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Schwerer Eisenbahnbetriebsunfall. Auf dem Bahn- Pof Olmütz in Mähren wurden drei Eisenbahnarbeiter durch den plötzlich ausströmenden Dampf einer Lokomotive verbrüht, auf das Nebengleis geschleudert und dort von einer anderen Lokomotive überfahren. Zwei wurden ge tötet, der dritte schwer verletzt. Auffindung eines alten Friedhofes. Bei Anlage einer Benzinstation am Moritzplatz in Olmütz wurden 40 Zentimeter unter dem Pflaster Tausende von Menschen gerippen entdeckt. An dieser Stelle hatte sich von 1250 bis 1786 ein Friedhof befunden, der ausgegeben, überbaut und vergessen wurde. Bisher wurden zwölf Fuhren Gebeine fortgesührt. Bei einem Gerippe wurden Silbermünzen aus dem Jahre 1626 gefunden. über hundert Kriegergräber in Frankreich zerstört. Arbeiter, die mit Ausbesserungsarbeiten am Rande des englischen Soldatenfriedhofes bei Thiepval beschäftigt waren, fanden im Sande vergraben einen Draht, den sie heranszureißen versuchten. Plötzlich ertönte eine gewaltige Detonation. Die Arbeiter hatten, ohne es zu wissen, eine schwere Sprengmine zur Entzündung gebracht, die un glücklicherweise gerade auf dem Friedhof lag. Mehr als hundert Gräber wurden zerstört. Personen kamen nicht zu Schaden. Die eigene Todesanzeige versandfertig gemacht. Im Nachlaß eines Buchdruckers Theophile Guerin, der im Krankenhaus in Paris starb, fand man ein Paket Briefe vor, die an seine Freunde adressiert waren. Sie ent hielten seine eigene Todesanzeige, die er selbst gefetzt, ge druckt und zur Versendung bcreitgemacht hatte. Tragödie in einem französischen Lazarett. Eine blutige Tragödie spielte sich im Militärlazarett in Bor deaux ab. Ein Kongoschütze tötete ohne ersichtlichen Grund einen Matrosen, der an seinem Bett vorbeiging, durch zwei Dolchstiche. Ein Sergeant, der mit einem Bajonett bewaffnet herbeieilte, wurde von dem Neger gleichfalls durch einen Dolchstich schwer verletzt. Erst als mehrere Gendarmen zu Hilfe gerufen waren und den Schützen durch zwei Schüsse kampfunfähig gemacht hatten, konnte man sich des Mörders bemächtigen. Das berühmte Shakespeare-Theater in Stratford vn Avon ist durch Feuer zerstört worden. Von dem Gebäude sind nur noch die Mauern übriggeblieben. Immerhin ist es gelungen, die Manuskripte und wertvolle Erstausgaben sowie mehrere Gegenstände, die dem Dichter gehört haben sollen, zu retten. Lin Schloß mietfrei abzugeben. Der berühmte Fulham-Palast in London, die historische Residenz der Bischöfe Londons, ist auf der Suche nach Mietern. Der Besitzer, Bischof Dr. Ingram, der in diesem Jahre in Kanada eine Werbetätigkeit auszunbcn hat, erklärt sich außerstande, mit zehntausend Pfund jährlich den Palast weiterzubehalten. Er bietet das Schloß mietfrei aus, je doch müßte der betreffende Bewohner die Steuern usw. bezahlen sowie das Personal unterhalten. Bis jetzt hat sich noch kein Interessent gemeldet. Der Palast ist zur Zeit der Regierung Heinrichs VH. erbaut worden. -turmkatasirophe im Golf von Neapel. Die Küste von Sizilien und der Golf von Neapel wurden von schweren Stürmen heimgesucht, die 11 Todesopfer forderten. Sechs Fischerbarken kenterten, der Sachschaden ist sehr groß. Der Wind erreichte eine Stnndengeschwindigkeit von 80 Seemeilen. Zunte Tageschromk. Stettin. Der deutsche Dampfer „Arthur Kunstmann" wurde aus der Reede von Genua von dem italienischen Dampfer „Aurania" ungefähren und schwer beschädigt. Menschenleben oder Verletzungen sind nicht zu beklagen. Frankfurt a. M. .Unter den Insassen des Versorg,mgs- heims in der Richard-Wagner-Straße in Franksuri am Main brach eine Nuhropidemie aus. Von zehn Erkrankten sind zwei gestorben. Paris. Aus Casablanca wird gemeldet, daß die Eisenlahnangestellten der marokkanischen Eisenbahnen zum größten Teil die Arbeit niedergelegt haben. Die Verhand lungen mit der Direktion haben trotz mehrwöchentlicher Be ratung zu keinem Ergebnis geführt. Gpiel und Sport. Fußball des Sonntags, InBerlin stellte die Ab- jeilung L in Norden-Nordwest ihren Meister fest, und in Abteilung 71 wird der Berliner Meister Hertha-BSC. auch wobt Abteilunasmeister werden. — In Süddentsch- land überrascht der Sieg Bayerns-München gegen den V. f. R. Mannheim mit 10 :0! Spielvereinigung Fürth schlug den Karlsruher FV. knapp 2:1. — In West deutschland wurde Turu-Düsseldorf von BV. Ältenessen 8:2 geschlagen! Vor 12 000 Zuschauern trafen sich in Hamurg der Hannoversche SC. und Hamburger SV. im Spiel um die norddeutsche Meisterschaft. Die Hamburger siegten 2:0. — Um die Baltenmeisterschaft trafen sich in Königsberg der dortige V. f. B. und Titania-Stettin. Das Spiel war ausgeglichen und endete unentschieden 3:3. Neuer Schwimmrekord. Der Bruder des „großen" Dahlem (Breslau), der Uuhrorter Dahlem, stellte anläß lich der Schwimmwettkämpfe in Ruhrort einen neuen deut schen Rekord im 100-Meter-Seiteschwimmen mit 1:11,2 auf. Domgörgens Gegner verletzt. Der Gegner Dom görgens, Europameister Devos-Belgien, hat sich im Training eine so schwere Fußverletzung zugezogen, daß er seinen Kampf mit dem Deutschen um die Europameister schaft nicht austragen kann. Augenblicklich sucht man noch nach einem neuen Gegner für den deutschen Meister. Sechstagerennen in Ncwyork. Am Sonntag abend hat tm Madison Square Garden in Newyork das Sechs tagerennen begonnen. Es fahren 16 Paare, darunter die deutschen Fahrer Golle und Mieths. Kongresse mrd Bsrsammümgen. Tagung des Deutschen Bnchdruckervcreins. Der Haupt- Vorstand des Deutschen Buchdrucksrvereins hielt in Köln seine erste diesjährige Tagung in dem von der Besetzung be freiten Köln ab. Unter dem Vorsitz von Dr. Petersmann- Leipzig und Rudolf Zickfeldt-Osterwieck wurde eine umfang reiche Tagesordnung erledigt, die neben Fragen der Vereins- organisatiou und internen Angelegenheiten die Wirtschafts lage des deutschen Buchdruckgewerbes, insbesondere dessen Ent wicklung nach den kürzlich geführten Tarisverhandlungen um faßte. Die Preisgsstaltungspolitik der Reichsregterung wurde einer scharfen Kritik unterzogen. Arbeiter und Angestellte. Berlin. (Geringe Zunahmeder Arbeitslose n.) Die Zahl der Arbeitslosen in Berlin ist in der vergangenen Woche in den meisten Bernsen unverändert geblieben und im ganzen nur um SOO aus 245 073 gestiegen. Essen. (Ehrung Kruppscher Jubilars.) Hie, fand zur Erinnerung an Friedrich Alfred Krupp die im Jahre 1904 ins Leben gerufene alljährliche Jubilarfeier statt, bei der 769 Jnbilare von der Firma geehrt wurden. In seiner Ansprache kam Herr Krupp von Bohlen und Halbach auf die Schwierigkeiten der letzten Jahre und auf das abgeschlossene Kalenderjahr zu sprechen und erwähnte oabei, daß die Ge samtbelegschaftszahl heute wieder der des Jahres 1902 ent spreche. N5S07 E r?ä77S^/öV/S/7 L77ML77 //7 /z-/' Paiririel blut. Roman von Reinhold Ortmann. LH (Nachdruck verboten.) „Hätten nicht von Anfang an so herzliche Bezie hungen zwischen uns beiden bestanden, lieber Henry," Hub er an, „so würde ich dir wahrscheinlich antworten, daß ich eigentlich nicht der Mann bin, irgendwelche Einmischung in meine ehelichen Angelegenheiten zu dulden. Aber zwischen dir und mir liegen die Dinge natürlich anders. Und da will ich dir ganz freimütig eingestehen, daß es in der Tat augenblicklich so etwas wie eine kleine Verstimmung bei uns gibt. Beileibe nichts Ernstliches. Eine törichte kleine Eifersüchtelei meiner Frau — nichts weiter. In einigen Tagen oder Wochen wird Helga selbst sie als eine Kinderei belächeln." „Du hast ihr also keinen berechtigten Anlaß gegeben, eifersüchtig zu sein?" „Nein. — Daß ich mir als Künstler wie als Mensch eine gewisse Freiheit wahren muß, wirst du als Mann doch -wohl einsehen. Gegen den Versuch, mich in die Zwangs jacke eurer hamburgischen Moralbsgrisfe einzuschnüren, muß ich mich allerdings energisch verwahren." „Das verstehe ich nicht. Für die Moral in der Ehe gelten meines Wissens in Hamburg keine anderen Gesetze als sonstwo in der Welt." „Pardon! Ich habe dir meine offenherzige Mitteilung nicht gemacht, weil ich etwa geneigt wäre, mich einem Verhör unterwerfen zu lassen oder mein Verhalten irgend wie zu rechtfertigen. Ich hoffe, es wird dir genügen, von mir zu hören, daß ich vor meinem eigenen Gewissen ohne Vorwurf,-dastehe. Und ich rechne zuversichtlich darauf, daß du die Beseitigung des kleinen Mißverständnisses zwischen Helga und mir nicht durch eine Einmischung erschwerst." Er hatte zuletzt einen ziemlich herrischen Ton an geschlagen; denn der Einwurf seines Schwagers hatte ihn gewaltig geärgert. Und es schien ihm nun doch an der Weit, seine Entschlossenheit zur Wahrung seiner eheherrlichen Rechte angemessen zu betonen. Es wäre ihm ganz recht gewesen, wenn Henry Frederiksen daraufhin etwas wie einen Streit provoziert hätte, da sich auf solche Art eine Aussprache zwischen den Geschwistern vielleicht am besten hätte verhindern lassen. Aber der junge Kaufmann war offenbar nicht zum Streiten aufgelegt. Er hatte den Kopf m die Hand gestützt, wie wenn er über irgend etwas mit ich zu Nate ginge, und nach einer geraumen Weile erst agte er ohne alle Gereiztheit: „Du kannst in der Tat mit Sicherheit darauf rechnen, Hubert, daß ich nicht den Störenfried machen werde. Wenn es dir genehm ist, spreche ich im Laufe des Vormittags noch einmal vor, um mich von Helga zu verabschieden. — Du versprichst mir also, dafür zu sorgen, daß meine Schwester das Geld annimmt und daß sie es unter allen Umständen behält?" „Ich verspreche es dir nochmals auf das feierlichste. Wegen dieses Umstandes brauchst du dich wahrhaftig nicht im mindesten zu beunruhigen. Uebrigens sollst hu für ole unerwartete Freude, die du mir — und wahrscheinlich auch Helga — durch diese Regelung unserer Geldangelegem heilen bereitet hast, nicht ganz unbelohnt vleiven. Ich verspreche dir eine großartige Ueberraschung. Er hatte sich erst jetzt wieder an Helgas Mitteilung von der Ankunft ihrer Cousine erinnert, und es war ihm gleichzeitig eingefallen, daß früher einmal so etwas wie ein Liebesverhältnis zwischen Henry und Margarete bestanden hatte. Da hielt er es für ganz selbstverständlich, baß die beiden eine gewaltige Freude daran haben müßten, sich so unvermutet wiederzusehen, und in seiner burschikosen Vorliebe für luftige Ueberrumpelungen dachte er sogleich daran, irgendeinen netten, kleinen Lustspielauftritt zu in szenieren, an dessen Ende sich alles in eitel Fröhlichkeit und Gemütlichkeit auflösen würde. Die verständnislos fragende Miene seines Schwagers konnte ihn in diesem Vorhaben nur bestärken. „Eine Ueberraschung? Hier in München?" „Jawohl. Du sollst sie erleben, wenn du nachher wiederkommft. Vor der Hand aber wird noch nichts oer» Vermischtes Ausglei/en als einträglicher Beruf. Die Mensch-m sind wirklich erfinderische Leute, und zwar nicht bloß die abgestempelten, mit amtlichen Patenten versehenen Er finder von Beruf, sondern anch die anderen. Da gibt es z. B., wie die englische Presse hsransbekommen hat, in London nicht wenig Lenke, die sich dadurch, daß sie auf der Straße ausgleiten und umfallen, ein schönes Einkom men verschaffen. Das Ausgleiien geschieht gewöhnlich vor den Läden von Obsthändlern, die achtlos Bananen- oder Apfelsinenschalen auf die Straße werfen. Da kommt dann ein gerissener „Ausgleiter", fällt über Bananen oder Apfelsinenschalen, schreit vor Schmerz auf und ver handelt dann sofort über Schadenersatz. Die meisten Obst händler lassen sich ans Entschädigungszahlungen ein, d« man nicht wissen kann, wie ein Schadenersatzprozeß aus geht. Nun hat sich aber die Obsthändlerorganisation der Sache angenommen, zunächst mit dem Ziele, eine Ver sicherung gegen Ausgleiten ins Leben zu rufen: bis zu 10 000 Pfund soll sich ein Händler gegen die Ansprüche der „Fallsüchtigen" versichern können. Außerdem aber will man die Behörden angehen, durch irgendwelche Vor schriften den „von-Fall-zu-Fall-Schwindlern" das Um- fallgeschäst zn erschweren. Die Krönung des Maharadschas. Wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht klingen die Berichte über die dieser Tage erfolgte Krönung des neuen Maharadschas von Kaschmir. Dieser Maharadscha, Hari Singh mit Namen, ist der europäischen Presse wohlbekannt: er hat in England, wo er vor etwa zwei Jahren geweilt hat, ein peinliches Abenteuer mit einer Frau gehabt, und die Er pressungen, die an ihm verübt oder versucht worden sind, gaben den Londoner Zeitungen wochenlang interessanten Unterhartungsstoff. Jetzt ist Hari Singh, nachdem er sich au? Wunsch feines frommen Onkels mehrwöchigen strengen Bußübungen unterworfen hatte, nm sich von seiner: euro- Plüschen Sünden zu reinigen, regierender Fürst geworden. In Jammu fand die Krönung statt und es wurde in Perlen, Seiber: und Diamanten eine Pracht entfaltet, wie sie nur im Orient möglich ist. Der Maharadscha war aus feinen Krondiamanien, die ihn vorn gelbseidenen Turban bis znm Saume des Krörrungsmantels umsunkelten, kaum berausruünden. BLcherschau. Im Reiche Merkurs. Ein Lese- und Lcbensbuch für Kausleute. Zusanimengestellt von l)r. pdil. Alfred Schirmer, Studienrat am Noform- realgymnnsnun zn Chemnitz und Dozent an der Handelshochschule Leipzig. Preis kart, -r.30 Mk., in Halbleinen gebunden 4.80 Mk. — 2ö0 S. — 192o — Jndustrieverlag Spaeth k Linde, Berlin W 10, Wien,. Das vorliegende Lesebuch will, wie schon sein Titel und sein äußeres Gewand zeigen, mehr sein als die bisher üblichen Lesebnchor für Handels schulen. Es will an der Hand geschickt ansgewählter Lesestücks aus unseren besten Dichtern zeigen, welche bedeutende Rolle der deutsche Kaufmann und der deutsche Handel vom Mittelalter bis zur Gegen wart in der deutschen Dichtung und im deutschen Kulturleben gespielt haben. Man ist überrascht, beim Durchblättern des Buches zu sehen, daß kanm einer unserer großen Dichter und Schriftsteller, von Luther und Hans Sachs über Lessing, Goethe und Schiller bis zu den Meistern der Gegenwart an der Bedeutung des deutschen Handels vorüberge gangen ist. Nüchtern-lehrhafte Texte sind vermieden; dagegen ist auch der Versdichtung zum ersten Male in einem Kaufmannslesebuch der i Raum gewährt, der ihr gebührt. So ist das Buch eine stolze Galerie von Zeugnissen, die von dem Anteil des Kaufmanns am Werden der deutschen Geschichte und der deutschen Kultur künden. Der Widerschein kcnrsmüunrschen Wesens und Wirkens in der bildenden Kunst ist daher nicht vergessen; eine Reihe guter Wiedergaben von Bauwerken, Ge mälden und Holzschnitten schmückt das Buch, das in seinem schmucken Einband somit sür jeden jungen Kaufmann über seine Lehrzeit hinaus 4 ein wertvolles Buch fürs ganze Leben darstellt. Beyers Modesührer Band N ist soeben im Verlag Ott» Beyer, Leipzig erschienen und enthält auf 24 Seiten ca. 200 hübsche und pral tische Modelle einfacher und eleganter Kinderkleidung, dazu einen Schnittmustcrbogcn mit 20 der schönsten Schnitte und ist zum Preise von Mk. i.— überall erhältlich Modebericht. Als größte Ueberraschung der neuen Frühjahrs- mode sehen wir die kurze Jacke in gerader und yarm z zum Blusenanzug und zum Kleide passend. Das soeben erschien-»- s zweite Februarheft des „Bazar" zeigt sie m der Zusammenstellung mit Kleidern in besonders anmutiger und jugendlicher Form. Aber auch die halblange Jacke, fast schncidermäßig streng und kleidsam für die reife oder stärkere Frau, ist als große Neuheit zu neunen. Auffällig erscheint, daß der Frühjahrsnicmtel teilweise wieder fast gerade fällt, wodurch eine besonders schlanke Figur erzielt wird. Der „Bazar" spricht deshalb auch von der wieder betonten Hüftlinie bei Mantel und Kleid nnd zeigt an vielen .Modellen, wie reizvoll dieser Schnitt bei schlanken sowohl wie bei volleren Gestalten aussehen kann. Alle Postanstalten nehmen Bestellungen auf den „Bazar" entgegen und jede bessere Buch handlung liefert "ihn für 50 Pfg. Der „Bazar" (Berlin W. 9) sch ich unseren Lesern auf Verlangen gern eine Probenummer. raten. Es steht dir also frei, dich auf ganz Außerordent-'. liches gefaßt zu machen." Der flüchtige Ausdruck von Erstaunen und Spannung war schon wieder aus Henry Frederiksens Zügen gewichen. Er sah müde und abgespannt aus wie zuvor, und es ge schah wohl nur aus Höflichkeit, daß er erwiderte: „Ich bin sehr neugierig. Aber nun will ich dich wirk- sich nicht länger aufhaltcn. Du hast wohl die Freund-j lichkeit, die Richtigkeit der Summe zu prüfen, bis ich zurückkehre." . Hubert gekettete den Fortgehenden artig bis zur Tür, um sich da mit derbem Handschütteln von ihm zu ver abschieden. Es gefiel ihm nicht, daß die Finger des Schwagers nervös und fieberheiß in den seinen zuckten. „Der Mann ist entweder erbarmungswürdig abge arbeitet," dachte er, „oder er hat in dem Sündenbabel Berlin ein etwas zu tolles Leben geführt. Na, ob es nun das eine oder das andere ist, ein amüsanterer Gesell schafter ist er dadurch jedenfalls nicht geworden." Er klingelte und befahl dem Mädchen, ihm das Früh stück ins Eßzimmer zu bringen. Aber er vergaß nicht, das inhaltsschwere Päckchen mit sich zu nehmen, als er hinüber ging. Seine Augen lachten, als er es betrachtete, und wie liebkosend fuhren seine Finger darüber hin. Wahrhaftig, er mußte doch ein Liebling der Götter- sein, daß sie ihm ihre Gaben immer just zur rechten Zeit in den Schoß warfen. 13. Kapitel. Als Helga eine halbe Stunde später, in ein leichtes Morgengewand gehüllt, auf die Schwelle des Eßzimmers trat, fand sie ihren Gatten bei einer Beschäftigung, deren- ungewöhnliche Art sie wohl hätte in Erstaunen setzen können. Er hatte den Inhalt des Banknoteilpäckchens über die ganze Platte des großen Speisetisches ausgebreitet und zählte den Betrag, indem er voll unverkennbaren Behagens mit dem Zeigefinger auf jeden der braunen Scheine tippte. Erst aus ihr halblautes und eigentümlich klangloses: „Guten Morgen!" wurde er ihrer Anwesenheit gewahr und dreh:? sich mit seinem strahlendsten Lächeln nach ihr um. (Fortsetzung solgt.)