Volltext Seite (XML)
Italien. Geschaut, erlebt und geschildert von Georg B. Bretschneider. Ms Rechte Vorbehalten. Nachdruck verboten 15. Fortsetzung und Schluß. Pon den an und in der Markuskirche zu bewundern den Einzelheiten erwähne ich vor allem die über dem Hauptportale ausgestellten vier aus vergoldeter Bronze hergestellten antiken Rosie der berühmten Quadriga (Viergespann) aus der neronischen Zeit, die 1204 aus dem eroberten Konstantinopel nach hier ge bracht, 1797 von Napoleon nach Paris geschasst, 1815 aber wieder nach Venedig zurückgebrächt worden sind, ferner die von den Venezianern auf ihren Erobe rungszügen aus Tempeln und Kirchen geplünderten ungefähr 500 Marmorsäulen mit den verschiedensten Ornamenten und Kapitälen, die herrliche Hauptfassade mit den fünf mit bunten Mosaiken geschmückten Ein gängen, die Vorhalle mit Mosaiken und den Gräbern vieler Dogen und die wundervollen Bronzetüren und der Bronzeattar. Rechts neben der Markuskirche erhebt sich von der 97 Meter langen und 49 Meter breiten Piazzetta der in den Jahren 1424—63 im gotischen Stil gebaute, bereits 814 gegründete, aber fünfmal zerstörte Dogen palast (Palazza ducale) in seiner jetzigen Gestalt. Einen besonderen Reiz bietet das auf dieser Front befindliche Eingangsportal, über dessen Tür der ge flügelte Markuslöwe mit dem davorknienven Dogen im Hochrelief dargestellt ist. Als Wahrzeichen der Stadt stehen auf Piazzetta mit der Front nach dem Canal Grande die beiden hohen Granitsäulen, deren eine mit dem bronzenen geflügelten Markuslöwen und die andere mit dem früher als Schutzpatron der Stadt verehrten heiligen Theodor auf dem Krokodil bekrönt ist. Vor der dem Canal zugekehrten Front des Dogeu- palastes gelangen wir in dessen mit Brunnen und Standbildern geschmückten Hof, in dem die marmorne grotze Freitreppe, auf deren oberster Stufe die Dogen gekrönt wurden, zum mittleren Stockwerk emporsührt. lieber den auf der anderen Längsseite des Palazzo ducale entlang fließenden Kanal wölbt sich vom mitt seren Geschoß nach dem gegenüberliegenden Kriminal- aefängnis die im 16. Jahrhundert gebaute Ponte dei Sospiri. Dieselbe wird im Volksmunde mit Recht als die „Seufzerbrücke" bezeichnet, denn für wohl alle dieienigen, die als Verurteilte über diese Brücke ge führt wurden, schlossen sich die Tore des Kerkers für immer. — Der Piazzetta und der am Canale di S. Marco ent langführenden Promenade (Molo) gegenüber liegt die Insel San Giorgio Maggiore mit der im 16. Jahr- onndert gebauten gleichnamigen Kirche und deren mächtigen Campanile (Glockenturm) und halbrechts auf dem anderen Ufer des Canal Grande der Hafen eingang mit dem Merkur und der malerischen Kuppel kirche Santa Maria della Salute. Sei es nun die Markuskirche, sei es der in der alten Gestalt neuerstandene Campanile von San Marco, sei es der Dogenpalast, seien es die beiden Säulen, seien es die Marmorpaläste am Canal Grande — alles spricht von ehemaliger echt venezianischer Pracht. Nur einmal gibt es auf Her Erde solch Lagunenstadt, die deshalb mit Recht die „Königin der Meere" ge nannt wird. — Da mein Freund noch irgendein Museum besuchen wollte, trennten wir uns auf dem Markusplatze. Von der langen Eisenbahnfahrt war ich ohnehin noch er müdet, trank deshalb an einem der auf dem Platze stehenden Tische eines Cafes in Muße eine Flasche Landwein und sah amüsiert dem Füttern der unzäh ligen Tauben, die seit alters her das Bild hier be leben, zu. — Dann benutzte ich einen Dampfer, um zum Lido, dem weltberühmten Seebad der Adria hinauszu fahren. Neben Ostende, das ich von London aus vor dem Weltkriege besucht habe, mag er wohl das vor nehmste, durch einen ganz wundervollen Strand aus gezeichnete Seebad Europas sein. Hellgrüne hohe Wogen mit Weißen Kämmen kamen unaufhörlich dahergezogen, Sonnenglanz lag auf der weiten Fläche und ganz draußen steuerte ein Fischer boot mit buntfarbigen Segel vorüber. Da auf dem sich sanft neigenden seinsandigen Ufer den Wogen sich keinerlei Widerstand bot, ebbte ihre Kraft im Lang- auslausen vollständig dahin, so daß nur noch kleine Wellen bis an meine Füße heranzüngelten. — „Wann und wo werde ich dich Wiedersehen, du i großes Meer?" Auf dem Rückwege zum Strandpalast treffe ich meinen Freund einkanfend im Bazar. Beiderseits war ob des Wiedersehens große Freude. Eine ein same Weihestunde lag hinter mir. — Bevor wir den Dampfer zur Rückfahrt bestiegen, bewunderten wir noch die in der Ferne sich über den weiten Wassern abhebende Silhouette Venedigs. Doch kaum sind wir abgefahren, so ergießt sich die in zwischen heraufgezogene Gewitterwolke in Strömen, so daß wir auf der Lehne der Bank vor dem seitwärts unter das Verdeck hereinprasselnden Regen Schutz suchen. Als wir in Venedig landen, lacht uns wieder Son- ! nenschein entgegen. Am Abend besuchten wir noch- mals den Markusplatz und genossen auf der Fahrt dahin das Lichterspiel auf den Wellen des Canal ' Grande. Doch zu der geplanten Gondelfahrt — der ' venezianischen Nacht sollten wir nicht kommen, denn < der Wettergott hatte kein Einsehen dafür: es regnete. Rückreise. Am nächsten Morgen verließen wir aus der 1845 vollendeten, 3,6 Kilometer langen, Venedig mit dem Festlande verbindenden Brücke von 222 Bogen die einzig schöne Lagunenstadt, welche aus über hundert durch ca. 150 Kanäle getrennten und durch annähernd 380 Brücken miteinander verbundenen kleinen Inseln besteht. Bei denkbar schönem Wetter mit herrlichster Fern sicht ging die Fahrt über Verona im Etschtale entlang hinaus in die Alpen. In Mori trennten sich unsere Wege, mein Wandergesell fuhr über Riva hinüber an den Gardasee, um in Torbole den Rest seines Ur laubes zu verleben, ich eilte das Etschtal weiter aus wärts der deutschen Heimat entgegen. Es war eine denkbar herrliche Fahrt — immer das Massiv der Alpen mit seinen schneebedeckten Häuptern in der Ferne. Bozen, am Eingang zum Brenner, taucht auf, wei ter geht die Fahrt, das Eisacktal aufwärts. Plötzlich, kurz nach Verlassen Bozens, sehe ich zum ersten Male wieder deutschen Wald — welch unsagbare Freude. Die lieben deutschen Waldpyramiden der Fichten und Tannen; sie klettern an den schneebedeckten Hängen der Bdrge in die Höhe und sind teilweise selbst reich über schüttet mit Schnee. Dicht neben der Bahnstrecke springt über Steine die Eisack dem Süden zu. Die 1370 Meter hohe Wasserscheide zwischen der Adria (Eisack zur Etsch) und dem Schwarzen Meere (Sill zum Inn und zur Donau) der Alpenpaß Bren ner mit seinem kleinen See, wird erreicht. Nach kur zem Aufenthalt eilt der Zug in rascher Fahrt das Silltal abwärts zum Jnntale, die landschaftlich herr lich gelegenen Städte Innsbruck und Kufstein werden erreicht; weiter geht die Fahrt zurück in das deutsche Vaterland, hin nach dem einzig schönen München. Wenn man, wie es mir erging, italienmüde ge worden ist, und dann plötzlich die deutschen Wälder, Berge und Städte sieht, der Muttersprache Laut wieder überall an das Ohr klingt, dann ist man glück lich, wieder im Vaterlande zu weilen. München hat sich an diesem vom Wetter begünstig ten Karfreitag mein Herz mit einem Schlage erobert. Da ich jedoch vor dem Feste noch zu Hause sein wollte, verließ ich meinen dortigen Freund und eilte ins Sachsenland — in die engere Heimat. Ich war daheim: klein, aber sauber und schön ist unser Städtchen; inmitten fruchtbarer Aecker liegt es im Talkessel. Wenig landschaftliche Reize besitzt es, und dennoch ist es die Vaterstand, die Stadt, die die Erinnerung meiner sorglosen frohen Kinderzett besitzt, an der mein Herz mit allen seinen Fasern hängt und wohl auch immer hängen wird. Nur wenige Wochen, eigentlich nur Tage vergingen, und der Frühling zog mit seiner Blütenpracht auch in Msi den Flachs zu Garn spannen, das ein Wilsdruffer Weber zu kräftiger Lein wand webte, die sie selbst bleichten. „Endlich Hierbey zu merken, well kein Pferdt -n solchem gutthe vorhanden, sondern vom Feinde nebenst andern fachen abgenom wen worden, Als hat Verkäufer, der Vater, dem Käufer das vorhandene gedreydicht nebenst Ms stücken rindtviehes hirgegen gelaßen. Dargegen Keufer 50 fl Heß Vatern geurfachte (vom Vater verursacht — herrührend) schulden abtragen vnd der -^uftumme vnbefchadet bezaalen soll vnd will." „Diese Kaufhandlung" worüber von beiderseits contrahenten (d. h. Käufer und Verkäufer) 12 Gr. gottespfennig, iem (desgleichen) 2 Vas bwr dem ErLherrn nd der Gemeinde des orts, ein Vas Wandel oder reu Kaufs von nicht haltenden 'heil zugeben verwilliget"." Die Lehensfolge ist im Kaufe nicht erwähnt. Bei der furchtbaren Not des 30jährigen Krieges, dem Wohlstand und Kultur zum Opfer fielen, mag auch der Familie Reiche der Sinn für ideale Güter geschwunden sein. Infolgedessen wurde der alte Lehenssitz ein einfaches Bauerngut; es rettete für die spätere Zeit nur den Namen Fovwerg seine Besitzer führen den Namen Forbcrgsmänner oder Fobriger Im Jahre 1671 „verkaufte Matthes Reiche, Forwergsmann, feinem ältesten Sohne George Reiche die heisste seknes Forwergs, wie solches nebenst (neben) dem Gottesacker zu St. Iacob gelegen And ist gedachten Keufer übergeben worden las hohe also genauste Hauß (das sogenannte hohe Haus — das Haus an der Straße) nebenst denen darunter befindlichen Ställen, die Ober Scheune, 3 Elen die länge von hohen hauße an bis an das hoff Thor an stadt (anstatt) des Traust Rechts, welche 3 Elen (diese 3 Ellen) er entweder zur Hofferath (Hofraum) zu gebrauchen, oder dcchin zu bauen befugt sein soll; doch wo (wenn) er ein 'Gebäude dahin wich sollen die Fenster nicht in des Verkeufers seinen, sondern in Keuffers yost oder Garten gemachet werden, Ingleichen soll Er auch innerhalb Ichresfrist E ieht) in Hohe„ Hauße befindente Fenster und Thüren, welche in N glichen zumachen, und solche dergestalt ander- weit anleg , V und Fenster Hinfort ins Keufers Garten gehen, und -2'- Hofe sehen können." - Aus diesen Worten sprechen Lebenserfahrung -we,check und Friedensliebe. — halt Keufer die Felder und Gärten durchs los bekonmien, nachdem Sie solche vorher selbst richtig abgr- theistt usib E-ere-m^ ^fen anch^ Vor dieses erkaufte halbe Fonverg hat Keufer 12v0 st gegeben Angeld, der übrige Teil der Kaufsumme wurde m IchreslEinen von s SetK"- Wenn das verkaufte halbe Fonverg zu Kaufe gehen sollte, haß der Besitzer stiner helffte Ges Vaters Hälfte) um den fetzigen Werth -haben sollte'", hingegen hatt Verkeuger rugesagt, da (wenn) seine anno» 13 io n 8 z. Dr. Kfbch. f. Wilsdr. Nr. 73 S §99. " stur Bek'Sftignng des Kaufes war Sitte gnvordeu, dem Gotteskasten, d. h. der Kirche einen Beitrag zu spenden. -- Betreffs de- NenkauseS st, bemerkt: Wer Neue über den Kauf empfand und vom Hand4 zurucktrat, mutte die festgesetzte Strafe zahlen. Das Bier wurve zum Gemeinde- oder Gerichtstag vertrunken. '2 Die Rittergüter Klipphausen, Gauernitz u. a. werden m den ältesten Urkunden auch mit .Forbergk' bezeichnet. . w Der Familienname Forbriger zeigt, nue Besitz und Beschäftigung zum Familien namen ?ührtcn " tt 8.ä. Kfbch. f. W. Nr. 74 S. 294. Der jüngste Bruder Hans erhielt für die Kür 25 st. Perbesternngen sollten besonders entschädigt werden. „WeretzeiM" — 8eil«e M MkkWr LmAitt Bauern mit stein Gefangenen ins Rathaus, dringt ihre Klage vor -und ruft bas Stadtgericht an. Der Bürgermeister läßt Schöppen, Stadtrichter und Viertelsmeister durch den Sladtknecht sofort zusammenrufen. Nach kurzer Ratssitzung wird der Gefangene in die Fronfeste -am Freiberger Tor gebracht. Tage ober auch Wochen waren vergangen. Wieder sind in der Ratsstube Bürgermeister Simon Morgenstern, die Ratsgenossen Pele Tschunik (Zschunke), Peter Pietzsch und der Stadtrichter Lukas Arnold zu wichtiger Handlung ver sammelt; auch -die Ritter Haubold -und Caspar von Schönberg zu Schönberg sind als Zeugen geladen. Der Stadtknecht führt den uns bekannten Gefangenen herein, der folgenden Schwur ablegt: ,,Nach dem ich Balzer Seidewitz von wegen eines Pferdes auf nachfolgung der Bauern von Miltitz, vnd vff (und auf) derselbigen anruffung zu Wilstruff aus meiner eigener dazu genügsame gegebener vrsach in die hasst kommen, So gelobe ich hiemit bei gvt (Gott) vnd bei seinem heligen Evangeliv, solche meine selbst genügsame verursachte verhafstung, in keinem wege noch Weise, wider (weder) durch micst noch durch andrer in ewigkeit an irgents einem, die denn (den) geeichten zu Wilstruff zugethanf angehören) zu eisfern oder zu rechnen (rächen), Solches alles als mir got Helffe, vnd sein heiliges Luangeln treulich zu halten. Die gestrengen vnd E-Hrenvesten Hau-bolt vnd Caspar vonn Schvnn-eberg gebruder, vnd Simon Morgenstern Bürgermeister, peter tzschunick (Zschunke), peter pietsch, ratsgenossen, vnd Lucas Arnoldi stadtrichter da bei gewest. Anno 1566'." Balzer (Balthasar) Seidewitz (auch Balzer von Seidewitz) hat Unfrieden ge schworen. Wer ist Balzer Seydewitz? Das Geschlecht derer von Seydewitz gehört zum Uradek des Meißner Landes; es tritt Werst urkundlich im13. Jahrhundert auf und besaß in ältester Zeit die Güter Seydewitz und Plotha in der Mühlberger Pflegt. Balthasar von Seydewitz ist ein Sohn des Jakob v. Seydewitz auf Schwetitz; an scheinend hatte jener kein eigenes Besitztum. Wie kommt er in die hiesige Gegend? Vielleicht weilte er zeitweilig 'bei seinem Vrwandten, dem Besitzer von Plotha, der Hofschenk und Dirigent des Weinbaues am Hofe unseres Kurfürsten August war. Da die Herren v. Schönberg als Zeugen des Schwures auftreten, ist auch an zunehmen, baß Balthasar -v. Seydewitz Gast im Schloße zu Rothfchönberg gewesen ist. Diese Vermutung wird noch gestützt durch das Kaufbuch für Blankenstein"; es weist Beziehungen zwifchcn diesen beiden -Adelsfamilien in späterer Zeit auf; denn der Gerichtsherr für Blankenstein Burkhardt v. Schönberg schenkte ein Gut, das von 1634 bis 1644 wüste gelegen hatte, „denen v. seitewitz" und Susanne v. Seyde witz geb. v. Bernstein — die von Bernstein saßen M Polenz — verkaufte es nach acht Jahren für 500 Gulden an Michael Müller. Vs; MEiMer OorMkk. Besitzer dieses Gutes war bis zum Jahre 1540 Mats Reiche. Als er im ge nannten Jahre starb, kaufte es Erhart Reiche von feiner Mutter und seinen Ge- l Hauvtstaatsarchiv (8.8.^) Gcrichisbuch (0.-6.) WitSdrun Nr. 7l, S. 6. e »r. Walther o. Bötticher, Geschichte des Oberlaufiyischen Ndets und seiner Güter. - tt.8.ä. 0.-8. Witsdru'i Nr. 138. 20