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1484 eine Verbindung zwischen der Firma Stier und oem Zentralverband der Landarbeiter und den Abgeordneten Behrens und Meier nicht bestanden habe. Rostock. In einem Vortrage über die Richtlinien seiner Finanzpolitik warnte Finanzminister von Oertzen vor dem Gedanken des Anschlusses an Preußen. Mecklenburg habe davon wenig Vorteile, aber viele Nachteile zu erwarten. München. Der Völkische Beobachter meldet, daß das Meineidsverfahren gegen den Nürnberger Stadtrat Ertl mangels Anklagematerials wieder eingestellt wurde. Mährifch-Ostrau. Aus dem hiesigen Bahnhof wurde ein junger Mann, angeblich Mitglied einer rechtsradikalen Or ganisation Deutschlands, verhaftet, der angab, für ein Attentat gegen den Reichsminister des Innern ausgelost worden zu sein. Er habe aber Furcht bekommen und sei aus Angst vor Nachstellungen durch seine Organisation über die Grenze geflohen. London. Aus Buenos Aires wird gemeldet: Die Re gierung hat eine Botschaft an den Kongreß gerichtet, worin eine schleunige Abstimmung über die Frage der Ratifizierung der Entscheidung, daß Argentinien wieder dem Völker bund beitreten soll, gefordert wird. - KeiOssrlunckvrttswsAe - Aerztliche Erziehung des Kindes. Von Prof. H. Kl ei n s ch mi d t, Direktor Ler ÜniversitätskindeMnrk in Hanchurg. Ueßer die körperliche Ertüchtigung unserer Jugend ist in den legten Jahren viel geschrieben und gesprochen worden, und wir sehen in dieser Hinsicht mancherlei Veriufferung gegenüber früheien Zeiten. Man hat sogar endlich einge sehen. daß auch im vorschulpflichtigen Alter ein gewisser Turnunterricht sehr nützlich ist. Bezüglich der Erziehung des Kindes steht die Schule und die Schulreform ganz im Vordergründe des Interesses. Von der häuslichen Er ziehung, und zwar in den für die Erziehung maßgeblichen Jahren, den eisten Kinderjahren, ist jedoch nicht viel die Rede. Der gegebene Berater der Eltern in E-zichungSfrageu, besonders m den ersten Kinderjahren, ist der Arzt Manche Eltern zwar kommen heute noch n cht auf den Gedanken, ihre Erziehungssorgen dem Arzte mitzuteilen, andere lehnen den Arzt, der ihnen Ratschläge auf diesem Gebiete gibt, ab, sie stehen auf dem Standpunkt, daß hier der Arzt seine Kompetenzen überschreitet, und nicht über g-ößere Kenntnis und Erfahrung verfügt als sie selber oder irgendwelche äl teren Verwandten, dl« das Kind miterziehen Auch manche Pädagog.« lehnen den Arzt ab. Sie alle w ssen nicht, wie eng verknüpft Kinderkrankheit und Kmdererziehung sind, sie wissen nicht, w'e ausgezeichnet gerade der Arzt Gelegenheit har, den Einfluß verschiedenartiger Erziehung zu sehen, und wie oft er versuchen muß, wenn er einen Erfolg erzielen will, auf die Erziehung einzuwirken. Wenn das Kind nicht recht essen will oder nicht schlafen kann, wenn das Kind an Siublverstopfung oder Erbrechen leidet, wenn es das Bett einnäßt, um nur einig« alltägliche Dinge zu nennen, immer wieder stößt man auf Erziehungsfehler und Erziehungs- schwächen, ohne deren Beseitigung das Kmd nicht „gesund" werden kann. Viele Eltern hören es, wie gesagt nicht gern, wenn der Arzt M hierüber aufklärt. Es ist ja selbstver ständlich, da man Fehler nicht gern einsicht und zugibt. Die Erzi hung deS Kindes muß am ersten Lebenslage beginnen. Dieser Satz ist wörtlich zu nehmen und die viel fach verbreitete Vorstellung, man könne von einem Kinde erst etwas fordern, wenn es den Willen des Erwachsenen verstehen gelernt habe, ist irrig Der Säugling merkt sehr bald, ob ihm nachgegeben wird oder ob er nachgeben muß. Man kann mit der Erziehung zur Unterordnung nicht warten, bis man dem Kinde die Nolwendigkeit dieser Unterordnung verstandsmäßg klar machen kann. Denn es ist unendlich schwer, ein Kind, das in dieser Beziehung von vo-nherein nich» richtig gewöhnt ist wieder umzustellen. Die Erziehung zur Unterordnung wird schon im frühen Säuglingsalter erreicht durch dir Gewöhnung an vierstündig« Nahrungs pausen unv achlstündig» Nachtruhe, durch das unbesorgte Schreienlassen des Säuglings, wenn kein besonderer Grund für die Unruhe aus find g zu machen ist. Gehorsam ist die Voraussetzung für Selbstbeherrschung, eine Eigenschaft, die wir auch noch später in ausgedehntestem Maße dem Kinde anzueiziehen haben, in dem wir verhin dern, daß es sich überallhin frei bewegt, wohin es will, und dabei alles anfaßt und an sich reißt, was es sieht. Ich erwähne hier beispielsweise die leidige Sitte, etwa einjährige Kmder an den Frühstückstisch der Erwachsenen zu nehmen und ihnen hier zuzustecken, was ihnen gerade beliebt. Die Erziehung zur Selbstbeherrschung müssen wir Aerzte schon allein drShalb verlangen, weil sie zur Beherrschung gewisser körperlicher Funktionen (z. B. Erziehung zur Sauberkcil) notwendig ist, sie ist aber überhaupt die Grundlage für alle weiteren Erziehungsmaßnahmen. Ein Kind, das nicht ge horcht, ist, wie Heller sagt, nicht sozial zu erziehen, und daher der Verwahrlosung preisgegebsn. Wollen wir eine ! j //men amen /?eiLe- krsckttürr's/ aus, cürrc/r cken §/e näe/n// r/M gemünsc/rken aäkeäen können unck sckntrr 5/e .w vor- l^er/n^en / ! im Kamps ums Dasein leistungsfähige Jugend hsranwachsen i sehen, so muffen wir weiter schon sehr früh das Kind zur Selbständigkeit und zum Pfl chldewußtsein erziehen, zur Aus- "dauer bei seinen Spielen, zur Kameradschaftlichkeit im Ver kehr mit anderen Kindern, die eine Mildeiung des ange- ( borenen Egoismus, Verständnis für die Bedürfnisse anderer - sowie Erweckung von Mitleid ur-d Nächstenliebe bedeutet. Ich muß mich mit diesen wenigen Andeutungen be gnügen, möchte aber mit allem Nachdruck die Anregung geben, bei allen mittels der kommenden Reichsgesundhens- woche verfolgten Bestrebungen der Volksbelehrung gerade i dieses Gebiet gebührend zu berücksichtigen. i Neuer sus aller Welt - Die Ostsee wieder vereist. Die Eisbildung in der östlichen Ostsee sind seit einigen Tagen wiederum zu einer großen Gefahr für die Ostseeschiffahrt geworden. Aus dem Bottnischen und Finnischen Meerbusen kommt Treib eis in ungeheuren Mengen und beginnt, die schwedischen, finnischen und estländischen Häfen von neuem zu blockieren, schweres Packeis schichtet sich wieder zu Bergen an Stellen auf, die einige Zeit eisfrei waren, die Eisschollen sind bis zu 1X- Meter stark. Das 36. westfälische BmrdeSsch'esten unter dem Pro tektorat Hindenburgs. Reichspräsident v. Hindenburg hat das Protektorat über das 26. westfälische Bundes- schießen, das vom 3. bis 7. Juni in Hagen stattfindet, übernommen. Der Frauerrfänger von Linz verhaftet. Der Mann mit dem Lasso, der in der Umgebung von Linz in der letzten Zeit Überfälle auf Frauen aussührte, ist verhaftet worden. Es ist ein 25jähriger Bauernkuccht, der bereits wegen Raubes und Notzucht zu zehn Jahren Kerkers verurteilt worden war. Davon hat er aber nur sechs Monate verbüßt und wurde dann bedingt entlassen. Jetzt dürfte er wieder für längere Zeit unteraebracht werden. Holzmann ausgeliefert. Michael Hokzmannist in ^Aachen von belgischen Polizisten der dortigen Kriminal polizei übergeben und nach Köln weitertranspvrtieri worden, von wo er mit dem Berliner Schnellzug in Berlin eingetroffen ist. Er wurde sofort in das Untersuchungs gefängnis Moabit gebracht, und erst dort wird eine Ent scheidung darüber fallen, ob sein angeblich schlechter Ge sundheitszustand eine ärztliche Behandlung notwendig macbe. Eisenbahnunglück auf dem Bahnhof Magdeburg. In Magdeburg fuhr in den von Blumenberg kommende« Personenzug eine Rangierlokomotive hinein. Sie erfaßte vier Wagen vierter Klaffe, die fast vollständig zertrümmert wurden. Da der Unfall direkt vor Lem Bahngleis des Hauptbahnhofes stattfand, wurden vier Hauptgleise, die vornehmlich für den Frühverkchr in Frage kommen, etwa drei Stunden gesperrt. 33 Pers onen wurden ver letzt, davon sechs schwer. Zwölf Tote aus Zeche Oberhausen. Uber das Gruben unglück auf der Zeche Oberhausen wird weiter gemeldet: Beim Herabsausen des Förderkorbes wurden aus der Schachtwand Steine herausgerissen. Beim Aufschläge» aus die Schutzvorrichtung fielen Gesteinsmafsen von oben herab und drückten die oberste Etage des Förderkorbes zum großen Teil ein. Hierbei erlitten die Bergleute fast durchweg schwere Kopfverletzungen. Die unterste Etage ist zusammengedrückt. Von den 32 Verletzten hat die Hälfte schwere Beinbrüche und Rückenverletzungen davon getragen. Die Bergungsarbeiten sind nunmehr beendet. Es sind insgesamt 12 Tote und 31 Verletzte zu be klagen. Der Hochwasserschaden im Kreise Cleve. Nach den Feststellungen der Kreisabschätzungskommission beläuft sich der Schaden der letzten Hochwasserkatastrophe im Kreise Cleve auf 3 780 483 Mark, und zwar an privatem Eigen tum auf 3 593 503 Mark und an öffentlichem Eigentum auf 186 980 Mark. Die Schädigung der Deichanlagen be ziffert sich auf 200 000 Mark. Schweres Autounglück. InPrüm rannte ein Last auto in voller Fahrt gegen die Giebelmauer eines Hauses, durchbrach diese und stieß gegen die Wand des Nachbar hauses. Das Lastauto wurde von herabstürzenden Ge steinsmassen begraben. Der Feuerwehr gelang es nach an gestrengter Arbeit, die Verunglückten auszugraben. Eine der beiden auf dem Lastanto befindlichen Personen war so fort tot, die andere wurde schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht, wo sie hoffnungslos daniederliegt. Griechische Natisnalkeier In Anwesenheit des Ministerpräsidenten Pangalos, der Mitglieder der Regie- rung, des diplomatischen Korps, der französischen Militär- und der englischen Marinemission wurde in Athen das Nationalfest im Stadion von mehr als 70 000 Personen gefeiert. Ferner wurde die Hellenische Akademie ein geweiht. Banditen in einem Newyorker Klub. Die Newhorker Polizei hat vier Banditen sestgenoinmen, die in einen vor nehmen Newyorker Klub eingedrungen waren. Die Ban diten waren in den Tanzsaal eingedrungen und zwangen mit vorgehaltenen Revolvern die einzelnen Paare, ihre Barschaft und Schmucksachen herauszugeben. Den Räu bern fielen dabei 300 000 Dollar an Geld und Schmuck sachen in die Hände. Zwei jungen Mädchen, die sich auf einer Galerie befanden und der Aufmerksamkeit der Räuber entgangen waren, gelang es, die Polizei Herbei zurusen. DuntL Tageschronik. Joachimsthal. In Joachimsthal verstarb Regierung»- rat Ing. Joseph Step, der im Werner Stollen im Jabre l905 die Radioaktivität der Ioachimsthaler Quelle entdeckte und sich bemühte, die Regierungskreise von der Wichtigkeit seiner Entdeckung zu überzeugen. Wien. Darcl, Ministcrinlcrlah ist sie veutswc Einbetts- 'nrzsclirift in ganz Österreich eingcführt worden. Wien. Bei der Station Aranyos-Gyeres in Siebenbürgen entgleiste ein Schnellzug durch falsche Kuppe lung der Wagen. Vier Reisende wurden getötet, dreißig schwer und viele leicht verletzt. London. Aus Panama wird berichtet, daß ein Teil der Stadt Manizales (Kolumbien) durch Feuer zerstört wurde. Auch die Kathedrale der Stadt ist den klammen zum Opfer zesallen. Eine merkwürdige SLeirmmsgeWchte. NN. Newyork, im März. Lang, lang ist's her, da war die hübsche Celia X. i« Newyork noch ein munterer Backfisch mit all den Lügende» und Untugenden, die dieser Gattung von Lebewewu ge meinhin eigen sind. Im Jahre 1913 lernte ste den Schau spieler Harry Winner kennen uns hatte nichts Em- geres zu tun, als sich sterblich in diesen jungen Mann zu verlieben. Ihre gute Kinderstube verhinderte ne, sich Lem Auserkorenen ohne weiteres an den Hals zu werfen Jedoch wurde es ihr nicht schwer, seine Gegenliebe zu er ringen, und schon nach kurzer Bekanntschaft heirateten dü Mm Wen Zar Zelte. H Roman von A Hottner-Grefe. Lj (Nachdruck verboten.) An den Wänden glühten, wenn die Lampe sich leise schwang, leuchtende Farben auf. Dort hingen ausgewählt .schöne Bilder, meist Landschaften: dazwischen sah man da und dort ein feines Frauenbild in der Tracht einer längst verrauschten Zeit. Ueber dem bequemen Sofa aber hing ein großes Bild, modern in Auffassung und Durchführung, : das Bild eines jungen, ganz außergewöhnlich schönen Mädchens. Auf den ersten Blick erkannte man einen starken, gemeinsamen Familienzug in dem Gesichtchen, das da aus breitem, dunklem Rahmen niederlachte, und in Jula Weltins Antlitz. Das waren Schwestern. Jeder Fremde mußte dies sofort' erkennen. Nur war bei der einen alles sprühendes Leben, Frohsinn, Kindlichkeit, bei der anderen stiller Ernst, Güte, Harmonie. Und das Bild zeigte ein ganz junges, kaum erblühtes Mädchen, während Jula schon auf der Höhe des Lebens stand. Auf einem schöngeschnitzten Brett, das unterhalb des Bildes hinlief, stand ein schlankes, hohes ' Rubinglas von seltenem Feuer, darinnen blühten lang stielige blaffe Rosen in herrlicher Frische. Werner Mertens hatte diese Rosen von Wien mitge bracht. Und die zart duftenden Blumen hauchten einen lebendigen Atem durch das schöne, stille Zimmer, in dem alles so erfüllt war von einer ruhigen, inneren Anmat. Auch Werner Mertens und Inka Weltin paßten voll und ganz hinein in den Raum. Sie schienen hier nicht Staffage; sie waren da herausgewachsen. Eben hatte die alte Tante Werners, Fräulein Jettchen Helmus, welche seit Menschengedenken hier wohnte, mit einem halbverschlafenen „Gute Nacht" das Zimmer verlassen. Lis jetzt hatte Werner gelesen; ein paar Briefe, Zeitungen waren eingelaufen. Jetzt schob er alles dies zurück und nahm die neben ihn am Boden stehende Reisetasche herauf. Zula Weltin verstand augenblicklich, was er wollte. Sie legte rasch ihre Handarbeit beiseite und räumte den Tisch vollständig ab. „Du hast etwas Schönes?" fragte sie. Er nickte. „Wenigstens etwas Besonderes. Etwas, das dir be stimmt gefällt." „Wenn du es schön findest, dann gefällt es mir gewiß auch," sagte sie, wieder so völlig selbstverständlich. Er ant wortete nicht, sondern nahm schon behutsam mehrere in Seidenpapirr und Watte gewickelte Gegenstände aus der Tasche. Langsam entfernte er die Hüllen. Ein Paar sehr schöne, uralte Goldknöpfe, eine feine Alt-Wiener Porzellan tasse, ein reizendes Pastellbildchen aus der Schäferzeit kamen zum Vorschein. Er sammelte vieles Schöne, mehr aus Freude an der feinen Kunst längstvergangener Zeiten als gerade zu Studienzwecken. Und Jula Weltin freute sich mit ihm an jedem schönen Stück. Sie wußte aber gut, daß bei allen diesen Kleinigkeiten nicht der ganz besondere Gegenstand war, von dem er vorhingesprochen. Den hob er gewiß bis zuletzt auf. Eben nahm er noch ein umfangreiches Paket heraus. Als die Hüllen abgeschält waren, stand da vor ihnen auf der glänzend braunen Tischplatte wirklich etwas sehr Schönes; eine Art Kelch mit hohem, spitzem Deckel, feinste Reliefarbeit in oxydiertem, altrussischem Silber. Es war ein ganz außergewöhnliches Stück, über und über mit Figuren und Ranken bedeckt, zwischen denen kleine, feinblättrige Rosen eingestreut erschienen. Oben lief die Deckelwand in eine Art Türmchen aus. Jula Weltin hielt den Kelch in der Hand und sah ihn genau an. Und je mehr sie die echt künstlerische Arbeit prüfte, desto mehr Freude hatte sie daran. Nun hob sie den Becher in die Höhe, um den Fuß besser betrachten zu können. Da bemerkte sie, daß alle die Ranken und Rosen- zweige ganz unten sich zu einer Art Kranz vereinten, der sich um ein winziges Schildchen schlang. „Da ist etwas eingraviert," sagte sie und erhob sich, um ganz nahe an die Lampe heranzutreten. Werner Mertens war auch aufgestanden, und nun hielten sie beide die Köpfe ganz nahe an den Kelch, um die sehr kleinen und nicht tief gravierten Buchstaben auf dem Schilde zu entziffern. Aber eine Sekunde später setzte Jula Weltin mit einer jähen Bewegung den Kelch nieder auf den Tisch, und die beiden Menschen starrten einander an mit blassen, ver störten Gesichtern. „Hast du gelesen?" fragte das Mädchen endlich in die Stille hinein. Der Mann sah mit brennenden Augen nieder auf das kleine Kunstwerk. „Ja," sagte er, „da steht: ^.nno äomim 1899 ist Christa gestorben." Jula Weltin war in einen Stuhl gesunken: ihre Hände zitterten stark, aber sie suchte sich zu fassen. „Ein Zufall," sagte sie, mühsam nach Ruhe ringend. „Was sonst? Es berührt uns nur so seltsam — heute — gerade als — wären die Worte eine Antwort auf die un zähligen Fragen, welche wir heimlich stellen nach dem Ge schick unseres Lieblings." Der Mann hatte die Arme auf den Tisch gelegt, sein dunkler Kopf fiel Shiver darauf nieder. So lag er lange. Jula sprach kein Wort. Nichts unterbrach die tiefe Stille, nur der Wind ging raunend um das Haus und warf den Schnee, der nun in dichten Flocken fiel, gegen die Fenster scheiben; im Ofen summten die Flammen, und die Lampe sang. So saßen sie und sprachen nicht- Nur ihre Augen redeten. Sie blickten beide nach dem Bilde des Mädchens, oberhalb des Sofas. In holder Anmut lachte Christa Weltin auf sie nieder und es schien ihnen, als würde all mählich das Bild lebendig, als müsse sie, die schon so lange schwieg, nun endlich, endlich den Bann lösen, müsse heraustreten aus dem schweren Rahmen, und dann dort stehen, mitten in dem weiten Zimmer, und müsse sagen: „Da bin ich. Habt ihr keinen Platz mehr für mich?" Und dann hingen ihre Blicke wieder an dem Kelch, und sie lasen die Worte: Christa ist gestorben. — Gab es i denn noch Zeichen und Wunder? Oder war doch alle nur ein blinder Zufall, ein törichter Scherz, den das-eve sich mit ihnen erlaubte? (Fortiekuna tolat..