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D« Wilsdruffer Tageblatt euthält die amtlichen Bekauutmachuugeu der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Montag, den 17. Mai 1S2S Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Pilsudski Herr von Polen der cm Ir. Rm an der Satze des ReWadmetts der ind sah fel. >en er kl tt tt die ec- em ter chc uch or- die Lc- Vie !IlS or- in- och Marschall Pilsudski. »erälen ab zum Zwecke der Harde Polens. >ne, en- rer rde icht des eh- die egt lnd w» icht HNt ein er- en ne nd i» Rückzug -er Regierungsiruppen. An die der gestürzten Regierung aus der Provinz zu Hilse geeilten Truppen, die ihren Aufmarsch rings um Warschau fortgesetzt hatten, ist der Befehl ergangen, sich in Ordnung in ihre Garnisonen zurückzuziehen. Auf Arund der in langen Verhandlungen zwischen Pilsudski and dem Sejmmarschall Rataj erzielten Verständigung wwartet man in Warschau, daß die Provinz der von Wojcziechowski und Witos ausgegebenen Parole Folge eisten wird und so weiteres Blutvergießen vermieden Kas icht den die sser ine >er- can ge- !or- zes Lu des ' die Die rnd eht der Die in md ge- wß rnd cht alL hm in rot tret )0N ails auf das Gebiet der ehemaligen Provinz West- preutzen ausgedehnt. In Thorn begab sich eine De legation der Arbeitslosen zu demWojwoden Dr.Wa- chowiak und forderte Ar beit und Brot. Ein großer Denionstrationszug begab sich Vor das Gebäude des Wojwoden unter den Ru fen „Es lebe Pilsudski". Erst durch das Eingreifen berittener Mannschaften gelang es, die Demonstran ten zu zerstreuen. Der Le gionsgeneral Haller ist in Thorn eingetroffen und hält Beratungen mit dem Wojwoden und den Ge- Bildung einer nationalen Berlin. Um 6 Uhr trat dann das Zentrum nochmals zu einer Fraktivnsjitzung zusommen. Dabei wurde Kenntnis ge geben von folgendem Ergebnis der Besprechungen mit der Deutschen Volkspartei: 1. Die bestehende Regierungskrise müsse unverzüglich gelöst werden. Deshalb seien beide Parteien bereit, in ein Minder- heitskabinett einzutreten. 2. Ls bestehe Uebereinstimmung darüber, daß die außen- und innenpolitische Lage mit möglichster Beschleunigung die Schaffung einer Regierung erfordere, die sich auf eine Mehr heit des Reichstages stützt. , , 3. Für die Mchrheitsbildung könnten nur Parteien in Frage kommen, die die Rechtsgültigkeit bestehender internationaler Ab machungen anerkennen und für die Fortführung der bisherigen Außenpolitik eintreten. Nach dreistündiger Abendsitzung wurde dann der Beschluß gefaßt, daß die Zentrumsfraktion an den Neichsjustizminister Dr. Marx die Bitte richte, das Amt des Reichskanzlers anzunehmen. Dr. Marx begab sich darauf zum Reichspräsidenten v. Hin denburg und wurde von ihm endgültig als Reichskanzler mit der Leitung des Reichskabinetts in feiner bisherigen Zusammen setzung betraut. Warum Adenauer verzichtete. Oberbürgermeister Dr. Adenauer bestätigt in einer Erklärung, daß er auf Wunsch der Zentrumsfraktion zu Verhandlungen mit ihr über eine Lösung der Regierungs krise nach Berlin , gekommen sei. Eine wirklich ersprieß liche Regierung hielt er bei den außerordentlich schwie- Mm mit der Kanzlerschast betratst. Ein Brief Hindenburgs. — Adenauer ergebnislos. Reichspräsident von Hindenburg empfing Sonnabend den Reichswehrminister Dr. Geßler zur Berichterstattung über seine Fühlungnahme mit dem Oberbürgermeister Dr. Adenauer, der auf Wunsch der Zentrumsfraktion des Reichstages aus Köln in Berlin eingetroffen war, und seine anschließende Besprechung mit den Mitgliedern der geschäftsführenden Reichsregierung. Im Laufe des Abends richtete der Reichspräsident an den Reichsjustiz minister Dr. Marx das nachstehende Schreiben: „Sehr verehrter Herr Reichsjustizminister! Aus den Berichten, die der von mir mit der Klärung der politischen Lage betraute Reichswehrminister Dr. Geßler mir er stattet hat, habe ich ersehen müssen, daß eine Änderung der parteipolitischen Verhältnisse und Zusammensetzung entweder überhaupt nicht oder nur nach langwierigen, im Erfolge zweifelhaften Verhandlungen erreicht werden könnte. Eine solche lange Regierungskrise verträgt aber die gegenwärtige Lage des Reiches nicht. Es erscheint mir daher zur Überwindung der gegebenen Schwierig keiten und zur Lösung der vor uns liegenden Aufgaben notwendig, daß die bisherige Reichsregierung ihre Tätig keit unter neuer Führung fortsetzt, und ich bitte Sie da her, Herr Reichsminister, als das älteste Mitglied der Reichsregierung und als Vertreter der größten in ihr enthalteten Partei, das Amt des Reichskanzlers zu über nehmen. Mit der Versicherung meiner ausgezeichneten Hoch achtung bin ich Ihr ergebener gez. von Hindenburg." von den Regimentern Pilsudskis gebrochen war. Pil sudski blieb vorläufig Unbestrittener Herr von ganz Warschau einschließlich des Regierungspaiastes Belvedere» der in der Nacht aus Sonnabend besetzt wurde. Die Re- gicrungsgewalt ging auf ein Dreimännerkollegium mit Marschall Pilsudski an der Spitze über. Ihm zur Seite steht der bisherige Außenminister Skrzynski und der Professor Ponikowski. Sejmmarschall Rataj hat vom Präsidenten der Repu blik ein Schreiben erhalten, in dem der Präsident ihn da von in Kenntnis setzt, daß er das Amt des Staatspräsi denten niederlegt und verfassungsgemäß die Rechte des Präsidenten auf den Sejmmarschall überträgt. In einem zweiten Schreiben an den Sejmmarschall bittet die ge samte Regierung um Annahme ihrer Demission. Der sejmmarschall hat die Demission angenommen und erklärt, die neue Regierung werde alsbald gebildet werden. Kriegszustand über ganz Polen. Über ganz Polen ist der Kriegszustand verhängt vordem Die Aufstaudsbewegung hat sich von Warschau sich ein. en. l ule I Regierungsbildung in Warschau. Pilsudski Herr der Lage. Der Sejmmarschall Rataj hat die Regierungsge- schäfte übernommen und sofort die Bildung der Re gierung begonnen. Bisher sind folgende Ernennun gen erfolgt: Außenminister Graf Skrzynski, Eisen bahnminister der sozialistische Abgeordnete Bartel, Minister für Schul und Bildungswesen der Abgeordnete Ponikowski. Die Sozialdemokraten werden ferner noch die Abgeordneten Moraczewski und Daszynski in das neue Kabinett entsenden. Gleichzeitig hat sich Pil sudski, der, wie es heißt, das Ministerium für Heerwesen übernommen hat, bereit erklärt, den Kampf einzustellen und die Truppen nach ihren Garnisonen zurückzube- ordern. Die Kämpfe bei Czenstochau endeten damit, daß die regierungstreuen Truppen des Generals Galicy zu Pilsudski übergingen. Eine weitere Meldung besagt: Die Sozialistische Partei wird dem neuen Kabinett nicht beitreten, da sie die Zusammenarbeit mit rechts ablehnt. Die Sozialisten fordern die Bildung einer Arbeiter- und Bauernregierung mit gleichzeitiger Änderung der Politik gegenüber den nationalen Minderheiten, ferner sofortige Auflösung des Sejms ünd des Senats sowie Kandidatur Pilsudskis zum Staatspräsidenten. Das neue Fachkabinett soll nur acht Tage im Amt bleiben bis zur Einberufung der National versammlung und Wahl des Staatspräsidenten. Sejm und Senat werden vor der einzuberufenden Nationalver sammlung nicht mehr tagen. / Wieder Ruhe in Warschau. In Warschau war zu bemerken, daß die Bevölke rung sich zum größten Teil beruhigt hatte. Eine große Anzahl Geschäfte, die in den letzten Tagen geschlossen hatten, war wieder geöffnet, nachdem Pilsudski in einem Dekret erklärt hatte, daß die Polizei dafür Sorge tragen werde, die Ruhs in der Stadt ausrechtzuerhalten. Nur ein Teil der Banken war noch geschlossen, wahrscheinlich aus Angst vor Plünderungen. Beruhigend wirkte hauptsäch lich die Nachricht des „Nobotnik", daß d r Streik zurück gezogen worden sei. Dagegen hört man wn Zeit zu Zeit, hauptsächlich iu den Nachtstunden, nicht weit von der Stadt Schießen. verdeu kann. Aus die Nachricht von dem Siege Pilsudskis ind der Abdankung des Kabinetts haben die Gewerk- chaften den proklamierten Generalstreik abgeblasen. Der größte Teil der bisherigen Regierungstruppen oll in Auflösung begriffen sein. Aus allen Teilen des Landes laufen Kundgebungen für Pilsudski ein und die Meldungen von Freiwilligen mehren sich fortgesetzt. In! üner Kundgebung an die Öffentlichkeit über die Motive md Ziele feines Vorgehens erklärt Pilsudski, daß er den Lamps nur in Sorge um das Wohl des Landes ausge nommen habe. Die Beendigung des Kampfes hat allge- neine Zustimmung gefunden, die insbesondere durch die Demonstration einer vieltausendköpfigen Menge in War- schau zum Ausdruck kam. Bei den Kämpfe» in Warschau sollen 800 Mann ge- iallen und 20 000 verwundet worden sein. ,en hr, khe äh- cht. er- vie det che -ie ge- em ick- ge- >on die en. ins Nr 113 — 85 Jahrgang. T-l.gr Adr ,Amt-biatt- Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Tag-dl-tt» --schrillt täglich »achm. 5 Uhr für dr« Ta,, B«zug»prris: Bei «dl olun, in «««Geschäftsstelle »nd d-n «usgadestelle» 2Md.in, Manat, bei Zsstell««,»«ich »ie Boten r,M Mil., bei Postd-ft-llung »Pfo.'ÄtPchtanftai!» Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten^ld'unfneAns MAernnd »eschaf,-stellen — > u 2-2 nehmen ,n jeder s-i> Bl. ^»t,rn entgegen, I» Fall- höherer Dcwall, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung M» Settun, »der «Srptng de» D«zu,spreise,. — Rü-jtsendn», ein,esandrer Schriststtich« ersol,t nur, wenn Porto b-iu-gl. Oie Umwälzung. Ein gelungener Putsch also — das war in Polen nicht der erste Putsch, der glückte. Die Dinge wiederholen ßch in der Weltgeschichte, zwar nie in gleicher Form, Wohl aber in Ähnlichkeiten. Der wüste Chauvinismus dieses polnischen Volkes hat ihm den Blick sür politische Möglichkeiten immer verschleiert, hat es die Wirklichkeit nie so sehen lassen, wie sie ist, sondern immer nur so, Die man sie sich — vorstellte. Mit dem deutschen Nachbarn hat man sich nun seit fast Jahresfrist in einen örndelskrieg eingelassen und dabei nicht sehen wollen, ^lchc verheerenden wirtschaftlichen Folgen das gerade Polen haben mußte, von dem Deutschland nicht weniger als saft 50 A der Gesamtausfuhr aufnimmt. ÜNd über die innere Brüchigkeit konnte selbst die verhält- ilißmäßig glänzende außenpolitische Rollg nicht hinweg- iäuschen, die dieser verhätschelte Liebling Frankreichs noch in Locarno, in Genf und hernach spielen konnte. Aras Skrzynski, der Leiter dieser Außenpolitik, ist setzt ebenso hinweggefegt worden wie das stärker nach rechts — zum Übernationalismus hindrängende Kabinett Witos. An und sür sich war es gewiß nicht ungeschickt, durch nationalistischen Lärm, durch wilde Deutschenver- solgungen wie in Ost-Oberschlesien die Aufmerksamkeit etwas von der inneren Misere abzulenken. Aber schließ lich ist eine solche nationalistische Begeisterung auch nicht gerade eine Pökelware von unbegrenzter Dauerhaftigkeit, namentlich dann nicht, wenn Bürger und Bauer jeden Tag ein weiteres Sinken des Zlotys verspüren. Dazu kamen echt polnische Zustände im Heer, das Por allem einen unheilvollen Überfluß an politisierenden Generalen hatte, — gleichgültig, ob das Haller, Pil sudski oder andere waren. Derartiges ist immer das Verhängnis Polens gewesen und die gestürzte Re gierung Witos wird jetzt ihre Schwäche verwünschen, durch die sie sich verhindern ließ — um das Palladium Polens, die „großartige" polnische Armee, sich nicht ver mindern zu lassen —, in diese Wühlereien und Treibereien einzugreifen. Und dabei hatten alle diese Generale eine anscheinend erfolgreiche Politik getrieben, gegen Deutschland natürlich, was nicht übermäßig schwer war weil sie dabei die tatkräftigste Unterstützung der stente genossen — da konnten sie sich billige Lorbeeren holen Nun hat Pilsudski das Nennen gemacht, er, der als alter Sozialist in letzter Zett immer heftigerer Gegner der übernationalistischeu Entwicklung geworden war. Doch das hätte nicht genügt, ihm, dem militärischen Abgott und linksstehenden Politiker, den Sieg in die Hand zu spielen, wenn man nicht in Polen einfach nach dem Verzweiflungs gedanken sich entschieden hätte: egal, was kommt — schlech ter kann's dock, nicht werden. Und daß Pilsudski ein Mann von großen Fähigkeiten ist, hat er in 20 Jahren bewiesen. Wir Deutsche mögen das grundsätzlich begrüßen, daß ""ter dem Einfluß Pilsudskis eine weniger antideutsche Politik betrieben werden wird, obwohl man allerdings Nicht wissen kann, ob die unteren Behörden nach dieser Richtung hin den Befehl der oberen befolgen werden. In folgedessen kann aus dem einstweiligen Erfolge Pil sudskis sür uns Deutsche ein gewisse Erleichterung der Lage herauswachsen. Aber man kann als Deutscher die jetzigen Geschehnisse auch von einer ganz anderen Seite aus betrachten und sie dann weniger begrüßen, dann nämlich, wenn man die Überzeugung hat, daß die unge störte Fortsetzung der bisherigen Politik glatt zu einer vierten Teilung Polens geführt hätte! Das ist ein Ge- Polen größte Aufregung verursacht. Aber schließlich ist ihnen zur niederschmetternden Wirklichkeit wurde Und jetzt sind mehr Machte da, drebe, einer Teilung zugreifen möchten und zugreifen können. Vielleicht wird auch ein mal in Polen das Sprichwort wahr daß Gottes Mühle« zwar langsam mahlen, aber schrecklich klein , ein Staat der aus Gewalt und Raub sein Dasein aufbaut, besitzt als Grundlage nicht die geschichtlichen Kräfte, die jedem Volke Dasein bestimmen. * bisherige polnische Regierung abgedanki. . , Die zuerst zweifelhaft gebliebene Nachricht, die Volnische Regierung Witos habe fluchtartig Warschau ver- assen, bestätigte sich später. Die Minister benutzten zu "wer Flucht Flugzeuge. Der Staatspräsident fuhr im Auto ab, nachdem der Widerstand der Reaierunastruvven für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anz-igr-pr-ts: dir8grIpaItrnkA<u,mjeUk20<L»Idps-«uig, dir 4,-IpalIcncZciIrd-r amtlichen B-dann-machuno-a 40 <V«I». Pfennig, »te 3 g-ipcltene B-dlam-t-il« im -ertlichen Teile lvO Loldpsennig. Rechwris»«,»g-dühr Ai Goldpfeuni«. Bar. geschriebene Erscheinung». „ iaa-und Pla»»ors<I>rtftm> werden nach Möglich»-» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt an«-hm-di» varm.lo Uhr ! ! Für I>ie Ä-ch-igk-i- d« durch Fernruf übermittelten Anzeige« Übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanfpruch erlischt, w-ra« der Betrag durch Klageeingezogeu werden »nßoberderAuftraggeberi« Lonkur» gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstelle« entgegen.