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MOmsserTageblatt Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche» Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Sonnabend, 6. März 1826 Wtl «druff-Dresden Postscheck: Drerden 2640 Reich und Fürstenabfindung Niegel gesetzt werden, weil sie unter Mißbrauch ihres Amtes von der ihnen anvertrauten öffentlichen Gewalt nach Gunst und Laune Gebrauch gemacht haben — Bei spiele, die jeden Tag durch neue Hiobsposten vermehrt werden —, so muß uns schließlich doch einigermaßen bange werden um die sittliche Einwandsfreiheit an manchen Stellen des Beamtentums, für die wir alle stets ohne Be sinnen glaubten unsere Hand ins Feuer legen zu dürfen. Herr Jürgens ist noch keines Verbrechens überführt, son dern nur beschuldigt, aber seine eigenen Kollegen haben ihn in Haft genommen, was gewiß nicht geschehen wäre, wenn nicht schon schwere Verdachtsmomente gegen ihn Vor lagen. Dabei braucht man sich durch die abenteuerlichen Geschichten, die über sein Vorleben wie über seine Wirk samkeit als Untersuchungsrichter rasch in Umlauf gekom men sind, noch gar nicht einmal ins Bockshorn jagen zu lassen. Legenden schießen heutzutage nur zu leicht ins Kraut, als daß sie ohne weiteres für bare Münze genom men werden dürften. Aber beschämend und betrübend bleibt dieser neueste Skandal aus alle Fälle, wie er auch schließlich ausgehen möge. Dr. Sy Vie volknung Stresemanns, kine UnterrrSung mit Herühssußenminilter vr Stiesemünn vor ckrr Rvreisr. Berlin, ö. März. Dr. Stresemann führte vor feiner Abreise nach Gens in einer kurzen Unterredung u. a. aus: Deutsch lands Stellung zu den schwebe: den Völkcrbundssragen ist von Ansang cn klar und folgerichtig gewesen. Die Schwierigkeiten, die im letzten Augenblick austraten und das ganze Werk von Locarno zu gefährden drohten, sind darauf zuriiözuführen, daß für die Lösung dieser Probleme zunächst nicht die in Locarno mit solchem Erfolg erprobte Methode offener und vertrauensvoller Aussprache unter ollen Beteiligten angewandt wurde, sondern daß man versuchte, sich über Deutschlands Kops hinweg zu ver ständigen. Deutschlands Stellung zu der Frage der Neugestal tung des Völkerbundsrotes ist in der Hamburger Rede des Reichskanzlers klar zum Ausdruck gebracht worden. Ich boste, daß die für Sonntag vorgesehene Besprechung mit den Führern der am Vertrag von Locarno hauptsäch lich beteiligten Mächte die glückliche Atmosphäre von Locarno wiederherstellen wird. Der Wiederaufbau Europas kann nur gelingen, wenn endlich der Geist des Mißtrauens und der Furcht von internationalen Beziehungen, verschwindet und dem entschlossenen Willen zur Zusammenarbeit Platz macht. Diesem Ziele soll in erster Lime der Völkerbund dienen, dessen Verhandlungen, den führenden Staatsmännern der Mitgliedstaaten Gelegenheit zu einer per sönlichen Aussprache über die Bedürfnisses der Völker geben. Es wäre verfehlt, vom Eintritt Deutschlands in den Völker bund eine grundlegende Aenderung der deutschen außenpoli tischen Situation zu erwarten. Wohl aber bedeutet er einen guten Schritt vorwärts auf dem Wege ans dem Abgrund, in den uns der Krieg gestürzt hat, zu dem Platze, der Deutschland unter den Völkern gebührt. OffemMch-Mech Wer Schled-verlraß. D a s g o l d e n c E h r e n z e i ch e n f ü r B e n c s ch. Zwischen Österreich nnd der Tschechoslowakei ist ein Vergleichs- nnd Schiedsvertrag unterzeichnet worden. Diesem Unterzeichnnngsakt schloß sich eine längere Aus sprache zwischen dem Außenminister Dr. Benesch und dem österreichischen Bundeskanzler Dr. Ramel an, in der über die handelspolitischen Beziehungen der beiden Staaten gesprochen wurde. Die Unterredung ergab volles Ein vernehmen über ein loyales Zusammen ar-, beiten beider Länder in verständnisvoller Rück sichtnahme auf die gegenseitigen Bedürfnisse. Bei den Veranstaltungen, die zu Ehren des in Wien weilenden tschechischen Außenministers gegeben wnrven, wurde iu gegenseitigen Dcnksprüchen die aufrichtige und herzliche Zusammenarbeit beider Staaten gefeiert. Dem tschechischen Außenminister wurde durch den Buudespräsi- deuten Hamisch das goldene Ehrenzeichen der Republik verliehen. Minister Dr. Benesch hat dagegen dem Bundes kanzler Dr. Ramek die Insignien des ihm vom Präsi denten der tschechoslowakischen Republik, Masaryk,. ver liehenen Großkreuzes des Ordens vom Weißen Löwen überbracht. durch seine weitere Erklärung, daß die englische Negierung nicht bereit sei, von vornherein zu sagen, daß auch einer anderen Macht unter irgendwelchen Umständen ein stän diger Ratsitz cnigcrnumt werden könnte. Auch die Mit teilung des Ministerpräsidenten Baldwin, daß England Spanien einen stündigen Natsitz in Aussicht gestellt habe, verschlechterte die Stellung der englischen Negierung. Fast das ganze Parlament, einschließlich der Regierungspar teien, ersuchte Chamberlain, eine klarere Stellungnahme der Regierung im Unterhaus zu präzisieren, ohne daft es den Rednern der einzelnen Parteien gelang. Chamberlain aus seiner Reserve herauszubringcn. So hat auch der englische Außenminister in London keine gute Presse über seine Unterhausrede gefunden. Die Blätter, namentlich der Opposition, betonten, daß Chamberlain um die Sache her um geredet habe, und heben hervor, daß die englische Regierung ihrer Ver tretung für dis Völkerbnndsitzung scheinbar kein sest vor geschriebenes Programm »ach Genf miigegcben habe. Jedenfalls habe die Debatte im Unterhaus die allgemein herrschende Unruhe nicht beseitigt. * Weiiere Raiskandidaien. Die ch i n e s i s ch e Delegation hat, wie aus Gens gemeldet wird, im Namen ihrer Negierung offiziell den Antrag auf Zuerkennung eines ständigen Ratsitzes an die Republik China dem Sekretariat des Völkerbundes über reicht. Ebenso will Brasilien auf der kommenden Tagung des Völkerbundes mit allen Mitteln die Zu lassung m einem ständigen Natsitz herbenuführen suchen. Die Abreise nach Genf. Eigener Fernspicchbienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Verlin, 6. März. Die Abreise der deutschen Delegation nach Genf hat gestern abend 10 Uhr 5 Minuten auf dem Pots damer Bahnhof in Berlin stattgefunden. Für die Delegation, f die aus 14 Herren besieht, war ein Salonwagen und ein Schlaf- f wagen an der Spitze des fahrplanmäßigen Zuges anrangiert. Der j vordere Teil des Bahnsteiges war durch Schupo abgesperrt. Zur f Verabschiedung waren die Mitglieder des Reichskabinelts Dr. j KAz, Dr. Brauns, Dr. Lurtaus und Dr. Reinhold erschienen. Der Reichskanzler kam in letzter Minute aus den Besprechungen ! mit den Parteiführern. Die Stimmnug bei der Abfahrt war ! durchaus gut und zuversichtlich. Die Sonderwagen brr Delegation f werden in Frankfurt a. M. an den fahrplanmäßigen Zug nach f Bafel angchängt. Ser Reichskanzler znm Mrstenkompromiß. Besprechungen mit den Regierungsparteien. Reichskanzler Dr. Luther hatte die Vertreter der Re gierungsparteien empfangen, um mit ihnen über das Kompromißgesetz zur Fürstenabfindung zu beraten. Ten Besprechungen wohnten außerdem Neichsiunenminister Dr. Külz und Reichsjustizminister Dr. Marx bei. Die Debatte drehte sich besonders um die Besetzung des Kolle giums des Sondergerichts, wozn ein Antrag des Zen trums vorliegt, den Gerichtshof mit vier Juristen und vier Laienrichtern zu besetzen. Den Vorsitz sollte der Reichs- gsrichtspräsident übernehmen. Außerdem spielte die Frage der rückwirkenden Kraft des Gesetzes eine große Rolle bei der Besprechung. : Der Wunsch des Reichskanzlers ging in erster Reihe dahin, zu vermeiden, das? eine der Koalitionsparteien — gemeint ist die Deutsch-demokratische Partei — sich dem Antrag dcS Volksbegehrens anschlicßc. Den Weg dazu sah der Reichskanzler in einer Beschleunigung der Kompromißverhandlungcn über den Gesetz entwurf und in einer Verständigung über die hauptsächlich noch strittigen Bestimmungen des Entwurfs. Wie ein parlamentarisches Nachrichtenbureäu zu melden weiß, haben die Besprechungen eine gänzliche Klärung gebracht. Der Ncchtsausschuß des Reichstages, in dem bekanntlich der Entwurf des Kompromißgesetzes in erster Lesung durchberatcn wurde, wird die Verhandlungen in der Frage der Fürstenabsindung am Dienstag wieder aufnehmen. Inzwischen bemühen sich die einzelnen Parteien weiter, auf ihre Anhänger Einfluß in der Frage der Ab findung der Fürsten z» gewinnen. So hat die Reichs- Partei des Deutschen Mittelstandes in einem Aufruf an ihre Anhänger davor gewarnt, sich an dem Volksbegehren zu beteiligen, während der Reichsausschuß für die Fürstenenteignung in einem längeren Aufruf für die Eintragung in die Listen wirkt. Wie bekannt wird, haben in Groß-Berlin an dem ersten Tage des Volks begehrens etwa 36V00 Personen die Erklärung für das Volksbegehren abgegeben. ^hamberkams MierbauskLZe. S ch l e ch t e A u s u a h m e in E n g l a n d. Der günstige Eindruck, den Chamberlains N-Le im „ - zunächst Lurch die Hervorhebung seines Stand- pumLcs machte, daß in Genf nichts geschehen dürfte, um Deutwffnnd den Eintritt in de» Völkerbund im letzte» Anas::blick nnmöalim ;u macke», wurde stark argsschwächk Nr 56 — 85. Jahrgang. rel.gr .«dr : .Amt-blau- Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» -Mlsdruft-r Tageblau- erschaut täglich nachm. 8 Uhr sür den Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Drsqästsftrll« und den Ausgabestellen 2Mb. inr Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Postdestellun, anstauen Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PostbotenundunsereAue- träger und «elchäftssiellen ' nehme« zu jeder Zeit Bc- «eSnnarn entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstig.! Betriebsstörungen besteh! kein Anspruch aus Lieferung »rr Zeitung oder Kürzung der Bezugspreise». — Rücksendung eiligesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto drille,t. Zuviel -es Guten! Unsere Wirtschaft ist übersetzt, sagt Dr. Luther, der Reichskanzler, in Hamburg wie in Berlin, vor dem Reichstag und vor der Presse, immer und über all. wo er es für richtig hält, das Ohr der Öffentlichkeit für feinen Nettungsgedanken in Anspruch zu nehmen. Unsere Wirtschaft ist überorganisiert, sagt Herr Dr. Reinhold, der neue Neichssäckelmeister, und sagen ebenso, wenn auch vielleicht mit etwas anderen Worten, Herr Dr. Curtius, der neue Rcichswirtschaftsminister Herr Dr. Curtius, der neue Neichswirtschaftsminister, In diesem Punkt sind sie sich alle, alle einig, wie auch ihre Vorgänger schon sest davon überzeugt waren, daß ' ser Chimborasso unserer Wirtschaftsverwaltung alles andere eher als einen modernen, zweckmäßigen und den Erforder nissen des ungeheuren Konkurrenzkampfes der Nationen angepaßten Eindruck mache. Besser ist. es darin» leider »och nicht geworden, so sehr auch die erfahrensten Männer der Praxis, die uns inr Reich, in Ländern und Gemein den zur Verfügung stehen, seit Jahr und Tag immer und w'mer wieder in dasselbe Horn gestoßen haben. * Weniger deutlich scheint den verantwortliche» Herren die Tatsache zum Bewußtsein zu kommen, daß mindestens ebo»w stnrk wie unsere Wirtschaft übersetzt ist mit Stellen und Personen, die von ihr leben wollen, statt ihr zu dienen, unsere s f f c n t l i ch k e i 1 übersättigt ist mit Reden, die jetzt von allen Seiten erbarmungslos aus sie hcrniederprasseln.- Allenfalls »rag Herr Müller sie Rede seiner Kollegen Schulze und Meier für entbehr lich halten, seine eigenen Worte möchte er um keinen Preis der aufmerksam lauschenden Mitwelt vorenthalten, ans Furcht, andernfalls hinter den Erfordernissen seines Amtes in ganz unstatthafter Weise zurückzubleiben. Wenn es irgend geht, sorgt er sogar noch für unmittelbare Radiovcrbrcitung seiner Spruchweisheiten, zum Heile _Ler vielen Millionen von Verehrern dieser neuesten tech nischen Großtat, die sich alltäglich UNI die phänomenale Erfindung ehrfürchtig versammeln. c Nun, vielleicht vermittelt uns dieser geheimnisvolle kleine Apparat demnächst auch einmal einen gehaltvollen Vortrag über die uralte Wahrheit, daß zuviel des Ante» nichts weniger als wohlgetan ist. Wenn man >n einer Woche außer wiederholten Ansprachen der obersten Spitzen im Staat eine Fülle von Reichstags-, Landtags- 4Nd sonstigen Reden vieler Reichs- und Staatsministcr mtgcgenuchmcn muß — von den dazugehörigen Vor- kragen der allerverschiedensten PartcivertLckcr ganz zu , "hweigcn wen» daneben noch Herr Briand in ""d Herr Chamberlain in London ihre "heben — abermals zu schweigen von den . !>> M^r?wenden Offenbarungen der Herren Vandervelde I und Skrzyuski in Warschau — so könnte wahr- l v au unter den, Volk fast der Glaube auskommen. daß . "e -tellgxschjch^ unserer Tage ausschließlich mit Reden gemacht werde, im Gegenfatz zu der Auffassung, daß ßarte Arbeit der gewaltige Motor ist, der uns vor- varisbringt. Vielleicht wirkt hier noch immer der Rück- chlag »ach, per nach den heldenhaften Anstrengungen der »ncgsjahre cinsetzie, einsetzcn mußte und sich i» schier »»erschöpflich?,, Redeflulc» Bahn bricht. Aber es ist nicht Etwas mehr Stille im Betrieb der euro- »aljche» Angelegenheiten würde von den Objekten „oderner Negicrungskuuste sehr wohltuend empfunden werden. Auch unsere Strafgerichte verfahren mit der Austeilung des Segens, der von ibrcil Schranke» gewöhn lich ausgeht, nichts weniger als karg und zurückhaltend. Dabei wird auch immer für Abwechslung und für Über raschungen gesorgt. Bald wird nnsere Aufmerksamkeit angebliche Fememorde in Anspruch ebcmaliaen Sckül^"^" Hunderte von gegenwärtigen und L? A "<t»?L",»7, °-" ».MM« -nm,-,.. »m chr-s e-drmiM«,s v»n ««ü t Ar-nndNchkMn «„--„„st ;n acben swa» von einst peinlich genaue L"p !-»°u -u°°s w unaufhörlicher Folge detSsst,,.?^!'^ die man horcht aber doch plötzlich ein leibhaftiger preußischeren'^ aus- Erektor in den M.ttelpnE einer schnöden Veüu^ ! Angelegenheit geruckt wird, die man sonst allenfans U Schiebern von Beruf oder mit moral,,ch oder wirtschaftlich ungesicherten Existenzen m ^erbuwung zu bringe» pflegt Dieser Landgerichtsdirektor I ü r g e n s der so un versehens den Richtertisch mit dem Untersuchnngsgekäng» nis vertauschen mußte, dessen er sich bis dahin zur Unter bringung der Opfer seiner eigenen Straftustiz bedienen konnte, ist ganz bestimmt nur als ein Au-nahmemll zu werten, der unserem im Grunde hochangc,ehenen Richter- stauv als solchem unter keinen Umständen zur -ast gelegt werde« kaum Aber wenn wir heute von zwei Berliner Stadtinspcktoren hören, die sich nach Veruntreuung be- semciider, durch Bestechung erlangter Gelder heimlich aus »cm Staube gemacht haben, unmittelbar daraus von be trügerischen Wohnungsbeamten. die hinter Schloß und 21 für Äürgertum, Äeamte, Angestellte u. Arbeiter. MD Anzeigenpreis: die8gespalteneRaumzeiie 20 Doldpscnnig, die 4 gespaltene geile der amtlichenBekanntmachungen 40Dold- Pfennig, die 3 gespaltene Reblamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachweisungsgediihr 20 Goldpfennig. Bor» geschriebene Erscheinung-- esssi«---. re es, _ tage und Platzvorschristen Eden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bis uorm. 40 Uhr ——————— ———————————— gü! bi, Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, w-nn Ler Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alleDermiitlungsstellen entgegen.