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Wilsdruffer Tageblatt : 16.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192604162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19260416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19260416
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-16
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.04.1926
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Korrgresse und Versammlungen Re in Nr drei 34^ des des daß und » M». »Plo- wurden, zu drei Monaten Gefängnis und billigte ihm Jahre Bewährungsfrist zu. Völkerbundes durch Delegierte vertreten sind, wurde in London eröffnet. Der Präsident der englischen Schiffahrtskammer, Waller Runciman, der zum Vorsitzenden der Konferenz ge wühlt wurde, bezeichnete in seiner Bcarüstungsrede als Ziel der Konferenz die Sicherung und Aufrechterhaltung der Frei heit des Verkehrs sowie gerechter und, soweit möglich, gleicher Behandlung aller Länder in allen Seehäfen der Welt durch eine freiwillige internationale Aktion. Revision eines Todesurteils vor einem neutralen Schieds gericht. Die vom Stettiner Schwurgericht wegen Mordes an dem belgischen Oberleutnant Graff zum Tode verurteilten früheren Schupobeamten Keirs und Engeler wurden von Stettin nach Düsseldorf transportiert, wo ein neutrales Schiedsgericht zusammentreten soll, um den Tatbestand.noch einmal zu prüfen. *Uf je Krank, Aelt ^andij so Kroße ?ugen Mittel, 7'chtst „Das Vier ist ein selten Elixier, Zuviel genossen schadet's dir und mir. Doch iver versteht gut Maß zu halten, Den sieht man einst noch bei den Alten. Drum trinke mit Verstand, dann schafft Der edle Gerstensaft dir Kraft. Und dankbar bis zum Daseinsende Bleibst du für diese Himmelsspende." V Koble uns. Strah sehen Besser rung boren, dringt singt Heime Vorw Eröff, Reich der G »cn katast die ii das ( »hant, Segen Arm- „Grof pflege Himm hei de . E iause ivohne ivnder Aornu G Der Röme Schüll mehr wir v mit a schen gedeih manch Zweck eben Szene Bliebe nehm, »ie F Kondi war. in knc aber « tüchtic hervoi »en 2 der V liege wenig kamen Lanzb »llmäl Segen höchste Vorfü Klage, damit »Mit ihr! Sie hat ja nicht wollen. Aber ich war stärker als sie. Ich und der Tod, den sie immer hat neben mir stehen sehen — wir haben sie bezwungen. — Denn weißt du, Elisabeth, sie hat mich immer geliebt — immer. — Und da konnte sie den Tod neben mir nicht sehen." — „Und ist mit Ihnen gegangen, fort, von allen, die sie liebten, in diese Einsamkeit?" Werner Mertens konnte kaum sprechen. In diesen Minuten zerbrach etwas in ihm, das er jahrelang heilig gehalten. »Ja," sagte Felix von Laßwitz fast feierlich. — „Das hat sie getan für mich — für mich! Und hat mir ihr Herz gegeben, ihr armes, krankes Herz. — Aber die Leute sagen, sie ist tot, das ist nicht wahr, wissen Sie? Denn ich habe ihr Herz — ja, ich habe es — es ist da." — „Wo?" fragte Werner atemlos. — Aber Felix von Laßwitz konnte nicht mehr antworten. Die Gehirnkrämpfe kamen wieder, der Wärter stürzte her ein, Elisabeth flog um die beruhigenden Tropfen. Werner sah es ein — hier war er völlig machtlos. Fast taumelnd erhob er sich und trat etwas abseits in eine der tiefen Fensternischen. Da klang ein Schritt hinter ihm und Iula stand in mitten der schweren Vorhänge. „Werner!" Sie streckte beide Arme nach ihm aus. „Iula," sagte er, „es bricht alles zusammen. Alles, woran wir geglaubt, worauf wir gebaut! Woran sollen wir uns noch halten?" Er hatte den Arm um sie gelegt und sah mit brennen den Augen bin über die weite Schnee-Ebene. Und sie drückte den Kopf fest an seine Schulter und weinte, leise und verzweifelt. Er sah nieder auf ihr blondes Haar, und dann neigte er sich tief herab zu ihr. „ „Du bist die Treue," sagte er leise. — „Ich habe dich Herbert von Laßwitz trat zu ihnen, und das Mädchen löste sich sanft von Werner. Sie tat es ohne Hast oder Scheu, und sie sah den warmen Blick aus Herberts Auge», der auf ihr ruhte. (Fortsetzung folgt.) Spiel und Sport. Schluss des Berliner Sechstagerennens. — Sieg ver französischen Mannschaft. Am Mittwoch abend endete das 16. Berliner Sechstagerennen mit dem Siege der französischen Mannschaft Sergent — Lou et. Sie er hielt insgesamt 481 Punkte. Zweite wurden die Ame rikaner, eine Runde zurück: Beekman —Eaton mit 468 Punkten. An dritter Stelle folgten Gottfried- Junge mit 298 Punkten, Linari — Binda mit 180 Punkten Frederick x—L orenz mit 180 Punkten und Koch —Miethe mit 70 Punkten. Dann folgten zwei Runden zurück: Standaer t—H ahn mit 141 Punkten, D e b a e i s — H ü r t g e n mit 105 Punkten und drei Runden zurück: Longardt — Behrendt mit 131 Punkten. Die gesamte in den 145 Stunden zurückgelegte Strecke betrügt 3657,190 Kilometer. Auf ihre Ehrenrunde erhalten die Franzosen lebhaften Beifall, ebenso aber auch die Amerikaner wie auch die noch verbliebenen deut schen Mannschaften. Nimzowitsch Sieger im internationalen Dresdener Schachturnier. Im internationalen Meisterturnier wurde inDresden die Schlußrunde gespielt. Nimzowitsch siegte nach kurzem, lebhaftem Kampf über Samisch und sicherte sich damit den ersten Preis. Aljechin, der gegen von Holzhausen die weißen Steine führte, konnte nicht mehr als ein Remis erreichen, aber dieser halbe Zähler genügt ihm zum zweiten Preis. Rubinstein spielte eine recht gute Partie gegen Steiner und gewann durch feine Behandlung des Endspiels. Den ersten Preis ge winnt Nimzowitsch mit 8)4 Zählern, Zweiter ist Aljechin nüt 7, Dritter Rubinstein mit 6)4, Vierter Tartakower mit 5, Fünfter von Holzhausen mit 4, dann folgen Johner 3)4, Samisch, Nates je 3, Blümich 2)4, Steiner 2. Deutsch französischer Fußballwettkampf. InParis hat bei elektrischer Beleuchtung im Stadion Buffalo ein Fußballwettkampf zwischen der Pariser Mannschaft des Club Athletique des Sports Genöraux und des V. f. R. Fürth stattgefnnden. Die französische Mannschaft siegt« mit 2:0. Die Londoner Universität auch m Köln geschlagen! Die Londoner Hockeymannschaft, University Occasionals, die auf ihrer Heimreise auch in Köln startete, mußte dort von der Kölner Städtemannschaft eine verdiente Nieder lage von 2 : 3 beziehen. Rademacher verläßt unbesiegt Amerika. Unser deutscher Meisterschwimmer Erich Rademacher-Magde burg hat das Land des Dollars so verlassen, wie er es betreten hat, nämlich ungeschlagen. Noch in allerletzter Minute, nur einige Stunden vor der Abfahrt der Deutschen, versuchte es Amerikas bester Brustschwimmer, Spence, zum letzten Male, den deutschen und nun auch amerikanischen Meister zur Strecke zu bringen, aber ver geblich. Nach einem schlechten Start war der Amerikaner an die Spitze gegangen und hatte sich einen Vorsprung von ungefähr 5 Meter erobert. Ms Rademacher dann jedoch Ernst machte, war cs nm Spence geschehen, Vier Meter war er im Ziel hinter dem Deutschen. Recht er freulich ist es auch, daß Frölich, der schwächere der bei den, ebenfalls noch in letzter Stunde einen Sieg feiern konnte, denn es gelang ihm, den Amerikaner Hosie und oen Norweger Engelsen über 50 uns 100 Mords glatt zu schlagen. So endet die Amerikafahrt der deutschen Schwimmer mit einen! ganz anderen Ergebnis wie seiner zeit die Houbens! sunde haben treten, wissen nannt. »erteit »er W hat ni Aber stellun bild sei de Heim 8nd, a borwä I» ü! schäft! vom Men tlar VM. Roman von A. Hottner-Grefe. (Nachdruck verboten.) preme um 5—10 Ceni, pro Kilogramm ab 16. April be schlossen. Stockholm. Die bekannte schwedische Schriftstellerin Ellen Key ist so schwer erkrankt, daß stündlich mit ihrem Ableben zu rechnen ist. Helsingfors. Der Hamburger Dampfer „Tilly Ruß" ist in der Nähe von Helsingfors untergegangen. Ncwyork. Zur Unterstützung der Polizei im Kampf gegen die Kukluxklaner sind Truppen in Illinois einge troffen. Die Kukluxklaner haben sich verschanzt. Zu neuen Kämpfen ist es bisher nicht gekommen. Lima. Der beste Flieger von Peru, Prötzel Podesta, war gezwungen, bei einem starken Sturm zu landen, wobei seine Maschine Feuer fing. Prötzel Podesta verbrannte. Eröffnung der internationalen Schiffahrtslonfcrenz London. Die internationale Schiffahrtskonferenz, auf der vierzehn Länder, darunter Deutschland, die führenden Schiff fahrtsunternehmungen sowie der Schiffahrtsausschutz des Das Vitt in der Heilkunde. Was man früher glaubte. Dem Deutschen ist von jeher der edle Wein der Sor genbrecher gewesen, während das Bier, um dessen Bo steuerung jetzt sogar diplomatische Auseinaudersetzunger stattftnden, sein guter Karnerad war. Wenn der gego rene Traubensaft das Blut feurig fließen macht, wenn die frohe Stimmung uns nach dem Genuß guten Weines über die Hemmnisse sorgenvoller Gedanken hinwegführt, so aibt uns das Bier jene eiaentümlicbe K-hcuslust. akä Vermischtes. Die Tschechoslowakei tschechisiert auch die .Kraul Helten. Die tschechoslowakisch» Regier»»« hat durch ih Unterrichtsministerium au «Vorstände d-r deutsche Universitätskliniken in Prag einen drolligen Sprachen erlaß ergehen lassen. Die Professoren, Oberärzte, Assister ten usw. sollen mit den „Parteien" und mit den Patienie fürderhin nur in der Staatssprache verkehren und auch d' Protokolle nur in der tschechischen Sprache führen. Wen also einer mit Typhus, Masern, Magengeschwür usw. t die Klinik kommt und nicht auf tschechisch sagen kann, wa mit ihm ist, ist ihm nicht 3» halfen und er muß elend! - zugrunde gehen. Wer also krank zu werde» beabsichtig muß zunächst sich rasch einmal eine tschechische Grammab vornehmen und sich wenigstens oberflächlich über die SC seiner Krankheit informieren, damit er sich mit dem Dskto auf tschechisch "usemanderjetzen kann. Bis längsten^ 4. August v. /EU die deutschen Universitätsprofest soren den Aweis ihrer „Spracheignung" erbringe« und von ausländischen Professoren will man bei ihre! Berufung nach Prag oder nach einer anderen tschechischer Hochschlue einen Revers verlangen, in dem sie sich vrr pflichten, innerhalb einer bestimmten Zeit tschechisch zr EMschädigungsklage wegen eines Fehlurteils. Im Jahre 1911 wurde der Fleischer Eduard Trautmann aus Neuhof bei Münsterberg vom Schwurgericht in Glatz wegen Totschlags an der unverehelichten Emma Sander zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er auch verbüßt hat. Es stellte sich nachher her aus, daß als Täter nicht Trautmann, sondern der Münster berger Menschenschlächter Denke in Frage kommen konnte, und im Wiederaufnahmeverfahren wurde Trautmaun auch jreigesprochen. Der Rechtsbeistand des Rehabilitierten forderte nunmehr eine Entschädigung des Trautmann für unverschuldet verbüßte Strafe. Er hat die Entschädigung aus 39 000 Mark berechnet. Der Fiskus will diese Somme nicht zahlen, weil sie ihm zu hoch erscheint. Da nun aber Trautmann und sein Anwalt auf Entschädigung in der verlangten Höhe bestehen, hat Trautmann gegen den Fiskus eine» Zivilprozeß ange- ttrenat. deren charakteristische Eigenschaft der deutsche Humor er wachsen ist. Dadurch gewann man in deutschen Landen eine eigenartige Zuneigung zn dem schäumenden Gersten saft, und wenn auch die törichte Unmäßigkeit beim Biek- trinken manchen Schaden für die Gesundheit mit sich bringt, so tut das der Liebe keinen Abbruch. Unsere Vorfahren verstanden es, auf alle Fälle sich ihren Biertrunk zn sichern, und wenn eifrige Gesund heitsapostel mit einem ganzen Ballen von „Du darfst nicht" und „Du sollst nicht" den Leuten Schrecken einja gen wollten, entdeckten die Bierfreunde plötzlich die selt samsten Heilkräfte in dem beliebten Getränk. Plinius rechnet den Schaum des Bieres zu den Schönheitsmit teln, weshalb die Römerinnen auch gerne vom Schaum nippten. Wie man heute den Magenkranken Pilsener Bier erlaubt, verordnete man ihnen in Deutschland Ein becker, das auch bei Gelbsucht und bei Fieber gute Dienste leisten sollte. Anch behauptete man, daß das Danziger Preußingbier bei Bluthusten und das Kniesenackbier gegen den Stein von ganz vorzüglicher Wirkung sein sollte. Und so geht es fast bei jedem Ortsbiere, überall sind die Heilkundigen bei der Arbeit, zum Ruhme ihrer Heimat neue „Heilerfolge" durch Bier festzustellen. Noch vor kurzem konnte man ein Inserat finden, in dem verkündigt wurde, daß die Eigenschaften eines neuerfundenen Vie res alle Krankheiten zu heilen imstande seien, und der Erfolg war der, daß Hunderte sich der Kur zuwandten. Ein alter Schriftsteller aus dem 16. Jahrhundert gibt ein treffliches Bild vor: dem Schaden und der Nutzbarkeit des Bieres; es heißt darin unter anderen«: „Bier wird gekocht mit Weizen, Gersten, Hafer und Hopfen. Dickes Bier macht Feuchtigkeit, das andere, das lieblicher ist, viel weniger. Bier mehret die Kräfte, Fleisch und Blut, ist von gxtzßsr Nahrung, bewegt den Harn, bringt Linde- rnng des Bauches, zumal, wenn er mit Hopsen gekocht ist. Mit zuviel Hopfen schadet es denen, die ein schwaches Hirn haben. Bier aus Gersten und Hopfen, wohl ge- kochet, welches das temperirteste ist und gesundeste, öffnet die Verstopfung." War nun das Bier gegen alle mög lichen und unmöglichen Gebrechen gut, gegeu eines half es niemals, im Gegenteil: cs beförderte den Rausch. Doch i sollte «narr Umschläge mit Bier bei Verbrühungen und ! Abschürfungen machen. Ebenso sollten Biergüsse auf die Herzstelle außerordentlich gut wirken. Wir wissen sehr wohl, daß alle diese medizinischen Vorschriften nur ein Ergebnis der damaligen wissen- I schaftsarmen Zeit waren. Trotzdem ist es Wohl nicht I richtig, auch hier das Kind mit dem Bade auszuschütten Aus dem GerichisssaS. „ Dic Schiebungen Seim Reichsvcrmögensamü Der Prozeß gegen den Regierungsrat Gropp wegen der bekannten Schie bungen beiin Reichsvermögensamt hat in Koblenz begonnen. Gropp ist angeklagt, in vierzehn Fällen von Firmen Geschenke angenommen zu haben. Der Prozeß gegen Sprit-Weber. Jin Spritschiebcrprozeß wurde als Sachverständiger Abteilungsdirektor Dr. Kaiser voin Monopolamt vernommen. Er erklärte im Gegensatz zu den Ausführungen des Zollinspektors Preuß, daß bci An trägen neuer Firmen die Zollämter auch über die erforderliche Spritmenge Ermittlungen anzustellen und darüber dem Mo- nopolamt Angaben zu machen hätten. Die Verhandlung wandte sich dann den einzelnen Bcstechungsfällen zu. Zur Verhandlung kam zunächst der Fall Kopp, fiir den mehrere Tage vorgesehen sind. Kopp hatte im Jahre 1921 eine chemi sche Gesellschaft übernommen und für diese Monopolsprit zur Herstellung Ion Kopf- und Haarwasser bezogen. Kopp soll zu einem Herrn geäußert haben, seine Freundschaft mit dem Angeklagten Peters sei so groß, daß er mit ihm alles tun könne. Peters erklärte darauf, sein Verkehr mit Kopp habe nur bezweckt, gelegentlich etwas zn erfahren. Er habe Kopp als Gegenleistung vielleicht mal einen Gefallen getan. Es kam dann die Aufhebung der Beschlagnahme von 18 000 Liter Sprit bei Kopp zur Sprache, die durch Peters erfolgt ist. Peters erklärte, die Aufhebung sei lediglich durch ein von ihm eingeholtes Gutachten des Monopolamtes veranlaßt worden. Urteil in Sachen des Chemnitzer Eisenbahnunglücks voin 5. Oktober 1925. Das Schöffengericht in Chemnitz verurteilte den 58 Jahre alten Stellwerksmeister Bruno Sahr, der durch vorzeitiges Umlegen einer Weiche am 5. Oktober vorigen Jahres den Eisenbahnunfall aus Bahuhos Chemnitz verursacht hatte, wobei drei Personen getötet und 21 Personen verletzt „Christa Weltin," sagte er noch einmal jetzt zu Herbert gewendet — „das war der Name. Der Name, den ich verloren hatte. Ganz vergessen. Und der doch immerfort irgendwo saß in meinem Herzen — nur daß ich ihn nicht über die Lippen krackte. — Christa Weltin! Warum hast du mir den Namen nicht längst gesagt, Elisabeth?" „Ich habe nicht gewußt, daß du nach ihm suchtest," sagte die Frau sanft. Ihr feines Gesicht war noch tiefer erblaßt. Er sah sie mißtrauisch an. „Das hat Herbert auch immer gesagt. — Keines hat den Namen gewußt. Und ich — ich hab' Ihn vergessen gehabt. Er sollte ja auch tot sein — sie wollte es selbst so — tot, wie sie — ganz tot. Aber er wird lebendig und sie selbst wird auferstehen und alles wird gut sein. Ganz gut. Und dort wird sie hereinkominen, so wie sie damals auf mich zukam: Mitten im Winter war es. Ueberall der Schnee. Und ain Bahnhof — so viele Menschen. Lauter Gesichter —fremd, häßlich. Und plötzlich sie dazwischen—sie." Er brach ab. Ein Schwächeanfall warf ihn zurück auf das Bett. „Reden Sie," sagte Herbert nach einer Weile leise — „er wird Sie verstehen, wenn Sie ruhig sprechen, so wie ein Arzt zum Beispiel. Er ist jetzt klarer, glaube ick, als seit Wochen. Das macht der Name. Ich kannte ihn ja nicht und er hatte ihn seit langem vergessen und immer suchte er danach." Werner Mertens trat ganz an das Lager heran. Er zwang sich zur Ruhe, und es ging ihm seltsam. Un willkürlich war sein Ton milde, seine Sprechart ruhig diesem Manne gegenüber. „War das auf dem Bahnhof in Wien?" fragte er endlich. Felix von Laßwitz fuhr empor. Wieder schrie er auf, es klang kaum wie ein Menschenfchrei. und zu behaupten, daß alle jene Vorschriften nicht eine Spur von Wahrheit in sich trugen. Es ist wohl das beste man hält es mit dem mittelhochdeutschen Dichter, der r>a singt: „Der Lützow-Prozeß in Frage gestellt. Der Versuch Schöffengerichts Berlin-Lichu-rselde, die Wetterführung Prozesses gegen Freiherr» v. Lützow dadurch zu sicher», bis zur Wiedergenesung des Erkrankten jeden Mittwoch „... Sonnabend eine kurze Gerichtssitzung am Krankenbett in der Villa in Nikolassee abgchalten wurde, scheint nun doch ver geblich gewesen zu sein. Schon bei der Verhandlung zeigten sich Spure» einer Verschlimmerung des Allgemeinbefindens des Angeklagten, die von dem behandelnden Arzt und von dem Gcrichtsarzl sestgestelli wurden. Rach dein Gutachten des Gerichtsarztes muß die weitere Vcr ndlmigsfähigkeit des Dr. v. Lützow stark be.-wciicl« n-—' „Wer sind Sie, daß Sie das alles wissen. Sind Sie Werner Mertens?" . . Eine furchtbare Qual lag in den Worten und eine unsägliche Angst. " „Nein," sagte Elisabeth rasch, „er ist ein Arzr. Der Kranke seufzte schwer auf, wie erlöst. „Zehn Jahre," sagte er, plötzlich sprechend — „zehn lange Jahre hat der Name geschlafen. Aber da mals — ja — da war er lebendig "no sie auch. Christa! Christa!" Er breitete .die Arme aus wie in einer ungeheuren Sehnsucht; dann flüsterte er: „ „Jetzt weiß ich auch wieder alles — alles. Und du -Elisabeth - du muht es auch wissen, denn du bist meine Frau, siehst du, jetzt weiß ich auch das/ er sah sie fast triumphierend an — „aber ich — ich habe dich nie geliebt. Niel Immer nur sie - Christa. - Verstehst du das? Und weißt du, warum das so war? Die Frau senkte ergeben das sanfte Gesicht. „Es hat wohl so sein müssen," sagte sie mit zittern der Stimme. Er nickte. „Ja, es hat sein müssen. So ist es. Ich habe nur geglaubt damals, daß ick der Stärkere bin. Aber ich war ganz, ganz schwach. Ich möchte nur wissen" — er wurde unruhig — „weshalb habe ich dich geheiratet?" „Wahrscheinlich, weil Christa Weltin sich verlobte," entgegnete die junge Frau zagend. „Verlobte?" Er dachte nach. — „Ja, es wird so sein. — Aber was ging das uns beide an, sie und mich? Da war sie — auf dem Bahnhof — ich hatte ihr ge schrieben, ja, daß ich sie noch einmal sehen müsse ehe — ich fort wollte, für immer. Denn ich wollte fort, ich weiß jetzt ganz bestimmt, fort — das wollte ich. Aber vor her noch einmal sie sehen. „Ich hab' dir das alles gesagt — damals — aber sie hat mir die Pistole aus der Hand geschlagen — ja — und hat gesagt: „Du mußt leben!" Leben! Ohne sie? Nein. Also mit ihr." — Der Schimmer einer längst verrauschten Seligkeit brach aus seinen Augen. —
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