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Wilsdruffer Tageblatt 2 Blatt. Nr. 112 Sonnabend, 15. Mat1S26 Und Frauen tun uns not. Von Reinhold Braun. Und Frauen tun uns not, die tief im Wesen stehen Der schönen, reinen, deuschcn Fraulichkeit. Die wie die Königinnen gehen Fern dem Getändel und dem niedern -Streit! Und Frauen tun uns not, die ganz von innen strömen Der wahren Liebe Wunderbarlichkeit, Die selig-mütterlich ans Herze nehmen Das fremde Sehnen und das fremde Leid. Und Frauen tun uns not, die wieder beten Und reich an Glauben und Vertrauen find; Die mit uns kämpfen in den bitter» Nöten Und doch sich freuen können wie ein Kind! Und Frauen tun uns not, die tief um Deutschland brennen Und eins sich fühlen mit dem fernsten Gau, Die deutsches Wesen bis zum Grund erkennen Und stolz sich nennen: „deutsche Frau!" Der Griff. 2. Cor. 3, 6: Ter Geist macht lebendig. Am 16. Mai vor hundertzwanzig Jahren ist Eber» hard von Rochow gestorben. Wer war das? Er er zählt es selbst: „In bitteren Gram versenkt über die schrecklichen Folgen der Dummheit und Unwissenheit faß lch einstmals an meinem Schreibtisch und zeichnete einen Löwen, der in ein Netz verwickelt daliegt. So, dachte rch, liegt auch die edle, kräftige Gottesgabe Vernunft, die doch jeder Mensch hat, in einem Gewebe von Vorurteilen und Unsinn derart verstrickt, daß sie ihre Kraft sowenig wie vier der Löwe die seinige brauchen kann. Ach, wenn doch eine Maus wäre, die einige Maschen dieses Netzes zer nagte, vielleicht würde dann dieser Löwe seine Kraft äußern und sich losmachen können! Und nun zeichnete ich gleichfalls, als Gedankenspiel, auch die Maus hin, die scbo» einige Maschen des Netzes, worin der Löwe veri Eckelt liegt, zernagt hat. Wie ein Blitzstrahl fuhr mir «er Gedanke durch die Seele: Wie, wenn du diese Maus Würdest ... Ja, ich will die Maus sein! Gott helfe mir!" Er schuf Schulen und schrieb Bücher über den Schul unterricht und half so mit zur Erlösung seiner Zeit aus Dumpfheit und Niedrigkeit. Vom Geist getrie ben arbeitete er für den Geist. Es ist die Psingstge- schichte im kleinen, die Geschichte Rochows an seinem Schreibtisch. Der Geist macht lebendig. Er öffnet die Augen, er schärft das Gewissen, er treibt zur Tat, er segnet die Tat. Wir gehen auf Pfingsten zu. Laßt uns bitten zur Vorbereitung: Komm, dn Geist des Lebens, mach' auch uns lebendig! k. H. P. Ingeborg. >8 > Noma» von Fr. Lehne. ' Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzenirale C. Ackermann, Stuttgart. Es nun nichts, wodurch diese beiden Menschen, E M so nach einander sehnten, sich näher, kamen! L ^."in von Franzius Pflegte am letzten Tage oe^ Jahres einige wenige Personen, die sie besonders gern ä? ° 0^ zu sehen, denen die Einladung dazu auch als Auszeichnung galt. Bevor Dietrich Steineck auf Weihnachtsurlaub ging, «— rLr Ä-ff wA m» chr-r Md dl-I- H-Mch-Mn ,u Tage reichlich! — .Ach Kmsknze km,,» ratssähige Tochter; ist sie denn noch nicht verlobt? Ich meine, einmal davon gehört zu haben?" „Den Wunsch und die Absicht hat man WM dazu", lächelte Dietz ein wenig, »doch bisher ist es immer noch beim guten Willen geblieben. Valerie ist allerdings ein ^bsches Mädchen, mir aber wegen ihres kalten, berech nenden Wesens wenh sympathisch. Daher bin ich den wehr oder weniger zarten Andeutungen stets sehr diplo- wat'sch ausgewichen. Man hat nämlich Valerie und Mich mr einander bestimmt!" . »Siel siehl Dacht' ich es mir kcch beinah'! Nun. Kon- 'tanze Plettenbach hat stets gut zu rechnen verstanden. »Diese Rechnung wird aber doch nicht so glatt aus- chehen, denn der eine Hauptfaktor versagt! Ich schätze meine Deutscher Reichstag. 08. Berlin, 14. Mai. . Liiüc eröffnete die SUunm und verlas die amt ¬ lichen Mlttettnnacn von dem RüütrittdesRetchskabi- uctts. kUs er erwähnte, daß Reichswehrminister Dr. fifcßlcr vorlanng die Geschäfte des Reichskanzlers führe, ent stand bei den Kommunisten Unruhe. Sie riefen: „Eine feine Nummer!" Der Präsident rügte den Zwischenruf. Auf der Rechten ertönte der Ruk: Sie haben Angst!" Aus der Tages ordnung siaud die zweite Lesung des Gesetzentwurfes zur Än derung der M'chsverordnmg für die Kiirsorgepflicht. Der Ausschuß empfiehlt n. a. einheitliche Richtsätze, wozu die Beteiligung der Hilfsbedürftigen im Fürsorgcvcrfahren fcstge- ^St wird und wonach die Kleinrentner in bezug auf Fürsorge- ^chligung den Sozialrentnern gleichgestellt werden, auch eine Beschwerde gegen Ablehnung der Fürsorge sowie gegen Fest- Khung ihrer Art und Höhe zuaclasscn wird. Äbg. Karsten (Soz.) erhob Einspruch dagegen, daß bei der Fürsorge den Sozialrentnern die Sozialrente angerechnet wer den solle. Der Redner beantragte, als Vertreter der Fursorge- llerechtiaten nur solche Leute zuzulassen, die das Vertrauen der Mrsorgeberechtigten genießen. . . . ... Ubg. Fran Arendsee (Komm.) beantragte, dell Organisati onen und. wo solche nicht vorhanden seien, sonstigen Ver ¬ tretern ocr Sozialrentner usw. in allen Instanzen ein entschei dendes Mitbestimmungsrecht zu sichern. Abg. Frau Teufch (Ztr.) trat für einen auch von den De mokraten unterstützten Antrag ein, wonach bei der Durchfüh rung der Fürsorge und bei der Ausstellung von Richtlinien an > Stelle der Fürsorgeberechtigten auch Vertreter ihrer Vereinigung oder von Vereinen, die Hilfsbedürftige betreuen, herangczogen werden sollen. Herangezogen werden sollen dabei neben den Verbänden der Sozialrentner, Kleinrentner und Kriegsbeschä digten auch die Gewerkschaften und die Karitasvesbände. Eine Hintanfetzung der bestehenden Fürsorgeberechtigten sei damit nicht beabsichtigt. Ministerialdiretkor Dr. Ritter erklärte sich namens der Re gierung mit der Fassung des Antrages Teusch einverstanden. Eine Zurücksetzung der Fürsorgeberechtigten fei darin nicht zu erblicken. Rach kurzer weiterer Debatte wurde der Antrag Teusch und mit ihm die ganze Vorlage in zweiter Beratung ange nommen. Die übrigen Änderungsanträge wurden abge lehnt. Es folgte die zweite Beratung der Novelle zur dritten Steuernotverordnung, die sich mit dem Geldentwer tungsausgleich bei Neubauten befaßt, welche mit Beihilfe aus öffentlichen Mitteln ausgeführt sind. Die Novelle wurde ohne Aussprache in zweiter und dritter Lesung ange nommen. Genehmigt wurde eine Entschließung des Volks wirtschaftlichen Ausschusses, die die Regierung ersucht, die von der Golddiskontbank eingeleiteten Maßnahmen zur Umwertung schwebender W e ch s e l v e r b i u dl i ch k e l t e n in langfristigen Hypothekarkredit wesentlich auszugestalten. Rach kurzer Debatte wurde ein Antrag des Volkswirtfchaftlichen Ausschusses ange nommen, wonach die Verordnung über die schiedsgerichtliche Preiserhöhung für Elektrizität, Gas und Wasser aufgehoben wird. Anträge auf Änderung oes Mieterschutzgesetz cs und des Gesetzes über die Beschäftigung Schwerkriegsbeschädig ter wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Daraus vertagte Ich das Haus Aufdeckung eines Waffenlagers. Weitere Untersuchungen über die Putschgerüchte. Nach Mitteilung des Amtlichen Preußischen Presse dienstes sind der Sportklub Olympiader Wehr- bundOstmark und der Wikingbund für den Be reich des Freistaates Preußen verboten und aus gehoben worden. Das Vermögen der drei genannten Organisationen wird zugunsten des Reiches beschlag nahmt. Während des Htmmelfahrtstages gingen zahl reiche Gerüchte durch die Rcichshauptstadt, die von einem Handstreich der rechtsradikalen Verbände zu berichten wußten. Diese Nachrichten treffen indessen keineswegs zu. Dagegen soll in der Nähe von Berlin in einem Walde verborgen ein größeres Wassenlager, bestehend aus Gewehren und Handgranaten, ausgedeckt worden sein. Das gesamte von der Polizei beschlagnahmte Material soll nach Sichtung dem Oberrcichsanwalt zu gesandt werden, der über die wertere Durchführung der Voruntersuchung und über die Anklage wegen Hochver rats zu entscheiden haben wird. Der Führer des Sport vereins Olympia, Oberst von Luck, ist nach 24 stündiger Polizeihaft wieder aus freien Fuß gesetzt worden. Verschiedene Persönlichkeiten, die vom Amtlichen Preußischen Pressedienst mit den Putschvorbereitungen in Verbindung gebracht wurden, dementieren ihre Putsch- avsichten auf das entschiedenste. So hat der Erste Bürger meister von Lübeck, Dr. N e um ann, der im Falle eines Putsches als Reichskanzler in Aussicht genommen war, erklären lassen, daß er erst durch die Presseveröffentlichun gen von den Putschvorbereitungen in Kenntnis gesetzt worden sei. Dr. Nenmann hat bis zur völligen Klärung der Angelegeneit seinen Vorsitz im Lübeckischen Senat niedergelegt Demgegenüber veröffentlicht der Amtliche Preußische Pressedienst einen Brief des Führers der All-^ deutschen, des Jnstizrats Dr. Claß, an Dr- Neumann,! in dem Dr. Claß ein in Karlsbad mit Dr. Neumann ge-! führtes Gespräch dahin resümiert, daß Dr. Neumann sich im äußersten Fall zur Verfüguug stellen wolle. Dr. Hilgenberg soll ebenfalls, wie in dem Brief mitgeteilt wird, eine Kanzlerschaft Dr. Neumanns für glücklich er klärt haben. Die durch die Maßnahmen des Berliner Polizeipräsidiums betroffenen Herren Generaldirektor Dr. Vögler, Dr. von Löwenstein, Dr. Kirdorf, Wiskott und Winkhaus haben durch Rechtsanwalt Dr. Mansfeld- Essen Strafanzeige gegen den Berliner Polizeipräsidenten wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt, Hausfriedensbruchs und Beleidigung stellen lassen. Schließlich bestreitet Kapitän Ehrhardt, daß der Wikingbund Wassen besitze, und betont, daß er jeden Gedanken an Wiedererrichtung der Monarchie verwirft. - poMilebr kunüfchsu t Die Hamburger Bürgerschaft und die Flaggen veeordnung. Die Hamburger Bürgerschaft beschäftigte sich mit der Flaggenverordnung und der angeblichen Beteiligung des Senators Dr. Burchardt-Motz an der Vorbereitung dieser Verordnung. Der Senat ließ erklären, daß der Senator Dr. Bnrchardt-Motz sich als Privatmann und als Ver treter der Ausländsdeutschen sür diese Verordnung ein gesetzt habe. Der Senat habe beschlossen, daß seine Mit glieder, anch wenn sie als Privatpersonen ähnliche Schritte bei der Reichsregierung unternehmen, vorher den Senat davon in Kenntnis zu setzen haben. Gegen die Stimmen der Dentschnationalen nnd der Deutschen Volks partei wurde ein sozialdemokratischer Antrag angenom men, der den Senat ersucht, bei der Reichsregierung für die Aufhebung der Flaggenverordnung einzutreten, und ein demokratischer Antrag, nachdrücklich für die Wahrung der verfassungsmäßigen Reichsflagge Schwarz-Rot-Gold einzutreten. Der dentfch-dänisch« Handelsvertrag. Im Neichstagsausschuß für Handelsverträge wurde in zweiter Lesung der Gesetzentwurf über die Vereinbarungen zwischen dem Deutschen Reiche und dem Königreich Däne mark über Zollerleichterungen sür dänische Er zeugnisse und Behandlung deutscher Handlungsreisender in Dänemark mit 14 gegen 13 Stimmen angenommen. Gegen diesen Handelsvertrag hatten sKH bekanntlich in der ersten Lesung auch Stimmen der damals die Regierung^ koalition bildenden Parteien gewandt, so daß er zuerst wom Ausschuß nicht genehmigt worden war. Angenom men wurden ferner Entschließungen auf Schonzeit ) für Flundern, ferner um weitere Freigabe des jetzt i zu Dänemark gehörigen Fischereigrundes vor der Flens-i burger Förde für deutsche Fischer. Fürsteneuteignung in Sachsen abgelehnt Der Sächsische Landtag lehnte mit großer Stimmen mehrheit den konnnnnistischen Antrag auf Enteignung der Fürsten ab. Ein Antrag auf entschädigungslose Auf hebung der Renten des Hauses Schöuburg mit Ausnahme der sogenannten Salzreitte von 12 000 Mark, die gegen eine angemessene Abfindung wegfallen soll, wurde gegen die Stimmen der Dentschnationalen, der Deutschen Volks parteiler und der Kommunisten angenommen. Aus In- und Ausland. Berlin. Die Vorstände des Deutschen und Preußischen Städtetages sind in Dresden zu einer Sitzung zusammenge- ireten. Im Mittelpunkt der Tagung stehen neben steuertech- aischen Fragen vor allem Maßnahmen aus dem Gebiete des Fürforgcwesens und Fragen der Polizeivcrwaltung. Magdeburg. Hier wurde die Bundcsgeneralversammluna oes Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold abgehalten. Bundes- sorsitzender Hörsing teilte mit, daß das Reichsbanner jetzt 11s Millionen Mitglieder zählt. Er endete seine Aussührungen mit den Worten: Alle Mann an Deck, es ist Gefahr im Verzüge! Weimar. Reichspräsident von Hindenburg hat an staatsmittister Lentheußer ein Telegramm geschickt, in dem er ocr thüringischcn Landesregierung seinen herzlichsten Dank für die freundliche Aufnahme ausspricht, die er iu der Landeshauptstadt Weimar gefunden hat. Traunstein. Der Magistrat der bayerischen Stadt Traun- icin hat einen sozialdemokratischen Antrag auf Anschaffung riner ReichSfahne „grundsätzlich abgelehnt". Paris. Nach einer Rndiomclwmg aus Fez ist bei Ajdir .ine große Schlacht zwischen den Spaniern und den Rif- Renten iin Gange. Die Rifleute leiste» erbitterten Widerstand. Kus beiden Seiten sind große Verluste zu verzeichnen. An der französischen Front ist die Lage unverändert. London. Nach einer Meldung aus Kapstadt hat das süd- osrikanische Parlament das Ras sengesetz mit 83 gegen Ü7 Stimmen angenommen. Durch das neue Gesetz wird das» Nicdcrlassungsrecht und der E i g e n t u m s e r w e r b für die Farbigen eingeschränkt. Das Gesetz ist vor allem gegen die eingewanderten Inder gerichtet. Sr. Sröcher und Mau Sbemuter gestehen Giftmord wegen brutaler Behandlung. Dr. Bröcher und Frau Oberreuter, die in Amsterdam verhaftet wurden, haben bereits ein volles Geständnis abgelegt. Wie erinnerlich, hatte der Giftmord' an dem Gatten der Frau Oberreuter seinerzeit großes Auf- goldene Freiheit doch zu hoch, als daß ich sie jetzt schon auf. geben möchte.* Während er das sagte, tauchte ein schöner, dunkler Mäd chenkopf vor ihm auf, dessen strahlende Augen ihn zu fra- gen schienen: „Ist das auch wahr? „Bis die Rechte kommen wird, lieber Dietz! Ick, gönne Ihnen ein großes Glück!" sagte die Baronin warm. „Nochmals Ihre Rückkehr zu erwähnen. Sie sind gleich nach den Feiertagen wieder hier? — Dann würden Sie mir, vorausgesetzt, daß Sie nichts anderes Vorhaben, eine große Freude machen, wenn Sie Silvester bei mir verlebten!" „Nein, ich habe nichts vor; ich komme stets gern zu Ihnen, meine liebe, gnädige Frau!" Fast zärtlich iah sie ihn eine Weile an; dann sagte sie, während eine leise Wehmut ihre Stimme durchzitterte: „So wie Sie, Dietz, würde mein Sohn auch sein, wenn er mir nicht so früh aeucwmen wäre." Er erwiderte nichts daraus, sondern faßte nur nach ihrer Hand, die er leise nnd zart küßte. Sie überwand die schmerzliche Erinnerung. „Es bleibt also dabei, daß Sie kommen. Sie werden nur Bekannte antreffen: Doktor.Rühl, Professor Kram mer mit Frau. Oberst von Gilsa mit Frau, sowie Fräu lein Roland." Den Namen hatte er ja erwartet; nun er ihn auch tatsächlich hörte, überkam ihn eine unsinnige Freude. , So sind wir neun Personen, also gerade die zulässige Zahl der Musen! Bis auf Fräulein Roland sind es aller dings nur ältere Herrschaften. Aber trotzdem werden Sie sich sicher gut mit ihnen unterhalten. Sie kc nen sie ja alle von meinem Empfangsabend her!" Er erhob sich und sie gab ihm das Geleit bis nach der Tür. »Also glückliche Reise und fröhliche Feiertage, lieber Tietz." " ' Dietrich Steineck konnte die Zeit kaum erwarten, bis er wieder in seine Garnison zurückkehren konnte. Nun er auch räumlich getrennt von Ingeborg war und nicht mehr die Luft derselben Stadt mit ihr atmete, Mard er sich doppelt bewußt, wie stark der Zauber war, den die ses Mädchen auf ihn ausübts. In der ihm etwas langweiligen, üblichen, ke-erl'.chen Weise wurde da? Weihnachtsfest auf GaterSburg gen. Er hatte das Zusammensein mit den Eltern viel mehr genießen können, wenn nicht die verwitwete Schme- ster seiner Mutter, die Gräfin Plettenbach, zugegen ge wesen wäre. Er empfand für diese Verwandte nicht die geringste Sympgthie. Im stillen verglich er sie mit der Baronin Franzius, dieser so klugen, vorurteilslosen Frau, der alle starren Standesunterschiede so gänzlich lern lagen! Für Tante Plettenbach war der Gothaische die Hauvk- und Lieblingslektüre, und ihre größte Genugtuung war, an bevorzugter Stelle mit erwähnt zu sein. Von allen Familien wußte sie die Verhältnisse: nicht der kleinste Tadel am Stammbaum war ihr unbekannt, und mit Vorliebe sprach sie darüber. „Es ist znm Auswachsen", dachte Dietrich manchmal, während er höflich ihren Ausführungen lauschte. Valeries, der Cousine, entgegenkommendes Wesen wollte er nicht be merken. Er war galant und ritterlich aber doch hastete ihm eine gewiße Reserve an ihr gegenüber. Er mochte dieses blonde. üpvige Mädchen mit den kal- ten. neugierigen Augen nicht. Deshalb war er ablehnend gegen die geäußerten Wünsche seiner Mutier, die eme Ver bindung Dietrichs mit Valerie sehr gern gesehen hätte. Aus der von den drei Frauen so sehr gewünschten Ver lobung war es sehr zu deren Enttäuschung noch nichts ge worden, und mit einem Gefühl der Erleichterung hatte Dietrich GaterSburg verkästen. (Fortsetzung folgt.)