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MsdmfferÄgM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »«» .Wilrdruffci T°»rdlan' -rjchniil tS«Nch «ach«, ö Ul,« jür de» Tag. BezagaPreid: Sei «d! oluug in d« Leschüstsftell« und den Audgadeftrll«» 2 Md. im Masai, dei Znstell»»- «sich di« Boten 2,SO Md., bei Postbestellung I Md. zuzüglich Abtrag» .. . — „ . gebühr. Einzelnummer» »Ps,. Ml-P-stanft°lt-n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-stdot-uunduns-reAur Mlger »end »eschLftsftellen >- nehmen ,u jeder Feit Be- iieL»ngen entgegen. I» Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebojtüruugeu besteht kein Anspruch aus Lieferung »»» Keiluteg »der KSr,ung de, Be,ug,prelse». — Alichsendung eingesandter Schriftstücke ersolg» nur, wen» Porto deillegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die ftgespaltene Aauwzeile ea rfto ldpsennig, die 4 gespaltene Feil- der amtlichen Bckaannuachungea 40 Dold. Pfennig, die S gespaltene Aeklamezetle im «ertlichen Teile 100 Doldpscnnig. Aachweisungsgebühr 2L Doldpjennig. Dor. geschriebene Erscheinung,. , c,rr:e -u -r -v» « tage und Ptatzoorsldiifte» werden nach Moglichdett Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 bnüchsichligt. Anzeigen, annahme bis vorm. lO UHr - —--— Für Richtigkeit b« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatianspruch erlischt, wenn der Betrag -«rch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeig en nehmen alle Vermittlungsstelle» eutgeg«. D«, Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupimannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forftrentamts Tharandt, Finanzamt« Nossen Rr 112 — 85 Jahrgang. Sonvabend, 15 Mai1S26 Lelrgr.-Ndr.: .Amtsblatt' kW Wilsdrs??-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Höhen und Tiefen. Die „Amerikaner in der Welt voran" — wenigstens in den Teilen der Welt, in denen es noch etwas zu entdecken gibt, die vor ihnen noch keines Men schen Fuß betreten, kein sterbliches Auge erblickt hat. Wirklich ist es nun einem waghalsigen Sohne der Neuen Welt gelungen, als erstes Lebewesen den Nordpol seiner geheimnisvollen Unberührtheit zu entkleiden und sich dann unter Zurücklassung des Sternenbanners wieder zurückzuziehen. Dem kühnen Flugzeugmann ist unverzüg lich der norwegische Luftschifführer Amundsen ge folgt. Offenbar begünstigt durch ungewöhnlich förder liche Witterungsverhältnisse ist er über den Nordpol hin- wcggeflogen rind hatte seine bevorstehende Ankunft in Nome auf Alaska funkentelegraphisch angezeigt und wu Bereitstellung von Landungsmannschaften gebeten. der Landung wäre ein alter Menschheitstraum in Er- Mhng gegangen. Widrige Lustverhältnisse haben ihn an- 'cheinend aufgehalten, denn bis Freitag erfolgte keinerlei deue Meldung. Man begann, Sorge zu hegen, hoffte aber auf baldige glückliche Wendung. Jedenfalls scheint die Er oberung des Nordpols vollendete Tatsache zu sein. Aber nicht nur, daß anch diese Grenze menschlicher Leistungsfähigkeit erreicht oder, im Sinne unserer Vor fahren, überschritten ist, wir haben auch von Stunde zu Stunde säst genauen Bericht erhalten über den Verlauf des halsbrecherischen Unternehmens, über die Wind- und Temperaturverhältnisse, über die Beobachtungen der ver wegenen Luftschisfer, über Art und Zeitpunkt ihrer Mahl zeiten und was dergleichen wichtige Nebensächlichkeiten mehr sind. Es fehlte nur noch, daß wir ihnen auch unsererseits Kunde geben kdnnten von den interessanten Dingen, mit denen wir uns inzwischen in diesen Erd niederungen die Zeit vertrieben. Zum Beispiel, daß in England mittlerweile eln Generalstreik vor sich ging, der dann, nach acht- oder zehntägiger Dauer, von den Gewerkschaften wieder abgeblasen wurde; oder daß die Deutschen plötzlich im schönsten Frühlingsrausch sich über ihre National flagge in die Haare geraten sind und, weil ein anderer Ausweg nicht gefunden werden konnte, es wieder ein mal mit einem Kanzlerwechsel versuchen wollen; .oder daß zu dem faschistischen Dreiblatt Rußland, Spa- nien und Italien nun auch die Polnische Republik in einer Abkehr von der parlamentarischen Regierungs- wrin ihr Heil finden will, unter freundlicher Nachhilfe des Marschalls Pilsudski, den offenbar die Vor deren von Mussolini und Primo de Rivera schon lange Vicht schlafen ließen. Allerdings, man kann nicht wiyen, ob sich die wacke ren Nordpolpiloten aus diesen Nachrichten, wenn sie von ihnen unterwegs ereilt worden wären, sonderlich viel gemacht hätten; worüber wir uns hier, in den tieferen Regionen, aufregen, mag den Siegern der Lüste, die nur das eine Ziel vor Augen haben, den Machtbereich der Erdenkinder in neue Welten vorzutragen, herzlich gleich gültig erscheinen. Aber eine Neuigkeit hätte, auch wenn sie von ihr gerade im Augenblick des überfliegens des Nordpols gehört hätten, auch bei ihnen gewiß weitgehen des Interesse gefunden: daß nämlich die deutsche^ Wissenschaft drauf und dran ist, den eben erst einiger-! maßen in Gang gekommenen internationalen' Luftverkehr von Grund auf zu revolutionieren. Sie hat Hamburger Berichten zufolge nichts Geringeres im! Sinn, als ihn aus den jetzt üblichen Höhen und Luft-^ schichten in Höhen von neun bis zwölf Kilometer zu ver-! legen, wo gleichmäßige Temperaturen von etwa minuss 55 Grad mit einem prozentual unverminderten Sauer-i stosfgehalt angetroffen wären. Ein Flugzeugvcrkehr in: dieser Höhe, natürlich mit Sauerstoffatmung, ist Praktisch durchaus möglich und gewährt große Vorteile. Manj 16 Stunden von Europa nach! uud wäre dabei atmosphäri- wen^ s° doch jedenfalls L^m^für Höhen sind fertiggestellt und können'mU' fort beginnen. Wenn es nach den Wünschen der beteilig- tcn Forscherkrenc geht, wurde Deutschland mit der Lösung der hier gestellten ^lugprobleme an der Spille der Flugtechnik bleiben und so der Welt einen neuen Beweis seiner großen Kulturbedeutung geben Tie halten mit dem neuen Flugzeugtyp eine Stundenge- schwindigkeit von vierhundert Kilometer für möglich und Dauben, namentlich dem deutschen Handel damit einen ^eutsamen Vorsprung gegenüber dem Ausland sichern üv können. Aber muß uns nicht bei solchen Höhenflügen, gegcn- wartigen und gar erst zukünftigen, wieder das Wort des L'chters schwer aufs Gewissen fallen: „Doch der Lensch versuche die Götter nicht!" — wie dre! Warnung der alten Griechen vor der Hybris, dem ü^b e r t.?t des Staubgeborenen gegenüber den ihm vom Schicks allemal bestimmten Grenzen seiner Macht?! es ist auch heute dafür gesorgt, daß wir nicht über- Die Militärrevolte in Polen. »IschM WM i> «OM» Schwere Kämpfe in der polnischen Hauptstadt. Die Militärrevolution in Polen hat einen west größeren Umfang angenommen, als dies von der gesetz mäßigen polnischen Regierung anfangs zugegeben wurde. Der Führer der Revolution ist Marschall Pilsudski, in dessen Händen sich die Hauptstadt des Landes befinden soll. Die Regierung Witos soll nach Posen geflüchtet, nach anderen Meldungen soll sie von den Anhängern Pilsudskis gefangengenommen worden sein. Der Ein nahme Warschaus durch die Truppen Pilsudskis ging eine erbitterte Stratzensch lacht voraus, in deren Verlauf Pilsudski leicht verletzt, sein Flügeladjutant da gegen getötet worden fein soll. Pilsudski soll auch durch die sozialdemokratische Arbeiterschaft Verstärkungen er halten habe«, da zahlreiche Gewerkschaften den Streit proklamiert haben sollen. Unter anderem haben die Eisenbahner beschlossen, den gesamten Eisenbahn verkehr stillzulegen, um so die Heranführung der der Ne gierung Witos ergebenen Truppen zu verhindern. Die polnische Regierung hat ein größeres Truppenaufgebot gegen Pilsudski in Bewegung gesetzt, die unter dem Ober befehl des früheren Kricgsministers Sikorski und des Generals Haller stehen. Die gegenwärtige militärische Situation scheint die zu sein, daß Pilsudski Warschau und seine Vorstädte fest in der Hand hat, daß aber in einem Umkreis von etwa 25 Kilometern rings um die Haupt stadt eine Konzentration beträchtlicher zum Kamps« gegen den Marschall entschlossener Streitkräfte stattsindct, gegen die aber bereits wieder andere von den Anhängern Pilsudskis herangesührte Truppen im Anmarsch sind. Man wird also vielleicht schon mit dem Beginn schwerer entscheidender Kämpse zu rechnen haben. Die Ursache zu dem Militärputsch hat die Ernennung des jetzigen rechtsgerichteten Kabinetts Witos gegeben. Pilsudski hatte namentlich die Besetzung des Außen ministeriums und des Kriegsministeriums mit sogenann ten Fachministern gefordert, was indessen sowohl von dem polnischen Staatspräsidenten wie von dem Minister präsidenten abgelehnt worden war. Daraufhin hat Pil sudski seine Anhänger in Marsch gesetzt. Pilsudski war vor dem Kriege sozialistischer Agitator gegen Rußland, im Kriege Führer der polnischen Legionen im österreichischen Heere, dann im selbständigen Polen Kriegsminister, Staatspräsident und Generalstabschef. Er hat sich vor Jahren schon von der Politik zurückgezogen. Er selbst hat dafür als Grund angegeben, daß die Volksführer erst in den Schlamm sinken/sich von diesem Schlamm volltrinken müßten, uni in Polens Augen Gnade zu finden. Der Marschall, wie er allgemein genannt wird, verfügt über einen starken Anhang nicht stur bei der Bevölkerung, son dern auch im Heere. Immer wieder hat man ihn ge drängt, an die Spitze des Staates zu treten, aber bis jetzt hat er immer wieder abgelehut, weil er keine Mög lichkeit sah, gedeihlich zu wirken. Flucht der polnische« Regierung? Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin. Unsted Preß meldet aus Warschau: Pilsudskis Truppen erstürmten das Präsidentenpalais Belvedere und nah men einen Teil des Kabinetts gefangen. Der Staatspräsident und ein Test der Minister sind im Flugzeug nach Posen entkommen. mutig werden, daß wir immer wieder in das Bewußtsein unserer Armseligkeit, unserer Hinfälligkeit, unserer Erd gebundenheit zurückgeschleudert werden. Wir brauchen nur an das tragische Schicksal jener baltischen Gräfin zu erinnern, die in diesen Tagen unmittelbar vor den Toren der Reichshauptstadt, auf einem Wege zwischen! ihrem Gatten und ihren Kindern, von Bubenhand am Waldesrand niedergeschlagen und dann kaltblütig er-! mordet und beraubt wurde, um wieder von dem ganzem Jammer dieser menschlichen Gesellschaft berührt zu wer den, an die jeder einzelne von uns bei allen Großtaten von Wissenschaft und Technik, bei allen bewunderungs würdigen Leistungen auf den verschiedensten Gebieten fest geschmiedet bleibt. Dicht neben herzerhebendcn Fort schritten der sozialen und materiellen Kultur wohnt immer noch die Tragik der menschlichen Schwächen und Fehler, me Zuweilen in einer Sekunde grausam vernichten, was ein langes, in selbstloser Arbeit aufgeopsertes Menschen- lebenmuhsam aufgebaut hat. So bleibt es, trotz stürmischen Vordrängens der Ame-- rikaner und anderer Welteroberer, auch heute noch bei der alten Weisheit unserer Väter: Es ist schon dafür gesorgt, daß die Bäume nichtin den Himmel wachsen. Dr. Sy. Schwere StratzeKkämpfe Tejchen, 14. Mai. Nach hier vorliegenden Nachrichten sanden in Warschau heute schwere Straßenkämpfe statt. Das Belvedere-Palais war bis heute mittag noch iw den Händen der Regierung. Furchtbare Kämpse finden in der Nähe des Bel vedere-Palais und in der Borstadt Ochvta statt. Vas Ustemum cken NsM-lger vr Luthers Vie -InsprüMe üer Parteien. Berlin. Der erste Tag der Verhandlungen über die Neu bildung des Kabinetts bzw. über die Frage, welcher Kanzler an die Spitze des bestehenden Kabinetts treten soll, hat noch keine Klärung der Lage gebracht, weil jetzt erst alle die verschiedenen Ansprüche und Wünsche auftauchen, die miteinander immer nur sehr schwer in Einklang zu bringen sind. Im Vordergrund der Erörterungen steht der vom Zentrum mit ziemlichen Nachdruck geäußerte Wunsch, daß es aus seinen Reihen den neuen Kanzler stellen wolle, während die Deutsche Volkspartei danach strebt, den Kebergang zu einem bürgerlichen Kabinett der Rechten zu finden. Die deutschnativ- nale Fraktion enthält sich vorläufig jeglicher Stellungnahme und vertritt lediglich den Standpunkt, daß der demokratische Abge ordnete Koch als derjenige, der den Kanzler gestürzt habe, nun auch die Nachfvlgeschaft und die Verantwortung für die neue Regierung übernehmen müsse. In demokratischen Kreisen wird die Ansicht verteidigt, daß man in möglichster Schnelligkeit und ohne weitere programmatische Erörterungen oder Verhandlungen zwischen den Parteien eines der Kabinettsmitglieder mit der Kanzlerschaft betrauen müßte. Die Sozialdemokraten scheinen mit einer neuen Regierung unter Führung des Zentrums einverstan den zu sein, jedoch findet eine solche Lösung naturgemäß Wider stände auf der Rechten. Die Zahl der Kandidaten, die aus den Reihen des Zentrums genannt werden, ist ziemlich groß. Der Oberbürgermeister Dr. Adenauer ist aus Köln her- beigerusen worden, gilt aber keineswegs als Favorit. Das Zen trum und die Demokraten haben ihre Fraltionssitzungen sür Sonnabend vormittag anberaumt. Der Reichswehrminister Dr. Geßler wird auf Grund der Fraktionsberatungen vom Sonn abend vormittag voraussichtlich in den Mittagsstunden dem Reichspräsidenten Bericht über die Lage erstatten und ihm dann wahrscheinlich einen bestimmten Vorschlag über die Person des mit der Kanzlerschaft zu betrauenden Politikers machen. Der bisherige Reichskanzler Dr. Luther hat vom Reichspräsidenten ein Handschreiben erhalten, in dem Hindenburg fein lebhaftes Bedauern über das Aus scheiden Dr. Luthers aus dem Kanzleramt ausspricht. Hindenburg würdigt weiter in dem Brief dis Verdienste Dr. Luthers als Reichsminister für Ernährung und Land wirtschaft und als Reichsminister der Finanzen und be tont, daß es ihm aufrichtiges Herzensbedürf nis sei, Dr. Luther für die dem Vaterland geleisteten Dienste seinen tiefempfundenen Dank zu sagen. Der Reichspräsident spricht die Hoffnung aus, daß Dr. Luthers Rat und Kraft dem deutschen Volke noch weiter von Nutzen sein mögen. Dr. Luther hat sich bereits von den Beamten der Reichskanzlei verabschiedet. Amundsen verschollen? Seit Donnerstag kein Funkspruch der „Norge*. Die Meldung, daß die „Norge" Point Barrow über flogen habe, war bis Freitag abend unbestätigt. Die Marinefunkstation der Ver. Staaten in St. Paul auf der Pribilowinsel fiug am Donnerstag frühmorgens den Funkspruch auf: „„Norge" unterwegs Nome (Alaska)," dann brach die Verbindung ab. Es ist auch zweifelhaft, ob der abgebrochene Anruf vou der „Norge" ausging oder von einer der zahlreichen Alaskastationen. Es liegt die Möglichkeit vor, daß die „Norge" im dichten Nebel Nome verfehlte oder nicht zn landen vermochte, oder Nadiodefskt hatte oder nicht im stande war, das Gebirge zu überfliegen und deshalb ge zwungen ist, eine längere Küstenroute zu verfolgen. In schweres Unwetter geraten? Es erscheint durchaus nicht unwahrscheinlich, daß das Luftschiff in ein schweres Unwetter geraten ist, das nach den Wetterberichten der dortigen Gegend augenblicklich herrscht. Seitdem das Schiff Point Barrow passierte, sind nunmehr 24 Stunden verstrichen, und die einzelnen Funkstationen versuchen noch immer, zum Teil mit reckst geringen Zeitabständen, an Bord der .Norae" aebört zu