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?aimssn»isg. Liebe Kinder, die ihr heute Vor dem Bild des Meisters kniet Und bei Hellem Festgeläute Glaubensfroh ins Leden zieht. Die ihr heut der jungen Herzen Tiefsten Kern, fo rein wie Gold, Unterm Schein der Altarkerzen Kunden und bekennen sollt. — Ernster als ihr selbst empfinden Wir der Stunde heil'ges Weh'n, Die wir in der Zeiten schwinden Schon im Abendröte steh'n. Während eure Lippen leise Stolzer Kämpfermut umweht, Geben wir zu eurer Reise Unsern Segen und Gebet. Bitten demutsvoll im Stillen, Daß der Herr der Sternenwelt Euren frohen Kämpferwillen Und die Reinheit euch erhält, Daß er euch zu Menschen mache, Die der eignen Kraft vertrau'n Und voll Glauben ihre Sache Auf den Fels des Höchsten bau'n. Daß er euch in allen Zeiten Nur auf feinen Wegen führt, Daß er euch in Glück und Leiden Stets zu feinem Kind erkürt, Daß er eine starke Seele Euch zu aller Frist bewahrt Und ein Ringen ohne Fehle Für die ganze Lebensfahrt. Daß ihr, wie ihr heut geschieden, Rein und gläubig, unbeschwert, In des Elternhauses Frieden Einmals siegreich wiederkehrt. Daß ihr dann den Blick nicht wenden, Heimlich nicht erröten müßt, Wenn mit weichen Mutterhänden Euch die Heimat wieder küßt! — — — Ernster als ihr selbst verspüren Wir der Stunde heil'ges Weh'n, Da ihr nun von unsren Türen Wollt hinaus ins Leben geh'n. Leise legen wir die Hände Euch aufs Haupt, das licht und rein — Mag der Tag der Lebenswende Luch ein Tag des Segens fein! Felix Leo Göckeritz. palmsonniag Ev. Mark. 11, 9: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Ev. Mark. 15, 13.' Kreuzige ihn! Das war ein Tuscheln vor dem Tore von Jerusalem: .Er kommt wahrhaftig, er kommt!" Die Erwartung neigt INS Ungeheure. „So ist er es doch! Denn wie wurde er sonst es wagen können, hierher zu kommen!" Und eilig nahen Pilger: „Er kommt! Er ist es! Seinen Jüngern hat er es selbst gesagt!" Nun war es klar: alle Niedrigkeit war nur Verhüllung gewesen, daß der Römer nicht vor der Zeit aufmerksam wurde. Und Jesus kam. Auf einem Esel? „Ha — das ist das heim liche Zeichen für uns! Kennst du sie nicht, die alte Weis sagung Sacharjas?" „Wahrhaftig, du hast recht! Ho sianna! Hosianna! Hosianna!" Ein König, so zieht er ein. Und dann schlug alles um. Die Enttäu schung kam und mit ihr die sinnlos rasende Wut. Was haben sie alles auf ihn gehäuft — an Qual und Schmach! Ohrfeigen, Auspeitschung, Dornenkrone, die hohnvollc Inschrift am Kreuz. rechts und links Verbrecher aus ysm MenüLZ Kelte. Roman von A. Hottner-Grefe. H (Nachdruck verboten.) „Ich habe dich doch lieb," entgegnete sie einfach. Er nickte versonnen, während er schon neben ihr den Rain znrückging. „Ich habe dich doch lieb" — das klang so selbstverständlich aus dem Munde von Iula Weltin. Aber sie war doch eine sehr scheue Natur, die selten ihre """"gen verriet. So gewann derartiges an Be- deutung, wenn sie es sagte. aleichen'scbrtt^ OEen sie nebeneinander her, im ganz ' Lammen aew^ Erriet. daß sie unzählige Male schon ' ^Ldemctt^ Immer deutlicher hob sich L^rn u^ "eine Stadt mit ihren alten , A?" die beiden durch ^i^^^röckelnden Ringwall hervor. "Guten Abend, Herr Doktor!" oder „Guten Abend, . Herr Lehrer. „Gruß Gott, Fraulein Weltin." Die Leute sagten das alle mit einem gewissen Respekt, besonders die Jungen. Am Marktplatz steckten ein paar s Honoratioren, die zum Abenoschoppen gingen, die Köpfe zusammem draußen gewesen, beim Marterl. Der Hannes hat's erzählt. Alleweil kann er die alten Ge schichten noch net verwmden. Ra l«! Wenn man denkt — ein paar Tag vor der Holzel.. „Was war denn eigentlich los damals?» fragte > neugierig der junge, erst seit einigen Tagen hier seß- Der dicke Apotheker zuckte die Achseln. „Ja, was war los damals?" sagte er nachdenklich, i »das ist ja das Furchtbare, daß man gar nichts weiß. Die Christa Weltin, das war die Braut von unserem ! Lehrer. Er ist jo aufgewachsen unter uns als der ein- t Sohn des reichen Mertens. Dann später ist er nach * ^ll>en gegangen und hat studiert. Hat's bis zum Doktor dem Abschaum des Volkes — uns sic spucken ihm ins Gesicht und selbst den Trank bieten sie ihm mit Hohn. Aber je mehr sie trachten, ihn in den Stand zu treten, dqsto Heller steigt sein königliches Sein heraus. Klar und willig geht er in den Tod. In Hoheit steht er vor dem Nat. Er ist der Richter, nicht Herodes, nicht Pilatus, nicht der Hohepriester. Ihr Frauen — um euch und eure Kinder weint, nicht um mich! Den Betäubungs trank nimmt er nicht. Die Mutter unterm Kreuz tröstet er und selbst den Verbrecher neben sich — und für seins Peiniger bittet er nm Vergebung. Sie wollten ihn mit dem Kreuz vernichten — sie haben das Gegenteil er reicht: ein König, so ist er eingezogen, so ist er am Kreuz aus der Welt gegangen. Sic wollten: der am Kreuz ist unsere Verachtung. Heute heißt es: der am Kreuz ist meine Liebe. Stille Woche — sei still, meine Seele: es war für dich! L. H. V. Reichskanzler a. D. Kehrenbach 1°. Nach langem schweren Leiden ist Reichskanzler a. D. Konstantin Fehrenbach in Freiburg im Breisgau im 75. Lebensjahr verstorben. Die Anstrengungen des politischen und parlamentarischen Lebens hatten ihn, der sonst noch sehr rüstig und interessiert im Reichstag bis in die letzte Zeit hinein mitgearbcitet hatte, auf das Krankenlager ge worfen. Hier hat er verzweifelt mit dem Tode gerungen, und die über seine Krankheit vor kurzem herausgegebenen Bulletins ließen hoffen, daß seine starke Konstitution die Krise überwinden würde. Eine in den letzten Tagen hin zugetretene Lungenentzündung beschleunigte aber schnell den Kräfteverfall und hat jetzt zur Katastrophe geführt. Fehrenbach spielte in der Politik des neuen Deutsch lands eine große Rolle. Wenn er auch erst mit 51 Jahren von feinen Wählern in den Reichstag geschickt wurde, so hatte er cs doch bald verstanden, einer der Führer der Zentrumspolitik und der Zentrumsfraktion zu werden. Der Reichstag hatte seine große Kunst zur Führung von parlamentarischen Verhandlungen erkannt, so daß er im Jahre 1918 zum Reichstagspräsidenten und nach dem Umsturz auch zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt wurde. Während ver krisenhaften Jahre nach Unterzeichnung des Versailler Vertrages war er von 1919 bis 1920 Reichskanzler und hat das Deutsche Reich anä' in Spa und London bei schwierigsten Verhandlungen mit seinen ehemaligen Gegnern würdevoll vertreten Natt seinem Rücktritt vom Kanzleramt widmete er sich wieder seinen Ausgaben als Abgeordneter. Ost, wenn 2 RE- tag stch mit seinen Verhandlungen in einer Sackgasse aroirer cn der Bahre dieses Mannes, der mit Wad? .7' M Vaterlande hing und für dessen ^ohl gearbeitet hat, die Fahnen senken. Johann Heinrich Voß. Zur 100. Wiederkehr des Todestages am 29. März. Goethe nannte ihn den „Wackern Entmischen Leuen' und Görres den „safsischen Bauer", weil er so knorrig und schroff und unbeugsam war, wir aber kennen ihn, teils von der Schule her. teils so, als den vortrefflichen Übersetzer des alten Homer und anderer Dichtmeister des Altertums (Virgil, Qvid, Horaz, Hrsiod, AristophaneS usw.) und als den Dichter gemütlicher Idyllen. Wer hätte nicht einmal seine ein bißchsn prosaisck anmutende, aber doch so reizvolle idyllische Dichtung „Dei siebzigste Geburtstag" („Auf die Postille gebückt" usw.j und vielleicht gar auch die etwas umfangreichere „Luise' gelesen! Sie ist ja etwas hölzern und nicht sehr schwung voll, diese „Luise", aber Vossens Freunde und er selbsi stellten sie über Goethes „Hermann und Dorothea", womi! man sich abzusinden hat. Auch Idyllen in plattdeutsche' Mundart hat Johann Heinrich Voß geschrieben und auck nicht wenig Gedichte, von denen eines, das Silvesterliei „Des Jahres letzte Stunde", noch heute gesungen wird Das alles wird einmal vergessen werden. Aber daß Vos mit seiner „Odyssee" der erste Meister deutscher über setzungskunst gewesen ist, das bleibt bestehen und wir» immer bestehen bleiben. In seiner Bürgerlichkeit war Johann Heinrich Vos Lehrer: zuerst Rektor in Eutin, zuletzt Professor ii Heidelberg, wo er auch gestorben ist. Sein Todestag wai der 29. Mürz 1826, und andere Angaben, die ihn ar» 29. Februar oder am 29. April sterben lassen, sind falsch Bekannt wurde er zuerst als einer der Gründer des Göt tinger Dichterbundes und Herausgeber des Göttings: Musenalmanachs. Er war eine Kampfnatur, und sein, harte Vernünftigkeit, die ihn wiederholt, auch mit ehe maligen Freunden, in Konflikte brachte, setzte seiner» geistigen Horizont überall enge Schranken. Trotzdem ha ihm Wissenschaft und Kunst, vor allem die Altertums« Wissenschaft, viel zu danken. Vor dem Eutiner Gymnasrun ist ihm ein Denkmal gesetzt worden. l politische fiunckschsu k Die Reichsregieruug für Kleivwohuvvgsba«. Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesetzes über die Bereitstellung von Krediten zur Förderung des Klein- Wohnungsbaues zugegangcn. Um die Gewährung von Zwischenkrediten auf erste Hypotheken der Kleinwoh nungen zu fördern, wird der Reichsarbeitsminister ermäch tigt, an die Länder Darlehen bis zur Dauer von zwölf Monate» nach vem jeweiligen Abruf zu gewähren. Der wird ermächtigt, zu diesem Zwecke 200 Mlllwncn Mark im Wege des Kredites flüssig zn machen, der Begründung wird attsgeführt, daß zur Behebung der dringendsten Wohnungsnot im Deutschen Reich nach vorsichtiger Schätzung 600 000 bis 700 000 Wohnungen fehlen. Mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Bauarbeiter und Baustoffe könnten im Jahre 1926 rund 200 000 Wohnungen hergestellt werden, wenn die Vauarbeiten gleichmäßig auf vier Bauabschnitte ver teilt werden und die dazu erforderlichen Mittel beschafft werden könnten. Das vorläufige Ergebnis des Volksbegehrens. Im ganzen Reichs sind vorläufig 12 512140 Eintra gungen in die Listen vom Volksbegehren gezählt. Die Gesamtzahl der Stimmberechtigten beim zweiten Wahl gang der Rcichspräsidsntcuzahl ist auf 39 421617 ermittelt, insgesamt haben stch also 31,74 78 dieser «stimmberechtig ten eingetragen. An die Ermittlung des vorläufigen Er gebnisses schließt sich nunmehr die Feststellung des endgül tigen Eintragnngsergebnisscs, gegliedert nach unteren Verwaltungsbezirken und Gemeinden, an. Die Arbeite« werden so beschleunigt, daß in den einzelnen Wahlkreisen spätestens am 8. April die endgültige Zahl der Unterschriften feststeht. Hierauf wird der Reichswahlaus schuß das Eintragungsergcbnis für das ganze Reich er mitteln. Mit der Veröffentlichung des endgültigen Er gebnisses ist etwa am 11. April zu rechnen. Aus In- und Ausland Berlin. Im Femeuniersuchungsausschuß des Preußi-cyen Landtages berichtete Abg. Diel (Ztr.), daß seine Einsicht nahme in die Geschäftsbücher der Kleiderfirmg Stier ergeben habe, daß in der Zeit von Juni 1923 bis Januar gebracht. Aber er war halt immer so ein Eigener, ein Sonderbarer. Wie der Vater gestorben ist, hat ihm die Heimatsehnsucht keine Ruhe gelassen. Es war auch eine letztwillige Verfügung da, worin der Vater gebeten hat, das große, alte, schöne Haus nicht zu verkaufen, sondern hier zu leben. Der Alte, das war einer oon der guten, deutschen Art. Immer auf seinem Posten. Er war gerade kein Feind der Slaven, die uns da überall umdrängen, aber er ist fest auf seinem Standtpunkt geblieben: Was deutsch ist. das bleibt deutsch. Und der Sohn ist genau so. Hat da von seinem eigenen Geld die neue, deutsche Schule gebaut und selbst noch die Prüfung gemacht als Lehrer, weil er etwas Nützliches leisten will. Daneben bleibt ihm noch viel Zeit für feine Forschungen, und er soll sehr gelehrte Abhandlungen schreiben für wissenschaft liche Zeitungen —" „Aber was war's mit jener Christa?" fuhr der Arzt ungeduldig dazwischen. „Ich komme schon darauf," sagte der Apotheker. — „Nun also: die Christa Weltin, das war seine Braut. Sie kam damals — im Sommer waren es zehn Jahre — hierher. Hier hat er sie kennen gelernt. Soll da ein leichtsinniger Bruder von ihr gewesen sein, für den Werner Mertens viel schönes Geld hingab. Natürlich ihr zuliebe. Aber sie war's wert, Doktor. Die schon. Das war eine, da hat einem das Herz gelacht, wenn man sie ansah. Ihre Schwester Iula war um zwei Jahre älter. Damals so Anfang der zwanzig. Ist auch ein Pracht mensch. Die zwei Schwestern haben im Herbst dann hier gewohnt, denn ihre Mutter ist damals gestorben, und so allein in Wien wollten sie nicht bleiben. Zu Anfang März sollte Hochzeit sein. Da — am achtundzwanzigsten Jänner — will die Christa nach Wien fahren, noch aller hand einkaufen. Ihre Schwester wollte mit, aber die Christa hat's nicht gelitten, denn die Iula hat stark ge hustet. So haben der Werner Mertens und die Schwester das Mädel nur begleitet bis zu der Stelle, wo jetzt das Marterl steht. Dann mußten sie umkehren, die Christa wollt' es absolut. Nur den Hannes hat sie mitgenommen bis zur Station. Wie sie schon ganz in der Nähe des Bahnhofes war, hat sie auch de» Alten zurückgeschickt. Nun — und seither weiß man nichts von ihr." „Aber um Himmels willen, das ist doch nicht möglich," sagte der Arzt ganz in Gedanken. — „Wie kann denn das fein?" „Ist aber doch so. Sic kam am Abend nicht wieder. Der Wagen, der sie von der Station abholen sollte, kehrte leer zurück. Die Stationsdeamten behaupten, sie fei nach Wien gefahren. Aber bestimmt weiß man nichts. Was ihr geschehen ist — ob sie vielleicht in den Fluß stürzte — damals war ein milder Winter und gar kein Eis — ob ihr jemand was angetan hat in Wien — man weiß es nicht. Natürlich hat der Herr Mertens alles versuch^ dieses Rätsel zu lösen. Umsonst. Von Christa Weltin hat niemand je mehr etwas gehört. — Er ist schwer krank gelegen, am Nervenfieber, fast ein Jahr lang. Und die Iula hat ihn gepflegt und für ihn gesorgt, wie für einen Bruder. So sind sie beisammen gevlieben. Zwei Ein same. Ja, ja, Schicksal!" Die Herren waren beim „goldenen Schwan" ange kommen und der junge Arzt konnte das Thema, welches ihn wirklich interessierte, nicht mehr weiter verfolgen. Es ging ihm seltsam. Mitten in dem Bierdunst und Tabaksqualm sah er immer wieder ein stilles, ernstes Männergesicht. Und der Gedanke verließ ihn nicht, an Werner Mertens, dessen junge Braut ein paar Wochen vor der Hochzeit fortgegangen war, um nie mehr wieder zukommen. — Während fo ein fast Fremder sich angestrengt mit ihrem Sondergeschick beschäftigte, saßen Werner Mertens und Iula Weltin einander gegenüber in dem großen Wohn zimmer des alten Hauses, das er oon feinen Vätern ev- erbte. Ueber dem Sofaiifch brannte die große Hänge lampe und warf ihr mildes Licht durch das weite Ge mach, in dem der gutgepflegte und wohlerhaltene Hausrat einer vergangenen Zeit stand. Die dunkle« Mahagoni möbel spiegelten die Flammen wider, die ta dem grünen Kachelofen hoch auflohten, von dem Bord der Kredenz gleißte schweres Ku und Zinnqeschirr herab. tFortjetzung folgt.)