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Wilsdruffer Tageblatt 2 Blatt. Nr. 73 Freitag, den 26. Marz 1926 Liebe und Freundschaft Wohl ist die Liebe süß und hold Und nie genug zu preisen, Doch mag auch Freundschaft, treu wie Gold, Keck ihren Schimmer weisen? O, sie auch hält in Freud und Leid Stark wie der Tod zusammen, Und steht, wie m der Jugendzeit, Im Alter noch in Flammen. Friedrich Ofer. zu » Ende -es Matteotti-Prozeffes. Geringe Strafen für die Haupttäter. Im Matteotti-Prozetz ist in Chieti das Urteil ge sprochen worden, nachdem als letzter Verteidiger Fari- uacei, der Generalsekretär der Faschistischen Partei, eine scharfe Rede gegen die Opposition gehalten hatte. Von den Angeklagten wurden zwei, und zwar Viola und Malacria, freigesprochen nnd sofort aus der Haft ent lassen; die drei übrigen, Dumini, Volpi und Poveromo wurden für schuldig befunden und erhielten 5 Jahre, 11 Monate und 2V Tage Gefängnis, dazu das dauernde Verbot, ein öffentliches Amt zu bekleiden. Bon ihrer Sin Freaden- und Gnadeniag. Ehrwürdige Bräuche am Sonntag vor Ostern. -^^inn des Frühlings grüne Zweig« diese ""s Freude über das Ende des 6 Zuge herumzutragen und mit ihnen die Hauser zu schmücken, war bereits bei den alten Völkern bekannt. Nicht nur die Germanen, auch die Griechen, dis Perser und Inder übten den Brauch. Auch nachdem das Christentum die Welt erobert hatte, verschwand diese Art der Freudenkundgebung über den Wiederbeginn des Früh- imgs nicht. Im vierten Jahrhundert christlicher Zeitrech nung trat dann an Stelle des früheren Frühlingsfestes der christliche Palmsonntag. Richt mehr aus Freude über das erste Grün des Frühlings und über die wieder wär mend scheinende Sonne, sondern zur Erinnerung an den Einzug Jesus' in Jerusalem schmückten die Bewohner der christlichen Länder ihre Behausungen mit grünen Zweigen. Zn Beginn des Mittelalters entstanden in Deutschland 1. Kapitel. Die «eite, mährische Ebene flog in tiefem Schnee be graben. Wer dieses weißschimmernde Land so sah, in r-n/n -ttichen Versonnenheit, mit seinen weltabge- statUühen ^inen großen Dörfern und den vielen den bre^ «eiche überall verstreut waren, mit - Lh-L» mit E,'«-» "----r d°r !><E. -ügen, welche sich sö scharLN* geschwungenen Hohen- Ameren Himmel, gegen den mattgrauen USA Ä- «n'd- im HEEE L Mttaokc DaL stand der Himmel fiimmemd m weißer weichen, ge ¬ segneten Lande. Wie Golo wogte das Korn in dem lauen Winde, tausende vmi Blumen blühten auf den un endlichen Wiesen; '"^n Baumgarten dufteten die Rosen, riesige, glanzende Sonnenblumen standen träumend den Zäunen, und die dunkelgrünen Obstbäume trugen schwere Last. Wenn "der der Winter mit harter Faust bas letzte Farbenspiel der Natur verwischte, dann herrschte hier eine ungeheure Oeüe, eins gro^e Stille und Ver gessenheit. Die Bahnstation lag draußen, Een in Dort ragten ein paar große Fabriken, Z>cgelwerke Die kleine Stadt war mehr als eine Stunde weit entfernt. Nicht jeder Zug hielt hier an, die meisten fuhren hastig «vorüber, den großen Vertehrezentren entgegen. Der Per- sonenzng aber, welcher um cinhalbfunf U r von Wien herauskam, der machte hier eine halbe Mumte Nast. diese halbe Minute erwachte die winzige «ranon au. 'hrem Schlafe. Die beiden Beamten gingen gönnend vus dem warmen Bureau hinaus in die scharfe -lacke und ätzten gut aus, wer allenfalls ankam oder abfuhr. In am Palmsonntag allerlei Bräuche uns Festlichkeiten. Es kamen richtige Umzüge auf, die den Einzug Jesus' in Je rusalem darstellen sollten. Mit einem Reiter an der Spitze, ver die Person des in Jerusalem einziehenden Heilandes vorstellte, zogen die Bewohner der Dörfer auf Wegen und Fluren umher. Dabei sangen Männer, Frauen und Kin- d«r Lieder, die an den Einzugstag von Jerusalem er- mnerten, sie riefen Hosianna und trugen dabei Zweige vom ersten Grün. So ging der Zug in die Kirche, wo die Zweige geweiht wurden. Dann zerstreute sich der Zug, die geweihten Zweige aber kamen in die Wohnstube, an das Dach oder sic wuroen auch in Gärten und Feldern ausgestec«. Ähnliche Feierlichkeiten sind auch im alten Byzanz vor sich gegangen. Dort wurden für den Palm fonntag besondere Denkmünzen geprägt, die dann als Geschenke an Freunde und Bekannte von Hand zu Hand gingen. Im Mittelalter gatt der Palmsonntag häufig als Freuden- und Gnadenlag. Weltliche und kirchliche Obrigkeiten benutzten ihn, um Sünder und Verbrecher von ihren Strafen loszusprechen. Da wurden Leibes- strafen und Geldbußen erlassen, Sünder kamen von den ihnen auferlegten Kirchenbußen frei und Leute, die in Schuldhaft saßen, erhielten an diesem Tage die Freiheit. In ländlichen Gegenden finden wir heute noch manche Bräuche, die an den Einzug Jesus' in Jerusalem uns zugleich an das Fest des Frühlingsanfanges erinnern. So gehen in manchen katholischen Gegenden die Be wohner am Palmsonntag in die Kirche, um sich grüne Zweige weihen zu lasten, die in der Diele, in den Wohn- M'ben und an dem Dach befestigt werden. Da und dort .Palmbaum' angefertigt, der mit allerlei bunten Sachen und Früchten behängt wird. M. vom Men Nar Vette. Roman von A. H o t t n e r-G refe. (Nachdruck verboten.) Strafe werden ihnen aber vier Jahre ertasten. Zur Ur teilsfindung wurde der Gerichtssaal geräumt und es blieben außer dem Richter und den Geschworenen nur dir beiden Verteidiger im Saal anwesend. Mit dem Urteil von Chieti ist unter diesen Prozeß, der weit über Italien hinaus Aufsehen erregt hatte, der Schlußpunkt gesetzt. Der sozialdemokratische Führer Abg. Matteotti ist bekanntlich seinerzeit von politischen Gegnern in einem Auto entführt und ein paar Tage später mit mehreren Wunden als Leiche aufgesunden worden. Die Verteidiger der Angeklagten behaupteten jedoch während des ganzen Prozesses, daß von Mord keine Rede sein könne. Sie vertraten die These, daß Matteotti nicht durch einen Messerstich in den Rücken ums Leben gekommen sei, sondern nur einen Stoß vor die Brust erhalten und da durch sich eine Lungenblutung zugezogen habe. Ferner versuchten sie, die Erbitteruug der Angeklagten begreiflich zu machen über das vaterlandsverräterische Treiben Matteottis nnd die Ermordung verschiedener Faschisten durch seine Parteifreunde. Die Absicht der Faschisten, sich in den Besitz der Person Matteottis zu setzen, wurde von keinem bestritten, zumal Matteotti schon einmal vorher eine solche „Beschlagnahme" seiner Person erlebt hatte. Diese Personensequestrierung aus politischen Gründen falle aber unter die Amnestie. f poMNcbe ^uncUchsu i Das Soldatenjadiläam des Reichspräfideatev. Am 7. Aprw werden 60 Jahre verflossen sein seit dem Tage, an dem der Reichspräsident v. Hindenburg aus dem Kadettenkorps als Leutnant in die Armee eintrat. Aus diesem Anlaß wird der Reichswehrminister Dr. Geßler an der Spitze von Vertretern der Wehrmacht und der Marine dem Reichspräsidenten Glückwünsche aus sprechen. Die Fiaavzlage der Deutsche,» Reichsbahu- gefellschast. Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahnge sellschaft hielt in Berlin eine Tagung ab. Hauptpunkt der Erörterungen war die Finanzlage des Unternehmens. Es wurde ein befriedigender Abschluß des ersten Geschäfts jahres in Aussicht gestellt. Der durch die Wirtschafts- s krise bedingte starke Rückgang der Einnahmen in den ; ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres mahne jedoch zu j verschärfter Vorsicht, »nd es werde notwendig sein, die j Mittel für neue große Ausgaben auf dem Wege des Kredits r zu beschaffen. Es wurde dann auf die vielen Verkehrs- j und Betriebsverbcsserungen, die besonders den Güterver- i kehr betreffen, hingewiesen. Gebilligt wurde vom Ver- i waltungsrat die zum 1. April vorgeschlagene Einführung einer Krankenversicherung für Reichsbahnbeamte. Der Nrichswirtschafksrat gegen die Sommerzeit. Der wirtschaftspolitische Ausschuß des Reichswlrt- schaftsrates nahm Stellung zu einem Schreiben des Reichsinnenministers, in dem der Reichswirtschaftsrat um ein Gutachten hierüber ersucht wird, ob sich die Wieder einführung der sogenannten Sommerzeit in Deutschland empfiehlt. Nach eingehender Aussprache beschloß der Ausschuß, sich gegen die Wiedereinführung der Sommer zeit auszusprechen. Weiter beschäftrgte sich der Ausschuß mit der Frage des Preisabbaues. In einer Entschließung wurde darauf hingewiesen, daß es nicht nur Sache der Produktionskräfte der Wirtschaft sei, an dem Problem der Preissenkung unmittelbar mitzuarbeiten, sondern auch Sache der Auftraggeber und, sofern öffentliche Verwal tungen als Auftraggeber auf dem Wirtschastsmarkt er scheinen, auch Sache der Behörden. Aus Ln» und Ausland. Berlin. In der Vertretertagung der Deutschnationalen Volkspartei wurde Abg. Treviranus zum pol,tischen Be auftragten der Partei gewählt. Berlin. Der Einspruch des völkischen Abgeordneten Stöhr gegen den ihm wegen Beleidigung des Reichskanzlers erteilten Ordnungsruf wurde im Reichstag gegen die Stim men der Völkischen und Kommunisten abgelehnt. Berlin. Der schwedische Forschungsreisende Sven d" Berliner Literarischen Gesellschaft eine g„ßen Sympathie für das Deutsche Reich Ausdruck verlieh und die bestimmte Erwar tung ausiprach, daß Deutschlands Wiederaufstieg und neue Weltgeltung nicht lange aus sich warten lassen werden. Karlsruhe. Zwischen der Badischen Staatsschuldenver- waitung und der Schweizerischen Kreditanstalt m Zürich namens eines internationalen Bankenkonsortiums ist ein Ver trag sür die Übernahme einer 6)4 Aigen Anleihe für den Freistaat Baden von 4V Millionen Schweizer Franken Nennwert mit 20 jähriger Lauszeit abgeschlossen worden. London. Das kanadische Parlament hat in einer Entschließung die Verantwortung der Dominions sür Ver wicklungen, die durch die englische Außenpolitik entstehen, ab- gelehnt. Madrid. Rach einer Mitteilung des spanischen Außen Ministers haben die Handelsvertragsverhand lungen mit Deutschland eine günstige Wendung ge nommen. Madrid. Der neuernannte deutsche Botschafter Gras Welczek überreichte dem König von Spanien sein ve glaubigunasschrciben. In seiner Ansprache betonte er, daß zwischen Spanien und Deutschland ausgezeichnete Beziehun gen bestehen. Welt und Wissen. BevMerunaszahlen der Bereinigten Staaten. Rach bei Zählung tm Jahre lS20 hatten die Vereinigten Staaten von Amerika eine Bevölkerung von 1W 710 620 Einwohnern. Im Laufe der letzten fünf Jahre Ist diese Zahl aus 113 493 72V Köpfe gestiegen. Nach de» Mitteilungen der statistischen Be hörden ist die Bevölkerung inzwischen wiederum ganz er heblich gestiegen; sie zählt jetzt 117135817 Seelen. Dies ist die stärkste Zunahme der Volkszahl, nicht nur absolut, son dern auch relativ, die die Bevölkerungsbewegung in den Ber einigten Staaten bisher zu verzeichnen gehabt hat. Man darf in dieser beträchtlichen Zunahme einen der Gründe sehen, die die Union zu ihrer rigorosen Einwanderungspolitik zwingen. - Neuer aus aller Welt Auslieferung Holzmanns? Wie verlautet, haben die Verhandlungen zwischen der Berliner Staatsanwalt schäft und der belgischen Beschlußkammer zu dem Ergebnis geführt, daß Holzmann an die deutschen Behörden aus- geliefert wird. Dem Vernehmen nach befindet sich Holz mann bereits auf dem Wege nach Deutschland. Der ehemalige Kronprinz Rupprecht glücklicher Baler. Der ehemalige Kronprinz Rupprecht hat m Schloß Berchtesgaden eine Tochter erhalten. Es ist das vierte Kind aus des Kronrinzen Ehe mit der Prinzessin Antonie von Luxemburg. » Villcnkauf des ehemaligen Kronprinzen am Lago Maggiore? Nach der „Stampa" kaufte der frühere Kron Prinz die wundervolle Villa Castagnola bei den borro mäischen Inseln beim Lago Maggiore. Die Villa liegt dicht bei dem Marschall Cadorna von Verehrern geschenkten Landhaus. Der frühere Kronprinz und Cadorna werden damit Nachbarn. Ein neuer Fälschertrick. Die Berliner Kriminah Polizei verhaftete eine 14köpfige Fälscherbande, die Polizei! liche An- und Abmeldebescheinigungen, Arbeitsbescheini gungen und Quittungen herstellte, woraufhin die Fälsche, als „Arbeitslose" bei den Wohlfahrtsstellen 20-30 Mari Unterstützungen erhielten. Die Fälscher bedienten sich, uw sich nicht zu verraten, zur Abhebung der Beträge auch anderer Leute, denen sie dafür eine Entschädigung gaben Das erbeutete Geld vergeudeten sie auf Vergnügungs. Plätzen und in Kneipen. Farnikientragödie in Berlin. In ihrer Berlinei Wohnung wurden der 49 Jahre alte Kaufmann Iwa? Georgeff aus Bulgarien, seine 36 Jahre alte Frar Martha und seine zwanzigjährige Tochter Ena durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Aus einem Brief, den die Toch ter kurz vor der Verzweiflungstat der Familie geschrieben hatte, ^geht hervor, daß die Gründe zu dem gemeinsamen Selbstmord unheilbare Krankheit der Mutter und Nah- rungssorgen gewesen sind. Ein ehemaliger Polizeipräsident als Autoschwindle, verhaftet. In einem Hotel in Mainz wurde der Malrost Stickelmann verhaftet, der in den Nevolutionstager, die Nolle eines Polizeipräsidenten von Frankfurt a. M gespielt hat. Stickelmann hatte in Aachen ein Auto ei schwindelt und es mit wertlosen Akzepten bezahlt. Der Gummischnuller in Frankreich verboten. Aus Vorschlag des 82jährigen Alterspräsidenten der Französi schen Kammer, des Frauenarztes Pinard, wurde de, Gummis chuuller sür Säuglinge in Frankreick verboten, weil nach Ansicht der Sachverständigen der langweiligen Abgeschiedenheit ihres Daseins erschien ihnen auch dies schon als eine Art von Unterhaltung. Heute war nur ein einziger Passagier mit diesem Zuge gekommen, ein großer, schlanker Mann, in dessen dunklen Bart sich schon da und dort ein Helles Haar hinein mengte. Von dem Gesicht sah man nicht viel, denn er hatte beim Aussteigen den Kragen seines Pelzmantels hoch geschlagen und die Biberpelzkappe tief in die Stirn gedrückt. Die Augen — sehr warme, stille Augen — blickten scharf spähend hinüber nach der Straße. „Der Hannes wartet schon mit dem Schlitten, Herr Doktor Mertens," sagte einer der Stationsbeamten, welcher grüßend herangetreten war. Er blieb auch neben dem Ankömmling, als dieser nun um das kleine Gebäude herum dem Ausgange zuschritt. „Wieder allerlei eingekanfi, Herr Doktor?" fragte er, mit einem neugierigen Seitenblick auf die Handtasche des Reisenden. — „Schöne, alte Stoffe — oder Gefäße oder dergleichen. Ihr Haus wird ja noch ein Museum mit der Zeit —" „Es ist mir wirklich diesmal was Schönes in die Hände gefallen," entgegnete Werner Mertens, der schon am Schlitten stand und sich darinnen einnchtele. — „Ein ganz besonderes, altes, pokalartiges Gefäß, wohl aus einer Kirche stammend. Sehr interessante Triebarbeit. Vielleicht sehen Sie es sich einmal an. Auf Wiedersehen! Hannes — fahr' zu!" Der Schlitten glitt dahin zwischen den Reihen hoher, magerer Pappeln, welche die Straße säumten. Wie un geheure Faugarme streckten sich diese geraden, endlosen Alleen nach allen Richtungen hinaus. Ganz in der Ferne lag, schon halb versunken in die einbrechenden Dämmerungs- schatten, die kleine Stadt. Weit und breit ruhte das Leben- Nur der Wind faßte manchmal mit rauher Faust in das dürre Geäst und schüttelte es wie in wildem Zorn. Dann und wann flog eine Schar Krähen über die a ne Fläche, Hundsgebell ilang aus einem der Höfe, die abieirs lagen, dann, ganz von weit her, Glockengeläut. Aber die schwere, dunkelgraue Luft schien jedes Geräusch gierig »uf- zufangen. Sie fnlnen an der Thayer dahin, an decen lljerrand ganze Knäuel der runden Weiden standen. Auf dem niederen Strauchwerk lastete der Schnee. Nun hob sich die Straße. Ein paar Minuten lang vernahm man das Ausschlagen der Pfcrdehufe auf gefrorenem Boden. Dann erstarb auch dieses, denn die Straße machte eine Biegung, und hier hatte der Wind den Schnee so dicht zusommengeweht, daß der jeden Laut einlog. „Fahr' zu, Hannes!" sagte der Insasse des Schlittens, „fahr' zu, ich mochte noch vor Nacht daheim sein." Hannes Gebhart wendete sein kluges, wie aus Hol- geschnittenes Gesicht zurück. „Noch eine Viertelstunde," entgegnete er kurz — „schneller geht's nicht, Herr Doktor." Nun schwiegen sie wieder beide. Hannes Gebhart sah schürf nach den Pferden. Das mußte er, denn sie bogen jetzt aus der öden Seitenallee in die breite Landstraße ein, die geradewegs auf die kleine Stadt zuführte. Hier war der Grund wieder fest gefroren und eisig. Da hieß es aufpassen. Der Mann im Schlitten beugte sich weit hinaus. „Beim letzten Meilenstein halt' an," sagte er — „Du kannst heimfahren. Ich gehe das Stück zu Fuß." Der Alte am Bock sah sich wieder flüchtig um. „Das sollten Sie bleiben lasten, Herr," sagte er bedächtig „es ist finster und Sie finden den Platz nicht einmal." „Ich find' ihn," antwortete der Herr. Hannes Gebhart schüttelte den weißen Kopf. „Hm. Und zu was ist das nutze? Zu nichts, Herr, zu gar nichts. Die Christa — dis kommt deswegen doch nie wieder. Die is lange tot. Und nun is das alles zehn Jahre her — heut' is es zehn Jahre —" „Jawohl. Heut' ist es zehn Jahre—" sagte der Herr in die lastende Stille hinein — „eben deswegen. Alan soll keinen vergessen, der fortgegangen ist für immer Die Toten spüren das. Meine Großmutter hat das immer behauptet und ich glaub' daran. Also: halt!" Hannes Gebhart zog die Zügel an. Ja, das mrtztr nun nichts! Der Herr, das war so einer, der ließ sich nichts ausreden. stFokLsetzavg folgt.)