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SMmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. I-1 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, G«s Tagedlsu^ erjcheint tLtzUch »«ch«. 5 Uhr für de» Lag. Nszu-rpreis: Bei Adholv.ng in »nd düir Au^gadrsteLea 2MK. i« bei ZBstell»«- bnrch die Bsten 2,30 M^., bei PoftdesieÜung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-ftbo'te-undunwkA»»- 4«s« Wd K«schSft,pkl!->l - —U uehnr-n ,« jeder Zeit Bt- «»tse«««. I» F«Uc diherer Gewolt, KU«« »der s»usti,er Betri«b»ftrr»»,k» besteht Keis Anspruch auf Liefern», ^r " ä>»W »»er LiiM»» de» Be,»,»preife». — «Sedsrndm,, ei»,cs»ndter SchUMiiSe erfol,t nur, »en« Porto d«ilt«,t. Rr.42 — 85.Jahrgaug. Tel,gr-Wi: .Amtsblatt- WiLsdrAff-Dresde« Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag 18 Februar1S26 Anzeigenprri»: d:c8g-spa::rneAsu«zci!t20Gs>dp?enN!p, die 4,clpai!ene?,eile der ^ÄÄz-n:LK°nu^^^^ " suchen TM. 1« Ep.dpfeuui,. °»»°»-7L^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Anr-i«»n Sb-r»ehtnen mir steine Garantie. Jeder Siabattanfpruch erlist «m» de^Ven^d-^» Kl,reci«,.,»gWw«dt»»»ßo»°rd»R»ftra„.d^inKonstnr,serLt. A-uei°-»»-dmm<M-«-^itti."".»^„^ D« Tageblatt enthält die a»Mche« Bekanntmachmrgr« de« Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts sr^e« Lsnterschlagungsseuche. Die Berliner Stadtinspeltorcn Gerhard «m Schulz haben ins große gehende Unterschlag»« t gen bei den städtischen Stenerkassen begangen. Du bisher festgestcllten Fehlsiinimen betragen mehrer! Hunderttausend!: von Mark. Gerhard uni Schulz sind geflüchtet. Es ist wirklich ein wenig Vie! geschehen an Unter schlagungen während der letzten Woche: erst in Breslau der große Betrug des Abteilungsvorstehers der Girozentrale an der städtischen Sparkasse, dann in ^Senftenberg' in Wannsee und schließlich in Ber- l? n se bst, wobei Berlin den Vogel abschießt, übrigens Nicht bloß hinsichtlich der Hohe der in Frage kommenden Summe, sondern auch der unglaublichen Plumpheit der ^Fälschungen und Unterschlagungen. Es muß manches -faul sein oder zum mindesten unzweckmäßig in der Kon- trolle, sonst wären derartige Unterschlagungen vielleicht für den Augenblick unentdeckbar, könnten aber doch nicht sich über Monate und Monate hiuziehen. Allerdings mag sich die Stadt Berlin dabei trösten, in der Reichs« bank einen Genossen ihres Unglücks zu haben, wo ja vor einigen Monaten auch derartige Riesenunterschlagungen Vorkameu. Doch das ist Privatangelegenheit der Reichs bank — etwas ganz anderes aber ist es mit den Defrau danten, die zugleich öffentliche Beamte sind. Schließlich kann der Steuerzahler doch verlangen, daß genau kon trolliert wird, was mit seinem Geld geschieht! Man wird die Empfindung nicht los, daß die frühere rücksichtslose Psennigkontrolle einer gewissen „Großzügigkeit" gewichen ist Die Inflation hat den Sinn für Zahlen zerstört, weil sie die Zahl zum Unsinn machte. Auch jetzt sind wir noch lange nicht auf das zurückgelangt, was in der Vorkriegs- ,zeit durch die öffentlichen Kassen ging. Und was das schlimmste dabei ist, das ist der bittere Vorwurf, den der Steuerzahler nach der Richtung hin machen kann, daß die Kontrolle trotz des angeschwollenen Beamtenapparats versagt. * Die Beamtenschaft weih selbst, daß in ihre Kreise ge wisse Elemente hiueingedrungen sind, die nicht zu ihr ge hören dürften, weil sie, anstatt Diener am Staat zu sein, wor allem für sich selbst sorgen. Von den großen Unter schlagungen redet man, die kleinen werden zwar nicht vor der Öffentlichkeit versteckt, wohl aber erregen sie kaum noch Beachtung. Und wenn die Defraudanten selbst untere Beamte sind, so mag hier auch manches Mal Die Not mitspielen. Das kann ohne weiteres zugegeben werden, ohne daß es aber deswegen eine Entschuldigung bedeuten kann. Und bei den großen, wo die Sorge um Familie und Dasein infolge des ausreichenden Ge halts keine Rolle spielt, ist es genau wie leider auch bei Vielen kleinen Beamten der Drang, sich „ausleben" zu wollen Gerade jetzt, nachdem nun die sogenannte Faschingszeit vorbei ist, muß noch einmal gesagt werden, Laß man sich bei groß und klein in einer Weise Amüse ments hingegeben hat, die der schweren wirtschaftlichen Not Deutschlands aufs grellste widerspricht. Jeder Deutsche ist bekanntlich mindestens in einem Dutzend Vereinen und jeder Verein muß sein Vergnügen veraisttalten, wobei Erscheinen die bekannte Ehrenpflicht rst. Ein derartiger Lebensaufwand führt nur allzu leicht dazu, das Vertrauen, das man genießt, zu enttäuschen und anvertraute öffentliche Gelder zu veruntreuen. Auch bei den Berliner Unterschlagungen ist der Grund nichts anderes wie der Wunsch nach einem luxuriösen Leben. Hier kann aber gerade die Beamtenschaft als eine doch in sich ziemlich geschlossene und eng zusammenhängende Ge- sellschaftsschicht vor allem selbst Hand daran legen, eine Besserung herbeizuführen. Man kennt sich doch ganz genau, man kennt doch auch die finanziellen Verhältnisse des anderen, und viele dieser unglücklichen Fälle versteht man nicht, einfach deswegen nicht, weil man sich nicht erklären kann, daß weit über die Verhältnisse hinaus ein kostspieliges Leben geführt wird und Monate hindurch ge führt wurde, ohne daß es dem Pultnachbar auffiel. Gerade die Beamtenschaft, die eine bevorzugte Stellung im Staat genießt, muß und wird alles daransetzen, um Sorge dafür zu tragen, daß das Treiben derartiger Elemente schnell stens unmöglich gemacht wird. > Doch das alles ist nur ein Spiegelbild dessen, wie es auch in anderen Gesellschaftsschichten zu-' geht, und Vielen wird es aschermittwochsgrau vor den Augen werden, wenn sie die finanzielle Bilanz der letzten Wochen ziehen. Fast glaubt das Ausland uns schon nicht mehr, wenn wir von untragbaren Steuerlasten und der "Unmöglichkeit reden, unseren Verpflichtungen den Aus- kandsgläubigern gegenüber nachzukommen, ^n der In flationszeit hatte es ja fast noch einen «inn, das schnell zerrinnende Geld sofort in einen Genuß umzuj^en. Wav nützt es aber jetzt, wenn zwar viel von der Notwendig keit des Sparens und der Kapitalsneubildung geredet wird, leider allzu wenige auch danach handeln. Strafe soll Erziehung sein, muß aber auch abschreckend wirken. Vielleicht ist es notwendig, jetzt etwas wehr Ge wicht aus die abschreckende Strafe zu legen. Milde Richter darf es da nicht geben, wenn in Beamtenkreisen Verun treuungen vorkommen, denn der tiefste Sinn des Beamten verhältnisses ist die Treue gegenüber Staat und Volt. An Einzelheiten öer Berliner Unterschlagungen wird noch folgendes bekannt: Die Unterschlagungen bei dem Be- ! 0ss Programme M Hulnshme in Seni kam bsmhigi Österreich. Dr. Ramek kommt nach Berlin. Im Hauptansschuß des Österreichischen Nationalrats Bundeskanzler Dr. Ramek auf die letzten Reden Mus solinis zu sprechen. Er teilte mit, daß der italienische Mi nisterpräsident erklärt habe, er habe nie gewünscht, daß die durch die Friedensvertrage geschaffene Lage eine Änderung erfahre. Er habe nie daran gedacht, Österreich irgendwie zu beunruhigen. Andeutungen über einen italienischen Einfall oder eine militärische Expedition seien vollkommen aus der Luft gegriffen. Die österreichische Regierung möge versichert fern, daß kein einziger Soldat jemals die Grenze des Brenners überschreiten werde. Im Besitze dieser Antwort Mussolinis hat die österreichische Regierung keinen Anlaß mehr gefunden, diese Frage vor dem Völkerbund äufzuwerfen. Denn nach den photographischen Ausnahme echter Tauscusranknoten vr teiligt. Im übrigen hat das Attentat auf den Oppositions führer Vaszonyi die innerpolitische Lage in Ungarn außerordentlich zugespitzt. Die Spannung drängt zur Entladung. Dazu kommt, daß nunmehr alle Parteier; die Straße zu mobilisieren beabsichtigen und große Tw monstrationszüge planen. Die Sozialdemokraten der öffentlichen einen Aufruf au die Arbeiter- uud Bürger; schäft der Hauptstadt, indem sie die Massen zu einer großer) Kundgebung ausfordern, während die gewerkschaftliches Vereinigungen der Regierungsparteien vor der Burg er scheinen wollen, um dem Reichsverweser ihre Anhänglich, keit zu bekunden. Die Oberstadthauptmannschaft hat eim permanente Überwachung angeorduet. In alleH Straßen patrouillieren verstärkte Polizeiposten; um allen Ruhestörungen vorzubeugen. zirksamt Berlin-Mitte scheinen einen autzerorventttHen Umfang auzunehmen und sich auch auf andere Bezirks ämter, Kreuzberg und Friedrichshain, zu erstrecken. Die ,^umme der veruntreuten Beträge konnte bisher noch nicht sestgestellt werden, es ist aber kaum zu bezweifeln, daß sie den Betrag von 325 000 Mark erreicht. Die Staatsan waltschaft hat hinter den beiden flüchtigen Haupttätern Steckbriefe erlassen. Starke Abstriche am Alarinertai. Für sparsame V c r w a l t u n g s k o st c u. Der HauslMtsausschutz des Reichstages verabschie dete den Etat der Reichsmarine, nachdem sr bei einzelnen Positionen starke Abstriche vorgenommen hatte. So wur den für den Allgemeinen Werst- und Arseualbetrieb 1,5 MMousn Mark gestrichen, die angeforderten Ausgaben für Beschaffung und Unterhaltung der Mnniüonsbeständs wurden nm 258 080 Mark gekürzt. Größere Kürzungen im Betrage von 100 060 bis 300 800 Mark mußten sich ebenfalls die Positionen für Unterhaltung der Bestünde des Sperr- und Sprengmaterials, des Torpedomaterials, der Wiederherstellung unbrauchbarer Gefchütze usw. ge fallen lassen. Für dis Herrichtung eines alten Panzer schiffes zum ferngelenkten Zielschiff wurde sogar 1 Million Mark weniger bewilligt. Im Ausschuß kam außerdem die Sterblichkeit in der Marine zur Sprache, wobei festgestellt wurde, daß im Jahre 1925 31 Marineangehörige eines unnatürlichen Todes gestorben sind. Über die S e l b st m o r d s ä l! e in der Marine will Reichswehrminister Gehler unter Voraussetzung tiefster Verschwiegenheit im parlamenta rischen Beirat Auskunft geben. Schließlich nahm der Ausschuß eine Entschließung an, in der die Reichsregierung ersucht wird, alsbald in eine Erwägung darüber einzutreten, wie die Beschaffung des gesamten Reichsbedarfs behufs Erzielung möglichst großer Ersparnisse zentral eingerichtet und die zu vergebenden Gegenstände tunlichst normalisiert werden können. Eine zweite Entschließung ersucht die Reichs regierung, die Verwaltungsabteiluug und Verwaltungs referate für Heer und Marine im Ministerium möglichst zusammenzulegen. „Märchen aus walisn Zeiieu". Die Beratungen über die Fürstenabfindung. Die Generaldebatte über die Anträge zur Fürstenabfindung wurde im Rechtsausschuß des Reichstages fortgesetzt. Sehr eingehend beschäftigte sich mit der ganzen Angelegenheit der Zentrumsabgeordnetc Dr. Bell, der die Ansicht vertritt, daß eine Lösung nur auf der mittleren Linie gesunden werden könnte. Leider fehlt es bei manchen Fürsten häusern an Verständnis für die Situation und das habe selbst in weit rechts stehenden Kreisen Befremden erregt. Würde der kommunistische Enteignungsantrag «»genommen werden, fo Würden die Kommunisten dies sicherlich als eine Etappe auf dem Wege einer restlosen Durchführung des kommunistischen Programms betrachten. Von den Sozlaldemokraten müßte man erwarten, daß Ne als Hüter der Weimarer Verfassung ihre Mitglied in den Völkerbundrat auszunehmen. Dieser Be schluß wird dann der Völkerbundversammlung vorgelegt werden, die ihn mit einfacher Mehrheit annimmt. Der zweite Ausschuß wird sich mit Budgetfragen be fassen, also mit der Erweiterung des Völkerbundsekre tariats, um die durch die Ausnahme Deutschlands nötig gewordenen neuen Stellen, sür die in erster Linie die Be setzung mit deutschen Persönlichkeiten in Betracht kommt. Da dieser Ausschuß erst tagen wird, wenn die Ausnahme Deutschlands vollzogen ist, wird Deutschland im zweiten Ausschuß vertreten sein, über die Personalfragen kann heute noch nichts gesagt werden, eine endgültige Rege lung liegt bisher noch nicht vor. Sir Eric Drummond hat Berlin am Mittwoch abend verlassen. SespreHung Wischen Hoesch Md Vrinnd. Der deutsche Botschafter Nou Hoesch hat eine Unter redung mit dem französischen Ministerpräsidenten gehabt. ES wurden dabei verschiedene zwischen Deutschland und Frankreich schwebende Fragen, u. a. auch das Problem der zukünftigen Zusammensetzung des Völkerbundrates, behandelt. Von einer Seite, die über die Vorgänge im Völker bund gut informiert ist, wird versichert, daß die in den letzten Tagen zwischen den Kabinetten behandelte Frage der Vermehrung der Rats sitze als erledigt betrachtet werden könne, da schon allein die angesehene Stellung Schwedens im Völkerbundrat ausreiche, um eine Behandlung dieser Frage in der Vollversammlung zu ver hindern, zumal auch England sich dem schwedischen Stand punkt stark angenähert hat. Skremhamngen i Srunrruolld-Stnsemann. Abreise des Generalsekretärs. - Der Generalsekretär des Völkerbundes, Sir Eric ! Drummond, hat seine Besprechungen in Berlin mit Außen- ! Minister Dr. Stresemann beendet. Bei diesen Vesprechurr- - gen wurde das Programm für die Aufnahme Deutsch lands in den Völkerbund festgelegt, das sich foloender- i maßen gestalten wird: Aufklärungen Mussolinis liege eine formelle Bedrohung Österreichs nicht vor. Gegen jene Auslassung Mussolinis Einspruch zu erheben, die das ganze deutsche Volk ohne Rücksicht auf die Sta-^Zugehörigkeit betreffe, könnte inan beruhigt dem Herr» Außenminister des Deutschen Reiches überlassen. Dr. Ramek teilte weiter mit, daß er demnächst nach Deutschland reisen werde, da Deutschland unter allen Nachbarstaaten der einzige sei, Sri dessen Regierung er noch keine Staatsvisite gemacht habt. R« SechaAmg in der AankfälscheraffSre Vor großen Kundgebungen in Ungarn. In der ungarischen Frankfälscherangelcgenhcit ist jetzt auch in Berlin eine Verhaftung erfolgt. Dort wurde der PhototechMer Rudolf Schultze sestgenom- mcn, der nach seiner Aussage im Jahre 1923 durch den Prinzen Windischgrätz veranlaßt wurde, nach Budapest zu kommen. Nach dcn ihm gegebenen Auskünften glaubte er, es handele sich um eine legale politische Aktion, Bei näherer Kenntnisnahme der Verhältnisse kamen ihm jedoch Zweifel, und er wurde, da er versuchte, wieder ans der Sache herauszukommen, wie ein Gefangener in Budapest gehalten. Wach wenigen Wochen Aufenthalts in Budapest entfloh er über die Grenze. Während seiner Anwesenheit in Budapest habe er sich nur an der ! Am 8. März wird die außerordentliche Völkerbund- Versammlung zusammentreten. Es werden bann wahr scheinlich sosort zwei Ausschüsse gebildet werden. Mehr sind in diesem Falle nicht nötig, während bei ordentlichen Versammlungen sechs Ausschüsse gebildet werden. Der erste der beiden Ausschüsse wird der A u s nahmea u s - schuß sei», der zweite der B u d g e t a u s s ch u tz. Der Aufnahmeausschuß wird dann sofort einer! Unterausschuß bilden, der in geheimer Verhandlung, zu der aber Deutsch land wahrscheinlich für die Auskuuftserteilung hinzuae- l zogen wird, das deutsche Aufnahmegesuch besprechen wird, z Der Unterausschuß wird seinen Bericht dem eigentlichen ' Aufnahmeausschuß abstattcn, dieser wird daun den Be- ! richt der Versammlung vorlegen. Danach wird die Ver sammlung die Aufnahme Deutschlands beschließen Es " handelt sich bisher nur um vte Aufnahme als Mitglied des Völkerbundes. Das Verfahren, zur Aufnahme als ständiges Ratsmitglied geht folgendermaßen vor sich: Der Völkerbundrat wird zu einer Sitzung zusammeu- treten und muß einstimmig beschlie ße n, der Ver- . sammluna vorzuschlagen, Deutschland als ständiges Rats- j