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yaio Covers mit einem Haid aus sein Wasser ragenden Wrack zusammen und wurde sehr stark beschädigt. Di« Seite des Schiffes war vollständig eingerissen und der Bug eingedrückt. Es gelang der „Maid of Kent", unter eigenem Dampf Dover wieder zu erreichen. Fünfhundert Morde einer Räuberbande. Aus Bet- grad wird gemeldet: In den letzten Tagen hat eine al dänische Gendarmeriepatrouille in der Nähe von Priz- rend den berüchtigten Näuberhauptmann Jusif Ms> ho nies erschossen, der mit seiner Bande seit Kriegsende an fünfhundert Raubmorde begangen hat. Die Behörden waren den Mordtaten gegenüber machtlos, bis es jetzt gelang, auch den Räuberhauptmann unschädlich zu machen. Den anderen Mitgliedern der Bande gelang eZ aber, zu entkommen. Ehrensold für politische Mörder. Die russische Ne gierung hat aus Anlaß des Jahrestages der Ermordung t des Zaren Alexander ll. durch die Nihilisten im Jahre 1881 eine Feier veranstaltet und beschlossen, daß alle Per sonen, die an der Ermordung beteiligt waren und noch am Leben sind, eine monatliche Pension von 225 Rubel erhalten sollen. Der belohnte Dorfsowjet. Die ukrainische Sowjet regierung hat einem Dorfsowjet des Kreises Mariupol als besondere Auszeichnung einen Radioempfänger ge> schenkt. Der betreffende Dorfsowjet hatte sich in jeder Hinsicht durch ausgezeichnete Arbeit hervorgetan besonders wird hervorgehoben, daß das Torf 90der Landwirt- sckraftssteuer rechtzeitig eingezahlt hat. Aus -em Gerichtssaal. Drei Monate Gefängnis wegen Störung des Gottes» dienstcs. Am 20. Dezember kam es nach der Predigt des Dom^ Hilfspredigers Weißer in einer peinlichen Störung des Sonn^ lagnachmitlagsgottesdienstes in der Berliner Domkirche. Plötz^ lich sprang ei» junger Mann aus und ries mit lauter Stimme: „Der heutige Staar ist nicht besser als der frühere. Weshalb wird der Kommunismus unterdrückt?" Der Urheber dieser: unerhörten Szene hatte sich in dem 19jährigen Kürschner und, Mützenmacher Maier Lemberger ans Tarnow in Polen vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte wegen Störung eines! Gottesdienstes zu verantworten. Er äußerte zu seiner „Ver teidigung", daß er Dissident sei und geglaubt habe, er sei in einer Versammlung, in der man etwas Falsches widerlegen könne. Das Gericht war der Überzeugung, daß Maier Lem berger mit der Absicht der Provokation in die Domkirche ge-j gangen sei und daß er sich in einem fremden Lande des groben Verstoßes gegen Sitte und Anstand schuldig gemacht habe. Das Urteil lautete auf drei Monate Gefängnis. Verurteilung eines falschen Arztes. Ein Herr Barthelsf der aus einer österreichischen Bearmensamilie stammt, war während des Krieges wegen verschiedener Diebstähle als Ossi- s zier degradiert worden. Als er dann in einem Lazarett lag, z erwachte in ihm der Drang zur medizinischen Wissenschaft, : Da seine Immatrikulation wegen mehrerer Strafen nicht mög- - lich war, fälschte er Zeugnisse und auch ein Dokiordiplom, nachdem er sich vorzügliche medizinische Kenntnisse erworben hatte. Jahrelang war er mit bestem Erfolg in einer Wiener Klinik als Assistenzarzt tätig und später drei Jahre lang als^ sekundärarzt am Nudolsinenheim in Wien. Wie der Gerichrs-- arzt als Sachverständiger erklärte, verfügt der Angeklagte über hervorragende medizinische Kenntnisse. Viele Personen ver danken seinem operativen Eingrif? ihr Leben. Der Angklagte räumte die ihm zur Last gelegten Diebstähle ein. Das Gericht verurteilte Barthels zu einem Jahr eine Woche Ge fängnis. Verurteilung des dänischen MethodistcnbischofS Bast. Im Verfahren gegen den Methodistenbischof Bast sprachen die Kopenhagener Geschworenen Bast schuldig des Betruges in Übereinstimmung mit dem ersten Punkt der Anklageschrift. Daraufhin zog der Staatsanwalt die übrigen Anllagepuntte zurück. Bast wurde zu drei Monaten Gefängnis ver urteilt. Ungewöhnliche Erledigung eines Prozesses. Vor dem Gericht von Boussu (belg. Hennegau) wurde kürzlich die merkwürdige Tatsache festgestellt, daß bei einer Klagesache, die jetzt zur Verhandlung kommen sollte, innerhalb vierzehn Tagen der Kläger, der Angeklagte, sämtliche Zeugen und der Anwalt der Beklagten gestorben waren. Die Verstorbenen Waren teils Erkrankungen, teils Unfällen erlegen. Der Pro zeß mußte daher niedergeschlagen werden. Wo kein Kläger, da kein Richter. Wegen der Schwiegermutter ins Gefängnis. Vor einem Londoner Gericht hatte sich ein junger Mann zn verantworten, der Frau und Kindern mit seiner Schwiegermutter ausgerückl war. Vor dem Richter verteidigte der Angeklagte sein Ver halten mit der großen Autorität seiner Schwiegermutter, die ein gebildeter Mann nicht durchbrechen soll. Die Schwie germutter selbst war zu der Verhandlung nicht erschienen, so daß der Schwiegersohn das Abenteuer allein mit einigen . Monaten Gefängnis büßen mußte. . i Urteil im Meineidsprvzetz Hölscher. Im Meineidsprozeß gegen Dr. Hölscher verurteilte das Berliner Schwurgericht die Angeklagten Szidat und Viergutz wegen Meineides zu je zwei Jahren sechs Monaten Zuchthaus. Der Angeklagte Dr. Höl scher wurde sreigesprocheu. Fünf Jahre Zuchthaus für Hochverrat. Im Hochverrats prozeß gegen Heuck und Genossen wurde nach zweiwöchige, Verhandlungsdauer vom Staatsgerichtshos zum Schutze der Republik das Urteil gesprochen. Heuck wurde wegen Vergehens gegen §8 6 und 7 des Republikschutzgesetzes und wegen Spreng stoffverbrechens sowie wegen unbefugten Waffenbesitzes zu fünf Jahren Zuchthaus und 500 Mark Geldstrafe verurteilt. Die Geldstrafe unv 17 Monate der Freiheitsstrafe wurden auf die Untersuchungshaft angerechnet. GpLst und Sport. Nun doch »och ei» zweites Berliner Sechstage rennen! Nach schier endlosen Verhandlungen der Veran stalter mit den Radrennbahnbesitzern ist nunmehr end gültig beschlossen worden, in der Zeit vom 8. bis 14. April das 16. Berliner Sechstagerennen auszutragen. In der Zwischenzeit sind bereits einige Verträge getätigt worden, die deutlich erkennen lassen, daß man den Berlinern auch diesmal eist ganz hervorragendes Rennen bieten will. Als besondere Zugnummer dürfte man das berühmte amerikanische Paar Fred Spencer-Walthour jr. betrachten. Aber auch die anderen Fahrer zählen zur besten Klasse. So hört man, daß auch Louet-Cugnot, Möller, Rieger, Knappe, Lewanow, Saldow, Bauer, Krupkat u. a. ver pflichtet sind. Trotz der guten Besetzung ist es fraglich, ob die Veranstalter infolge der späten Jahreszeit für ein Sechstagerennen auf ihre Kosten kommen werden. Berlin-Cottbus—Berlin. Am 28. März findet das erste große Straßenrennen des BDR. über 249,8 Kilo meter statt. Berlin—Cottbus-Berlin hat wie immer ein vorzügliches Nennungsergebnis erhallen. Nicht nur, daß die gesamte deutsche Klasse vertreten ist, sondern auch die ausländer erscheinen diesmal in beträchtlicher Stärke. Wir nennen nur Ramen wie Tonani-Jialien, die beiden Schweizer Suter, van Hevel-Belgien und den bekannten französischen Straßenfahrer Bellenger. Die deutschen Far ben werden durch Huschke, Dobbrack, Gielow usw. ver treten. Devos bleibt Europameister. Der Titelkamps um die Europameisterschaft im Mittelgewicht, der den Haupt- kampf im Berliner Sportpalast bildete, endete nach äußerst interessantem und lebhaftem Kampfe mit dem Punktsiege ses Titelverteidigers Devos-Belgien. Das Urteil wurde den KuiiÄauern mit einem ungeheuren Tumult, der ven ckambedlsiki - Niclas vis Vendl-ub ksbs ick von Zem Tecttfslmscfißel! — sich gar nicht legen wollte, ausgenommen, em Zeleyen, vnu dieses Urteil nicht allgemeine Zustimmung fand. Man hatte ein Unentschieden erwartet. Samson-Körner—Haymann in München? Wie wir hören, soll der Ausscheidungskampf um die Schwerge wichtsmeisterschaft zwischen Haymann und Samson-Körner in der Heimatstadt des ersteren, München, stattfinden. Allerdings bewirbt sich auch ein Berliner Veranstalter um den Kampf. Die Chancen Samson-Körners sind übrigens nach dem Kampf Haymann—Blackie Miller erneut ge stiegen. Im allgemeinen erwarte man einen glatten Sieg Samsons. Husrball und Mussolini-Boykott! Auf der letzten Ta gung des Internationalen Fußballverbandes in Brüssel beantragte der österreichische Vertreter Hugo Meisl, den nächsten Kongreß, der in Rom stattfinden soll, nach einer anderen Stadt zu verlegen. Da der Antrag jedoch nicht durchkam, beschloß die österreichische Delegation, den Kon greß nicht zu beschicken. SSrse - fiancke! - AwtjchaN Amtliche Berliner Notierungen vom 20. März. . Börsenbericht. Rach sehr flauem Börsenbeginn besserte sich im weiteren Verlauf die Stimmung zusehends, zumal auch noch umsangreiche Orders einliesen. Anregend wirkte nament lich die als bevorstehend bezeichnete weitere Diskontermäßi- gung. In Verbindung damit haussierten erneut Goldpsand- briefe. Am Markt der inländischen Anleihen war es verhält nismäßig ruhig. Am Geldmarkt war tägliches Geld zu 5 bis 6,5 K reichlich angeboten, Monatsgeld 6,5—7,5 4- Devisenbörse. Dollar 4,19—4,21; engl. Pfund 20,39—20,44; holl. Gulden 168,14—168,56; Danz. 80,89 bis 81,09; sra » z. Frank 14.79—14,83; belg. 16,88—16,92; schweiz. 80,76—80,96; Italien 16,84—16,88; schweb. Krone 112,47—112,75; dän. 1l0,16 110,44; norweg. 90,24 bis 90,46; tschech. 12,42—12,46; österr. Schilling 59,15 bis 59,29; p o l n. Z lot h (nichtamtlich) 52,99—53,26. Produktenbörse. Der amerikanische Preissturz für Weizen . kam allgemein überraschend und hat auch in Liverpool ebenso wie hier nur mäßige Rückwirkung geübt. Die Plata- und kanadischen Forderungen waren herabgesetzt, jedoch ebensalls nicht entsprechend der Chikagoer Baisse. Bei uns stützt dauernd die Knappheit des inländischen Weizenangebotes und die Tat sache, daß die diesseitigen Preise für Bezug vom Auslande nicht rentabel sind. Die Anfangspreise zeigten immerhin eine Abschwächung von 314 Mark für Lieferung. Ähnlich waren dte Verhältnisse für Roggen,. Auch von diesem war vom Jn- lande wenig angeboten, während sich in den Provinzen, be sonders aber am Rhein, weiter Konsumfrage zeigt. Im Zeit geschäft stellten sich im Anschluß an Weizen die ersten Preise etwa 2 Mark niedriger. Die Offerten in Gerste wie in Ha?»« waren auch nur mäßig. Unternehmungslust war zurückhalten der. Das Mchlgeschäst blieb still, ebenso Futterartikel. Getreide unv Oljaaien per 1000 Kilogramm, sonst per 100 Kilo gramm in Reichsmark: 20. 3 19. 3 20 3 19 3 Weiz., mark. 255-259 255-2L9 WcJkl.f.Brl. 10,2-10.4 10,2-104 pommersch. — — Rogkl. s.Brl. 9,2-9.4 9,2-9.4 Rogg., märk. 1SL-160 157-162 Raps — pommersch. — — Leinsaal — — westpreuß. — — Vikt.-Erbsen 25-31 28-31 Braugerste 166-190 166-190 'l.Speiseerbs. 23-25 23-25 Futtergerslc — 138-152 Zuttererbsen >9-21 19-21 Hastzr. märk. 162-173 163-173 Peluschken 20-21 20.0-21.0 pommersch. »M»» Ackerb ohnen westpreuß. — WM Wicken 23-2S.S 23-2S.S Weizenmehl öupin., blaue 11.5-12,5 11 S-12.S p. 100 kg sr. Lupin., gelbe 14-14.5 14-14.5 Bln.br.inkl. seravella 26-29 26-29 Sack (feinst. Rapskuchen 14.5-14.7 14,5-14.7 Mrk.u.Not. 32,7 3S,2 33-36,5 Leinkuchen 18.4-18,6 18.4-18,6 Roggenmehl Trockenschtzk. 8.5-8.S 8.S-8.7 p 100 kA sr. Zoua-Schrot 18.5-18.6 18.5-18.L Bln.br.intt. 22.7-25 5orsml.3N/70 — inkl. Sack 22 5-24.7 Kartosselslck. 138-14.0 13.7-14C Schlachtviehmarkt. Austrieb: Rinder 27iv, darunter Bullen 594, Ochsen 844, Kühe und Färsen 1272, Kälber 2750. Schafe 6235, Schweine 7214, Ziegen 21. Preise: Für ein Pfund Lebendgewicht in Psg-: Ochsen a) vollsleischige, aus gemästete 50—54, b) vollfleischige, ausgemästete im Alter von 4—7 Jahren 44—48, c) junge fleischige, nicht ausgemästete 38 bis 42, d) mäßig genährte üugere und gut genährte ältere 34 bis 36; Bullen a) 48—50, b) 44—47, c) 40—42; Kühe und Färsen a) 47—51, b) 40—44, c) 32—37, d) 25-30, e) 20—23; Fresser 34-40; Kälber a) b) 78-85, c) 64-75, d) 48-60, e) 37 bis 45; Stallmastschafe a) 53—57, b) 44—50, c) 34—42; Schwein« a) , b) 84, c) 81-83, d) 78—80, e) 75—77; Säue 75-78; Ziegen 20—25. Marktverkauf: Bei Rindern, Kälbern und Schweinen ziemlich glatt, bei Schafen glatt. patmrierblut. Roman von Reinhold Ortmann. tlj (Nachdruck verboten.! Cs war eine Schuld, die Henry niemals restlos würde tilgen können — eine Schuld, die ihn nach ihrem Willen gewiß nickt drücken sollte und deren er sich doch oft genug mit einem gewissen Bangen bewußt wurde. Denn er würde sie vm nirs»- leichter und sorgloser getragen haben, wenn er sich hätte in dem Glauben wiegen dürfen, daß Helga in ihrer neuen Lebensaufgabe eine Art stillen Glückes ge sunden habe. Sie tat ja sicherlich alles, was in ihren Kräften stand, um ihm diesen Glauben zu erwecken. Sie zeigte sich ihm niemals traurig oder auch nur verstimmt. Ihre warme Teilnahme an allem, was ihn beschäftigte, trug da» Gepräge der vollsten Aufrichtigkeit, und ihre Freude an seinen Eifolgen war von einer Herzlichkeit, die auch nicht den leisesten Verdacht der Verstellung aufkommen lassen konnte. Und doch gab sich Henry keiner Täuschung darüber bin, daß sie im Verborgenen litt, daß ihr schönes Gesicht nicht zu allen Stunden jenen ruhig heiteren Ausdruck hatte, durch den sie ihm ihre Zufriedenheit mit der neuen Ge staltung ihres Lebens zu beweisen suchte. Er wußte es, weil er fühlte, daß es so fein müsse r weil es ihm unnatür lich vorgekommen wäre, wenn es anders hätte sein können. Sie war zu jung und voll zu warmen Lebens, um ln dieser mehr mütterlichen als schwesterlichen Fürsorge für «inen Bruder volles Genügen zu finden. Dann und wann wenigstens mußten sich notwendig in ihrem Herzen Wünsche regen, für die es in dem Rahmen ihres jetzigen Daseins keine Erfüllung gab. Und zweifelhaft war sür Henry nur das eine, ob diese Wünsche noch ihrem Gatten galten, oder einem neuen, ungreifbaren Glück, dem ihrs Seele vielleicht noch nicht einmal Gestalt und Namen zu geben wußte» Er fragt« sie nicht: denn bei aller Innigkeit ihre» Verhältnisses war etwas in ihrem Wesen, das ihm das Fragen verbot. Und sür Vermutungen nach der «inen oder der anderen Richtung hin bot ihr Benehmen ihm keinen Anhalt. Niemals war sie es, die das Gespräch auf Hubert brachte, und wenn es dennoch aus irgendeinem Grunde unvermeidlich war, daß sein Name genannt wurde, so verriet sie durch nichts, daß die Erinnerung an ihn ihr Herz in rascheren Schlägen klopfen mache. Es gab feit ihrer Abreise aus München keinerlei Verbindung mehr zwischen ihr und ihrem Manns. Sie hatten einander nicht geschrieben; aber Hubert hatte durch einen ihm befreundeten Rechtsanwalt Helga mitteilen lassen, daß er es ihr voll kommen freistelle, ob sie in sein Haus zurückkehren oder ihren Wohnsitz außerhalb Münchens wählen wolle. Auch einer etwa von ihr beabsichtigten Scheidung werde er sich nicht widersetzen, und er sei sogar bereit, sich für den allein schuldigen Teil erklären zu lassen, voraus gesetzt, daß der geltend gemachte Scheidungsgrund ihn nicht an seiner Ehre schädige. Immerhin aber bitte er, «ine endgültige Entschließung bis zu seiner Rückkehr nach München hinauszuschieben, oder wenigstens so lange, b.» er über die Gestaltung seiner Zukunft mit sich selber völlig im reinen sei. Henry wußte, daß seine Schwester auf diesen Brief keine Antwort erteilt hatte, und er ahnte noch heute nicht, ob sie sich mit dem Gedanken an eine Scheidung trug. Nur ein einziges Mal hatte er versucht, auf dem Umwege vorsichtiger Andeutungen ihre Meinung zu erfahren: ober sie hatte ihn mit ruhiger Freundlichkeit gebeten, diesen Gegenstand nicht zu berühren und sich an ihrem Versprechen genügen zu lassen, daß sie ihn unter keinen Umständen verlassen werde, so lange ihre Anwesen- heil ihm noch von irgendwelchem Nutze» sein könne. Seitdem war von Helgas Ehe zwischen den Geschwistern in der Tat nicht mehr die Rede gewesen. Und der Name des Malers war in ihren Unterhaltungen nur gefallen, wenn, wie es sich in diesen-drei Monaten wiederholt er eignet hatte, von Münchener Geschäftsleuten eine Anfrage an die junge Frau gelangt war, wie es mit der Bezahlung dieser oder jener Rechnung gehalten werden solle, da von dem noch immer abwesenden Herrn Almröder eine Erklärung darüber nicht zu erlangen sei. Es hatte sich immer nur um verhältnismäßig geringfügig« Beträge gehandelt, um Summen, deren Begleichung recht wohl aus einfacher Vergeßlichkeit unterblieben sein konnte, und Helga hatte die Mahnungen jedesmal einfach durch Uebersendung des Geldes beantwortet. Wenn sie ein Verlangen danach fühlte, ihren Gatten wiederzusehen, so wußte sie diese Sehnsucht jedenfalls vor jedem fremden Auge zu verbergen, und wenn sie einen Groll gegen ihn hegt«, so verschloß sie ihn im tiefsten Innern ihres Herzens. Ein Postbote trat ein, um Henry ein Telegramm zu überreichen, das nicht an die Firma, sondern an ihn per sönlich adressiert war. Er löste ohne besonder« Neu gier das papierne Siegel, aber er fühlte sich von heftigem Erschrecken durchzuckt, als er mit einem Blick die wenigen Worte der Depesche überflog. Das Telegramm war in der Tat sehr wohl danach an getan, ihn mit Bestürzung zu erfüllen, denn es lautete: »Hubert Almröder hier schwer erkrankt. Lebensgefahr Nicht ausgeschlossen. Bitte, Frau Almröder benachrichtigen, Dr. Joseph Asam.* Aufgegeben war da« Telegramm in München. Der Maler mußte also von seiner langen Reise endlich zurück gekehrt jein. Und da der unterzeichnete Absender ohne Zweifel der Arzt war, in dessen Behandlung er sich be fand, so gab sich Henry keiner Täuschung darüber hin, daß die Mitteilung sehr ernst zu nehmen sei, und er durfte nicht einen Augenblick zögern, Helga mit ihrem Inhalt be kanntzumachen. Beklommenen Herzens stieg er zu seiner im dritten Stockwerk gelegenen Wohnung empor» denn «ine sichere Ahnung sagte ihm, daß dieser unerwartete Zwischenfall eine neue große Veränderung für ihn be deuten würde, und gewiß alle» ander« eher, al» eine Veränderung zum besseren. Er trat in da» Wohnzimmer, in der Erwartung, seine Schwester darin zu finden. Sie war nicht da, aber es schien, daß sie das Gemach soeben erst verlassen hatte, den» auf dem Tischchen am Fenster lag ihre achtlos hingeworfene Näharbeit und daneben ein entfaltetes Zeitungsblatt, in dem sie offenbar eben noch gelesen. (Fortsetzung folgt.)