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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Ta,«blau' crlch-iat lilqtt-i, »ach». 5 Utzr für b«» Ta,. »a,u,»»r«i«: Bei «dholan, In SM »chchSftaft«»« »ad den «u-eadestelle» r Mt. U» Monat, bei Znstellnn, »mch »I« Boten L,Z0 Mb., bei Postbrftellun, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-ftboie-midunsere«»«. MA»«» »Md »,sch»st,ft-llrn — > — nehmen ,u jeder Y->I Be. «««»« «tt-ege«. Im Falle HSHerer Gemalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung «r Zammg »der KSrznug de* Bezugspreise«. — Aüatseuduug eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, »eu« Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. An,ti,«»Pr«i»: di«8,«spaltrn: AaumjeU-2« Loldpstunig, di- «-«spcltcue^.IIr der »»tltchcn««kannt»achun,-» 40»«^ pseuui,, die 3 ,«spalten« B-KIa»ei«il« im ««Etlichen T«!!« IM »loldpftnni,. B.achwkisungigtbühr ro »oldpfk«»!,. V.» w«^»^ch^W^uch^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahme Kis vorm.1VUHr > > « ' - Für dte Nichtigkeit K« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatranspruch erlischt, wenn der Betrag duoch Klage eiugezoge» werd eu mutz oder der Anftra ggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstelle« eutg««»». GW, Mttidrnffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Rmtshauptmannschast Meißen, des Amtsgericht« und Stadtrats z« Wilsdruff, Forftrentamts Tharandt, Finanzamt» Raffe». Nr. 38 — 85. Jahrgang. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt« WiLsdruff-Dresden Postscheck: Dresden S64O Sonnabend, 13.Februar 1S2V Karnevalsflimmung. Es geht, so lautet ja wohl seit fünf oder seit zehn Jahren ein beliebtes Spottwort in Deutschland, nirgends so verrückt zu wie in dieser Welt. In dieser Welt, die das eine Mal einem grausamen Kriegsgott gestattete, die ganz« Erde in ein Tränenhaus zu verwandeln, und die das andere Mal nur das eine Ziel zu kennen scheint, an seiner Stelle ein Narrenhaus aufzurichten, in dem sich's kanni balisch wohl sein lassen kann, wer nur mit dem Tag und für den Tag zu leben bereit und entschlossen ist! * Was Deutschland betrifft, geht natürlich die liebe Reichshauptstadt, wie es sich gehört, dem ganzen Volke mit gutem Beispiel voran. Wir haben schon einige recht bewegte Karnevalswochen hinter uns, aber die großen Balle und die geräuschvollen Massenveranstal tungen mit Kostümen und Kulisscnbautcn, mit Jazzkapel len und Glückslosen wollen gar kein Ende nehmen. Und wem das alles noch nicht ausreicht, um seine Tage und Nächte zu verbringen, um seine Nerven aufzupeitschen und seine geschäftlichen und privaten Sorgen wenigstens auf stunden zu vergessen, dem winkte schon wieder ein neuer B o x m e i st e r k a in p f zwischen dem berühmtesten Cham- Pionen der gepanzerten Faust, und abermals begleiteten Zehnlausende von sonst ganz ernsthaften Bürgern des Reiches mit ihrem erregten Gebrüll den edlen Wettstreit, als Wäre es um Leben und Tod nicht eines deutschen oder eines französischen oder eines spanischen Lieb lings der Nation gegangen, sondern um Wohl und Wehe des ganzen deutschen Volkes. Warum die kaufmännisch geleitete Reichsbahnverwaltung nicht eigentlich Extrazüge zu dem großen Ereignis stellte, die den Verkehr mit allen Weltstädten des „sportlich" interessierten Europa ver mittelten, statt solche Züge nur immer nach Dresden und Magdeburg, Hamburg und Breslau laufen zu lassen? * Propos Breslau! Auch in der schlesischen Hauptstadt weiß man, was der Geist der Zeit von uns erfordert. Schließlich kann Berlin nicht ohne jede Unter brechung mit sportlichen Konkurrenzen ersten Ranges auf- warten. Selbst die beste Sache von der Welt muh mit Maßen genossen werden, und so blieb der schönen Oder stadt derRuhmdes 100. Sechs-Tage-Rennens überlassen, zugleich des dritten, das sie in ihren Mauern veranstaltet. Ob es wohl Liebhaber solcher Schauspiele gibt, die, trotzdem oder vielleicht auch gerade, weil sie erst d"? 99. Sechs-Tagc-Nennen in Berlin mitge- macht haben, jetzt eigens nach Breslau geeilt sind, um Wettkampf der „Bundesamateure" Rütt und Nickel, >;ungc und Skrupinski und wie die Helden vom Stahlroß sonst noch heißen mögen, ja nicht entgehen zu lassen? Wo sind die Zeiten hin, da noch ernsthafte Mei nungskämpfe über Sinn oder Sinnlosigkeit solcher sport licher Veranstaltungen das Volk in zwei gegensätzliche Lager spaltete? Heute wird nicht mehr diskutiert, heute wird geboxt und gestrampelt, bald in Paris und New- york, bald in Berlin und Breslau, daß es nur so raucht, oamit die „Masse Mensch" nur ja nicht zur Ruhe kommt oder gar zum Nachdenken über sich und andere, über Gott und die Welt. Aus dem Narrenschiff der Zeit muß es un entwegt hoch hergehen, mit Gesang und Tanz, mit Lärm und Zirkusspiel. Wer daran kein Gefallen finden mag, der soll sich nur ruhig begraben lassen. . . . * Den K ölnern freilich, die so ziemlich seit 1914 unter Kriegsrecht gestanden und die letzten sechs Jahre unter Fremdherrschaft geseufzt haben, ihnen gönnt man die Wiederkehr des so lange verpönt gewesenen Karnevals »on ganzem Herzen. Sie wären nicht die fröhlichen Kinder ses über allem Wandel der Zeiten erhabenen Vaters Rhein, wenn sie nicht das Bedürfnis empfänden, den end- !ich abgezogenen fremden Gästen nun noch ein freies, deut liches, aber auch in sprudelnden Witz, in übermütiges Ge lächter getauchtes Wort nachzuruscn. Sie hätten jetzt ihren Karneval gcseiert, auch wenn es mitten im Sommer ge wesen wäre und nicht im Ausklaug des Winters. Das herzerfrischende „Raus , mit dem der Bahnhofsvorsteher von Köln am 31. Zanuar dem letzten Besatzungszug das Zeichen zum Nbfahren gab, das schrie ja förmlich nach einem übermütigen Nachhall unter Narrenkappe und Schcllendaus. * Vielleicht wird daneben auch der italienische Niese noch etwas abbekommen von dieser köll'schen Kar- nevalsstimmung, der jetzt seine grimmige Faust über den Brenner emporgereckt hat, um den deutschen Barbaren Zu zeigen, was eine römische Harke ist. Was er da ge trieben hat mit seiner Kammer- und seiner Senatsrede, waren ja im Grunde auch nur rechte Narrenpossen, so fürchterlich er sich dabei auch erdreustete, und auf einen Schelm gehören bekanntlich am besten anderthalbe. Nur daß leider einmal die armen Südtiroler nichts dabei in lachen haben, deren eigentliche Lcidenszeit nun erst be ginnen wird, und dann die Ausländsdeutschen im Algemeinen, denen dieses eine wahrhaft grauenerregende Beispiel vom Minderheitsschicksal in dem Europa Ver sailler Gepräges eine Vorahnung ihres eigenen Schicksals lllbt, mit dem sie jederzeit zu rechnen haben, auch dort, wo besondere Minderheitsgesetze zu ihrem Schutz »gangen Völkerbundsitzung am 8. März Lm Vesch-uß des Völkerbimdlates. D i e T a g e s o r d n u n g d e r V ö lk e r b u n d s i tz u n g. Der Völkerbundrat hat am Freitag nachmittag eine außerordentliche Sitzung abgehaltcn, die drcivierie! Stun den dauerte. Den Vorsitz führte der italienische Gesandte in Bern, Garbasso. Die anderen Ratsstaatcn waren gleich falls durch ihre Berner Botschafter oder Gesandten ver treten, während Spanien und Uruguay ihre Pariser Ge sandten und Brasilien Prof. Franco entsandt hatten. Der Rat beschloß, die Vollversammlung für den 8. März, nachmittags 3 Uhr, nach Genf cinzu- berufen und den Beginn der außerordentlichen Rats sitzung auf den gleichen Tag, vormittags 11 Uhr, fcstzu- setzen. Die Tagcsordnung für die Vollversammlung umfaßt folgende vier Punkte: 1. Die Behandlung des deutschen Bufnahmegesuches, 2. Beschlüsse des Slates über den 8 4 der Völkerbund- satzung, 3. Die Beitragszahlung Deutschlands, 4. Den Bau eines neuen Völkerbundaebäudes. Der in Punkt 2 erwähnte Paragraph des Völkerbund paktes ermächtigt den Völkerbundrat, die Zahl der ständi gen Mitglieder mit Zustimmung der Vollversammlung zu erhöhen. Die Frage der Beitragsleistung Deutschlands, die in Punkt 3 der Tagesordnung vorgesehen ist, soll übrigens zwischen einzelnen Mächten bereits in dem Sinne geregelt sein, daß Deutschland den gleichen Betrag wie Frankreich, etwa 1,9 Millionen Frank, zahlt. Grundsätz lich ist der Beitrag von England, Frankreich und Deutsch land der gleiche, nämlich 2600 000 Frank, wovon aber für Frankreich mit Rücksicht auf die verwüsteten Gebiete und die dadurch verminderte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Abzug gemacht worden ist, der in gleicher Weise jetzt Deutschland infolge seiner zahlreichen außergewöhnlichen Verpflichtungen zugute kommen soll. Eine endgültige Ent scheidung darüber kann aber erst die Völkerbundversamm- lung selbst treffen, da sie budgetrechtlich allein zuständig ist Oer Kampf um öen Mckerbunörai. Die Beschlüsse des Völkerbundes erfolgen auf der Grundlage einfacher Majorität auch für Auf- naümeanträge. Die Aufnahme Deutschlands durch die Völkcrbundversammlung ist also sicher Etwas schwicriger liegt die Frage hinsichtlich der Zulassung De'Elands zum Volkerbundrat, die bekanntlich eine ver unerläßlichen deutschen Voraussetzungen sür den Eintritt m den Völkerbund ist. Zurzeit findet bekanntlich ein leb hafter Kampf nm die Ratssttze statt. Nicht weniger als drei Bewerber bemühen sich eifrig nm Zulassung. Es sind Polen, Spanien und. Brasilien. England widersetzt sich einer Vermehrung der Ratssitze nach wie vor energisch, da für die Vergrößerung des Völkerbundrates nur Staaten vogeschlagen sind, die im politischen Fahrwasser Frankreichs schwimmen. Durch Aufnahme dicker Staaten und die Wächter des Völkerbundes mit deren Garantie betraut sind. Herr Mussolini Pseist auf den Völkerbund, wie die Polen schon des öfteren auf ihn gepfiffen haben. Darf man sich darauf verlassen, daß es damit besser werden wird, wenn erst Deutschland in den Völkerbund ausge nommen ist? Heute steht es wirklich noch so, daß die Aus ländsdeutschen keine Karneval'sstimmung kennen; für sie ist Aschermittwoch — im Fasching und nach dem Fasching! Neue OffensivvorbereitAlgen Wd-el-KriM. Unwetter in Marokko. „Daily Telegraph" meldet aus Tanger: Ein beträcht licher Vorrat von Waffen und Munition ist von den Ris- lenien bei Wad Lau gelandet worden. Er kam von der Mündung des Wad Edris und wurde nachts durch Segel boote, die mit Motoren versehen waren, über eine Strecke von 45 Meilen die Küste entlang befördert, um den Kriegs schiffen zu entgehen. Die Waffen und die Munition waren seinerzeit bei der Räumung Schechauens durch die Spanier von den Rifleuten erbeutet worden und sind wahrscheinlich für die Harka bestimmt, die ins Dscheballa- land emdringcn soll. Es sprechen noch andere Anzeichen dafür, daß Abd ci Krim eine Offensive im Dscheballagebiet beabsichtigt. . Nach einem französischen Frontbericht wüten seit einigen Tagen in Nordmarokko heftige Stürme mit Frost nnd Schneefall. Die von den sranzösifchcn Truppen be gonnenen Wegebauten mußten infolge des Unwetters ünterbrochen werden. würde der Einfluß Englands wesentlich geschwächt und hiermit eine Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse zu ungunsten Englands und Deutschlands eintreten, was in englischen politischen Kreisen sür unerträglich gehal ten wird. Man wird immerhin aus den Verlauf der sür den 8. März anberaumten Vollversammlung des Völker bundes gespannt sein dürfen. Die Herabsetzung der VeWmasttuppen. Erklärungen Chamberlains im Unterhanse. Im Unterhaus richtete Kenworthy an Chamberlain oie Frage, ob über eine Herabsetzung der noch in Deutsch land befindlichen alliierten Besatzungstruppen ein Über einkommen zustande gekommen fei und ob solche Herab setzungen zu erwarten seien. Chamberlain antwortete: Die Stärke der Besatzungs- lruppen beläuft sich auf 74 500 Mann oder annähernd auf dicfs Zahl. Die Politik der Besatzungsmächte, die den verschiedenen Problemen ihre Aufmerksamkeit zuwanpten, die mit dieser Frage Zusammenhängen, geht dahin, daß eine nennenswerte Herabsetzung der jetzigen Besatzungs- stärke durchgeführt werden soll, sobald die Verträge von Locarno ratifiziert und Verbesserungsmaßnahmcu, die bereits in dem Besatzungsregime eingcsührt worden sind, im besetzten Gebiet ihre natürlichen befriedigenden Wir kungen erzielt haben. Einen bestimmten Termin für den Beginn der Herab setzung der Besatzungstruppen konnte Chamberlain nicht angeben. veutsH-lranlösilckirs Damlelr- sbkommen unterzeichnet. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 13. Februar. Die französischen und deutschen Bevollmächtigten haben gestern abend ein Handelsabkommen unlerzeichnet, das für gewisse Erzeugnisse aus dem einen und anderen Sande Zollvergünstigungen einräumt. Auf Grund dieses Abkommens erhalten französische landwirtschaftliche Saisonarti kel bei der Einfuhr nach Deutschland die Meistbegünstigung und Zollbindungem Deutschland seinerseits erhält den Mimmaltarif oder Abschläge auf den Unterschied zwischen den beiden franzö sischen Tarifen für geschnittenes Holz, gewisse chemische Produkte, gewisse Gruppen von landwirtschaftlichen Maschinen, Haushal ümgsgegenstände und Möbel. Diese Zugeständnisse sind sür ge wisse deutsche und sranzösische Waren an Kontingente gebunden. Außerdem sind Sicherheiten vorgesehen für Verbrauchssteuern, innere Abgaben und Zolluebenabgaben, die auf den Waren liegen, ebenso für die Behandlung der Handlungsreisenden und Muster. Dreses Abkommen ist aus die Dauer von drei Monaten ge schlossen, wobei die beiden vertragschließenden Teile die Hoff nung haben, daß sie beim Ablauf der Geltungsdauer des Ab kommens die Verhandlungen über den endgültigen Vertrag ab geschlossen haben werden. Die Fürstenabfindungen. Dcntschnationale Mitarbeit ain Fürstcnkompromiß. Rechtsattsschub des Reichstages führte bei der Gene- raldebatte über die Anträge zur Auseinandersetzung mit des Fürstenhäusern der deutschnationale Abgeordnete Lohman« aus, die Deutschnationalen ließen sich nicht vom Interesse der cmcn oder der anderen Partei leiten und könnten auch nickt alle Ansprüche mancher Fürstenhäuser bil ligen. Ein Enteignungsgcsetz könne niemals eine gereckt« Losung bringen, ebensowenig der demokratische Antrag. Der Redner erklärte die Bereitwilligkeit seiner Freunde, an der Verbesserung des Kompromißentwurfes mitzuarbeitcn. Bei der Erichtung eines Ausnahmegerichts sei für die Deutsch nationalen die Zusammensetzung maßgebend. In dieser Be ziehung sei die Bestimmung bedenklich, daß der jeweilige Reichspräsident die Richter ernennen soll. Dadurch könne ein politisches Moment in die Gerichtsbarkeit hineingeiragen H werden. Die beste Lösung wäre es, wenn ein Senat des Reichsgerichts mit den Aufgaben des Sondergerichts betraut Würde und der Neichsgerichtspräsident die Richter bestimmet Unter keinen Umständen dürfe eine Rückwirkung zugelasse» werden. Unter keinen Umständen dürften die Fürstenhäuser bei der Auswertung anders behandelt werden als die ande ren Staatsbürger. Der Abgeordnete Hampe von der Wirt schaftlichen Vereinigung erklärte, daß sein Fraktionssreund Dr. Bredt nicht an den Verhandlungen mit dem Hohenzol- lernvertreter teilgenommen habe. Andererseits könne aus sol cher Beteiligung keinem Abgeordneten ein Vorwurf gemacht werden. Der Antrag aus cntschädigungslose Enteignung, be- tonte Hampe, sei indiskutabel. Der Ausschuß vertagte dann seine weiteren Verhandlungen aus nächsten Mittwoch. Telephome über den Ozean. / Gespräche zwischen England und Nordamerika. „Daily Telegraph» macht aufsehenerregende Mit teilungen seines technische» Mitarbeiters Ober die rlvisBen