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Wilsdruffer Tageblatt 2 Blatt. Nr. 122 Freitag, den 28 Mai 1926 Heimkehr. Das ist Ler liÄe Kirchturmhut, In dem Lie alten Glocken schwingen. Der Abendsonne goldne Flut Küßt alle Giebel, unL es singen Am Hang Lie beiden Duellen so Wie ehemals in Kindertagen. Ich höre nur Lie Linde klagen: Das alte Katendach aus Stroh Zerbärsten Lie scharfen WinLe; » Doch Lrinnen ist's, wie's einstens war. — UnL meiner Mutter Hand logt linde Sich auf mein sturmzerwühltes Haar. - Franz Mahlke. Das LZrieit gegen hie KrankfaSscher. Je vier Jahre Zuchthaus für Windischgrätz und Nadossy.' Unter ungeheurer Spannung wurde in Budapest das Urteil im Frankfälscherprozeß gesprochen. Die Hauptangeklagten, Prinz Wiudischgrätz und N a - ssy, erhielten jevierJahreZuchthaus,zchn Millionen Geldstrafe und d r e i I a h r e A m t s- drlust. Vier Monate und zwei Wochen Untersuchungs haft werden auf die Strafe angerechnet. Die Leiter des Kartographischen Instituts, General Hafts und Kurtz, erhielten je "ein Jahr Kerker; vier einhalb Monate Untersuchungshaft werden auch hier auf die Strafe in Anrechnung gebracht. Gerö, der Haupt- Mitarbeiter des Instituts, erhielt zwei Jahre Kerker, zwei Millionen Geldstrafe und ebenfalls drei Jahre Amtsver lust. Der Privatsekretär des Prinzen, Rada, erhielt ein Jahr sechs Monate Kerker, Schwarz und Andor sieben bezw. acht Monate Kerker. Die übrigen Beamten des Kartographischen Instituts erhielten Gefängnisstrafen d«n sechs bis zu zwei Monaten. Aufsehen erregte, daß Aaroß, der Präsident des Nationalverbandes, und -Joseph Szörtsey, der Direktor dieses Verbandes, frei gesprochen wurden, besonders bei Baroß, den der Staats anwalt in seiner Anklagerede als schwerer zu Verurteilen den qualifizier: hatte als die übrigen Mitangeklagten. In der Begründung des Urteils wird jedoch darauf'hin- tzewiesen, daß Baroß dem Prinzen von seinem Vorhaben stets abgeraten habe und dann erst Schritte unternahm, Um die Angelegenheit zu einer Einigung zu bringen. In politischen Kreisen wird das Urteil als streng und gerecht bezeichnet. Man ist der Überzeugung, daß das Urteil seinen günstigen Eindruck im Ausland nicht ver fehlen Wird. Auch in offiziellen Kreisen bezeichnet man das Urteil als befriedigend. . Botschafter Hoesch bei Briand. Der deutsche Botschafter von Hoesch hat dem Minister präsidenten Briand einen längeren Besuch abgestattet Einer amtlichen Auslassung von deutscher Seite zufolge wollte der Botschafter nach dreiwöchiger Abwesenheit von Paris die persönliche Fühlung mit dem Chef der französischen Regierung wiederaufnehmen. Die Unter haltung der beiden Staatsmänner erstreckte sich auf zahl reiche zwischen Frankreich und Deutschland schwebende Fragen, insbesondere die Fragen, die die Besetzung Rheinlands betreffen. Das deuisch,pg,j„ Haadelsabkomms«. in Lissabon hat dem Portu- glesischen Mmisterrum der Auswärtigen Angelegenheiten notifiziert, daß die deutschen gesetzgebenden Körperschaften das deutsch-portugiesische Handelsabkommen vom 20. März 1926 angenommen haben. Hiernach tritt das Handels abkommen gemäß seinem Artikel 11 am 1. Juni 1926 in Kraft. Aus I«- und Ausland .Berlin. Als Nachfolger des Staatssekretärs im Reichspost- !^Äi/r.'iim Dr. Bredow, der aus dem unmittelbaren Aeichsdlenst ausicheidet, ist der bisherige Ministerialdirektor un Relchspostministerium und Leiter des gesamten Fernsprech wesens der Deutschen Netchspost, Feyerabend, aus ersehen. Wien. Vierundzwanzig Professoren und 270 Hörer deut scher pädagogischer Institute sind hier eingetroffen, um das Wiener Schulwesen zu studieren. Budapest. Der preußische Unterrichtsminister, Professor Dr. Becker, der jetzt den Berliner Besuch des ungarischen Kultusministers, Grafen Klebelsberg, im vergangenen Herbst erwidert, ist zu mehrtägigem Aufenthalt in Budapest ein getroffen. Kopenhagen. Der Völkerbund hat das dänische Ministe rium des Äußern ersucht, dänische Offiziere zur Hilfeleistung bei der Festsetzung der Grenze zwischen der Türkei und dem Irak zu entsenden. - Moskau. Der Rat der Volkskommissare beschloß, Aus ländern eine Reihe von Erleichterungen bei der Er teilung von B a u k o u z e ssi o n e n zu gewähren, u. a. Gleichberechtigung mit Jnlandsfirmen bei der Bewerbung um ! Aufträge zur Errichtung von Wohnhäusern, Fabriken, Hafen- ! und Gemeindebauten, das Recht zur Anlage von Fabriken für l Baumaterialien, zur freien Ausnutzung erbauter Wohnhäuser s ohne Rücksicht auf die bestehenden Mietsverordnungen und l schließlich verschiedene Steuererleichterungen. I i Neues aus sller Well - Ehrenbezeugungen von Wachen des Reichshreres vor j dem Reichspräsidenten. Die Standortsvorschrift des f Neichsheeres hat in bezug auf die Ehrenbezeugungen von s Wachen vor dem Reichspräsidenten folgende Ergänzung - erfahren: „Alle Wachen mit Posten vor Gewehr, zu denen ein Tambour gehört, haben bei Ehrenbezeugungen vor dem Reichspräsidenten außerdem Marsch zu schlagen. Den Befehl hierzu erteilt der Wachthabende. Die Wache im Dienstgebäude des Reichspräsidenten erweist fernerhin Ehrenbezeugungen vor den Botschaftern und Gesandten fremder Staaten bei offiziellen Empfängen. Bei Bot schaftern wird dabei Marsch geschlagen." Schweres Kurzschlußunglück in Charlottenburg. Ein schweres Unglück, bei dem zwei Arbeiter lebensgefährlich, ein weiterer schwer verletzt wurden, ereignete sich im Elek trizitätswerk Charlottenburg. Plötzlich schossen an einer 3000-Volt-Sammelschiene gewaltige Stichflammen hervor, die die daran beschäftigten Arbeiter schwer verbrannten. Einer der verunglückten Arbeiter war erst eine Stunde zuvor eingestellt; wenige Stunden vorher war seine Frau von einem Kinde entbunden worden. Mit dem Motorrad gegen die Lokomotive. Auf dei von Reichenbach in der Oberrausitz kommenden Chaussee fuhr der 25jährige, Kaufmann Träger mit seinem Motor rade, auf dessen Soziussitz sein Bruder saß, in voller Fahrt gegen die Maschine eines Zuges. Die beiden jungen Leute wurden von den Trittbrettern des ersten Personen wagens erfaßt und mitgerissen. Der Soziusfahrer brach das Genick und war sofort tot. Der Bruder kam mil einem Beinbruch und schweren Quetschungen davon. Finanzieller Zusammenbruch einer Stadt. Die Stad! i Glashütte in Sachsen, berühmt durch ihre Uhren- industrie, ist finanziell vollkommen zusammengebrochen. Die Bestrebungen der Gemeinde, vom Ministerium und > vom Giroverband Sächsischer Gemeinden Hilse zur Ab- ; Wendung der äußersten Not zu erhalten, sind fehlgeschlagen. Die Beisetzung der Todesopfer der Explosion bei Hasloch. Die Todesopfer der Explosion bei Hasloch sind in den verschiedenen Orten ihrer Heimat unter allge meiner Beteiligung der Bevölkerung zur letzten Ruhe be stattet worden. An den Gräbern wurden im Auftrage der Reichsregierung, der bayerischen Regierung, des Baye rischen Landtages, der Negierung voll Unterfranken so wie von den Gemeindeverbänden Kranzspenden mit ent sprechenden Widmungen niedergelegt. Das Programm für die Lübecker 708-Jahr-Feier. In Lübeck rüstet man mit Macht zu der 700-Jahr-Feier, die vom 3. bis 6. Juni dauern wird. Man erwartet den - Reichskanzler Dr. Marx, die Reichsbehörden, die Landes-. ! regierungen und viele Vertreter aus dem Reich. Ferner s haben die Gesandten aller nordischen Staaten in Berlin, l darunter der russische Botschafter Krestinski, zugesagt. Der l Hauptfesttag ist der 4. Juni. Den Hauptanziehungspunkt - wird ein Festzug großen Ausmaßes bilden, der am Sonn- z tag mittag durch die Straßen zieht. Feuer auf der städtischen Nheiufähre in Hamborn, j In Hamborn entstand auf der städtischen Rheinboot- > fahre Feuer. Aus der Vrennstoffleitung zum Motor schlugen plötzlich Flammen, die die Kleider des Boots führers sowie Teile des Motorbootes in Brand setzten. Unter den etwa 45 Insassen des Bootes entstand eine un beschreibliche Panik. Es wäre ein großes Unglück entstan den, wenn nicht in unmittelbarer Nähe des brennenden Bootes ein Dampfer der Firma Thyssen gelegen hätte, der i sofort zur Rettung herbeieilte und dem es gelang, alle Jn- fassen zu bergen. Mehrere Fahrgäste haben schwere Brandverlötzungen davongetragsn. Das Boot, das völlig ausbrannte, konnte von einem Dampfboot in den Hafen gebracht werden. ft Vier Kinder verbrannt. In Oudeharke bei Heere- noveen (Friesland) geriet in der Nacht das Haus eines Arbeiters aus ungeklärter Ursache in Brand. Während die Eltern und vier Kinder sich mit Mühe retten konnten, kamen vier Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren, welche im oberen Stockwerk schliefen, in den Flammen um. Ihre Leichen wurden in völlig verkohltem Zustand aus den Trümmern geborgen. Das Ende der „Norge". Amundsens Luftschiff - „Norge" ist jetzt in Amerika zum Verkauf angeboten wor- f den. Es wird bei dieser Gelegenheit bekannt, wie starl das Schiff bei der Landung beschädigt worden ist. Man ; hofft, für das Luftschiff, das ursprünglich eine Million - gekostet hat, im besten Falle 100 000 Mark zu bekommen. Mißlungener Postrauh auf einem Amerikadampfer. Auf dem amerikanischen Dämpfer „George Washington" ; wurde auf der letzten Fahrt Newyork—Bremerhaven die f Seepost beraubt. Der Verdacht fiel auf einen gewissen f Rosenberg, der aus Riga stammt und ein international l gesuchter Schwerverbrecher ist. Rosenberg war jedoch zü- ! nächst nicht aufzufinden. Ms der Dampfer in Bremex- ' Haven ankam, wurde das Schiff durchsucht und es gelang einem Maschinisten, den Rosenberg im Heizraum aufzu- stöberu und ihn festzunehmen. Gleichzeitig wurde ein - Matrose, der der Mittäterschaft verdächtig ist, festge- i nommen. Ailf Ersuchen des amerikanischen Konsulates wurden die beiden Verbrecher ünter Bewachung auf den „George Washington" zurückgebracht. Bunte Tageschronik. Berlin. Gerhart Hauptmann hat in einem ausführ lichen Schreiben an den Kultusminister seine Berufung in di« Dichtcrsektion der Akademie der Künste abaelebnt. mangoon. Gin schwerer Wirbelsturm hat Akyav hcimgefucht. Viele Personen sollen ums Leben gekommen sein. Das Gerichtsgcbäude und die meisten Regicrungsämtcr wur den zerstört. Die telegraphischen Verbindungen sind unter brochen. Melbourne. Bei dem Zusammenstoß zweier elek- j irischer Züge bei Caulfield wurde eine Person getötet. 22 > Reisende wurden verwundet, darunter mehrere schwer. KuiLsker-prozeß. 11 Millionen Verlust der Staatsbank — Kutisker zusammengebrochen. 8 Berlin, 27. Mai. Im Kutisker-Prozeß gab im Verlaufe seines Gutachtens der Sachverständige Lachmann einen Überblick über das Anwachsen der Schulden Kutiskers bei der Staatsbank und Vie ihnen gegenübcrstehende jeweilige Nominaldeckung. Am 14. Oktober 1924, also am Ende der Geschäftsverbindung zwi schen Staatsbank und Kutisker, waren die Gesamtschulden auf 14,26 Millionen Mark augewachsen, denen eine Nominal- veckung Von 11,9 Millionen Mark gegenüberstand. Auf Ver anlassung des Verteidigers R.-A. Dr. Nttbcll äußerte sich der Sachverständige Werther, der Direktor der „Jndag", der dw Staatsbank die Realisierung der Forderung gegen Kutisker übertragen hatte, über die Verluste der Staatsbank bei diesem Geschäft. Von der Gesamtforderung seien nur 3,5 Millionen einzutreiben gewesen, so daß der Staatsbank ein dauernder Verlust von 11 Millionen Mark erwachse. Als Kutisker nach der Verhandlung aus den Korridor hinansgcgangcn war und sich dort aus eine Bank gesetzt hatte, erlitt er einen äußerst schweren krampfhaften Anfall. Sein ganzer Körver wurde von Zuckungen erschüttert, so daß die Ärzte und feine Angehörigen hinzufpringen und ihn auf der Bank festhalten mußten, weil er beinahe heruntergestürzt wäre. Es wurde ihm fofort eine Kampfereinspritzung verabreicht und Umschläge gemacht. Jedoch war der Anfall derart schwerer Natur, daß Kutisker sich nicht wieder erholte. Es mutzte des halb ein Krankenwagen bestellt werden, der Kutisker nach der Charitö brachte. Kurz vor dem Zusammenbruch waren ziemlich schwer« Belastungen Kutiskers erfolgt, die sich auf die gefälschten Tele gramme und auf eine mysteriöse Unterschrift unter einen Ver tragsentwurf mit Kutiskers amerikanischem Vetter Kutinskt bezogen. Mevorg. 87 Noman von Fr. Lehne. Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzenlrale E Ackermann. Stuttgart. »Das glaube ich gerni Mir hat es Eugenie Nichlhofen erzählt; mau hat ihn häufig mit ihr gesehen." Da war das Unheil da, das Ingeborg geahnt! Valerie ft Plettenbach wußte, daß sie die Schauspielerin Noland war; sie hatte sie also erkannt, damit aber klug zurückgehalten, bis Dietrich abgereist war. Ein verächtliches Hucken ihres Mundes zeigte, wie sie über Valerie dachte, deren kalte, glitzernde Augen sich hämisch auf sie richteten, als sie sort- fuhr: „Ich erzähle Dir das nur, beste Tante, weil Du Dir jetzt eine Vorstellung von der großen Künstlerin und aner kannten Schönheit machen kannst. Sie haben es doch 1 auch gehört, nicht wahr, Fräulein Ellguth?" „Bitte, erkläre Dich deutlicher, Valerie, ich verstehe Dich nicht recht", sagte die Baronin, etwas befremdet durch ' die Worte der Nichte. „Denke, Tantchen, dieser merkwürdige Zufall: Fräu- lein Roland sieht genau wie Fräulein Ellguth aus, sie gleicht ihr wie ein Ei dem andern." „Das ist in der Tat ein seltsames Spiel des Zufalls", entgegnete Frau von Steineck, Inge aufmerksam betrach tend. „Ich kann mir unmöglich denken, daß Theaterdamen so schlicht und bescheiden aussehen; das soll ein Kompli- ment für Sie sein, liebes Fräulein", fügte sie freundlich > hinzu. Ehe Ingeborg etwas erwidern konnte, sprach Valerie hastig weiter: „Und doch, Tantchen, es ist so. Du mußt diese beiden Damen für eine halten, nur mit dem Unter- schied, daß Fräulein Roland sehr eleguft und Fräulein Ellguth sehr einfach ist, je nachdem die Nolle es verlangt, die sie darzustellen hat." „Ich begreife Dich wirklich nicht, Valerie", meinte Frau , von Steineck kopfschüttelnd. „Aber ich verstehe Komtesse Plettenbach sehr gut", sagte Inge ruhig und erhob sich; sie war sehr blaß geworden. „Darf ich Frau Baronin sofort um eine Unterredung unter vier Augen bitten?" , „Wahrscheinlich will Dir Fräulein Ellguth sagen, daß sie selbst besagtes Fräulein Noland ist", rief Pylerw schrill auflachend. „Nicht wahr, das beabsichtigen Sie doch?" „Allerdings ist das nieine Absicht!" versetzte Ingeborg kalt. Verständnislos blickte Frau von Steineck von einem zum anderen, und da wiederholte Valerie jedes Wort be tonend: „Tie Dame, die Eure Gastfreundschaft unter dem Namen Ellguth genießt, ist niemand anderes als die -Schauspielerin Rolano." Voller Schadenfreude sah sie dabei auf Ingeborg. Das Gesicht oer Baronin erstarrte förmlich in Kälte und Hochmut, jetzt hatte sie begriffen — nur zu gut! „Können Sie die Behauptung der Komtesfe Pletten bach widerlegen, mein Fräulein?" „Ich heiße Ingeborg Ellguth; mein Bühnenname ist Roland; ich bin Schauspielerin. Darf ich meine Litte von vorhin wiederholen, Frau Baronin?" Jeder Zoll war jetzt Ablehnung an der Baronin. „Ich weiß nicht, was Sie nur zu sagen haben. Vor Komtesse Plettenbach habe ich keine Geheimnisse." „Frau Baronin, es ist nicht meine Angelegenheit allein, sondern ebensogut oie Ihres Herrn Sohnes." Da erhob sich die Baronin. „Ich bitte", und zu Va lerie gewandt. „Tu hast wohl die Güte, liebes Kind, mich hier zu erwarten? — In längstens fünf Minuten bin ich wieder bei Dir!" Ingeborg erblaßte tick bei diesen Worten. Dietrichs Mutter konnte wirklich vernichtend sein, doch hoch erhobe nen Hauptes, ohne Valerie, die triumphiernd in ihr Ge sicht sah, eines Blickes zu würdigen, folgte sie der voran schreitenden Baronin in den gelben Salon. „Ich erwarte Ihr Aufklärung, mein Fräulein", be gann diese, nachdem sie Platz genommen. „Vor allein, Frau Baronin, möchte ich Sie um Ver zeihung bitten." Abwehrend hob die Angeredete die Hand. „Ersparen Sie sich das! Für Ihre Handlungsweise gibt es keine Entschuldigung!" Inges zartes Gesicht särbte sich dunkelrot. „Sie erlauben, daß ich widerspreche! Es gibt elne Ent- schuldigung für mich, und die wird Ihnen Ihr Herr Sohn für mich geben!" „Ich bitte, mein Fräulein, doch meinen Sohn aus dem Spiel zu lassen. Ich weiß in der Tat nicht, was er damit . zu tun hat." Sie war sich ihrer Behauptung doch nicht sicher und ihr bangte vor dem, was sie in der nächsten Mi nute hören würde. „Ihrer gütigen Einladung nach hier wollte ich nicht folgen, doch Dietrich drängte mich oazu in dem Wunsche, daß Sie mich kennen lernen sollten." „Ihre Absicht ist Ihnen glänzend gelungen; ich habe Sie kennen gelernt, grünolich", unterbrach sie Ingeborg, „mit welcher Berechtigung aber " „Mit oem Recht unserer Liebe", entgegnete das junge Mädchen ruhig, dann bat es in rührenden Tönen: „Frau Baronin, wenn Sie mich anhören wollten! Ich selbst bin; ja tief unglücklich durch die Umstände. Dars ich Ihnen denn nicht sagen, was Dietrich bewogen hat, seine Be kanntschaft mit mir, sowie meinen Beruf noch nicht zu offenbaren?" Ein kurzes Neigen des Kopfes bedeutete ihr zu reden. . Frau von Steineck war innerlich aufgeregt wie wohl noch nie. Sie mußte ihre ganze Willenskraft aufbieten, sich zu beherrschen. tNachdruck verboten.!