom 26.-28. Ium in Bautzen stattfand, und zwar in Verbindung mit einer Wieder- fehensfeier, zu der sich gegen 2000 Kameraden eingefunden hatten, Der Gau Mitteldeutschland der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener umfaßt 42 Ortsgruppen, von denen zur Gauver tretertagung am Sonnabend nachmittag 28 Ortsgruppen mit 2500 Mitgliedern vertreten waren. Hier berichtete u. a. der Gau vorsitzende des Rheinlandgaues Kamerad Bütteführ-Mülheim (Ruhr) über die Reichsgautagung in Remagen a. Rh. vor we nigen Wochen. Als Gauvorsitzender wurde neugewählt Kamerad Köhler-Dresden, desgleichen als 2. Vorsitzender Kamerad Junge- Dresden, wiedergewählt wurde als Schriftführer Kamerad Holtz- Dresden. Als Ort der nächsten Gautagung ist Zwickau in Aussicht genommen. In der Exerzierhalle der ehemaligen 103er Kaserne war Begrüßungsabend. Die Festrede hielt der Ehrenvorsitzende der Reichsvereinigung, Freiherr von Lersner-Potsdam. Grüße waren u. a. eingegangen von Kameradenvereinigungen aus der Tschechoslowakei und von der großen Wohltäterin der Kriegsge fangenen Schwester Elsa Brändström in Bad Schmeckwitz bei Kamenz. Am Sonntag vormittag war auf dem Russenfriedhof vor dem von einem kriegsgefangenen Russen geschaffenen impo santen Denkmal eine Gedenkfeier statt, die einen Massenbesuch gefunden hatte. Die Gedächtnisrede hielt hier wiederum Frhr. v. Lersner. Kränze wurden niedergelegt für „fremde und unsere Kameraden". Mit einem Heimatabend wurde dieser Tag be schlossen. Nach welchem Gesetz hat ein Mädchen Anspruch auf Aussteuer? Die Tochter hat an sich einen Rechtsanspruch auf Aussteuer gemäß 8 1620 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Was zur Aussteuer gehört, richtet sich nach der ortsüblichen Auffassung und kann nicht allgemein gültig entschieden werden. Die soziale Stellung der Eltern und die in den betreffenden Gesellschafts kreisen herrschenden Auffassungen sind darin maßgebend. Der Anspruch ist klagbar, sobald er fällig ist, d. h. bei der Ehe- . schließung, Voraussetzung dafür ist aber, daß die Tochter die Ehe mit Einwilligung der Eltern eingeht, solange diese elterliche ^Einwilligung nach dem Gesetz erforderlich ist. Diese ist für eine sdelicke Tochter erforderlich bis zur Vollendung des 21. Lebens sahres. Eine Tochter, die das 21. Lebensjahr vollendet hat, be darf der elterlichen Einwilligung zur Eheschließung nicht mehr, hat also in jedem Falle Anspruch auf Aussteuer. Erleichterungen im Pasrwesen. Die Reichsregierung hat sich entschlossen, im Interesse weiterer Erleichterung des Reiseverkehrs mit dem Ausland die regelmäßige Gel tungsdauer der Pässe von 2 auf 5 Iahre zu erhöhen und Familienpässe künftig auch für Einzelreisen der er wachsenen Paßinhaber zuzurassen. Seeligstadt. (B! ißjchla g.) Am 22. d. M. schlug der Blitz in die Linde neben dem Gehöft des Wirtschastsbesitzers N. Hombsch, sprang auf dem Forsten des Nebengebäudes entlang bis zur Scheune, in der Unkkehle runter, an der Dachrinne ent lang nach dem Wohnhaus und zerstörte den Elektrizitätszähler, »bne KU zünden. Mohorn. (Versetzung.) Postschaffner Hubert a.aubrich, der über sieben Jahre hier als Postbote tätig war und zuletzt Herzogswalde bestellte, siedelt am 1. Juli nach seiner Vaterstadt Dresden über. T. war früher Gemeindeverordneter, Mitglied des Männergesangvereins und eifriger Sportsmann. Allgemein wird sein Weggang bedauert. Da die Stelle durch die Postbehövde ein gezogen wird, übernimmt der Postausheffer Rud. Pötzschke diesen Dienst. (G. m. b. H.) Der Erzengel Michael, der der Holz industrie diente und dem Rechtsanwalt Tw Heyne gehört, wird in eine Genossenschaft mit beschränkter Haftung AMgewandelt. Beretmskalender. Söngerkranz. Donnerstag den 1. Juli Singstunde. Klein-Rentner. Donnerstag den 1. Juli nachmittags 2 Uhr Versammlung. Verein für Natur- und Heimatkunde. 4. Juli Tageswande rung nach Klingenberg. Ortsausschuß des Handwerks. Montag den 5. Juli nachmit tags 5 Uhr Sprechtag. Wetterbericht Wolkig bis heiter, örtlich, besonders am Morgen dunstig, trocken, warm, schwache Luftbewegung. Allgemeiner Witterungscharakter für die nächsten Tage: Trocken, warm. ! SsMen unü NsÄbarlGM Niederschöna. (Ba l l o n l a nd u n g. Am Montag vor- mittag landete hier ein mit drei Herren besetzter Freiballon, der M Sonntag abend X-8 Uhr in Münster in Westfalen aufge stiegen war. Tie Insassen erzählten, daß der Ballon etwa zwei Stunden über Falkenberg über den Wolken gestanden hat. Tharandt. (Konferenz.) Die' Mitglieder des neuen Sächsischen Lehrervereins kommen am Mittwoch 1L5 Uhr zu einer Versammlung in der Bahnhofswirtschaft zusammen. — (Sommerferien.) Die Eommerferien beginnen mit dem 10. Juli und enden mit dem 14. August. l. Strießen. (Schulreife.) Vor kurzem unternahm die Ooerklasse hiesiger Schule bei noch günstigem Wetter mit großer Beteiligung seitens Erwachsener eine Schulreife nach der Lausitz. Man fuhr vormittags 5 Uhr ab Priestewitz über Dresden-Neu stadt, Bischofswerda, Neukirch, Schirgiswalde, Taubenheim nach Oppach und gelangte K>10 Uhr auf dem Bieleboh an. In Cune walde wurde ein Handwerker besucht und darnach der Zschorne- voh bestiegen. Nach einem Blick auf Hochkirch stieg man nach Dunewalde ab, um mit der Bahn nach Bautzen zu fahren statt eines Abstieges nach Eulewitz bzw. Großpostwitz. Eine Stunde Aufenthalt gab uns noch das Wichtigste von der ehrwürdigen Stadt Bautzen ZU sehen. Befriedigt waren alle gegen 10 Uhr abend zu Hause angelangt. Durch freiwillige Gaben wurden die Unkosten für jeden Schüler (je 5 Mark etwa) gedeckt. Schmiedeberg (Bez. Dresden). (Einbrüche.) Im be nachbarten Kipsdorf wurden vom 21. zum 22. dieses Monats zwei Diebstähle ausgeführt: im Schaukasten von Heller und in ver Obsthalle von Holfert. — (Silberhochzeit.) Am Frei tag begingen der Rechnungsbeamte Eichhorn und seine Ehefrau Nnter vielen Ehrungen das Fest der Silberhochzeit. — (Evang. fugend.) Sonnabend den 3. und Sonntag den 4. Juli findet vwr das Treffen der evangelijchen Jugend des Bezirkes statt. Kipsdorf i. Erzgcb. (D a s s ch l e ch t e W e t t e r u n d die S o mm e r f r is ch e n h o t e l s.) Nachdem fchon dieser Tage der Konkurs des Hotels „Fürstenhof" hier bekannt gegeben wor den ist, wird nunmehr vom Amtsgericht Dippoldiswalde die Zwangsversteigerung des für Pensionszwecke eingerichteten Grundstückes des Kaufmanns Franz Hermann Heydweiller kn Berlin veröffentlicht. Dieses Pensionsgrundstück liegt an der Staatsstraße Dippoldiswalde—Altenberg. Ebersbach. (Pilze.) Der allen Menschen seit Wochen überaus lästig werdende Regen hat doch einen Nutzen. Die Pilze wachsen zeitiger als in anderen Jahren. Hier fand eine Frau einen 2 >4 pfundigen Steinpilz, gesund und genießbar, der der vierköpfigen Familie ein schönes, billiges Abendbrot lieferte. Glashütte. (Ehrenmal.) Die Vorarbeiten zur Fertig stellung des Ehrenmals in unserer Kirche sind soweit fortge schritten, daß es am 1. August eingeweiht werden kann. Die mit vieler Mühe aufgestellte Liste der Gefallenen ist dem Kunstmaler bereits zugestellt worden. Der Kirchenvorstand hat sich für den Vorschlag des Malers entschieden, der die Ehrung an die West seite des Kircheninnern ganz von selbst in das Ganze des Gottes hauses einfügt und die Kosten bedeutend herabmindert. Freiberg. (Fortfall e i n er St e uer.) Die viel ange feindete Straßen- und Instandhaltungsgebühr der Stadt Freiberg wird vom 1. Juli ab nicht mehr erhoben werden, nachdem gegen die Zulässigkeit der Steuer namentlich in letzter Zeit eine große Anzahl von Rekursen eingelegt worden war. Der Rat hat in einem Schreiben an das Staöwerordnetenkollegium dieses davon in Kenntnis gesetzt, daß vom 1. Juli ab die Gebühr wegfallen wird. Durch die Mitteilung des Rates erledigten sich mehrere Eingaben, die neuerlich gegen die Zuläfligkest einer derartigen Gebührenerhebung an das Kollegium ergangen waren und in der letzten Stadtverordnetensitzung beratet werden sollten. Döbeln. (Dem irdischen Richter entzogen.) Während des Dienstes erhängt hat sich der 36 Jahre alte Steuer einnehmer und Obersekretär Kurt Fickert, hier. Bei einer Re vision seiner Kasse am Freitag stellte sich ein Fehlbetrag von 3500 Mark heraus. Die Fälschungen in den Büchern datierten erst seit einigen Tagen. Mittweida. (Steuerhinterziehung.) Vor dem Amtsgericht Mittweida hatte sich der noch unbescholtene C. R. aus A. zu verantworten. R. hatte gegen einen Strafbefehl, welchen er vom Finanzamt wegen Hinterziehung der Umsatz- und Einkommensteuer erhalten hatte, Einspruch erhoben. Zwei FinanKbeamle, welche bei R. in der Wohnung die Bücher kon trollierten, haben sestgestellt, daß die Buchführung sehr mangel haft gewesen sei und viele Unregelmäßigkeiten ausgewiesen habe. Das Gericht verurteilte N. wegen vorsätzlicher Steuerhinter ziehung zu 4000 Mark Geldstrafe oder 80 Tagen Haft. Königshain. Eine neue K r aftw ag e n li ni e von Mittweida über Altmittweida, Königshain, Wiederau, Göritz hain, Cossen nach Lunzenau ist eröffnet und damit die Möglichkeit gegeben, ig kurzer .Zeit die an Naturschönheuen so reichen Täler der Zschopau, der Chemnitz und der Zwickauer Mulde in kurzer Zeit zu besichtigen. Auch der Rochlitzer Berg wird durch die Linie von der südwestlichen Seite besser zugänglich. Und endlich dringt die neue Kraftwagenlinie bessere Verbindung der Eisenbahnlinien Chemnitz—Riesa, Chemnitz—Wechselburg—Rochlitz, Chemnitz— Leipzig -und Glauchau—Wurzen. Chemnitz. (Explosion in einem Schmirgel- w e r k.) In der Schleifmaschinenfabrik der Schmirgelwerke von Rudolph Schönherr in der Draisdorser Straße explodierte gestern vormittag in der zehnten Stunde die Sauerstofflasche eines Schweißapparates. Zwei Arbeiter wurden ziemlich erheblich ver letzt, Mährend sich andere rechtzeitig in Sicherheit bringen konn ten. Eine große Anzahl Fensterscheiben wurde zertrümmert und an dem Fabrikgebäude ist auch erheblicher Schaden angerichtet worden. Schl-tto». (Alte Kantorei.) Die hiesige Kantoreige sellschaft kann in diesem Jahre auf ein 298jähriges Bestehen zu- rückblickcn. Glauchau. (E rblindet und gestorben.) In Gers dorf hatte sich kürzlich, wie wir gestern meldeten, eine Frau beim Waschen starker Zugluft ausgesetzt und dadurch das Augen licht verloren. Nun ist sie im Glauchauer Krankenhaus an einer noch eingetretenen Gehirnentzündung gestorben. Plauen. (Das Mittelmeer-Beben von der hiesigen Erdbebenwarte an gezeigt.) Das Erd beben im östlichen Mittelmeergebiete wurde auch von der Erd bebenwarte Plauen ausgezeichnet, und zwar betrug der Ausschlag 30 Millimeter, Es ist also außerordentlich stark und läßt auf die Schwere des Bebens schließen. Die Dauer des Erdbebens wurde mit 26 Minuten angegeben. Nemt bei Wurzen. (Tod i nso lg e A ut o u nf a l l e s.) An den Folgen eines 14 Tage vorher in der Bahnhofstraße in Wurzen erlittenen Autounfalles starb im dortigen Krankenhause der hiesige Oberlehrer Kantor Voigtmann. Erst kürzlich in den Ruhestand getreten, war er hervorragend im Dienste des deutschen Liedes tätig. Zeitweilig hat er acht Gesangvereine geleitet. Leipzig. (Zusammenstoß zwischen Motorrad und Auto.) Auf der Landstraße zwischen Otterwitz und Pommssen ereignete sich am Sonntag ein Zusammenstoß zwischen einem Motorradfahrer und einem Auto. Als der Motorrad fahrer, der Frau und Kind im Beiwagen hatte, das Auto über holen wollte, blieb, er am linken Kotflügel desselben hängen und sein Fahrzeug überschlug sich. Das Kind, ein dreijähriger Knabe, erlitt schwere Kopfverletzungen. Die Frau wurde nur leicht ver letzt. Der Motorradfahrer selbst trug keine Verletzungen davon. Leipzig. (Tödlich verunglückt.) Am Sonnabend vormittag ist auf den Gleisanlagen des Staatsbahnhofes ein 40 Jahre alter Schaffner beim Rangieren tödlich verunglückt. Er war zwischen die Puffer zweier Wagen geraten und erlitt so schwere Verletzungen, daß der Tod sofort eintrat. Leipzig. (B e ra ub u ng e i n e s E i s en b ah nz ug es.) Auf der Reise von Düsseldorf nach Leipzig wurde eine Schneider meistersfrau im Eisenbahnzug zwischen Stendal und Magdeburg von einem Unwohlsein befallen. Sie glaubt, daß sie 20 Minuten bewußtlos gewesen sei. Als sie wieder zu sich kam, sah sie am Wagenfenster, hatte aber ihre Handtasche und ihren Schirm nicht mehr. Beides wurde ihr von einem Herrn zugereicht. Erst bei ihrer Ankunft in Leipzig bemerkte sie, daß ihr aus einem Geld- täschen, das sie an einer Schnur um den Hals gehängt hatte, 900 Mark gestohlen worden waren. Es wird vermutet, daß der Täter ihr Unwohlsein zu einem Diebstahl benutzt hat. Leipzig. (Gegen den Flughafen Schkeuditz.) Der Leipziger Bürgerbund, e. V., hat von der Abteilung Flug wesen seines Verkehrsausschusses de'.t Rate der Stadt Leipzig eine Eingabe übermittelt, in der er gegen die Errichtung eines Flughafens in Schkeuditz Einspruch erhebt. Es wird in der Ein gabe vor allem betont, daß Leipzig durch die Größe seines Ge bietes die zentrale Lage innerhalb des Reiches, die Bedeutung als Handels- und Messestadt vor allen Städten, insbesondere auch vor Halle, Anspruch auf Berücksichtigung des Leipziger Flug hafens hat. Vermischtes. Sommer bis Februar 1927. Trotz des schrecklichen Wetters, unter dem wir bisher zu leiden halten, brauchen vir nicht zu verzweifeln, denn der „richtige" Sommer, vie er in der guten alten Zeit gewesen sein soll, fängt üesmal zwar etwas spät an, aber er wird dafür um so änger dauern, mindestens bis in den Dezember hinein, nelleicht sogar bis zum Februar 1927. Ein alter schwei zerischer Bauer verkündet diese frohe Botschaft und be- mft sich bei seiner Prophezeiung auf eine alte Handschrift ms dem Jahre 1741. Im Jahre 1741 — fo steht in der Kten Handschrift zu lesen — gab es einen Sommer, in wm es zunächst einmal vierzig Tage hintereinander, fast ihne jede Pause, regnete. Und es gab Wirbelstürme mit Hagelschlag und Gewitter, die (genau so, wie wir das jetzt erlebt haben) den Feldern und Fluren ungeheure Schäden zufügten. Dann aber — es war am 23. Juni — zing es los mit dem Sommer und er schien überhaupt kein Ende mehr nehmen zu wollen. Die Hitze dauerte saft bis zum Februar, wenn es auch da schon immerhin ein bißchen schneite; aber mindestens bis um Weihnachten herum war der Sommer stabil. Der Wein von 1741 war von so fabelhafter Qualität, daß die Flaschen in den Kellern, teils infolge der Hitze, teils infolge des hohen Alkoholgehaltes, explodierten. Der Sommer von 1926 scheint nun, so meint der alte Bauer, die Neigung zu haben, dem Sommer von 1741 ähnlich zu werden, und wir werden nach den Stürmen und dem Hochwasser bis zum Februar in die Sommerferien gehen können. Das unheilbringende Attentatsauto. Anläßlich der Wiederkehr des Tages, an dem vor zwölf Jahren in Se- cajewo der Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich- Este und seine Gemahlin durch Bombenwürfe ermordet wurden (28. Juni 1914) — ein Attentat, das den furcht barsten aller Kriege zur Folge hatte —, schildern jugo slawische Blätter die spätere Geschichte des Autos, gegen das die Bombenwürfe der Mörder gerichtet wurden. Der cotlackierte sechssitzige Wagen, der dem General Potiorek, dem früheren Statthalter von Bosnien und der Herze gowina, gehört hatte, sollte unmittelbar nach dem Atten tat nach Wien geschickt werden, aber da dort niemand etwas von der „traurigen Erinnerung" wissen wollte, blieb er in Bosnien. Seither hat das Auto jedem, der es bestiegen oder in irgendeiner anderen Weise benutzt hat, Unheil gebracht, und die Bauern in Bosnien bezeichnen es als ein „verhextes Auto" mit dem „bösen Blick" und bekreuzigen sich, wenn sie es fahren sehen. Das Auto ist nach dem Kriege durch viele Hände gegangen und hat mehrere Male den Besitzer gewechselt. Für alle Besitzer gab es Zusammenstöße oder sonstige Unfälle, wenn sie in dem Wagen faßen, und einer ist mit dein Kraftwagen umgestürzt und vollständig zerdrückt worden. Jetzt be fördert das Attentatsauto zwischen zwei bosnischen Orten Postpakete, weil sich kein Mensch mehr Hineinsetzen will. Das verhängnisvolle Lotterielos. (Augenblicksbilder vom Kaufmannsgericht.) Da war also ein Reisender, der eine gute Stellung hatte und der im übrigen bei dem weiblichen Personal seiner. Firma Hahn im Korbe war. Es ging ihm mithin recht gut, bis er eines Tages auf die Idee kam, sich ein Lotterielos zu kaufen. Dieses Los sollte sein Un- glück werden — weil es ihm einen ansehnlichen Gewinn brachte. Hütte er nämlich nichts gewonnen, dann . . . . säße er heute noch bei der Firma A. in Stellung und —- doch zeichnen wir die Verhandlung auf. „Herr B. verlangt 600 Mark Gehalt, weil er zu Un recht fristlos entlassen worden sei — wollen Sie sich bitte dazu äußern?" „Ich verstehe nicht recht, wie Herr B. überhaupt das Kaufmannsgericht bemühen kann. Ich habe ihn fristlos entlassen müssen, weil ich mein Privatkontor nicht gut zur — Veranstaltung opulenter Diners hergeben kann." „Was haben Sie dazu zu sagen, Herr B.?" „Na, von opulenten Diners kann Wohl nicht die Rede sein. Die Sache war einfach die: Ich hatte mir eines TageS ein Lotterielos gekauft. Das Los war mit 500 Mark her- ausgekommen. Na — da habe ich halt mit einigen Kol leginnen eine kleine Fidelitas veranstaltet. Wir haben etwas Kuchen mit Schlagsahne gegessen und eine Flasche Wein getrunken." „Merkwürdig, daß der „Kuchen mit Schlagsahne und die eine Flasche Wein" — 125 Mark ausgemacht haben" — meinte der Chef. „Woher wollen Sie denn das wissen? Das stimmt doch gar nicht." „Mit Ihnen rede ich nicht — hier, meine Herre« Richter, die Rechnung." Der Vorsitzende liest sie und — schmunzelt. Er reicht sie den Beisitzern weiter ... die das gleiche tun. Der, Reisende, sichtlich überascht, verliert etwas seine Sicher-, heit. Jedoch er hat sich schnell gefaßt und meint: „Gott — die Rechnung will doch gar nichts besagen." „Nun, zum mindesten," meinte der Vorsitzende, „besagt sie, daß Geflügel, gemischte Platte, 3 Flaschen Sekt und 6 Flaschen Wein — nm nur einige Posten dieser Rechnung herauszuheben — doch . . . etwas anderes ist als Kuchen mit Schlagsahne. Im übrigen aber haben Sie recht, es kommt nicht auf die Menge und Art der verzehrten Ge richte an, sondern auf den Tatbestand als solchen. Und den geben Sie doch Wohl zn?" „Ja, gewiß, aber deswegen gleich fristlose Ent lassung?" „Angestellte, die sich so betragen, kamt ich in meinem Geschäft nicht gebrauchen." „Na, Herr A., ob Sie den Bogen nicht doch ein wenig zu straff gespannt haben? Gewiß, Sie haben im Prinzip- recht. Was der Kläger getan hat, ist ganz ungehörige Aber — Sie haben uns ja bestätigt, daß seine Leistungen nichts zu wünschen übrig ließen, und daß Sie sonst über ihn nicht zu klagen gehabt hätten. Schließlich: wir sind ja doch alle Menschen. — Könnten Sie Herrn B. nicht weiterbeschäftigen?" „Bedauere — das ist ausgeschlossen — ich kann das aus prinzipiellen Gründen nicht tun, denn ich würde da mit auch meine Autorität dem übrigen Personale gegen über aufs Spiel setzen." Da der Vorsitzende Herrn A. von diesem seinem — begreiflichen — Standpunkt nicht abzubringen vermag, versuchte er wenigstens einen Vergleich zustande z« bringen. Das gelingt ihm auch: der Kläger erhält 400 Mark und ein gutes Zeugnis. Luspi.
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