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weist. Wir hatten kaum den Hof des uns empfohlenen Führers betreten und eine zusagende Antwort auf unsere Bitte, die Irrgänge des Sauthals uns zu eröffnen er halten, da verkündeten grojze Tropfen aus den Wolken das Herannahen eines Ge witterregens. Jeder suchte ein Obdach und da die Wohnung nicht alle Theilnehmer fassen konnte, half man sich, wie man konnte, der Eine erhielt Gelegenheit, die Vieh zucht praktisch zu studieren, dem Andern fiel die Geschirrkammer als Regendach zu und ein Dritter war bemüht, «sich mit einem gewaltigen Waschfaß einen Paraplüe zu bauen. Der vor wenig Augenblicken von Menschen angefüllte Hof war verein samt, die einzelnen Tropfen concentrirten sich zu Seigerleinen und nur zwei Wasser vögel, die das nächste Kirchweihfest aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Tafel para- diren werden, fühlten sich in ihrem Elemente und lugten mit dem einen Auge nach den Wolken, um ihre volle Zufriedenheit zu bezeichnen. Theilten wir nun auch diese Zufriedenheit nicht, so verkündete doch nach einer viertelstündigen Gefangenschaft uns ein Heller Himmel das Ende des Platzregens. Der Aufbruch war schnell be schlossen und ausgeführt, nur eine erhebende Bewegung der Unaussprechlichen änderte das Aeuhere der Toilette. Den Führer an der Spitze wanderten wir in das Thal hinab nach der Neidcckmühle, welche von der Saubach getrieben wird. Viele Steine, die das Bette des Daches bedeckten und wie ein Chaos unter ein ander lagen, verkündeten ein Stein reiches Thal und wir haben diesen Reichthum später genügend gewürdigt. — Wer die Parthie, die gute Fußgänger und Kletterer verlangt, machen will, wird gut thun, einen Führer in Schönberg zu nehmen, denn auch die genaueste Beschreibung kann darüber keinen Anhalt bieten, und ich will es nur gleich hier verrathen, es giebt im Thale gar keinen Weg, sondern nur Wasser, Steine, Ge strüpp, Dornen, die mit Wiesen wechseln und sich auch bei aller Schönheit der Gelände kaum vergessen lassen. Ueber die Berge ist ein gut gebahnter Weg, der nach feiner Anlage in früheren Zeiten sehr besucht gewesen sein muß und es auch verdient, bis vom Berg herabkommend ein anderer steiler Weg rechts in einem scharfen Winkel einmündet. Dieser gute Weg, mit Steinstufen bequem her gestellt, führt auf eine Kirschplantage, die im Walde einen freien Platz bildet. In der östlichen Ecke, wo einige eingeschlagene Holzbeine das einstige Dasein einer Bank verrathen, führt ein Weg nach dem „Gebetstein", einem vorspringenden Berg rücken, von dem aus ein Theil des Thales übersehen werden kann. Hier liegt ein großer, viereckiger Stein, den Viele für einen alten Opferheerd halten, der aber schon dem Aeußeren nach wohl kaum hundert Jahre hier liegen kann. Dieser Vorsprung hat nur einen Zugang, wir mußten daher den Weg wieder zurück und wendeten uns rechts in einen Nebenweg, der zu dem „Wilhelmsstein" führt. Hier ist der Anblick wahrhafig großartig, das Thal ist sehr tief, die Berge in ihren verschiedenen Gruppirungen find herrlich bewaldet und im Vordergrund erhebt eine riesige Eiche ihr Haupt, deren Alter einzelne verdorrte Zweige, an die Vergäng lichkeit alles Irdischen erinnernd, ahnen lassen. Gegenüber auf dem Berge, der die östliche Ausgangsecke des Thales bildet, hat einst eine Burg gestanden, von der noch einige Steinreste und Gräben gesehen werden können. Von diesem schönen Punkte ging es in nördlicher Richtung weiter und wir erreichten bald einen sehr steil in die Tiefe des Tales hinabführenden Fahrweg, den wir einschlugen, um im Thal ihn sowie überhaupt allen und jeden Weg zu verlassen. Der Ueber- gangspunkt aus der Cultur in die Wildnih läßt sich nicht angeben. Das Sauthal ist eines der schönsten und größten Thäler in unserer Gegend, die Saubach ein sehr lebhaftes Wasser, dessen Lauf, nach den vielen herumliegenden Trümmerhaufen zu 42 urtheilen, bei Ueberschwemmungcn sehr stark sein muß. Dem Meg will ich zur Vermeidung von Wortwiederholung keinen Namen weiter geben, dessenungeachtet kann man "zu dem Besuch dieses Thales Jeden auffordern, der sich einen Freund , der Natur nennen will. Alle Theilnehmer ertrugen mit Ruhe und Ergebung die 1 Mühseligkeiten des Wegs, der beinahe im Bachbette fortführte und einen Ueber- I gang des Bettes oft nöthig machte. Daß hier von Brücken nicht die Rede fein kann, - verficht sich von selbst, in einer Gegend, wo bisher noch kein Steinmetz seinen Hammer geschwungen und kein Nagel ein Brett zusammengesügt hat'. Zufällig untereinander geworfene große und kleine, wacklige und feste Steine bildeten eine Brücke und Viele fanden es für angemessener, die Brücke gar nicht zu passieren, sondern nebenher den Uebergang zu wagen. Sie hatten dabei die Genugthuung, die etwas von dem Thalgrunde infizirte Fußbekleidung in das herkömmliche Schwarz verwandelt zu sehen. Unser Führer erzählte, daß der Brückenbau in diesem wilden Bache von den Iagdberechtigten angelegt sei, um desto leichter das Wild zu ver folgen, wenn sich solches blicken lasse. Es ließ sich heute zwar kein Wild sbhen, aber darüber waren Alle einig, daß das Böcke- und Lerchenschießen hier mit großen Erfolg getrieben werden könne. Futter war für wilde und zahme Tiere genügend vorhanden, oft sogar die Vegetation überraschend und selbst für einen genügsamen Naturfreund bot Heideldeerkraut, Himbeerbusch und Erdbeerpflanze mit lockenden Früchten eine Erquickung, die im Herbst sich noch durch reichliche Nüsse der Hasel staude vervielfältigen läßt. Wer weiß, ob nicht auch hier noch einmal der Fleiß des Menschen die anscheinend nicht unbedeutende Wasserkraft in größerem Umfang, als jetzt, benutzt. Die einzelnen Mühlen in den Nebenthälern kümmern sich nicht um die Fortschritte der Technik und nur das Mühlwerk in Constappel fängt an, vom Hauche der Neuzeit berührt zu werden. Die Breite des Thalgrundes läßt recht gut gebahnte Wege zu und nur der sonderbaren Gewohnheit unserer Vorfahren, die Wege über Berge zu führen, mag es zuzuschreiben sein, daß in diesem langen Thal, das bei der Wilsdruff-Meißner Straße beginnt, jeder Verbindungsweg fehlt. Die Mühlen haben einen solchen nicht nöthig gehabt, da die im Hintergründe gelegenen ihre Kunden allein in den Dörfern auf der Höhe, aus der Fahrwege führen, finden und die Mühle in Constappel die Dörfer an der Elbe versorgt. Wer die Be schwerden des Weges nicht scheut, vermißt die Annehmlichkeit eines geregelten Wegs leicht, denn die Unordnung, welche der Bach angerichtet hat, macht das Thal um so grotesker und der Baumwuchs hat noch nicht Kartoffelfeldern weichen müssen. Niemand von der Parthie bereute die Unternehmung und wenn hie und da ein Seufzer nach der Cultur eines einladenden Schildes der trockenen Kehle entstieg, befriedigte eine schöne blaue Heidelbeere oder klares Bachwasser den Durst. Nach vielen kühnen und bedächtigen Schritten, kunstgemäßen und natürlichen Sprüngen, die uns bei verschiedenen Nebenthälern, wie dem Prinzengrund, in dessen von Bergen eingeschlossenen Ende die Schiebocksmühle klappert, vorbeiführte, sahen wir — es mochten wohl seit dem Abgänge von Niederwarthe gegen vier Stunden verflossen sein — den Ausgang des Thales, im Hintergründe das jenseitige Ufer mit dem unvermeidlichen, weißen Qualm, der Kalköfen °, rechts am Ausgang lag am Bergabhang die Kirche von Constappel und hinter Bäumen verborgen, unser Ruhepunkt bis zur Ankunft des Dampfschiffes — der Gasthof zu Neugauernitz- ' „^rücken, Steinmetz und Na-el" sind Anspielungen auf Namen tät'ger Jfi^ Mitglieder. Der Entomvlog Nagel z. B. war der Begründer des Vereins. 6 Die ständig rauchenden Kalköfen von Weinböhla find älteren Kennern der Meißner Gegend noch als Wahr- und Richtungszcichen bekannt. 4S I L)er Auftakt zur LeichSaihlsüksmson. Waldlaufmeisterschaften und Sprtnterkursus. Alle Völker der Erde, soweit sie an der Olympiade 1928 beteiligt sein werden, rüsten mit allen Mitteln, um so ehrenvoll wie möglich abzuschneiden. Schon die Vor bereitungen lassen erkennen, daß diesmal der Kampf in Amsterdam alle bisherigen Olympiaden an Schärfe weit aus übertreffen wird. Es ist selbstverständlich, daß Deutschland in diesem .Konzert der Völker nicht zurückstehen will; wenn nicht alles trügt, werden die deutschen Farben diesmal öfter denn ie am olvmvischcn Sieaesmast aukaewaen werden. Haben wir ein Recht, optimistisch zu sein? Betrachten wir die Leistungen unserer Leichtathleten, die sie bisher in der Saison 1926 gezeigt haben. Zeitlich das erste war die Waldlaufmeisterschaft der Deutschen Sportbehörde für Leichtathletik (DSB.), die in Siegburg in der Nähe von Bonn ausgetragen wurde. Der Sieg fiel hier an den Berliner Rätze, der die 10,6 Kilometer lange Strecke in der guten Zeit von 35 : 23,4 Minuten zurücklegte. In kurzen Abständen folgten der Hamburger Dreckmann und der Berliner Wiese. Alles junge und neue Leute mit Ausnahme Dreckmanns, dessen Laufbahn bereits 1920 be gann, der aber mit seinen 25 Jahren noch längst nicht zu den „alten" zu zählen ist, umsoweniger, als gerade die Langstreckenläufer ihre Höchstform immer erst an der Grenze der 30 Jahre erreichen. Der Waldlaufmeister der Deutschen Turnerschaft (DT.) heißt Kohlhaas und stammt aus Düsseldorf. Er bewältigte die ungefähr 7^ Kilometer lange Strecke (in Stuttgarts Umgebung) in 25:11,4. Dicht hinter ihm kamen Eßkuche-Altenbauna und Krake- Apolda ein. Auch diese Zeit, noch dazu von einem Neu ling gelaufen, ist eine gute. Vielleicht sind diese Leistungen der beiden Verbandsmeister dazu angetan, das allgemeine Niveau der bisher recht klassenarmen deutschen Lang streckengilde zu heben. Geschieht dies, dann brauchen wir 1928 in den Langstrecken nichts zu fürchten. Würde man also die Ergebnisse der Leute „mit Aus dauer" als befriedigend bezeichnen, so kann man nicht umhin, die Leistungen unserer „schnellen" Leute als ganz hervorragend zu betrachten. Und wenn nicht alles trügt, Werden auch sie diejenigen sein, zu deren Ehren die deutsche Flagge am meisten in die Höhe steigen wird! In Frankfurt am Main fand ein Kursus für Sprinter statt, zu dem die DSB. alle Lauftalente der kurzen Strecke cingsladen hatte. Und so sand man denn klangvolle Namen wie Houben, Schüller, Corts, Büchner, Wege, Troßbach usw. Nur einer fehlte, der beste zurzeit, Körnig- Breslau, der erst 19jährige, und die größte Hoffnung für Amsterdam! Wenn trotzdem dis Leistungen auf hoher Stufe standen, so beweist das eben nur, daß unsere deutsche Leichtathletik sich nicht ans Spitzenleistungen auf- baut, sondern die breite Masse hinter sich hat. Die glän zendste Tat hat ohne Zweifel die deutsche Länderstaffel > »MM«»'" 1 MM» eine Sie ver alte vollbracht, die die klassische 4X100-Meter-Staffel in der in Deutschland noch nie gelaufenen Zeit von 41,6 Sekunden lief. Ohne Überhebung dürfen wir also heute sagen, daß die 1924 auf der Pariser Olympiade gelaufenen Zeiten in der 4X100-Meter-Staffel von 41 Sekunden und knapp dar über nicht zu den Wunderdingen gehören. Bedenken wir nur, daß in der deutschen Staffel erstens einmal der Beste fehlte, Körnig. Daß zweitens die Staffel doch noch gar nicht eingelausen war und drittens, daß wir am An fang der Saison stehen. Sind erst einmal alle Vorbedin gungen sür eine „richtiggehende" deutsche Länderstaffel er füllt, dann wehe dir, Sternenbanner, daß du heute noch den Weltrekord mit 41 Sekunden hältst! Rekorde. In Berlin spielte kürzlich der Futzballsvieler Fischer der Meistermannschaft Hertha-BSC. sein 600. Spiel für Her tha! Desgleichen Cimera in Prag sein 600. für den Deutschen FC. Kada brachte es vor kurzem auf das 400. bei der Sparta. Von ganz besonderer Güte jedoch ist der „Rekord" Torrances, der für Fulham das 300. Spiel lieferte, was bei einem Be ¬ rufsspieler sehr viel besagt! — Einen anderen Rekord hält Englands bester Torschütze Buchan, der bislang in den Liga- spielen fast 300 Tore schoß. Buchan ist bereits 34 Jahre alt und verdient sein Geld nicht nur durch Fußballspielen, son dern auch durch Unterricht und Sportartikelverkauf. — Inter essant ist auch die Mitteilung, daß ein Schiedsrichter sich einen Schrittzähler mitnahm, um abzumessen, wieviel Kilo meter er während des Spiels mache. Er stellte fest, daß er während der 45 Min. über 11 Kilometer zurückgelegt hatte. — Im vorigen Jahre besuchten die berühmten „All Blacks", blendende neuseeländische Rugbvmannschast, Europa. spielten hier insgesamt 30mal. Von diesen 30 Spielen loren sie nicht ein einziges Spiel, sondern gewannen sehr überlegen! Die Schiebung, die mit dem Traber unternomB wurde, zählt zu den üblichsten. Schon wiederholt w»r> der Versuch unternommen, an Stells eines gemeldet Pferdes ein älteres, besseres Tier lausen zu lassen, »» besonders England kann davon ein Lied singen. Andere Versuche, den Ausgang eines Rennens beeinflussen, bestanden darin, daß die Reiter sich nach du Wiegen auf verschiedene Weise Gewichtsvorteile zu vH schaffen wußten, indem sie während des Rennens schwH Gamaschen ablegten oder sich sonstiger BelastungsköM entledigten, die sie während des Wiegens mit sich führte^ War das Nennen zu Ende, legten sie die Gamasche wieder an oder nahmen die Belastungskörper zu s>§ Natürlich blieb dieses Treiben nicht unbeobachtet und schuldigen Reiter wurden stets lebenslänglich di> qualifiziert. Auch das Verreiten von Pferden zählt zu den gM' barsten Schiebungen. Ein besonders krasser Fall erreiß 1900 die Gemüter. Der österreichische Derbysieger „CÄ' gallo" war mit seinem Jockei Frank Sharpe nach HB bürg zum Deutschen Derby gekommen und galt heißer Favorit. Vermutlich von Buchmachern bestoM verstand es Sharpe, am Start soviel Boden zu verliert daß er im geschlagenen Feld endete. Der SchwtN' wurde ausgedeckt und Sharpe von allen Bahnen aM schlossen. Aber trotz all dieser Machenschaften, die nun eft einmal unvermeidbar sind, ist die Nennsportgemet» größer und größer geworden. Es gab ja auch freudi Tage sür den deutschen Turf. Wie jubelten die FreM des Vollbluts begeistert auf, als 1905 ein „Fels" n» 1906 eine „Fabula" im klassischen Badener Zukunft rennen die Franzosen im Handgalopv schlagen, oder o die genannte „Fabula" 1907 den Wiener Austriaprl gewann, ein glänzender Erfolg, den ein Jahr später c weiterer Sproß der berühmten „Festa", „Faust", wieN holen konnte. Glanztage des deutschen Turks waren auch die Sie- von „Gulliver II" im Deutschen Derby 1921, von „Cza das" im Österreichischen Derby 1911 und der Si> „Orelios" im Großen Preis von Berlin 1914 über eint „Dolomit". Unvergessen ist auch noch der fabelhaft Siegeszug eines „Pergolese" 1917, Wohl des populärst' deutschen Vollbluts. Freud und Leid im Turf wechseln nur zu schn^ aber die Liebe zum edlen Vollblut im Kampf auf weN. dein Nasen wird immer wieder freudige Tage finden,^ die trüben Zwischenfälle vergessen machen. * ... Der Olympische Kongren «» wurde Tage in Anwesenheit v-s portugiesischen Präsidenten feierlich -ross»-«. Vertreten sind folgende R„"o„cu: ^-.Xschland, Belgien, Holland, Portugal, England, Italien, Schweden, Ungarn, Frankreich, Tschechoslowakei, Schweiz. Irland. Amerika und Äavvten. Freud' und Leid im Turf. Wenn sich die Allgemeinheit mit dem Rennsport be saßt, entsteht immer der Gedanke der Schiebung. Der Turf setzte sich ganz besonders der öffentlichen Meinung aus, bedingt durch das Wetten, und es ist eine alte Erfahrung, daß dort unerlaubte Mittel am ehesten eingesetzt werden, Wo die Gewinnmöglichkeit am größten ist. So sagt sich der Laie ohne Überlegung vom Turf: hier wird am meisten geschoben. Daß er aber mit dieser Auffassung dem Rennsport großes Unrecht zufügt, bricht sich langsam, aber sicher Bahn. Was aber dem wettenden Publikum — das ständig als Vertreter aller Volkskreise bedeutender wird — größtes Vertrauen sichert, ist das rücksichtslose vorbildliche Eingreifen der Rennsportbehörden, rvo sich überhaupt nur Anzeichen von unlauteren Machenschaften zeigen Da-t läßt so deutlich der kürzlich bekanntgeword°«° mit dein Traber „Strauß" erkennen.