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Wilsdruffer Tageblatt euthält die amtlichen Bekanntmachungen der Vmtshauptmannschast Meißen, des Amtsgericht« nnd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharaudt, Finanzamts Stoffe». Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, A»» Tasrdlatt- erscheint iSzlich nach«, s Uhr sSr de» Ta«. Bezu,spreis: Bei Abholung in der DeschSstsstelle und den Aur^ndestelleu LMK. in» Monat, bei Zustellung »nrch di« Bote» r,30 W!l., bei Postdestellnug 4 Wb. zu,»glich «dtrag« . gebühr. Einzelnummern L«f,. «ll.Post-°st°lt°n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-stb»»-»unLu»s-r°Au» M»er »nd «eschäsirstellen — U 2—2 nehmen ,n jeder Zeit B«. GeLnngca entgegen. I» Falle HSHerer Bemalt, Krieg »der sonstiger B-triebestSrnugen besteht kein Anspruch auf Lteferung «r Leitung »d«r Kirzung de» Bezug,preise». — Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Port» beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzrigeuxrei»: die bg-spaltene Rnumzeile ro D-ldpf-unig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bcuanntmachungeu 40 »old- Pfennig, die 3 gespaltene Aeklamezeile im »ertlichen Teile Ivo Boldpsennig. Rachweisnng»gtdLhr M Boldpsennig. Dnr. geschriebene Erscheinung»- , tage und Platzooftchrist« werden nach WSglichLeii Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig,. Anzeige» annahme bi» vorn». 4l> Uhr — — Für di« Richtigkeit per durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Barantic. Jeder Radatianspruch erlisch», wenn der Betrag durch Klage cingezogen werdenwuh,der der Auftraggeberin Kontur» gerät. Anzeigen nehmen alle Derrn,rtlitn,»stellen entgegen. Nr 123 — 85.Istzr8krrs Telegr.-Adr.: .Amtsblatt- WilSdruff-Dresde« Postscheck: Dresden 2S1V Sonnabend,29 Mai 1826 Mandeklvft und Wanderleid. Hinaus in die Ferne... — DerrollendeTod, Stahlhelm und Moskowiter. . Das Wandern ist nicht nur, wie es in dem bekannten Volksliede heißt, des Müllers Lust. Wer heute es irgend- wie mit seinen Amts- und Berufspflichten vereinigen kann, der spannt aus, der besinnt sich nicht viel, packt Rucksack und Rcisckoffer, um, solange sein zumeist recht knapper Geldbeutel es erlaubt, sich die Welt einmal unbe lastet von Alltagssorgen und Alltagsgeschäften geruhig an zuschauen. Er kann sich, wenn er zu den oberen Zehn- tausend gehört, in ein bequemes Tourenauto setzen und ganz nach Lust und Laune über Land fahren, soweit sein Herz ihn lockt. Oder er kann nachts um zwei Uhr im Mittelpunkt Deutschlands, etwa in Berlin, ein Flug zeug besteigen und, noch ehe die Sonne untergeht, den Boden Rußlands in Moskau betreten. Oder er kann, wenn der europäische Westen für ihn mehr Anziehungskraft be sitzt, aus deni gleichen gedankenschnellen Wege über Han nover nach London oder über Köln nach Paris fliegen — alles unbegrenzte Möglichkeiten, die heute, im Zeitalter des Verkehrs, wahrhaftig nicht mehr auf Amerika be schränkt sind. * Wer denkt noch, wenn er erst einmal auf den Geschmack gekommen ist, bei diesem neuesten und wundervollsten Neisevehikel an die Gefahren, die mit ihm verbunden sind? Wir haben es eben wieder bei dem grausigen Ab schluß des Münchener Pfingsttrubels trau ernd erlebt, wie im letzten Augenblick, unmittelbar vor dem Einlaufen in den sicheren Hafen, irgendein blöder Zu- M-ein außerhalb der menschlichen Berechnung liegendes und jener Hilfskraft im Räderwerk des >"r Tag soasi qleichmäßig abrollcnden Verkehrs erschütterndes Unheil über Dutzende von Menschen zu bringen vermag, die gewiß, als sie die Reise antraten, aN alles andere eher als au die Möglichkeit von solchen Kata strophen dachten. Nun wurde eine ganze Großstadt in tiefe Trauer versenkt — aber der Verkehr hastet weiter, es gibt keinen Stillstand, darf auch keinen geben — und wenn wir uns vergegenwärtigen, daß heute die Zahl der Luftpassagiere sich schon täglich nach Hunderten berechnet, so läßt sich mit Sicherheit der Zeitpunkt voraussehen, wo der Müller, der auf die Wanderschaft gehen will, mit der aleichen heiteren Ruhe und Selbstverständlichkeit die Luft- 'leine oder die große, besteigt, wie er heute trotz bahn mv"-f?o"^Unsälle seinen werten Korpus der Esten- Wenn er nicht gar Schusters Rappen vorzieht — wle wir das in diesen Tagen von der S t a h l h e l m k u n d - gebung in Düsseldorf gehört haben, zu der ans Ost preußen eine junge Baucrnschar zu Pferds und aus Mitteldeutschland einige zwanzig Industriearbeiter zu Fuß hingepilgert sind, um den solange besetzt gewesenen Brüdern am Rhein ihre Grüße zu bringen. Auch das Seitenstück dazu von der Berliner Pfingsttagung der, Roten Frontkämpfer soll nicht vergessen werden/ viel" dafür vorgesehenen Sonderzüge durch Lastkraftwagen aus dem ganzen Reich, weil unter Oeser, dem GenerMgewaltigeu unserer Reichsbahn, den Herr schaften d.e stmhrt doch zu teuer zu stehen gekommen wäre. Rach weiteren Vergleichspunkten aber zwischen den Schwarz-Weiß-Roten am Rhein und den Roten in der Neichshauptstadt wird man allerdings vergeblich suchen. Dort eine legale Gemeinschaft nationalen Wollens, getrie ben von der Begeisterung für die Befreiung der immer noch besetzten, der geräumten 1. Zone an Uinfang wie an Menschenzahl unendlich überlegenen Gebiete und voll Empfinden für Regungen, die das deutsche Volk wieder Einigen und stärken könnten, inmitten der schweren ^chicksalsprüfnngen, die es zu bestehen hat, — hier bei den Roten eine Truppe, die auf Moskauer Geheiß bereit kst, loszuschlagen und Deutschland dem kommunistischen „Ideal" näherzubringen. Die Kommunisten tun sich etwas darauf zugute, daß bei ihnen alles ruhig geblieben 'st, und nicht einmal das blutige Nachspiel der Neuköllner, Straßenkämpse bringt sie der Öffentlichkeit gegenüber in. Verlegenheit; die Hauptsache ist bei ihnen, daß die Werbe trommel kräftig gerührt wird. Der S t a h l h e l m t a g, kn Düsseldorf hat die Öffentlichkeit ungleich weniger iik Anspruch genommen. Seine Bedeutung kann deswegen, den Vergleich mit jeder Pfingstveranstaltung dieses Jahres' sehr gut aushalten. Sie war der erste Vorstoß des organi-' sierten Wehraedankens an dem wieder frei gewordenen Rhein — als solcher nach den langen Jahren drückender Fremdherrschaft, schamloser Ausbeutung einer entmachte ten Bevölkerung eine verständliche Erscheinung. Jeden- mlls, wenn es sich vor die Wahl gestellt sieht zwischen Askowitischcm Not auf der einen und der vaterländischen Aagge auf der anderen Seite, wird das Herz des deut- »s Volkes gewiß keinen Augenblick im Zweifel sein, wo es sich hinzuwenden hat. Dr. Sy. VerMsW!>« MW» WenW. Aaliomenmg des KMenverbrauchs in England. Die Folgen des andauernden Bergarbeiterstreiks. Dem Nus zur Beendigung des Generalstreiks in Eng land sind die Bergarbeiter bekanntlich nicht gefolgt. Wäh rend alle anderen Arbeiter ihre Tätigkeit wieder auf- nahmen, verharren die englischen Bergarbeiter weiter im Streik. Die englische Regierung hat wiederholt Vermitt lungsaktionen unternommen, ja sie hat sich sogar bereit erklärt, weiter für eine kurze Zeit den Vergwerksbesitzern zur Bezahlung der ungekürzten Lohngelder staatliche Unterstützung zu gewähren. Alle Einigungsverhandlun gen sind aber bisher gescheitert, so daß der Streik im eng lischen Bergbau mit voller Kraft weiter durchgeführt wird. Dieser Streik, der nun schon mehrere Wochen andauert, hat für das englische Wirtschaftsleben bereits ernste Folgen nach sich gezogen. Es beginnt sich ein Man gel an Kohlen sehr fühlbar zu machen, so daß die eng lische Regierung sich genötigt gesehen hat, für das ganze Land eine Rationierung der Kohlenvorrät« vorzunehmen. 1« Zähre nach der SkagerraWacht 31. Mai 1916. Seit vielen, vielen Tausenden von Jahren brausen die Stürme über den grauen Wogen der Nordsee, strahl! die Sonne auf die weiten Wasser — doch so furchtbar, so gewaltig wie am 31. Mai 1916, vor zehn Jahren, krachten noch niemals die Donner über den Wellen, zuckten die Blitze, prasselte ein Eisensturm daher. Die Seeschlacht am Skagerrak! Dort, wo sich die Wasser der Ostsee mit denen der Nordsee vermahlen, stand zum erstenmal in der Ge schichte eine gewaltige deutsche Flotte mit deu Engländern im Llampf und siegte trotz der vierfachen Überlegenheit des Gegners. Uber dreimal so groß als die unseren waren die Verluste des Gegners, wie schaurige Fackeln brannten in der Nacht seine vergeblich anrennenden Tor pedobootszerstörer. Aber das Ziel, die deutsche Flotte, die „Ratten, die man ausräuchern werde", gänzlich zu vernichten, war in das Gegenteil umgeschlagen. rzap zwei Jayre hatte es gedauert, ehe die große Seeschlacht kam; nicht an der deutschen Flotte lag die Schuld hieran. Und als der Gegner die Gelegenheit für gekommen glaubte — er war über das Auslaufen und das Ziel der deutschen Schiffe leider nur zu gut unter richtet —, da gelang es der deutschen Führung unter Admiral Hippels Befehl, im Kreuzergefecht einer raschen Sieg zu erringen, drei englische Panzerkremer zu vernichten. Bei der Verfolgung stößt Hivvel auf das -von jcniav vars icve Familie nur nory L« Pnmo, Kohlen per Woche erhalten. Die Kohlen müssen auch von dem bezugsberechtigten Käufer selbst abgeholt werden.' Mir den Bezug größerer Quantitäten ist die Zustimmung der Behörden von Fall zu Fall nötig. Den Fabrikbe- tr»ebcn wird jeweils die Hülste ihres bisherigen Dnrch- Ichmttsverürauchs zugestanden. Die Straßenbeleuchtung wird nur noch in einem sogenannten Sicherheitsmini mum erhalten. Ferner sind alle Lichtreklamen untersagt. Gegen Nichtbeachtung der erlassenen Vorschriften sind scharfe Strafen angedroht. Die F i s ch e r e i s l o t t e von Narmouth hat ein letztes Quantum von Kohlen zugeteilt erhalten, um die Schisse in die Lage zu versetzen, sich zum Bezug von Buulcrkohle in den holländischen Hafen von Jjmni-den zu begeben. Die staatliche Railway hat den Bootsdienst zwischen Folkestone und Boulogne und um gekehrt bis auf weiteres eingestellt. ' j Wie es heißt, finden hinter den Kulissen weiter Eini-' gungsverhandlungen statt. Die liberalen Blätter, wie die. „Daily News" und insbesondere das Blatt Lloyd Georges/ greifen Baldwin heftig wegen seiner Haltung in den letzten Wochen an. Diese sei gleichbedeutend mit einer still-' schweigenden Unterstützung der Bergwerksbesitzer; die Bergarbeiter hätten um so mehr zu leiden, ja länger dis Aussperrung dauere. feindliche Gros, aber bald sind auch die deutschen Linien schiffe heran und die große Seeschlacht hebt an. Von allen Seiten hageln die 38-Zentimeter-Granaten auf die deut schen Geschwader, aber überlegene Führung, überlegene Feuerleitung wie Munition und Material ermöglichen einen zweimaligen Durchbruch. Wieder werden vier englische Panzerkreuzer vernichtet. Und plötzlich flattert am Mast des Flaggschiffes des Admirals Scheer der blut rote Stander „2", also: „Torpedoboote heran an den Feind!" Wie eine Meute preschen die schwarzen Gesellen heran und schaffen Luft. Der euglische Admiral Jel- licoe vermag aber die Masse seiuer Schiffe nicht zu meistern, zumal sich seine Verluste mehren. Und zum zweiteumal macht die deutsche Flotte kehrt, entschlossen, das Schlachtfeld nicht zu räumen, solange noch die Sonne nicht unter den Horizont gesunken ist. Noch einmal stoßen unter dem Feuerschutz der angreifen- dcn Linienschiffe die Torpedobootflottillen auf den Feind — doch dieser dreht ab. Verschwindet im Dupkel. Die deutsche Flotte hat keinen Feind mehr in Sicht. Englischs Torpedobootsangriffe bleiben so gut wie erfolglos, noch ein Panzerkreuzer, der ahnungslos auf die Deutschen stößt, ist in drei Minuten vernichtet. Und als der frühe Morgen tagt, ist die englische Flotte unsichtbar, wie sich hsrausstellte, in drei verschiedene Gruppen auseinander geraten. 2500 deutschen Seeleuten singt die Nordsee, die Mord see, ein ewiges Schlummerlied. Sie sanken im Sieg und in ewigen Ruhm. Unsere Flotte ist nicht mehr. Aber wenn die Stürme daherbrausen über die grauen schäu menden Wogen der Nordsee, dann klingt wie ein gewal tiger Orgelton das Lied von dem großen deutschen See sieg am Skagerrak. D. Pr, GLlSffaufieiUmg Polens? Diesepa r ati st ischeBe Wegungin West polen. Polen steht, obgleich der Bürgerkrieg zwischen Posen und Warschau vermieden werden konnte, vor weiteren schweren iuucrpolitischcn Gefahren. Die separatistische Bewegung im ehemaligen preußischen Teilgebiet Polens nimmt bedenklich zu. Nicht allein in der Provinz Posen, ' sondern auch in der Provinz Pommerellcu, schreibt das in Thorn erscheinende Blatt „Slovo Pomorskie", sei die s rp a r a L i st i s ch e L o s u n g seit einigen Tagen auf den Lippen aller Leute, die guten Willens sind und denen das Wohl des Polnischen Staates und die Zugehörigkeit der Westprovinzen zu Polen am Herzen liegt. Der Zeitpunkt der Attentate ans Polen, der mit dem Kommu- n i S m u s oder Bolschewismus oder gar mit einer neue» Teilung Polens endigt, wird bald kommen. Des halb müßte nmn die Westproviuzen vor dem Umsturz schützen, und zwar wenigstens für eins Generation. Das Blatt strebt die Selbstverwaltung an und verlangt für die Westprovinzen eine eigene Administration und eigene F i n a n z v c r w a l 1 u n g. Es wäre dies, nach dem Führer der Rationaldemo- lratcu, Dmowski, die beste Gelegenheit, dem Streben Deutschlands nach Intervention bei den vielen Regie rungskrisen Warschaus vorzubeugen. Es müßte ein s e l b st ä u d i g e r L a n d t a g in Posen gebildet werden. Der Posener Landtag hätte ein eigenes Budget auf Grund der in den Westprovinzen gezahlten Stenern. Es würde einen Administrationsrat, eigenes Militär, eigene Mi nister, die im Warschauer Ministerrat Sitz und Stimme hätten, haben. Auch die Hauptorgane der pommerellischrn christlichen Demokraten setzen sich ganz entfchieden krtr die