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MsdmfferZWblaN Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D« »WNedruner Taaebl-U" crjchcint täglich nach!». s Uhr sllr den Tag. Bezugspreis: «ei Abholung in d« «eschSftsstelle und bin Ausgabestellen 2 Md. im Monat, bei Zustellung Lurch die Boten 2,So Md., bei Postdestellung tbPN». Alle Pchla^stattcn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten undunIer-Aus. ieSger und Deschästsstellen —° nehmen zu jeder Zeit Be- «eLulaen entgegen. Im Falle höherer DewaN, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh! kein Anspruch ans Lieferung d«r Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise«. — Rücksendung -inges-ndt-r Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto beiUegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: Lir5g-spal,encRaumzcU«2VT°ldpfennig, die 4gelPallcneDc»e der amtlichen Bekanntmachungen 40Po>! - pscnnig, die 3 gespaltene Reklame,eile im textlichen Teile 1VV «oldpscnnig. Rachweisungsgebühr Lü «Soldpscanig. 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Sie sprachen -war, in der Hauptsache, nur französisch uns englisch in der Zentrale oer Völkerbundgemeinschaft «im Genfer See, die Staatsmänner und Diplomaten, die Journalisten und Photographen alle, die sich zu dem gro ßen Schauspiel der seit Jahren unentwegt geforderten Aufnahme Deutschlands in den Bund der Nationen in diesen unfreundlichen Märztagen dort zusammengefunden haben. Daneben allenfalls ein bißchen italienisch und, wenn es gar nicht anders geht, auch ein ganz klein wenig deutsch. Aber die Sprachenverwirrung, die unter ihnen ausgebrochcn ist, seitdem die deutschen. Delegierten mit dem Kanzler an der Spitze vor der Tür des Völkerbundes der Dinge harren, die da kommen sol len, könnte gar nicht größer sein, wenn sie genötigt wären, sich in fünfzig oder gar in hundert Sprachen' zu ver ständigen. Der Schwede verstand den Spanier nicht mehr und der Pole nicht den Chinesen, der Schweizer wußte nicht, was der Japaner eigentlich meinte, und kopfschüttelnd staunten Holländer und Belgier über das Getöse um sie her, aus dem sie sich gar keinen Vers zu machen wußten. Allenfalls schien eine gewisse Verständigung zwischen ^rgsilianern und den Sendboten des Herrn Mus solini gelungen zu sein; dafür aber müssen sich senc den lebhaften Widerspruch anderer südamerikanischer Völkerbundmitglieder gefallen lassen, obwohl doch so sehr aufeinander angewiesene Nachbarstaaten keine besonderen Verständigungsschwierigkeiten unter sich haben sollten. i Hatte man es in Genf wirklich nur mit Sprachenver wirrung zu tun oder lag nicht vielmehr schon eine aus gemachte Begriffs- und Gedankenver Wir kung vor, die für die Zukunft des Völkerbundes schwere Befürchtungen aufsteigen läßt? Kein Zweifel, der Bund hatte eine sehr ernste Probe auf seine Lebensfähigkeit zu -oestehen, und es sah recht bald so aus, als sollte er sich dabei äußerst schlecht bewähren. Deutschland würde, wenn hier wieder einmal ein schöner Menschhcitstraum end- zültig verschwände, nicht der leidtragende Teil sein, denn es lag, da wir noch außerhalb der streitenden Parteien standen, als der Konflikt zwischen ihnen ausbrach, nicht in unserer Macht, seinen Ausgang nach der einen oder anderen Seite hin zu beeinflussen. Trotzdem aber werden mir uns gegen Versuche zu wehren haben, die Verant wortung für diesen Gang der Dinge auf unsere Schultern »bzuladcn, wie Deutschland ja stets den Sündenbock für rlle möglichen und unmöglichen Fehler und Torheiten abgeben muß. Gott sei Dank besteht in diesem ^ Herren im^dcuischen Volke darüber, daß . ie Herren Lut her und s t r c s e m a n n weder etwas »ersaumt noch irgend etwas verschuldet haben. Auch wenn der berühmte leere Stuhl im Völker- bundsaale also endlich von seinem seit Jahren vorbestimm- tm Inhaber eingenommen werden sollte — niemand wird son dieser Zeremonie, und wenn sie noch so feierlich und noch so stimmungsvoll gestaltet werden sollte, auch nur eine Spur von Freude mit nach Hause nehmen können. Es hat sich in diesen Tagen gezeigt, daß das Menschliche, das allzu Menschliche an den Männern, die ihre Staaten im Völkerbund zu vertreten haben, genau so haften bleibt, wie es ehedem der Fall war, da es noch keinen Völkerbund- palast in Genf gab. Hier läßt sich offenbar die bittere Gewohnheit der Sprachenverwirrung, statt endgültig überwunden zu werden, vielmehr zu einem System aus- inlden, schon jetzt, wo Russen und Amerikaner noch draußen stehen. Die von dieser Stätte und von dieser Versamm lung alles Heil erwartet haben, wie lange werden sie gegen sie erdrückende Wucht der Tatsachen ihre fromme Gläubig leit noch behaupten können? * D e r R a t, d e r s i ch n i ch t z u r a t e u w e i ß —, oas war die unrühmliche Nolle, in der das von Briand und Chamberlain geleitete Kollegium der Zehn sich vor den Volkern oer neuen und der alten Welt bloßstellte. Es ist damit mcyt allzusehr aus dem Nahmen herausge fallen, in dem auch N"sttge Zeit- nnd Tagesgrößen von heute die Blöße ihrer Unfähigkeit nur zu deutlich erkennen lassen. Man muß Ichvn andere Regionen des sozialen Lebens aufsuchen, wenn nnm Ai auner der Tat finden will, die den Volksgenosten neue Wege zu weisen ver stehen. Als die zum Beispiel ;cne verwegenen Einbrecher in Berlin zu nennen wären, die durch eine geschickte Kom bination von Kanonenschlägcn unter einem Hochbahn- Viadukt mit Steinwürfen in das gut ausgestattete Schau fenster eines Juwelierladcus der Welt, oder, um nicht zuviel zu behaupten, wenigstens der Verb r c ch er w e lt neue, bisher ungeahnte Wirlungsmöglickpetten erscylopen haben. Wir haben genug phantasiebegabte Burschen innerhalb der Spitzbubeuzunft, um sehr bald auf eine reiche Fruchtbarmachung dieser funkelnagelneuen Arbeits methoden rechnen zu können. Und trifft es sich nicht ganz ausgezeichnet, daß diese weithin sichtbar gewordene An- regung gerade in diesen Tagen von Deutschland aus ge geben wird, da uns der Völkerbund- in feine Arme schließen Wil? Könnten wir einen besseren Beweis dafür liefern, baß wir nicht nur von ihm zu n ehme n bereit sind, Briand droht mit dem Bruche Vrralnngen der Rheinyalimächte. Prüfung neuer L ö s u n g s m ö g l i ch k ei t e n. Am Freitag vormittag sind nach kurzer Vorbesprechung slvischen den Delegationssührern die Rheinpaktmächte wieder zu einer Beratung zusammengetreten, die etwa orei Stunden dauerte, über diese Beratung wurde solgen- ses von den Teilnehmern vereinbarte Kommunique aus gegeben: Die Besprechungen zwischen den Vertretern der Signatarurächte des Rheinpaktes wurden Freitag vor mittag fortgesetzt. Verschiedene LösungsMöglichkeiten wurden zur Erörterung gestellt. Die Besprechungen wurden dann auf einen noch nicht bestimmten Zeit punkt vertagt, um den Beteiligten Gelegenheit zur Prüfung der erörterten LösungsMöglichkeiten zu geben. Die Verlautbarung ist, wie man steht, sehr allgemein gehalten, über den Inhalt der Besprechung wird strenges Stillschweigen bewahrt. Von gutunterrichteter Seite wird nritgeteilt, daß in der Sitzung ein französischer Vorschlag zur Er örterung stand, der die Erweiterung des Rates aus die Bewilligung eines nichtständigen Notsitzes beschränken will, und daß von anderer Seite neue Einigungsformeln in Vorschlag gebracht wurden. Diese beziehen sich auf die Einsetzung einer Kommission, der bestimmte Richtlinien gegeben werden in dem Sinne, die Erörterung über die künftigen Ratsitze ernsthaft in Angriff zu nehmen. * Briands „Vormarschplan". Besorgnisse in London. Inzwischen ist Briand eifrig bemüht, die Gegensätze in Genf zu überbrücken. Sein „Vormarschplan" sieht nach dem „Daily Telegraph" folgendermaßen aus: 1. er wird versuchen, die Deutschen dazu zu bringen, sich ohne Verzug zu verpflichten, die Entscheidung des Völkerbundrates auzunchmen; 2. er will den schwedischen Außenminister überreden, sein Veto gegen eine Erweiterung des Völkerbundrats zurückzuziehen; 3. er wird einen Druck auf die spanischen nnd brasili anischen Vertreter ausüben, um sie zur Zurücknahme ihrer Austrittsdrohungen zu bewegen; 4. er wird endlich Graf Skrzynski davon zu überzeugen suchen, daß Polen nicht mehr als einen zeitweiligen Rat sitz erhalten könne. Die Rcntertelegramme aus Genf, die bisher stets iu einem Tone ruhiger Zuversicht gehalten waren, lauten jetzt sehr pessimistisch und sprechen davon, daß die aufgetanchten Hindernisse bisher unüberwindlich erscheinen. In einer Reutermeldung aus Genf heißt es: Chamberlains einziges Ziel ist, die K a t a st r 0 p h e zu verhinde r u, die den Völkerbund und Europa bedroht. Deutschlands unverrückbarer Standpunkt Wie die Schweizerische Depeschenagentur meldet, hielten die deutschen Vertreter bei einer Besprechung mit vor französischen Delegation an dem Standpunkt fest, daß in dieser Session nur Deutschland in den Völkerbund auf zunehmen sei und daß Deutschland zurzeit kerne Ver sprechungen in bezug auf seine Zustimmung zu einer späteren Erweiterung des Völkerbundrates algeben könne. Es sei bereit, die Frage später zu prüfen, könne aber jetzt keine formellen Bedingungen eingehen. Briand erklärte nach der Besprechung der gleichen Agentur zusolgs, daß die versöhnende Aktion Frankreichs nach allen Richtungen hin geltend gemacht würde und daß nicht außer acht gelassen werden dürfe, daß der Lv- sondern auch etwas zu geben haben, was den anderen Völkern zum Segen gereichen muß? Juwelenraub mit Knalleffekten, vor denen Männlein und Weiblein, bewaff nete und unbewaffnete Straßenpassanten schleunigst das Weite suchen — das war wenigstens einmal eine „Kultur- tat", deren Sprache allenthalben bestens verstanden werden wird. Dr. Sy. Haslinös zur LandwLrischastsLage. Tiefgehende Krisis. - Ar Haushaltsausschuß des Reichstages beriet den haushalt des Reichsministeriums für Ernährung und oandwrrtzchaft. Der Berichterstatter, Abg. Dietrich-Baden ;^em.), wies aus die schlechte Lage der Landwirtschaft M, ste sei teilweise am Erliegen. Mangel an Betriebskapital. Reichsminister Dr. Has linde führte u. a. aus, die! hauptschwierigkeit liege zurzeit nicht, wie in den früheren fahren, in der Nabrungsmittelbeschaffuna. sondern darin. carnopair durch Ausnahme Deutschlands m den Volker- bund in Kraft gesetzt werde. s Vötterbundveriagung auf -en Herbst? In Völkerbundkreisen wurde vielfach die Anschauung geäußert, daß, wenn Brasilien nnd Spanien auf ihrem ablehnenden Standpunkt werter verharren, nichts weiter übrigblcibt, als die Vollversammlung und alle schwebenden Frage« auf den Herbst zu vertagen. Scharfer Vwisst Schwedens in Madrid. Anläßlich einer spanischen Demarche in Stockholm, bei der die Haltung der schwedischen Regierung in der Rat- srage als unfreundlich bezeichnet wurde, ist schwedischer seits entschiedener Protest unter wiederholter Betonung des prinzipiellen Grundes für die Haltung der schwedischen Reaieruna in Madrid erhoben worden. Deutschland'lehnt den' Vor schlag Briands ab. Genf, 12. März. Der heuligs Abend hat eine folgen schwere Entscheidung gebracht. Die deutsche Delegation ist, wie zu erwarten war, fest geblieben und hat alle neuerlich gemachten Kvmpromißvorjchläge abgrlehnt. Reichskanzler Dr Luther hat um 7 Uhr abends dem englischen Außenminister Chamberlain hiervon Mitteilung gemacht. Briands Drohung. Paris, 12. März. Die Havas-Agentur gibt folgende Er klärung Briands über die Ablehnung des Vorschlages durch die De'ütschen: Mir haben heute vormittag den Deutschen einen vermitteln den Vorschlag gemacht, in dem wir bis an die äußerste Grenze der ZuMändnifie gegangen sind. Dieser Vorschlag bestand darin, Dentfchlünd, wie es ihm versprochen wsr, einen ständigen Sitz zuzuteilen, den der Völkervundsrat ihm einstimmig angedoten hätte und'anderseits gleichzeitig einen nichtständigen Sitz zu schas sen, den die Vvllerbundsversammlimg geneigt war, Polen zuzu sprechen. Zu unserem großen Erstaunen ist dieser Vorschlag nicht angenommen worden. Die deutschen leitenden Kreise stellen weiter die Forderung, allein in den Völkerbundsrat einzutreten.. Was uns betrifft, so hatten wir mit Freuden die Friedcns- vorschläge der deutschen Regierung im Februar 1925 ausgenom men und mit Freude» hatten wir mit Deutschland verhandelt und mit ihm die Abkommen von Locarno abgeschloffen. Aber man scheint in Deutschland die Bedingungen zu vergessen, unter denen wir „geneigt" waren, Deutschland in den Völkerbund auszuneh- men. Wenn es wahr ist, das; wir ihm einen ständigen Sitz im Völkerbundsrat und eventuell die Zuteilung eines Kvlvnialman- dates versprochen halten., so ist es nicht wehr, daß wir uns je mals den Deutschen gegenüber verpflichtet haben, „dis Statuten des Völkerbundes zu verletzen." (!) Dieses Statut gab jedem Mitglied des Völkerbundes das Recht, seine Kandidatur für den Völkerbundsrat aufzustellen oder für den zu stimmen, der ihm gutdünkt. Die Deutschen bekunden eine andere Ansicht, dir wir nicht Massen können. Nach der Ablehnung von heute ble-bt nicht mehr, wenig- sirns was uns betrifft, übrig, es sei denn, daß die Deutschen, indem sie über die unabwendbaren Folgen, die eine endgültige Ablehnung ihrerseits nach sich ziehen würde, im letzten Augen blick eine für uns annehmbare Lösung Vorschlägen. Mehr kann ich nicht sagen. Die Tatsachen sprechen zur Genüge und ich bin vollkommen unfähig, zu erklären» was sich morgen wird er eignen können. raß der Nährstaud selbst, die deutsche Landwirtschaft, trotz nteusivster Kraftaufwendung in den letzten Jahren und rotz der verhältnismäßig guten Ernte eine tiefgehende TAsis durchwache, die sich infolge des ungeheuren Drucks rnd mit Rücksicht auf die besondere Struktur der landwirt- chaftlichen Erzeugung im Nahmen unserer Gcsamtkrisis rümählich wie Hue auszehrende Krankheit auswirke. Diese Krise der deutschen Landwirtschaft sei auf zwei hanptnr fachen zurüSznsührcn: Einmal auf den völligen Nangel an Betriebskapital und die hinzukommcnde Ver- trickung in eine beängstigende Wechselschuld, eine Schuld urzsrisiiger Kredite zu meist untragbar hohen Zinssätzen wben der sonstigen Verschuldung der Landwirtschaft, die wrck den gewärtigen Steuerdruck und andere bekannten Ursachen vergrößert werde. Dem flehe mangelnde R-nta- iilität nnd ünverkänflichkeit der Massenprodutte (Roggen rnd Kartoffeln gegenüber. Hilfen von Reich und Staat eien notwendig. Der Jnlandsmarkt müsse gestärkt wer- wn. Die deutsch? Gesamtwirlschafi könne ohne sie Wiederherstellung der PrsdnrlionsgrundlaAen der heimi- tben Landwirtschaft und deren Rcntalnlrtät nicht wieo r