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Wilsdruffer Tageblatt : 25.03.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192603252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19260325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19260325
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-03
- Tag 1926-03-25
-
Monat
1926-03
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 25.03.1926
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Mittel zur Httse für die Landwirtschaft. Am wichtigsten wäre eine Verbesserung der vielfach noch sehr rückständigen Pro- ouktionsmethoden der Landwirtschaft und eine Besserstellung der Landarbeiter. Rbg. Stubbrndorff (Dtn.) meinte, der Minister stehe vor einer schweren Aufgabe, denn sein Amtsvorgänger habe ihm infolge gar zu vieler Hemmungen einen Trümmerhaufen hinterlassen. Die deutsche Rindvichzucht sei am Zerbrechen und der Getreidebau höchst unrentabel. Die Zuckerrüben und Kartoffeln verarbeitenden Gewerbe kämpften schwer um ihre Existenz. Am Ende des Wirtschaftsjahres seien schätzungs weise etwa 60 Millionen Zentner Kartoffeln auf den Feldern geblieben und mangels Verwertungs möglichkeit dem Verfaulen prcisgegeben worden. Der Wald- besitz sei wegen der Absatzschwierigkeiten in schlimmster Lage. Eine Intensivierung der deutschen Landwirtschaft würde der Industrie einen großen Absatzmarkt verschaffen. Die deutsche Landwirtschaft sei unter gewissen Bedingungen vollkommen in der Lage, Deutschland in seinem Nahrungs- mittelbedarf vom Auslande unabhängig zu machen. Die Handelsverträge müßten so geschlossen werden, daß alle Waren, die in Deutschland erzeugt werden könnten, möglichst nicht nach Deutschland hercingelassen werden. Um den not wendigen Verbrauch deutschen Roggens zu steigern, müßte der Weizen zoll erhöht werden. Abg. Fcilmatzr (Ztr.) führte aus, daß die Sicherstellung der deutschen Industrie nicht gelinge:- würde, wenn man vor her nicht die deutsche Landwirtschaft wieder rentabel gemacht habe. Die deutsche Landwirtschaft sei heute der einzige aus baufähige Produktionsfaktor der deutschen Wirtschaft. Die Regierungsmaßnahmen seien auf Zollschutz der Industrie ge richtet, der Landwirtschaft hätte man aber geradezu das Be triebsvermögen entzogen. Ohne ausreichenden Zollschutz sei der Landwirtschaft nicht zu helfen. Die zollfreie Gefriersleischeinsuhr bedeute eine große Schädigung der heimischen Viehzucht. Abg. Hamkrns (D. Vp.) begrüßte die größere Aktivität der deutschen Handelsbilanz. Sehr unerfreulich sei aber immer noch die riesige Einfuhr ausländischer Lebensmittel Skandal wegen eines Tribüncnzwischcnfalls. Während dieser Ausführungen ließ von der Publikums- mitteltribüne eine Frau langsam an zwei Schnüren ein großes Plakat herunter. Aus der Mitte des Hauses wurde gerufen: „Naus, raus!". Vizepräsident Dr. Bell er suchte die Veranlasser der Tribünenkundgebung, sich sofort zu entfernen. Das verzögerte sich aber. Die Frau ließ das große Plakat ganz heruntersallen und von einem Herrn in ihrer Nähe wurden noch einige größere Flugblätter herunterge- warfen, die, wie sich später herauspellte, darüber Beschwerde erhoben, daß ihnen in ihrer Heimat eine Wohnung entzogen worden sei. Vizepräsident Dr. Bell ersuchte darauf, sämt liche P u b l i k u m s t r i b ü n e n zu räumen. Von rechts und aus der Mitte wurde das mit lebhaftem Beifall begrüßt Von der Tribüne wurde von einigen Besuchern gerufen: Aber warum denn, die Frau ist doch längst raus. Der deutschnatio nale Abg. Laverrcnz erhob sich darauf und ries drohend zur Tribüne herauf: „Halten Sie das Maul, raus!" Darauf protestierten die Kommunisten und riefen zur Tribüne heraus: „Bleibt ruhig drin!" Auf Grund von Gegenrufen von rechts und von der Mitte kam es zu einem argen Tumult im Saal, daß der Präsident schließlich gezwungen war, die Sitzung auf fünf Minuten zu unterbrechen. Als er die Sitzung wieder eröffnete, verlangten die Kommunisten stürmisch, daß die Besucher wieder auf die Tribüne gelassen würden. Der Präsident weigerte sich energisch und mußte dann Weiler strenge Maßnahmen ankündigen, ehe die Kommunisten sich beruhigten und der Redner in seinen Ausführungen fort fahren konnte. Inzwischen hatte sich herausgestellt, daß von einer politischen Demonstration keine Rede war. Ein Ber liner Damenschneider und seine Frau wollten nur mit dieser ungewöhnlichen Tribünenlundgebung der deutschen Volksvertretung klarmachen, daß ihr Hauswirt sie betrogen und daß auch das Gericht ihnen Unrecht getan habe. Das war der Inhalt des Plakates und des Flugblattes. Abg. Dietrich-Baden (Dem.) betont- die Notwendigkeit, bei allen Rezepten für die notleidende Landwirtschaft, die Wir kung aus die Gesamtwirtschast zu beachten. Von diesem Ge sichtspunkte aus sei der Ra! an die Landwirtschaft, sich umzu stellen, ganz verkehrt. Würden durch den Niedergang der Landwirtschaft große Menschenmassen vom platten Lande in die Städte verpflanzt, dann sinke nicht nur die heimische Nährungsmittelproduktion, sondern gleichzeitig wachse auch der Ernährungsbedarß Das Gieuetkompromiß. Kritik an den Senkungsplänen der Reichsregierung Im SteuerausschußdesReichstages wurde die Aussprache über das neue Stcuerkompromiß fortgesetzt. Abg Hergt (Dtu.) übte Kritik an den Stcucrsenkungsplänen des Reichsfinanzministers. Ursprünglich habe sich die Erklärung des Ministers aus die Umsatzsteuer beschränkt; jetzt aber sei dis Bahn frei für Scnkungswttnschc auf allen möglichen Steuer gebieten. Die Deutschnationalcu hätten stets die Senkung dei Vermögenssteuer verlangt. Notwendig sei die Beseitigung dei Weinsteuer; für seine Partei stehe aber im Vordergrund der Abbau der Hauszinssteuer, die zur Ankurbelung der Wirtschaft ein besseres Mittel sei als die Senkung der Umsatzsteuer. Auch bei den direkten Steuern sei eine Senkung dringend notwendig. Protest erheben müsse er dagegen, daß der Minister das neue Stcuerkompromiß als einheitliches Ganzes festlegen wolle. Wenn die Steuervorlage sich verzögere, werden die Deutsch- nationalen in einem Initiativantrag die Frage der Aufhebung der Luxus-, der Weinsteuer und der Senkung der Fusionsstcuer vorweg zu erledigen trachten. Reichsfinanzministcr Dr. Reinhold erklärte, daß die einzelnen Teile des Senkungsprogramms nicht zusammenhanglos zusammengekoppelt seien. Es handle sich um ein einheitliches Gesetzgebungswerk, durch das eine Be lebung der Wirtschaft erreicht werden solle. Nachdem dann noch Abg. Höllei» (Komin.) gegen die Durchpeiischung der Steucrfragen protestiert hatte, wurde die Weitervcrhandluug vertagt. Nit lomnmMWen ErMchMeMmmst'aMen. Krawalle in Chemnitz und Dortmund. Die Kommunisten hatten in Chemnitz eine Er werbslosenversammlung einberufen, um für den Acht stundentag, Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung, Ab- setzung der Negierung usw. zu demonstrieren. Nach der Versammlung bildeten sich Demonstrationszüge. Dem starken Polizeiaufgebot gelang es, die Demonstran ten bei dem Versuch, nach dem Rathaus zu gelangen, immer wieder zurückzuweisen. Hierbei kam es ver schiedentlich zu Z u s a mm e n st ö ß e n; die Polizei mußte vom Gummiknüppel Gebrauch machen. Eins von der Kommunistischen Partei in Dort mund einberufene Erwcrbslosenversammlung, die von etwa 2009 Personen besucht war, veranstaltete nach Schluß eine Demonstration durch die Stadt, die jedoch vom Poli zeipräsidium nicht genehmigt war. Die Erwerbslosen, die den Demonstrationszug unter allen Umständen durch führen wollten, leisteten Widerstand, so daß die Polizei gezwungen war, mit Gummiknüppeln und blanker Waffe vorzugshen. j „Gehen Sie m ein Sanatorium!" z Völkischer Einspruch gegen einen Ordnungsruf. In der ereignisreichen Reichstagssitzung, in der der Reichskanzler zu den Völkerbundfragen Stellung genom- men hat, hatte der völkische Reichsragsabgeordnete Stöhr t ven Redner mit dem Zwischenruf: „Gehen Sie in ein i Sanatorium!" unterbrochen. Abg. Stöhr wurde wegen r dieses Zwischenrufes zur Ordnung gerufen. In einem r Schreiben an das Präsidium des Reichstages erhebt er » jetzt Einspruch gegen diesen Ordnungsruf, indem er er-- klärt, daß der .Kanzler auf ihn tatsächlich den Eindruck eines kranken Mannes gemacht, und daß er ihm deshalb ' den ernstgemeinten Rat gegeben habe, etwas für seine Gesundheit zu tun. Man wird gespannt sein dürfen, , j welche Antwort der Reichstagspräsident auf diese Be- ; schwerde geben wird. i z Letzte Weisungen § Vermischte Drahtnachrichten vom 24. März. GefsMtsrUbnis aus dem VoMegehren. Berlin. Nach den vorläufigen amtlichen Ermittlungen betrügt die Gesamtzahl der Eintragungen sür das Volksbe gehren 12 512140. Neues Leben auf der Friedrichshafener Zeppelinwerft. Friedrichshafen. Dem Luftschiffbau Zeppelin in Fried richshafen ist aus dem bisherigen Ertrag der Zeppelin- Eckener-Spende eine erste Nate von einer halben Million Goldmark zur Verfügung gestellt worden. Da bisher noch nicht feststeht, wie groß der künftige Zeppelinkreuzer sein wird, und die endgültigen Pläne erst nach dem Ergebnis dei Pariser Luftsahrtverhandlungsn in Angriff genommen wer- den können, werden jetzt erst diejenigen Konstruktionswilc ! gebaut, die für alle Zeppelintypen normal und von der je- Weiligen Größe des Schiffes unabhängig sind. Schwedens Mmm in Genf. Stockholm. In Beantwortung einer in der Zweiten Kam s mer des Reichstages an Außenminister Unden gerichteten s Ansrage, in welcher Weise die Delegation Schwedens bei der i Vottcrbundsitzung die erhaltenen Anweisungen erfüllt habe erstattete der Außenminister einen ausiiibrlichen Bericht' ; über die. Völkerbmwverhcmdlungcn. Der Streit nm die i Ratsitze, führte der Minister aus, habe immer mehr den Cha- ! rakter eines diplomatischen Machtkampfes ange nommen. Die schwedische Delegation habe entsprechend ihren Anweisungen die positive Verpflichtung gehabt, für den Eim tritt Deutschlands in den Völkerbund und den Rar einzu- treten. Sie hätte ihre Aufgabe schlecht erfüllt, wenn sie nicht nach' der Möglichkeit gesucht hätte, dieses Ergebnis zu er reichen. Zusammenfassend stellte der Minister sest, daß eS den schwedischen Vertretern gelungen sei, an einem Vorschläge mitzuwirken, der, ohne die grundsätzliche Haltung Schwedens zu kompromittieren, von allen Seiten als annehmbar betrachtet wurde. Daß die Völkerbundversamm lung auseinandergehen mutzte, ohne über die Aufnahme Deutschlands einen Beschluß fassen zu können, bedeute einen ernsten Mißerfolg des Völkerbundes und bilde einen erdrücken den Beweis für dis Stärke nationaler Sonderinteressen und falscher Prestigerücksichten. Tatsache sei jedoch, daß es den Kleinstaa.cn gelungen sei, die Angrisse gegen den Völkerbund» palt zurückzuweisen. Elz Totr brr einer Schiffscxplosion. . Paris einer Meldung aus London hat sich an Bord einer englischen Schaluppe im Hasen von Grimsby eine Er- plosion ereignet, wobei elf Mann der Besatzung getötet wurden. Der Prozeß gegen dis Mörder Matteottis. Chieti. Im Prozeß gegen die Mörder Matteottis wies Vecchini, der Verteidiger des Chauffeurs Malacria, nach, daß dieser nicht im geringsten für die Vorgänge im Inneren des Kraftwagens verantwortlich sei. Daraus erklärte der General anwalt, daß er dieAnklage gegen Malacria zurück-^ ziehe, aber die Anklage gegen Dumini, Volpi, Viola und' Poverono voll aufrechterhalte, deren Verantwortlichkeit fest stehe. - !' lius unserer' keimst 's Wilsdruff, am 25. März 1926. Merkblatt sür den 26 Mörz. Sonnenaufgang 5°' !i Moudausgang 3? N. Sonnenuntergang 6^- ss Monduntergang 5" V- 1871 Errichtung der Kommune in Paris — 1881 Rumänien wird Königreich. Elternfrcuden — Elternsorgen. Elternfrcuden, die zum -ersten Male erblühten, als ihnen ( bas Kind in der Wiege entgegcnlächelte, haben mit dem Zeit- ( punkt der Schulentlassung das Sonnige und singetnibte und die gewiße Sorglosigkeit verloren. Zum ersten Male tritt an sie die bange, schwere Frage heran: „Was soll der Junge werden?" Eine um so schwerer lösbare Frage, weil man nicht weiß, nicht bestimmen kann, ob der für den Jungen sorg- sam ausgewählte Beruf -auch der richtige ist, ob -man nicht etwa fehl greift und den Jungen in ein Leben hinemzwmgt, das ly-m später, wenn mit den Jahren Selbständigkeit -und Selbstwert erwacht sind, zu einer recht verderblichen Fessel werden kann. Alle Elternliebe bäumt sich dagegen auf, hier ein hartes „Muß" aussprechen zu müssen, wenn es das kindliche Gemüt auch noch gar nicht zu verstehen vermag oder sich aufzuvaumen versucht gegen den Willen der Eltern. Denn es mag emer gut veranlagt sein oder große Vorliebe für einen Berus Haben, den er seiner Verhältnisse wegen doch nicht ergreifen kann, weil entweder die Ausbildung dafür zu kostspielig ist, oder weil dazu Borkenntmsse »der Anlagen besonderer Art erforderlich sind. Man muß sich zunächst mit dem bescheiden, was zu erreichen z möglich ist, und wenn es auch einen Umweg einzuschlagen gilt, um zu dem wirklich ersehnten Ziele zu gelangen. Daß es trotz alledem nicht an Enttäuschungen in dieser oder jener Hinsicht fehlen wird, ist -unvermeidlich. Lehrjahre sind eben eine Lern zeit in alledem. Hindenburg hat noch in der Kriegszeit ein recht ernstes und -beherzigenswertes Wort geprägt, als er auf eine an ihn ge richtete" Huldigung eines Iugendbundes die Mahnung an die Jugend richtet: „Am besten werdet ihr euren tapferen Vätern und Brüdern für die harten Opfer, die sie auch für euch brin- ( gen, danken, indem ihr was Tüchtiges lernt. Das Vaterland - erwartet von euch, daß ihr recht bald als Ersatz sür die vielen uns fehlenden Angehörigen -und als Stützen für eure weib lichen Familienglisder eintreten könnt." Doch nich: der Beruf allein ist ausschlaggebend, auch die Gesinnung, ihn auszuüben zum Wohle des Ganzen, wie Rük- - kert so treffend sagt: „Stell dich in Reih' und Glied, das Ganze zu verstärken. — Mag auch, wer's Ganze sicht, dich nicht dabei bemerken." * Doch Mieterhöhung am 1. April? Das bisherige Gesetz über die Mietzlnssteuer für Sachsen hat bekanntlich nur bis 31. März Geltung, so daß eine Neuregelung bis dah n notwendig wird. Die entsprechende Regterungs- Vorlage ist aber im Rechtsausschuß des Sächsischen Land tageS unerledigt geblieben, so daß die Regierung infolge der dreiwöchigen Vertagung des Landtages am 25. März gezwungen ist, die gesetzlichen Grundlagen für die Zeit nach dem 1. April auf dem Wege der Notverordnung zu schaffen. Wie verlautet, plant die Regierung die Miete bereits ab 1. April um 5 Prozent zu erhöhen, so daß die Aplilmiete 92 Prozent der Friedensmiete ausmachen würde. Die Mieterhöhung soll allerdings lediglich dem Wohnungsbau zugute kommen. Soweit wir unterrichtet sind, ist über dir Erhöhung noch keine endgültige Ueber- einstimmung im Kabinett erzielt worden. Die Notver ordnung dürfte bereits am Sonnabend veröffentlicht werden. Auswertung von Landeskulturrenten. Bei der Lan- deskuliurrentenban! gehen jetzt zahlreiche Anfragen über die Aufwertung von Landeskulturrcnten, die Höhe des zu ihrer Ablösung zu zahlenden Betrages u. bergt, ein, die keine genügenden Angaben über die in Frage kommenden Renten enthalten. Zur Vermeidung von Rückfragen und zur Abkürzung des Verfahrens tst zu empfthken, außer der Angabe der Nummer des Grundduchblaltes die Nummer anzugeben, die die in Betracht kommende Rente im Remenkatafier hat, z. B. Abt. B. Nr. 6317. Entlassungsfeier der Volksschule. Heute vormittag 9 Uhr fand im Vereinigungszimmer der Schule die Entlastung der diese Ostern abgehenden Schüler und Schülerinnen statt. An der Feier nahmen die Eltern der Kinder, Freunde der Schule und die gesamte Lehrerschaft teil. Sie wurde eindrucksvoll er öffnet mit gemeinsamem Gesänge, worauf die Herren Lehrer Luft und P. Hientzsch das Largo sür Moline und Klavier v. Händel in schöner Weise spielten. Im Mittelpunkte stand eine Ansprache des Schulleiters, Herrn Oberlehrer Kühne, die in ihren Höhepunkten wirkungsvoll unterstrichen wurde durch entsprechende vom Schulchor unter der Leitung des Herrn Lehrer Gerhardt gesungene Lieder. In herzandringenden Worten verglich der Redner die achtjährige -Schulzeit mit einer Berg w-anderung, die mit dem Abschluß den Gipfel erreicht hat. Nun weht ein freier Wind, nun tritt der Ernst des'Lebens -an Kinderherzen. Das Kindheitsparadies gehört der Vergangen heit an. Frisch gehts hinaus ins Leben. Haltet straffe Selbst zucht -und seid jederzeit bereit, in dienender Liebe zu helfen. Es waren alles herzliche Worte der Mahnung auf den Lebens weg. Nachdem im Namen der Abgehenden -ein Schüler und eine Schülerin cm Schule und Lehrerschaft Dank abgestattet^yatten. der besonders in einer Spende herrlicher Bilder als Schmuck der Klassenzimmer offenbar wurde, und eine Schülerin das Lebewohl -der Zurück-bleibenden überbracht hatte, dankte der Schulleiter im Namen der Schule für die Erinnerungsgabe und entließ die Abgehenden mit den besten Wünschen der Lehrerschaft. Ein gemeinsam gesungenes -Lied beendete diese Feierstunde. Iungdeutsche Jahresfeier. Zur Feier ihres zweijährigen Bestehens veranstaltete -die Bruderschaft Wilsdruff des Jung deutschen Ordens gestern abend im „LindensHlößchen" -einen Bruder-, Schwestern- und Gästeadend. Erfreulich war -der überaus starke Besuch von Seiten der Gäste. Ein Marsch des Spielmannszuges der Bruderschaft leitete -die Feier ein, worauf Großmeister Luthardt die Versammelten im Namen Les Hochmeisters -aus das herzlichste begrüßte, mm», glsbung des Ordensbrauches und unter Absingen des Ordensliedes wurden die Banner der Bruderschaft Wilsdruff und die -er Gefolgschaften Klipphausen, Grumbach, Helbigsdorf, Herzogswalde und Blan kenstein in den festlich geschmückten Saal getragen. Großmeister Lu 1.Hardt führte in der nachfolgenden Festrede ungefähr aus: Die Bruderschaft Wilsdruff sei heute zusammengekvmmen, um -ihr zweijähriges Bestehen zu feiern, und diese Zusammenkunft stelle er unter den besonderen Schutz unseres Herrgottes. Zuerst gedachte er unseres Altreichskanzlers Otto von Bismarck. Wer Gelegenheit gefunden hätte, sich mit diesem großen Manne zu be schäftigen, der fühle, mit welchem Feuergeist -Bismarck für sein Vaterland gewirkt h^>e. Umso bedauerlicher sei daher der Be schluß, welchen der damalige Reichstag gefaßt habe, Bismarck Zu seinem 80. Geburtstag nicht zu gratulieren. Der 18. November 1918 sei der Ausverkauf der Bismarcksch-en Staatsgrundsätze ge westn. Durch die Revolution sei das deutsche Volk der Sklave Europas und der ganzen Welt geworden. Um aus diesem Elend heraudkommen, seien die Iungdobrüder und -Schwestern zusam- mengetreten, -um dieser Flut entgegcnzustehen. Sie tun es nur aus großer Liebe zum deutschen Vaterlande. Ein Wendepunkt unserer Geschichte sei gekommen. Derselbe sei aber ganz bestimmt nicht durch den Reichstag geschaffen worden, sondern von Arthur Mahraun, als er den Entschluß faßte, den Iungdo zu gründen. Nickt zu vergessen seien die Leiden an Rhein und Ruhr. Und hier stehe ein Schlageter im Vordergrund. Der Iungdo sei gegen jedweden Haß, trete aber ein für Heldenmut und Opfer- tum. Die Behauptung sei salsch, daß aus den jeweiligen Ver haltnisten andere Menschen werden. Laßt uns bester werden, so wirds auch -bester sein, werden andere Verhältnisse ein- ireten. Der Bruderkrieg mäste aus der Welt verschwinden. Im Iungdo wird der Hochmut und Klastenhaß verbannt, und wer in 'seine Reihen sintreten will, der muß auch dienen lernen. Wir brauchen eine vollständige Erneuerung der deutschen Seele und fragen deshalb die Menschen nicht nach ihrem Aeußeren, son dern nach dem Herzen. Das Schaffen eines Dr. Martin Luthers, eines Bismarcks sei -aus dem Gewissen hervorgegangen. Wer seine Heimat nicht mit verteidigt, wer nicht sein Herzblut hergeben kann, ist nicht wert, auf -heimischer Erde zu leben. Lasten wir getrost noch einige Jahre dahingehen, der Iungdo wird recht behalten. Treudeutsch! Am Anschluß an die begeisternden Worte rollte der N ib e!u ng e n s i lm , eines der -besten Werke der Filmkunst. Er wurde mit größtem Intereste ausgenommen. Kurz sprach Großmeister Luthardt über den herrlichen Film und schloß mit den Worten: So schreitet das Schicksal über die Helden hinweg. D-vch wenn auch Siegfried erschlagen liegt, der Sonnengeist geht weiter. Der 2. Komtur Wittke von der Bastei Elb-gau überbrachte die Grütze des 1. Komtur Laste und gedachte der aufopsemdcn Arbeit, welche von den Brüdern Kuhr und Luthaidt in vorbildlicher W-eff-e in den vergangenen -beiden - Jahren geleistet worden sei. Knzähliche Bausteine seien noch - notwendig, um das begonnene Werk zur Vollendung zu bringen. Darum weiter zu Nutz und Frommen unseres Vaterlandes. Groß-
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