Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 07.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192605070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19260507
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19260507
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-07
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 07.05.1926
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
heimischen Herä Untervsllungrbeiisge sum „ÄttsanMrr csgedlatt ^mtsbistt An ihm die Ruhe manchmal nimmt, die Minuten, die Spatzen. Was Sind nlel sis den. ZtaS gen^ war berg nter Lert die" bart die äda- tief auch )ben de> ab, lkew tgen der- «ich, vird ab, - di« >anx ; ge- chotl ge- ngs« Mit Scyweigen, lächelndfein, Schmeckt feinem Geist in langem Schlürfen', , Wie edlem Trinker Wein. fluß. Kein Weißer weiß genau, was zwischen diesem und dem Todesfluß liegt. Er ist einfach unerforscht, dieser dunkelste Winkel der ganzen Erde. Er ist zweifellos reich an Diamanten, Gold, Mineralien und an Rauschgiftpflanzen, doch auch voll aller der Gefahren der Tropenwildnis: Indianern, giftigen Schlangen und Unkräutern, Fieber, Insekten und menschenfressenden Tieren. Es ist ein Gebiet wilder Schönheit, doch der Weiße wird mehr von den sagenhaften Reichtümern angelockt als von den schönen landschaftlichen Ausblicken. Der Forscher konnte mit seiner Truppe etwa fünf Tagereisen den Todesfluß hinauf zurücklegen, bevor die Chervantes sie zurücktriebcn, und zwar mit jenen langen Pfeilen, deren Spitzen aus Tierknochen bestehen und mit Gift versehen sind, das ebenso tödlich wirkt wie Blausäure. Wenn er das Wagnis nochmals unternimmt, diesen Stamm aufzusuchen, gedenkt er von den Quellen aus den Fluß hinab zufahren und am Ufer entlang Geschenke für die Indianer zurückzulassen. „Andernfalls", meinte er, „wird mein Kopf wahrscheinlich eines Tages eine Indianerhütte als Trophäe zieren." ZWei Spräche. Von Frida Schanz. Ein guter Kämpfer, hoch gestimmt, Schlägt harte Jahre ohne Schwatzen. hrs- als gute auch N. * i grobem Witz sich rächen dürfen ihre, ner» aus sind, olgt. troß Srad atui lehr, röst! und ) sten MeS sind Be« zuni die , sis Stille seinen Arm nur ausstreckte, fingen die Leute an zu weinen. So machtvoll war die Wirkung, die Magie seiner Ge bärden. Unbeschreiblich müssen die Eindrücke gewesen sein, wenn in manchen Vorstellungen Wachtel und Niemann zu sammen aus der Bühne standen, Wachtel, das Stimmphänomen, > der nur von Zeit zu Zeit eine konventionelle Armbewegung machend, die Zuschauer durch seine weiche gesättigte Stimme in den Bann schlug, und Niemann, der weniger von der Natur Begnadete, der durch sein magisches Spiel, das durch eine meister liche Textbehandlung und einen breiten dunklen Ton unter strichen wurde, bis zur Fassungslosigkeit erschüttern konnte. Ein Tenor, dessen Name heute unverdientermaßen fast ganz in Vergessenheit geraten ist, und den man als den „Niemann" der lyrischen Tenöre bezeichnen könnte, war Emil Goetze. Goetze, den Max Steinitzer einmal als die „größte Naturerschei nung der deutschen Tenoristenwelt" bezeichnet hat, wirkte zur Glanzzeit der Kölner Oper unter Hoffmann, einem Schüler des Hamburger Hofrates Pollini, in dessen Ensemble. Sein Rollen bereich war schier unbegrenzt. So sang er den Lohengrin und Walter Stolzing genau so zur Begeisterung seiner Zuhörer wie den Lyonel in der „Martha". Seine ganze Erscheinung hatte eine gewisse Verwandtschaft mit dem großen Burrian, der ja bekanntlich auch alle Partien vom Tristan bis zum Rudolf in der „Boheme" sang. Beiden stand ein ganz phänomenaler Ton strom 'zur Verfügung, der allen Schwierigkeiten zum Trotz erst recht in der Höhe zu explosiver Entladung kam.. Hatte bei spielsweise Goetze das hohe „k" und „o" erreicht, so ließ er auf diesem Ton seine Stimme spielen. Man könnte dies fast als Kokettieren bezeichnen, denn er mischte die ihm in schier unbegrenztem Maße zur Verfügung stehenden Register feiner Stimme zu Mischtönen von berauschender Wirkung, die die Zu hörer in einen Rausch der Verzückung versetzten. Als ein Ritter des hohen „o" sei noch der Kollege Wachtels vom Fach des Heuer ausgestorbenen Fiakerlenkers Heinrich Bötel der Aeltere erwähnt. Er trat vor nicht allzu langer Zeit in Berlin als Stimmwunder im Alter von 70 Jahren noch ein mal auf! Vergegenwärtigt man sich noch weiter die große Reihe wirk licher Meister des Gesanges im Tenorfach und sucht etwa Pa rallelen zur Jetztzeit zu finden, so wird man bald das Unmög liche eines solchen Beginnens einsehcn müssen. Alle diese Großen sind ohne Nachfolger geblieben. Ein kleines, ja winziges Ge schlecht folgte ihnen. Und der Tag wird nicht mehr fern sein, da der Stammbaum der deutschen Tenöre erloschen sein wird. Nicht aus Mangel an Stimmaterial, sondern aus Mangel an zuverlässigen Stimmbildnern, die nicht dem materialistischen Zuge der Zeit folgend, ihre Schüler unfertig in die Engagements bringen und so mit wenigen Ausnahmen dem sicheren Verderben weihen. Ein neues Nittel gegen Merkrsnktzeit. Von Or. msä. Gerhard Fischer- Leipzig. - Dem Wiener Kliniker, Professor Gustav Singer, ist es ge lungen, durch die Anwendung einer neuen Behandlungsmethode gegen die Zuckerkrankheit bei einer großen Anzahl von Patienten Besserung und Heilung zu erzielen. Schon seit mehreren Jahren wendet er Einspritzungen von Eiweiß an und beschränkt sich bei der Verabreichung von Insulin nur noch auf die schwersten Fälle. Nachdem Singer ungefähr 100 Patienten in dieser Weise behandelt und bei 80 Prozent die günstigsten Ergebnisse erzielt hat, gibt er sein Verfahren der Aerztewelt bekannt. Singers Behandlungsmethode besteht darin, dem Patienten alle zwei bis vier Tage eine kleine Menge Eiweiß einzuspritzen. Meist ver schwindet der Zucker dann schon in wenigen Tagen. Das Bedeut same dieses Verfahrens liegt darin, daß Dauererfolge erzielt werden konnten, denn 20 von Singer ständig beobachtete Patien ten blieben über anderthalb Jahre lang völlig von Z-ucker frei. Ein weiterer Vorzug der Eiweißbehaudlung besteht darin, daß die Kranken sich nicht mehk an die so außerordentlich ein schneidende und schwer zu ertragende Zuckerkranken-Diät zu halten brauchen, sondern Weißbrot, Mehlspeisen und Zucker gut vertragen. Auch die gefährlichsten Brand- und Geschwürsbil- dnngen, die in ernsteren Fällen von Zuckerkrankheit aufzutreten pflegen, wurden durch die Eiweißeinspritzungen völlig zur Ab heilung gebracht. Diese Erfolge geben der Hoffnung Raum, daß wir neben der für die schwersten Fälle reservierten, sehr teuren In sulin-Behandlung in der Eiweißeinspritzung eine neue wirkungs volle Methode in der Bekämpfung der Zuckerkrankheit besitzen. ruk lein trchi im-' >ese, eise; itze,s aar! oenl M-s ieil- mg Mls Der große Tenor. ' / Ein sterbendes Geschlecht. Von Heinz Beyer-Halle. — " Als bei den vorjährigen Münchner Festspielen der Name eines Heinrich Knote wieder auf dem Programm auftauchte, schüttelte wohl mancher seinen Kopf, und mancher von der jün geren Generation, der seinen Namen nur noch vom Hörensagen kannte, wußte mit dieser Tatsache nichts anzufangen! Und Heinrich Knote, der ideale Wagnertenor der Bayreuther Glanz zeiten, brachte einen Siegfried auf die Bühne, der nach dem ein stimmigen Urteil der Fachleute heute in gesanglicher und schau spielerischer Hinsicht in der ganzen Welt einzig dasteht! Diese Tatsache, daß ein Tenor von sechzig Jahren überhaupt noch singt, steht in der Operngeschichte einzig da und beleuchtet zugleich blitzartig die Situation: Der Tenor ist ein aussterben des Geschlecht. An dieser Tatsache ändert auch nichts, daß Bat tistini, der Heuer als der beste Bariton gilt, ebenfalls in den Sechzigern ist! Der Fall Battistini unterstreicht gegebenenfalls noch obige Behauptung. Die Zeiten, in denen ein Theodor Wachtel „königlich preu ßischer Kammersänger" allabendlich die Berliner mit seinem „Postillion von Lonjumeau" mit der Abtschen Liedeinlage „Gute Nacht, du mein herziges Kind!", in der er „mit Brust" das hohe „ä" sang, begeisterte, sind vorbei. Ein Tenor, der heute das hohe ,,ä' mit Bruststimme singt, ist in der ganzen Welt nicht mehr aufzutreiben! Die meisten unserer Tenöre sind mit dem hohen „a", das oft auch schon sehr schwach bestellt ist, am Ende. Leute, die in der Stretta des Vertuschen „Troubadur" das „o" noch singen können, sind in Deutschland zu zählen! Allerdings war dieses berühmte hohe ä Wachtels kein reiner Brustton. Als er einst in Mannheim gastierte, fragte ihn ein Kollege: „Gelt, Herr Wachtel, das ischt doch Kei Bruscht-ch was Sie singen? Worauf ihm Wachtel zur Antwort gab, daß es ein , gemischtes" cl sei. Dieser sogenannte „gemischte" Ton, der viel fach manchen Tenören von der Natur aus geschenkt ist, während andere sich jahrelang abmühen, ihn zu erlernen, resultiert aus der Mischung der verschiedensten Stimmenregister und gibt je nach der Qualität des Stimmkrösus, der diese Gottesgabe sein Eigen nennt, Töne von bestrickendem Zauber und Klangreiz Der Wagnertenor, den Deutschland besessen hat, war Albert Niemann. Wenn er in den letzten Tagen seiner großen Wirk samkeit im großen Hause am Opernplatz in Berlin, vom Schwan gezogen, erschien und, unbeweglich im Rachen stehend, nach einer Eine Forschungsreise an den Todesslnß. s Von H. Hesse- New Aork. Francis Goro Smith ist ein Forscher, der eine der besten Sammlungen von Indianermaterial zusammenbrachte, die sich ismals unter den wildesten Stämmen Südamerikas ermöglichen ließen. Er ist nun abermals auf dem Wege, um einige der kopf legenden Stämme des dunkelsten Südamerika zu besuchen. Zunächst beabsichtigt er, den friedlicheren Bororostamm an den Quellen des Todesstosses zu besuchen, und gedenkt sich dann ! .den Strom hinunterzuarbeiten zu den C h e r v a n t e s - India nern, die nur einen einzigen weißen Mann in ihrem Gebiet mit s dem Leben davonkommen ließen. Als Nebenbeschäftigung gedenkt Smith in den Sandbänken der Flüsse Brasiliens nach Diamanten zu suchen. Der Todesstuß bildet die östliche Grenze eines unerforschten Gebietes von mehreren hunderttausend Quadratmeilen, dessen westliche Grenze der Zweifelssluß bildet, den Oberst Theodore Roosevelt vor einigen Jahren erforschte. , „Es geht die Sage in Brasilien" berichtet Smith, „daß noch kein Weißer jemals von einer Forschungsreise den Todesflutz hinauf zurückkehrte, und daher hat dieser Strom seinen Namen. Dhr Zugänge zu der unerforschten Wildnis an dem mittleren Laufe dieses Flusses werden von den feindseligen Chervantes- Jndianern bewacht, die von den Zufluchtswinkeln des Iungle aus den Eindringling mit langen Pfeilen beschießen, deren Spitze mit den Schenkelknochen des Jaguar besetzt ist, die scharf ge- -chlisfen sind, fast wie ein Rasiermesser aus Stahl, und vergiftet Mit einem Pflanzenextrakt, der so tödlich wirkt, daß selbst eine leichte Schramme in wenigen Minuten den Tod bringt. Die Meisten Indianerstämme in Brasilien bedienen sich des Giftes in dieser Weise. Der Grund für die Feindseligkeit der Cyervantes für die Weißen entspringt dem Umstande, dah die spanischen Eroberer üe vor einigen Jahrhunderten zu Sklaven machten und sie -Wangen, in den reichen Goldgruben am mittleren Laufe des Busses zu arbeiten. Die Indianer empörten sich und erschlugen hre Herren, und haben seitdem jahrhundertelang ihr Gebiet Achs nur vor den Weißen, sondern auch vor anderen Indianer- 'tämmen eifersüchtig behütet. Es ist nicht buchstäblich wahr, daß Kein weißer Mann jemals von einem Besuche bei ihnen zurück- Kebrte Vor einigen Jahren wurde» drei Braglmner von den überoäntes aus ihrem Gebiet gefangen. Zwei wurden nieder- wnnacht und der Dritte entging dem Tode nur dadurch, daß die Indianer glaubten, seine Brillengläser wären ein Zeichen über- i natürlicher Macht. Sie gaben ihm eine eingeborene Frau und ^adoptierten ihn als Medizinmann, bis er schließlich entsiolp M Die Chervantes enthaupten ihr Opfer, entfernen den Scyadcl und füllen die Kopfhaut mit heißen Kieseln und Sand, so daß 'der Kopf zu der Größe einer Mannesfaust zusaminenschrumpft. Diese Trophäe wird schließlich in eine ge.bftche Hlusftgl.e-t gc- iaucht, die "wahrscheinlich aus einer Pflanze gewonnen wurde, und man fall ihr künstliche Augen aus Wachs emsetzen Diese arausiae Sitte besteht bei manchen Stämmen Südamerikas und -st nicht gerade einladend sür Leute, die sie besuchen wollen. . Auch soll ein Stamm von Zwergindianern in den undurch- 1 dringlichen Sümpfen wohnen. Ferner geht das Gerücht von Stnm-N von Amazonenweibern, die fern von den Män nern >even, mn Ausnnhme einer kurzen Periode des Jahres, und die alle männlichen Nachkommen töten. Noch schrecklicher aber als diese Gerüchte ist die Wirklichkeit. Wie schon berichtet, wurden die Opfer von den Chervantes grau sam erschlagen. Die Mundurucus köpfen ihre Feinde gleichfalls. -Die Gaoios, große, fette Indianer, die von Nüssen leben, töten ihre Opfer mit Pfeilen, die von riesigen Bogen abgeschossen werden. Und selbst die weniger bösen Stämme, die Carajas, die Layapos und Bororos, muß man beständig wegen ihrer Hinter- Pstigkeit und Heimtücke beobachten. ' Einige dieser Stämme, zum Beispiel die CarajaS und die Cayapos, gehen friedlicheren Beschäftigungen nach Sie ziehen Mais spinnen wilde Baumwolle, rauchen Tabak und sind sreund- den Weißen, wenn sie Tabak, Glasperlen und Flitterkram ^Geschenke bringen und nicht im Verdachte feindlicher Ab- ^ten lieben. Sogar die mordlustigen Chervantes weoen pracht- Mle Hängematten, in denen sie schlafen, doch sie tauschen keine ^lche Artikel mit anderen Stämmen aus. . ,,, Diese Stämme leben an der Ostseite der unerforschten bra- --Manischen Wildnis. Etwa dreihundert Meilen quer durch dw Wildnis liegt die andere Grenze des Weißen — der Zweifels- lern an Heil ern len ren or- M ich. erl ös' ben ins. iter «er auf rüg ElmaroNs Räche. Altrussische.Anekdote, mitgeteilt von E rn st Iucundus. Johann Kutaisow kam als tscherkessischer Sklave nach Petersburg, wo er zuerst Kammerdiener Kaiser Pauls, dann Baron, Großstallmeister und Graf wurde. Als Suwarow von dem italienischen Feldzuge nach Peters burg zurückkehrte, schickte ihm Kaiser Paul seinen Günstling Ku taisow entgegen, um ihn zu beglückwünschen. Suwarow schätzte den Emporkömmling nicht,- er hatte sich früher einmal sehr über ihn geärgert und sah nun eine will kommene Gelegenheit, sich an Kutaisow zu rächen. Als dieser ihm entgegenkam, begrüßte ihn der geistreiche und boshafte Sol dat mit den Worten: „Verzeihen Sie, Herr Graf, einem alten Manne, dessen Gedächtnis abnimmt, aber ich erinnere mich wirk lich nicht mehr an den Ursprung Ihrer erlauchten Familie. Sie haben ohne Zweifel den Grafentitel erhalten, weil Sie irgend einen großen Sieg erfochten haben?" „Ich war nie Soldat", erwiderte der Angeredete. „So waren Sie gewiß Gesandter?" „Nie, mein Fürst!" . „Minister?" „Ebensowenig." ' „Welches wichtige Amt haben Sie denn bekleidet?" „Ich hatte die Ehre, Kammerdiener Sr. Majestät zu sein!" „O! das ist ehrenvoll, Herr Graf!" Darauf klingelte Suwarow seinem eigenen Kammerdiener und sagte zu ihm: „Troschka! Ich wiederhole Dir alle Tage, Du sollst aushören zu trinken und zu stehlen, aber Du willst nicht auf mich hören. Wohlan! Sieh hier diesen Herrn, er war Kammerdiener, wie Du,- da er aber nie ein Trunkenbold oder Dieb gewesen ist, so hat er es jetzt zum Oberstallmeister Sr. Majestät gebracht, besitzt alle russischen Orden und ist Neichsgraf! Trachte, seinem Beispiel nachzueifern!" Man kann sich vorstellen, welch verdutztes Gesicht Kutaisow bei Suwarows Worten machte, wie er gern in den Boden ge sunken wäre vor Aerger und Wut. Aber was konnte er tun? Nichts, denn er war Gras und Suwarow Fürst, und zudem: War es nicht die lautere Wahrheit, die Suwarow soeben verkündet hatte, nur die Gelegenheit '.var- verteufelt schlecht gewählt, verteufelt schlecht, in Gegenwart eines Kammerdieners von seiner Herkunft zu sprechen. Doch Suwarow ließ ihm keine lange Zeit zum Ucberlegen, faßte ihn unter und sagte zu seinem Kammerdiener: „Siehst Du, Troschka, Arm in Arm mit dem Grafen gehe ich jetzt spazieren, merke Dir: Arm in Arm. Zukunftsmusik für Dich, Troschka, Zukunftsmusik..." Am Tage nachher. Bon Franz Carl Endres. Verehrte gnädige Frau! Es war für einen alternden Mann i doch eine sehr erfrischende Angelegenheit, dieser gestrige Ball der Jugend. Offen gestanden, ich fürchtete fehr, mich und andere 's zu langweilen, wenn ich so ganz fremd und an Europa nicht .'mehr gewöhnt in eine Gesellschaft von Menschen ginge, in der -- sich alles kennt. s Aber mein kleines Nichtchen erlaubte keinen Widerspruch. Der „Onkel aus der Südsee" mußte nun einmal ihren ersten q Triumphen beiwohnen. Daß ich es so gar nicht bereue, den Ball besucht zu haben, " dessen sind Sie, verehrte gnädige Frau, die liebenswürdige Ur- z fache. Ich danke Ihnen sehr, daß Sie sich des Fremden an- j genommen haben. Des Fremden? .. Erlauben Sie mir, Ihnen oMern abend zu erzählen. einer staklbm,!! ^mlsaal betrat, saßen Sie neben einer Dame in wege.' Sie sielen mir auf. Nicht etwa nur großen dunkeln Aua-,, - ' weißen Haares und wegen der , Sie schwebte, von den, '- sondern weil irgend ein Erinnern um naue Rechenschaft geben ich es fühlte, keiue ge- ftknen vor und nannte m° "'te. Meine Nichte stellte mich meinen alten Familiennamen entsprechend, nicht Angenommenen. '' ^»dern einen vor langer Zeit Ich unterhielt mich den ganze» anädiae Frau, und ich habe ein doppE^ud nur mit Ihnen, den anderen entzogen zu haben, während vernacklästigte. Halten Sie mir meinen anderen den Urwäldern Sumatras zugute. Man verlernt m Sie erinnern sich, daß unter den vielen modLn^ die ich nicht kannte und die S.e nicht zu lieben schienen <?uck -in Walzer gespielt wurde und daß ich — in einer Anwandlung von Kühnheit ".Sie bat, diesen alten Wiener Walzer mit mir zu tanzen. Sie sagten zwar Sie seien eine klte Frau, aber Sie luuZleu beu Walter doch, bind wie Sie ihn tanzten! , , ., Und dieses seltsame Erinnern tanzte mit uns. Auch Ihnen fiel cs auf, nicht wahr? Denn Sie begannen Ar von Ihrem ersten Walzer zu erzählen und von Ihrem ersten Tänzer. Warum erzählten Sie mir das? Wir kannten uns seit zwei Stunden. Fühlten Sie mein brennendes Interesse an ährer Erzählung? Ich fragte Sie aus, wo das war, wie Ihr erster Tänzer hieß ... Jawohl, Sie wußten noch das Regiment, >n dem er Leutnant war, wußten noch seinen Namen, seinen -vornamen sogar. i» da stellte ich eine wohl sehr unpassende Frage, als ich wgte: „Haben Sie ihn lieb gehabt?" Sie erröteten — wie gut stand das Ihnen — und antworteten sehr leise. Sie hatten ihn sehr lieb. Ich glaube, gnädige Frau, er hatte Sie auch sehr lieb. Ich vermied die naheliegende weitere Frage, was aus ihm geworden sei und warum Sie die Gattin eines anderen wurden. Ich brauchte ja nicht zu fragen, gnädige Frau. Ich vermied es aber auch, Ihnen zu sagen, daß der Leut nant, der Ihren ersten Walzer mit Ihnen tanzte und der Sie sehr liebte, daß dieser Leutnant ... vor Ihnen sitze und sich mit Ihnen unterhalte. Ich konnte es einfach nicht sagen. Man wird wieder schüchtern, scheint es, wenn man dreißig Jahre im Urwald gelebt hat. Ich zog es vor, mich von Ihnen schildern zu lassen und meine ganze Jugend stand mit einem Male vor mir und nickte mir freundlich zu. Sie, liebe Dorothea, waren dieser Jugend schönster Stern. Und ich will dem Schicksal danken, daß es mich diesen Stern noch einmal schauen ließ. Das ist alles, gnädige Frau. Mein Schiff geht morgen. In einer halben Stunde sitze ich im Schnellzug. Seien Sie bedankt und viel tausendmal gegrüßt von Ihrem ersten Tänzer. Kräfte der UnterAelt. Von Prof. vr. Max Wolff-Eberswalde. Kräfte und Schätze aus den Tiefen der festen Erdrinde, frei lich ganz andere, als die sonst vom Bergmann zu Tage geför derten, werden in neuester Zeit mit zunehmendem Erfolge von unserer sehr um die Erschließung neuer Quellen besorgten Ener giewirtschaft verwertet. Tiefbohrungen haben uns unermeßlich große Gasvörräte zugänglich gemacht, von deren technischer Aus nützung die Industrie sich mit Recht viel verspricht. Man will jetzt aber auch versuchen, die Erdwürme, die in den tiefsten Bohr löchern sehr hohe Grade erreicht, auszubeuten. Das tiefste Bohr loch der Welt ist kürzlich in Pennsylvanien fertig gestellt worden. Die Bohrung wurde bis 2238 Meter niedergebracht. Unter einem Druck von 240 Atmosphären brechen täglich 6000 ebm Gas aus dem Bohrloch hervor. Am Grunde des Bohrloches beträgt die Temperatur 180 Grad C. Ebenso hohe Temperaturen kennt man aus anderen Bohrlöchern. Ein Bohrloch bei Castelnuovo liefert stündlich 60 000 kg einhundertundachtziggrädigen Dampf. Die Niederbringung so tiefer Bohrungen verursacht aller dings große Kosten,- sie werden dann aber wirklich verzinst durch die mühelose Förderung enormer Gas- und Wärmemengen. Des halb werden jetzt Bohrmaschinen konstruiert, durch die man bis zu Tiefen von 5000 Meter und mehr vorzudringen hofft. Vielleicht wird mit solchen Hilfsmitteln die von der Technik bisher keines wegs gebannte Gefahr einer Erschöpfung der Kohlen- und Erd ölvorräte beseitigt werden können.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)