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saugen, der überhaupt jemals tu Menschenhände geraten ist. Dieses Meerungetüm wiegt 40 Zentner und besitzt eine Länge von genau 4,80 Meter. Dabei ist der Koloß noch jung, ungefähr sechs Jahre alt, und erst im richtigen Wachsen begriffen. Kindesmord einer Sechzehnjährigen. Die Pots damer Kriminalpolizei hat die 16jährige Haushaltungs- schülerin Ilse S., die in einem bekannten Potsdamer Heim das Kochen erlernte, wegen Kindestötung als Polizeigefangene in eine Heilanstalt übergeführt. Vom Verein Deutscher Zcitungsverlcgcr. Der Ver ein Deutscher Zeitungsverleger (Herausgeber der deut schen Tageszeitungen) e. V. hat seinen bisherigen General sekretär Herrn Adalbert vouBoetticher zum Vereins-! direktor und Vorstandsmitglied gewählt. Zum Aufsicht»-! ratsvorsitzenden des Nachrichtenbureaus des Vereins^ Deutscher Zeituugsverleger G. m. b. H. ist an Stelle desj verstorbenen Direktors Carl Müller der bisherige stell-; vertretende Vorsitzende Professor I. F. W olls- Dresden' gewählt worden; zum stellvertretenden Vorsitzenden Herr I. K. von Zweck-Bernburg. j Schwere Folgen einer Bodensenkung. Eine heftige Entzündung entstand in Duisburg auf dem Schlacken-! berg der Hütte Phönix an der Kabelverbindung. Durch! eine mächtige Feuersäule wurden vier Arbeiter er heblich verbrannt. Besonders einer, der sehr nahe! stand, erlitt sehr schwere Verletzungen, wie auch der leitende! Elektromonteur. Das Unglück ist auf eine Bodensenkung,' zurückzuführen. H ' Romantischer Selbstmord. Unter romantischen Um ständen hat der Verwaltungsanwärter beim Kreisaus schuß in Greifswald, Rudolf Klemm, Selbstmord be gangen. Er war vor einigen Tagen mit dem Dampfer „Caprivi" nach Hiddensee gekommen, nm, wie er an seine Angehörigen schrieb, das Meer noch einmal rauschen zu hören und dann zu sterben. Erst nach langem Suchen fand man den Vermißten in der Swantewittschlucht; er hatte sich eine Kugel in den Kops geschossen. In einems hinterlassenen Brief bat er, ans Hiddensee beerdigt zu werden. 25 Jenenser Studenten in Belgrad. In B e lg r a d traf eine Gruppe von 25 Studenten aus Jena ein. Sie wurden auf dem Bahnhof von Studenten und Professoren der Universität Belgrad begrüßt. Es ist dies der erste derartige Besuch nach dem Kriege. Das Grabmal der Mutter des Pyramidenerbauers Cheops. Das völlig intakte ägyptische Königsgrab, das im März vorigen Jahres von dem amerikanischen Forscher Reisner entdeckt wurde, ist jetzt wiederum geöffnet worden. Es ist gelungen, sestzustellen, daß es das Grabmal der Mutter des Cheops, des Erbauers der großcu Pyramide bei Gizeh, sein muß. Hungern polizeilich verboten. Das Berliner Polizeipräsidium hat eine Verordnung erlassen, nach der Konzessionen für Hungerküustler und -künstlerinnen in Zu kunft nicht mehr erteilt werden. Grund zu dieser Verord nung ist die Tatsache, daß die Zahl der Hungerkünstler ständig zunimmt, so daß man schon von einem groben Unfug sprechen muß. Der augenblicklich hungernde Künst ler Jolly soll, wie verlautet, noch sein Programm absol vieren dürfen. Die Söhne des ehemaligen deutschen Kronprinzen werden in Bonn studieren. Die beiden ältesten Söhne deA Kronprinzen, die Prinzen Wilhelm und Louis-Ferdinand von Preußen, werden voraussichtlich im kommenden Sommersemester an der Bonner Universität studieren. Mord an einem fünfjährigen Mädchen. Mitte Januar ! wurde in B r a u n s ch w e i g an dem fünfjährigen Mäd chen Emma Bertram ein Lustmord verübt. Als der j Tat verdächtig wurde der Maurer Geittmann verhaftet. Nach hartnäckigem Leugnen hat der Verhaftete nunmehr ein umfassendes Geständnis abgelegt und den Mord an dem Kinde zugegeben. _ Groszseuer in Nordschlcswig. Ein während des starken Sturmes ausbrecheuder Brand hat den großen Hof von Matthias Holm in Rangdrup in kurzer Zeit völlig vernichtet. 30 Stück Rindvieh und einige Schweine fielen den Flammen znm Opfer. Eine galizische Stadt größtenteils abgebrannt. Wie ans-Lemberg gemeldet wird, brach in der ostgalizischen Stadt Brodyein Riesenbrand aus, dem ein großer Teil der Stadt zum Opfer gefallen ist. Das größte Hotel von Brody und zahlreiche Privatgebäude wurden eingeäschert. mayere Einzelheiten über die Katastrophe fehlen noch, doch steht fest, daß der Sachschaden ungeheuer ist. Kreuzer „Berlin" in Vigo. Wie aus Vigo gemeldet wird, traf dort der deutsche Kreuzer „Berlin" ein, der sich bis zum 17. März in Vigo aufhalten wird. Der spanische Marinekommanv«^t hat sich an Bord der „Berlin" be geben, um das Offizierkorps zu begrüßen. Explosion eines Waffenlagers. Im Zentrum von Mailand ereignete sich eine furchtbare Explosion. Dort explodierte ein Waffenlager, das gleichzeitig auch Fahr raddepot ist. Fünf Personen erlitten schwere Verletzungen. Die Explosion war so heftig, daß die Fensterscheiben der umliegenden Häuser und eines vorbeifahrenden Tram bahnzuges in Trümmer gingen. Die Ursache der Kata strophe steht noch nicht fest. Man nimmt an, daß beim Entladen einer Handgranate eine Pulverkiste zur Ent zündung gebracht wurde. I Stürme und Erdstöße in Italien. Aus Tarent wer den weiter schwere Stürme auf der Adria, die von starken Schneewehen begleitet sind, gemeldet. Der Vesuv ist mit Schnee bedeckt. Die Temperatur in Neapel ist stark gesunken. — Aus Florenz wird berichtet, daß weitere Erd stöße in Empoli und Castello Fiorentino die Bevölke rung stark beunruhigen. 3V Personen während der überfahrt gestorben. Infolge einer Masernepidemie und des Auftretens von Lungenentzündungen an Bord des Damp fers „Belvedere" sind während der überfahrt von Triest nach Buenos Aires dreißig Personen gestorben. Die meisten davon waren Auswanderer. Das Schiff hatte im ganzen 200 Passagiere an Bord. . Ein deutscher Dampfer in Seenot. Der Hamburger Dampfer „Leonhard" der Reederei Blumberg ist auf der Fahrt vou Italien nach Newyork an der Küste von Vir- ginia in schwere Seenot geraten. Die Küstenwache sandte einen Schlepper aus, der dem Dampfer Hilfe leisten soll. .1 Ein Meisterstück der Augenheilkunde ist soeben in Newyork vollbracht worden. Vier blinde Geschwister, drei Mädchen im Alter von 17, 24 und 26 Jahren und ein Jüngling im Alter von 19 Jahren, sind am gleichen Tage und zu derselben Stunde durch eine Augenoperation von dem Star, an dem sie seit ihrer Geburt litten, geheilt worden. Amerika hat 534 Sender. Amerika hat mehr Nund- funlstationen als die ganze übrige Welt zusammen. Zurzeit sind es 534 gegen 299 des gesamten Auslandes. Ein mohammedanisches Heiligtum gestohlen. Nach einer Meldung aus Bagdad ist aus der dortigen Großen Moschee der prachtvolle Alabasteraltar gestohlen worden. Dieses Kunstwerk hat eine große historische und religiöse Bedeutung, so daß die Nachricht von dem Raub die mohammedanische Welt sehr erregt hat. Bunte Tageöchronik Prag. Die Zahl der Arbeitslosen in der Tschecho slowakei erreichte Ende Januar 61 876, während sie Ende De zember 1925 nur 48 384 betragen hat. Paris. Der Brotpreis wird vom 23. März ab um 5 Centimes auf t,80 Frank pro Kilo herabgesetzt. Namnr. Hier wurden durch ein Schlagwetter acht Gruben arbeiter getötet. Bei einer Schlagwetterkatastrophe in einem Bergwerk in Charleroi ist ein Arbeiter getötet worden. Madrid. In Buenos Aires wurde der Hydropla» „Non uitrn" der als (HesÄzerrk Spa- niens übergeben. Spiel und Sport. .'Hindenburg als Förderer des Sports! Der Reichs- Präsident von Hindenburg hat das Protektorat über dir vor 50 Jahren i25. Juni 1875) ins Leben gerufene Emser Ruderregatta übernommen. , . , < , Alkohslfreudigc SechsGgcsührer Dw bekannten bel gischen Scchstagematadoreu Gooßen und Stockelynk hatten sich für das augenblicklich laufende Newyorker Sechstage rennen reichlich mit Alkohol versehen, um gegen Über müdung usw. geschützt zu sein. Auf der überfahrt be merkte ein.neidischer Schiffsangcstellter, daß die beiden Belgier ab und zu „einen Schluck nahmen". Er verriet dies bei der Ankunft in Newyork den Hafenbehörden, dir sofort eine Untersuchung vornahmen und den gesamten Vorrat an Sekt und Likören beschlagnahmten. Damil nicht genug, wurde» die Sechslagefahrer wegen Ver gehens gegen das Prohibitionsgesetz zu sechs Wochen Gefängnis oder 1500 Dollar Geldstrafe verurteilt. l SSrle - »snckel - MrtfchaN j Geringfügige Besserung der Wirtschaftslage. Die Konkurse der ersten zwei Märzwochen haben um 5 im Verhältnis zu den Vorwochen abgenommen, die Arbeits losen haben sich ebenfalls um einige Prozent vermindert. Die Abschlüsse der Industrie zeigen, daß die meisten Großfirmen genügend stille Reserven besitzen, um durch die jetzige KrisiS hindurchzukommen. Aber all' diese Momente stellen nur eine geringfügige Besserung dar, die nicht dazu ausreicht, die Wirt schaftslage zu beleben. Das Frühjahrssaisongeschäft, das in sehr bescheidenem Umfang eingesetzt hat, läßt bei den meisten Firmen bessere Umsätze im März erkennen, als sie im Januar und Februar gewesen sind. Aber es fehlt der richtige An trieb, wie wir ihn vor 1)4 Jahren erlebt hatten, als die Ruhr industrie vom Reich 700 Millionen ausgezahlt bekam. Wir haben jetzt nur ein Aufflackern der Glut, das zur lohenden Flamme, die das Wirtschaftsleben antreiben muß, nicht aus reicht. Der von der Regierung angestrebte, bisher wenig erfolgreich gewesene Preisabbau muß schärfer durchge führt werden, wenn sich der Export bessern soll. Die Indu striellen, die feste Verkaufspreise sür ganze Branchen haber- (die sogenannten Verbandspreise), müssen um 10 bis 20 mit allen Preisen heruntergchcn, um vom Urprodukt an eine Preissenkung zu ermöglichen. Leider beruht der Preisabbau seitens der wirtschaftlichen Verbände auf Freiwilligkeit, da sie von der ausländischen Konkurrenz durch Schutzzölle nicht unterboten werden können. Amtliche Berliner Notierungen vom 13. März. Börsenbericht. Der Beginn war ausgesprochen unsicher, aber im weiteren Verlauf trat daun eine Befestigung ein, wenn sich auch die Kursgewinne durchweg in engen Grenzen hielten. Einige wenige Werte konnten infolge erheblichen Angebots ihren Kurs nicht voll behaupten. Für inländische Anleihen zeigte sich einiges Interesse, Kriegsanleihe stellte sich auf 0,396. Der Geldmarkt war im wesentlichen unverändert, tägliches Geld 5—6,5 A, monatliches Geld 6,5—7,5 Devisenbörse. Dollar 4,19—4,21; engl. Pfund 20,39-20,44; holl. Gulden 168,07—168,49; Danz. 80,81 bis 81,07; franz. Frank 15,23—15,27; b e l g. 19,04—19,08; schwciz. 80,75—80,95; Italien 16,83—16,87; sch Wed. Krone 112,46—112,74; dän. 110,24—110,52; norweg. 91,54 bis 91,76; 1 schech. 12,41—12,45; ö st e r r .S ch i l l i n g 59,12 bis 59,26; poln. Zloty Gicht amtlich) 51,77—52,03. Produktenbörse. Die Preissteigerungen am Getreidemark! machten weitere Fortschritte. Das Ausland meldete aus der ganze» Linie wieder Hausse. Die Cifuotieruugen für Wei zen waren erneut erhöht, fanden aber auch bei guter Nach, ftage für Plata-, Austral- und Maniwbaweizen lüer wie im Auslande teilweise Bewilligung. Das Inland fehlt mit Offerten. Im Zeitgeschäft mangelte es nicht an Kauflust und Deckungssrage, so daß die Preise höher wurden. F», Roggen haben sich die Knappheit des Angebots, die Kauflust der Mühlen und die Frage im Lieferungsgeschäst erhalten. Dem gesellte sich wachsende Frage Hollands und des Nordens, und es ist anch, besonders in Ostpreußen, manches zum Export Verkauft. Preise zogen erneut, aber doch nur mäßig an. Gerste in guten Sorten viel gefragt und höher. Auch Hafer fest bei gesteigerten Forderungen. Mehl hatte noch gutes Geschäft und behielt auch' heute die Nachfrage. Preise fest. Futterartikcl auck teilweise mehr beackner. Schlachlviehmartt. Auftrieb: Rinder 2906, Bullen 661, Ochsen 772, Kühe und Färsen 1473, Kälber 2637, Schafe 6445, Schweine 7329, Ziegen 25. Marktverkauf: Bei Rindern, Käl ber» und Schafe» ziemlich Matt, ausaesuchte Lämmer über Notiz, bei Schweinen glntt. Presse : Für ei» Pfund Lebend gewicht in Pf.: Ochsen a) vollfleischige, ausgemästete 50—53, b) vollfleischige ausgemüftele im Alter von 4—7 Jahren 44—48, c) junge fleischige, nichl ausgemästete 38—42, d) mäßig ge nährte jüngere und gut genährte ältere 34—36; Bullen a) 47—49, b) 42—45, c) 38—40; Färsen und Kälber a) 45-50, b) 38—44, a) 30-36, d) 24-27, e) 18—22; Fresser 33—40: Kälber a) —, b) 72—80 c) 60—70, d) 42—55, e) 34—40; Schafe a) 50—53, b) 40—48, c) 30—37; Schweine a) —, b) 80-81, c) 77—79, d) 74-76, e) 70-73? Sane» 72—75: Nicacn 20—25. Die Roggen- und Brotpreife in, Jlchw 1925. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst der Statistische» Korrefpon- denz entnimmt, sind die Roggenpreise vom Januar zum Fe bruar v. I. mit Ausnahme von fünf, westlichen Orten ge stiegen. Die Steigerung war in Königsberg mit 10 A! am stärksten; bemerkenswert ist hier aber der ebenso starke Rück gang vom Februar zum März. In den übrigen Orten kam die Steigerung in den ersten beiden Berichtsmonalen über 3 bis 4 A nicht hinaus- Vom Februar bis November sind die Roqqenpreise mit wenigen Ausnahmen ununterbrochen ge fallen; die Rückgänge waren in dec östlichen Staatshälste mit 35 bis 43 A am stärksten, aber auch im Westen waren sie mit 24 bis 35 "vH bedeutend. Die rückläufige Bewegung erreichte im November fast überall ihr Ende; im Dezember erfolgte eine Steigerung um 2 bis 4 N. - Palnrierblui. Roman von Zein hold Ortmann. tv; (Nachdruck verboten.) „Um eine Großtante? Nun meinetwegen I Ich habe sicherlich nicht den Wunsch, dich zu zwingen. Aber du verlangst hoffentlich nicht, daß ich deine Trauer teile." Sie antwortete nur mit einer Kopfbewegung und wandte sich gum Gehen. Als sie fast schon die Tür erreicht hatte, hielt ein Zuruf Huberts sie noch einmal zurück. „Ich muß ins Künstlerhaus, um die letzten Vor bereitungen zu überwachen. Und es kann leicht geschehen, Laß ich keine Möglichkeit finde, vor dem Beginn des Festes noch einmal nach Hause zu kommen. Du verübelst mir das nicht — nicht wahr?" „Gewiß nicht! Aber es ist dann wohl zweckmäßig, daß wir uns schon jetzt Lebewohl sagen. Vielleicht, ja, wahrscheinlich werde ich noch heute abend mit Margarete und Cäsar nach Hamburg fahren." „Ah! Vor einer Viertelstunde warst du darüber noch ganz im ungewissen. Aber auf eine Unbegreiflichkeit mehr oder weniger kommt es ja jetzt kaum noch an. Seit dem heutigen Morgen ist dein Benehmen für mich nur noch eine einzige Kette von Ueberraschungen." „Ich glaube mich noch in keinem Augenblick anders benommen zu haben, als die Umstände es mir zur Pflicht machen." Ein lästiges Gefühl der Unsicherheit und Unentschlossen heit, das plötzlich wieder über ihn gekommen war, trieb ihn, sie zu einer Erklärung zu reizen. „Die Umstände? Welche Umstände? Was ist denn eigentlich seit dem gestrigen Abend so Ungeheuerliches ge schehen, daß du dich verpflichtet glaubst, mich wie einen wildfremden Menschen zu behandeln? Sage doch endlich rund heraus, daß es die Eifersucht gegen die Gräfin Wassilewska ist, die dir dein sonderbares Verhalten vor schreibt." „Ich habe dir schon einmal erklärt, daß davon kein« Rede ist. Ich bin nur nicht gewöhnt, mich öffentlich miß- i achten und beleidigen zu lassen. Wenn du mich kanntest, mußtest du das wissen." „Und wodurch Habs ich dich öffentlich mißachtet und beleidigt? Dadurch vietteicht, daß ich meine Antoniusrolle gestern so gespielt habe, wie die Idee der ganzen Veran staltung es forderte?" Fest und ruhig, mit klarem, ernstem Blick sah sie ihm ins Gesicht. „Warum willst du versuchen, dich zu rechtfertigen? Ich habe ja nichts Derartiges von dir verlangt. Und es find der Unwürdigkeiten schon genug, als daß du sie noch durch dis Feigheit einer bewußten Lüge vermehren solltest. Ich würde es viel anständiger und mannhafter finden, wenn du mir offen erklärtest, daß du in diese Frau verliebt bist." „Gut denn —da dir so viel daran liegt, es zu hören: ich liebe die Gräfin Wassilewska." Helga war unter dem brutalen Wort nun doch zu sammengezuckt; aber sie wußte ihre Haltung zu bewahren. „Und trotzdem dachtest du daran, unser Zusammen leben fortzusetzen?" .... „Jedenfalls würde ich dir die Entscheidung darüber anhetmgestellt haben. Aber ich sehe ja nun, daß es dessen nicht mehr bedarf, da du sie wohl schon seit dem gestrigen Abend getroffen hast. So wenig es die Besorgnis um das Seelenheil deiner Cousins war, die dir den ersten Reiseplan eingab, so wenig ist es der Tod dieser alten Frau, der dich jetzt bestimmt, in die geliebte Hamburgische Umgebung zurückzukehren. Um das Kind beim rechten Namen zu nennen: du wolltest mich einfach verlassen." „3^'" „Und du würdest auf diesem Vorhaben bestehen, auch wenn — wenn ich dir verspräche, meine Beziehungen zu der Gräfin abzubrechen?" „Auch dann." Es wird dir augenscheinlich verdammt leicht, einen so folgenschweren Schritt zu tun. Allzu stürmisch kann danach deine Liebe zu mir kaum noch gewesen sein. Eine Frau, der noch etwas an ihrem Mann gelegen ist, überläßt ihn doch nicht so ohne weiteres einer anderen. Wenigsten« hättest du doch eine Aussprache herbeiführen müssen, um dich zu überzeugen, ob es sich zwischen mir und der Gräfin um mehr als einen bedeutungslosen Flirt handelte." „Das war für mich gleichgültig, seitdem ich zu der Er kenntnis gekommen war, daß ich aufgehört hatte, dich zu lieben." „Er starrte sie an, als zweifle er, recht gehört zu haben. Wie er diese ganze, zwecklose Auseinandersetzung vielleicht nur deshalb herbeigezwungen hatte, weil ihre unerschütter liche Gelassenheit seine männliche Eitelkeit verletzte und weil er um dieser Gelassenheit willen an der Ernsthaftig keit ihres Entschlusses zweifelte, so hatte er sie jetzt durch seine aufstachelnden Fragen aus ihrer Verschanzung her austreiben wollen, selbst auf die Gefahr hin, sich dadurch um die Verwirklichung seiner phantastischen Glückshoffnungen zu bringen. Bei all seinem heißen Verlangen nach dem Besitz der Gräfin war er doch mit sich selber noch durch- aus nicht im reinen über das, was er tun oder lassen sollte. Es kam ihm sicherlich nicht darauf an, sich über kleinliche Vorurteile und allzu engherzige Moralbegriffe hinwegzusetzen, und manchmal, wenn er dergleichen tat, mochte er sich auch die Kraft und die genialische Rücksichts losigkeit zugetraut haben, im Notfall alle Schranken nieder- zureißen. Heute aber litt er unter dem Druck der fatalen Empfindung, daß er die Probe auf die Berechtigung dieser stolzen Zuversicht eigentlich recht schlecht bestand. Der Ge danke, mit einem schönen Weibe, das nicht das seine war, einfach auf und davon zu gehen, unbekümmert um alles, was er hinter sich zuriickließ, hatte wohl von vornherein etwas berauschend Verführerisches und zauberhaft Lockendes für ihn gehabt, aber er hatte doch eigentlich noch nicht für einen einzigen Augenblick im Ernst an die Möglichkeit der Ausführung geglaubt. Es war noch zu viel von dem ererbten Geiste kleinbürgerlicher Ehrbarkeit in ihm, als daß er sich ohne nachdrücklichsten Gewissenswiderstand zu einem Schritt hätte entschließen können, dessen Konsequenzen ihm als unabsehbar erscheinen mußten. Die Herrennatur und das Uebermenschentum, die er halb spielerisch ost genug herausgskehrt hatte, steckten ihm nicht im Blute. (Fortsetzung folgt.)