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Wrlsdruffer Tageblatt 2 Blatt Nr. 39 — Montag 13. Februar 1926 Sinnspruch. Wer keinen Freund hat. Wich bald des Lebens satt. Joseph VMor von GcheW. Zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages am 16. Februar. Joseph Viktor von Scheffel, der Dichter des „Trom peter von Säckingcn", des „Ekkehard" und der Eandcamns- ^der", gehört zu den wenigen Deutsche'., Dichtern, die noch Jahrzehnte nach ihrem Tode sich in der Gunst des Volkes ,o fest behauptet haben, das; immer neue, immer weitere Kreise das Bedürfnis fühlen, sich mit ihrer dichterischen Peinlichkeit zu beschäftigen. Müßig ist dabei die Frage, ob scheffel wirklich einer von den Großen unseres Schrift tums gewesen ist; sicher ist, das; er auf seinen zwei Haupt- gebieten, der dichterischen Reubelebung deutscher Ver gangenheit und dem übermütig-heiteren, geselligen Liede, ein trefflicher Dichter war. Viele haben von seinem Ruhm gezehrt, ihr dichterisches Lichllein — um ein billiges, aber zutreffendes Wort zu sagen — „unter den Scheffel gestellt". Julius Wolff, Rudolf Baumbach und andere haben in gereimten Verserzählungen und in mittelalterlich aufge machten Liedern — Paul Heyse nannte das „Butzen scheibenlyrik" — den Trompeter-Dichter nachgcahmt, und nach dem „Ekkehard", diesem farbenfrohen Lebensgemälde längstverschwundencr Zeiten, war eine ganze Flut histo rischer Romane über uns hereingcbrochen: Georg Ebers, der ägyptische Romane schrieb, Ernst Eckstein mit seinen . Nömerromanen, Felix Dahn mit dem vielgelesenen „Kampf um Nom", ja selbst Gustav Freytag mit seinen „Almen" — alle sind sie mehr oder minder von Scheffel beeinflußt worden. ° " Der Ruhm Scheffels wurde durch den 1853 erschie nenen „Trompeter" — er dürfte in mehr als 500 000 Exemplaren verbreitet sein — begründet. Ein so hin schmelzendes Lied wie „Das ist im Leben häßlich ein gerichtet" mit dem rührenden Kehrreim „Behüt' dich Gott, es wär' zu schön gewesen" wird, so abgeleiert es mit der Neßlerschen Schmachtmelodie auch scheinen mag, sicher noch aus viele Jahre hinaus alle verliebten Gemüter bezaubern. Aber im „Trompeter" steht auch eines der köstlichsten aller Studentenlieder, das „Alt Heidelberg, du feine", und stehen noch andere hübsche Sänge, die frohe Jugend be- r geistern und auch dem geruhsamen Alter gefallen können. ; Und wenn von dem Liederdichter Scheffel die Rede ist, mns; selbstverständlich auch des bierfeuchten und weinfröhlichen Gaudeamus" gedacht werden, wo man so tiefsinnige naturwissenschaftliche Lieder findet wie das Lied vom Ichthyosaurus, vom Mcgatherium, vom Guano, vom Asphalt usw., wo uns „der schwarze Walfisch von As- kalon" erfreut und der schreckliche „Enderle von Ketsch", und wo in drolligen Knüttelversen „Die Schlacht im Teu toburger Walde" (Als die Römer frech geworden) aus- gefochten wird. Von Scheffels anderen Gedichtbüchern, Len „Bergpsalmen", der „Waldeinsamkeit" und der „Frau Aventiure" ist nur wenig ins Volk gedrungen und von steinen späteren Prosaerzählungen, „Hugideo" und „Juni- Perus", hat keine mehr die Verbreitung, geschweige denn die literarische Bedeutung des „Ekkehard" erreicht. Das persönliche Leben Scheffels, der in Karlsrlche in Baden geboren war, verlief nicht besonders glücklich. Er hatte ohne besondere Neigung Jus studiert, wollte, wie Gottfried Keller, Maler werden und wurde nach bänglichem Schwanken der Dichter, den wir kennen. Eine unglückliche, bis in die Tage des Alters fortdauernde Liebe zu seiner Base und eine — wohl durch seine eigene Schuld — noch unglücklichere Ehe verbitterten ihm das Leben und schwere Krankheit tat dann den Nest, um es ihm unleidlich zu machen. Kurz nach Vollendung seines 60. Lebensjahres ist er am 9. April 1886 in seiner Vater stadt Karlsruhe gestorben, wenige Wochen vor Beginn der Jubelfeier der Heidelberger Universität, die ihm an läßlich ihres fünfhundcrtjährigen Bestehens, als ihrem Sänger, ganz besondere Ehrungen zugedacht hatte. S. Eröffnung des Deutschen Scheffel-Museums in Karlsruhe. Anläßlich des 100. Geburtstages des Dichters Viktor v. Scheffel am 16. Februar wnrde im Pavillon des ehe maligen Schlosses in Karlsr u y e in Anwesenheit des Staatspräsidenten Trunk, des Unterrichtsministers Rem- mele und des Oberbürgermeisters von Karlsruhe und der Familie v. Scheffel sowie zahlreichen Literaturfreunden das Deutsche Scheffel-Museum feierlichst eröffnet. Der Unterrichtsminister sicherte namens der badischen Regie rung eine bereitwillige Fürsorge für das Museum zu. RsgelM der muZMsn SauMGem. F r i e d e n s m i e t e^ a l s Grundlage. Der Haupiausschnß des Preußischen Landtages be endete die erste Lesung des Hauszinssteuergesetzes. Von Bedeutnng ist, daß die Friedensmiete zur Steuergrundlage bestimmt und der Wert des Grundvermögens als Steuer grundlage abgelehnt wurde. Die Zuteilung von 8 an die bisherigen Fürsorgeverbände zur Unterstützung von Bedürftigen wurde gestrichen, da die Mehrheit'des Aus schusses der Auffassung, wonach das bisherige Ermäßi- gungsverfahren besser gewesen und deshalb beizubehalten sei, zustimmte. Die Hälfte des Steueraufkommens soll für Reubauzwecke und die andere Hälfte für den Finanzbedarf Verwendung finden. Von dem Aufkommen an Finanz bedarf sollen die Gemeinden sieben Vierzigstel und der Staat dreizehn Vierzigstel erhalten, von dem Aufkommen für Neubauzwecke das Wohlfahrtsministerium sechs Vier zigstel, Staat und Landkreise vierzehn Vierzigstel. Eine Befristung des Gesetzes wurde abgelehnt. f pslitifchr KuMchsu j Abschluß der Veraustaltunge« beim Reichs präsidenten von Hindenbnrg. Das große Festessen, das in diesen Tagen beim Reichs präsidenten zu Ehren der Reichsregierung, des Reichsrats und des Reichstagspräsidinms abgehalten wurde, bildete den Abschluß der gesellschaftlichen Veranstaltungen dieses Winters im Hause des Reichspräsidenten. Ebenso war der übliche Tee-Empfang am vergangenen Mittwoch nach mittag der letzte in der Reihe dieser Winterempfänge. Für den Monat März ist lediglich noch ein parlamentari- fcherBierabend angesetzt. Andere Festlichkeiten dieser Art sind für diesen Winter nicht mehr in Aussicht ge nommen. Die Entschädigung der Ausländsdeutschen. Der Bund der Ausländsdeutschen weist darauf Hw, daß die vielfach vertretene Meinung, es sei zur Entschädi gung der kriegsgeschädigteil, verdrängten Auslands-, Kolo nial- und Grenzdeutschen ciu Betrag von etwa 900 Mil lionen Goldmark in den ordentlichen Haushaltsplan sür 1936 eingestellt worden, unrichtig sei. Nach dem Bericht des Neichsfinanzministers belaufen sich vielmehr sämt liche in dem sogenannten Vor- und Nachentschädigungs verfahren ausgefchütieten Entschädigungen ein schließlich der im Marz 1925 für das sogenannte Wieder- nufbandarlLhens- und Nachentschädigungsverfahren be willigten 270 Millionen Goldmark und einschließlich weite rer je 50 Millionen Goldmark, sie nachträglich in den Haushaltsplan für 1925 nnd für 1926 eingestellt worden sind, auf etwa 900 Millionen Goldmark. In welcher Höhe die zur Abwicklung des laufenden Wiederaufbaudar lehens- und Nachentschädigungsverfahrens weiter not wendigen Mittel noch bereitgestellt werden, hängt in erster Linie von den Entschließungen des 22. Ausschusses des Reichstags ab, der sich zurzeit mit dieser Frage be schäftigt. Aus Zn» und Ausland Paris. Der Friedensunterhändler Abd-cl-Krims, der englische Hauptmann Cunning, ist erneut in Paris einge troffen. Belgrad. Wie die Blätter aus Sofia melden, soll dort eine Verschwörung ausgedcckt worden sein, die gegen den König und eine Reihe hochgestellter Politiker gerichtet war. Zahlreiche Bauernbündler wurden verhaftet. Angora. Die Anatolischc Telegraphenagentur dementiert die Meldung, das; Präsident Mustafa Kemal Pascha nach Lon don reisen werde. Eine solche Reise sei nie erwogen worden. Washington. Im Repräsentantenhaus brachte der Abge ordnete Schäfer (Wisconsin) eine Gesetzesvorlage ein, in der die Einsetzung einer Untcrsuchungskommission zur Prüfung der Unregelmäßigkeiten bei der Verwaltung des deutschen Eigentums und besonders der angeblichen Mitschuld des ehemaligen Justizministers Daugherty bei der Verschleuderung beschlagnahmter Werte verlangt wird. ? Neurs aus sUrr Welt j Der Königsstuhl wird verlegt. Der Königsftuhl zu Rhense, der neben den Gebäuden des Rhenser Mineral brunnens steht, soll abgebrochen und auf einer Anhöhe jen seits des Bahnkörpers neu errichtet werden. Durch die geplanten Erweiterungsbauten des Mineralbrunnens würde das ehrwürdige Denkmal einer vergangenen Zeit fast vollständig unsichtbar werden, so daß sich der preußische Fiskus, als Eigentümer des Königsstnhls, mit seiner Ver legung einverstanden erklärt hat. Zwölf Spione in Cleve verhaftet. In den letzten Tagen sind in Cleve zwölf Personen wegen des Verdachts, mit fremden Agenten Verbindungen angeknüpft zn haben, festgenommen worden. Zehn von diesen Personen wurden in Haft behalten, zwei wurden ans der Haft entlassen. Weitere Verhaftungen sollen bevorstehcn. Geständnis eines Mörders. Der 25jährige Gärtner Friedrich Mach, der vor einiger Zeit den Direktor der Fürsorgeanstalt in Fellingen in Baden durch einen Dolw stoß schwer verletzt hatte, gestand, daß er in der Nacht na<b dem Attentat in Eppingen ein 16jätzriges Mädchen namens Frieda Hecker ermordet habe. Liebesdrama in einer Münchener Pension. In einer Pension in Münch e n brachte ein 51 Jahre alter Kauf mann seiner 23 jährigen Geliebten nach einer kurzen Aus einandersetzung drei Schüsse bei, durch die das Mädchen schwer verletzt wurde. Er erschoß sich dann selbst. Der Grund zu der Tat soll darin zu suchen fein, daß die Eltern des Mädchens das Verhältnis mit dem Kaufmann nicht duldeten. Betrügerische Bankbeamte. Die Staatsanwaltschaft in Bremerhaven hat in der Filiale einer großen Berliner Bank drei Verhaftungen vorgenommen, da gegen die leitenden Angestellten der Bank mehrere Anzeigen wegen Betruges eingegangen sind. , Wackere Tat einer deutschen Fischdampfcrbesahung. Im Schneetreiben geriet der norwegische Dampfer „Hor nelen" auf Gruud. Passagiere und Besatzung, im ganzen 32 Personen, sind unter den größten Schwierig leiten von den; deutschen Fischdampfer „Alteland" gerettet und in Bergen gelandet worden. Verhaftung eines Spiones Mussolinis. Die fran zösische Polizei hat dieser Tage auf dem Bahnhof in Nizza einen italienischen Staatsangehörigen namens Porziv wegen Diebstahls verhaftet. Porzio war im Besitze eines vom italienischen Konsulat in Nizza ausgestellten Passes. Es wurden bei ihm Dokumente gesunden, die einen voll ständigen Plan zur Überwachung italienischer Anti faschisten im Auslande enthielten. Der vom Konsulat in Nizza ausgestellte Paß lautete, wie festgestellt wnrde, ans einen falschen Namen. Die Hebung eines weiteren in Scapaflow versenkten deutschen Zerstörers. Die mit der Hebung der in Seapa- flow versenkten deutschen Flotte beauftragte Firma hat einen weiteren Zerstörer gehoben. Tas ungefähr 1300 Tonnen große Schiff ist der 21. Zerstörer, der bis jetzt gehoben wurde. Tödlicher Fliegerunfall in England. Ein Flugzeug versuchte im Nebel, in der Nähe von Salisbury eine Not landung vorzunehmen. Das Flugzeug ging jedoch in Trümmer, wobei der Flugzeugführer getötet wurde. Ein nächtliches Gespenst. In Budatin in der Tscheche slowakei beging die Gattin eines Lehrers Selbstmord. Sie lief in der Nacht im Hemde zum Waagfluß uud stürzte sich in dessen Fluten. Die Passanten wagten nicht,, sie aufzu halten, weil sie sie für ein Gespenst hielten. Mißhandlung des Bürgermeisters von Kalisch. Bei Arbeitslosenausschreitungen in Kalisch wurde der Bürgermeister bis zur Besinnungslosigkeit geschlagen, der Magistrat ansgeplündert und eine Kaserne der berittenen Polizei demoliert. Etwa 30 Personen wurden schwer ver letzt. Der Stadtrat von Kalisch ist seines Amtes enthoben worden, weil er nicht scharf genug gegen die Demonstranten vorgegangen ist. Die Polizei wurde von der Menge durw die Stadt verfolgt. Ein neuer Ozeanflug. Aus NiodeJaneiro wird gemeldet, daß ein Offizier des brasilianischen Lnftfahri wesens, Hauptmann Rodriguez, die brasilianische Regie rung nm die Erlaubnis ersucht hat, mnen Flug über den Atlantischen Ozean nach Portugal, Spanien und Frank reich zu unteruehmeu. Dämon -es Lebens. Kriminalerzählung von A. Ostland. 3b) (Nachdruck verboten.) „Sehl Geh!" sagte sie. „Du bist krank; was du sagst, das gibt dir das Fieber ein! Ich will antworten — für dich «rumorten! Folge mir, Otto! Ich bin schuld! An allem nur ich! Sonst niemand! Hören Sie, Herr Doktor Hesselbach! Ich — nur ich!" Hesselbach trat aus dis beiden zu. „Haben Sie alles gehört, mas hier gesprochen wurde, Herr Hauptmann?« fragte er. Willstadt schüttelte den Kopf. „Nicht alles, sagte er, nach Worten suchend. „Aber genug. Denn genügt es, daß ein anderer unter jchwerem Verdacht Iteht meinetwegen. Das darf nicht sein. I-h bm --in Schuldiger Immer hat es mir an Mut gefehlt, das zu sagen, Edith, immer. Feig bin ich gewesen und schwach. Heute aber, heute . . " Willstadt lehnte sich schwer auf das Mädchen, welches neben ihm stand. Ueber Liiian sah er hinweg. Sie aber , hatte Ediths Hand gefaßt. I „Ich bin schuld, nur ich", sagte sie noch einmal laut. i Ramin trat heran. . i „Herr Hauptmann," sagte er, „Sie wissen, wie ich Sie gestern fand. Dieses Papier hier entfiel Ihnen. Ich gebe es hiermit in die Hände desjenigen zurück, der es be- , saß. Die Erklärung geben Sie uns wohl! Ich aber möchte Ihnen jetzt nur eins sagen: was immer ge- i schehen ist, Edith gehört zu mir, wenn Sie nur chr be schick anvertrauen wollen. Denn ich liebe Ihre pochier, Herr Hauptmann, und ich werde sie immer lieben. Er batte warm, fast feierlich gesprochen. Hesselbach räusperte sich. Gott, dieser junge Mann war mehr ais un vorsichtig. Willstadt sah wie grübelnd vor sich hin. Er war in einen der liefen Lehnsessel gesunken; schwer lag jein Lrauer Kopf an dem dunkleren Bezug. „Liebe'.?" sagte er, wie aus tiefen Gedanken heraus. ! „Ueberall Liebe! Und das Ende?« Er lachte kurz auf. „Wir haben uns auch dereinst so geliebt, Liiian, ich und - du. Es ist lange her. Sehr lange. Du hast es wahrjchein- lich schon längst vergessen . . ." „Nein," sagte Lilian, „ich habe es nicht vergessen. Ich habe es nie vergessen können! Trotz alter Schuld, trotz j allem . . . Und heute, heute hätte ich altes getan, um dich i zu entlasten . . Er hab wie abwehrend die Hand. „Laß, laß," sagte er müde, „ick weiß ja: jetzt ist ! alles aus! All mein Widerstand gegen dich, alles . . . Wir sind nun gleich wert, Lilian, du und ich. Eine ! solche Minute bindet." Er verstummte jäh, ein Schauer schüttelte ihn Hesselbach drängte nicht. Er verstand die große Kunst zu warten. Endlich hob Willstadt den Kopf. „Lilian," sagte er, „gehe, gehe! Ich kann nicht sprechen, wenn du da bist." „Was kannst du nicht sprechen?" rief die Frau leidenschaftlich, „warum nicht? Dann will ich es Ihnen sagen, Herr Doktor, alles . . . alles. Und daß ich die Wahrheit spreche, das schwöre ich! Warum willst du es nicht sagen, Otto," fuhr sie noch leidenschaftlicher fort, „daß wir uns einst liebten, so heiß, so Ließ wie nur je zwei Menschen? Ist das Sünde? Als ich dein Weib ward, da war ich glücklich. Und, glaube mir, ich habe doch immer an jene Zeit zurückdenken müssen, auch später noch, als ich längst Ramins Frau war!" „Sie waren es wirklich?" rief Herbert erregt. Sie sah ihn fest an. „Ja. Aber das war später. Erst hieß ich Lilian Milstead und war nichts als eine selige, glückliche Frau. Aber dann kam das Leben, welches ich bis dahin gar nicht gekannt hatte. Im Hause meines Onkels war alles von großem Zuschnitt. Dort bin ich groß geworden. Und ich war so jung, war schön, heißblütig. Ich habe das Leben und seine Gaben abgöttisch geUelü. Und ich liebte die schönen Kleider, blitzende Steine, den Luxus der seine!! Weit . . .« „Das war deine Liebe", sagte der alte Mann mit zitternder Stimme. . Sie aber fuhr rascher, ungestümer fort: „Und bei dir war nur das Unglück, Otto ! Alles miß lang dir! Du hattest keine glückliche Hand! Und auch gar kein Verständnis für meine brennende Sehnsucht." „Nein", sagte er hart. „Laß mich reden!" rief sie. „Nur dieses eine Mal laß mich reden! Was weißt du davon, wie tief un glücklich ich damals mar in diesen elenden Verhältnissen! Wie hart mir das Leben schien! Da kam Ramin. Er war dein bester Freund — lächle nicht so spöttisch, Otto! — er war.cs wirtlich. Denn er hing an dir trotz allem. Aber du warst verbittert durch das viele Mißgeschick, mürrisch, ernst. Er aber war sroh, heiter, ein schöner Mann. Und — er hatte Geld. Ich habe ihm gut gefallen — Gott, ich gefiel ja allen — und da kam er immer öfter. Ich tat ihm leid. Da brachte er mir Geschenke, Schmuck, schöne Kleider, Spitzen, kurz, was eine Frau wie ich braucht, um glücklich zu sein. Alles hat er mir gegeben. Und ich — ich —" Sie brach ab und sah starr vor sich hin. „Ich Habs ihn nicht geliebt," fuhr sie dann leiser fort, „bei Gott nicht! Aber das Gold — das lockte und reizte und schlug mich in Fesseln. Und du liehest mich auch so viel allein — und immer härter war das Leben. Und mein Blut, das immer so Heitz war, so wild — und auch du selbst, Otto, der du immer weiter weg gingest von mir. Da kam Namin. Er war gut zu mir, herzlich» mehr nicht. Aber mich ritz es hin. Ich mutzte reden, endlich reden. Da sagte ich ihm alles, was mir durch den Kopf zog, unklar und dennoch so greifbar deutlich, fagte ihm, daß ich nicht mehr weiter leben könne und wolle, daß du daß du. mich vernachlässigst — o Gott — was sagt man nicht alles in solchen Minuten! Ich bin doch keine von euren kühlen deutschen Frauen. Wir da drüben, wir sind ganz anders geartet. Das hast du auch nie begreifen wollen.«, (Fortsetzung folgt.)