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LMnOrTaMM Das W«»druffer Tageblatt enthält di« amtlichen Bekanntmachungen der Bmtshauptmannschaft Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrat» zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffe». für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. AnzN-tLPreis: die8g-tpattm«RmimztUt20D»ldpfenn>g, die 1 „espaiienrgeile der amMcheuBeilanntmachun,e» 40«old, psennik, die S geipalien» Rrdla-kteile im NMchen Teile lvo Goldpsenni,. «-ch»N1un,»,ebühr L» Loldpjnrni». B»» geschriebeneLrschcinungr« — - - —, , „ läge und PI,tz»»rs<i>rtfte» werde» noch Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d-ra-bsichtig«. «n,»,«. annahme di» vorm.lv Uhr , Ärchtiykät d«r durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatranfpruch erlischt, wenn der Betrag dmkch Klage eingrzogen werden muß »der der Auftraggeberin Konkur» gerät. Anzeigen nehmen alle Denn»ülung»stelle» entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ML« Wochenblatt für Wilsdruff ».Umaeaeud Nr 74 85 Jahrgang. rei«gr..«dr.: .AmirbiE- Wilsdruff-Dresden Pom-beck: Dresden se^o Sonnabend den 27 März 1S2V Abrechnung. Erkältet, ve; immt sind die großen Herren von dem aufregenden Sechstagerennen am Genfer See nach Hause zurückgekehrt. Hier sollte es ihnen nun ordentlich an den Kragen gehen, wurde allgemein prophezeit, denn die Völker würden ihre Opfer für die Genfer Enttäuschung verlangen und nicht danach fragen, wo das größere oder kleinere Schuldquantum vorliege. Aber siehe da! Es hat sich nichts gerückt und nichts gerührt in der Phalanx der m Genf Erfolglosen. Am leichtesten hatte es noch Herr Briand. Er brauchte vor der Französischen Kammer überhaupt nicht den Mund auszumachen, weil ihre ganze Aufmerksamkeit immer noch durch die leidige« Finanzsorgen gefesselt war, mit denen sie sich schon seit Monaten, Tag und Nacht kann man wahrheits gemäß sagen, beschäftigt, ohne der Stacheln und Wider- ^alen, die in ihnen in großer Zahl vorhanden sind, Herr werden zu können. Selbst für die Verträge von Locarno hatte die Kammer gerade noch im allerletzten Augenblick, als der Ministerpräsident schon aus dem Sprunge war, «ach Genf zu fahren, ein paar Nachmittagsstunden er übrigen können; jetzt aber möchte sie nicht einmal auf- blicken, um sich auch nur flüchtig für das Fiasko des Völkerbundes zu iutaressieren. Herr Briand legte, kaum dem Salonwagen des Genfer Sonderzuges entstiegen, feine neue Regierungserklärung — die elfte wohl in seinem wechselreichen parlamentarischen Leben — der Kam mer vor: es gab eine stürmische Debatte, Lie sich ausschließ lich um die innere und insbesondere um die Finanzpolitik drehte und in der dem Herrn Malvy, dem Innen minister. so übel mitgespielt wurde, daß er ohnmächtig aus Lem Hause getragen werden mutzte. Aber das Ver trauensvotum für Briand war im Handumdrehen zur Stelle und er kann nun weiter sehen, wie er das Spiel nm Genf abbrechen, fortsetzen oder zu Ende führen will. In Frankreich .vertraut" man ihm — warum soll man ihm dann nicht auch außerhalb der großen Republik ver-, trauen? * ! Nicht viel schwieriger verliefen die Dinge im Ober haus und im Unterhaus für Herrn Chamberlain. Er war derjenige, der seine schwere Enttäuschung über den Ausgang der Genfer Verhandlungen am deutlichsten zur Schau trug, ^ast könnte man glauben, daß er es selber am liebsten gesehen hätte, wenn das britische Parlament ihn von der weiteren Sorge um die Zukunft des Völker bundes befreit hätte. Aber kaum atmete er wieder die ganz besonders geartete Luft des Unterhauses, als er mit alter Verbissenheit mit seinem intimsten Gegner Lloyd George die Klingen kreuzte. Ein rascher Hieb und der Mann mit dem großen Mund — damit ist nicht Herr Gbamberlain gemeint — konnte eine neue, nicht gerade kehr ehrenvolle Niederlage sein eigen nennen. Und die Einmütige, die gewaltige Entrüstung der öffentlichen Mei nung in England über die Schlappe, die zweifelhafte Hal tung des Außenministers? Wo ist sie geblieben? Ach, wenn wir das doch lernen wollten: Ler Engländer ist nun Einmal kein Gemütsmensch. Jawohl, auch er empört sich gelegentlich über dies oder das, lärmt und tobt, wenn irgend etwas Arges aus der Welt passiert, und schwört Stein und Bein, daß so etwas niemals wieder Vorkommen dürfe. Aber der See, den er rasen läßt, will kein Opfer haben. Sobald ihm wieder zum Bewußtsein kommt, daß Das eigene nationale Interesse auf dem Spiel steht, dann beruhigt er sich mit einer Plötzlichkeit, die oft eines komi- scheu Eindrucks nicht entbehrt, die für ihn aber so selbst verständlich ist, daß er sich um des vaterländischen Vorteils Willen seelenruhig selbst dem Fluche der Lächerlichkeit ! preisgibt. Die Nation über alles. Mag auch Herr Cham- durchaus nicht einwandfreies Spiel mit Deutschland getrieben, mag er seine Instruktionen für Genf > «ickts Böses vorsichtig befolgt haben, daß ihm - sehr bald Gutes nachzuweisen ist, es hat ^dinat erbal^ daß er dem Britischen Reich unbedingt erhalten bleiben muß Also ist das Sviel für Der Vorhang h-ln und ein anderes Spiel kann beginnen. AM schwersten hatten die deutschen De ¬ legierten, obwohl sie ganz gewiß nur als Leid tragende, nicht al^> -^n! ge zuruckgekommen waren. Daß die Abrechnung mit hnen zu einer sachlichen oder auch nur zu einer persönlichen Losung unserer Verhält- «isse führen würde, hat wohl auch der schärfste Gegner uicht angenommen. Man konnte vielleicht erwarten, daß sie das unschöne Intrigenspiel, dessen ^.pser sie geworden waren, noch schärfer und schonungsloser geißelten, als sie es zu tun für richtig hielten. Auch daß sie gegenüber sen kommenden Verhandlungen über dre Umgrupplerung oes Völkerbundes eine noch stärkere Zurückhaltung zeigte», wurde wahrscheinlich von manchen temperamentvollen Deutschen gewünscht. Aber Luther und ^t rese wann müßten nicht sein, wer und was s'^uud. wenn de nicht an einmal gefaßten Überzeugungen, oder, wie n re Agner sagen, Illusionen auch über Rückschläge und - nt- 'üuschungen hinweg festhielten. Erst die Zukunft kann ent- icheiden, ob es in den Tatsachen wurzelnde Überzeugungen Auren, ob in holder Frühlingsluft entsproßene Illusionen, ? der nächste Winter Meder zerstören mag. Herr Eham- Niederlage der preutzilehen Regierung. Mit 6 Stimmen in der Minderheit. Berlin, 26. März. In der heutigen Sitzung des Preußi schen Landtags wurde das Hauszinssteuergesetz in dritter Lesung er- z ledigt. In der Schlußabstimmung wurde das Gesetz mit 1S8 gegen s 192 Stimmen der Regierungsparteien abgelehnt. Dieses Ergebnis l wurde mit großem Tumult im ganzen Hause ausgenommen. Herabsetzung des Reichs- bankdiskonts um 1 Prozent. Dr. Schacht über die Lage der Reichsdank Berlin, 26. März. Der Zentralausschuß der Reichsbanl s hat beschlossen, von Sonnabend ab den Wechseldiskont von 8 aus i 7 Prozent und den Lombardzinssust von 9 auf 8 Prozent herabzu- ( setzen. Ferner ermäßigt die Eolddiskontbank mit Wirkung von Sonn- abend ab ihren Diskontsatz von 6 auf 554 Prozent. — In der i Sitzung des Zentralausschusscs der Reichsbank gab der Reichs- - bankpräsident Dr. Schacht einen lleberblick über die Entwicklung der ' Lage der Bank im neuen Jahre. In den letzten beiden Monaten ist ' die Anlage in Wechsel, Lombard- und Wertpapieren von 1588 Millionen Reichsbank aus 1340 Millionen zurückgegangen. Noten umlauf mrd Gesamtzahlungsmittelumlauf haben sich zwar noch ein wenig ausgedehnt, indes ist die Deckung der umlaujerrden Noten durch Efsektivgelder von 53,4 auf 57,6 Prozent, die Deckung durch Gold und Deckungsdevifen von 69,6 auf 76,9 Prozent gestiegen. Am Geldmar! hat die Senkung der Zinssätze fest der, letzten Dis- toMermäßigung Fortschritte gemacht. Der Präsident sprach die Hoffnung aus, daß die wehere Diskontsenkung ein weiteres Her abgehen des Zinsuiveaus nach sich ziehen und damit der notleiden den Wirtschaft einige Erleichterungen verschaffen würde. Ser Malt des Steverkompromiffes Erhöhung der Friedens mieten erst 1927. Der neue Reichsfinanzminister Dr. Reinhold hatte in seiner großen Etatsrede in Aussicht gestellt, der völlig daniederliegenden Wirtschaft zu ihrer Belebüng neues Be triebskapital zuzuführen. Dr. Reinhold wollte vor allem aber auch der Wirtschaft durch starke Steuersenkungen zu Hilfe kommen, wobei er besonders eine Ermäßigung der Umsatzsteuer im Auge hatte. Die Parteien des Reichstags ^betten aus Grund des Neinholdschen Finanzprogramms fett einiger Zeit an einem Steuerkompromiß, das jeder ""/"stutzenden Partei etwas bringen soll. "nmal drohten die Verhandlungen fruchtlos zu verlausen, und vor einigen Tagen hatte es sogar den Anschein, als ob Uber dieses Steuerkompromtß die Reichsregierung gestürzt werden würde. Nach langwierigen Verhandlungen, die von den Regierungspar teien mit den Deutschnationalen und den Sozialdemokraten sowie der Wirtschaftlichen Vereinigung geführt wurden, und denen ständig auch der Reichsfinanzminister Dr. Rein hold und zeitweise auch der Reichskanzler Dr. Luther bei wohnten, ist es zu einer vorläufigen Verständigung über die Änderung der Steuermilderungsvorlage gekommen. Das neue Kompromiß hält zunächst an der Umsah st c u e r in der Höhe von 0,75 fest., Eine Senkung der H a u s z i n s st c u e r ist für die Zukunft in Aussicht ge nommen. Es soll in der Vorlage jetzt dadurch zum Aus druck kommen, daß durch eine Art Sperrgesrtz im allge meinen die Erhöhung der Mieten über 160 K des Fric- denssatzcs erst ab 1. April 1927 erfolgen kann. Die Luxus steuer wird aufgehoben. Die Fusionssteuer wird im wesentlichen nach den letzten Anträgen der Regie rungsparteien festgesetzt, ebenso die Degression der Ver mögenssteuer für die kleineren Vermögen. Die Wein- stcuer wird aufgehoben; bezüglich der Sektsteucr wird eine Vandcrolensteuer cingeführt, die ungefähr eine Mark pro Flasche beträgt. Die Salz st euer fällt fort. Die Bicrsteuerer- höhung, die am 1. April d. Js. eintrcten sollte, tritt erst am 1. Januar 1927 in Kraft. Weiter so« eine Re solution angenommen werden, wonach in Zukunft die Zuckersteuer ermäßigt werden soll, wenn man den aus fallenden Betrag durch eine bessere Gestaltung des Brannt weinmonopols decken kann. Bezüglich der Erwerbs los e n soll die Berechtigung zum Bezug der Unterstützung um 13 Wochen auf 39 Woche» verlängert werden. Ferner soll beschlossen werden, daß der Eigenverbrauch der in der Landwirtschaft Milarbeitenden Familienangehöri gen nicht der Umsatzsteuer unterliegen soll. Kür Frucht- schaumwcine soll die Bauderolensteuer ab 1. Juli d. Js. 20 Pfg. pro Flasche betragen. Der Steuerausschuß des Reichstags stimmte dem Kompromiß im wesentlichen in zwei Lesungen bereits zu Eine längere Debatte entwickelte sich über die Zah lungstermine für die Einkommensteuer. Von der Negierung wurde dazu erklärt, daß der jetzige Modus bis auf weiteres beibehalten werden müsse, weil sonst den Steuerzahlern im Jahre 1926 oder 1927 zuge- mutet werden müßte, einmal statt vier Zahlungen fünf zu leisten, was bei der gegenwärtigen Wirtschaftslage sür viele Gewerbetreibende einfach unmöglich wäre. Für die Landwirtschaft bleiben die Vorauszahlungsterminr inmitten eines Kalendervierteljahres bestehen. Ihren besonderen Verhältnissen sei überdies durch drei Vor auszahlungstermine anstatt vier bei allen übrigen Steuerpflichtigen hinreichend Rechnung getragen. berkain jedenfalls hat inzwischen das Glercygenucyr zerner Seele vollkommen wiedergefunden. Er istEhrenbür - ger von London geworden und findet nun, daß er eine übertriebene Sprache geführt habe, als er die Vor gänge in Genf eine Tragödie nannte. So fchlimm sei es ja gar nicht gewesen. Mit der Zeit und mit gutem Willen werde schon alles wieder in Ordnung kommen. i * 1 Abrechnung in der großen Politik — und wie steht's mit der kleinen? Aus dem Winter sind wir endlich heraus und da wollen uns manche Sorgen nicht mehr gar so groß erscheinen wie einst im November und Februar, da der Schrecken der mit unheimlicher Regelmäßigkeit an steigenden Arbeitslosen- und Konkurszahlen uns allen in den Gliedern steckte. Sogar der Humor darf wieder ver langen, nicht gar zu kurz zu kommen, selbst wenn es poli tische Herostraten sind, die ihn uns aufnötigen. Soll man nicht lachen dürfen, wenn man jetzt hört, daß, als Hin denburg zum Messebesuch nach Leipzig kam, dort meh rere hundert Polizeibeamte plötzlich dienstunfähig wurden, und daß diese ausfällige Erscheinung nach langwierigen Untersuchungen endlich ihre Aufklärung m der Feststellung gefunden hat, daß den für die Polizeimannfchaften herge richteten Speisen auf irgendeine geheimnisvolle Weise ein ? — Abführmittel zugesetzt worden ist? Sind das nun noch ernsthaft zu bekämpfende Gegner in der Politik, die so etwas als einen Heldens.reich ansehen und aussühren? In Wirklichkeit ist das kaum noch einem mittelmäßig aus gebildeten Verstände angemessen, es grenzt an Idiotie und man muß mit mitleidigem Lächeln daran Vorbeigehen. Fragt sich nur, ob die von diesem sogenannten Ulk be troffenen Mannschaften die Sache ebenso harmlos sinden werden. Dr. Sy. Keine Auswertung der alten Banknoten. Die wertlosen Tausender. In der Generalversammlung Der Reichsbank nahm der Präsident des Neichsbanldirektoriums, Dr. Schacht, zu^der Krage der Aufwertung der alten Reichsbanknoten Stel- j lunw Er wies besonders darauf hin. daß sich in letzter j Zeis Verbände gebildet l-äl^en, die nachträglich eine Auf wertung der Neichsbanlnown älterer Ausgaben, insbeson dere der alten Tausender und Hunderter erzwingen wollen. Zu einem großen Teil wird, so meinte Dr. Schacht, diese Bewegung von Agitatoren berufsmäßig ausgenutzt, die unerfüllbare Hoffnungen erregen. Die Aufwertung irgendeiner Art von alten Banknoten würde, so fübrte Dr. Schacht weiter aus, den völligen Umsturz des Bankgesetzes vom Jahre 1924 und einen Bruch der Londoner Verträge darstellen. Die von den Verbänden angegangenen Gerichte bis hinauf zum Kam mergericht haben denn auch einhellig die erhobenen An sprüche mit überzeugender Begründung zurückgewiesen, und wir haben die feste Überzeugung, daß dies auch seitens des nunmehr mit der Sache befaßten Reichsgerichts ge schehen wird. Was die wirtschaftliche Auswirkung der Auswertungsbestrebungen anlangt, so genügt der kurze Hinweis, daß allein an den braunen Tausendern mit dem Datum vom 24. April 1910 noch nominal etwa 128 Milliarden nicht wieder zur Reichsbank zurück- gelangt sind; da nun die erhobenen Ansprüche auf volle Einlösung zum Goldwerte (1000 Mark gleich 1000 Gold mark) gerichtet sind, so hätte die Reichsbank allein für diese Tausender noch 128 Milliarden Reichsmark zu zahlen, was natürlich mit dem sofortigen Zusammenbruch der aus ihr beruhenden neuen Währung gleichbedeutend Ware. deutscher Reichstag. <187. Sitzung.) OK. Berlin, 26. März. Das Haus bewilligte den Etat der Reichspostverwaltung »nd nahm einstimmig einen deutschnationalen Antrag an, der bessere postalische Versorgung der Landbezirke verlangt. vtundungsgesuci)e von Fernsprechteilnehmern sollen entgegen kommend behandelt werden. Debattclos wurde in dritter Lesung die Vorlage betref fend einheitlicher Regelung des Wohn ungsgeld Zu schüsse s erledigt In drei Lesungen wurde die Vorlage betreffend das Helsingsorser Übereinkommen zur Bekämp fung des AlkoholschmuggelS und das deutsch-polnische Ab kommen über das Retzegebiet erledig!. Der Schiedsvertrag Nit Estland wiirde dein Auswärtigen Ausschuß überwiesen.