Volltext Seite (XML)
Ein goldener Glanz .. Ein goldner Glanz liegt Wer meinen Tagen Wie ferner Seele leuchtendes Gedenken, — Und zartes Klingen kommt, vom Wind getragen. Will meiner Harfe neue Lieder schenken. Ich schreite durch des Kornes Mld'ne Wogen, Das träumt der der Ernte segenschwer entgegen, Im blauen Kleide strahlt der Himmelsbvgen, Und seidig roter Mohn blüht an den Wegen. Libellen gaukeln, fröhlich summen Bienen, Von fern wogt schwerer Blütenduft von Linden, Die Welt ist ganz von goldnem Licht beschienen, Und meine Freude kann 'kein Ende finden. Marg. Finck. Mung bedarf. sM2. Sitz»»«.) * Sitzungs-ericht. M. Berlin, 30 April. Fortscpuna der ersten Beratung des Gesetzentwurfs üNe,' die Fürsteuenteinnuna nahm zunächst der iberische Gesandte v. Prester das Wort zu einer Erklärung marin er auf die gegen Bauern gerichteten Wendungen in der «estrigen Rede des sozialdemokratischen Abgeordneten Sän- ster hinwies und dazu bemerkte, eine Rüge des Präsidenten sei nicht erfolgt, es sei daher ,eme Pflicht, namens der bäueri schen Regierung diese unerhörten Beleidigungen des bayerischen Staates auf das allericharfste zurückzuweisen. Nbg. Dr. Rosenberg (Komm.) fragte, wo denn die Re gierung in dieser Wichtigen Frage bleibe. Wenn der Reichstag nicht zu einer Entscheidung im Sinne des Volksbegehrens komme, dann soll er aufgelöst werden. Dem völkischen Antrag aus Enteignung der Bank- und Börsenfürsten ständen seine Freunde sumpathisch gegenüber, aber er sei eine klägliche Halb- yeit, weil er nur die eine .Hälfte der Parasiten enteignen wolle, Fürsten, die zu den Bank- und Börscnfürstcn unterhalten hätten. Bei dem handle es sich eigentlich gar nicht um eine Ent- LnE SUrsteu solle das Volkseigentum wieder Abg. Kube (Völk.) bezeichnete die Zulassung eines VolkS- begchrens über die Fürstcnentcignung als verfassungswidrig die Überweisung des in diesem Sinne gehaltenen volkifchen Antrages an den Rechtsausschuß. Für die Völ kischen scheide in dieser Frage der Streit um die Staatsform SomReichStag an denRechtsausschuß Der dritte Tag der Beratungen des Fürstenentcignungs- Kesetzes sah angesichts der zu erwartenden Abstimmungen ein vollbesetztes Haus. Nach Beendigung der ersten Lesung, in der doch je ein Redner der Kommunisten, der Völkischen und dei Bayerischen Volkspartci gesprochen hatte, riefen die Glocken des Hauses zur Abstimmung über die 5 vorliegenden Anträge! 1- den Entwurf für den Volksentscheid, 2. den demokratischen Antrag, 3. den Zcntrumsantrag und zuletzt über die beiden völkischen Anträge zur Enteignung der Börscnfürstcn. Hin sichtlich aller Anträge beantragten Zentrum und Demokraten Überweisung an den Nechtsausschuß. Die sich hierauf ent- wickelnde Geschäftsordnungsdebatte zeigte, daß die Regie rungsparteien nicht einstimmig stimmen würden. Bei der Abstimmung über die Überweisung des demo kratischen Antrages blieb das Ergebnis zweifelhaft. Der in- iolgedcsseu notwendig gewordene Hammelsprung ergibt, dass we Koalitionsprarteicn a u s c i n a u d e r f a l l c n Deutsche Volkspartei stimmt mit den Deutschnationalen, den Kommunisten und den Dcutschvölkischcn gegen die Über- Weisung des demokratischen Antrags au den Rechlsausschuß Welche mit "00 gegen 143 Stimmen beschlossen wird. Mit der- Mebrbei, wird auch der Zentrnmsantrag an den Rechts, überwiesen. Eine Überweisung der völkischen Antrag, "" da b 0 e l c h n t, der Entwurf über die F ü r st e n c n t c i g. n g selbst wird ebenfalls dem Rechtsausschuß übergeben 'I .„jt wird der ganze Fragenkomplex mit Ausnahme dei völkischen Anträge aufs neue den Rechtsausschuß beschäftigen Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, wird di, Reichsrcgicrung in Kürze einen eigenen Gesetzent wurf über die Fürstenabfindung auöarbclten, der wahr- scheinlick so abgefastt sein wird, daß er nicht verfassungs- Sndmnd ist- also keiner Zweidrittelmehrheit bei der Abstim- aus; zur sie yanore es sich nur darum, oo der «siaat auf oem Rechtsboden bleiben wolle. Es sei kein Zufall, daß die sozial demokratischen Wortführer für die Fürstenenteignung im Aus schuß Rosenfeld und Landsberg heißen und daß die alljüdische Presse ihren Kampf unterstütze. Eine gute Republik sei den Völkischen lieber als eine schlechte Monarchie. Es habe aber auch gute Monarchien gegeben, wenn er in Deutschland von dem letzten Jahrzehnt absehe. (Große Heiterkeit und lang anhaltender Beifall links.) Abg. Loibl (Bayer. Vp.) nahm hauptsächlich den früheren bayerischen Kronprinzen gegen die Angriffe in Schutz, die im Laufe der Debatte namentlich von sozialdemokratischer Seite aus gegen ihn gerichtet waren. Hiermit war die erste Beratung der Vorlage erledigt. Es lagen vom Zentrum und von den Demokraten Anträge auf Ausschußübcrweisung des EMeignuugseutwurfs und der da zu gestellten Anträge vor. Abg. Stöcker (Komm.) sprach sich dagegen aus, ebenso der Abg. Dr. Wunderlich (D. Vp.). Abg. Müller-Franken (Soz.) erklärte, seine Freunde wür den der Ausschußüberweisung zustimmen, weil diese von großen Parteien beantragt sei. Abg. Schultz-Bromberg (Dtn.) will nur den Antrag des Zentrums und der Völkischen dem Ausschuß überweisen, nicht aber den Hauptentwurf. Die Abstimmungen. Rach weiterer längerer Gcschäftsordnungsdebatte, die wesentlich neue Momente nicht ergab, wurde zunächst über die Überweisung des demokratischen Änderungsantrages an den Rechtsausschutz im Hammelsprung abgestimmt. Die Über weisung wurde mit 200 gegen 143 Stimmen beschlossen. Da gegen stimmten die Deutschnationalen. die Deutsche Volks- Partei, Völkische und Kommunisten. Mit der gleichen Mehr heit wurde die Überweisung des En 1 eign u n gsenx- Wurfs und des dazu vorliegenden Änderungsantrages des Zentrums an den Rechtsansschutz beschlossen. Die Überweisung der völkischen Anträge an den Ausschuß wurde ab gelehnt. Es folgten dann zahlreiche, bisher zurückgcstcllte Bestim mungen über Entschließungen zum Etat für 1926. Dabei wurde mit 230 gegen 147 Stimmen und einer Stimmenthaltung eine Entschließung angenommen, die die schleunige Vorlegung eines Gesetzes über die rechtliche Grundlage der Privatschulen fordert. Nachdem noch eine Reihe von Einsprüchen des Reichs rats dem Hauptausschuß überwiesen worden war, vertagte sich das Haus auf Dienstag, den 4. Mai. l polttMe kunlllckau ; Die Grotz-Hamburg-Frage. Auf einer Sitzung des Nautischen Vereins in Ham burg sprach Bürgermeister Dr. Petersen über die Groß- Hamburg-Frage. Er führte u. a. aus: Für Hamburg sei die Schiffahrt eine Notwendigkeit, die Hamburgs Lebensnerv sei. Wenn Hamburg bestrebt sei, die Hindernisse aus dem Wege zu raumen, die der Entwick lung seines Hafens cutgegenständen, so erblicke es darin in erster Linie eine Aufgabe, die es für Deutschland leiste. Die Wünsche, die Hamburg in dieser Beziehung hege, j hätten daher auch nicht den Charakter von Annexions- - gelüsten, sondern sie seien dieselben Forderungen, die schon vor Jahren von den Vertretern der Länder und Parteien in der vom Reich eingesetzten Kommission als unbedingt notwendig zur Erhaltung der Wettbewerbs- fähiglett des größten deutschen Häsens bezeichnet wor den seien. Man müsse die Verständnislosigkeit beklagen, mit der weite Kreise den Lebensfragen deutscher Wirt schaft und deutschen Handels gegenüberständen; inan werde aber schließlich doch begreifen, wie notwendig die Hansastädte für Deutschland seien. Sitzung des Untersuchungsausschusses für Kriegs» frage«. Im 4. Unterausschuß für die Ursachen des Zuiam- menb'-uches kam ein Brief, den der Sachverständige ^rof. Dr. Hobohm am 26. April 1926 an den Vorsitzenden ge richtet hat, zur Sprache. Weiterhin zwei öffentliche Äuße rungen desselben Sachverständigen, und zwar ein „Offener Brief" an den Abgeordneten Grafen zu Eulen burg und eine Broschüre mit dem Titel „Unter suchungsausschuß und Dolchstoßlegende". Sämtliche Mit glieder samt dem anwesenden Vorsitzenden des Gesamt ausschusses, Dr. Schückiug, waren darin einig, daß ein Vorgehen, wie das von Prof. Hobohm gewählte, der Zusammenarbeit im Ausschuß abträglich sein müsse. Zur einstimmigen Annahme gelangte folgender Antrag: Der 4. Unterausschuß ist der Ansicht, daß Sachverständige Presseveröffentlichungen oder sonstige Publikationen über die Materie, die sie vor dem Untersuchungsausschuß zu behandel» haben, nicht unter Berufung auf ihre Eigen- jcyau als L-achverstaudlger oder unter Bezugnahme aus Ausschußverhandlungen herausgeben dürfen, bevor sie ihr Referat gehalten und mit dem Ausschuß Fühlung genom men haben. — Anschließend gab der Sachverständige Prof. Dr. Hobohm die Erklärung ab, daß er mit seiner Broschüre nicht die Absicht gehabt habe, gegen den Unter ausschuß und die Sachverständigen den Vorwurf man gelnder Objektivität zu erheben. Aus In- und Ausland. München. Der sächsische Finanzminister Dr. Dehne ist zu Besprechungen im bayerischen Finanzministerium in München eingetroffen. Schönau (Wiesenthal). Das auf dem hiesigen Friedhos befindliche Grabmal Schlageters ist von unbekannter Hand mit roter Ölfarbe bis zur Unkeuntlichkeit be schmiert wordeu. Von dcu Tätern hat mau bisher noch keine Spur. Der Friedhof ist polizeilich gesperrt worden. Haag. Wic zuverlässig verlautet, habcu die hier seit kurzem zwischen der niederländischen und der deutschen Re gierung geführten Vcchaudluugccn über dcu Abschluß eures Schiedsgerichts- uud Ausgleichsvertrages einen günstigen Verlauf geuommen, so daß die Unterzeichnung des neuen Vertrages unmittelbar bevorstcht. Paris. Wic die „Liberte" zu wissen glaubt, habe» die juristischen Sachverständigen des Quai d'Orsay einen Frage bogen ausgearüeitet, der sich auf den deutsch-russi schen Vertrag bezieht und der Reichsregieruug zur Be antwortung vorgclegt werden soll. - Gpn'iwe-erprozeß. Weitere S p r i1s ch i e b u u g e uA 8 Berlin, 1. Mai. In der letzten Sitzung im Spritwebcrprozcß wurde «ach Erledigung des Falles Stahn kurz der Fall des Apothekers Schwarz, der letzte der kleinen vor der Braudstistungsassäre der Gebrüder Weber, behandelt. Apotheker Schwarz gab un umwunden zu, daß cr gegen das Monopolgcsctz mchrercmal verstoßen habe. Er habe sich einer besonderen Aufmerksamkeit der Behörden erfreut. Fast jede Woche scicn Kontrollbeamte gekommen uud hält sciucu Betrieb kontrolliert. Auch habe er sich sciucu Kuuden gegenüber gerühmt, daß er Beziehungen hätte, lediglich um ein gutes Geschäft zu machen. Zeuge Re gierungsrat Benecke, Beamter der Reichsmonopolvcrwal- tung, erklärte als Zeuge, cr habe dcu Eindruck gehabt, daß bei mauchen Firmen vieles nicht stimme. Der Spritvcrbrauch sei ungewöhnlich gewachsen. Alles mögliche sollte fabriziert werden, unter anderem soviel Wauzentiuktur, daß man sämt liche Wanzen Deutschlands hätte damit vertilgen können. Diese Firmen seien nicht weiter beliefert worden. Oft seien auch hochgestellte Persoueu, Parlamentarier und führende Männer der Wirtschaft zum Mouopolamt gekommen und hätten sich für einzelne -Interessenten verwendet. Der Angeklagte Weber er klärte, daß vom Mouopolamt noch ganz andere Sachen gemacht worden seien. Der Zeuge Negterungsrat Benecke erklärte hierauf, daß das Mouopolamt selbst große Mengen hochprozen tigen Spiritus verkauft habe, und zwar Ware aus dem bc- setzteu Gebiet. s Neues aus aller Aelt 1 Eröffnung der Norddeutschen Antomobilausstcttung. In H a m b u r g wurde auf dem Ausstellungsgelände an der Flottbeker Chaussee die Norddeutsche Auto-, Flug zeug- und Molorbootausstclluug durch Oberbürgermeister Brauer mit einer Begrüßungsansprache eröffnet. Außer Fabrikaten englischer, amerikanischer, belgischer und fran zösischer Firmen sind einzelne deutsche Firmen und diese besonders mit leichteren Fahrzeugen sowie Zubehör teilen und Bedarfsartikeln der Autobranche vertreten. , Eine internationale Zeitungsausstellung in Köln. Der im vorigen Jahr angekündigte Plan einer inter nationalen Zeitungsausstellung in Köln soll bereits im nächsten Jahre durchgeführt werden. Mit der Ausstellung, die alles umfassen wird, was irgendwie mit dem Zei- tnngs- und Zeitschriftenwcsen zusammenhängt, soll eine internationale Pressetagung verbunden werden. 50g-Jahr-Fckcr der Stadt Selb. Zur Erinnerung an die im Jahre 1426 erfolgte Verleihung des Stadtrechtes an den damaligen Markt Selb sind von der Stadt Selb eine Reihe festlicher Veranstaltungen geplant, die am 3. Jnli beginnen werden. Für den 4. Juli ist ei» großer historischer Festzug vorgesehen. Am gleichen Tage öffnet auch die Porzellanausstellung ihre Pforten, die, von führenden Selber Porzellaufabriken ausgestattet, vier Wochen dauern wird. Das Selber Handwerk veranstaltet, ebenfalls im Juli, eine Gewerbeschau. Die Braut des Schmugglers Aus den Papieren eines Grenzjägers. (Aus dem Italienischen übersetzt von I. Emmeri ch.) 21 , - (Nachdruck verboten.) „Mein Großvater bat sich an der Person Eures Va ters ein schweres Verbrechen zuschulden kommen lassen. m Datei rächen und babt deshalb Pietro ?? »E PKK» Sartis, was (üovanni Augenblick stumm und musterte erstaunt Kna^ ihm Sechen wagte. Dann warf er stolz den Kopf zurück und cntacgnetc mit düsterer Miene: „Und glaubst du Knabe, daß eine Marter, wie sie i mein Vater zu crduloen batst, mit einem einzigen Leben gesühnt werden konnte.^ „Dann mußtet ^hr cem Pietro Sarti Marter für Marter zurückgeben, oder um leben lassen, damit er Zeuge sei, des Unterganges seiner Familie. Oder vielmehr, weißt du, was du muhtest, ^ries Anselmo, den der Zorn )u übermannen drohte. „T u^ mußtest die Gründe zu ermitteln suchen, die Pietro Sarti dahin brachten, nn- wcnschlicher als ein Tiger zu handeln. „Ich weiß," erwiderte Giovanni, „daß mein Vater bei Ausübung seines Dienstes den deinigen getötet hat. Aber mein Vater war in seinem Rechte." „Das aber weißt du nicht, daß der Mann, den dein .^ter in der Blüte seiner Jahre getötet hat, uud daß der Unglückliche, den du iu letzter Nacht iu dem von dir an- gezündcten Hause geknebelt hast, daß diese beiden Män- .ucr deine Brüder waren. Daß diese beiden von der glei chen Mutter geboren sind, wie du selbst, du Unseliger! Das weißt du nicht, daß ich dein Neffe bin, den du er morden wolltest und du weißt auch nicht, daß Pietro Sarti der Gatte deiner Mutter war." „Der Gatte meiner Mutter?" rief Giovanni, dessen Aufregung sich bei jedem Worte Anselmos gesteigert hatte. „Ter Gatte meiner Mutter?" Er packte Anselmo am Arin und sagte dumpf: „Komm mit mir! Wenn du mir die Wahrheit gesagt hast, hast du nichts zu fürchten von mir." Sie verließen miteinander die Stadt um Giovaunis Haus aufzusuchen. Auf dem Wege dorthin teilte Anselmo seinem Begleiter die Tatsachen mit, die er von Pietro Sarti gehört hatte. Giovanni hörte diese Erzählung schweigend an. Die tiefe Blässe, die sein Gesicht deckte, der kalte Schweiß, der ihm auf die Stirne trat, zeigten deutlich, wie sehr er von der Mitteilung ergriffen wurde. Als Anselmo geendet hatte, stieß Giovanni einen tie fen Seufzer aus uud stöhnte: „Oh, ich bin verflucht. Ich bin verflucht! Ich habe den Gatten meiner Mutter getötet!" „Du warst vielleicht nur ein Werkzeug der Gerechtig keit Gottes," hielt ihm Anselmo, den dieser zerknirschte Schmerz rührte, entgegen. „Ob, nein, denn ich babe nicht nur dich und deinen Onkel Luigi zu töten versucht...." „Gott hat uiis am Leben erhalten," unterbrach An selmo. „Aber wo ist Gaetano, den ich im See ertränkte? Wo ist Sforza, den ich ^erdolchte? Kannst du mir Rettung versprechen? Mir, der ich die Braut des Mannes liebe, dessen Blut ich vergossen?" »«I «»»«»»«ttiMWPillSIPc-iHWIM Anselmo ließ dcu Kops auf die Brust sinken und sagte seufzend: „Es ist wahr. Auf dir lastet der Fluch." Giovanni setzte sich auf einen Baumstamm am Wege nieder uud blieb, das Gesicht zwischen den Händen ver bergend, längere Zeit unbeweglich sitzen. Anselmo hielt sich einige Schritte von ihm entfernt und beweinte Gaetano und Sforza, über deren Ende er null Gewißheit hatte. Endlich erhob sich Giovanni wieder und setzte den Weg nach seinem Hause fort. Er lud Anselmo ein, ihm zu folgen und beide betraten den Raum, der in der Nacht zuvor Maddalena als sicher geglaubte Beute Giovannis zum Gewahrsam gedient hatte. Hier trat Giovanni vor seinen Schreibtisch, dessen Ge heimfach er eine Brieftasche entnahm. Er versiegelte diese und übergab sie Anselmo mit den Worten: „Du wirst diese deinem Onkel zustellcn und ihn bit ten, er möge sowohl die Brieftasche, wie den Brief, den ich jetzt schreibe, nicht vor morgen früh öffnen." Hierauf setzte sich Giovanni an den Schreibtisch. Wäh rend er nach dem Papier suchte, nahm er eine kleine Blechdose zur Hand und warf sich deren Inhalt in den Mund. Dann schrieb cr rasch und lange. Er versiegelte den Brief und reichte ihn Anselmo mit den Worten: „Lebe wohl! Du wenigstens, der du meine Verzweif lung gesehen hast, verfluche mich nicht." Und als er sah, daß sich der Knabe zur Türe wandle, rief er ihm nach: „Anselmo„ ich bin zwar schuldbeladen, aber ich bin doch der Bruder deines Vaters. Wirst du mich verlassen, ohne mir zu verzeihen?"