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MsdmfferTageblatt 21 für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. D« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekannttnachnngen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats z« Wilsdruff, Forftrentamts Tharandt, Finanzamt« Stoffe«. Anzeigenpreis: r>ic8gespalten«Raum,cile M D»!dpfeim!g, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Dekanntniachungea 4»«««»» Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im teztlichen Teile loo Doldpsennig. RcchweisungsgedLhr 20 Goldpsenntg. B»r» wÄm^chE^ögttch'kcn Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b^ackfichNgt?°Ä?e?,«^ annahme bis vorm. 10Uhr -- ' - — ' " Für die Richtigkeit k« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatranlpruch "lischt, wenn der Betrag dsrstz KiageeingezogenwerdenmußoderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entge««. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ift»» ,«tl»»rnffcr Tageblatt» erjcheint tSgüch nachm. ruh, für den .ade» Lag. Bezugspreis: Bei Abholung in »er «rschistspelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Postdeftellung > W». znzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern W'U'd'WS'L Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend SeLmgen entgegen. Im Zalle höherer ibcwalt, Krieg oder lonstig.r Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung d« Zeituu, »der Kürzung des Bezugspreise». - Rücksendung e>»,-sandle- Schriftstücke erfolgt nur, wenn Port- b-iliegt. Nr 16—85 Jahrgang. Tel,gr Adr: .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 19 Januar 1S26 rsooo Mann. Über das Ausland erhalten wir soeben Kenntnis da von, daß Deutschland bei der Botschafterkonferenz gegen den Beschluß der Entente protestiert hat, die Stärke der Besatzungstruppen in der zweiten und dritter Zone des Rheinlandes nicht unter 75 000 Mann herunter zusetzen. Ein derartiges Vorgehen Deutschlands war nach den Debatten im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages zu erwarten; war doch die Frage der Bcsatzungsstärke dort Gegenstand eingehendster Beratung gewesen. Be kanntlich war der deutschen Delegation in Locarno, aber auch später i» London eine Rückführung der Stärke der Besatzungstruppen auf jene Zahl zngesagt worden die der Stärke der deutschen Truppen in der Vorkriegszeit entsprach. Jetzt kommt man plötzlich damit, daß man überhaupt nur eine Herabsetzung de, Stärke versprochen habe, und man verweist darauf, daß in den drei Zonen 115 000 Mann Besatzungtruppen ge standen haben, was fast dreimal soviel war, als die deutsche Truppenstärke im Rheinland betrug. Die Herab- setzung auf 75 000 Mann bedeutet also tatsächlich keine Verminderung der Truppenstärke i» dem noch besetzt ver bleibenden Gebiet, wobei man auch gar keine Rücksicht darauf nimmt, daß von den früheren deutschen Truppen Privatquartiere überhaupt nicht in Anspruch genommen wurden, dies jedoch von den fremden Besatzungstruppen in großen, Ausmaße geschieht. Das alles ist im Auswärtigen Ausschuß mit jeder nur wünschenswerten Deutlichkeit gesagt worden, hat aber im Ausland nicht den geringsten Widerhall gefunden. Ein deutschnationaler Antrag, der dahin ging, den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund an die zugesagte Ver minderung der Besatzungstruppen zu knüpfen, wurde im Interesse einer Entschließung zurückgestellt, die von der Regierung ein energisches Vorgehen gegen diesen Bruch der Versprechungen von Locarno verlangte und im Hin blick auf ihre äußere Wirkung einstimmig angenommen wurde. Die Regierung hat nun dieser Entschließung durch ihren Schritt in Paris Ausdruck gegeben. Es fragt sich nur, ob dieser Schritt mehr Erfolg haben wird als ein anderer, der in Paris hinsichtlich der Ab kürzung der Besatzungsfristen und der Abänderung des Saarregimes getan worden ist und der völlig er gebnislos blieb: mau hat sich in Paris glatt geweigert, sich über diese beiden Fragen, die doch gleichfalls Rückwir kungen von Locarno darstellen, irgendwie einzulassen. Infolgedessen sind Stimmen laut geworden, die den Ein tritt Deutschlands in den Völkerbund auch an die Erfüllung dieser zweiten Bedingung oder zum mindesten ihrer Sicher stellung geknüpft wissen wollen, Stimmen, die in jenem obenerwähnten deutschnattonalen Antrag ihren Nieder schlag fanden. Derartige Absichten sind aber auch in den Parteien laut geworden, die grundsätzliche Frennde des Vertrages von Locarno sind. Es wird behauptet, daß auch der deutsche Außenminister Dr. Strese m a n n Be denken gegen einen die jetzige Entwicklung übersehenden Eintritt Deutschlands in den Völkerbund hege. Schwer wiegender wird die Weigerung Frankreichs nicht dadurch, daß sie gar keine grundsätzliche ist, sondern in dem Augen blick aufhören soll, in dem Deutschland mit gewissen finanziellen Zugeständnissen durch Flüssig machung der Eifenbahuobligationen einverstanden wäre. Es ist von geringem Interesse, wer an dieser die Er wartungen enttäuschenden Entwicklung schuld ist, ob wirklich der französische Ministerpräsident am Widerstand seiner Generale scheiterte. Die gesamte deutsche Öffentlich keit wird aber mit dem Schritt der Ncichsregiernng ein- verstanden sein. * Einspruch auch ln London. Der deutsche Botschafter iu Loudou, Dr. Sthamer, gab im Auftrage Dr. Stresemanns dem Unterstaatssekre- tär des Auswärtigen Amtes eine Erklärung der deutschen Regierung zu den Absichten der Alliierten hinsichtlich der Truppenstärke in den beiden verbleibenden Bcsetzungs- zonen im üihcinlande ab. Dabei protestierte Dr. Stha- nr e r energisch gegen die Entscheidung der Botschaster- konfereuz, derzufolge die alliierte Garnison 75 000 Mann (60 000 Franzosen, 8000 Engländer, 7000 Belgier) stark sein sollte, da diese Entscheidung mit dem Artikel 429 des Versailler Friedensvertrages nicht im Einklang stehe und noch weniger mit dem Geist des Loearnovertrages ver einbar sei. lleWpM-ent Md Mg-enWer Orden Die Verhandlungen mit Frankreich. In die Öffentlichkeit gelangte Mitteilungen über einen Empfang des Hochmeisters des Jungdcutschen Or dens, Marann, beim Reichspräsidenten entsprechen, wie gemeldet wird, nicht den Tatsachen. Maraun ist am 4. Januar vom Reichspräsidenten in Gegenwar! eines Beamten empfangen worden und hat dem Reichssuäsiden ten berichtet, daß er auf Anregung von französischer Seite Besprechungen gehabt hätte, die eine Besserung des Erschwerte Kabinettsbildung. Die Klippe des Zsnemlliniüeriunrs. Während es am Sonntag den Anschein hatte, als wenn alle Schwierigkeiten überwunden wären, legten sich dein mit der Kabinettsbildung beauftragten bisherigen Reichskanzler Dr. Luther Montag neue Hinderniffe in den Weg. Und diese Hindernisse gruppierten sich um den Mann, dem das Reichsinnenministerium anvertrant wer den sollte. In der Sonntag bekauntgewordenen ver mutlichen Ministerliste, auf die sich die Parteien ge einigt haben sollten, war der demokratische Führer K o ch als Reichsinnemninister genannt. Seine Kandidatur fand nun neuerdings lebhafte» Widerstand, der diesmal von der Bayeri schenBolkspartei ausging. Die Partei soll Herrn Koch auf das bestimmteste ablehucn und ge sonnen sein, die Verantwortung für ei« mit Koch als Jnncnmiuister gebildetes Kabinett nicht zu tragen, son dern in diesem Falle in die Opposition z» gehen. Der Vorsitzende der Fraktion der Bayerischen Volks partei, Abgeordneter Leicht, hat sich, nachdem die Ver handlungen bei Dr. Lnther vertagt waren, unverzüglich nach München begeben und dort mit den Führern der Bayerischen Volkspartei, vor allem mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Held, Fühlung genommen. Der Widerstand der Fraktion der Bayerischen Volkspartei gegen die vorläufigen Vereinbarungen scheint sich durch die Besprechungen in München verstärktzu haben. Entschlösse -er Saherischen Volkspartei. Im Reichstag trat Montag früh die Bayerische Volkspartei zusammen, um über die Situation zu beraten. Nach ein Uhr mittags waren die Verhandluuae« veenoer. Wie man vernunml, wurde folgender Beschluß gefaßt: Ersteus: Eine Kandidatur Koch als ReichSinnen- minister sei untragbar; zweitens sei die Besetzung des Postens des Reichsinnenministers durch eine» „Fach mann" notwendig. Dieser Beschluß soll bereits sowohl der demokratischen Ncichstagssraktion wie auch dem Zentrum zugestellt war- , den sei». Auch gegen den sächsischen Finanzminister' Reinhold, der das Reichsfinanzministerium über-^ nehme« soll, erhob sich Einspruch bei den Bayern. Die- Bedenken der Bayerische« Volkspartei gegen Koch sollen auf eiuer Deukschrift fußen, die Koch 1920 verfaßt hat und in der er sich gegen das Hcrvortreten des „föderalistischen" Standpunktes im Reiche wandte. Wie sich demgegenüber die Verhältnisse entwickel« würden, konnte Montag am späten Nachmittag noch nicht übersehen werden. Für den Abend hatten fast sämtliche beteiligten Parteien Fraktions-' sitzungen einberufen, ebenso fanden Besprechungen Dr. Lnthers mit den Führern statt. ' Hepps Ablehnung. Der Reichslagsabgeordnete Hepp, der Präsident »cs Rcichslandbundes ist und der Deutschen Volkspartei anachört, war in der vorläufigen Ministerliste zum Land wirtschafts- und Eruährungsminister vorgesehen. Hepp hat nun eine Erklärung an Dr. Luther gelangen lassen, in ver er sagt, in der obwaltenden Situation den Posten nicht übernehmen zu können. z Die volksparteiliche Fraktion hat ihrem Vorsitzenden, oem Avg. Dr. Scholz, auch iu Anbetracht der bayerischen ' Entschlüsse, volle Handlungsfreiheit bei den weiteren Er- iisipvlaliön d e u t I cy - s r a n z o f l 1 ch e u V e r y a l t tt 1 n es zum Ziele hätten. Der Reichspräsident hat Herrn Maraun kurz angehört und ihn bezüglich dieser Verhandlungen an die zuständigen Stellen, nämlich den Reichskanzler und den Außenminister, verwiesen. Von einer Zustimmung oder einem Einverständnis des Reichspräsidenten mit den entwickelten Gedanken ist keine Rede. Die Unterhaltung ist protokollarisch festgelegt worden. Zum Hochverratsverfahren gegen den Hochmeister des Jungdeutschen Ordens Dresden,18. Januar. Von der Leitung des Jungdeut- schen Ordens in Sachsen rviöd Ms zu dem Hochverratsverfahren gegen den Hochmeister des Iungdeutschen Ordens folgendes mit der Bitte nm Veröffentlichung milgeeilt: Zwei ehem-ÄM Ordensangehörige der Ballst Nidderhessen des Dungdoutschen Ordens, die Herren Dr. Fenge und Dr. Schaumlöffel, 'yatten in der Presse eine Erklärung veröffentlicht, wonach >die angebliche Austrittsbcmegung aus die Unterredung der OrdenSleÄiung mit iFycmzosen zurückzuWren fei. Durch phan tastische Gerüchte, die in die OeiffenMchkstt getragen wurden, sprach man von einem angeblichen Hochverrat der OrdenÄettung -und wurde weiter verbreitet, daß der Hochmeister einen Patt mit den Franzosen geschlossen -habe, nach welchem er mit ihrer Hilfe Diktator von Deutschland werden soll, und ebenso wurde gesagt, daß die Verhaftung Ides Hochmeisters unmittelbar bevorstünde. Der Hochmeister Artur Mahraun und der Ordens'kmzler be gaben sich zur Klärung sofort nach Kassel, wo sie feststellen muß ten, daß auf Grund vorerwähnter Zeitungserklärungen die Be hörden sich zum Einschretten veranlaßt sahen. Die Staatsan waltschaft sah also einen Fall des Hochverrates als vorliegend - an. Die Herren >Fenge urU> Schaumlöffel sollen dieserhalb schon vernommen worden sein, offenbar -ist auf Grund dieser Aussagen der Verdacht, daß Hochverrat vvrlicge, nicht gefallen, so daß zwecks Wetterführung des Verfahrens die Men dem Oberreichs- anwalt eingesandt wollden find. Ausgaben deutscher Politik. Eine Rede Stresemanns. In München hielt Reichsaußenminister Dr. Strese mann bei einer Reichsgründungsfeier der Deutschen Vvlks- partei eine Rede, in der er anssührte, die Aufgabe der Gegen wart sei, in Deutschland das Instrument von Staat und Volk in der Einheit zu erhallen, um es für die Erreichung einer besseren deutschen Zukunft einsetzen zu können. Dazu gehöre eine einheitliche nationale Politik. Wer die nationale Einheit wolle, dürfe nicht zwei Deutschland formen, von denen das eine dem anderen das nationale Empfinden abspreche. Jeder Mensch habe in sich vas Vl.utsgefühl für seine Heimat, sein Land und Volk, aber der Gott, der dieses Gefühl allen Menschen gegeben Habe, habe keiner Schicht und keiner Partei in Deutsch land das Privileg verliehen, es für sich allein in Anspruch zu nehme und es.anderen Volksgenossen abzusprechen. In seinen weiteren Ausführungen gab Reichsaußenminister Dr. Strese mann eine Darlegung der Grundgedanken, die zum Dawes-Abkommen und Locarnopakt dann weiter, wer heute die Ar beitslosigkeit, das Elend und die Kreditnot aus das Dawes- Gutachten zuruckführe, fälsche bewußt oder unbewußt die ge schichtliche Entwicklung. Wenn die frühere Willkür der von Deutschland erzwungenen Reparationen ansrcchterhalien wor den wäre, hätten wir wahrscheinlich diesen Wiuier überhaupt uichi überstände». Ohne das Dawes-Abkommen wäre die deutsche Wührnng nicht zu hallen gewesen. Weder das Dawes-Abkommen noch Lo carno seien endgültige Lösungen für alle Zeiten, aber sie seien wichtige Etappen auf dem Wege zu einem Frieden, unter dem allein wir ebenso wie andere Völler vorwärlskommen können. Ob Locarno für die weitere Entwicklung des Verhältnisses Deutschlands zu anderen Staaten die Vorteile bringe, die davon erwartet werden, könne in dieser Stunde von nie mand gesagt werden. Töricht sei es jedenfalls, sechs Woche» »ach der Unterzeichnung eines Vertrages, der noch gar nicht in Kraft getreten sei, sondern erst nach dem Eintreten Deutschlands in den Völkerbund rechtsgültig werde, ein abschließendes Urteil über seine Aus- Wirkungen fällen zu wollen. Die Räumung der nördliche» Nheinlandzone solle man nicht nur vom Standvunki der da durch geschaffenen Erleichterungen für diesen Teil des be setzten Gebietes, sondern vom geschichtlichen Gesichtspunkt der^ damit erfolgenden Erschütterung und Wendung der einst von Foch und Clemenceau betriebenen Rheinlandpolitik würdigen. Wir werden, so schloß Dr. Stresemann, weitrrkämpfen müssen. Tag für Tag, Schritt für Schritt. Aber ein Recht, diese Politik zu kritisieren, hat nur, wer andere Wege zu weise» vermag. Wer das nicht kann, aber jede Aktivität lähmt, würde unsere! Außenpolitik zu jener passiven Planlosigkeit verurteilen, diej Bismarck mit Recht als untragbar für ein Laud in Deutsch lands Lage schon zu Zeiten erklärt Hai, da diese Lage eine bessere gewesen ist als die, in der wir leben. MWnfchrZugen-erziehMg mAwnkreV Die Militärdicnstzcit in der Tschechoslowakei. In Anwesenheit des Präsidenten der Französische» Republik und des Kriegen:Wisters Painlc-Vä hat der Ver band der Gesellschaften zur körperlichen Ertüchtigung Und Vorbereitung für den Militärdienst eine öffentliche Versammlung abgehalten, an der eine Anzahl Minister, Marschälle und eine Reihe ausländischer Mili- tärattachös tcilnahmeu. Kricgsmiuifter Painlev 6 hielt eine Rede, in der er erklärte, es sei notwendig, die Bürger auf ihre Pflicht, die sie der Gesamtheit schuldig seien, vorznbereiten. Trotz der friedlichen Epoche müsse man bedenken, daß entgegen den Gefühlen, die in Frank reich herrschten, bei anderen Völkern unheilvolle 5k rüste am Werke seien. Daher müsse Frankreich wachen, um niemand in dem Glauben zu lassen, daß es im Begriffe sei, sich selbst aufzugeben. Die tschechische Negierung beabsichtigt, mit dem Gesetz entwurf über die militärische Erziehung der Jugend eine Militärgesetz Novelle einzubringen, wonach die gegenwärtige achtzehnmonatige aktive Dienstzeit,, welche in diesem Jahre auf 14 Monate herabgesetzt wer-: den sollte, noch für ein bis zwei Jahre beibehalicn wer. den soll.