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Spruch der Erde. Der Bauer drückt den Pflug ins Land Und zügelt seine Pferde, Und während er die Scholle sticht, Und während er die Bahnen bricht, Spricht er den Spruch der Erde: „Allmutter Erde fei uns gut Und. gut dem Werk der Hände, Die Mühe, die das Feld -bebaut, Die Hoffnung, die dem Feld vertraut, Führ' du zu rechtem Ende. Wirf Gnade in die weite Flur, Wirf Segen in den Samen, Das »Land ist arm, dem Volk fehlt Brot, Brich du die Bitterkeit der Not — Sei uns darmherzig — Amen." Iohannes Heinrich Brauch. Königin Luise von Preußen. Zur 150. Wiederkehr ihres Geburtstages (10. März), f „Wir sah'n dich Anmut endlos niederregnen, - s Wie groß du warst, das ahndeten wir nicht! , Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschnnmert. Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert, j Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!" Das sind die Schlußverse eines Sonetts, das Hein rich von Kleist, der preußischste unter Deutschlands Dichtern, der Königin Luise in den für Preußen- Deutschland so verhängnisvollen Tagen der Napoleon Nischen Weltherrschaft gewidmet hat. Und so wie Kleist sahen die frühvollendete Königin, deren Geburtstag sich am 10. März zum 150. mal jährt, auch die andern Dichter jener Zeit, sah vor allem sie auch das Volk, von dem sie lange nach ihrem Tode als eine Märtyrerin gefeiert wurde. Auch jetzt noch, in vielfach anders gewordener Zeit, steht ihr Name als der einer Jdealgestalt fort, und Gustav Richters Bild, das die schöne Frau, mit dem wallenden Schal um den Hals, eine Marmortreppe hinabschreitend reigt, ist zE heutigen Tage in Nachbildungen in Zahlreichen Häusern zu finden. Norddeutsche von Geburt — eine Strelitzer Prin zessin — war Luise, früh der Mutter beraubt, bei ihrer ^trofunutter, einer Landgräfin von Hessen-Darmstadt, er zogen worden. Dieser Erziehung verdankte sie eine ge wisse süddeutsche Leichtlebigkeit, einen jugendlichen Froh sinn der ihr bis in die ersten Jahre ihrer Ehe mit dem nachherigen König Friedrich Wilhelm UI. von Preußen erhalten blieb. Dann aber wandelte sich, von den Nöten der Zeit beeinflußt und in dem Zusammenleben mit dem so ganz anders als sie gearteten Gemahl, ihr Wesen von Grund auf. Friedrich Wilhelm war von Natur schüchtern und unselbständig und ohne Zuversicht des Handelns. Im Gefühl dieser Schwäche liebte er die Ruhe und den Frieden, während die Königin, unterstützt von dem später bei Saalfeld gefallenen Prinzen Louis Ferdinand und den Freiherren vom Stein und von Hardenberg, nicht auf Krieg drängte, aber doch das Preußenland von Napo leon nicht durch Demütigungen auf die Knie zwingen lasten wollte. So geschah es, daß ihre Volkstümlichkeit den König allmählich verdunkelte, und daß Napoleon schmähend von ihr sagen konnte, sie sei, wie eine Amazone gekleidet, in den Krieg gezogen und lege Feuer an ihr eigenes Haus. Als sie dann vor dem Frieden zu Tilsit den „Bittgang zu dem Manne, der für sie die Verkörpe rung des bösen Prinzips" war, antreten mußte, war für sie das Maß der Demütigung voll. „Die Königin von m^Tat reizend, von bezaubernder Freund- NesUsc^ ich bin ein Wachstuch, über an s?i.w Kemab, k, ^Muft," schrieb der Kaiser damals d,e Kaiserin Josephine. Den Wieder- uusineg ^renßens hat Luise vorbcreiten helfen, aber sie hat rhu nicht mehr erlebt: sie war von schwächlicher Korperkonstitution, litt an Beklemmungen, Brnstkrämpfen und Fieberanfallen, und an ihrer Kraft zehrte zudem der Kummer über das erlittene Unglück, die Sorge um Familie und Vaterland. Nur 34 Jahre alt, ist sie am Morgen des 19. Juli 1810 auf dem Schlosse Hohenzieritz in Mecklenburg, wo sie ihren Vater besucht hatte, einer Lungentzündung erlegen. Neuere Forschung hat, nicht immer ganz unparteiisch, ihr Bild aus der Halbgöttlichkeit in Menschliches zurück- zuleiten gesucht, doch in großen Teilen des Volkes lebt sie fort als das bedauernswerteste, rührendste Opfer der Fremdherrschaft, die im ersten Jahrzehnt des verflossenen Jahrhunderts Preußen in Joch und Ketten gelegt hatte. Unüberbrückbare Gegensätze? In einer Denkschrift, welche die sogenannten „Freien Gewerkschaften" (d. s. sozialdemokratisch-kommunistische Arbeitnehmerverbände) vor kurzem veröffentlicht haben, steht ein Satz, der uns an einem Ausgleich der Interessen im deutschen Volk verzweifeln lasten würde, — wenn er wahr wäre. Er lautet: „In der Lohnfrage bestehen un überbrückbare Gegensätze zwischen Unternehmertum und Gewerkschaften." Das kann nur bedeuten, daß der Kampf zwischen den beiden großen sozialen Gruppen, der „Klassen- kampf", eine Art Naturnotwendigkeit sei, der sich niemand entziehen könne. Wenn allerdings die Arbeitnehmer schaft sich auf den Standpunkt stellt, den die Denkschrift weiter einnimmt, so kann es keine Verständigung zwischen Unternehmern und Arbeitern geben. Die Denkschrift er klärt nämlich weiter, daß die sozialdemokratisch-kommu- nistischen Gewerkschaften die Lebensberechtigung nur solcher Betriebe anerkennen, die auf Grund ihrer Rentabilität einen ausreichenden Lohn zu zahlen in der Lage und bereit sind. Daß das Streben aller an der Wirtschaftsführung Beteiligten darauf gerichtet sein muß, den beschäftigten Arbeitern und Angestellten einen auskömmlichen Lohn zu zahlen, ist selbstverständlich. Immerhin steht nicht ein deutig fest, was denn ein auskömmlicher Lohn ist. Gesetzt nun den Fall, ein durch die Inflation geschwächtes und von der jüngsten Kapital- und Absatzkrise stark mit genommenes Unternehmen kann seinen Angestellten und Arbeitern noch nicht gleich den „auskömmlichen Lohn" zahlen; soll das Unternehmen dann einfach stillgelegt werden? Und soll dann dem betreffenden Unternehmer und der Belegschaft verwehrt sein, sich so zu einigen, daß zunächst ein niedrigeres Lohnniveau beibehalten und erst später bei weiterer Kräftigung des Unternehmens der „auskömmliche Lohn" gewährt wird? Das würde be deuten, daß die praktische Notgemeinschaft, ohne welche das deutsche Volk nicht wieder zu Macht und Ehren kommen kann, verboten sein soll! Wollte man alle Be triebe stillegen, die nicht sofort „auskömmliche Löhne" zahlen können, so würde das bedeuten, daß die beängsti genden Zahlen der Konkurse und der Eeschäftsstillegungen der letzten Monate noch überboten werden würden. Die Zahl der Erwerbslosen würde dann so hoch steigen, daß keine Möglichkeit mehr besteht, alle Unterstützungsbedürf tigen auch nur einigermaßen zu unterhalten. Denn die immer mehr einschrumpfende Zahl der noch arbeitenden Unternehmer müßte außer ollen eigenen Produktions unkosten auch noch die steigenden Summen für die Erwerbs- losenunterstützung sbzw. Arbeitslosenversicherung) Heraus wirtschaften. Würde es den radikalen Eewerkschafts- fuhrern gelingen, die deutsche Arbeitnehmerschaft zu ihrer gefährlichen Lohnpolitik zu bekehren, so wäre die Folge, daß auch noch die mögliche und rentierende Produktion durch Streiks und Aussperrungen verringert und das Elend dadurch vergrößert würde Der Gegensatz zwischen den Lohnfordernden und den Lohnbewilligenden muß überbrückt werden, wenn wir nicht jede Hoffnung auf baldigen wirtschaftlichen und staatlichen Wiederaufstieg verlieren wollen. Dam ist durchaus nicht notwendig, daß sich die beiden großen Parteien — Arbeitgeber und Arbeit nehmer — gerührt in die Arm- sinken und sich in feier licher Weise verbrüdern Vielmehr genügt die Einsicht auf beiden Seiten, daß ohne Ueberbräftmq der Gegensätze in der Praxis beide Teile schweren Schaden leiden. l poMMe RuMHsu i Rheinische Gedenkfeier im Reichstag. Der Westausschuß für Rhein, Saar und Pfalz veran staltete aus Anlaß der Befreiung ver Kölner Zone im Reichstag eine rheinische Gedenkfeier. Der Plenarsitzungs- saal des Wallotbaues und die Tribünen waren bis ans den letzten Platz besetzt. In der Diplomatenloge hatten n. a. der Reichsminister für die besetzten Gebiete, Dr. Marx, und Reichstagspräsident Löbe Platz genommen. Der Vor sitzende. Präsident Dr. Kaufmann, sagte in seiner Begrü ßungsansprache, daß ein Dreigestirn über dieser j Feierstunde steht: die Freiheit des Rheinlandes, Görres, - der rheinische Patriot, und der leider seit Jahren bedroh-! liche Verfallserscheinungen aufweisende Kölner Dom. Ge-! heimrat Prof. Dr. Marx legte die historische Verbundenheit; des Rheinlandes mit dem Reich in Vergangenheit und Gegenwart dar, Geheimrat Dr. Finke betonte in einer eingehenden Würdigung der Persönlichkeit Görres', daß! das deutsche Volk alle Ursache habe, in seiner Gesamtheit! Görres ein Denkmal zu setzen. Besonderen Eindruck machte die Rede von Geheimrat Prof. Dr. Clemen-Bonn über den Kölner Dom als den Ausdruck der Kunst und Kultur Deutschlands. Glückwunsch Hindenburgs au General Booth Reichspräsident von Hindenburg hat dem Ge neral der Heilsarmee, Booth, iu London zu seiuem 70. Geburtstage ein G l ü ü w u u s ch s ch r e i b e n zugehen lassen in dankender Anerkennung der zahlreichen Wohl taten, die Angehörige der Heilsarmee notleidenden Schich ten des deutschen Volles haben zuteil werden lassen. Hindenburg spricht in dem Schreiben die Hoffnung aus, daß es General Booth vergönnt sein möge, noch viele Jahre an der Spitze der Organisation zum Wohle der Menschheit zn wirke«. Ein Verfahren gegen Hitler. Wie die Münchener Post hört, Hai die Staatsanwalt schaft in München gegen Hitler und Genossen ein Ver fahren eingeleitet. Dieses Verfahren steht mit der Sprm- gung der letzten Versammlung der Dcutschvölkifchen in München im Zusammenhang. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Der vom Krankheitsurlaub zurückgekehrte Reichs- Minister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Haslindc, hat die Dien st gesch äste wieder übernommen. Berlin. Der Landrat Braun in Arnswalde ist vom preußischen Minister des Innern von seinem Posten ab be rufen worden, da er, nach Mitteilung des Amtlichen Preußi schen Pressedienstes, die Fürsorgepslicht in seinem Kreise nicht durchgeführt und sein Kreisblatt das Volksbegehren als Diebstahl gekennzeichnet hat. Kassel. Reichspräsident vou Hindenburg hat den komm u- nistischen Parteisekretär Wollweber, der nach langer Voruntersuchung durch den jetzt schwer belasteten Landgerichts direktor Jürgens vom Staatsgcrichtshof zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden war, jetzt begnadigt. Es hatte sich herausgestcllt, daß Jürgens die Untcrsnchnng so lange hinausgezogen hat, bis Wollwebers Tal nicht mehr unter die beim Amtsantritt Hindenburgs ergangene allgemeine Amnestie fallen konnte. München. Durch Gerichtsbeschluß des Landgerichtes I er folgte die Beschlag nhme der kommunistischen Werbe schrift für das Volksbegehren anf Enteignung der Fürsten „Keinen Pfennig den Fürsten" von Paul Frölich mit der Begründung, daß in dem Flugblatt eine Aufforde-' rung znr Ermordung der Fürsten erblickt werden könnte. Washington. General Andrews sagte in einer Rede, daß die Kosten für die Durchführung der Prohibition, für das Jahr 1926 sich auf etwa 25 Millionen Dollar belaufen würden nnd daß der Erfolg nicht sehr groß sein werde. - Neues aus aller Mell 1 Eröffnung der Breslauer Frühjahrsmesse. Der Vor sitzende des Aussichtsrats der Breslauer Mesfeaktiengesell-i schäft, Stadtrat Leß, eröffnete die Breslauer Frühjahrs-! messe mit einer Ansprache. Die Beschickung der Messe ist! trotz der Wirtschaftskrise in allen Abteilungen gut. Belebt wird das Bild der Messe durch drei besondere Ausstellun gen, nämlich die „Ausstellung schlesischer Trachten, Spitzen! nnd Leinen", die „Internationale Plakatansstellnng" mist ihrer Sondergruppe „Neue russische Plakatkunst" und schließlich die Ausstellung „Vorbildliche Schaufensterdeko ration". - Zusammenstöße in Breslau. Während der Demon stration gegen die Fürstenabfindung ist es in Bresla u zu Zusammenstößen gekommen. Kommunisten, die sich an der Kundgebung beteiligten, führten in dem Umzug einen Wagen mit einem Fallbeil, das immer wieder auf eiae- Puppe niederschlug. Bei der Beschlanahme dieses Wagens mußte die Schutzpolizei von der blanken Waffe und Gum miknüppeln Gebrauch machen. Zwei Personen wurden schwer verletzt, auch ein Schutzpolizist erlitt Verletzungen. Die Ruhe konnte durch Abdrängung der Massen vom Neu markt iu die Seitengassen wieder beraestellt werden. Patririerblut. Roman von Reinhold Ortmann. 87) (Nachdruck verboten.) „Nein, das hat sie eben nicht getan, sondern sie hat mich vielmehr dringend gebeten, es so lange zu behalten, als es für mich noch von irgendwelchem Wert sein könnte." „So? — Das ist eigentlich sonderbar. Nun aber brauchst du es nicht mehr — nicht wahr?" ich brauche es nicht mehr." mill vw ja alles in schönster Ordnung. Und ich daß uns das -öehl daraus machen, liebster Schwager, bist ia der püntt»^?/ außerordentlich gelegen kommt. Du U «ck ein Glä^ und liberalste Zinszahler gewesen, Einnahme reichtet "ur ünmer Mün chen kann. Aber d-e Emnahn e r Ate aus. Wenn man m/H E/L w°'d7'L" ks »-Im- Md-U-N. wie sie -- «-WS-M ,s! b»n!prfchen" dml Du siehst wohl, daß wir uns dementspreaAich haben, und das kostet heidenmäßig viel „ „Ja, ich sehe es,,und ich verhehle dir nicht', Hubert daß ich darüber ein wenig erstaunt war. Geschieht es denn auf Helgas Wunsch, dar; ihr auf so großem Fuße lebt?" Almröder lachte wieder sein lautes behagliches Lachen „Ausdrücklich verlangt hat fies freilich nicht. Aber sie hat es doch wie etwas Selbstverständliches hmgenommen, und ich vermute, daß unser Ehehimmel bald von allerlei bedenklichem Gewölk verdunkelt worden wäre, wenn ich's anders gehalten hätte." . „Vergib, daß ich daran nicht recht glauben kann. Es entspräche sehr wenig der hohen Meinung, A dem Charakter meiner Schwester habe, ""d.^3 sttmA auchtim stärksten Widerspruch zu allem, was ich von lyr I. Die Wendung des Gespräches war dem Maler nicht ' kehr angenehm, und er schien wenig geneigt, sie weiter zu t verfolgen. „In solchen Dingen, mein lieber Henry, pflegen auch die allerbesten Frauen immer zur Selbsttäuschung zu neigen, und wenn sich's um heroisches Entsagen handelt, besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Du darfst mir schon glauben, daß ich mich einigermaßen auf die Beurteilung der weiblichen Psyche verstehe, und daß es der richtigste Weg war, den ich eingeschlagen habe." „Um Helgas willen will ich es hoffen," sagte der andere sehr ernst. Dann entnahm er der Aktenmappe, die er mit gebracht hatte, ein versiegeltes Päckchen und legte es vor Almröder auf den Tisch. „Du kannst es sogleich oder später nachzählen — wie es dir beliebt. Es ist auf Heller und Pfennig die Summe, die ich seinerzeit für Helgas Rechnung durch Cäsar Frederiksen empfing." „Vielen Dank, Schwager! Aber wenn dir etwa da mit gedient sein sollte, daß ein Teil des Kapitals verläufig noch in deinen Händen verbleibt —" „Nein — nein! Davon kann nicht die Rede sein. Ihr nur müßt es zurücknehmen und müßt es behalten — unter allen Umständen müßt ihr es behalten." „Mit dem größten Vergnügen! — Aber wie wär's, Liebster, wenn ich uns jetzt ein möglichst konsistentes Früh stück bestellte? Und dann — soll ich Helga nicht wissen lassen, daß du da bist?" „Du entschuldigst, wenn ich das Frühstück dankend ab. lehne. Ich habe bereits in meinem Hotel etwas zu mir genommen. Was aber Helga betrifft — ich hätte sie wohl gern gesehen, aber —" „Nun? Du bist ihr doch hoffentlich nicht böse wegen des dummen Briefes?" „O nein — mit ihrem Briefe hat sie sich nichts anderes verdient als meinen innigsten Dank. Aber — soll ich ganz offen zu dir reden, Hubert?" „Welche Frage! Einem Manne, der einem so viel Geld ins Haus bringt, würde nian die Offenheit sogar ver zeihen, wenn sie unangenehm wäre." Es war ohne Zweifel scherzhaft gemeint, aber Henry Frederiksen schien heute wenig Sinn und Verständnis für Almrödersche Scherze zu haben. Seine dunkel umschatteten, traurigen Augen richteten sich wie in Langer Frage auf das hübsche, blühende Gesicht des Schwagers, und er fragte leise: „Kannst du mir auf Ehre und Gewissen versichern, Hubert, daß meine Schwester an deiner Seite glücklich ge- worden ist?" „Oho — das ist allerdings Geschütz schwersten Ka libers, mit dem du da ins Feld rückst. Möchtest du mir nicht zunächst die bescheidene Gegenfrage gestatten, ob öu einen Grund hast, daran zu zweifeln?" „Ich — ich weiß nicht, Hubert! Aber, wenn ich ehrlich sein sott: Helgas letzter Brief hat mich nicht an- gemutet, als wenn er aus einem glückdurchjonnien Herzen käme." „Ah l Sie hat sich also über mich beklagt?" „Mit keinem Wort. Soweit ich mich erinnere, Hubert, wurde dein Name in dem Briefe überhaupt ka im ge nannt. Nicht durch irgendeine bestimmte Wendung, ourch ein klar ausgesprochenes Wort wurde in mir der Eindruck heroorgerufen, den ich eben angedeutet, sondern es war die ganze Stimmung des Briefes, sein eigentümlich ernster und resignierter Ton, der mich beunruhigte. Ich habe in ajesem letzten Jahre über meiner ffeberhaften Tätigkeit alles andere vernachlässigt, vielleicht sogar Pflichten, die ich um keinen Preis hätte vernachlässigen dürfen. Auch um Helga habe ich mich nicht weiter gekümmert in der Zuversicht, daß sie bei dir alles gefunden habe, was ihr junges Herz mit gutem Recht an irdischem Glück verlangen durfte. Seitdem ich ihren Brief gelesen, kann ich aber die Unruhe und Sorge nicht mehr los werden. Und ich möchte dach so gern die Gewißheit mit mir nehmen, daß meine Be fürchtungen grundlos sind." Hubert Almröder war nachdenklich geworden. Der Be such des Schwagers wurde ihm mit einem Male äußerst unbequem. Wenn Henry Frederiksen nachher mit einer ähnlichen Frage an Helga herantrat, io war tausend gegen eins zu wetten, daß sie ihm ihr Herz ausjchütten würde, und dann konnte es zu Auseinandersetzungen kommen, die ihm gerade in diesen: Augenblick höchst unerwünscht waren. Daruin war es vielleicht besser, wenn er durch eine gewisse Offenheit vorbeugte. (Fortsetzung folgt.)