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Wie der Weltkrieg die wirtschaftlichen Verhältnisse ungünstig beeinflußt Hai, so brachte auch der Siebenjährige Krieg einen Verfall des Geldes rind Mangel an Zahlungsmitteln. Die Kapellcnrechnung von 1763 wird dies zeigen: „Ausgaben: 117 Thlr. 12 Er. 7 Pfg. Verlust an baarem, aber teils abgewürdigten, teils gänzlich verrufenen Geldes a 180 Thlr. 7 Gr. 7 Pfg., 10 Thlr. — Gr. — Pfg. Vertust an Johann Georg Schönbergs Kapital a 30 Thlr. gefallenen Geldes, welches auf 20 Thlr. gesetzt worden ist. 1 Thlr. 12 Gr. — Pfg. Verlust an Johann Georg Schönbergs Interessen (Zmfen) von jetztgedachtem Kapital 20 Thlr. auf die Jahre 1760, 1761, 1762." Als Neftanten auf das Jahr 1763 sind sechs verzeichnet; außerdem find sieben mit Zinsreften auf frühere Jahre eingetragen. Wie bereits gezeigt, wurden aus dem Kapellenärar Kapitalien ausgeliehen. Dies durfte nur mit ^herrschaftlichem Konsens geschehen. Ein „Reskript der Gerichts- Herrschaft zu Klipphausen" von 1762 besagt: „Nachdem bey letztem Gericht-Tage zu Klipphausen, ans der, von dem iezigen Capellen-Vorfteher zu Saxdorff. Christian Riilkern, producierten Saxdorffer Ca pellen-Rechnung sich geäußert, daß nicht nur Iacob Schönberg allda 87 Thlr. 12 Gr. Capital, ao" 1756 und 30 „ — „ dergl. ao 1759 lonbern auch die dösige Gemeinde 110 Thlr. — Gr. Capital 1759 und 65 „ — „ dergl. 1760 aus dem Capellen-Vermögen erborget und ausgenommen, darüber aber bis dato lzum heutigen Tage) keine gerichtlichen Consense beygebracht, die Hochadl. Ge richts-Herrschaft hergegen die Ausleihung so starker Lapitalien, ohne Cvnsense und Landübliche Verzinsung, aus den Capellen-Einkünften, fernerhin nicht mehr gestatten will, und wir dannenhero (darum) sowohl Jacob Schönbergen, als auch der Gemeinde zu Saxdorff, unterm heutigen dato gerichtlichen auferlegen, daß sie beyder- seits durch forderfamste Anschaffung Obrigkeitlicher Cvnsense, und zwar längstens bey nächstem Gerichtstage, mehr bemeldete (öfter erwähnte) Saxdorffer Capelle in völlige Sicherheit sehen" usw. Folgende Urkunde vom Jahre 1768 zeigt, unter welch-en Bedingungen ein Konsens erteilt wurde. „Registratur den 11- Februar 1768. Acto (zur Verhandlung) erschien persönlich Johann George Schrödter, Bauer zu Sardorff und brachte vor, welchergeftalt er sich genötigt sähe, 100 fl (Gulden) zur Tilgung dringender Schulden zu erborgen, welche ihm der Capellen-Vor steher, Christian Rülker, a^s dasigem Capellen-Vermögen vorzustrecken ent schlossen sey. Nachdem sich nun aus deßen Kaufe verisiciret (erweiset), daß er auf das völlige Kauft Geld an 500 fl nicht mehr als 100 fl schuldig, mithin zur Er teilung eines Consenses auf so hoch kein Bedenken ereignet. « Abkürzung für anno — im Jahre. 30 Als ist ihm die Versicherung geschehen, bey nächstem Gerichts-Tage solchen zu erteilen" usw. O. Johann Adolf Bucher, VGHltr. (Gerichtshalter). Die Rechnung vom Jahre 1765 weift die Anschaffung eines neuen Kapellen- taftens für 2 Thlr. 14 Gr. auf. Darunter ist die Kapellenlade zu verstehen, in der Papiere, Geld, Geräte, Altartuch usw. aufbewahrt wurden. Auch die Ausgaben für die Proben der Bewerber um die 1723 begründete Kinderlehrerstelle und die Kosten für die damit verbundenen Mahlzeiten wurden der Kapellenlasse entnommen. Im Laufe der Jahre war bas Gotteshaus recht baufällig geworden. Die 1777 vorgenommene Reparatur verursachte einen Kostenauswand von 38 Thlr.; elf Jahre später wurde die letzte größere Ausbesserung ausgeführt; sie erheischte eine Ausgabe von 36 Thlr. Trotzdem betrug das Vermögen der Kapelle im Jahre 1795 918 Thlr., so daß im nächsten Jahre der längst geplante Neubau ausgeführt werden konnte. Bevor über ihn berichtet wird, mögen nvch einige kleinere, das Kirchwefen betreffende Notizen Platz finden. Im Inventarverzeichnis des alten Rechnungsbuches ist auch eine Sanduhr auf- gesührt, die 1777 für 1 Thlr. 12 Gr. gekauft worden war. Wohl in keiner Kirche fehlte in jener Zeit neben der Kanzel die Sanduhr; sie mahnte den Geistlichen feine Predigt nicht über Gebühr auszudehnen. In der Rechnung von 1782 lesen wir zum ersten Male den Beitrag zur Brand- taffe, 2 Gr. 6 Pfg. aufs Jahr. 1811 betrug er 2 Thlr. 10 Gr. 6 Pfg.; bis zum Jahre 1876 hält er sich auf dieser Höhe, während er von dieser Zeit an auf ungefähr 2 Mark herabsinkt. Von 1789 an wurden dem Kinderlehrer von Sachsdorf jährlich 12 Thlr. aus dem Kapellenärar für das Lesen der Predigt gewährt. Von 1799 bis 1801 betrug diese Entschädigung nur 7 Thlr. 9 Gr. 8 Pfg. Die Rechnungen vom Jahre 1802 ab verzeichnen k-eine Ausgabe an den Lehrer des Ortes. Aehnlich verhält es sich mit der Entschädigung für Abnahme der Kapellenrechnung. Als solche erhielt der Pfarrer von Weistropp 1 Thlr., vom Jahre 1795 ab ist dieser Betrag nicht mehr in Ausgabe gebracht. Bei dem im Jahre einmal in der Kapelle stattsinbenden Gottesdienste, ver bunden mit Kommunion, war auch der Schulmeister von Weistropp anwesend; er erhielt 4 Gr., vom Jahre 1841 ab 5 Gr. Diese Bezüge werden im Jahre 1877 zum letzten Male aufgeführt. Wie schon angedeutet, wurde die Kapelle weggerissen und auf der Stelle der alten eine neue, größere Kapelle erbaut. Da ihre Verlängerung nach Norden erfolgte, so kam die Grabstätte des erwähnten Börner innerhalb die Kapelle zu liegen (vielleicht unter dem Altar). Die Kosten des Neubaues betrugen 885 Thlr. lieber dem Eingang ist die Zahl 1796, das Jahr der Erbauung, verzeichnet. Darunter befindet sich die Inschrift: Soli Deo gloria; d. h. Gott allein die Ehre. Die neue Kapelle fand besonders auch zur Abhaltung der Trauungen rege Benutzung. Noch im ersten Jahre „fand darin Kießlichs Trauung statt, im Iabrc 1798 Zschochens, das Jahr darauf Kirstens und Zschochens Trauung". Zur Kapellenkaffe flossen, wie früher erwähnt, die Gottespfennige. Bezüglich ihrer Höhe wurde im Jahre 1823 festgesetzt, daß von einem jeden Hundert Thlr. Kaufsumme 1 Gr. an die gerannte Kaffe zu zahlen sei. Vom Jahre 1842 an betrug der Gottespfennig von je 100 Thlr. Kaufsumme 1 Gr. 2 Li Pfg. - einen guten Groschen. kN uns: der Esel (d. h. der vierbeinige) war ausgsgiitten und in den ca. 2 m tiefen Tinten-Sumpf gekürzt, den kühnen „Reiter" m tnshmsnd!! Mck knapper Not vermochte er sich noch im letzten Augenblick an der Mauer anzuklammwn, der Esel allerdings (d. h. der vierbeinige) erlebte einen schreck lichen — „Reinfall"... Trotzdem lachte alles laut auf, so urkomisch wirkte dieses Bild des im Schlamme versinkenden Grautiers ... Doch nun hieß eS: Rettungsversuche machen' Denn man soll auch einem Esel in der Not beistehen. Der unglückliche Reiter war schnell hochgezogen, nicht so leicht aber der andere der Esel. Man schlug und zerrte ihn am Schwänze, umsonst, er rührte sich nicht von der Stelle. Allmählich sammelte sich an dec „kritischen" Passage ein ganzer „Pilgerchor" an, aus dem gar mancher — „eselartiger" Vorschlag zur Esel-Rettung kam ... Endlich nach mancherlei drastischen Versuchen, ward der Esel — aber mit welchem Exterieur! — emporgewunden: ein Anblick zum Toblachen!I Der edle ReiterSmann aber ging von nun an zu Fuß. Auch diese kleine Episode beweist nur die alte Wahrheit, daß es vom Erhabenen zum Lächerlichen oft nur ein Schritt, oder wie hier, ein — Fehltritt ist. — Bald waren wir wieder mitten unter den, selbst als Ruinen erhabenen Ueberresten von gewaltigen Prachtbauten und Kunstställen, wie sie der Erdball nie Wiedersehen wird... Ephesus ist heute eine tote Stadt oder vielmehr ein Trümmerfeld und man fragt sich angesichts desselben, wie es möglich war, daß Menschen jene Kunstwerke so vandalisch zerstören konnten. Nachdenklich ob der Vergänglichkeit aller menichlichsn Werke, und wären sie selbst, wie hier aus cyklopischen Macmor blöcken, verließen wir gegen Abend die Ruinen, um den letzten Zug um 6 Uhr nicht zu verpassen. In der Nähe der Station bestiegen wir noch den mit einer weitläufigen Burgruine aus der Tückenzeit bedeckten Kastellhügel. Hier hatten wir noch eine schöne Aussicht auf das nahe M-er. Im Vordergründe, an der Westseite des Hügels zeigte man uns die gewaltige Ruin- der Selim-Moschee, und nicht weit davon eine viel kleinere Raine, angeblich der uralte Tempel der Göttin Diana, von dem die Epheser Juweliers kleine Nachbildungen machten. Und damit einen schwung vollen Handel trieben, der b>S heute dort noch blüht, denn auch uns bot man allerhand ,,Imitationen" von kleinen Antiken aus Ephesus als echte Altertümer an. Ich nehm- mir als „Andenken" an Ephesus drei Zchen üon einer kleinen Marmorstatue für wenige Piaster mit Außerdem erstand ich eine Anzahl „angeblich" echter antiker griechischer Münzen, in Ephesus gefunden, wie der griechische Händler sagte und — ein Grieche lügt niemals... Die Sonne sank eben im Westen ins Meer, als wir, überreich an Eindrücken, mit dem erhebenden Bewußtsein von EphrsuS schieden, einen Blick in eine uralte, einzigartige im Schutt von Jahrtausenden versunkene Welt getan zu haben. Sinnspruch. Wer über andere Schlechtes hört, Soll es nicht weiter noch verkünden; Gar leicht wird Mewchenglück zerstört, Doch schwer ist, Menschenglück zu gründen. Lebensbejahung. Osterbetrachtung von P. Hoche. Ostern ist das frohe Fest neuer Lebensbejahung. Wer sich den frommen Christenglauben bewahrt hat, wird Ostern ganz gewiß in diesem glücklichen Sinne feiern. Ihm wird das Schriftwort „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" zur fröhlichen Verheißung. Ist nicht ganz besonders nach der christlichen Lehre das Leben ein fortwährender Kampf, ein dauerndes Ringen nach höherer Vollendung? Trifft auf ihn nicht das deutsche Wort zu: Religion ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden? Iw menschlichen Streben kommen oft die Stunden, wo es nicht vorwäLtsgehen will, Tags des Mißerfolgs, der inneren Not, vielleicht gar der Verzweiflung. Aber trotzalledeml Der Lebensmut, die Freude am neuen Kampf bricht doch immer wieder durch und treibt wieder zu neuem Handeln Da tut es aber ganz besonders dem Herzen wohl, wenn ein Fest winkt, das dem Erlösungsgedanken dient, das manchen inneren Zwiespalt klärt, das die Brust mit froher Gewiß heit, das Herz mit neuen Hoffnungen erfüllt. Es ist der Segen und Sinn des christlichen Ostergedankens, daß er mit dem Glauben an eine Auferstehung alle Lebenskräfte im Menschen weckt und hilft, das Leben in jeder Beziehung tatfroher und mutiger anzufassen. Aber auch der Mensch, der vielleicht von der Idee dei christlichen Lehre nicht durchdrungen ist, wird doch trotzdem vom Ostergedanken tief ergriffen. Was ihm das Christen tum nicht offenbart, das ruft ihm eine andere Macht, dik Natur draußen zu. Lange Monde hindurch hatte die Erde im Winterkleide dagelegen, war die ganze Natur gleichsam entschlummert. Es war die Zeit des trüben Wetters, der kurzen und dunklen Tage. Es ging wie ein tiefes Aus ruhen durch die winterliche Flur, es folgte die Stille nack dem flammenden und brausenden Leben des Sommers Aber der Mensch kann diesen Wechsel der Natur nicht mit machen. Er muß auch im Winter rastlos weiterschaffen Aber er bleibt doch ein Glied der Natur Er emviindel ihren starken Pulsschlag, und in seinen Stimmungen iß ei so vielfach von draußen abhängig, es kommen io manchmal die Tage, wo Lebenslust und Arbeitskraft erschlaffen wollen. Da wacht die Natur von neuem auf. Es geht wie eim Erlösung aus langem Schlummer, wie eine Ankerstehuno durchs All. „Vom Eise hefreit find Strom und Bäche durck des Frühlings holden, belebenden Blick, im Tale grünei Hofsnunasglück." Uebermachtig und unaufhaltsam auellen die Kräfte der Natur empor und zaubern überall neue- Leben hervor. „Das Alte ist vergangen stehe, es ist alle- neu geworden." And diesem Zauber der Erneuerung kann wohl kein menschliches Herz widerstehen Wenn de: Himmel über der Erde blaut, das Licht der Sonne aus di< Tiefe niederflutet, wenn die lauen Lenzwinde wehen, wenr es überall draußen von neuem Leben guillt 'und strotzt dann kann das menschliche Her; gar nicht widerstehen: e« ist viel zu sehr selbst ein SINN ber grasten Natnr, es wtrt von tyrem velevenven Odem erfüllt uns von ihrem AUi erstehungsgeist getragen Lebensbejahung ist der tief Sinn der Ostern für einen jeden Menschen. Es ist da! Gesetz des Lebens, daß sich dieses nicht in monotoner Eia förmigkeit vollzieht, sondern daß wie beim Meere Ebbe un> Flut und Wellental und Wellenhöhe auseinanderfolgen so hier Furcht und Hoffnung. Trübsinn und Frohmut mit einander abwechssln. Und darin liegt der Reiz des Lebens Am Menschen selber liegt es freilich, diese Stimmungen z» regulieren, vor allem, sich in den Tagen des Mißerfolges des Unmutes nicht unterkriegen zu lasten, sondern sich ieiw Empfindungen untertan zu machen. Bis zu einem gewiffel Grade liegt das durchaus in unserer Macht, wenn wir nui die wichtige Kunst der Selbstbeherrschung zu erlerne» trachten. Es gibt so manchcrlei, was den einzelne» aufregt, aus dem Gleichgewicht bringt, ihn reizt, ver bittert und dadurch natürlich unlustig zum Handeln schwach zum Tun macht. Tas ist sine natürliche Erschei nung, und es wäre doch das Unklügste, sich solchen Stim mungen zu überlassen. Eins ist gewiß: bester wird es da durch mit uns nicht. Es ist noch immer das einzig Richtige: je größer die Not, um so größer muß unsere Anstrengung sein, sie zu überwinden. Hier trifft das Eoethewort zu: Allen Gewalten zum Trotz sich erhallen, nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen, ruset die Arme der Götter herbei! Was aber geeignet ist, den Geist der Verneinung in uns zu unterdrücken, dagegen lebensbejahende Kräfte zu fördern, alles das wollen wir in uns pflegen, und in diesem Sinne sei uns Ostern hochwillkommen, wenn es uns Stunden bringt, in denen wir nicht nur den Odem der Natur und des Glaubens in uns verspüren, sondern die neugefühlten Kräfte auch dem höheren Leben dienstbar zu machen suchen. Wir haben es bitter nötig, deutsche Ostern im an gedeuteten Sinne zu feiern. Ader der Sinn des Festes Hai Weltbedeutung. Jahrelang hat sich die Menschheit darin kaum genug tun können, sich zu bekriegen, materielle und ideelle Werte aller Art zu zerstören. Das war Lebens verneinung der Menschheit. Wie nach langem Winter das deutsche Herz sich nach neuem Frühling sehnt, so die ganze Welt nach den Jahren des Kummers, des Hasses nach Frieden, nach dem Miteinander nach dem Neuaufbau. Wenn Ostern diesen lebensbejahenden Geist in der ganzen Menschheit weckt, dann wird es nicht sinnlos, nicht umsonst gefeiert werden. Der ausAerben-e Handkuß. In der amerikanischen Gesellschaft ist der Handkuß nichts weniger als beliebt. Kommt es vor, daß ein Euro päer, eingeladen in eine vornehme Gesellschaft, die Sitten - des Landes nicht kennend, der Dame des Hauses die Hand l küßt, so ist diese gewöhnlich entsetzt. In den amerika- ' nischen Kreisen hält man vielfach den Handkuß für unan. ständig. In Europa findet er auch immer mehr Ab lehnung. In Deutschland ist er nur noch in besonderen Kreisen üblich, wird aber zumeist nicht mehr so geübt, wie es früher der Fall war. Heute wird auch in Deutschland meistens der Händedruck einem Handkuß vorgezogen. In England und Frankreich kann man die gleiche Beobachtung machen, daß der Handkuß, wie er früher auch allgemein war, heute nicht mehr zur gesellschaftlichen Sitte gehört und die Erziehung nicht mehr großen Wert auf den Hand- legi.